FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Biblioteka Uniwersytecka

Universitätsbibliothek


Adresse. ul. J. Matejki 34/38, 90-950 Lódz
Telefon. (042) 78 16 78
Telefax. (042) 78 16 78
e-mail. [bulinf@krysia.uni.lodz.pl]
Bibliothekssigel. <LU>

Unterhaltsträger. Ministerstwo Edukacji Narodowej [Ministerium für Volksbildung]
Funktionen. Universitätsbibliothek und öffentliche wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Geistes- und Gesellschaftswissenschaften sowie alle Lehrfächer der Universität.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Lesesäle und Kataloge: Montag bis Freitag 8-20 Uhr, Samstag 8-19 Uhr; Sondersammlungen: Montag, Mittwoch, Freitag 11-14 Uhr, Dienstag und Donnerstag 15-18 Uhr. Im Sommer ist die Bibliothek Montag, Mittwoch und Freitag vormittags sowie Dienstag und Donnerstag nachmittags geöffnet. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Fotowerkstatt.
Gedruckte Informationen. Biblioteka Uniwersytecka w Lodzi. Informator dla studentów [Die Universitätsbibliothek Lódz. Wegweiser für Studenten]. Lódz 1989.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. Die gewünschte Literatur wird von der Bibliothek bereitgestellt und die Reservierung der Unterkunft erleichtert. - Vom Bahnhof Lódz-Fabryczna Straßenbahnverbindung zur Universität. - Mit dem PKW von Frankfurt/Oder E 30 über Poznan [Posen] und Konin [Kuhnau] bis Krosniewice, von dort E 75 bis Lódz. Einige Parkplätze in der Nähe der Bibliothek vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Lódz, nicht weit von dem während des Zweiten Weltkriegs völlig zerstörten Warszawa [Warschau] entfernt, erfuhr in den ersten Nachkriegsjahren einen großen kulturellen und wissenschaftlichen Aufschwung. Die Stadt wurde zum Kulturzentrum Polens. Viele ehemalige Warschauer Kultureinrichtungen fanden hier einen neuen Sitz, eine große Anzahl von Intellektuellen ließ sich hier nieder. In dieser Zeit wurden in Lódz neun Hochschulen gegründet und die Besucherfrequenz in Theatern und Konzerten war die höchste Polens. In diesem kulturellen Klima wurden im Jahre 1945 die Universität und ihre Bibliothek gegründet. Der umfangreiche Gründungsbestand setzte sich zunächst vorwiegend aus den zahlreichen zurückgelassenen oder übernommenen polnischen und deutschen Bibliotheken zusammen, den sogenannten sichergestellten Sammlungen. Im ersten Studienjahr 1945/46 wurden der Bibliothek ca. 250.000 Bde aus diesen Sammlungen übergeben. Demgegenüber wurden damals nur 800 Bde gekauft, 13.500 Bde erhielt die Bibliothek durch Schenkungen und 1700 Bde als Pflichtexemplare.

1.2 Aufgrund einer Sondergenehmigung der polnischen Regierung wurden nach dem Krieg herrenlos gebliebene Bücher aus

 Lódz
und der Umgebung gesammelt. Darunter waren viele belletristische Werke, Schullehrbücher sowie in größerem Umfang auch Propagandaliteratur der Nationalsozialisten. Unter den wissenschaftlichen Werken überwogen geisteswissenschaftliche. Aus diesen Zugängen wurden ca. 155.000 Bde den Bibliothekssammlungen eingegliedert. Es handelte sich dabei um Bücher zu Germanistik, Klassischer Literatur, zu den Sozialwissenschaften, zu Ökonomie, Recht, Kunst und Geschichte sowie um zahlreiche Alte Drucke. 1947 und 1948 wurden nochmals ca. 45.000 Bde aus der Sammelstelle für sichergestellte Sammlungen in Wrocaw [Breslau] der Universitätsbibliothek in Lódz überwiesen. Ende 1948 wurde der Bestand auf 360.000 Bde geschätzt. Die für die Bibliothek brauchbaren Bücher bildeten davon ca. 70 Prozent (s. u. 1.4).

