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Bibliothek des Museums für Kunsthandwerk

Adresse. Schaumainkai 17, 6000 Frankfurt [Karte]
Telefon. (069) 2 12 38-828
Bibliothekssigel. <F 146>

Unterhaltsträger. Stadt Frankfurt
Funktion. Spezialbibliothek für die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums und die Öffentlichkeit.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Europäisches, asiatisches und islamisches Kunsthandwerk; Buch- und Schriftkunst. 2. Besondere Sammelgebiete: Ausstellungs- und Sammlungskataloge für Kunsthandwerk, Buch- und Schriftkunst.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch 10-12 Uhr und 14-16 Uhr (Bibliothek im Aufbau). Ausnahmen möglich nach Voranmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof. U-Bahn (Linien U1-U3) bis Haltestelle Schweizer Platz. - Parkmöglichkeit vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 25. März 1877 wurde der Mitteldeutsche Kunstgewerbeverein auf Anregung der Polytechnischen Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hilfswissenschaften gegründet. Ziel dieses Vereins war es, ein umfassendes Kunstgewerbeförderungs-Institut aufzubauen, um dem Verfall der Ästhetik handwerklich und industriell gefertigter Produkte entgegenzuwirken und gleichzeitig Industrie und Handwerk zu fördern. Zu den Aufgaben des Instituts gehörten laut Vereinsstatut u. a. der Aufbau eines Kunstgewerbe-Museums mit Ausstellung alter und moderner Arbeiten, eine Kunstgewerbeschule, der Aufbau einer Bibliothek und die Förderung kunstgewerblicher Publikationen.

1.2 Größere materielle Möglichkeiten erwuchsen dem Verein jedoch erst 1878, als er in die Reihe der Tochterinstitute der Polytechnischen Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hilfswissenschaften Aufnahme fand. Bereits im gleichen Jahr richtete man die Bibliothek für Kunst und Technik ein, die ab 1881 auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Innerhalb eines Vierteljahrhunderts wuchs der Bestand auf 18.000 Bde an. Als nach dem Krieg Unterhalt und Erweiterung der Einrichtungen für den Verein zu kostspielig wurden, kamen Museum und Bibliothek 1921 in den Besitz der Stadt Frankfurt. Zusammen mit den Bibliotheken von fünf weiteren Vereinen gründete sie die Technische Zentralbibliothek. Durch den Erwerb des Museums eröffnete sich der Stadt zudem die Gelegenheit, die Sammlung Linel (s. u. 1.5 f.) sinnvoll unterzubringen.

1.3 Im Jahre 1927 wurde die Technische Zentralbibliothek unter eine neue Gesamtverwaltung gestellt. Gemeinsam mit mehreren anderen Frankfurter Bibliotheken (u. a. der Stadtbibliothek und der Senckenbergischen Bibliothek) übernahm sie die Funktionen einer Frankfurter Universitätsbibliothek (s. dort). Die ehemalige Kunstgewerbebibliothek erhielt in diesem Rahmen, entsprechend ihren Sammelschwerpunkten, den Namen Bibliothek für Kunst und Technik. Der Gesamtbestand umfaßte zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ca. 50.000 Bde, 360.000 Einzelblätter und 628.000 Patentschriften. Im November 1943 wurde der Bestand fast vollständig vernichtet; übrig geblieben ist eine Spezialsammlung zur Goldscedekunst, gestiftet von Julius H. Jeidels (1852-1902). Sie ist heute in die Bestände der Stadt- und Universitätsbibliothek integriert und teilweise noch an ihren Exlibris identifizierbar. Verschont geblieben von den Bombenangriffen ist auch die Sammlung Linel.

1.4 Bis 1966 war das Museum nur durch Wechselausstellungen präsent, danach bezog es die Villa Metzler, in deren Räumen Teile der Sammlungen ausgestellt werden konnten. Die im Aufbau befindliche Bibliothek mußte aus Platzmangel in der Verwaltung untergebracht werden und diente den Wissenschaftlern als Handapparat. Erst mit der Eröffnung des 1985 fertiggestellten Neubaus hat sie einen adäquaten Standort erhalten und wird nun, nach Einrichtung einer bibliothekarischen Stelle im Jahre 1986, fachlich aufgebaut und erschlossen. Laut Inventarbuch beträgt der Bestand heute 17.000 Bde (einschließlich Zeitschriften).

