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 Nationalbibliothek(Prag): Bestandsgeschichte
 NatBiblPrag2: Bestandsbeschreibung 2.1 - 2.173
 NatBiblPrag3: Bestandsbeschreibung 2.174 - 312
 NatBiblPrag4: Bestandsbeschreibung 2.313 -2.468
 NatBiblPrag5: Bestandsbeschreibung 2.469 - 2.570; 
 Kataloge, Veröffentlichungen

Národní knihovna Ceské republiky

[Nationalbibliothek der Tschechischen Republik]

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik umfaßte im Jahre 1998 5.718.773 Bde, die sich in Depots, Tresorräumen, im Barocksaal, in den Handbibliotheken einzelner Lesesäle und Arbeitsstätten, im Zeitschriftenlesesaal sowie im Referenzzentrum befinden. Die Angaben über die chronologische sowie sprachliche Struktur des historischen Bestandes vom 16. bis 19. Jh wurden anhand von Auszählungen und statistischen Hochrechnungen im Jahre 1995 gewonnen. Die Grundlage für die Hochrechnung bildete der Generalkatalog I, der Drucke von 1501 bis 1950 verzeichnet (s. o. 1.62, s. u. 3.1). Insgesamt enthält er ca. 1.500.000 Zettel. Eine repräsentative Stichprobe (etwa 2 Prozent) wurde nach einer festgelegten Methodik von Mitarbeitern der Nationalbibliothek aus der Abteilung für Bestandsorganisation und -revision bearbeitet und die statistische Auswertung unter Mitarbeit eines Spezialisten durchgeführt. Nicht im Generalkatalog I verzeichnet sind Handschriften (mehr als 8500 Bde), Inkunabeln (3030 Drucke, s. u. Abteilungen 39-44), Musikalien (s. u. Abteilung 59) und historische Karten (s. u. Abteilung 62). Sie wurden in der statistischen Untersuchung nicht berücksichtigt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Nach der statistischen Hochrechnung liegt die Zahl der Titel aus dem 16. bis 19. Jh insgesamt bei 504.799. Hiervon entfallen auf das 16. Jh 28.123 Titel (5,6 Prozent), auf das 17. Jh 54.428 (10,8 Prozent), auf das 18. Jh 78.966 (15,6 Prozent) sowie auf das 19. Jh 343.282 (68 Prozent). Das 20. Jh (bis 1950) ist mit 979.650 Titeln vertreten. Von den untersuchten Titeln sind 15.450 ohne Jahresangabe.

2.3 Sprachlich läßt sich der Hauptbestand des 16. bis 19. Jhs wie folgt charakterisieren: 209.685 Titel sind in deutscher Sprache (41,53 Prozent), 127.437 in lateinischer (25,24 Prozent), 56.145 in tschechischer (11,1 Prozent), 40.897 in französischer (8,1 Prozent) und 18.782 in englischer (3,7 Prozent, überwiegend aus dem 19. Jh). Ferner sind slawische Sprachen (u. a. Russisch und Polnisch) mit 17.571 Titeln vertreten (3,5 Prozent), Italienisch mit 10.552 Titeln (mehr als 2 Prozent), Ungarisch mit 7119 Titeln (1,4 Prozent) und übrige Sprachen wie z. B. Griechisch, Spanisch, Hebräisch, Arabisch, orientalische Sprachen u. a. mit 10.199 Titeln (insgesamt mehr als 2 Prozent). Mehrsprachige Publikationen sind in 5907 Titeln vertreten (1,17 Prozent).

