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Bibliothek des Museums Burg Mylau

Adresse. Burg 1, 08499 Mylau [Karte]
Telefon. (03765) 3 42 47

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Mylau
Funktion. Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Regionalkunde des Vogtlandes, Naturkunde, Geschichte der Göltzschtal- und Elstertalbrücke und der Eisenbahn Leipzig-Hof, Burgengeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr und 12.30-15.30 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Ab Bahnhof Reichenbach/Vogtland mehrere Busverbindungen nach Mylau. Fußwegnähe ab Busbahnhof. A 72 (E 441), Ausfahrt Reichenbach; B 94 und B 173 nach Mylau. Parkmöglichkeit direkt an der Burg.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Grundstein für die jetzige Museumsbibliothek ist zwei Naturkundevereinen zu verdanken. 1876 wurde der Naturkundeverein Mylau gegründet. Die rege Sammeltätigkeit der Mitglieder ermöglichte es, 1883 eine Ausstellung (das erste Museum) zu eröffnen. Seit 1893 befindet sich das Museum in der Burg. Zugleich entstand eine Vereinsbibliothek, in der Spezialwerke zur Bestimmung von Tieren, Pflanzen, Mineralien u. ä. und bald auch zur Heimatgeschichte gesammelt wurden. Bereits ab 1859 war von dem Vogtländischen Verein für Naturkunde in Reichenbach eine Büchersammlung angelegt worden, wozu seinerzeit der Verleger Heinrich Brockhaus (1804-1874) aus Leipzig sowie weitere Buchhändler einen Grundbestand gestiftet hatten. Diese Bibliothek besaß 1884 643 Bde aus den Bereichen Naturkunde, Technik und Geschichte.

1.2 Die Übernahme der Museen in kommunale Verwaltung erfolgte zu verschiedenen Zeitpunkten (1939 in Reichenbach, nach 1945 in Mylau). 1956 wurde das Heimatmuseum Reichenbach nach Mylau verlagert, um ein Kreismuseum zu schaffen. Dadurch kam es auch zur Zusammenführung der Bibliotheken. Ein Teil der Reichenbacher Bestände wurde seit 1991 nach Reichenbach zurückgeführt und dem dort neu entstehenden Neuberin-Museum übergeben. Die naturwissenschaftlichen Werke verblieben als Sondersammlung in Mylau ( s. u. 2.11). Mit gezielten Ankäufen, durch Schenkungen und den Schriftentausch mit anderen Museen wird der Bestand der Bibliothek auch gegenwärtig erweitert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Aus dem Gesamtbestand der Bibliothek mit 5111 Titeln wurde durch Auszählen anhand des Systematischen Kataloges der historische Bestand von 1607 Titeln ermittelt. Zwölf Titel stammen aus dem 16. Jh und 49 aus dem 17. Jh. Wiederholt wurden mehrere Einzelschriften verschiedener Jahrhunderte, insbesondere des 16. und 17. Jhs, zusammengebunden. 291 Titel erschienen im 18. Jh. Der Hauptanteil des historischen Bestandes von 1207 Werken (75 Prozent) stammt aus dem 19. Jh; 18 Titel (14 in deutscher und 4 in lateinischer Sprache) waren chronologisch nicht zuzuordnen.

2.2 Der überwiegende Teil des Bestandes (1465 Titel) ist deutschsprachig. Vorhanden sind 73 Titel in Latein, 12 in Englisch, 42 in Französisch und 15 in sonstigen Sprachen. Systematische Übersicht

2.3 Die Sachgruppe Geschichte umfaßt 284 Werke. Den Hauptanteil stellen Bücher über Sachsen und Thüringen (154 Titel) und vor allem über das Vogtland. Das Museum besitzt die vollständige Ausgabe von Georg Christoph Kreysigs (1695-1758) Beyträgen zur Historie derer Chur- und Fürstlichen Sächsischen Lande (Altenburg 1754-1764) sowie eine Ausgabe von Karl Heinrich Tromlers (1725-1790) Sammlungen zur Geschichte des alten heydnischen und christlichen Voigtlandes (Leipzig 1767). Weiterhin gehört der Entwurf einer urkundlichen Geschichte des gesamten Voigtlandes (Gera 1825-1828) von Karl August Limmer zu diesem Bestand. Die Sachgruppe enthält mehrere sächsische Chroniken des 16. und 17. Jhs in deutscher und lateinischer Sprache sowie Chroniken einzelner vogtländischer Städte, so die Meißnische Land- und Bergchronik des Petrus Albinus (Dresden 1589), die Reichenbacher Chronik von Johann Balthasar Olischer (Leipzig 1729) und deren Fortsetzung von J. G. Böhm (1784).

