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Provinzbibliothek der Lazaristen

Adresse. Mariengasse 24, 8020 Graz [Karte]
Telefon. (0316) 91 42 57-23

Unterhaltsträger. Provinz der Lazaristen
Funktionen. Studienbibliothek zur hausinternen Verwendung; historische Bibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und Geschichte. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nur nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die österreichische Lazaristenprovinz wurde 1853 in Graz gegründet. Zunächst bestand die Aufgabe der Gemeinschaft in der pastoralen Betreuung der Barmherzigen Schwestern. Sonst trat das Wirken des Ordens in den ersten zehn Jahren nicht sonderlich an die Öffentlichkeit. Es folgten weitere Niederlassungen in Wiener-Neudorf (1854) und in Wien-Kaiserstraße (1857). Die Kirche in Graz konnte 1858 fertiggestellt werden. Die wichtigste Aufgabe der Kommunitäten lag in der Ausübung der Pastoral, vor allem für soziale Randgruppen, bzw. in der außerordentlichen Seelsorge. Daneben betreuten einzelne Ordensangehörige auch Pfarren.

1.2 In den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jhs gründeten die Lazaristen Niederlassungen in Wien-Währing, Salzburg Stadt und Schwarzach im Pongau, 1891 ein Haus in Istanbul mit Schulen und internationalem Internat. In Wien führte der Orden ein Knabenseminar mit Internat. Bis 1919 bestand auch in Graz eine eigene Hauslehranstalt. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die Auflösung der Monarchie beeinträchtigten das Wirkungsfeld der Lazaristen stark, da von Graz aus auch in den südlichen Nachbarländern pastoral gearbeitet und sogenannte Missionen gehalten wurden. Durch den Krieg verlor der Orden eine Reihe von Mitgliedern und konnte sich in personeller Hinsicht bis heute kaum konsolidieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg - die Niederlassungen der Lazaristen waren durch das nationalsozialistische Regime stark eingeschränkt oder überhaupt aufgelöst worden - eröffneten die Lazaristen in Graz 1949 ein Knabenseminar.

1.3 Eine eigene Bibliotheksgeschichte ist heute nicht mehr zu eruieren. Die pastoralen Tätigkeiten bzw. die Einrichtung der Hauslehranstalt schlugen sich jedoch in der Zusammensetzung des historischen Buchbestandes - vor allem des 19. Jhs - nieder. Die Provenienz der Inkunabeln sowie der Titel des 16. bis 18. Jhs ließ sich nicht vollständig klären. Zum Teil kamen die Werke aus den Konventsbibliotheken der Wiener Niederlassungen nach Graz. Wahrscheinlich handelt es sich um Schenkungen oder Nachlässe. Mit der Katalogisierung wurde begonnen, der Großteil der vor 1900 erschienenen Werke ist noch unbearbeitet. Die Literatur des 19. Jhs ist systematisch aufgestellt und unter den Werken des 20. Jhs eingereiht, die Bücher des 16. bis 18. Jhs sind samt den Inkunabeln in einem eigenen Raum untergebracht.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Von den insgesamt rund 7500 Bdn gehören 3400 zum historischen Buchgut: 28 Inkunabeln, 9 Frühdrucke, weitere 60 Bde aus dem 16. Jh, 300 aus dem 17. Jh, 1000 aus dem 18. Jh und 2000 aus dem 19. Jh. Mehr als drei Viertel des Bestandes sind deutschsprachig (2600 Bde), 20 Prozent lateinisch, der Rest ist in Französisch, Italienisch und anderen Sprachen verfaßt. Die Zahlen wurden am Regal erhoben und gerundet.