2.4 Latein dominiert im Bestand des 16. bis 18. Jhs mit 93.407 Titeln. Aus dem 16. Jh finden sich 21.509 Titel (76,7 Prozent), aus dem 17. Jh 37.161 Titel (68,4 Prozent) und aus dem 18. Jh 34.737 Titel (44 Prozent). Aus dem 19. Jh liegen 30.030 lateinische Titel vor (9,9 Prozent). An zweiter Stelle steht die deutsche Sprache: Hier finden sich aus dem 16. Jh 2979 Titel (10,6 Prozent), aus dem 17. Jh 6717 Titel (12,3 Prozent) und aus dem 18. Jh 26.406 Titel (33,4 Prozent); ein Anstieg auf 173.583 Titel (50,5 Prozent) wird für das 19. Jh verzeichnet, der wahrscheinlich dadurch bedingt ist, daß in dieser Zeit die deutsche Sprache in den historischen böhmischen Ländern Amtssprache wurde. Nach der Statistik folgt in der Häufigkeit die tschechische Sprache mit 959 Titeln (3,4 Prozent) aus dem 16. Jh, 1212 Titeln (2,2 Prozent) aus dem 17. Jh, 2121 Titeln (2,7 Prozent) aus dem 18. Jh sowie 51.853 Titeln (15,1 Prozent) aus dem 19. Jh. Die französische Sprache ist vertreten mit 706 Titeln (2,5 Prozent) aus dem 16. Jh, 5655 Titeln (10,4 Prozent) aus dem 17. Jh, 9139 Titeln (11,6 Prozent) aus dem 18. Jh sowie 25.397 Titeln (7,5 Prozent) aus dem 19. Jh. In italienischer Sprache finden sich aus dem 16. Jh 555 Titel (1,9 Prozent), aus dem 17. Jh 1262 Titel (2,3 Prozent), aus dem 18. Jh 1565 Titel (2 Prozent) sowie aus dem 19. Jh 7170 Titel (2,08 Prozent). Die griechische Sprache ist mit je 303 Titeln aus dem 16. und 17. Jh vertreten, aus dem 18. Jh mit mehr als 606 Titeln und aus dem 19. Jh mit mehr als 1100 Titeln. Mehrsprachige Publikationen finden sich in steigender Zahl; aus dem 16. Jh stammen ca. 650 Titel, aus dem 17. Jh 757, aus dem 18. Jh mehr als 1100 und aus dem 19. Jh 3383 Titel.

2.5 Germanica sind mit insgesamt 248.394 Titeln (49,2 Prozent) vertreten. Hiervon entfallen auf das 16. Jh 14.782 Titel (52,7 Prozent), auf das 17. Jh 23.621 Titel (43,5 Prozent), auf das 18. Jh 42.290 Titel (53,6 Prozent) und auf das 19. Jh 167.701 Titel (48,8 Prozent).

Systematische Übersicht

2.6 Eine Übersicht über die inhaltliche Struktur der Buchbestände der Nationalbibliothek aus der Zeit vom 16. bis 19. Jh wurde ebenfalls anhand von Auszählungen und statistischen Hochrechnungen gewonnen. Der Hauptbestand aus diesem Zeitraum hat folgende Charakteristik: die umfangreichste Vertretung hat die Belletristik mit 13,4 Prozent (Abteilung 9), gefolgt von der Medizin 8,3 Prozent (Abteilung 18), Geschichte 7,5 Prozent (Abteilung 22), dem Recht 5,4 Prozent (Abteilung 25) und mit je 4 Prozent die Philosophie (Abteilung 12), Politik (Abteilung 13), Philologie (Abteilung 8) und Geographie (Abteilung 19).