2.4 Die 99 Werke über allgemeine deutsche Geschichte und Weltgeschichte gelten hauptsächlich den geschichtlichen Ereignissen des 17. bis 19. Jhs. Die ältesten Titel sind ein Turnierbuch der deutschen Fürstenhöfe von 1579 und eine angebundene Historia von Herrn Georgen und Herrn Caspar von Frundsberg (Frankfurt 1599). In gemeinsamem Einband enthalten sind mehrere Kriegshistorien und Berichte aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges 1701 bis 1714. Weitere angebundene Schriften beschäftigen sich u. a. mit dem letzten Manifest zum ungarischen Aufstand 1703 bis 1711 unter Ferenc II. Rákoczy (1676-1735) (Köln 1704) und der Eroberung der Städte Gent und Brügge im Flandrischen Feldzug 1708, erschienen 1709. Ein kleiner Bestand von 26 Titeln betrifft die Kulturgeschichte sowie die Volkskunst und Volkskunde vor allem in Sachsen und im Vogtland.

2.5 Der fremdsprachige Literaturbesitz (105 Titel) erstreckt sich hauptsächlich auf Wörterbücher (z. T. aus dem 17. Jh), Abhandlungen zur Grammatik sowie zahlreiche originalsprachige Werke von antiken Autoren in Ausgaben des 18. und 19. Jhs. Der Gruppe Geschichte der deutschen Sprache und deutschen Literatur sind 55 Titel zugeordnet. Das Spektrum reicht von Goethes vollständiger Werkausgabe letzter Hand (Stuttgart und Tübingen 1827-1842) bis zu Lyrik und Prosa vogtländischer Autoren, vor allem der Mundartdichter Louis Riedel (1847-1919) und Emil Leineweber (d. i. Leonhardt; 1862-1958).

2.6 Das Sachgebiet Religion ist mit 280 Titeln vertreten. Dazu gehören Bibelausgaben und Gesangbücher, Werke zur Kirchengeschichte, zur Geschichte nichtchristlicher Religionen sowie Predigten. Ca. 90 Prozent dieser Werke sind im 18. und 19. Jh in deutscher Sprache erschienen. Der älteste Druck ist ein Teil der 1568 von Hans Lufft in Wittenberg gedruckten Luther-Bibel. Der umfangreiche Bestand an Gesangbüchern (77 Titel) des nördlichen Vogtlandes und des Raumes um Zwickau stammt hauptsächlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs (22 Titel) und dem 19. Jh (52 Titel). Außerdem sind gedruckte Predigten von Pfarrern aus der Region vorhanden.

2.7 Die Gruppe Rechts- und Staatswissenschaft umfaßt 62 Veröffentlichungen. Es handelt sich vor allem um Gesetzeswerke des Kurfürstentums und des Königreiches Sachsen, darunter den Codex Augusteus (Leipzig 1724-1806). Die Bestandsgruppe Geographie (89 Titel) enthält vorwiegend Werke aus dem 18. und 19. Jh, darunter Atlanten, geographische Beschreibungen sowie Reiseführer einzelner Regionen Deutschlands.

