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Lehrerbibliothek des Ubbo-Emmius-Gymnasiums

Adresse. Ubbo-Emmius-Straße 6-8, 26789 Leer [Karte]
Telefon. (0491) 6 27 09

Unterhaltsträger. Landkreis Leer
Funktion. . Schul- und Lehrerbibliothek.
Sammelgebiete. Alle schulrelevanten Fächer. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek.

Benutzung nach Absprache mit der Schulleitung. Öffnung nur während der Schulzeiten. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Haus (Kopieren nur in beschränktem Maße möglich).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Busverbindung ab Bahnhof (Linie 2) bis Haltestelle Ubbo-Emmius-Gymnasium. A 28 (Oldenburg-Leer), Ausfahrt Leer-Ost oder Leer-Nord; A 31 (Ruhrgebiet-Emden), Ausfahr Leer-West. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Ubbo-Emmius-Gymnasium wurde im Jahre 1584 als reformierte Lateinschule durch den Landesherren Graf Johann von Ostfriesland gegründet. Als erster Rektor wurde 1588 Ubbo Emmius (1547-1629) nach Leer berufen. Emmius, bedeutender friesischer Historiograph, stand, wie die Schule selbst, in der reformierten Glaubenstradition, was möglicherweise die vornehmlich aus calvinistischen Gebieten stammenden Bibelbestände erklärt. Er wurde später Gründungsrektor der Universität Groningen. Unter ihm wurde die Schule zur führenden Bildungsanstalt des reformierten Teils Ostfrieslands, der Provinz Groningen und Westfrieslands. Die Geschichte der Lateinschule verlief in den folgenden Jahrhunderten wechselhaft. Sie war geprägt von politischen Auseinandersetzungen (sie wurde schon bald eine private Einrichtung der reformierten Gemeinde), ständig schwankenden Schülerzahlen und insbesondere durch Geldmangel. 1834 übernahm schließlich die Stadt Leer die Schule, die von da an als Höhere Bürgerschule unter dem Namen Königliches Progymnasium geführt wurde. 1866 ging sie in die Trägerschaft des preußischen Staates über, 1882 wurde sie zu einem Vollgymnasium. 1954 übernahm die Stadt Leer erneut die Trägerschaft der Schule, die von nun an Gymnasium für Jungen in Leer hieß und 1972 den Namen Ubbo-Emmius-Gymnasium erhielt.

1.2 Über die Geschichte der Bibliothek ist wenig bekannt. Die Bücher wurden teilweise aus Etatmitteln erworben; um 1875 betrug der Etat jährlich ca. 175 Taler. In weit höherem Maße trugen Schenkungen und Nachlässe zum Bestandsaufbau bei. Von Schulbehörden, Buchhandlungen und einigen wissenschaftlichen Gesellschaften kamen Bücher, so gegen Ende des 19. Jhs Bücher und Karten von der ehemaligen Physikalischen Gesellschaft zu Leer. Hinzu kamen Stiftungen von Privatpersonen, z. B. 1886 ca. 700 Bde des Bankdirektors C. Schölvinck. Hervorzuheben sind die Schenkungen von Dr. Julius Schultze (†1865) mit ca. 1800 Bdn und von Dr. H. A. Eckerdt (†1886), die um die Mitte und gegen Ende des 19. Jhs als Lehrer an der Schule tätig waren. Durch sie gelangten wertvolle ältere historische und philologisch-theologische Werke sowie Fachbücher aus den Bereichen Englisch, Französisch, Geschichte und Geographie in den Bestand. Um 1875 besaß die Bibliothek ca. 2800 Titel, 1893 ca. 5000 Bde (ohne Schulprogramme).

1.3 In dem heutigen, seit 1909 bestehenden Schulgebäude fand die Bücherei erstmals ihren zentralen Platz. Wiederum trugen hauptsächlich Stiftungen zur Bestandsvermehrung bei. In den dreißiger Jahren des 20. Jhs gelangten insbesondere zeitgenössische Werke in die Bibliothek, die die Germanische Abteilung stärkten. Die Kriegszeit überstand die Sammlung bis auf geringe Verluste durch Plünderungen und Aussonderungen unbeschadet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 18.000 Titeln umfaßt die Bibliothek einen historischen Bestand von 3106 Titeln. Ausgezählt wurde der Systematische Katalog ( s. u. 3). Aus dem 16. Jh stammen 5 Titel, aus dem 17. Jh 25, aus dem 18. Jh 48 und aus dem 19. Jh 3028 Titel (98 Prozent). Es handelt sich überwiegend um deutschsprachige Literatur (ca. 90 Prozent). Nur bei der Klassischen Philologie und in den fremdsprachigen Philologien liegen in größerer Zahl griechische, lateinische, französische und englische Werke vor. Systematische Übersicht

2.2 Die Bibliothek ist in 10 Systematikgruppen aufgestellt, die teilweise, vor allem bei der Philologie und der Geschichte, stark untergliedert sind. Die Bestände werden nach ihrer Größe beschrieben und die Gruppen teilweise zusammengefaßt.