1.3 Genaue Angaben über die Größe einzelner Provenienzgruppen lassen sich heute nicht mehr machen. Im Bibliotheksarchiv fehlen diesbezügliche Quellen. Die Aufstellung der Bestände nach dem Numerus currens zerstreute die ehemals geschlossenen Sammlungen. Der größte Teil der deutschen Bücher (ca. 100.000 Bde) stammt aus Mierzyn [Altmarrin]. Darunter sind Teile der Sammlungen der Preußischen Staatsbibliothek sowie Bücher der Berliner Stadtbibliothek und der Berliner Hochschule für Musik, die hierher ausgelagert worden waren. Bei den Büchern der Preußischen Staatsbibliothek handelt es sich vorwiegend um Werke zu Geschichte und Philologie, wobei die Germanistik besonders umfangreich vertreten ist. Reichlich ist hier auch das jüdische Schrifttum und die Exilliteratur vertreten. Unter den Büchern der Berliner Hochschule für Musik sind Teile der Sammlung von Philipp Spitta (1841-1894), dem Biographen von Johann Sebastian Bach. Zu den Privatsammlungen, die heute in der Bibliothek aufbewahrt werden, gehören große Teile der Schloßbibliothek der Familie von Bismarck-Osten aus Poty [Plathe] in Pommern mit dem Exlibris Bibliothek Schloß Plathe (Drucke des 15. bis 20. Jhs). Überdies verzeichnet die Provenienzkartei der Alten Drucke die folgenden Sammlungen: die Bibliothek der Familie Yorck von Wartenburg aus Olesniczka [Klein-Oels], die Wallenberg-Fenderlinsche Bibliothek aus Kamienna Góra [Landeshut in Schlesien; Katalog s. u. 3.2], die aus der Universitätsbibliothek Warschau hierher gelangte (s. Eintrag dort), und die Majorats- und Privatbibliothek des Fürsten Heinrich von Carolath-Beuthen (1783-1864) aus Siedlisko [Carolath]. Hinzu kommen Teile der Buchbestände mehrerer Gymnasialbibliotheken, so u. a. aus Kaliningrad [Königsberg], Nysa [Neisse], Gogów [Glogau], Koszalin [Köslin], Stargard Szczecinski [Stargard i. Pommern] und Szczecin [Stettin].

1.4 Im Jahre 1949 begann man mit der Bearbeitung der sichergestellten Sammlungen. Die Bücher wurden nach 14 Sachgruppen geordnet (Alte Drucke, Musikalien, Kunst, Kartographie, Klassische Philologie, Geschichte, Gesellschaftswissenschaften, Pädagogik, Technik, Russische Literatur, Englische Literatur, Französische Literatur, Italienische Literatur und Zeitschriften). Für die Bibliothek unbrauchbar waren Werke der deutschen Belletristik, alte deutsche Schullehrbücher und nationalsozialistische Propagandaliteratur (insgesamt ca. 120.000 Bde), die ausgesondert wurden.

1.5 Ab 1950 verschlechterte sich die politische Situation in Polen. Die stalinistischen Einflüsse wurden stärker und beeinflußten auch die Universitäten. Die Universität Lódz wurde umgestaltet. Von den 14 humanistischen Fakultäten wurden 11 abgeschafft, darunter Germanistik, Anglistik, Romanistik und Soziologie. Die Medizinische Fakultät wurde ausgegliedert und zur selbständigen Medizinischen Akademie [Akademia Medyczna]. Auf der anderen Seite wurden die Bibliothekssammlungen durch die verstaatlichten Adelsbibliotheken bereichert, überwiegend aus der

 Lódzer Wojewodschaft (ca. 5000 Bde).  Die
Sichtung und Bearbeitung der sichergestellten Sammlungen wurde fortgesetzt. Faschistische Literatur (ca. 5000 Bde), Werke der protestantischen Theologie (ca. 10.000 Bde) und sogenannte deutsche Schundliteratur (ca. 10.000 Bde) wurden makuliert. Die Werke der deutschen Klassiker (ca. 1500 Bde), deutsche Schullehrbücher (6000 Bde) sowie deutsche Übersetzungen der Weltliteratur (12.000 Bde) und deutsche Belletristik wurden anderen Bibliotheken zur Verfügung gestellt.

1.6 1953 umfaßten die Sammlungen mehr als 270.000 Bde, von denen nur ca. 141.000 katalogisiert waren. Sprachlich gliederten sich die katalogisierten Bestände in ca. 54 Prozent polnische, 20 Prozent deutsche, 8 Prozent englische, 7 Prozent französische und 6 Prozent russische Titel.

1.7 1956 wurde der Universität die Pädagogische Hochschule und 1960 die Ökonomische Hochschule eingegliedert. Die Bibliotheken dieser Hochschulen bereicherten die Universitätssammlungen. Ihr Bestand wuchs auf 535.000 Bde an, davon waren fast 500.000 Bde katalogisiert. In demselben Jahr bezog die Bibliothek ein neues Gebäude, in dem sie bis heute untergebracht ist.

