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Knjiznica Franjevackog samostana

Bibliothek des Franziskanerklosters


Adresse. Franjevacki samostan, Trg kralja Tomislav a1, 31500 Našice
Telefon. (031) 613 205
Telefax. (031) 613 295

Unterhaltsträger. Franjevacki samostan [Franziskanerkloster] Našice
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Philosophie, Lexikographie, Mathematik, Naturwissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung ausschließlich im Lesesaal. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr und 15-18 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Von Zagreb regelmäßige direkte Schnellzugverbindung bis Našice oder Busverbindung über Nova Gradiška und Pozega. Fußwegnähe zur Bibliothek vom Hauptbahnhof (ca. 30 Minuten) und vom Busbahnhof (ca. 15 Minuten). - Von Zagreb Autobahn 4 (E 70) nach Osten bis Luzani, von dort Landstraße über Pleternica, Ferovac und Gradac bis Našice. Parkmöglichkeiten beim Kloster.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Franziskanerorden breitete sich nach seiner Gründung durch Franz von Assisi schnell in ganz Europa aus und ließ sich Ende des 13. Jhs auch in Našice nieder. Die erdrückende Lage Kroatiens im Gefüge der Österreichisch-Ungarischen Monarchie vom 16. bis zum 20. Jh bekamen auch die Franziskaner in Našice zu spüren. Die häufig wechselnde Verwaltungsabhängigkeit Kroatiens von der einen oder der anderen Macht zersplitterte das Land und führte zu seiner wirtschaftlichen Unterentwicklung.

1.2 Für ihre Seelsorgearbeit und Lehrtätigkeit benötigten die Ordensbrüder Bücher, so daß seit der frühesten Zeit im Kloster eine Büchersammlung bestanden haben dürfte. Die ersten schriftlichen Belege darüber stammen aus dem Verzeichnis des Klostervorstehers von 1666; seitdem wird der Bestand kontinuierlich gepflegt. Der Grundstock der heutigen Klosterbibliothek wurde demnach im 17. Jh gelegt. Ein weiterer Beleg für die Existenz der Bibliothek ist in einem 1561 in Antwerpen gedruckten Buch zu finden, dessen Inschrift von 1694 besagt, daß es sich um ein Werk aus der Bibliothek des St. Antonius-Klosters in Našice handelt (der Hauptaltar des Klosters ist dem Hl. Antonius geweiht).

1.3 In der ersten Hälfte des 18. Jhs hielt sich der Franziskaner Antun Bacic (ca. 1690-1758) aus Brod einige Jahre im Kloster von Našice auf und machte sich in dieser Zeit um den Erwerb einiger Bücher aus dem 15. und 16. Jh verdient, wie aus deren Inschriften hervorgeht. Im Jahre 1764 wird in den Klosterchroniken zum ersten Male ein Bibliothekar, Mihael Bencevic, erwähnt. Dieselben Chroniken belegen, daß die Bibliothek am Ende des 18. Jhs einen bedeutenden Bestandszuwachs verzeichnete. 1787 verfügte Kaiser Joseph II. die Auflösung des Franziskanerklosters in Brod, das im Sinne der Ordensmission ebenfalls eine repräsentative Bibliothek aufgebaut hatte. Der Ordensbruder Marijan Lanosovic (1742-1812) rettete einen Großteil des Bestandes, indem er diesen nach Našice überführte und der dortigen Klosterbibliothek einfügte.

