FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz Bibliothek des Museums für Völkerkunde

Adresse. Arnimallee 27, 14195 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 8 30 12 80
Telefax. (030) 831-5972
Bibliothekssigel. <B 54>

Unterhaltsträger. Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Funktion. . Wissenschaftliche Spezialbibliothek, Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Ethnologie, Anthropologie, Museologie, alte Reisebeschreibungen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-16 Uhr, Freitag 8-14.30 Uhr. Kein Lesesaal, nur 6 Benutzerplätze in den zentralen Bibliotheksräumen. Magazinbenutzung nicht möglich. Leihverkehr: DLV (begrenzt).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Schade, Heidemarie (Bearb.): Berliner Bibliotheken. Bd Kunst- und Kulturwissenschaften. Berlin 1981, S. 49-50; Bd Medizin und Grenzgebiete. Berlin 1989, S. 91-92; Bd Erziehungswissenschaft/Pädagogik, Philosophie, Religion/Theologie. Berlin 1990, S. 106-107.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Vorbestellung der gewünschten Bücher unbedingt notwendig, da der größte Teil des Bestandes nicht in den zentralen Bibliotheksräumen steht und daher erst am folgenden Tage einsehbar ist. - U-Bahnverbindung (Linie U 1) bis Dahlem Dorf, Busverbindung (Linie A 101) bis Haltestelle Altensteinstraße/Fabeckstraße, (Linie A 110) bis Haltestelle Domäne Dahlem und (Linie A 183) bis Haltestelle Arnimallee. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung des Museums für Völkerkunde in Berlin fällt in das Jahr 1873. Sie ist Ergebnis der Herauslösung der völkerkundlichen Sammlungen aus dem übrigen Bestand der Königlichen Museen. Zu diesen Museen gehörte eine Bibliothek, die auch einen Bestand an völkerkundlicher Literatur aufwies. Nach dem Umzug des Museums für Völkerkunde in ein eigenes Gebäude in der Königgrätzer Straße (jetzt Stresemannstraße) im Jahre 1886 wurden dem Museum aus der Bibliothek der Königlichen Museen 941 Dubletten übergeben. Diese trug man mit Datum vom März 1887 in ein erstes eigenes Zugangsbuch ein (s. u. 4.1). Diesen Zeitpunkt kann man als Gründung einer eigenen Bibliothek des Museums für Völkerkunde ansehen. Im Jahre 1888 konnte mit der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte ein Vertrag abgeschlossen werden, aufgrund dessen die bedeutende Bibliothek dieser Institution in Räumen des Museums Aufstellung fand. Der Bibliotheksbestand dieser Gesellschaft galt zunächst seit der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg als verschollen, ist jedoch teilweise in der Universitätsbibliothek Posen, teilweise im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte verblieben (s. Eintrag dort, 1.1).

1.2 Für die Bibliothek des Museums für Völkerkunde spielten neben dem Kauf auch der Tausch und bedeutende Schenkungen eine große Rolle bei der Erweiterung des Bestandes. Bereits 1925 umfaßte die Bibliothek rund 30.000 Bde. Bis 1945 kamen nocls ca. 6000 Bde hinzu. Während des Zweiten Weltkrieges lagerte man die wertvollen Buchbestände, z. T. in Kisten verpackt, in Kellerräumen. Am 3. Februar 1945 wurde das Gebäude des Museums für Völkerkunde durch Luftangriffe beschädigt und brannte teilweise aus. Die Keller blieben zwar erhalten, trotzdem erlitten die Bibliotheksbestände durch Brand, Wasserschäden und Plünderung starke Einbußen. Mangels genauer Unterlagen kann der Verlust nicht exakt erfaßt werden; eine Bestandsaufnahme von 1951, die 18.800 Bde aufweist, zeigt, daß nahezu 50 Prozent der Bestände verloren waren.

