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Bibliothek des Museums Viadrina

Adresse. Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Str. 11, 15230 Frankfurt/Oder; [Karte]
Postfach 321, 15203 Frankfurt/Oder
Telefon. (0335) 2 23 15
Telefax. (0335) 2 23 15
Bibliothekssigel. <Fr 4>

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Frankfurt/Oder
Funktion. Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Regionalgeschichtliche Literatur; Nachschlagewerke; Fachliteratur für Geschichte, Kunst, Kunsthandwerk, Ur- und Frühgeschichte; Numismatik; Rundfunktechnik; Friedländische Bibliothek; Frankfurter Buchdruck.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Voranmeldung. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-16 Uhr, Freitag 9-12 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Anmeldung erforderlich. Das Museum befindet sich in der Nähe des Rathauses, direkt am Oderufer. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linie 1 oder 3) bis Haltestelle Platz der Republik, Fußweg in Richtung Rathaus bis zur Oderpromenade (ca. 5 Minuten). A 12 (E 30), Ausfahrt Frankfurt/Oder. Parkplätze in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Museum Viadrina trägt seit 1969 den Namen der ersten Universität, die es von 1506 bis 1811 in Frankfurt/Oder gab. Es ist in einem der schönsten städtischen Barockgebäude untergebracht. Das 1567 erstmalig erwähnte Junkerhaus diente anfangs als Unterkunft für junge, an der Frankfurter Universität studierende Adelige. Ab 1615 stand es den jeweiligen Professoren als Wohnung und zur Abhaltung von Seminaren zur Verfügung.

1.2 Das Museum wurde 1905 gegründet, als die Museumsgesellschaft am 20. Mai das alte Patrizierhaus des Weingroßhändlers Michael Martin Lienau kaufte. Zusammen mit dem historischen, naturwissenschaftlichen und dem Kunstverein wurden für die Sammlungen Räume gemietet. Aus diesem Grunde nannte sich das Museum anfänglich Museum für Kunst und Wissenschaft zu Frankfurt an der Oder, war aber auch als Lienau-Museum bekannt. 1945 wurde das Lienauhaus zerstört; es kam zur Auslagerung von Beständen und Sammlungen. Seit Kriegsende gilt das Museumsgut als verschollen. 1956 erhielt das Museum einige Räume im bereits erwähnten Junkerhaus zugewiesen. Zur Zeit werden umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt.

1.3 Den Grundstock des Lienau-Museums bilden vier verschiedene Sammlungen und Vereinsbibliotheken. Der Kunstverein verfügte über ein Lesezimmer, das eine reichhaltige Sammlung moderner Kunstzeitschriften und Bildwerke enthielt. Die Museumsgesellschaft besaß keine eigene Bibliothek. Die umfangreichen Exponate waren von Michael Martin Lienau zusammengetragen und aufgebaut worden.

1.4 Im Jahre 1883 beschloß der Stabsarzt Dr. Hering, eine naturwissenschaftliche Sammlung für den naturwissenschaftlichen Verein anzulegen. Nach Dr. Herings Fortgang von Frankfurt übernahm der Mittelschullehrer Max Klittke als neuer Bibliothekar und Museumsvorsteher im Jahre 1897 die Ämter und verwaltete auch die ca. 13.000 Bde zählende Bücherei. Die Vereinsmittel waren beschränkt, zum größten Teil war man auf Schenkungen angewiesen.

1.5 Auf Anregung des Regierungsrates C. Zitelmann erfolgte am 4. Dezember 1860 die Gründung des Historischen Vereins für Heimatkunde zu Frankfurt a. d. Oder. Seine Hauptaufgabe war die Erfassung und Bearbeitung der Geschichte von Frankfurt/Oder und die Verwaltung einer etwa 2000 Bde umfassenden Bücherei mit Schriftensammlung, Plänen und alten Stadtansichten. Als der Verein auch im Lienauhaus Räume zugewiesen bekam, wurden die Bibliothek neu geordnet und die Bestände katalogisiert. Erweitert wurde die Bibliothek durch die testamentarische Schenkung des am 12. Februar 1885 verstorbenen Bankiers Eugen Mende. Diese Bücher wurden besonders gekennzeichnet und katalogisiert. An der Spitze des Vereins stand viele Jahre Prof. Rudolf Schwarze (1825-1900), der auch die Gymnasialbibliothek sichtete und neu ordnete. Da der historische Verein mit den meisten ähnlichen Vereinen in ganz Deutschland im Schriftentausch stand, erhielt seine Bücherei nicht nur Literatur, die sich auf die enge Heimat bezog, sondern auch Veröffentlichungen allgemeinen Inhalts. Erweitert wurde der Bestand durch Schenkungen von Verfassern und Verlegern. 1968 wurde dem Museum ein Restbestand von ca. 1400 Bdn der Friedländischen Bibliothek (s. u. 2.3) übergeben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand beträgt ca. 10.100 Inventarnummern in ca. 10.300 Bdn. Es können z. Z. keine detaillierten Angaben gemacht werden. Der Anteil der deutschsprachigen vor 1900 erschienenen Literatur beläuft sich auf ca. 2000 Bde, in lateinischer Sprache sind ca. 40 Titel vorhanden. Aus dem 16. und 17. Jh liegen nur wenige Titel vor. Der größte Teil stammt aus dem 18. Jh und befindet sich in den Beständen der Friedländischen Bibliothek ( s. u. 2.3-2.4).