2.7 Eine Analyse der Bestände nach fachlichen Schwerpunkten in einzelnen Jahrhunderten ergab, daß in den Beständen des 16. Jhs das Recht mit 9,5 Prozent (Abteilung 25) den größten Anteil hat, weiterhin gut vertreten sind die Klassische Philologie mit 7,8 Prozent (Abteilung 5) und mit 6,2 Prozent (Abteilung 6), die Geschichte mit 5 Prozent (Abteilung 22), Belletristik mit 5 Prozent (Abteilung 9), Bibeln mit ca. 3,5 Prozent (Abteilung 26) und die Medizin mit 3,3 Prozent (Abteilung 18). Für den Bestand des 17. Jhs ergaben sich für die Geschichte 9 Prozent (Abteilung 22), das Recht annähernd 9 Prozent (Abteilung 25), die Kirchengeschichte 5,7 Prozent (Abteilung 21), die Medizin 5,4 Prozent (Abteilung 18), die Belletristik 4,8 Prozent (Abteilung 9) und die Philosophie 4,4 Prozent (Abteilung 12). Im 18. Jh sind die Schwerpunkte die Belletristik mit 8,2 Prozent (Abteilung 9), die Medizin mit 7,8 Prozent (Abteilung 18), die Geschichte mit annähernd 7 Prozent (Abteilung 22), das Recht (Abteilung 25) mit mehr als 6 Prozent und die Philosophie mit mehr als 5 Prozent (Abteilung 12). Im Bestand des 19. Jhs dominiert die Belletristik (Abteilung 9) mit 16,6 Prozent, gefolgt von der Medizin mit 9,4 Prozent (Abteilung 18), der Geschichte mit 7,6 Prozent (Abteilung 22), der Politik mit mehr als 5 Prozent (Abteilung 13) und mit jeweils mehr als 4 Prozent der Philologie (Abteilung 8), der Philosophie (Abteilung 12), dem Recht (Abteilung 25) und der Geographie (Abteilung 19).

Vlasta Faltysová

Jarmila Strádalová

2.8 Die inhaltliche Charakteristik des historischen Bestandes nach Fächern geht von der ursprünglichen Klassifikation und Aufstellung aus, die von Karel Rafael Ungar am Anfang des 19. Jhs eingeführt wurde und die bis 1950 gültig war (s. o. 1.27). Drucke (in 54 Abteilungen) und Handschriften (in 17 Abteilungen) wurden gesondert aufgestellt und deren Abteilungen und Signaturen mit römischen Ziffern versehen; die Handschriften-Signaturen waren durch die Abkürzung MS markiert. Während des 19. Jhs wurden die römischen Ziffern bei den Drucken durch arabische ersetzt, während bei den Handschriften römische Ziffern beibehalten wurden, aber der Vermerk MS meist entfiel. Diese Praxis liegt der nachfolgenden Beschreibung zugrunde und erleichtert die fachliche Orientierung in den Katalogen der Nationalbibliothek.

2.9 Die lateinischen Bezeichnungen der Abteilungen 1-54 wurden aus der Ungar-Systematik übernommen, die der damals gebräuchlichen wissenschaftlichen Klassifikation entspricht. In die Abteilungen 1-53 wurden ausschließlich fremdsprachige Drucke nach Fächern eingeordnet; für die Werke in tschechischer Sprache reservierte Ungar im Rahmen der sogenannten Bibliotheca nationalis (s. o. 1.27 ) die Abteilung 54 - Bibliotheca bohemica, in die Bestände ohne Rücksicht auf Inhalt oder Fächer eingeordnet wurden. Daher finden in der Beschreibung der einzelnen Abteilungen 1-53 tschechische Werke keine Berücksichtigung. Zu den ursprünglichen 54 Abteilungen nach Ungar kamen später die Abteilungen 55-75 hinzu, die einen tschechischen Namen tragen, und die speziell für besondere Dokumenttypen (z. B. Kalender, Musikalien, Karten u. ä.) oder übernommene private Sammlungen eingerichtet wurden. Einige dieser neueren Abteilungen sind heute aus verschiedenen Gründen nicht mehr belegt; ihre Bestände wurden tweder im Rahmen der Bibliothek umgeordnet (z. B. Abteilungen 58 und 73) oder einer anderen Institution übergeben (z. B. Abtei-

lung 61 - Graphik an die Nationalgalerie für ihre graphische Sammlung oder Abteilung 69 - Bibliothek der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Kunst an die Hauptbibliothek der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik).