1.8 Im Jahre 1964 wurden gemäß einem Abkommen zwischen der damaligen DDR und dem polnischen Außenministerium ca. 92.000 Bde aus den Sammlungen der Preußischen Staatsbibliothek nach Berlin (Ost) zurückgegeben. In den folgenden Jahren wurden die Bestände überwiegend um neuere Fachliteratur ergänzt. 1976 umfaßten die Sammlungen ca. 955.000 Bde, davon waren ca. 930.000 katalogisiert. Sprachlich überwog das polnische Schrifttum (ca. 70 Prozent), gefolgt von dem englischen (ca. 11 Prozent). Deutsche Bücher machten nicht ganz 9 Prozent des Bestandes aus.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand der Universitätsbibliothek umfaßt ca. 1,6 Mio. Bde, darunter ca. 850.000 Bde aus dem 19. und 20. Jh, ca. 300.000 Bde Zeitschriften und 31.000 Bde Alte Drucke (bis 1800), die 25 Inkunabeln einschließen. Die Beschreibung des historischen Bestandes bis 1800 basiert auf der Sachkartei Alter Drucke, die nur einen Teil des Altbestandes umfaßt, sowie auf dem Alphabetischen Katalog. Den Angaben zum Bestand des 19. Jhs liegen Auszählungen am Sachkatalog der neueren Drucke zugrunde.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Den Gesamtbestand der katalogisierten Germanica bilden etwa 24.300 Titel. Davon sind 15 Titel Inkunabeln; ca. 1590 Titel stammen aus dem 16. Jh, ca. 3050 aus dem 17. Jh, etwa 2600 aus dem 18. Jh und mehr als 17.050 aus dem 19. Jh. Sprachlich überwiegt bei den Drucken vor des 15. bis 17. Jhs Latein (ca. 90 Prozent). Im 18. Jh beginnt die deutsche Sprache zu dominieren (ca. 60 Prozent, der Rest ist in Latein und Französisch). Die Germanica des 19. Jhs sind hauptsächlich in Deutsch (ca. 80 Prozent), aber auch in Französisch, Englisch und Polnisch.

Systematische Übersicht

2.3 Der Schwerpunkt des gesamten Germanica-Bestandes liegt mit fast 4200 Titeln bei der Sachgruppe Philologie. Es handelt sich überwiegend um Drucke des 19. Jhs (ca. 3500 Titel). Die umfangreichste Teilgruppe bildet das Schrifttum zur Klassischen Philologie (1550 Titel). Hier überwiegt die Griechische Literatur (800 Titel), darunter Werke der Historiker (Herodot, Plutarch, Xenophon) sowie der Epiker, Dramatiker und Lyriker (Homer, Aristophanes, Euripides, Pindar) neben philosophischen und pädagogischen Schriften (Aristoteles und Plato). Den Bestand der weniger zahlreichen lateinischen Literatur (ca. 600 Titel) dominieren Geschichtsschreiber (Florus, Nepos, Tacitus) und Dichter (Ovid, Vergil, Martial, Lukan, Horaz) sowie Werke von Cicero, Seneca und Cäsar. Es handelt sich meist um Schulausgaben, die oft zweisprachig gedruckt sind (lateinisch-deutsch oder griechisch-lateinisch). Eine wesentlich kleinere Untergruppe bilden die Neulateiner (u. a. Bodin, Lipsius) mit ca. 100 Titeln. Dazu kommen ca. 50 Titel griechische und lateinische Grammatiken und Lehrbücher.

2.4 Die Neuere Philologie umfaßt insgesamt mehr als 1200 Titel. Die umfangreichste Untergruppe bildet hier die Deutsche Philologie (ca. 750 Titel, davon ca. 200 vor 1800). Neben zahlreichen Ausgaben der Klassik (Goethe, Schiller, auch Kotzebue) sind Werke des Barock (Opitz, Hofmann von Hofmannswaldau und Lohenstein), der Aufklärung (Gellert, Wieland, Lessing) sowie der Empfindsamkeit (Klopstock, Voss) nennenswert. Überdies finden sich in dieser Gruppe Werke zu skandinavischen und keltischen Sprachen (jeweils ca. 20 Titel). Die anderen europäischen Sprachen sind durch ca. 200 Titel zur Romanischen (hauptsächlich französische Literatur), ca. 100 Titel zur Englischen und ca. 80 Titel zur Slawischen Philologie vertreten. Außereuropäische Sprachen sind mit ca. 70 Titeln repräsentiert (überwiegend semitische Sprachen).

