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Bibliothek des Museums auf der Osterburg

Adresse. Schloßberg 14, 07570 Weida [Karte]
Telefon. (036603) 6 27 75

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Weida
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Stadtgeschichte von Weida und Umgebung.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 7-16 Uhr, Freitag 7-12 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Zugverbindung von Gera, vom Bahnhof Weida Fußwegnähe (ca. 25 Minuten) Richtung Markt. A 4 (E 40), Ausfahrt Gera, B 92 über Greiz nach Weida; A 9 (E 51), Ausfahrt Triptis, B 281 Richtung Gera, B 2 nach Großebersdorf, B 175 Richtung Weida; A 72 (E 441), Ausfahrt Plauen-Süd, B 92 über Greiz nach Weida. Parkmöglichkeiten in der Nähe der Burg, Alte Aumaer Straße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Heimatmuseum Weida befindet sich auf der Osterburg, die mit ihrem 54 Meter hohen Bergfried das Stadtbild beherrscht. Die Burg wurde von 1163 bis 1193 erbaut, bis zum Beginn des 15. Jhs war sie der Stammsitz der Herren und Vögte von Weida. Auf ihr Geschlecht geht die Bezeichnung " Vogtland" zurück, das einen Teil des sächsisch-thüringischen Raumes umfaßte und bis nach Böhmen reichte. Aus einer ihrer Linien ging das Geschlecht der Reußen hervor. 1424 gelangte der Besitz durch Kauf an das Haus Wettin. 1656, als Weida zum Herzogtum Sachsen-Naumburg-Zeitz gehörte, begann der Wiederaufbau der 1633 beschädigten Osterburg. 1717 wurde die Stadt unter Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz (1664-1718) durch dessen Einzug in die Osterburg für kurze Zeit wieder zur Residenz erhoben. Nach dem Tod des Herzogs fiel sie mit dem Land Sachsen-Zeitz an das Kurfürstentum Sachsen zurück. 1815 wurde Weida preußisch, 1816 gelangte es im Rahmen einer Gebietsreform an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und damit später zum Freistaat Thüringen. Die wechselvolle Geschichte Weidas bildet den inhaltlichen Schwerpunkt der Sammlung.

1.2 Im Jahre 1902 wurde der Ortsgeschichtliche Verein in Weida gegründet, der im " Café Museum" seinen Sitz hatte. Seine Zielsetzung war die Erforschung der Stadt- und Regionalgeschichte. Mit dem Verein entstanden das Museum und die Bibliothek. Beide zogen später in die ehemalige Lindenschule an der Stadtkirche um und von dort 1930 in den Remiseflügel der Osterburg.

1.3 Im Jahre 1921 wurde das Museum neu geordnet, seine Sammlungen wurden durch Geschenke von Einwohnern der Stadt Weida und ihrer Umgebung vermehrt, darunter historische Gegenstände, Bilder und Bücher. Der Rochlitzer Studienrat Heinrich Gottlieb Francke (1853-1920) vermachte der Stadt Weida seine gesamte Bibliothek, ein Teil seines schriftlichen Nachlasses ging an das Fürstliche Hausarchiv Schleiz. Den geschichtlichen Teil der Franckeschen Bibliothek übergab die Stadt Weida dem Ortsgeschichtlichen Verein zur Pflege und Benutzung. 1921 umfaßte die Bücher- und Handschriftensammlung des Vereins 606 Nummern. Sie " enthielt nunmehr wohl sämtliche Werke, welche auf die Geschichte Weidas und seiner Umgebung irgendwie Bezug" nahmen. Der beabsichtigte Katalogdruck konnte aus Kostengründen nicht verwirklicht werden; ein nach Stoff und Gegend geordnetes Bücherverzeichnis lag im Museum aus.

1.4 Der Heimatforscher Heinrich Gottlieb Francke war ein Nachfahre Johann Franckes (1604-1684), des Begründers der Kirchenbibliothek (s. Eintrag Weida, Kuno-Walther-Bibliothek), sowie des Leipziger Juristen Heinrich Gottlieb Francke (1705-1781), der diese Bibliothek mit Buchgeschenken und einem Legat bedachte. Er besuchte die Stadtschule in Weida und das Gymnasium in Gera, und studierte dann in Jena u. a. bei Ernst Haeckel, anschließend von 1873 bis 1876 in Leipzig Naturwissenschaften, insbesondere Chemie und Mineralogie. Seit 1877 war er Lehrer an der Realschule zu Rochlitz. Die Erforschung der Familiengeschichte die Stammtafeln der Familie Francke in Weida (Weida 1887; Nachträge 1905, 1907 und 1912) sind sein Werk veranlaßte ihn, sich mit der Vergangenheit der Stadt Weida und darüber hinaus mit der Geschichte des Vogtlandes zu befassen. Seine 33 orts- und kulturgeschichtlichen Arbeiten sind Teil des Bestandes.