1.3 Nach dem Beginn des Neuaufbaus des Museums in Dahlem 1948 konnte auch die Bibliothek hier einziehen. Ihren definitiven Standort im Westpavillon an der Arnimallee erhielt sie allerdings erst 1962. Im Jahre 1970 konnten die Räumlichkeiten erweitert werden. Heute verfügt die Bibliothek über fünf zentrale Bibliotheksräume, in denen 40.000 Bde untergebracht sind. Der übrige Bestand (50.000 Bde) ist dezentral in den verschiedenen Museumsabteilungen aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtumfang der Bibliothek umfaßt ca. 86.000 Bde und 580 laufende Zeitschriften. Davon entfallen auf den historischen Bestand ca. 7100 Titel. Knapp 600 Titel liegen in Faksimile-Ausgaben, als Xerokopie, als Reprint etc. vor. Die Zählung erfolgte am Systematischen (Standort-)Katalog ( s. u. 3.1) nach Titeln. Selbständige Publikationen innerhalb einer Reihe wurden als Einzeltitel gerechnet. Titeländerungen bei Zeitschriften wurden jeweils gesondert gezählt.

Völkerkunde Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den 7100 Titeln des historischen Bestandes entfallen auf das 16. Jh 35 (davon 25 in Faksimile-Ausgaben etc.), auf das 17. Jh 52 (davon 28 in Faksimile-Ausgaben), auf das 18. Jh 310 (davon 59 in Faksimile-Ausgaben) und auf das 19. Jh 6690 Titel (davon 477 in Faksimile-Ausgaben).

2.3 Für das 16. und 17. Jh liegt der überwiegende Teil der Titel in deutscher Sprache vor, für das 18. und 19. Jh kommen als weitere Schwerpunkte englische und französische Titel hinzu, für das 19. Jh eine größere Anzahl spanischsprachiger Publikationen.

Systematische Übersicht

2.4 Das Museum gliedert sich in 10 Abteilungen, davon 8 regionale. Jede hat ihren eigenen Buchbestand, der zum größten Teil in der Abteilung selbst aufgestellt ist. In den zentralen Räumen der Bibliothek findet sich die Literatur über allgemeine Ethnologie und deren Hilfswissenschaften nebst Nachschlagewerken sowie der größte Teil der Zeitschriften.

2.5 Allgemeine Ethnologie: Der historische Bestand beträgt ca. 1250 Titel, hiervon 36 in Faksimile-Ausgaben. In dieser Sachgruppe sind besonders Atlanten und andere Werke zur Kartographie, Reise- und Expeditionsberichte, Schriften zur Entdeckungsgeschichte, Medikamenten- und Arzneipflanzenbücher, Bibliographien, Lehrbücher der Ethnologie und verwandter Wissenschaften, Museumsführer etc. vertreten.

2.6 Afrika: Der historische Bestand umfaßt ca. 680 Titel (knapp 90 Faksimile-Ausgaben). Hierunter finden sich zahlreiche Reise- und Expeditionsberichte, Wörterbücher und Sprachlehren, Bibelübersetzungen in afrikanische Sprachen etc.

2.7 Amerika: Der historische Bestand umfaßt ca. 1000 Titel (ca. 140 in Faksimile-Ausgaben). Einen wichtigen Teil nehmen Grammatiken und Vokabularien ein, darüber hinaus Bibliographien, Werke zur Entdeckungsgeschichte, zu den Hochkulturen, Reisebeschreibungen, Schriften zu den Indianern und Eskimo. Nicht berücksichtigt sind zahlreiche Faksimile-Ausgaben der altmexikanischen Bilderhandschriften.

2.8 Ostasien (Nordasien, Zentralasien, China, Japan, Korea, Mandschurei, Mongolei, Tibet, Turkestan): Der historische Bestand beträgt über 430 Titel (45 Faksimile-Ausgaben). Neben den zahlreichen Reiseberichten sind viele linguistische Studien vorhanden, einschließlich der Vokabularien zu diversen ostasiatischen Sprachen. Zum nordasiatischen Raum liegt eine große Anzahl von russischen Werken vor. Des weiteren gibt es mehr als 20 chinesische Faltbücher und einige japanische Holzschnittbücher (die chinesischen Hss. sind hier nicht berücksichtigt).