2.5 Zahlreich sind auch Werke zu Literaturtheorie (ca. 400 Titel) und Sprachwissenschaft (ca. 300 Titel) vorhanden. Bei den literaturtheoretischen Werken entfällt fast die Hälfte auf die Literaturgeschichte. Überdies sind die theoretischen Schriften zu Lyrik, Drama sowie Kritik dokumentiert (jeweils ca. 70 Titel). Das sprachwissenschaftliche Schrifttum setzt sich überwiegend aus Grammatiken (auch vergleichende Grammatiken) sowie Werken zur Etymologie und allgemeinen Sprachwissenschaft zusammen. 2.5

2.6 Nennenswert ist die fast 420 Titel umfassende Sammlung der Wörterbücher, die beinahe ausschließlich aus dem 19. Jh stammen. Unter den zweisprachigen Wörterbüchern zu europäischen Sprachen (ca. 300 Titel) überwiegen die aus dem Deutschen und die ins Deutsche übersetzten. Weniger umfangreich vertreten sind Wörterbücher zu den klassischen Sprachen (hauptsächlich Latein) und zu außereuropäischen Sprachen (jeweils ca. 60 Titel). Schließlich sind unter den philologischen Schriften noch kleinere Sachgruppen vorhanden, so Biographien, Gelegenheitsdrucke sowie Brief- und Memoirenausgaben (jeweils weniger als 100 Titel).

2.7 Den zweitgrößten Germanica-Anteil mit über 2700 Titeln umfaßt die Gruppe Geographie. Nahezu die Hälfte der Germanica (ca. 1220 Titel) wurde vor 1800 veröffentlicht. Den inhaltlichen Schwerpunkt bilden die Werke zur europäischen Geographie (ca. 2200 Titel). Mehr als 1100 Titel beziehen sich dabei auf Deutschland. Die meisten Werke sind einzelnen deutschen Ländern zuzuordnen (ca. 770 Titel), wobei das Schrifttum über Pommern (fast 330 Titel), Preußen (ca. 150 Titel), Schlesien (ca. 100 Titel) und Sachsen (ca. 80 Titel) überwiegt. Danach folgen die Beschreibungen einzelner Städte (ca. 330 Titel). Besonders gut sind preußische und pommersche Städte dokumentiert. Hinzu kommen zahlreiche Beschreibungen von Aachen, Köln, München, Halle, Hannover, Hamburg und Nürnberg.

2.8 Zur Geographie anderer europäischer Länder liegen ca. 1100 Titel vor. Beinahe ein Viertel dieses Bestandes betrifft die Landeskunde Polens (250 Titel). Relativ zahlreich vorhanden sind auch die Werke zur Geographie Italiens (ca. 200 Titel), der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (180 Titel) und Rußlands (100 Titel). In geringerem Umfang liegen Titel zu Skandinavien, Frankreich (jeweils 80 Titel), Griechenland und den Baltischen Ländern (jeweils 60 Titel) vor. Andere Länder (England, Spanien, Holland, Türkei u. a.) sind nur durch einzelne Werke vertreten.

2.9 Die außereuropäische Geographie betreffen ca. 250 Titel, von denen 100 auf Asien, 100 auf Nord- und Süd-Amerika und ca. 30 auf Afrika entfallen. Den Rest bilden einzelne Titel zu Australien und zu den Erdpolen. Im Bestand des geographischen Schrifttums finden sich überdies fast 100 Titel Reisebeschreibungen, 80 Titel Schulbücher sowie ca. 70 zur Kartographie und ca. 30 über bedeutende geographische Entdeckungen.

2.10 Der deutsche historische Bestand zur Geschichte ist mit rund 2100 Titeln umfangreich; mehr als 450 Titel erschienen vor 1800. Inhaltlich dominiert die europäische Geschichte (fast 1660 Titel), wobei etwa die Hälfte auf die Untergruppe Deutsche Geschichte entfällt (ca. 800 Titel, hauptsächlich aus dem 19. Jh). Preußen nimmt zahlenmäßig den größten Raum ein (über 200 Titel). Andere deutsche Länder sind in geringerem Umfang vertreten: Pommern (80 Titel), Sachsen (50), Schlesien (60) und Bayern (30). Die Geschichte der Hanse behandeln ca. 80 Titel. Reich ist auch die deutsche Kriegsgeschichte dokumentiert (ca. 150 Titel). Dabei handelt es sich um Klein- und Gelegenheitsschrifttum (Flugschriften, Einblattdrucke und ähnliches) aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (15 Titel), des Siebenjährigen Krieges (25), der Deutsch-Dänischen Kriege (35) sowie der Deutsch-Französischen Kriege von 1806/07 (15) und 1870/71 (30). Den Rest bilden Werke zur Geschichte einzelner deutscher Städte (80) sowie zur politischen Geschichte Deutschlands im 19. Jh (70).

