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Bibliothek des Instituts für Musikwissenschaft an der Universität Salzburg - Moroda-Archiv

Adresse. Bergstr. 10, 5020 Salzburg [Karte]
Telefon. (0662) 8044-4652, 4651
Telefax. (0662) 8044-4660
Bibliothekssigel. <UBS-701>

Unterhaltsträger. Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. Universitätsbibliothek Salzburg
Funktion. Öffentlich zugängliche Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Tanzforschung, Musikgeschichte in Salzburg und im Donauraum, Theater, Kostüm, Bühnenbild und Folklore.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Entlehnung nicht möglich. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10-13 Uhr und 14-18 Uhr. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr über UB Salzburg.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, CD-Player und Kassettenabhörgeräte, PC, Schreibmaschinen.
Hinweise für anreisende Benützer. Buslinien vom Bahnhof Richtung Zentrum bis Station Mirabell, Fußwegnähe (3 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Derra-de-Moroda-Bibliothek, hervorgegangen aus der privaten Sammlung zur Tanzforschung Friderica Derra de Morodas (1897-1978), kam als Nachlaßstiftung 1978 ans Institut für Musikwissenschaft der Universität Salzburg. Sie wird seither dort als Spezialabteilung der wissenschaftlichen Bibliothek des Instituts geführt.

1.2 Friderica Derra de Moroda, geb. 1897 im damals ungarischen Pozsony, war Ballettschülerin in München, Riga und Italien und trat seit 1913 als Tänzerin im Royal Ballet in London auf. Als Tanzlehrerin gründete sie dort die Cecchetti Society. Von 1945 bis zu ihrem Tod lebte sie vorwiegend in Salzburg.

1.3 Seit den dreißiger Jahren beschäftigte sich Friderica Derra de Moroda mit historisch-wissenschaftlicher Tanzforschung und sammelte Bücher, aber auch Autographen, Manuskripte, Lithographien, Libretti, Programme etc. In rund fünfzig Jahren entstand so eine der größten privaten Sammlungen an Tanzbüchern, mit wichtigen und z. T. einzigartigen Originalausgaben der Schriften aller großen Tanzmeister und Ballettforscher vom Mittelalter bis zur Gegenwart, begleitet von Literatur zu den angrenzenden Bereichen der Musik- und Theatergeschichte, zu Kostüm, Bühnenbild, Volks- und Kulturgeschichte. 1936 hatte Derra de Moroda in der Bayerischen Staatsbibliothek München das Originalmanuskript der berühmten Tanzschule Lambranzis (1716) entdeckt.

1.4 Ihre eigenen Veröffentlichungen betreffen vorwiegend die Tanznotierung und die Ballettmeister des 18. Jhs - der 1982 erschienene Katalog (s. u. 3) verzeichnet 43 Titel von ihr. Sie lehrte am Mozarteum Salzburg und leitete von 1952 bis 1967 dort eine eigene Schule. Die Sammlung zur Tanzforschung befand sich zu Lebzeiten Friderica Derra de Morodas an ihrem Wohnort in Salzburg, der Villa Schmederer in Salzburg-Parsch, wo sie bereits internationalen Tanzstipendiaten und Forschern offenstand. Um die Gesamtheit der Bibliothek und ihre wissenschaftliche Benützbarkeit auch in Zukunft zu gewährleisten, vermachte sie die Eigentümerin dem Salzburger Institut für Musikwissenschaft und unterstützte gleichzeitig dessen Umzug in die geräumigeren Lokalitäten am Mozartplatz, wo sich die Tanzbibliothek seit dem Tod der Tänzerin im Jahre 1978 befindet.

2. BESTANDSGESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt 2832 Titel; der Anteil des historischen Buchguts beträgt ein Viertel (694 Titel). Aus dem 16. Jh stammen 5 Werke, aus dem 17. Jh 22, aus dem 18. Jh 156, darunter der wertvolle Kern der Sammlung, die ersten Tanzlehrbücher in Originalausgaben. In der ersten Hälfte des 19. Jhs erschienen 203, in der zweiten Hälfte 307 Titel. Die Bestandszählung folgte dem seit 1982 in englischer Sprache gedruckt vorliegenden Katalog zur Sammlung und berücksichtigte die maschinschriftliche Ergänzungskartei. Die im Katalog als Xerox- oder Faksimile-Kopien gekennzeichneten Titel (meist von Vorlagen aus dem British Museum und der Bayerischen Staatsbibliothek) wurden nicht mitgezählt.

2.2 Mit 302 Titeln stellt die deutsche Literatur etwa die Hälfte des historischen Bestands. Die älteren einschlägigen Werke zur Tanzgeschichte, vor allem zum höfischen Tanz, sind jedoch in der Regel nicht in Deutsch erschienen: 220 Titel sind französisch, 103 englisch, 36 italienisch. Dazu kommen 11 Titel in Spanisch, 6 in Latein, 4 in Dänisch, 3 in Portugiesisch, 2 in Holländisch und einer in Tschechisch.

2.3 In der Aufstellung der Bibliothek ist keine systematische Ordnung vorgegeben. Auf das Hauptgebiet der Sammlung, den Tanz, bezieht sich mit 394 Titeln mehr als die Hälfte des historischen Buchguts. Davon befassen sich 76 mit dem höfischen Tanz und dem Gesellschaftstanz. 150 Titel sind Tanzlehrbücher und Notationen, darunter viele Originalausgaben von Publikationen berühmter Tanzmeister, wie Gregorio Lambranzis Neue und Curieuse Tantz-Schul. Deliciae theatrale ... (Nürnberg 1716) und je 15 Werke von Jean George Noverre (u. a. Briefe über die Tanzkunst und über die Ballette, 1769) und Raoul Auger Feuillet (z. B. Recueil de dancer contennant un très grand nombre des meilleures entrées de ballet de Mr. Pecour, Paris 1704). 8 Titel des 19. Jhs von Thomas Wilson gibt es über glische Countrydances (z. B. An analysis of country dancing, London 1808). Auch 17 Titel des italienischen Tänzers Carlo Blasis sind Teil der Sammlung. 31 Werke handeln vom Volkstanz.

2.4 Zu den 131 Titeln über die Geschichte des Tanzes zählen die ersten Tanzbücher aus dem 17. Jh, darunter Claude-François Ménéstriers Traité des tournois, joustes, carrousels, et autres spectacles (Lyon 1669). 12 Titel sind Streitschriften für und wider das Tanzen. 29 Titel liegen über die Tänzerin Lola Montez vor.

2.5 Den Bereich des Theaters betreffen 161 Werke - 16 Theaterkostüme und 145 Theatergeschichte. Ferner liegen 48 Opernalmanache und Beiträge zur Musikgeschichte vor. Schließlich sind rund 100 kulturgeschichtliche und belletristische Werke vertreten, einschließlich einiger Publikationen über den Veitstanz (u. a. August Krafft von Dellmensingens Ueber den Veitstanz, 1825), 10 Titeln zur Gymnastik, 5 Anstandsbüchern und 13 Publikationen aus der Reihe Allgemeine Historische Taschenbuchbibliothek der Biedermeierzeit.

3. KATALOGE

Dahms, Sibylle; Roth-Wölfle, Lotte (Hrsg.): The Dance Library 1480-1980. A Catalogue. Comp. and annotated by Friderica Derra de Moroda. München 1982

[gedruckter Bandkatalog, alphabetisch nach Autoren mit Verzeichnissen zu Ballett-Titeln, Sachbegriffen, Orts- und Personennamen, dazu mschr. Kartei mit Ergänzungen]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

Stand: Juni 1990

Konstanze Mittendorfer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.