1.5 Die Sammlung Linel, die den eigentlichen historischen Bestand des Museums ausmacht, geht in ihrem Kernbestand auf die Stiftung zweier Frankfurter Bürger, die Brüder Michael Linel (1830-1892) und Albert Linel (1833-1916) zurück. 1892 und 1916 der Stadt Frankfurt übereignet, 1920 im Hinblick auf die weitere Vervollständigung konzipiert und 1921 im städtisch gewordenen Kunstgewerbemuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, konnte die Buch- und Graphik-Sammlung die Lücke einer bis dahin in Frankfurt fehlenden Dokumentation der Buchkunst schließen. Mit bemerkenswerter Weitsicht berücksichtigten die Linels verschiedenste Aspekte des Buchhandwerks und der ornamentalen Graphik. Hervorzuheben sind die überwiegend biedermeierlichen Stammbücher, die illuminierten spätmittelalterlichen Hss. und frühe, teilweise illustrierte Drucke sowie Bucheinbände. Dieser Vielfalt der Sammlung, zu der u. a. auch Ornamentstiche, Buntpapier, Spielkarten, Schreibmeisterbücher und neuere Gebrauchsgraphik gehören, wurde bei Neuerwerbungen stets Rechnung getragen, wobei in den letzten Jahren die zeitgenössische Buchkunst im Mittelpunkt stand.

1.6 Bei der kunst- und speziell buchgeschichtlich ausgerichteten Sammlung handelt es sich nicht um eine nach inhaltlichen Merkmalen zusammengestellte Bibliothek, sondern um das Ausstellungskorpus des Museums. Der Großteil der Bestände ist magaziniert. Genutzt werden sie vorwiegend für Ausstellungen, die einzelne Gattungen der Sammlung oder auch ikonographische Themenkomplexe darbieten.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Dienstbibliothek umfaßt ca. 12.000 Bde. In ihr stehen ca. 100 historische Titel, vorwiegend aus dem 19. Jh. Die " Linel-Sammlung für Buch- und Schriftkunst", ausgezählt nach den Inventarlisten, umfaßt 9615 bibliographische Einheiten, der Altbestand 7168 Einheiten. Rund 120 Einheiten stammen aus dem 15. Jh (je zur Hälfte Inkunabeln und Ornamentstiche), ca. 900 aus dem 16. Jh, über 1500 aus dem 17. Jh, über 2600 aus dem 18. Jh und knapp 1800 aus dem 19. Jh, der Rest ist ohne Jahresangabe. Über 3900 Einheiten stammen aus deutschen Druckorten, gut 2100 aus französischen, ca. 400 aus niederländischen, ca. 300 aus italienischen, der Rest verteilt sich auf mehrere Herkunftsländer. Dazu kommen 741 Stammbücher sowie ca. 800 Hss. und Handzeichnungen. Systematische Übersicht

2.2 Der Bestand der Dienstbibliothek umfaßt als wissenschaftlicher Handapparat das Spektrum der kunsthandwerklichen und kunstgewerblichen Forschung. Neben Titeln z. B. zur Wappenkunde, zur Architektur, zur Möbelschreinerei oder zum Uhrmacherhandwerk findet sich auch eine kleinere Anzahl von Sammlungs- und Auktionskatalogen aus dem 19. Jh. Insgesamt ist die Bibliothek jedoch nicht vom historischen Bestand geprägt. Sammlung Linel

2.3 Eine Bestandsbeschreibung der Sammlung Linel ist nur bedingt möglich. Die Abgrenzung von Schrift und Bild ist nicht immer eindeutig, da es sich in der Regel um Mischformen handelt. Grundsätzlich wurde als Gedrucktes betrachtet, was durch Druckverfahren erzeugt worden ist. Frühe Handpressendrucke sind daher ebenfalls gezählt. Unter den 7168 Einheiten befinden sich mindestens 1100 Bücher, ca. 400 Schriften (u. a. amtliche Verordnungen, Festschriften, Kataloge, etc.) und ca. 400 Einblattdrucke (u. a. Initialen, Buntpapiere etc.). Zu diesen 1900 Einheiten kommen etwa 5300 Einheiten, bei denen das Bild die Schrift dominiert. Es handelt sich dabei in der Mehrzahl um Ornamentstiche.