2.11 Eine erwähnenswerte Untergruppe bildet das Schrifttum zum Völkerfrühling (1848/49) mit ca. 450 Titeln. Mehr als 150 Titel tfallen auf die Flugschriften und Veröffentlichungen aus den Jahren 1848/49. Dazu kommen fast 150 Titel zu diesem Thema aus den folgenden Jahren. Bei ca. 100 weiteren Titeln handelt es sich um historische Quellen, ergänzt durch zeitgenössische Tagebücher und Memoiren.

2.12 Zur Geschichte weiterer europäischer Länder liegen nur kleinere Germanica-Bestände vor. Mit der Geschichte Polens und Frankreichs beschäftigen sich jeweils ca. 100 Titel, mit Österreich ca. 80, mit Dänemark, England und Rußland jeweils ca. 40. Etwa 250 Titel gehören zu den Historischen Hilfswissenschaften (über 150 Titel vor 1800). Hier ist die Genealogie mit ca. 100 Titeln am stärksten repräsentiert, gefolgt von der Numismatik mit ca. 80 Titeln. Hinzu kommen ca. 40 Titel zur Sphragistik sowie ca. 30 Titel zur Chronologie. Im Bestand sind überdies ca. 130 Titel zur Altertumsgeschichte (überwiegend über das Alte Rom) sowie ca. 100 Titel zur Geschichte des Mittelalters.

2.13 Mit ca. 1750 Titeln ist der deutsche historische Bestand in der Sachgruppe Medizin vertreten. Hier findet sich mit über 1520 Titeln auch die größte Anzahl Alter Drucke (vor 1800). Das umfangreichste Teilgebiet ist mit ca. 580 Titeln die Innere Medizin. Mit epidemisch auftretenden Krankheiten beschäftigen sich ca. 220 Titel, neben Pocken, Typhus, Cholera und Gelbfieber vor allem mit der Pest. Die Erkrankungen einzelner Organe (überwiegend der Verdauungs- und Atmungsorgane) sind Gegenstand von ca. 120 Titeln. Vertreten sind außerdem die Augenkrankheiten (ca. 80 Titel), Nervenkrankheiten und Psychiatrie, Geschlechts- sowie Zahnkrankheiten (jeweils mit ca. 50 Titeln).

2.14 Eine eigene Untergruppe bildet mit 350 Titeln die Arzneimittelkunde. Besonders gut sind Arzneiwesen, Heilkunde und Beschreibungen der Heilkräuter dokumentiert. Anatomie und Physiologie bilden eine etwa ebenso große Untergruppe (etwas weniger als 350 Titel); davon entfallen ca. 200 Titel auf die Anatomie (überwiegend zur Sektion sowie Blut- und Kreislaufbeschreibungen) und ca. 100 Titel auf die Physiologie. Den Bestand zur Medizin ergänzen ca. 160 Titel zur Gynäkologie, ca. 100 Titel zum Öffentlichen Gesundheitswesen sowie Allgemeine Schriften und medizinische Dissertationen (insgesamt 110 Titel), Anthropologie, Tierheilkunde und Bestattungswesen (jeweils ca. 30 Titel).

2.15 Die Sachgruppe Theologie umfaßt im historischen Bestand ca. 1360 Titel Germanica, wobei die Protestantische Theologie überwiegt (fast 700 Titel). Das Luthertum ist mit ca. 350 Werken von Luther, 130 Titeln Sekundärliteratur und mehr als 150 Titeln seiner Anhänger vertreten. Die meisten Drucke von Luthers Schriften wurden im 16. Jh veröffentlicht, davon ein Drittel in den zwanziger Jahren. Zu den im Bestand vertretenen Anhängern Luthers gehören Melanchthon, Osiander, Hutten sowie Bugenhagen. Weitere Bestandsschwerpunkte bilden die Schriften der pietistischen Theologen (Spener, A. H. Francke) sowie Erbauungsliteratur (J. Arndt) und Werke der theologischen Aufklärung (Baumgarten).

