FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > Sachsen A - K > Dresden
 Sachsen L - Z

Bibliothek des Staatlichen Museums für Tierkunde

Adresse. Augustusstr. 2, 01067 Dresden [Karte]
Telefon. (0351) 4 95 25 03
Telefax. (0351) 4 95 25 25
Bibliothekssigel. <D 5>

Unterhaltsträger. Freistaat Sachsen
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Zoologie mit Schwerpunkt Taxonomie, Faunistik, Zoogeographie, Schwerpunkte Mammalogie, Malakologie, Ichthyologie, Herpetologie und Ornithologie. 2. Besonderes Sammelgebiet: Entomologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit eingeschränkter Ausleihe. Öffnungszeiten: Dienstag 7-16 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. S- und Fernbahnhof Dresden-Hauptbahnhof, Dresden-Neustadt. S-Bahnhof Dresden-Mitte. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof, Bahnhof Neustadt (Linie 11) bis Haltestelle Postplatz. Stadtverkehr (Linien 1, 2, 4, 12, 14) bis Haltestelle Altmarkt; Linie 4 auch Haltestelle Theaterplatz. - Parkplätze am Theaterplatz oder Altmarkt (gebührenpflichtig).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als Gründungsjahr des heutigen Staatlichen Museums für Tierkunde gilt das Jahr 1728. Zu dieser Zeit wurden die naturwissenschaftlichen Sammlungen aus der 1560 von Kurfürst August (1526-1586) eingerichteten Kunstkammer abgetrennt und im neuerbauten Zwinger als erstes naturwissenschaftliches Spezialmuseum (Naturalienkammer) aufgestellt. Initiator war Johann Heinrich von Heucher (1677-1746), Leibarzt August des Starken (1670-1733). Unter seiner Leitung (1730-1745) und mit Unterstützung des Ministers Graf Heinrich Friedrich von Friesen (1681-1739) entstand außerdem die Bibliothek, deren Grundstock die 1746 angekaufte Privatbibliothek von Heuchers mit etwa 4000 Bdn bildete. Nach dem Tode August des Starken sank das Interesse seines Nachfolgers an der Naturalienkammer. 1778 veranlaßte der Oberkammerherr Camillo Graf Marcolini (1739-1814), daß die gesamte Bibliothek mit Ausnahme bereits vorhandener Dubletten der Königlichen Bibliothek (heute Sächsische Landesbibliothek) übereignet wurde.

1.2 Ab 1820 begann unter dem Direktorat des Arztes und Naturwissenschaftlers Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach (1793-1879) die wissenschaftliche Arbeit in der nunmehr als Naturhistorisches Museum, ab 1857 als Königliches Zoologisches Museum ausgewiesenen Einrichtung. Der Aufbau einer entsprechenden Fachbibliothek gewann entscheidende Bedeutung, ab 1830 gefördert durch einen festen Erwerbungsetat. Beim Brand des Zwingers während der Maiaufstände 1849 gingen die meisten Bestände und die gesamte Bibliothek des Museums verloren. Der Wiederaufbau mit weit geringeren finanziellen Zuschüssen erbrachte bis 1875 ca. 1600 Bde. Im gleichen Jahr wurden die botanischen Bestände an die Technische Bildungsanstalt Dresden abgegeben.

1.3 Der 1874 berufene Direktor des Königlichen Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museums, Adolf Bernhard Meyer (1840-1911), vermittelte Anregungen und Erfahrungen der von ihm bereisten ausländischen Einrichtungen auch für die Modernisierung und technische Austattung der Museumsbibliothek. Als Voraussetzung für weltweiten Schriftentausch initiierte er die Herausgabe der Mitteilungen aus dem K. Zoologischen Museum zu Dresden (1875 ff.), fortgesetzt ab 1886 als Abhandlungen und Berichte des Königlich Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museums zu Dresden. Bei Meyers Ausscheiden 1905 besaß die Bibliothek 5558 Werke in 11.388 Bdn.

1.4 Als Forschungsschwerpunkt des Museums bildete sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jhs die Entomologie heraus, die seit dieser Zeit auch Sammelschwerpunkt der Bibliothek ist. Die Schenkung der Bibliothek der Entomologischen Gesellschaft IRIS Dresden um 1935 bedeutete einen Zuwachs von 1600 Bdn. Bis 1937 hatte sich der Bestand mit 10.342 Werken in 21.988 Bdn fast verdoppelt.