2.4 Die 905 Bücher der Gruppe Buchkunst verteilen sich auf die Jahrhunderte wie folgt: 48 Inkunabeln, 366 Titel aus dem 16. Jh (vorwiegend Literatur der Reformationszeit), 109 aus dem 17. Jh, 159 aus dem 18. Jh und 164 aus dem 19. Jh; 59 Titel sind ohne Jahresangabe. Mehr als die Hälfte dieser Werke sind in Deutsch verfaßt (517), etwa ein Viertel in Latein (215). Relativ stark vertreten ist das Französische mit 100 Titeln (vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh). Der Rest entfällt auf andere europäische Sprachen wie Italienisch (42), Englisch (20), Niederländisch (7), Spanisch (3) und Griechisch (1). Die Werke wurden nicht nach Wissensdisziplinen, sondern nach handwerklichen und künstlerischen Aspekten gesammelt. Entsprechend reicht das Spektrum vom spätmittelalterlichen Stundenbuch über Beispiele für frühe, teilweise illustrierte Drucke, wie z. B. Frankfurter Drucke, bis zu kostbar ausgestatteten Büchern und Einbänden. Unter den gedruckten Büchern des 15. bis 19. Jhs befinden sich hauptsächlich theologische Titel (Bibeln, Missale, Stundenbücher, Schriften Luthers u. a.), ferner philosophische Titel (z. B. die Schriften des Aristoteles, Briefe des Erasmus von Rotterdam) sowie Emblembücher, Säulenbücher u. a. Lehrbücher.

2.5 Sowohl die Einblattdrucke der Gruppe Buchkunst (427) als auch die Schriften der Gruppe Schrift und Druck (394) stammen zu fast zwei Dritteln aus dem 19. Jh (515) und zu annähernd einem Viertel aus dem 18. Jh (166). Auf das 17. Jh entfallen 49 Drucke, auf das 16. Jh 24, 13 auf das 15. Jh, zahlreiche Stücke sind ohne Jahresangabe. Die Drucke sind in der Regel deutscher Provenienz (792), einige wenige sind in Französisch (17), Italienisch (9), Spanisch, Englisch und Niederländisch. Lediglich 2 lateinische Drucke aus Inkunabeln liegen vor. Die Einblattdrucke betreffen religiöse Inhalte (Gebetstexte), historische (z. B. Beschreibung des Grabes des Johann von Nepomuk), familiäre und urkundliche Inhalte. Hinzu kommen Titelblätter deutschsprachiger Bücher des 17. bis 19. Jhs.

2.6 Bei den Einblattdrucken der Gruppe Buchkunst handelt es sich u. a. um Initialen, Exlibris, Buch-Illustrationen, Buchschmuck, Buntpapiere (über 200 aus dem 18. und 19. Jh), Einbandpapiere, Messingstempel u. a. Die Gruppe Schrift und Druck umfaßt zahlreiche amtliche Verordnungen (71) des 17. und 18. Jhs. Darüber hinaus finden sich hier zahllose Beispiele von Schriftproben, u. a. eine Sammlung " Schriftproben deutscher Schriftgießereien und Buchdruckereien aus den Jahren 1479 bis 1840", Kataloge von Schriftproben, Kalenderentwürfe und Jahrbücher. Hinzu kommen die Akzidenzdrucke aus dem Frankfurter Raum (19. Jh): Etiketten, Geschäftsdrucke, aber auch Tischkarten. Einen weiteren Bereich bildet die Sammlung von rund 40 Kartenspielen des 16. bis 19. Jhs, überwiegend Tarockkarten.

