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Bibliothek des Mainzer Domchors

Adresse. Leichhof 26, 6500 Mainz [Karte]
Telefon. (06131) 25 33 72

Unterhaltsträger. Bistum Mainz
Funktion. Fachbibliothek für die Kirchenmusiker des Mainzer Domes.
Sammelgebiete. Kirchenmusik, Liturgica; Darstellungen zur Kirchenmusikgeschichte.

'Benutzungsmöglichkeiten.
'Benutzung nur in besonderen Einzelfällen möglich; vorherige Anmeldung erforderlich. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 15 Minuten). Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 7, 13, 17, 19, 23). - Parkplätze und Parkhäuser in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Nachdem die Kirchenmusik am Hohen Dom zu Mainz in der ersten Hälfte des 19. Jhs fast völlig zum Erliegen gekommen war, wurde der Domchor im Jahre 1866 unter Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1811-1877) neu gegründet. Der aus Knaben und Männern bestehende Chor war nach der " Regensburger Tradition" ausgerichtet und widmete sich fast ausschließlich der Pflege des Gregorianischen Chorals und der Musik im a-cappella-Stil aus der Zeit der Vokalpolyphonie des 16. Jhs und deren Nachschöpfungen.

1.2 Die Musikalien- und Büchersammlung des Mainzer Domchors ist keine systematisch aufgebaute Bibliothek. Die Bestände sind vielmehr im Lauf der Jahre eher zufällig zusammengekommen. Von den Musikalienbeständen der Hof- und Domkapelle aus den Zeiten des Kurstaates ist nichts mehr vorhanden. (Über eine umfangreiche Sammlung älterer Liturgica, von denen eine Reihe mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Dom Verwendung fand, verfügt die Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars, s dort.)

1.3 Die Bestände der Bibliothek des Domchors setzen sich zu einem großen Teil zusammen aus den Nachlässen der Domkapellmeister und Domorganisten Georg Viktor Weber (1838-1911), Albert Rudolf Vogt (1871-1945) und Jakob Schömbs (1854-1930). Aus dem Besitz von Georg Viktor Weber (Domkapellmeister von 1866 bis 1904) stammen nur wenige Titel. Der größte Teil seiner Bücher- und Notensammlung ist vermutlich in privaten Besitz übergegangen. Der Nachlaß von Albert Rudolf Vogt (Domkapellmeister von 1904 bis 1940) scheint weitgehend vollständig vorhanden zu sein. Aus dem Besitz von Jakob Schömbs (Domorganist ab 1878) lassen sich nur wenige Titel nachweisen. Einige weitere verwahrt das Bischöfliche Dom- und Diözesanarchiv Mainz. Zahlreiche Titel sind gekennzeichnet mit " Georg Schmidt, Rüdesheim", dessen genaue Identität nicht ermittelt werden konnte. Möglicherweise handelt es sich um einen Domchorsänger aus der ersten Hälfte des 20. Jhs.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek verfügt über einen historischen Bestand von 497 Drucken und 122 Hss. Die Zählung erfolgte am Regal, es wurde nach Werkeinheiten, nicht nach Buchbindeeinheiten gezählt. Der Bestand gliedert sich in 74 Liturgica, 335 Notenausgaben, 84 Bücher, 4 Periodica und 122 Hss. Unter den Liturgica entfallen 5 auf das 17. Jh, 18 auf das 18. Jh, 51 auf das 19. Jh. Unter den Notenausgaben befinden sich 6 aus dem 18. Jh, 329 aus dem 19. Jh. Bei den Büchern stammen eines aus dem 17. Jh, 83 aus dem 19. Jh. Die Hss. stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

2.2 Die Liturgica gliedern sich wie folgt: 59 sind in lateinischer Sprache (einige in französischen Ausgaben, da am Mainzer Dom im 19. Jh die französische Choraltradition gepflegt wurde), 11 in Deutsch, einer in Französisch, 3 sind zweisprachig (lateinisch/deutsch). Die Bücher und Periodica sind sämtlich deutschsprachig. Unter den Notenausgaben finden sich 98 Kirchenmusikwerke in lateinischer Sprache. Bei den Oratorien sind 18 deutsch, 5 lateinisch, 4 englisch/deutsch, 3 italienisch/deutsch, je eines ungarisch/deutsch, französisch/deutsch und französisch/niederländisch/deutsch. Von den Opernausgaben sind 7 deutsch und eine französisch/deutsch. Die übrigen Gesangswerke liegen in verschiedenen, teils mehrsprachigen Ausgaben vor. Systematische Übersicht

2.3 Unter den Liturgica befinden sich 5 Missale, 14 Antiphonale (Offiziumsgesänge), 20 Graduale (Messgesänge), 7 Ausgaben mit Offiziums- und Messgesängen, 9 Pontificale, 8 Gesang-, 5 Gebetbücher und 6 Ausgaben mit unterschiedlichen liturgischen Gesängen. Die Notenausgaben gliedern sich in 98 Kirchenmusik- oder Orgelwerke, 8 Opern (Klavierauszüge und Partituren), 33 Oratorien (30 Klavierauszüge und Partituren, 3 Aufführungsmaterialien; darunter 11 veschiedene Ausgaben der Oratorien von Franz Liszt), 13 übrige Gesangswerke, 5 Orchesterwerke, 4 Streichquartette, 10 Trios, 117 Ausgaben für Violoncello und Klavier, 44 Werke für Violine und Klavier oder Violine solo, 3 Werke für Klavier solo. Die Violin- und Violoncello-Kompositionen stammen überwiegend von unbekannteren Komponisten aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

2.4 Unter den Büchern befinden sich 16 zur allgemeinen Musikgeschichte, 5 zur Kirchenmusikgeschichte, 18 zur Choralforschung, 9 zur Hymnologie, 3 zur Liturgie, 16 zur Gesangslehre und 17 zur Musiktheorie. Die 4 Periodica aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind kirchenmusikalische Fachzeitschriften mit zahlreichen Notenausgaben (Werke der " Altklassischen Vokalpolyphonie" und des Caecilianismus).

2.5 Bei den Notenhandschriften handelt es sich um Abschriften lateinischer Kirchenmusikwerke von Komponisten des 16. und 17. Jhs. 37 stammen von der Hand des Mainzer Domkapellmeisters Georg Viktor Weber, 10 schrieb sein Nachfolger Albert Rudolf Vogt. 67 müßten noch näher untersucht werden, doch sind wahrscheinlich 59 von diesen von der Hand des Regensburger Domkapellmeisters Joseph Schrems (1815-1872) oder eines Regensburger Tenoristen namens Obermeyer.

3. KATALOGE

Die Bestände sind nicht nach bibliothekarischen Gesichtspunkten inventarisiert und katalogisiert. Es existiert ein hschr. Zettelkatalog, der keinem bibliothekarischen Regelwerk folgt.

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen noch im Répertoire international des sources musicales (RISM) verzeichnet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Gottron, Adam: Domkapellmeister Georg Viktor Weber (1838-1911). In: Jahrbuch für das Bistum Mainz 8 (1958-1960) S. 118

Gottron, Adam: Kirchenmusik im Dom zu Mainz im 19. Jahrhundert. 1. Domchor und Kapellmeister. In: Festschrift 60 Jahre Caecilienverein des Bistums Mainz. Mainz 1936, S. 17

Köllner, Georg Paul: Der Mainzer Domchor als Träger der Regensburger Tradition. In: Musicus Magister. Festgabe für Theobald Schrems zur Vollendung des 70. Lebensjahres. Regensburg 1963, S. 157-169

Stand: Juni 1990

Gabriela Krombach


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.