1.5 Die Museumsbibliothek umfaßt vor allem Literatur zur Burg- und Stadtgeschichte Weidas sowie zur Geschichte des Vogtlandes. Der Bestand wird laufend ergänzt. Über den dienstlichen Rahmen hinaus stehen Bibliothek und Archiv auch Heimatforschern und historisch Interessierten zur Benutzung offen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek enthält einschließlich der Archivmaterialien etwa 3500 Bde, davon zählen 683 Bde (20 Prozent) zum historischen Buchbestand (17. Jh 43, 6,3 Prozent; 18. Jh 107, 15,7 Prozent; 19. Jh 533, 78 Prozent), der an den Regalen ermittelt wurde. Der Bestand ist zu 93 Prozent deutschsprachig (636 Bde), 6,3 Prozent (43 Bde) sind in Latein und 4 Bde in Französisch.

Systematische Übersicht

2.2 Die Literatur zur Allgemeinen Geschichte umfaßt 88 Bde (12,9 Prozent; 18. Jh 17, 19. Jh 71), darunter die Lebens- und Helden-Geschichte Des Glorwürdigsten Fürsten und Herren, Herrn Friedrichs des Streitbaren (Leipzig 1733) von Johann Gottlob Horn und die OEuvres du Philosophe de Sans-Souci [Friedrich II., König von Preußen] (Potsdam 1760).

2.3 In der Gruppe " Alte Schriften (vor 1900)" sind 147 Bde (21,5 Prozent; 17. Jh 40, 18. Jh 45, 19. Jh 62) zusammengefaßt. Sie enthält Bibeln, Gesangbücher, Erbauungs- und Gelegenheitsschriften. Zu erwähnen sind eine Nürnberger Bibel von 1665, La Sainte Bible (Basel 1744), hrsg. von Pierre Roques, mit dem Exlibris " Bibliotheque de S. A. S. Madame la Duchesse de Courlande", die in Löbichau aufgestellt war, Christian Zeises Concordantiae Bibliorum (Frankfurt a. M. 1658), Daniel Franckes akademische Untersuchung De Papistarum Indicibus Librorum Prohibitorum et Expurgandorum (Leipzig 1684), die Synagoga Judaica Noviter Restaurata (Frankfurt und Leipzig 1738) von Johann Buxtorf und Johann Arnd(t)s Außlegung des gantzen Psalters Davids, des Königlichen Propheten (Lüneburg 1666) mit einer Vorrede von Johann Gerhard.

2.4 Unter den Erbauungsschriften finden sich die Evangelische Schluß-Kette Und Krafft-Kern (Frankfurt a. M. 1672) von Heinrich Müller, Vier uralte Geistreiche Büchlein (Erfurt 1748) von Johann von Staupitz, hrsg. von Johann Arnd(t), und Geistreiche Schrifften (Leipzig 1741) von Pierre Du Moulin. Das Gebetbuch Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet-, Buß-, Lob- Und Danck-Opffer (Leipzig 1699), zusammengetragen von Michael Cubach und mit einer Vorrede von Christian Scriver, enthält am Schluß als handschriftlichen Eintrag den Text des Liedes " Wer weiß, wie nahe mir mein Ende" von [Gräfin Aemilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt].

2.5 Ein erstes Vollständiges Waydaisches Gesang-Buch erschien 1743 in Erfurt. Der Weidaer Superintendent Johann Christian Mehlhorn (1698-1760, Amtszeit 1743-1751) führte die Lieder bei seinem Amtseintritt ein; das Gesangbuch war bis 1801 in Gebrauch. Vorhanden sind auch einige Leichenpredigten auf Weidaer Persönlichkeiten und der Druck einer Russische(n) Feld-Predigt (o. O. 1807), die an der Grenze Schlesiens von " einem Popen oder russischen Feldprediger" unter freiem Himmel gehalten wurde.