2.10 In dem ursprünglichen Ungar-System existierten keine gesonderten Abteilungen für periodische Literatur; sie wurde den Monographien in den einzelnen Abteilungen nach Fächern zugeordnet. Die fremdsprachigen Periodika sind daher vor allem in den Abteilungen 1-53 aufgestellt, in deren Rahmen sie im folgenden auch beschrieben werden. Gedruckte Periodika in tschechischer Sprache finden sich ohne Rücksicht auf ihre Thematik in der Abteilung 54. Jedoch bei Beständen, die als geschlossene Einheiten von der Nationalbibliothek übernommen wurden, verblieben die Periodika bei den selbständigen Sammlungen (ohne Berücksichtigung der Sprache). Als man zur Aufstellung der Bestände nach Formaten überging, ordnete man wie zuvor die fortgesetzten älteren Periodika den Abteilungen zu; die periodischen Neuerwerbungen wurden gesondert aufgestellt (fremdsprachige Periodika in Abteilung P, tschechische und slowakische Periodika in Abteilung N).

2.11 Für die Analyse des historischen Buchbestandes dienten die Standortkataloge der einzelnen Abteilungen als Grundlage (s. u. 3.2). Da die Angaben in den Standortkatalogen oft nicht vollständig sind, mußten einzelne Titel oder Bestandsgruppen im alphabetischen Generalkatalog recherchiert oder direkt am Buch überprüft werden. Die Zahl der Titel in den einzelnen Abteilungen entspricht in etwa den Signaturen in den Standortkatalogen, die allerdings keine Einzeltitel aus Konvoluten registrieren. Sie fanden daher keine Berücksichtigung in der Beschreibung der historischen Buchbestände der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik, die in solcher Breite und Tiefe bisher einzigartig ist.

Vlasta Faltysová

Abteilung 1 - Historia litterarum

2.12 In dieser Abteilung werden vor allem Biographien von Gelehrten, Schriftstellern und Dichtern sowie ihre persönliche Korrespondenz aufbewahrt. Die Abteilung umfaßt insgesamt 6146 Titel in 8867 Bdn (Formate A-L). Nach Erscheinungsjahren verteilt sich der Bestand auf 0,16 Prozent aus dem 16. Jh (10 Titel), 0,5 Prozent aus dem 17. Jh (31 Titel), 3,5 Prozent aus dem 18. Jh, 35,5 Prozent aus dem 19. Jh und 46,7 Prozent aus dem 20. Jh. Bei mehr als 12,5 Prozent der Titel fehlt im Standortkatalog die Jahresangabe; dies betrifft vor allem Titel aus dem 16. bis 18. Jh. Nahezu alle europäischen Sprachen sind in verschiedenem Umfang vertreten. Deutschsprachige Titel machen ca. 42 Prozent aus (2712 Titel). Einschließlich der fremdsprachigen, in Deutschland gedruckten Titel belaufen sich die Germanica auf etwas mehr als 50 Prozent. Vertretene deutsche Autoren sind u. a. Goethe, Schiller, Humboldt, Hebbel, Nietzsche und Jacob Burckhardt.

2.13 Die ältesten Werke liegen in lateinischer Sprache vor, darunter Vitus Ortelius d. Ä., Oratio habita in funere ...Melanthonis (Wittenberg 1560); Joachimus Camerarius, Libellus novus, epistolas et alia quaedam monumenta ... (Leipzig 1568); Conrad Samuel Schurzfleisch, Vita Alberti III. ducis Saxoniae (Wittenberg 1676); Joannes Campanus, Calendarium beneficiorum Academiae Pragensis collaborum ... (Prag 1616) und Philipp Melanchthon, Epistolarum liber ... (Lyon 1647). Eine deutschsprachige Ausnahme sind die Biographien der berühmtesten Römer und Römerinnen. Vom Verfasser Scipio's des Afrikaners (Frankfurt 1696). Aus dem 18. Jh seien genannt Giovanni Antonio Campano, Epistolae et poëmata (Leipzig 1707); Leibniz, Epistolae (Leipzig 1734-1735) und Georg Stephen Wiesand, Commentario de Carlo Magno ... (Jena 1756).