1.5 Während des Zweiten Weltkrieges war der größte Teil der ca. 700 lfd. Meter umfassenden Bibliothek in sächsischen Schlössern und Rittergütern ausgelagert. Brand, Plünderung und Vandalismus verursachten erhebliche Verluste. Die im damaligen Museumsgebäude, dem Logenhaus der Freimaurer, verbliebenen Bücher sind bei den Bombenangriffen auf Dresden 1944/45 größtenteils vernichtet worden. Die bereits 1945 begonnene Rückführung der ausgelagerten Bestände konnte 1948 beendet werden. Die erste zahlenmäßige Erfassung der Bibliotheksbestände im Jahre 1950 ergab 6896 Werke in 17.076 Bdn.

1.6 Die seit 1939 unterbrochene Herausgabe der Abhandlungen und Berichte wurde 1953 wieder aufgenommen. 1954 begann erneut der Schriftentausch mit heute 5 hauseigenen wissenschaftlichen Zeitschriften. Auch ohne Gegenleistungen hatten zahlreiche Tauschpartner aus aller Welt ihre Publikationen während der Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre geschickt. Viele im Krieg entstandenen Lücken der Zeitschriftenreihen konnten in den Folgejahren geschlossen werden. 1952 übernahm die Bibliothek des Museums die Zeitschriftenbestände des ehemaligen Ornithologischen Vereins Dresden. Sie erwarb mehrere Privatbibliotheken, so von Dr. Kurt Noesske (1873-1946), Arnold Jacobi (1870-1948), Artur Schlechter (1895-1952), Kurt Büttner (1881-1967), Richard N. Wegner (*1884) und Herbert Schmidt, die jede für sich wertvolle Werke enthielten, aber keinen prägenden Einfluß auf die Gesamtbibliothek hatten. 1970 erhielt das Museum die entomologische Spezialbibliothek von Karl Ermisch (1898-1970).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Mit 74.929 Bdn, 10.311 Dias, 615 Karten und 210 graphischen Originalblättern ist die Bibliothek die größte zoologische Fachbibliothek in Sachsen. Die Zusammensetzung des historischen Bestandes wurde anhand des Sachkataloges ermittelt. Von 25.891 Titeln sind dem historischen Bestand 4803 (19 Prozent) zuzuordnen (Zeitschriften, Bücher, Sonderdrucke etc.). Zwei Titel stammen aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17. Jh, 113 (2,4 Prozent), darunter eine Hs., aus dem 18. Jh. Der überwiegende Teil (4685 Titel; 97,5 Prozent) erschien im 19. Jh.

2.2 2656 Titel sind deutschsprachig; es folgen 825 englischsprachige Titel, 748 französischsprachige und 168 lateinische. 406 Titel wurden in anderen Sprachen, vorrangig in Spanisch, Schwedisch und Italienisch veröffentlicht. 63 der deutschsprachigen Titel stammen aus dem 18. Jh, 2593 aus dem 19. Jh. 168 lateinische Titel gliedern sich in 2 aus dem 16. Jh, einen aus dem 17. Jh, 17 aus dem 18. Jh und 148 aus dem 19. Jh. Von 748 französischen Titeln erschienen 25 im 18. Jh und 723 im 19. Jh, von den 825 englischen Titeln stammen 6 aus dem 18. Jh und 819 aus dem 19. Jh. 406 Titel entfallen auf die übrigen Sprachen, davon 402 auf das 19. Jh, 2 auf das 18. Jh und 2 auf das 17. Jh.

Systematische Übersicht

2.3 Zwischen 1965 und 1974 ist der gesamte Bestand neu katalogisiert und aufgestellt worden. Der zugleich als systematischer Standortkatalog dienende Sachkatalog gliedert die Monographien in die Hauptgruppen Allgemeine Naturwissenschaften, Allgemeine Zoologie und Spezielle Zoologie. Feinste Gliederungsstufe ist die taxonomische Kategorie Ordnung oder Familie (Entomologie). Der Zeitschriftensachkatalog folgt dem geographischen Prinzip.

