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Biblioteka Glówna Uniwersytetu Marii Curie-Skodowskiej

Hauptbibliothek der Marie-Curie-Skodowska-Universität


Adresse. ul. I. Radziszewskiego 11, 20-950 Lublin
Telefon. (081) 537 58 35
Telefax. (081) 537 58 47
Bibliothekssigel. <LUB U>

Unterhaltsträger. Uniwersytet Marii Curie-Skodowskiej [Marie-Curie-Skodowska-Universität]
Funktion. Wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Sammelschwerpunkte entsprechend den Lehrfächern der Universität, überwiegend Geisteswissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). - Öffnungszeiten: Lesesäle und Kataloge: Montag 11-20 Uhr, Dienstag bis Freitag 8-20 Uhr, Samstag 8-14 Uhr; Altbestand (nur im Lesesaal): Montag 11-15 Uhr, Dienstag bis Freitag 8-15 Uhr, Samstag 8-14 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm-Lesegeräte; Möglichkeit zur Anfertigung von Mikrofilmen und Fotokopien.
Gedruckte Informationen. Zdzisaw Kowalski, Jadwiga Olczak: Biblioteka Glówna Uniwersytetu Marii Curie-Skodowskiej [Die Hauptbibliothek der Marie-Curie-Skodowska-Universität]. Lublin 1980. - Elzbieta Grzybowska, Stanisawa Wojnarowicz: Podstawowa dziaalnosc Biblioteki Gównej Uniwersytetu Marii Curie-Skodowskiej. Poradnik dla studentów [Wesentliche Aufgaben der Hauptbibliothek der Marie-Curie-Skodowska-Universität. Wegweiser für Studenten]. Lublin 1993.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Von Warszawa [Warschau] Straße Nr. 17 in Richtung Süd-Ost. Parkmöglichkeiten in der Nähe der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Lublin im Oktober 1944 eine neue Universität gegründet. Im gleichen Jahr wurde auch deren Bibliothek ins Leben gerufen. Schenkungen aus den persönlichen Beständen der Professoren der Universität bildeten den Grundstock der Bibliothek. Zwar wurden dringend benötigte Bücher auch gekauft, doch aufgrund der begrenzten finanziellen Möglichkeiten der Universität und infolge der weitgehenden Vernichtung des Buchmarktes im Krieg waren die Ankäufe bescheiden. Überdies gehörte es zu den Pflichten der Leiter einzelner Institute und Lehrstühle, Bücher für die Bibliothek anzuschaffen. Die inhaltlichen Schwerpunkte dieser Bestände lagen im Bereich der Naturwissenschaften, Medizin und Mathematik.

1.2 Die wichtigsten Quellen der Bestandsvermehrung waren zunächst zahlreiche Schenkungen. Dazu gehörten umfangreiche Bestände (überwiegend zu Geschichte, Philosophie und polnischer Literatur) der aus den Gebieten von Vilnius [Wilna], Poniewiez und Wikomierz ausgesiedelten Polen. Viele Bücher kamen von der Polnischen Botschaft in Moskva [Moskau], an der der Universitätsrektor Prof. Henryk Raabe (1882-1951) in der Zeit von August 1945 bis Juni 1946 Botschafter war. Umfangreiche Bestände erhielt die Bibliothek außerdem von polnischen Exilorganisationen (darunter 16 Kisten vom Committee for Rehabilitation of Polish Science and Culture aus New York) sowie von Universitäten aus den Vereinigten Staaten (u. a. Harvard University) und der Sowjetunion (Moskau und Leningrad). Im Mai 1945 übernahm die Universität ca. 20.000 Bde aus der Bibliothek des Offiziersgefangenenlagers in Dobiegniew [Woldenberg]. Überdies schickten in diesem Jahr die zu dieser Zeit tätigen polnischen Verlage kostenlos Exemplare ihrer Publikationen an die Bibliothek.