2.14 Seit dem 18. Jh erschienen Biographien, biographische Enzyklopädien und gedruckte Korrespondenz vermehrt in deutscher Sprache. Die Bibliothek besitzt Nikolaus Wilckens Leben des Gelehrten Lucae Holstenii (Hamburg 1723), Daniel Sternbergs Lebensgeschichte des ...Peter Aurichs, eines Tirolerbauers (München 1767), Johann Joachim Spaldings Briefe an Gleim (Frankfurt 1771), Über das Leben und die Schriften des Claude Adrien Helvetius (Gotha 1773), Johann Jungs und Heinrich Stillings Jugend. Eine wahrhafte Geschichte (Frankfurt 1780), Apologie des Ordens der Frey Mäurer (Philadelphia 1785), Bekenntnisse merkwürdiger Männer von sich selbst, hrsg. von J. G. Müller (Winterthur 1791-1810), Johann Esaias Silberschlags Leben, von ihm selbst geschrieben (Berlin 1792), J. Michael Fels' Biographie des Herrn Jakob von Daniel Wegelius (St. Gallen 1792), Carl Friedrich Ulferts Kurze Biographien sechzig berühmter Griechen ... (Berlin 1793) und Simon André David Tissots Leben des Ritters von Zimmermann (Hannover 1797).

2.15 Im 19. Jh erreichte das Interesse an biographischen Publikationen einen Höhepunkt. Zum deutschen Kulturraum besitzt die Abteilung u. a. Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgezeichneter Teutschen des 18. Jahrhunderts (Schnepfenthal 1802), Johann Jacob Gradmanns Das gelehrte Schwaben: oder Lexicon der ...schwäbischen Schriftsteller (Ravensburg 1802), Detlev Lorenz Lübkers und Hans Schröders Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller, von 1796 bis 1828 (Altona 1829-1830), Johann N. A. von Schadens Gelehrtes München im Jahre 1834 (München 1834), Oskar Ludwig Bernhard Wolffs Enzyklopädie der deutschen Nationalliteratur (Leipzig 1835-1842), Johann Baptist Heindls Galerie berühmter Pädagogen (München und Augsburg 1853-1860), Archiv für Literaturgeschichte, hrsg. von Richard Gosche (Leipzig 1870 ff.), Otto Langes Literaturgeschichtliche Lebensbilder und Charakteristiken (Berlin 1870), Heinrich Gross' Deutschlands Dichterinnen und Schriftstellerinnen (Wien 1882) und Ludwig Bechsteins 300 Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer (Leipzig 1890).

2.16 Besondere Aufmerksamkeit wurde den bedeutenden deutschen Autoren gewidmet. Ihre Werke sowie Sekundärliteratur wurden gesammelt. Zu Goethe liegt z. B. vor Goethes Aus meinem Leben Dichtung und Wahrheit (Tübingen 1811-1812), Albert Grüns Goethes Faust (Gotha 1856), Aus Weimars Glanzzeit. Ungedruckte Briefe ..., hrsg. von Johann August Diezmann (Leipzig 1855), Hermann Wentzels Goethe in Schlesien (Oppeln 1867), Gustav Karl Laubes Goethe als Naturforscher in Böhmen (Prag 1879) und Goethes Jugendbriefe (Berlin 1880). Zu Schiller und Kotzebue liegen vor Konstantin Ritter von Wurzbach-Tannenburgs Das Schillerbuch (Wien 1859), Alois Egger-Moellwalds Schiller in Marbach (Wien 1868), Johannes Scherrs Schiller und seine Zeit (Leipzig 1859, 1860 und 1865); August von Kotzebues Über meinen Aufenthalt in Wien (Leipzig 1799) und Das merkwürdigste Jahr meines Lebens (Berlin 1801) sowie Heinrich Steffens' Über Kotzebue's Ermordung (Breslau 1819) u. a.