1.4 Zur Datierung der ersten Katalogisierungen erweisen sich alte Etiketten und Signaturen als aufschlußreich. Demnach wurde der Bestand erstmals Ende des 18. Jhs erschlossen und dann bis zum 20. Jh noch mehrere Male. Heute werden im Klosterarchiv zwei Bestandsverzeichnisse von der Wende vom 19. zum 20. Jh aufbewahrt. Eine weitere Bestandsaufnahme wurde 1982 durchgeführt; sie dauerte 6 Monate und erfaßte nur Monographien, während der Periodika-Bestand nicht einbezogen wurde. Im Zeitraum von 1982 bis 1986 wurden zahlreiche Bücher neu gebunden. Um die Rara und die ältesten Stücke zur Benutzung bzw. wissenschaftlichen Forschung freigeben zu können, wurden 32 davon zur Restaurierung nach Zagreb in das Kroatische Staatsarchiv überführt. Anschließend wurden in der Bibliothek sechs Tresorschränke für den wertvollsten Bestand aufgestellt.

1.5 Eine 1986 begonnene Katalogisierung dauert bis heute an. Am 25. April 1987 öffnete die Bibliothek ihre Pforten für Benutzer, die nicht dem Orden angehören.

  Zu diesem Zeitpunkt war der historische Bestand bis
1900 erschlossen. Seither wurden auch die übrigen Monographien katalogisiert. Die Erschließung des Periodika-Bestandes steht noch bevor. Seit der Eröffnung 1987 wird die Bibliothek von Gymnasiasten, Studenten und Professoren benutzt.

1.6 Während des Angriffskrieges auf Kroatien wurde im Juni 1991 der wertvollste Bestand ausgelagert, um ihn vor der drohenden Vernichtung zu bewahren. Dieser Bestand wurde im August 1992 vollständig nach Našice zurückgeführt und kann heute wieder benutzt werden.

1.7 Die Bibliothek ist im ersten Stockwerk des südlichen Klosterflügels untergebracht und auf drei miteinander verbundene Räume verteilt. Im Lesesaal befinden sich auch der Zettelkatalog und der Handapparat. Bücher und Periodika sind in einem weiteren Raum nach dem chronologischen Prinzip aufgestellt und frei zugänglich. Das Archiv sowie die Tresore mit seltenen und alten Büchern befinden sich im letzten Raum. Vom Allgemeinbestand separiert werden hier Inkunabeln, seltene ausländische Drucke des 16. Jhs, kroatische bis 1850 erschienene Bücher, serbische und slowenische Drucke bis 1850, Bücher über Našice und Werke Našicer Autoren aufbewahrt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek verfügt über einen Buchbestand von ca. 6000 Einheiten. Der historische Bestand beläuft sich auf 1858 Titel und gliedert sich in 10 Inkunabeln, 78 Titel des 16. Jhs, 340 Titel des 17. Jhs, 769 Titel des 18. Jhs und 661 Titel des 19. Jhs.

2.2 Bei den 10 Inkunabeln handelt es sich um lateinischsprachige Titel. Je eine Inkunabel wurde in Deutschland, Rom, Lyon und Basel gedruckt, 6 in Venedig. Zu den Germanica zählen 7 Drucke: zwei Bibeln (Venedig: Franciscus Renner de Heilbronn, o. J. und Basel: Johannes Froben 1495), Leonardus de Utino, Sermones quadragesimales de legibus dicti (Ulm: Johann Zainer 1478), Antonius de Bitonto, Sermones quadragesimales de vitiis (Venedig: Johannes Hamman für Nicolaus de Frankfordia 1499), Antonius Florentinus, Confessionale: Defecerunt scrutantes scrutinio ...(Add.) Titulus de restitutionibus (Venedig: Johannes de Colonia und Johannes Manthen 1474), Nicolaus de Ausmo, Supplementum summae Pisanellae et Consilia Alexandri de Nevo contra Judaeos foenerantes (Venedig: Franciscus Renner de Heilbronn und Nicolaus de Frankfordia 1476) sowie Thomas von Aquin, Catena aurea super quattuor evangelistas (Rom: Conradus Sweynheym und Arnoldus Pannartz 1470).