1.3 Ende des Jahres 1945 erhielt die Bibliothek die ersten sogenannten sichergestellten Sammlungen, die Bücher aus den Bibliotheken polnischer Adelssitze, aus Kirchenbibliotheken sowie aus deutschen Bibliotheken in Niederschlesien, Pommern und Preußen umfaßten. 1946 wurden mehr als 4000 Titel des Instituts für Geschichte der Medizin- und Naturwissenschaften in Berlin, die in der Nähe von Szczecin [Stettin] gefunden worden waren, der Bibliothek eingegliedert. Im Juli 1947 erhielt sie aus Jelenia Góra [Hirschberg] ca. 1300 Bde der Bücherei der Hochschule für Lehrerbildung. Im März 1948 übernahm die Bibliothek 8 Waggons mit deutschen Büchern, die in Skoczów [Skotschau] aufgefunden wurden. Es handelte sich um ca. 120.000 Bde aus den Bereichen Landwirtschaft, Physik, Chemie, Technologie, Mathematik und Astronomie. Ein Teil dieser Bücher, in der Hauptsache technische Literatur, wurde in den nächsten Jahren der Universitätsbibliothek in Lódz übergeben. Zu den beachtenswerten Sammlungen, die sich heute in der Bibliothek befinden, gehören auch Bestände der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin, die neben 3000 Alten Drucken zumeist Zeitschriften und Bücher aus dem 19. und 20. Jh umfassen. Insgesamt erhielt die Bibliothek bis 1948 ca. 150.000 Bde aus sichergestellten Sammlungen. 1948 wurde mit der systematischen Erfassung dieser Bestände begonnen.

1.4 Nach 1950 wurde die Universität umgestaltet. Die Medizinische und die Landwirtschaftliche Fakultät wurden ausgegliedert und sind seitdem eigenständige Hochschulen. Gleichzeitig beeinflußten die seit 1949 tätige Rechtswissenschaftliche und die 1952 gegründete Geisteswissenschaftliche Fakultät die Neuerwerbungen der Bibliothek, in der die geisteswissenschaftliche Literatur den Schwerpunkt zu bilden begann. Nach 1954 erwarb die Bibliothek zahlreiche Sammlungen, darunter Bücher der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Przemysl (ca. 10.000 Bde) sowie Bibliotheken polnischer Bibliophiler wie Zygmunt Klukowski (1885-1959) und Ludwik Zalewski (1878-1952). Auch die Nachlässe einiger Professoren der Universität gelangten in die Bibliothek, so u. a. die Sammlungen von Jerzy Begdon (1905-1973), Piotr Wisniewski (1881-1971) und Stanisaw Bakaj (1919-1967).

1.5 Zur Zeit erfüllt die Bibliothek die Aufgabe der Universitätsbibliothek. Der Hauptbibliothek sind 27 Zweigstellen untergeordnet, bei denen es sich in der Mehrzahl um Institutsbibliotheken handelt. 1956 erhielt die Bibliothek das Pflichtexemplarrecht.

Petrische Bibliothek

1.6 Die Universitätsbiliothek bewahrt als separat katalogisierte Sammlung die Petrische Bibliothek aus Zary [Sorau] auf. Ihr Gründer, Gottfried Erdmann Petri (1739-1803), ein Mitglied der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften in Zgorzelec [Görlitz], vermachte seine Büchersammlung dem Magistrat und der Schule seiner Vaterstadt Sorau. Diese Sammlung umfaßte ca. 8000 Bde, meistens Silesiaca, Pomeranica und Lusiaca aus dem 16. bis 18. Jh. Nach Petris Tod wurde die Sammlung nur in bescheidenem Umfang ergänzt. Nur ein Teil (ca. 3000 Bde) dieser Bibliothek ist in den vierziger Jahren aus den in Schlesien sichergestellten Sammlungen nach Lublin gelangt (s. u. 2.10).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die ermittelten Germanica-Bestände stützen sich auf Auszählungen der Kartei der Druckorte. Die einzelnen Sachgruppen können anhand des Sachkatalogs, der ca. 20 Prozent des historischen Bestandes vor 1800 verzeichnet, nur annähernd beschrieben werden.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Gesamtbestand der Bibliothek beläuft sich auf ca. 2.251.000 Bde. Die Germanica-Sammlung, die etwa 75 Prozent des gesamten historischen Bestandes ausmacht, umfaßt etwa 10.400 Titel. Fast zwei Drittel davon (63 Prozent) bilden Drucke des 18. Jhs, nahezu 30 Prozent entfallen auf das 17. Jh und die übrigen 7 Prozent stammen aus dem 16. Jh. Hinzu kommen 3 Inkunabeln, gedruckt in Nürnberg, Straßburg und Hagenau. Sprachlich überwiegt bei den Drucken vor 1700 Latein, nach 1700 Deutsch. Französische und polnische Werke sind unter den Germanica kaum vorhanden.