2.16 Die Katholische Theologie (ca. 480 Titel) ist hauptsächlich durch Werke der Historischen Theologie vertreten, in der Mehrzahl Titel zur Geschichte des Papsttums und Heiligenviten. Hinzu kommen Schriften zur Praktischen Theologie, hauptsächlich Predigten und Kirchenbücher (jeweils 200 Titel). Beschreibungen der einzelnen Orden machen ca. 60 Titel aus. Die Untergruppe Bibelwissenschaft umfaßt ca. 180 Titel sowohl protestantischer als auch katholischer Bibelausgaben, Kommentare sowie einzelne Teile der Bibel. 135 Werke dieser Bestandsgruppe wurden in deutscher Sprache veröffentlicht.

2.17 Zu Naturwissenschaften und Mathematik liegen ca. 1200 Titel Germanica vor, davon erschienen mehr als 600 vor 1800. Die umfangreichste Untergruppe bildet die Biologie (ca. 370 Titel), einschließlich Botanik (190 Titel), Zoologie (100 Titel) und Darwinismus (ca. 50 Titel). Gut ist auch die Physik repräsentiert (ca. 250 Titel, überwiegend zu Mechanik und Optik). Danach folgen die Mathematik (220 Titel, hauptsächlich zu Geometrie und Analysis) sowie Astronomie und Astrologie (insgesamt 175 Titel). Weniger umfangreich sind die Untergruppen Chemie (100 Titel) und Geologie (mehr als 90 Titel).

2.18 In der Sachgruppe Staatswissenschaft beläuft sich der Anteil der Germanica auf ca. 950 Titel, hauptsächlich aus dem 19. Jh. Besonders umfangreich ist mit 350 Titeln die Untergruppe Staats- und Regierungsformen. Fast 200 Titel betreffen den Parlamentarismus, der Rest ist einzelnen Regierungsformen zuzuordnen, wobei das Schrifttum zur Demokratie fast ein Drittel ausmacht. Annähernd 350 Titel betreffen die Politik, darunter ca. 220 zur deutschen Politik im 19. Jh. Zur Staatsverwaltung und zum Polizeiwesen nennen die Kataloge 150 Titel. Hinzu kommen ca. 80 Titel zur Allgemeinen Staatslehre und ca. 20 zur Diplomatie.

2.19 Die Sachgruppe Wirtschaftswissenschaft umfaßt mehr als 800 Titel (darunter 320 aus dem 16. bis 18. Jh). Besonders reich sind Werke zur Industrie vertreten (fast 360 Titel), hauptsächlich zu unterschiedlichen Industriezweigen (insgesamt 120 Titel) sowie zum Gewerbe (ca. 75 Titel). Das Handwerk ist demgegenüber nur mit einzelnen Titeln repräsentiert. Ca. 300 Titel sind überwiegend der Ökonomie zuzuordnen. Neben rein ökonomischen Schriften (insgesamt 140 Titel) sind hier auch Werke zum Geldwesen (80 Titel) sowie zum Finanz- und Bankwesen (jeweils 55) vorhanden. Den Bestand ergänzen ca. 140 allgemeine Schriften.

2.20 Zur Philosophie finden sich fast 800 Titel, darunter mehr als 100 Alte Drucke. Am zahlreichsten sind die Schriften zur Geschichte der Philosophie, meistens der neueren Philosophie (ca. 270 Titel), vorhanden. Reich sind auch die Werke einzelner Philosophen repräsentiert (insgesamt 200 Titel), vorwiegend der deutschen. Wesentlich geringer sind die Bestände zu Ästhetik (100) und Ethik (80). Dazu kommen ca. 70 Titel zur marxistisch-leninistischen Philosophie, 30 zum Materialismus sowie jeweils ca. 20 zur Metaphysik und Naturphilosophie.

2.21 Die Gruppe Rechtswissenschaft umfaßt ca. 700 Titel, von denen 250 vor 1800 erschienen sind. Die größte Untergruppe bildet mit 180 Titeln das Zivilrecht. Danach folgen mit 130 Titeln das Strafrecht, mit 110 das Privatrecht und mit 100 das Römische Recht. Weniger umfangreich ist das Deutsche Staats- und Verwaltungsrecht vertreten (insgesamt ca. 90 Titel). Rechtsgeschichte (ca. 40 Titel), Naturrecht und Internationales Recht (jeweils ca. 20) runden den Bestand ab.