2.8 Der mit 381 Titeln reichhaltigste Bestand findet sich bei den Naturwissenschaften mit den Teilgebieten Zoologie, Botanik, Geologie, Mineralogie, Physik und Chemie sowie Medizin. Auf Titel zur heimischen Fauna und Flora wurde bei der Anschaffung besonderer Wert gelegt. Zu den ältesten Werken zählen zwei Kräuterbücher aus den Jahren 1598 ( o. O.) und 1687 (Basel) sowie ein Botanisches Wörterbuch (Frankfurt und Leipzig 1777). Das erste Kräuterbuch geht der Prägung im Lederband von 1598 zufolge auf den Besitz von " Friedrich Margraf Administrator von Magdeburg" zurück. Die 71 Titel zumeist fachspezifischer medizinischer Abhandlungen stammen zum größten Teil aus dem 17. und 18. Jh. Ein Sammelband vereinigt die ältesten Veröffentlichungen in lateinischer und deutscher Sprache: eine Paracelsus-Ausgabe von 1690, ein Hebammenbuch (1580) und mehrere kleinere medizinische Schriften über Seuchen in den Jahren 1598 und 1797.

2.9 Zu Problemen der Industrie, des Handels und der Landwirtschaft in Deutschland, speziell im 19. Jh, existieren 100 Titel. Dabei stellt Literatur über das Textilgewerbe im sächsischen Raum den größten Anteil. Außerdem sind einige Veröffentlichungen zu Erfindungen und über technische Denkmale vorhanden. Zum Sammelgebiet " Bau der Göltzschtal- und Elstertalbrücke" liegt Friedrich Kohls Beschreibung der Göltzsch- und Elsterthal-Überbrückung im sächsischen Voigtlande, sowie der Britannia-Röhrenbrücke (Plauen 1854) vor.

2.10 Die 23 Periodika-Titel stammen größtenteils aus dem 18. und 19. Jh. Es sind Zeitschriften allgemeinen Inhalts, die das Kultur- und Alltagsleben in dieser Epoche in Deutschland beschreiben. Die Bibliothek besitzt 34 bis 1900 erschienene Nachschlagewerke und Lexika, darunter das Vollständige Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen (1815-1833) des Zwickauer Verlegers August Schumann (1773-1826). Sondersammlungen

2.11 Eine Sondersammlung bildet der naturwissenschaftliche Bestand (ca. 250 Titel) der 1956 übernommenen Reichenbacher Museumsbibliothek ( s. o. 1.2).

2.12 Aus dem 17. und 18. Jh besitzt das Museum über 20 Landkarten (Vogtland, Sachsen, Deutschland, Rußland). Erwähnenswert sind historische Karten, z. B. von Meißen und dem Vogtland (1620), dem nördlichen Vogtland (1737) und der Lande der Grafen Reuß (vor 1778) sowie ein Plan des Feldlagers bei Reichenbach (1761). Aus dem weitaus umfangreicheren Bestand nach 1800 sei auf den Topographischen Atlas des Königreiches Sachsen (Dresden 1821) von Hermann Oberreiter hingewiesen.

2.13 Die Zeitungssammlung enthält als älteste Stücke Einzelexemplare aus Leipzig von 1818. Aus den Jahren zwischen 1845 und 1885 sind 13 Bde der Illustrierten Zeitung (Leipzig) vorhanden. Als früheste regionale Zeitung ist der Vogtländische Anzeiger (Jg. 13, 1820) vorhanden; aus späterer Zeit gibt es nur einzelne Exemplare. Zeitungen aus dem Raum Reichenbach-Mylau-Netzschkau existieren nur als Einzelnummern sowie mit den Jahrgängen des Mylauer Tageblatts aus dem 20. Jh (1915-1918; 1920). Eine umfangreiche Sammlung von Sondernummern (Depeschen) des Reichenbacher und des Mylauer Tageblatts besitzt das Museum aus dem Ersten Weltkrieg.

2.14 Die Dokumentensammlung des Museums beinhaltet auch örtliche und überörtliche Druckschriften, z. B. mehrere Jahrgänge des Reußischen Kalenders zwischen 1843 und 1914.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[nach RAK; vollständig für die Bestände Mylau und Reichenbach]

Systematischer Katalog

[angelegt vermutlich 1956 durch Museumsdirektor Dr. Johannes Leipoldt, vollständig für die Bestände Mylau und Reichenbach]

3.2 Historischer Katalog

Katalog der Reichenbacher Sammlung

[nach Sonderregeln, Gliederung aus dem 19. Jh]

[alle Kataloge in Zettelform]

Stand: März 1994

Birgit Zimmer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.