2.3 Aus dem 16. Jh stammen 78 lateinische Titel, von denen 11 deutscher Herkunft sind. Während der Inkunabelbestand durchgehend religiösen Inhalts ist, gehört ein Titel des 16. Jhs zur weltlichen Literatur: Lexicon graecolatinum (Basel 1554). Der übrige Bestand des 16. Jhs ist der Theologie zuzuordnen, darunter Bibeln (Basel: Froben 1530 und Ingolstadt: Krapff 1537); Sebastian Cattaneus, Enchiridion de sacramentis Novae Legis (Salzburg: Kürner 1594); Passio Domini nostri Jesu Christi secundum quattuor evangelistas (Basel: Froben 1512); Jacobus Strasburgus, Jesu Christi capti et vincti deductionum XII. libellus (Frankfurt: Egenolff 1566); Sermones in Evangelia de dominicis et festis ...totius anni von Petrus Chrysologus und Homiliae (1579 von Münich und Ketteler in Köln in einem Buch gedruckt); Postilla sive Expositio epistolarum tam Dominicalium quam Ferialium (Basel: Froben 1512).

2.4 Von insgesamt 340 Titeln des 17. Jhs sind 80 in deutschen Druckereien erschienen und von deutschen Autoren verfaßt. Von 7 Titeln in deutscher Sprache sind zwei lexikographischen Inhalts (ein lateinisch-deutsches und ein deutsch-lateinisches Wörterbuch), zwei weitere Werke enthalten Anleitungen für die Jugend (z. B. Johann Heinrich Boecler, Kurze Anweisung wie man die Authores Classicos bey und mit der Jugend tractieren soll, Straßburg: Schmuck 1679) und zwei betreffen Homiletik bzw. Feiertags- und sonstige Predigten; hinzu kommt Martin von Cochems Hochnutz- und nothwendige Fürbereitung zu einem seeligen End (Frankfurt a. M.: J. M. Bencard 1695). Die übrigen 73 Germanica sind lateinischsprachig und betreffen Schöne Literatur (ein Titel), Geschichte (ein Titel), geistliches Leben (4), Heiligenviten (einer), Liturgie (einer), Philosophie (9), Theologie (11), Predigten (45). Beispiele sind Biblia Sacra (Köln: Egmont 1659), Bonaventura, Lingua seraphica (Köln: Eyck 1678), Basilius Finkeneis, Theologia controversistica, ...sive certamina haeretico-controversistica pro fide et veritate fidei (Wien: Heyinger 1693), Jacob Balde, Poema de vanitate mundi (München: Wagner 1649) und Nicolaus Avancinus, Vita et doctrina Jesu Christi ex quatuor evangelistas collecta (Wien: M. Cosmerovius 1665).

2.5 Von insgesamt 769 Titeln des 18. Jhs sind 286 Germanica (lateinisch 192, deutsch 93, griechisch einer). Die kulturellen Verbindungen zum Westen Europas regten die Bestandsvermehrung an, so daß neben lateinischer Literatur zahlreiche deutsche Drucke die Bibliothek bereicherten. Inhaltlich verteilt sich der deutsche Bestand auf Predigten und Katechese (100 Titel), theologisch-moralische Literatur und Abhandlungen (48), Medizin (3), Mathematik (2), Lexikographie (15), Schöne Literatur (4), Welt- und Kirchengeschichte (10), geistliches Leben und Heiligenviten (46), Bibeln und Bibelkommentare (11), Philosophie (13), Kirchenrecht und Pastorale (19), Miscellanea (15). Obwohl sich auch für das 18. Jh eine Dominanz von Predigtliteratur feststellen läßt, finden sich vermehrt Bücher zu Philosophie und allgemeiner Theologie; dies ist auf die Einrichtung des Philosophischen und Theologischen Studiums in Našice zurückzuführen. Den Bestand repräsentieren Preces Gertrudianae sive vera et sincera medulla devotissimarum precum: ...ex revelationibus ...Gertrudis & Mechtildis comitissarum ... (Köln: Friessem 1706), Johannes Georgius Seyboldus, Selectiora Adagia latino-germanica (Nürnberg: Endter 1711), François Pomey, Novus candidatus rethoricae ... (Nürnberg: Endter 1718), Joannes Eusebius Nierembergius, Vita divina seu Via regia ad perfectionem (Wien: Schilgen 1722), François de Sales, Philothea seu Introductio ad vitam devotam (Frankfurt a. M.: Möller 1728) und Jacques Bénigne Bossuet, Doctrinae catholicae (Wien: Trattner 1753).