2.2 Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen bei der Literatur zur Geschichte Brandenburg-Preußens und zum Stadt- und Regierungsbezirk Frankfurt/Oder. Es folgen Archäologie, Kultur und Kunstgeschichte. Von den Quellensammlungen ist Adolf Friedrich Riedels Codex diplomaticus Brandenburgensis (Berlin 1838-1886) fragmentarisch vorhanden. Erwähnenswert sind zwei regionale Periodika, das Frankfurter patriotische Wochenblatt zum Besten der Armen und des Waisenhauses (Frankfurt 1811-1869) sowie das Amtsblatt Frankfurt/Oder (Frankfurt 1837-1945, lückenhaft). Von den frühen in Frankfurt/Oder erschienenen Drucken finden sich u. a. Sectarum, Errorum, Hallutinationum et Schismatum... librorum partes tres (1528) von Konrad Koch, gen. Wimpina (ca. 1460-1531), dem ersten Rektor der Universität, sowie die Schrift Vom Hosen Teufel, eine Predigt des Theologen Andreas Musculus gegen die damalige Mode der Pluderhosen (1555 in der Frankfurter Offizin von Johann Eichhorn gedruckt). Erwähnenswert ist auch des Frankfurter Arztes Wolfgang Jobst Beschreibung der alten löblichen Stadt Frankfurt an der Oder (Frankfurt 1706).

Sondersammlung

Friedländische Bibliothek

2.3 In der Bibliothek befindet sich der etwa 1400 Titel umfassende Rest der sogenannten Friedländischen Bibliothek. Mit einem Bestand von 32.000 Bdn (z. T. in Leder gebunden) stand die Bibliothek in Schloß Kunersdorf am Rande des Oderbruchs. Helene Charlotte von Lestwitz (1754-1803) übernahm die Herrschaft Friedland von ihrem Vater, zu der auch das Wohngut Kunersdorf gehörte. Unter ihrer Leitung und der ihrer Tochter, Henriette Charlotte Gräfin von Itzenplitz (1777-1857), wurde Schloß Kunersdorf vom Ende des 18. Jhs bis in das zweite Drittel des 19. Jhs ein geistig-kulturelles Zentrum und Treffpunkt einer Vielzahl namhafter Gelehrter, Politiker und Künstler. Neben Albrecht von Thaer gehörten dazu u. a. der Buchhändler und Schriftsteller Christian Friedrich Nicolai, die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt, Minister Karl von und zum Stein, Staatskanzler Karl August von Hardenberg, die Künstler Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch, der Geologe Leopold von Buch, der Jurist Friedrich Karl von Savigny, die Literaten Karl Hartwig, Gregor von Meusebach, Johann Elert Bode, Johann Jakob Engel, Johann Erich Biester, der Historiker Leopold Ranke sowie Adalbert von Chamisso, der hier die Novelle Peter Schlemihls wundersame Geschichte schrieb. In den zwanziger Jahren kaufte der Kreis Barnim die Bibliothek auf und holte die Sammlung ins Bad Freienwalder Schloß. Doch nach Kriegsende waren und blieben die meisten Bücher verschollen. Nur etwa ein Zehntel des einstigen Bestandes ist durch das Bemühen der Berliner Ratsbibliothek erhalten geblieben, ca. 300 Bde kamen 1950 in das neuentstehende Odermuseum in Bad Freienwalde, und weitere ca. 1400 Bde sind im Museum Viadrina.

2.4 Die Reste der Friedländischen Bibliothek enthalten Werke in deutscher, englischer, französischer und lateinischer Sprache. Dabei überwiegt Literatur zu historischen, philosophischen und ökonomischen Fragen. Vorhanden ist fast vollständig die Krünitzsche Oeconomische Encyclopädie (Berlin 1773-1858). Dazu kommt Literatur zu landwirtschaftlichen Problemen, wie Wilhelm Christian Fuchs, Über Russlands landwirtschaftliche Kultur, Industrie und Produktion (Gotha und St. Petersburg 1796). Unter belletristischer Literatur und Reiseberichten finden Jakob Christian Gottlieb Schaeffers Briefe auf einer Reise durch Frankreich, England, Holland und Italien 1787-1788 (Regensburg 1794) Beachtung. Griechische und römische Klassiker in Ausgaben der zweiten Hälfte des 18. Jhs sind ebenfalls im Bestand. Die Geschichte europäischer Staaten ist in mehreren Werken des späten 18. Jhs und des frühen 19. Jhs vertreten. Berichte über die Kriege Friedrichs des Großen bilden einen weiteren Schwerpunkt.

3. KATALOGE

Die Aufstellung erfolgt nach fortlaufenden Inventarnummern.

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[mschr., nach Hausregeln]

Systematischer Katalog

[mschr., nicht vollständig, nach KAB (Ter)]

Brandenburgische Zeitungen sind bei Gittig nachgewiesen.

3.2 Sonderkatalog

Katalog " Friedländische Bibliothek" [im Aufbau]

Stand: Januar 1994

Jörg Bader

Ursula Taube

Ina-Maria Treuter


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.