2.3 Die umfangreichste Sachgruppe ist mit 1512 Titeln die Philologie. Davon stammen 2 Titel aus dem 16. Jh, 9 aus dem 17. Jh und 26 aus dem 18. Jh. Neben 43 allgemeinen und einführenden Darstellungen finden sich 15 Zeitschriften und Sammelwerke. Auf die Klassische Philologie entfallen 689 Titel, davon auf die griechischen Schriftsteller 221 und auf die lateinischen Schriftsteller 211 Titel, jeweils mit zahlreichen originalsprachigen Ausgaben. Die Neulateiner sind mit 12 Titeln vertreten. Diese Bestände an Textausgaben, Lehr- und Lesebüchern werden ergänzt durch 20 Lexika, 56 Grammatiken, 28 Übungsbücher und 26 Werke zur Literaturgeschichte, Metrik und Stilistik sowie 115 Titel zur Altertumskunde. Zu den ältesten Werken zählen Horaz, Poemata (Hannover 1610), Aulus Gellius, Noctes Atticae (Amsterdam 1651) und Seneca, Tragoediae (Amsterdam 1682).

2.4 Den neueren Philologien mit den Untergruppen Deutsch, Französisch, Englisch und sonstige Sprachen gehören 765 Titel an, vornehmlich Wörterbücher, Grammatiken und Sprachlehren sowie Ausgaben der klassischen Schullektüretexte. Die Deutsche Philologie stellt mit 489 Titeln etwa zwei Drittel der Werke, darunter 23 Lexika, 46 literaturgeschichtliche Darstellungen und 14 allgemeine Untersuchungen zu neueren Sprachen sowie 128 Titel an Sekundärliteratur. Die restlichen 278 Titel umfassen Werk- und Textausgaben vor allem der deutschen Klassiker ( z. B. Goethe, Klopstock, Lessing, Schiller, Wieland). Zur Französischen Philologie sind 142 Titel vorhanden, neben 7 Lexika und 30 Grammatiken hauptsächlich Werk- und Textausgaben französischer Schriftsteller für den Schulgebrauch (105 Titel). Von den 88 Titeln zur Englischen Philologie sind 3 Lexika, 16 Grammatiken und 69 Texte englischsprachiger Autoren. Zur italienischen Sprache und Literatur liegen 19 Titel vor, zur spanischen und portugiesischen 8, zur skandinavischen 6, zur holländischen 3 Titel. Auf sonstige Sprachen entfallen 10 Titel.

2.5 Die Literatur zur Geschichte umfaßt 539 Titel, davon einer aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh und 11 aus dem 18. Jh. Hier finden sich auch Werke zur Kunstgeschichte, Staatswissenschaft, Verfassungslehre, Volkswirtschaft und zum Staatsrecht. Auf allgemeine Darstellungen der Weltgeschichte entfallen 41, auf die Geschichte des Altertums 39 Titel. 263 Titel behandeln die deutsche, vornehmlich preußische Geschichte, davon 107 die historische Landeskunde von Hannover, Ostfriesland und dem Gebiet des heutigen Niedersachsen. Während bei der deutschen Geschichte primär politisch-militärgeschichtliche Literatur verzeichnet ist, sind hier auch sozial- und wirtschaftshistorische Fragestellungen berücksichtigt. Zu den ältesten Werken zählen 2 Titel von Ubbo Emmius, Rerum Frisicarum Historia (Leiden 1616) und De agro Frisiae ... deque urbe Groninga ... syntagma (Groningen 1646) sowie die gegen Emmius gerichtete Schrift von Enno Rudolf Brenneysen, Ostfriesische Historie und Landesverfassung (Aurich 1720). 62 Titel behandeln die außerdeutsche Geschichte mit Schwerpunkten bei den angrenzenden Staaten. Auf kulturgeschichtliche Darstellungen entfallen 46 Titel, auf die Kunstgeschichte 36. Staatswissenschaft, Staatsrecht, Verfassungslehre und Volkswirtschaft stellen zusammen 52 Titel.