2.6 Für 276 von insgesamt 661 Titeln des 19. Jhs wurde deutsche Provenienz ermittelt. Davon sind 9 in kroatischer Sprache verfaßt, 61 in lateinischer und 206 in deutscher Sprache. Demnach verlagert sich erstmals der Bestandsakzent von der lateinischen zur deutschen Sprache. Die Germanica betreffen Philosophie (5 Titel), Lexikographie (7), Lehrbücher (11), geistliches Leben (60), Theologie und Moral (24), Geschichte, Rechtswissenschaft und Liturgie (52). Hinzu kommen Schöne Literatur (Geschichten, Romane, Dramen) und Reisebeschreibungen (27), Katechetik (14), Medizin (2), Bibeln (13), Heiligenviten (9), Miscellanea (17) und Predigten (39). Da im 19. Jh das Philosophie- und Theologiestudium in Našice weiterbestand, ist die große Zahl an philosophischen und theologischen Werken und Handbüchern verständlich. Den Schwerpunkt bilden, genau wie in den vorigen Jahrhunderten, Predigten; hinzu kommen erstmals in nennenswertem Umfang Schöne Literatur sowie Reiseliteratur. Als Beispiele seien genannt Pater Roland. Eine nordamerikanische Erzählung (Aachen 1841) übersetzt von Joseph von Orsbach, James Fenimore Cooper, Ravensnest oder die Rothäute (Frankfurt a. M. 1846), Theokrist Schoimul, Kurzgefasste praktische Grammatik der romanischen (walachischen) Sprache (Wien 1866), Balthasar Grimm, Die Maiandacht (Donauwörth 1897) und Franz Xaver Fecht, Das Himmelbrot oder Belehrung über die hl. Communion (Klagenfurt 1899).

3. KATALOGE

Alphabetischer Verfasserkatalog

Systematischer Katalog

Standortkatalog

[alle Kataloge mschr., in Zettelform; geordnet nach Regeln der National- und Universitätsbibliothek in Zagreb in Anlehnung an PI; zusammengestellt 1986 bis 1991 von Vatroslav Frkin]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten und handschriftliche Quellen werden im Kloster und im Pfarrarchiv aufbewahrt. Einsicht in die Geschichte der Bibliothek gewähren vor allem die Chroniken des Franziskanerklosters [Kronike Franjevackog samostana] in Našice, die vom 18. bis zum 20. Jh geführt wurden.

4.2 Darstellungen

Majstorovic, Srecko: Našice kroz 700 godina 1229-1929 [Das Siebenhundertjährige Bestehen von Našice 1229-1929]. Slavonski Brod 1973 [zur Bibliothek S. 6, 17, 37, 51, 58-59]

Cvekan, Paškal: Franjevci u Abinim Našicama. Povijesno-kulturni prikaz djelovanja Franjevaca kroz 700 godina postojanja samostana i crkve Svetog Antuna u Abinim Našicama [Die Franziskaner in Našice. Geschichtlich-kulturelle Darstellungen der siebenhundertjährigen Geschichte des Klosters und der Kirche des Hl. Antonius in Našice]. Našice 1981 [zur Bibliothek S. 47, 147-156, 163-170]

Otvorenje Knjiznice Franjevackog samostana u Nacicama 25. travnja 1987. godine [Die Eröffnung der Bibliothek des Franziskanerklosters in Našice am 25. April 1987]. Našice 1988

Stand: Januar 1999

Vatroslav Frkin