2.22 Die Gruppe Kunst (ca. 550 Titel) verzeichnet ca. 150 Titel aus dem 16. bis 18. Jh. Es überwiegen Werke zur Musik (ca. 180 Titel, hauptsächlich über Musikinstrumente sowie historische und theoretische Schriften). Danach folgen die Kunstgeschichte und die Schauspielkunst (jeweils etwa 130 Titel). Nur geringen Umfang haben die Untergruppen Malerei (ca. 50 Titel), Zeichenkunst und Bildhauerei (jeweils weniger als 20 Titel). Überdies sind noch einzelne Titel zur Kunsttheorie sowie Museumskataloge vertreten.

2.23 In der Gruppe Landwirtschaft (ca. 400 Titel) liegt der umfangreichste Teilbestand zum Forst- und Jagdwesen vor (insgesamt 110 Titel). Hinzu kommen ca. 80 Titel zur Viehzucht sowie die Untergruppen Garten- und Obstbau mit jeweils 60 Titeln. Die kleinsten Bestände finden sich zu Fisch- und Bienenzucht sowie zum Seidenbau (jeweils weniger als 30 Titel).

2.24 Überdies umfassen die Germanica ca. 280 Titel zum Bibliothekswesen, hauptsächlich zur Geschichte der Bibliotheken, des Druckes und des Buches. Die Sachgruppe Kriegswissenschaft ist mit ca. 250 Titeln Germanica vertreten. Besonders zahlreich ist hier Literatur zu den einzelnen Waffengattungen. Fast 230 Titel sind der Pädagogik und Psychologie zuzuordnen. Das Schulwesen bildet hier die umfangreichste Untergruppe. Unter den vor 1800 erschienenen Gelegenheitsschriften (Flugschriften, Einblattdrucke etc.) sind 250 Titel Germanica, darunter Leichenpredigten (ca. 100 Titel), königliche Edikte (mehr als 100 Titel) und Hochzeitsreden (ca. 50 Titel). Den Rest der Germanica-Sammlung bilden Titel zu Judentum, Völkerkunde, Soziologie (jeweils ca. 50 Titel) sowie einzelne Titel zu Sport, Numismatik, Freimaurerei und Spielen.

Zeitschriften des 19. Jhs

2.25 Die Sammlung der Zeitschriften aus dem 19. Jh enthält ca. 1100 Titel. Inhaltlich überwiegen geisteswissenschaftliche Periodika. Die allgemeinen Zeitschriften (ca. 160 Titel), die literarischen (170) und historischen (150) bilden die größten Gruppen. Weniger umfangreich sind Kunst (60 Titel), Theologie (40) sowie Philosophie und Buchwesen (jeweils 10) vertreten.

2.26 Sozialwissenschaftliche Periodika sind mit insgesamt 210 Titeln dokumentiert, hauptsächlich zu Politik und Ökonomie (jeweils 60 Titel). Vertreten sind außerdem Recht (50 Titel), Völkerkunde, Pädagogik und Psychologie (jeweils 20). Die naturwissenschaftlichen Titel (ca. 200) verteilen sich im wesentlichen auf Geographie (65 Titel), Mathematik (40) und Medizin (40).

2.27 Kleinere Bestände bilden die Jugend- und Frauenzeitschriften (10 und 30 Titel), ca. 50 Kalender sowie einzelne Titel zu Judentum, Soziologie, Briefmarkenkunde, Sport und einige Unterhaltungszeitschriften.