2.6 Zur Pädagogik sind 339 Titel vorhanden, davon einer aus dem 18. Jh. Hier finden sich neben allgemeinen pädagogischen Handbüchern zur Erziehungs- und Unterrichtslehre Didaktiken und Methodiken zu einzelnen Schulfächern sowie Schriften zur Schulreform, zum Schulrecht und zur Bildungspolitik (284 Titel). Hinzu kommen 55 Verordnungen und Gesetzessammlungen. Auf die Philosophie entfallen 71 Titel, davon einer aus dem 18. Jh.

2.7 Die Naturwissenschaften sind mit 188 Titeln vertreten, davon einer aus dem 18. Jh. Neben 40 Lexika, Handbüchern, allgemeinen, einführenden und Überblicksdarstellungen liegen zur Physik 64 Titel vor, zur Biologie 53, die sich zu etwa gleichen Teilen auf die Zoologie und Botanik verteilen. Zur Chemie zählen 16 Titel, zur Geologie und Mineralienkunde 15. Der einzige Titel aus dem 18. Jh ist August Johann Rösel von Rosenhof, Der Insekten Belustigung dritter Teil (Nürnberg 1746-1761). Zur Mathematik liegen 77 Titel vor, davon 21 allgemeine Werke und Didaktiken, 3 Titel für die unteren und 53 für die höheren Schulklassen. Zwei Titel stammen aus dem 18. Jh.

2.8 Die Erdkunde umfaßt 154 Titel, davon einen aus dem 16. Jh und 4 aus dem 17. Jh. Neben 41 allgemeinen Darstellungen sind in etwa gleicher Anzahl Werke zu Europa (58 Titel) und den außereuropäischen Erdteilen vorhanden (49), außerdem 5 zur antiken Geographie und ein Atlas. Hier finden sich auch einige Reisebeschreibungen wie Georg Braun, Simon Novellanus und Franz Hogenberg, Beschreibung und Contrafactur der vornebmsten Stätt der Welt (Köln 1574-1576), Johannes de Laet, Persia seu regni Persici status variaque itinera (Leyden 1633) und Adam Olearius, Offt begehrte Beschreibung der Newen Orientalischen Reise (Schleswig 1647).

2.9 Die Literatur zur Theologie umfaßt 153 Titel, davon einen aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh und 4 aus dem 18. Jh. Es finden sich 70 Titel zur Kirchengeschichte sowie einige Gesangbücher. Auf Bibeln und Teilausgaben der Bibel entfallen 18 Titel, darunter eine reich illustrierte Ausgabe in Schwyzertütsch, Die ganze Bibel. Auffs aller treüwlichest verteütschet (Zürich 1540), eine niederdeutsche, Biblia. Dat ys de gantze hillige Schrift (Lüneburg 1614), eine französische, La Sainte Bible. Faite sur la version de Genève (Amsterdam 1669) und eine nach vier Konfessionen unterschiedene und synoptisch dargestellte Bibelübersetzung in deutsch-holländischer Sprache, Biblia Pentapla. Die Bücher der Heiligen Schrift nach fünffacher deutscher Verdolmetschung als der römisch-katholischen, der evangelisch-lutherischen, der evangelisch-reformierten, der jüdischen, der holländischen (Wandsbek 1710-1712). Die Gruppe Exegese, Dogmatik, Erbauungs- und Bekenntnisschriften umfaßt 65 Titel, darunter Gottfried Kleiner, Die unter so vielen kräftigen Bußstimmen in Schwachheit mitrufende Evangelische Prediger- und Hirtenstimme (Hirschberg 1819).

2.10 Musik (9 Titel) sowie Leibesübungen und Militaria (35) sind in einer Sachgruppe zusammengefaßt. Zwei Titel stammen aus dem 18. Jh. Die die Systematik einleitende Sachgruppe Allgemeines umfaßt 29 Lexika, allgemeine Nachschlagewerke für den Schulgebrauch und pädagogische Zeitschriften.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [nach Hausregeln]

Systematischer Katalog

[beide in Zettelform; hschr.; ein weiteres Exemplar in Bandform, 1938 abgebrochen]

Die Bestände sind weder im Niedersächsischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

In den seit 1853 erschienenen Schulprogrammen finden sich teilweise Nachrichten über die Bibliothek, auch zu Neuzugängen. Wolff, Gunther: Abriß einer Geschichte des Ubbo-Emmius-Gymnasiums. Ebda, S. 16-25

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Rohrbach, Jörg: Bücherschätze im UEG. In: 400 Jahre Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer. Festschrift 1984. Hrsg.: Ubbo-Emmius-Gymnasium. Leer 1984, S. 131-135

Stand: April 1997

Alwin Müller-Jerina

Wolf-Rüdiger Rudolph


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.