Systematische Übersicht

2.3 Drucke zu den Naturwissenschaften bilden mehr als ein Viertel der Germanica-Sammlung (28 Prozent). Besonders reich sind Astronomie und Astrologie vertreten (ein Drittel des naturwissenschaftlichen Bestandes, meistens Drucke des 16. und 17. Jhs). In nahezu gleicher Größenordnung, aber überwiegend aus dem 18. Jh, finden sich medizinische Werke. Gut ist auch die Mathematik dokumentiert, die ca. 20 Prozent der Naturwissenschaften ausmacht. Der übrige Bestand setzt sich aus Werken zur Landes- und Naturkunde (jeweils ca. 10 Prozent) zusammen.

2.4 Titel zur Geschichte und zu den Sozialwissenschaften machen unter den Germanica ca. 23 Prozent aus. Eine beachtliche Gruppe bildet hier eine Kalendersammlung (ca. 400 Bde), die im 17. und 18. Jh in Breslau, Brieg, Greifswald, Königsberg und Nürnberg gedruckt wurde. Reich sind auch Gelegenheitsdrucke repräsentiert, die zumeist aus Schlesien und Pommern stammen. Überdies enthält diese Sachgruppe zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen Geschichte (vor allem zu Pommern, Schlesien, Sachsen und Preußen). Schließlich ist auch Schrifttum zur polnischen Geschichte vorhanden, das aber - ähnlich wie die Geschichte der anderen europäischen Länder (Italien, Frankreich) - wesentlich weniger umfangreich repräsentiert ist.

2.5 Literatur zur Rechtswissenschaft (meistens Drucke aus dem 17. Jh) ist mit etwa 15 Prozent vertreten. Es überwiegen Schriften zum Deutschen Recht (insbesondere zum Preußischen) und zum Römischen Recht. Reich ist auch das Kirchenrecht vertreten. Dazu kommen als weniger umfangreiche Gruppen die Sammlungen zum Zivil- und Strafrecht. Nur einzelne Titel betreffen Kriminal- und Handelsrecht.

2.6 Die Philologie macht ca. 10 Prozent der Germanica-Sammlung aus. Es handelt sich hier hauptsächlich um Werke der griechischen und lateinischen Klassiker, der deutschen Barockliteratur des schlesischen Schriftstellerkreises (Opitz, Lohenstein, Hofmannswaldau, Johann Christian Günther) sowie um deutsche Ausgaben der Werke französischer Schriftsteller (z. B. Fénelon).

2.7 Das Schrifttum zur Theologie macht etwa 10 Prozent des gesamten Germanica-Bestandes aus. Neben zahlreichen Bibelausgaben aus dem 17. und 18. Jh in deutscher und lateinischer Sprache finden sich zahlreiche Schriften von Theologen aus Pommern (Samuel Bohl, Daniel Lagus) und der Lausitz (Basilianus Faber).

2.8 Nur geringe Germanica-Bestände sind zu Philosophie, Kunst und Technik sowie zum Sport verzeichnet. Die Titel hierzu machen zusammen weniger als 10 Prozent der Germanica-Sammlung aus.

2.9 Nennenswert ist auch eine Sammlung von Kochbüchern (ca. 300 Titel). Die meisten Werke tragen als Besitzvermerk den Namen von Georg [August] Freund (1836-1914) und stammen vermutlich aus der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin. Es finden sich hier Drucke aus Offizinen in ganz Europa, wobei das deutsche und französische Schrifttum überwiegt (jeweils über 100 Titel). Mehr als 80 Prozent der Titel wurden im 18. Jh veröffentlicht.

