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Liepajas Centrala Zinatniska biblioteka

Zentrale wissenschaftliche Stadtbibliothek Libau


Adresse. Zivju iela 7, 3401 Liepaja
Telefon. (034) 2 45 70
Telefax. (034) 2 45 70
Bibliothekssigel. < 55 >

Unterhaltsträger. Liepajas pilsetas pašvaldiba [Selbstverwaltung der Stadt Libau]
Funktionen. Öffentliche wissenschaftliche Bibliothek, Zentrum des Verbunds der Stadtbibliotheken von Libau.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: alle Wissensgebiete. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Lettonica.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr, Samstag 11-18 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte.
Gedruckte Informationen. Faltblatt in lettischer Sprache (1995).
Hinweise für anreisende Benutzer. Bus- oder Eisenbahnverbindung von Riga. Vom Bahnhof Straßenbahnverbindung bis Haltestelle Universalveikals Kurzeme, von dort Fußwegnähe (5 Minuten). - Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde 1777 als Lesegesellschaftsbibliothek von dem libauschen Pastor Johann Andreas Grundt (1732-1802) gegründet. Sie trug den Namen Libausche Stadt- und Lesebibliothek. Ein von den russischen Verwaltungsbehörden eingesetzter Zensor stellte 1799 im Bestand unerwünschte Monographien und Periodika fest (so die Briefe von Mirabeau und Literatur zur Französischen Revolution) und ließ die Bibliothek schließen. Diese Unterbrechung in der Bibliotheksgeschichte dauerte bis 1839, als die Stadtbibliothek ihre Tätigkeit wieder aufnehmen konnte. 1905 betrug der Umfang des vorwiegend deutschsprachigen Bestandes ca. 12.000 Bde.

1.2 Seit der Gründung der unabhängigen Republik Lettland im Jahre 1918 wurde der Bestand durch lettische Ausgaben wesentlich ergänzt. Im Jahre 1936 erwarb die Stadtverwaltung die Sammlung des bibliophilen Pastors August Fischer (1882-1954) für die Bibliothek; es handelte sich um 23.147 überwiegend lettischsprachige Titel zu den Gesellschaftswissenschaften und Schöne Literatur, darunter viele seltene Ausgaben. Hinzu kam die Sammlung des libauschen Augenarztes Gottfried Karl Ischreyt (1868-1941; s. u. 2.4). Ende der dreißiger Jahre wurde die sogenannte Altbibliothek als Separatbestand eingerichtet, die den größten Teil (ca. 10.000 Bde) der im gedruckten Katalog von 1905 verzeichneten Werke umfaßte. 1945 wurde mit den Beständen der wissenschaftlichen Abteilung die selbständige Staatliche wissenschaftliche Bibliothek Libau gebildet, die eine zeitlang parallel zur Stadtbibliothek bestand. 1963 wurden beide Bibliotheken wieder vereinigt.

1.3 Heute gliedert sich der älteste Teil des Bestandes in zwei Gruppen: Die Altbibliothek [Vecbiblioteka, Abteilung V] umfaßt die noch erhaltenen Titel (ca. 6000 Bde) aus dem 1905 gedruckten Katalog. Ein Teil des ursprünglichen Bestandes der Altbibliothek (ca. 3000 Bde) ist heute Eigentum des Geschichts- und Kunstmuseums [Vestures un makslas muzejs] von Libau. Der übrige, Ende der dreißiger Jahre noch vorhandene Bestand der Abteilung ging auf ungeklärte Weise verloren. In der Abteilung F sind die Bücher aus der Sammlung Fischer und alle bis 1945 erschienenen Titel untergebracht. In diesen beiden Abteilungen findet sich auch der deutsche historische Buchbestand der Bibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek beläuft sich auf ca. 524.000 Bde. Präzise Angaben zur Größe des historischen Bestandes (bis 1900) sind z. Z. nicht möglich; auch die sprachliche Verteilung innerhalb des historischen Bestandes sowie der Anteil der Germanica lassen sich nicht ermitteln.

Altbibliothek (Abteilung V)

2.2 Die Altbibliothek ist dem Inhalt nach eine universelle Sammlung. Die ca. 6000 Bde sind in 20 Sachgruppen gegliedert, entsprechend der Verteilung im gedruckten Katalog von 1905: Geschichte; Literatur und Kunst; Altertums- und Münzenkunde; Philosophie und Psychologie; Medizin; Encyclopädie; Baltica; Geographie; Sprachwissenschaft; Rechtswissenschaft; Staatswissenschaft; Theologie; Naturwissenschaften; Gewerbe-, Schiffahrts- und Handelskunde; Obst- und Gartenbau; Zeitschriften und Schriften vermischten Inhalts; Mathematik und Astronomie; Pädagogik; Kriegswissenschaft; Vermischte Schriften; Stadt Libau.