2.7 Die Ornamentstichsammlung (4992 Stiche) enthält vorzugsweise Stiche des 17. und 18. Jhs. Etwa 60 Stiche stammen aus dem 15. Jh, 500 aus dem 16. Jh, 1350 aus dem 17. Jh, 2250 aus dem 18. Jh und 800 aus dem 19. Jh; etliche sind ohne Jahresangabe. Ein Großteil ist nur grob Stilepochen zugeordnet und konnte daher nicht genau datiert werden. Die in der Gruppe Kostüme zusammengefaßten Drucke (384) stammen in der Mehrzahl aus dem 19. Jh (304), 35 aus dem 18. Jh, 17 aus dem 17. Jh, 9 aus dem 16. Jh, einige sind ohne Angabe.

2.8 Die Mehrzahl (ca. 2600) der Einheiten beider Gruppen stammt aus deutschen Druckorten, etwa 400 aus niederländischen. Knapp die Hälfte (ca. 2000) wurde in Frankreich hergestellt, ca. 300 in Italien. Nur wenige entfallen auf den übrigen europäischen und außereuropäischen Raum: auf England, Spanien, Rußland und Japan.

2.9 Diesen Gruppen zugeordnet sind Stiche aus den Bereichen Architektur, Malerei und Theater (Kostümentwürfe). Bei den kalligraphischen Werken sind zahlreiche Schreibmeisterbücher, insbesondere der Renaissance und des Barock hervorzuheben. Außerdem finden sich Flugblätter, meist aus dem 18. und 19. Jh, sie behandeln gesellschaftspolitische Themen (z. B. die Rolle der Frau) oder sind Veranstaltungshinweise, vorwiegend auf Theateraufführungen.

2.10 Die Sammlung enthält an handschriftlichen Materialien 741 Stammbücher (hauptsächlich 18. und 19. Jh). Das älteste ist um 1555 datiert, das jüngste liegt aus der Mitte des 19. Jhs vor. Sie entstammen alle dem deutschsprachigen Raum. Außerdem sind 260 Manuskripte aus dem Zeitraum zwischen 12. Jh und Mitte 19. Jh vorhanden, die ebenfalls aus dem europäischen Raum stammen. Handzeichnungen liegen aus den letzten fünf Jhn vor, überwiegend aus dem europäischen Bereich, mit einem historischen Anteil von 528 Blättern.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Inventarlisten

[nicht öffentlich zugänglich; umfassen auch die Linel-Sammlung]

Zeitschriftenkatalog [nach RAK]

Z. Z. Aufbau eines Alphabetischen Kataloges [nach RAK], eines Stich- und Schlagwortkataloges für die Gruppen Keramik, Möbel, Gold-und Silberscedekunst, eines Ortskataloges und eines Systematischen Kataloges [nach hauseigenen Regeln]. Geplant ist eine Katalogisierung der Linel-Sammlung.

Der katalogisierte Bestand ist im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Zettelkatalog

[nach Autoren, Ausstellungsorten und Sachgruppen geordnet; keine Standortangabe, da die Bücher keine Signaturen hatten]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mundt, Barbara: Die deutschen Kunstgewerbemuseen im 19. Jahrhundert. München 1974 Becker, Christiane: Das Kunstgewerbemuseum Funktion und Gestaltung. Diplomarbeit Offenbach 1974 (Hochschule für Gestaltung) F

estschrift für Peter Wilhelm Meister zum 65. Geburtstag. Hamburg 1974 Denkschrift über die Tätigkeit des Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Vereins: 1877-1921. Frankfurt 1921 Zeitschrift des Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Vereins. Frankfurt 1 (1886) N. F. 28 (1916/1917) [enthält auch Bestandsbeschreibung]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Eva-Maria Hanebutt-Benz: Linelsammlung für Buch und Schriftkunst. Zur Geschichte der Sammlung. Hrsg. vom Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main. Frankfurt 1985

Soltek, Stefan: Abteilung Buchkunst und Graphik: Schrift und Bild. Präsentation aus dem Bestand des Museums für Kunsthandwerk. Hrsg. vom Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main. Frankfurt 1990

Katalog " Ornament und Entwurf". Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main. Frankfurt 1983 Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main. Aus den Sammlungen. Auswahlkatalog I. Frankfurt am Main 1978

Stand: August 1991

Brunhilde Frisch

Christine Pauli

Stefan Soltek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.