Musikdrucke

2.28 Die meisten Germanica unter den Musikdrucken stammen aus der Sammlung der Berliner Hochschule für Musik (insgesamt ca. 4500 Einheiten, darunter auch Handschriften sowie Drucke des 20. Jhs). Einen besonders wertvollen Teilbestand bilden die Drucke aus der Sammlung des Musikhistorikers Philipp Spitta. An erster Stelle stehen die Erst- und Frühausgaben der Werke einzelner Komponisten, von denen besonders Johann Sebastian Bach gut vertreten ist. Es finden sich darunter u. a. Vierstimmige Choralgesänge (1784-1787), Fantasie chromatique (1802), Das wohltemperirte Clavier (1802), Die Kunst der Fuge (1802), Clavier Sonate mit obligatorer Violine (1804) sowie die Kantate Ein feste Burg (1821). Dazu kommen zahlreiche Drucke aus dem 16. bis 18. Jh., so etwa B. Bakfark, Thesaurus Musicus (1574), J. C. F. Fischer, Pièces de Clavecin (1696), H. Albert, Arien (1650-1652), J. A. Freylinghausen, Geistreiches Gesang Buch (1741) und Sperontes (J. S. Scholze), Singende Muse an der Pleiße (1741, 1742). Neben den Musikwerken sind auch musiktheoretische Schriften reich repräsentiert, so aus dem 15. Jh von Franchino Gaffiori, aus dem 16. Jh von Glaeranus und Gioseffo Zarlino sowie aus dem 17. Jh von Athanasius Kircher, Michael Praetorius und Wolfgang Caspar Printz. Das 18. Jh repräsentieren Werke von Jakob Adelung, Jean le Rond d'Alembert, Jacques Bonnet, Johann Nikolaus Forkel, Johann Joseph Fux, Francesco Gasparini, Martin Gerbert, Georg Wilhelm Gruber, John Hawkins, Johann David Heinichen, Johann Adam Hiller, David Kellner, Johann Philipp Kirnberger, Heinrich Christoph Koch, Friedrich Wilhelm Marpurg, Giambattista Martini, Johann Mattheson, Lorenz Christoph Mizler, Johann Georg Leopold Mozart, Christoph Nichelmann, Johann Joachim Quantz, Jean Philippe Rameau, Jean-Jacques Rousseau, Johann Adolf Scheibe, Georg Andreas Sorge, Pier Francesco Tossi, Daniel Gottlob Türk und Johann Gottfried Walther.

2.29 Neben der Sammlung Spitta finden sich hier auch Gesamtausgaben der Werke einzelner Musiker (Beethoven, Berlioz, Bruckner, Chopin, Lasso, Liszt, Monteverdi, Obrecht, Praetorius, Rameau, Schein, Schumann, Victoria, Wagner u. a.) sowie Reihen (z. B. Denkmäler deutscher Tonkunst, 1892-1932). Erwähnenswert ist auch die Sammlung von Opernpartituren des 19. und 20. Jhs (ca. 800 Einheiten, meist Erstausgaben) sowie von Opernlibretti des 17. bis 19. Jhs (ca. 500 Einheiten).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog der Drucke vor 1800

Alphabetischer Katalog der Drucke nach 1800

Sachkatalog der Drucke vor 1800

[unvollständig]

Sachkatalog der Drucke nach 1800

Katalog der graphischen Sammlungen

Katalog der kartographischen Sammlungen

Provenienzkartei der Drucke vor 1800

Kartei der Drucker der vor 1800 erschienenen Bücher

[alle Kataloge in Zettelform; nach Hausregeln geordnet]

Biblioteka Uniwersytecka w

Lodzi. Muzykalia [Die Universitätsbibliothek in

 Lódz.  Musiksammlung].  3
Bde.

Lodz 1975-1984

3.2 Historischer Katalog

Langner, Theodor: Katalog der von Wallenberg-Fenderlin'schen Bibliothek zu Landeshut in Schlesien. Landeshut 1881

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Darstellungen

Sprawozdania z dziaalnosci Biblioteki Uniwersyteckiej w

Lodzi za lata 1945-1989 [Berichte über die Tätigkeit der Universitätsbibliothek

 Lódz von 1945 bis 1989].

 Lódz 1945-1991

Wieckowska, Helena: Biblioteka Uniwersytecka [Die Universitätsbibliothek].

 Lódz 1952

Pierwsze dziesieciolecie Biblioteki Uniwersyteckiej w

Lodzi 1945-1954 [Die ersten zehn Jahre der Universitätsbibliothek in Lódz]. Lódz 1955

Dylik, Zygmunt Stanisaw: Biblioteka Uniwersytecka w

Lodzi w pierwszym okresie istnienia [Die Universitätsbibliothek

Lódz in den ersten Jahren ihres Bestehens]. In: Zycie Szkoy Wyzszej [Das Leben der Hochschule] 28 (1980) Heft 7/8, S. 99-111

Schochow, Werner: Die Preußische Staatsbibliothek in Polen. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 41 (1994) S. 682-688

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Schochow, Werner: Zur Bücherverlagerung der

 Preußischen Staatsbibliothek im Zweiten Weltkrieg. In:
Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Mitteilungen. N. F. 7 (1998) 2, S. 219

Spodenkiewicz, Pawe: Ksiegozbiory na granicy epok [Büchersammlungen an der Grenze der Epochen]. In: Res Publica 5 (1991) Heft 7/8, S. 143-146

Wolff, Christoph: From Berlin to

Lódz. The Spitta Collection resurfaces. In: Notes 46 (1989) S. 311-327

Stand: Mai 1994

Marzena Zacharska

Ergänzt: April 1999


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.