2.9 Westasien (Afghanistan, Arabien, arabische Länder, West- und Russisch-Turkestan, Kurdistan, Mesopotamien, Persien, Türkei, Pakistan): Der historische Bestand weist 190 Titel auf (davon 80 Faksimile-Ausgaben), vorwiegend aus dem 19. Jh. Hierunter fallen zahlreiche Reisebeschreibungen.

2.10 Südasien (Indonesien, Hinterindien, Indien und Bengalen, Ladakh, Kascr, Nepal, Bhutan, Sikkim, Sri Lanka, Malediven etc.): Der historische Bestand umfaßt 280 Titel (hiervon 60 Faksimile-Ausgaben). Sammelschwerpunkte sind Wortlisten, Wörterbücher und Grammatiken des Malaiischen, des Indonesischen, von Thai-Siam und verschiedenen anderen Sprachen und Dialekten.

2.11 Südsee (Australien, Mikronesien, Melanesien, Neu Guinea, Polynesien, Hawaii, Neuseeland): Dieser Bereich weist einen historischen Bestand von ca. 1030 Titeln auf (davon 76 Faksimile-Ausgaben). Es handelt sich für das 18. Jh zumeist um Entdeckungs- und Reiseberichte, für das 19. Jh um Grammatiken, Vokabularien, Liederbücher, Schulhefte und Bibelübersetzungen in verschiedene Sprachen und Dialekte des Raumes.

2.12 Europa (umfaßt die europäischen Regionen und Staaten einschließlich Ukraine, Ruthenien, Kaukasus, finnisch-ugrische Gebiete sowie tscheremitische, mordwinische, wotjakische, tatarische und tschuwakische Gebiete; überdies zählen hierzu allgemeine Werke zur Germanistik und Volkskunde sowie zu den Nachbarwissenschaften Sozialanthropologie, Religionswissenschaften, Kunst, Medizin etc.): Der historische Bestand beläuft sich auf rund 1530 Titel (26 in Faksimile-Ausgaben) mit einer umfangreichen Literatur zu Alt-Germanien (ca. 300 volkskundliche Titel), zahlreichen Sprachlehren und Wörterbüchern, Werken zur Geschichte des Altertums sowie Klassikern der Antike in deutscher Übersetzung, aber auch Werken zu den russischen und kaukasischen Gebieten.

2.13 Musikethnologie (Musikwissenschaft, Musikethnologie, Musikinstrumentenkunde): Der historische Bestand umfaßt 44 Titel (20 in Faksimile-Ausgaben), vorwiegend aus dem 19. Jh.

2.14 Zeitschriften: Der historische Bestand beläuft sich auf 555 Titel, davon 18 in Faksimile-Ausgaben. Unter den ca. 2400 Bdn sind knapp 250 selbständige Titel, die innerhalb einer Reihe erschienen sind. Aus dem 18. Jh liegen 2 Zeitschriften vor (Journal von Rußland, 1793-1796, und Allgemeine geographische Ephemeriden, 1798 ff.). Der überwiegende Teil stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[nach Hausregeln]

Systematischer Standortkatalog

Schlagwortkatalog

[alle Kataloge in Zettelform]

Die Bestände sind im Berliner Gesamtkatalog (bis 1990) und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Historische Bandkataloge

[nur bruchstückhaft vorhanden]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Erwerbungsbücher, 1887 ff.

Einige Akten (s. Studie von H. Heink)

4.2 Darstellungen

Heink, Hildegard: Hundert Jahre Museum für Völkerkunde Berlin. Bibliothek. In: Baessler-Archiv N. F. 21 (1973) S. 403-414

Stand: März 1995

Richard Haas


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.