2.17 Auch Persönlichkeiten aus der Zeit der Nationalen Wiedergeburt verfaßten ihre Werke in deutscher Sprache, um ihre Verbreitung in europäischen Gelehrtenkreisen zu verbessern. Im Bestand vertreten sind u. a. Werke wie František Martin Pelcls Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrter und Künstler (Prag 1773-1782), František Palackýs Joseph Dobrovskýs Leben und gelehrtes Wirken (Prag 1833), Leben des Grafen Kaspar Sternberg, von ihm selbst beschrieben (Prag 1868) sowie der von Vatroslav Jagic herausgegebene Briefwechsel zwischen Dobrovský und Kopitar (Berlin 1885). Selbstverständlich wurde auch Literatur über in Böhmen arbeitende Wissenschaftler gesammelt, so Fritz Burckhardts Aus Tycho Brahe's Briefwechsel (Basel 1887), Joseph von Hasners Tycho Brahe und J. Kepler in Prag (Prag 1872, 1880), Karl Goebels Über Keplers astronomische Anschauungen und Forschungen (Halle 1871) und František Dvorskýs Neues über J. Kepler (Prag 1880).

Pavel Pohlei

Abteilung 2 - Historia litterarum

2.18 Die zweite Abteilung zur Literaturgeschichte dient der allgemeinen Geschichte des Schrifttums und der Wissenschaften, der Literaturkritik, literarischen Zeitschriften und periodischen Publikationen. Insgesamt liegen 2535 Titel in 14.130 Bdn vor (Formate A-L). Den größten Anteil haben Publikationen aus der ersten Hälfte des 20. Jhs und aus dem 19. Jh (42 und 36 Prozent). In geringerem Umfang sind Titel des 16. Jhs (4 Titel), des 17. Jhs (2 Titel) und des 18. Jhs (37 Titel) vertreten. Vergleichsweise hoch ist die Zahl der Werke ohne Angaben zum Erscheinungsjahr im Standortkatalog. Deutschsprachige Titel machen 43,5 Prozent aus und einschließlich der im deutschen Sprachgebiet herausgegebenen Germanica sogar 54 Prozent. Fremdsprachen sind u. a. vertreten durch Französisch, Lateinisch, Russisch, Italienisch, Polnisch, Englisch und Ungarisch (in der Reihenfolge ihres Bestandsanteils).

2.19 Bei den Grundlagen- und Nachschlagewerken besitzt die Abteilung u. a. Karl Wilhelm Ramlers Einleitung in die schönen Wissenschaften (Leipzig 1757-1762), Eduard Grisebachs Die deutsche Literatur seit 1770 (Stuttgart 1887), Wilhelm Heinsius' Allgemeines Bücher-Lexikon (Leipzig 1793-1798, 1812-1894), Literarisches Konversationsblatt (Leipzig 1820-1898) und Deutsche Dichtung, hrsg. von Karl Emil Franzos (Stuttgart 1887 ff.)

2.20 Inhaltlich liegt der Schwerpunkt der Periodika bei der allgemeinen und speziellen Literaturgeschichte, Literaturwissenschaft und verwandten Disziplinen wie der Literaturkritik, dem vergleichenden Literaturstudium, der Poetik und der Volksliteratur. Allgemeine Literaturzeitschriften und -zeitungen des 19. Jhs haben den größten Bestandsanteil. So liegen z. B. vor Nachrichten der Universität und Gesellschaft der Wissenschaften (Göttingen 1801-), Literaturblatt auf das Jahr ... (Stuttgart 1828-1869), Magazin für die Literatur des Auslands (Berlin 1837-1902), Katholische Literatur-Zeitung (Wien 1854-1873), Literaturblatt für germanische Philologie (Berlin 1876-1929), Deutsches Literaturblatt (Gotha 1879-1889), Philologische Wochenschrift (Leipzig 1881-), Theologisches Literaturblatt (Leipzig 1885-), Chronik des Wiener Goethe-Vereins (Wien 1887-1932) und American Germanica (New York und Berlin 1897-1918).