2.4 Von den 9704 Monographien gehören 2927 (30,2 Prozent) zum historischen Bestand. 277 Monographien (9,5 Prozent) haben allgemein naturwissenschaftliche Themen zum Inhalt. 981 (33,5 Prozent) entfallen auf die Allgemeine Zoologie. Die ältesten Werke dieser Gruppen sind Conrad Gesners (1516-1565) Icones animalium quadrupedum (Zürich 1553) mit den angebundenen Icones avium omnium (2. Auflage), Nomenclator aquatilium animantium und den Icones animalium aquatilius (alle Zürich 1556) sowie die Meißnische Land- und Bergchronica (Dresden 1589) von Petrus Albinus (1534-1598). Mit " Novus animalium quadrupedium ... catalogus" (1749) von Christian Heinrich Eilenburg (1710-1771) besitzt die Bibliothek eine Hs. von dem ehemaligen Inspektor der Naturalienkammer, der mit seinem Werk Kurzer Entwurf der Königlichen Naturalienkammer zu Dresden (Dresden und Leipzig 1755) eine erste Beschreibung der Kammer lieferte.

2.5 In der umfangreichen Gruppe Spezielle Zoologie liegen 1050 entomologische (62,9 Prozent), 202 ornithologische (12,1 Prozent), 190 evertebrate (11,4 Prozent), 135 mammalogische (8,1 Prozent), 47 ichthyologische (2,8 Prozent) und 45 herpetologische (2,7 Prozent) Titel vor. Zu den herausragenden Werken dieser Gruppe gehört eine Anzahl von Arbeiten des Ornithologen und ehemaligen Direktors Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach. Seit seiner Direktionszeit und der von Adolf Bernhard Meyer besitzt die Bibliothek mehrere illustrierte Vogelbücher. Dazu zählen die erste Ausgabe (New York 1856) des Werks von John James Audubon (1780-1851) im Oktav-Format für diese Veröffentlichung wurden die lebensgroßen Originaldarstellungen nordamerikanischer Vogelarten mit der Camera lucida verkleinert; ferner einige Tafelwerke der Monographien über einzelne Vogelfamilien von Daniel Giraud Elliot (1835-1915). Die zahlreichsten und bekanntesten Vogelbücher des 19. Jhs stammen aus England, unter ihnen mehrere illustrierte Prachtbände über die Vogelwelt Australiens von John Gould (1804-1881). Vorhanden sind außerdem Vogeldarstellungen des für Gould arbeitenden Deutschen Joseph Wolf (1820-1899), des Holländers John Gerrard Keulemans (1842-1912) u. a. m. Das älteste ornithologische Werk ist der Ucceliere overo discorso della natura e proprieta di diversi uccelli (Rom 1622) von Giovanni Pietro Olina.

2.6 Unter den mammalogischen Büchern sind die ersten Teile des insgesamt zwölfbändigen Werkes Die Säugethiere in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen (Erlangen 1775-1778) von Johann Christian Schreber (1739-1810) hervorzuheben. Von Marcus Elieser Bloch (1723-1799) und Pieter Bleeker (1819-1878) sind mehrere ichthyologische Titel vorhanden. Hinzuweisen ist auch auf Emil Adolf Roßmäßlers (1806-1867) Iconographia der Land- und Süßwasser-Mollusken (Dresden und Leipzig 1835-1859; N. F. Wiesbaden 1876-1920).

2.7 Ein wertvoller Fundus zoologischer Fachliteratur steht mit den 2057 Zeitschriften zur Verfügung, von denen 949 laufend gehalten und zu 77 Prozent im Schriftentausch bezogen werden. 310 Periodika (15,1 Prozent) gehören zum historischen Bestand. Davon liegt das erste Erscheinungsjahr von 2 Titeln bereits im 18. Jh, für die übrigen im 19. Jh. Zeitschriften wie das Journal für Ornithologie (1853 ff.), Der zoologische Garten (1859 ff.), Zoologischer Anzeiger (1878 ff.) und The Auk (1884 ff.) werden heute noch gehalten. Von 1864 an besitzt die Bibliothek die Bibliographie The Zoological Record.