2.3 Das älteste Werk der Sammlung ist Der neue Layenspiegel (Augsburg 1510). Aus dem 16. und 17. Jh sind nur vereinzelt Titel vorhanden; aus dem 18. Jh stammen ca. 700 Bde. Den weitaus größten Anteil stellen Werke des 19. Jhs. Bemerkenswerte Ausgaben enthalten die relativ umfangreichen Sachgruppen Geschichte (ca. 520 Bde), Literatur und Kunst (ca. 750 Bde), Baltica (ca. 300 Bde), Theologie (ca. 350 Bde), Rechtswissenschaft (ca. 350 Bde). Erwähnenswerte Titel sind u. a. Hermann Brunnhofer, Russlands Hand über Asien (St. Petersburg 1897), M. Danilewsky, Geschichte des vaterländischen Krieges im Jahre 1812 (Riga und Leipzig 1840), Martin Opitz, Weltliche Poemata (Frankfurt a. M. 1644), Axel von Gernet, Geschichte der Estonia (St. Petersburg 1893), Johann Heinrich von Berger, Oeconomia iuris (Leipzig 1771) und Friedrich Georg von Bunge, Beiträge zur Kunde Liv-, Ehst- und Kurländischen Rechtsquellen (Dorpat 1831).

Abteilung F

2.4 Im Unterschied zur Altbibliothek finden sich in dieser Abteilung viele lettischsprachige Titel. Die Abteilung enthält außerdem ca. 2000 vor 1900 erschienene deutschsprachige Titel gemischten Inhalts, hauptsächlich aus dem 19. Jh. Aus dem 18. Jh stammen lediglich ca. 80 Titel. Einen großen Teil dieser Abteilung bildet die Sammlung Fischer (s. o. 1.2). Unter den Fragmenten früherer Privatsammlungen deutscher Provenienz ist die Bibliothek von Gottfried Karl Ischreyt (s. o. 1.2) erwähnenswert, die hauptsächlich Literatur medizinischen Inhalts umfaßt.

2.5 Beide Abteilungen (V und F) enthalten eine bedeutende Anzahl an Ausgaben, die vor 1900 auf dem Territorium Lettlands, oft in geringen Auflagen, erschienen (insgesamt ca. 560 Bde). Darunter sind deutschsprachige Titel wie Johann Melchior Gottlieb Beseke, Entwurf eines Lehrbuchs der natürlichen Pflichten (Mitau 1777), August Friedrich Wilhelm von Kerten, Auszug aus dem Tagebuch eines Russen auf seiner Reise nach Riga ([Riga] 1783) sowie die Gesetze für die Libausche Stadtschule ([Libau 1781]).

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[beide Kataloge in Zettelform; verzeichnen nach 1940 erschienene Literatur]

3.2 Sonderkataloge

Katalog der Abteilung V - Altbibliothek

[geordnet wie der gedruckte Katalog von 1905, s. u. 3.3]

Alphabetischer Katalog der Abteilung F

[erfaßt bis 1939 erschienene Literatur und die Sammlung Fischer]

Systematischer Katalog der Abteilung F

[erfaßt bis 1939 erschienene Literatur und die Sammlung Fischer]

[alle Sonderkataloge in Zettelform; erstellt in den sechziger Jahren]

3.3 Historischer Katalog

Katalog der Libauschen Stadt-Bibliothek. [Libau] 1905 [systematisch gegliedert in 20 Sachgruppen; verzeichnet ca. 12.000 Bde]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Januška, Anna: Lappuses no Liepajas pilsetas Centralas zinatniskas bibliotekas vestures (Sakara ar bibliotekas 200 gadiem) [Aus der Geschichte der Zentralen wissenschaftlichen Stadtbibliothek in Libau. Zum 200. Jubiläum der Bibliothek]. In: Biblioteku darbs. Biblioteku zinatnes aspekti. Library Work. Aspects of Librarianship. Riga 1984, S. 74-108 [Zusammenfassungen in Deutsch und Russisch]

Stand: Februar 1997

Inara Klekere


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.