2.21 Zudem finden sich Veröffentlichungen zu den Bereichen Bibliophilie, Theologie, Schulwesen (u. a. Zeitschrift für das Gymnasialwesen, Berlin 1847-1923; Blätter für das Bayerische Gymnasialschulwesen, Bamberg 1865-1935) und zu Universitäten, Kultur, Theater und Dramaturgie. Ganz unsystematisch haben auch Schriften über das Schachspiel ihren Weg in diese Abteilung gefunden. Es handelt sich um deutsche und französische Ausgaben des 19. Jhs.

Pavel Pohlei

Abteilung 3 - Historia litterarum

2.22 Die dritte Abteilung zur Literaturgeschichte konzentriert sich auf literarhistorische Monographien und Werke zur Geschichte einzelner Literaturen und Fächer. Ein großer Teil betrifft die Slawistik. Von 10.719 Titeln in 15.554 Bdn (Formate A-L) stammen etwa 64 Prozent aus der ersten Hälfte des 20. Jhs und etwa 28 Prozent aus dem 19. Jh. Bedeutend weniger Titel stammen aus früherer Zeit: aus dem 16. Jh 0,2 Prozent, aus dem 17. Jh 0,5 Prozent und aus dem 18. Jh 1,5 Prozent. Im Standortkatalog undatiert sind 5,8 Prozent der Titel. Sprachlich dominieren deutschsprachige Werke mit 5530 Titeln (51,6 Prozent); es folgen englische (15,4 Prozent), russische (10,1 Prozent), französische (8,2 Prozent), polnische (3,2 Prozent), serbokroatische (3 Prozent), italienische (2,6 Prozent), lateinische (1,7 Prozent) und ungarische (1,3 Prozent). Mit weniger als einem Prozent sind weiterhin vertreten Schwedisch, Dänisch, Niederländisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch, Bulgarisch, Griechisch, Slowenisch, Ukrainisch, Esperanto und orientalische Sprachen.

2.23 Die ältesten Schriften betreffen die Theologie, Geschichte, Philologie, Literatur, Philosophie sowie das Recht und sind überwiegend lateinisch. Es liegen u. a. vor Gerardus Joannis Vossius, De historicis latinis libri tres (Leyden 1651); Capella Martianus, Artes liberales (Leyden 1658); Erdmann Neumeister und Friedrich Grohmann, De Poëtis Germanicis ...dissertatio (o. O. 1695); Johannes Gerhard Scheffer, De natura et constitutione philosophiae Italicae (Wittenberg 1701) und Gottfried Hecht, Germania sacra et litterata (Wittenberg 1717). Aus dem 18. Jh liegen weiterhin vor Johann Nikolaus Gemeinhard, Versuche über den Charakter und die Werke der besten italienischen Dichter (Braunschweig 1774); Christoph Meiners, Historia doctrinae de vero omnium rerum auctore (Lemgo 1753-1780); Richard Bentley, Opuscula philologica (Leipzig 1781); Johannes August Blumauer, Beobachtungen über Österreichs Aufklärung und Litteratur (Wien 1782) und Leonhard Meister, Geschichte der teutschen Sprache im 15. und 16. Jahrhundert (Bern 1796).