2.8 Die Sonderdrucksammlung umfaßt insgesamt 13.530 Titel. Von ihnen sind 1566 vor 1900 erschienen.

Sondersammlung

2.9 Entomologie. Als gesonderte, in sich geschlossene Bestandsgruppe wird der Literaturbesitz zum Forschungs- und Sammelschwerpunkt Entomologie verwaltet, katalogisiert und aufgestellt. Zur wissenschaftlichen Bearbeitung der zahlreich erworbenen Sammlungen, Expeditionsausbeuten u. ä. besteht ein umfangreicher Spezialbestand von insgesamt 2841 entomologischen Monographien, 313 entomologischen Zeitschriften sowie ca. 7200 Sonderdrucken. Der Anteil der Monographien vor 1900 beträgt 1050 (37 Prozent). Zu den 46 Titeln des 18. Jhs gehören Erucarum ortus, alimentum et paradoxa metamorphosis (Amsterdam 1717) der Maria Sibylla Merian (1647-1717), August Johann Roesels Insekten-Belustigung (Nürnberg 1746-1761) und die aus dem Holländischen übersetzte und mit zahlreichen Kupfern illustrierte Bibel der Natur oder Geschichte der Insecten (Leipzig 1752) von Johann (Jan) Swammerdam (1637-1685). 1004 Monographien stammen aus dem 19. Jh. Besonders ausgebaut ist der Bestand der Teilbereiche Coleopterologie mit 409 historischen von insgesamt 749 Titeln und Lepidopterologie mit 241 historischen von insgesamt 664 Veröffentlichungen.

2.10 Von den 313 entomologischen Zeitschriften reichen 82 (26,3 Prozent) bis ins 19. Jh zurück. Dazu gehören die Berliner Entomologische Zeitschrift (1857 ff.), die Deutsche Entomologische Zeitschrift (1875 ff.), die Entomologische Zeitung (1840 ff.) und ihre Fortsetzung Stettiner Entomologische Zeitung, ferner The Transactions of the Entomological Society of London (1836 ff.) und The Entomologist (1864 ff.). Die entomologische Sonderdrucksammlung enthält 687 (43,9 Prozent) Einzeldrucke vor 1900.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog der Monographien

[nach RAK]

Systematischer Katalog der Monographien

[zugleich systematischer Standortkatalog]

Alphabetischer Katalog der Sonderdrucke

[nach RAK]

Systematischer Katalog der Sonderdrucke

Alphabetischer Katalog der Zeitschriften

[nach RAK]

Systematischer Katalog der Zeitschriften

[zugleich Standortkatalog, geographische Ordnung]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Alphabetischer Katalog Entomologie

[nach RAK]

Systematischer Katalog Entomologie

[zugleich systematischer Standortkatalog]

[alle Kataloge u. 3.1 und 3.2 in Zettelform]

3.3 Historische Kataloge

Catalog der Handbibliothek des Königlich Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museums in Dresden. Alphabetisch und Systematisch. Berlin 1898 [gedruckter Bandkatalog, verzeichnet Monographien und Zeitschriften, Stand 1898]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, verzeichnet Monographien und Sonderdrucke bis 1965, nach PI]

Jung, Ilse: Zeitschriftenkatalog der Bibliothek des Staatlichen Museums für Tierkunde in Dresden. Aufnahme nach dem Stand von Dezember 1968. Teil 1. 2. Dresden 1969-1970 [1. Zoologische Zeitschriften (außer Entomologie). 1970; 2. Entomologische Zeitschriften. 1969; mschr. vervielfältigt]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsbücher der Bibliothek ab 1945

Akten über die Auslagerung und Rückführung der Sammlungen des Staatlichen Museums für Tierkunde Dresden 1945-1958

4.2 Darstellungen

Reichenbach, Heinrich Gottlieb Ludwig: Das Königlich Sächsische Naturhistorische Museum zu Dresden. Leipzig 1835 [zur Bibliothek besonders S. 60-61]

Bericht über die Verwaltung und Vermehrung der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft zu Dresden in den Jahren 1880-1921. Dresden 1880-1921

Hertel, Rolf: Zur Geschichte der Museumsbibliothek. Dresden o. J. [unveröffentlichtes Ms.]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Emmrich, Rainer: Illustrierte Vogelbücher des 19. Jhs im Bibliotheksbestand des Staatlichen Museums für Tierkunde Dresden. In: Blick ins Museum (1972) Heft 8, S. 19-22

Stand: September 1993

Karin Hertel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.