Sondersammlung

Petrische Bibliothek

2.10 In der Universitätsbibliothek finden sich ca. 1200 Titel (ca. 3000 Bde) aus der Sammlung von Gottfried Erdmann Petri. Es handelt sich um Werke aus ganz Europa, wobei das deutschsprachige Schrifttum überwiegt. Die meisten Titel (fast 75 Prozent) wurden im 18. Jh veröffentlicht. Die größte Gruppe bilden Titel zur Schönen Literatur (ca. 500), die hauptsächlich Werke französischer (190 Titel) und deutscher (150) Schriftsteller sowie Schulbücher (ca. 100) umfaßt. Es finden sich hier auch Werke zu Kunst, Musik und zum Theater (insgesamt 60). Eine größere Gruppe bilden ca. 200 Titel zu den Naturwissenschaften, wobei medizinische und landwirtschaftliche Werke überwiegen (jeweils ca. 90 Titel). Danach folgen die Gruppen Philosophie (ca. 170), Geschichte (ca. 140) und Theologie (ca. 100). Die Sammlung beschließen 60 Titel zur Rechtswissenschaft.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog der Polonica des 16. Jhs

Alphabetischer Katalog der Polonica des 17. Jhs

Alphabetischer Katalog der Polonica des 18. Jhs

[Alle Kataloge umfassen Pomeranica, Prussica und Silesiaca.]

Alphabetischer Katalog der Inkunabeln und fremden Drucke des 16. Jhs

Alphabetischer Katalog der fremden Drucke des 17. Jhs

Alphabetischer Katalog der fremden Drucke des 18. Jhs

Sachkatalog Alter Drucke

[umfaßt ca. 20 Prozent der Sammlungen]

Kartei der Druckorte

[alle Kataloge in Zettelform; nach Hausregeln geordnet]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Korrespondenz der Bibliothek aus den Jahren 1944-1950 [Sign. S4/920]

Bücherschenkungen und sichergestellte Sammlungen für die Bibliothek [Sign. Bibl. 9/13; Bibl. 9/37; Bibl. 9/39-1; Bibl. 9/42; Bibl. 9/43; Bibl. 9/44; Bibl. 9/54; S4/228; S4/559]

4.2 Darstellungen

Malarczyk, Jan (Hrsg.): Powstanie i organizacja Uniwersytetu Marii Curie-Skodowskiej w swietle zróde [Gründung und Organisation der Marie-Curie-Skodowska-Universität im Lichte historischer Quellen]. Lublin 1968

Wilczynska, Maria: Biblioteka Uniwersytetu Marii Curie-Skodowskiej w Lublinie (1944-1974) [Die Bibliothek der Marie-Curie-Skodowska-Universität in Lublin (1944-1974)]. Lublin 1976

Uniwersytet Marii Curie-Skodowskiej 1944-1979 [Die Marie-Curie-Skodowska-Universität 1944-1979]. Lublin 1979

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Flanczewska, Sabina Barbara: Samodzielna Sekcja Starodruków i jej ksiegozbiór [Die selbständige Unterabteilung der Alten Drucke und ihr Buchbestand]. In: Biuletyn Biblioteki Gównej UMCS [Bulletin der Hauptbibliothek der Marie-Curie-Skodowska-Universität] (1970) Heft 1, S. 1-5

dies.: Oddzia Zbiorów Specjalnych [Die Abteilung der Sondersammlungen]. In: Biuletyn Biblioteki Gównej UMCS (1974) Heft 3/4, S. 31-38

dies.: Oddzia Zbiorów Specjalnych w roku 1975 [Die Abteilung der Sondersammlungen im Jahre 1975]. In: Biuletyn Biblioteki Gównej UMCS (1976) Heft 1,

S. 16-21

Stand: August 1994

Krystyna Kuszowa

Marzena Zacharska


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.