2.2 Die Sammlung enthält 450 Biblica, 275 Bde zur Patristik sowie 150 zur Dogmatik und Apologetik (davon 70 Bde an Werken Thomas von Aquins). Es finden sich darunter auch Kuriosa, wie Jean Bodins De magorum daemonomania libri IV (Basel 1581). Zur Moraltheologie sind 80 Bde vorhanden, je 20 zur Katechetik und Pastoraltheologie. Die Homiletik ist mit 940 Bdn vertreten, vor allem mit Werken des 18. und 19. Jhs, aber auch mit einigen früheren Drucken, z. B. Martin Eisengreins Unser lieben Frawen Liechtmeßtag Das ist: Acht Catholische Predigen (Ingolstadt 1577). Darüber hinaus gibt es 100 Liturgica, 80 Bde zum Kirchenrecht, 400 Ascetica, 180 Bde zur Kirchengeschichte sowie 120 zur Hagiographie (als ältestes Exemplar Laurentius Surius' Bewerte Historien der Lieben Heiligen Gottes, München 1574-1580). 210 Vincentiana bilden eine eigene Sektion für Literatur, die mit der Geschichte und der Spiritualität des Ordens in Zusammenhang steht.

2.3 110 Bde beziehen sich auf die Profanhistorie. Neben 30 Altphilologica besitzt die Bibliothek 30 Sprachlexika, darunter als Rarum Augustinus Antonius Georgius' Alphabetum Tibetanum (Rom 1762). 30 Bde widmen sich der Philosophie und Religionswissenschaft (z. B. das Lexicon Talmudicum et Rabbinicum, Basel 1639), 80 der Pädagogik. Lediglich 10 Bde betreffen die Naturwissenschaften und Ökonomie (z. B. Vom Bergkwerck XII Bücher darin alle Empter Instrument Gezeuge unnd alles zu disem handel gehörig mitt schönen figuren vorbildet und klärlich beschriben seindt, Basel: Hieronymus Froben 1557). Auch eine Ausgabe von Athanasius Kirchers Musurgia universalis sive Ars magna consoni et dissoni (Rom 1650) ist vorhanden. 15 Zeitschriftentitel weisen Jahrgänge auf, die ins 19. Jh zurückreichen. Ein Rest von rund 100 Bdn des 17. und 18. Jhs ist noch unbearbeitet und in Kisten verpackt.

Sondersammlung

2.4 Inkunabeln und Frühdrucke. Von den 28 Inkunabeln stammen 12 aus Venedig, 6 tragen keinen Erscheinungsvermerk. Die restlichen weisen 10 weitere Erscheinungsorte auf. 26 Inkunabeln sind lateinisch, zwei in italienischer Sprache verfaßt. Nach Fachgebieten aufgeschlüsselt besitzt die Bibliothek 14 Altphilologica, darunter mehrere Cicero-Ausgaben (z. B. Litterae et opuscula, Venedig: Johannes Bapt. de Tortis 1482, und die von Lorenzo Valla kommentierte Edition des Libellus de universitate, Venedig: Antonius von Cremona 1485). Die übrigen 14 Titel verteilen sich auf die Fächer Dogmatik (1), Moraltheologie (2), Patristik (1), Liturgik (1), Aszetik (1), Homiletik (3), Kirchenrecht (1), Profan- (2) und Kirchengeschichte (1) sowie Astronomie (1). Zu erwähnen sind Albert von Paduas Expositio Euangeliorum dominicalium totius anni (Venedig: Adam von Rottweil und Andreas von Corona 1476) als eine der älteren Inkunabeln, ferner die italienische Übersetzung von Flavius Josephus' De bello judaico (italienisch) (Florenz: Bartholomeo P. 1493) und Johannes Regiomontanus' Magne Compositionis Astronomicon Epitoma (Venedig: Stephan Roemer 1496).

3. KATALOGE

Autorenkatalog

[z. T. mschr., z. T. hschr. Zettelkatalog, umfaßt nahezu ausschließlich den neueren Bestand des 20. Jhs]

100 Jahre St. Vinzenz in Österreich. Zur Hundertjahrfeier der österreichischen Lazaristenprovinz 1853-1953. Hrsg. von den Missionspriestern (Lazaristen) in Österreich. Graz 1953 [zur Bibliothek S. 16-27]

Stand: Jänner 1995

Christoph Steiner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.