2.6 Zur Heimatgeschichte sind 197 Bde (28,8 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 7, 19. Jh 189) im Bestand, darunter Der Pagus Orla (Leipzig 1750) von Christoph Gotthelf Stemler, eine Leisnigker Chronica, oder Beschreibung der sehr alten Stadt Leisnigk (Leipzig 1753) von dem Viertelsmeister Johann Kamprad mit zeitgenössischer Stadtansicht und Vorrede des Leipziger Rechtsprofessors Heinrich Gottlieb Francke, die Sächsische Geschichte (2 Teile, Leipzig 1780-1782) von Christoph Gottlob Heinrich und die Geschichte des Sächsischen Volkes und Staates (Leipzig 1841-1853) von Carl Christian Carus Gretschel. Ein Weidaer Musterbuch der Färberei (17. Jh) und ein Lehrbuch der Färberei (1682) sind im Museum ausgestellt.

2.7 Unter dem Schrifttum zur Genealogie findet sich auch die Illustre Stemma Ruthenicum (Schleiz 1684) von Peter Beckler, der Band wurde 1690 der Weidaer Schule von dem Rektor Heinrich Salomon Sartorius übergeben. Ein Sammelband aus dem Besitz von Heinrich Gottlieb Francke ( s. o. 1.4) enthält Drucke, die anläßlich der 300-Jahrfeier des Geraer Gymnasiums erschienen sind.

2.8 Zur Kulturgeschichte liegen 99 Bde vor (14,5 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 26, 19. Jh 72). Vorhanden sind ein Neu-Vermehrtes Dorff- und Land-Recht (Leipzig und Zelle 1716) von Johann Deneken und ein Kluger Haus-Vater (Leipzig 1747) von Johann Joachim Becher. Im Bestand sich auch einige Weidaer und Schleizer Volkskalender aus dem 19. Jh.

2.9 Unter den Zeitschriften (95 Bde, 13,9 Prozent; 17. Jh einer, 19. Jh 94) finden sich die Deliciae Biblicae Oder Biblische Ergetzlichkeiten für 1691, hrsg. von Misander (d. i. Johann Samuel Adami), das Wochenblatt für Merkwürdige Rechtsfälle (Jg. 1-3, 1841-1843) und der (Weidaische) Stadt- und Landbote für die Jahre 1849 bis 1878 (mit Lücken). Die durch den Ortsgeschichtlichen Verein im Tausch erworbenen historischen Fachzeitschriften sind ebenfalls im Bestand.

2.10 Deutsche und ausländische Belletristik ist mit 16 Bdn (2,4 Prozent; 18. Jh 9, 19. Jh 7) vertreten, die meisten Werke dieser Gruppe stammen aus dem 20. Jh. Die Bibliothek besitzt ein Exemplar der Autobiographie des weitgereisten reußischen Kammerdieners Johann Christian Schmidt, die unter dem Titel Der Reussische Robinson (Teil 1, Greiz 1781) gedruckt wurde. Vorhanden sind Friedrich Theophilus Thilos Emilie Sommer (Leipzig 1783-1786), Goethes Benvenuto Cellini in der Braunschweiger Ausgabe von 1798 und Theodor Körners patriotische Lieder, die unter dem Titel Leyer und Schwerth 1814 in Berlin erschienen, mit dem Besitzvermerk Henriette von Bardelebens (6. März 1814).

2.11 Mit Naturkunde und Geographie befassen sich 33 Bde (4,8 Prozent; 18. Jh 3, 19. Jh 30). Erwähnung verdienen die Anmuthigkeiten Von Italien (Berlin 1706) von Maximilien de Rogissart. Die Bemerkungen über Marokko (Leipzig 1790) von einem englischen Offizier (Alexander Jardine) und die Geschichte der Eroberung von Chili durch die Spanier (Leipzig 1791) von Juan Ignacio Molina kursierten Ende des 18. Jhs in einem Lesezirkel der Stadt. Aus dem 19. und 20. Jh sind vor allem Schulbücher und populärwissenschaftliche Werke, z. B. Die Geschichte der Erde (Frankfurt a. M. 1856) von Emil Adolf Roßmäßler, überliefert.

Unter den Nachschlagewerken finden sich nur 8 Bde aus dem 19. Jh.

3. KATALOGE

Sachkatalog

[in Zettelform, 11 Sachgruppen, standortgebunden]

Inventarbücher

[6 Bde, Berichtszeit ab 1962]

Alphabetischer Katalog [im Aufbau]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schmidt, Berthold: Dem Andenken Heinrich Gottlieb Franckes. In: Weidaer Geschichtsblätter 2 (1921) S. 3-8

Stand: September 1996

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.