2.24 Im Bestand des 19. Jhs spiegelt sich die zunehmende Spezialisierung. So besitzt die Bibliothek Heinrich Mueller von Nitterdorf, Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur (Dresden 1807); Friedrich Wilhelm Ritschl, Über die neueste Entwicklung der Philologie (Breslau 1833); Friedrich Melchior Gredy, Die deutsche Poetik (Mainz 1874); Richard von Muth, Einleitung in das Nibelungenlied (Paderborn 1877); Wilhelm Herbst, Die neuhochdeutsche Literatur auf der obersten Stufe ... (Gotha 1879); Alfred Klaar, Geschichte des modernen Dramas in Umrissen ... (Leipzig 1883); Heinrich Gross, Deutsche Dichterinnen (Berlin 1885) und Gotthold Ephraim Lessing, Hamburgische Dramaturgie (Leipzig 1897). Bei einigen Werken handelt es sich um Sekundärliteratur zu den Klassikern der deutschen Literatur. Als Beispiele seien genannt Adam Muellers Etwas, das Goethe gesagt hat (Leipzig 1817), Berthold Auerbachs Goethe und die Erzählungskunst (Stuttgart 1861), Johann Heinrich Joseph Düntzers Aus Goethes Freundeskreise (Braunschweig 1868) und seine Erläuterungen zu Goethes Werken (Leipzig 1873-1881) sowie Christian Friedrich Bellermanns Schillers Dramen (Berlin 1888-1891). In diesem Bereich besteht keine genaue Abgrenzung zur Abteilung 1.

2.25 Andere Werke betreffen die englische Literatur, so z. B. Henry Theodore Tuckermann, Charakterbilder englischer Dichter (Marburg 1857); Johannes Meissner, Untersuchungen über Shakespeare's Sturm (Dessau 1872) und Josef Kohler, Shakespeare vor dem Forum der Iurisprudenz (Würzburg 1883). Zudem liegen Werke zur Geschichte bestimmter Fächer und Fachgebiete vor, wie Jacob Friedrich Fries, Beyträge zur Geschichte der Philosophie (Heidelberg 1819) und seine Geschichte der Philosophie (Halle 1837-1840); Wilhelm Lübke, Geschichte der Architektur (Leipzig 1855); Hermann Karsten, Zur Geschichte der Botanik (Berlin 1870) sowie Gottlieb August Wimmer, Vollständige Geschichte der Erdkunde (Wien 1833). Dieser Bestand umfaßt auch Werke zu verschiedenen Fachgebieten außerhalb der Literaturwissenschaft und -geschichte.

2.26 Zahlreich vorhanden sind die Werke tschechischer und anderer Slawisten in deutscher Sprache zu slawischer Geschichte und Ethnographie sowie zu slawischen Sprachen und Literaturen. Einige Autoren und Werke stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der tschechischen Nationalen Wiedergeburt. Die Abteilung besitzt u. a. Karel Rafael Ungar, Corrigenda in Bohemia docta Balbini (Prag 1776-1780); Pavel Josef Šafarík, Geschichte der slawischen Sprache (Prag 1869); Adam Mickiewicz, Vorlesungen über slawische Literatur und Zustände (Leipzig 1843-1845); Josef Dobrovský, Mährische Legende von Cyrill und Method (Prag 1826); Josef Wenzig, Ein Wort über das Streben der böhmischen Literatur (Prag 1848) und seine Blicke über das böhmische Volk (Leipzig 1855); Josef Jaroš Waldau, Geschichte der böhmischen nationalen Tänze (Prag 1861); František Palacký, Zur Böhmischen Geschichtsschreibung (Prag 1871); Franjo Šaverije Kuhac, Sachliche Einleitung zu der Sammlung südslavischer Volkslieder (Agram [Zagreb] 1873); Wilhelm Wollner, Untersuchungen über die Volksepik der Grossrussen (Leipzig 1879); Samuel Singer, Beiträge zur Literatur der kroatischen Volkspoesie (Agram [Zagreb] 1882); Gregor Krek, Einleitung in die slavische Literaturgeschichte (Graz 1874 und 1887) und Matija Murko, Deutsche Einflüsse auf die Anfänge der slavischen Romantik. Bd 1. Die Böhmische Romantik (Graz 1897). Diese Literatur wurde auch in den Abteilungen 8 und 45 gesammelt.

2.27 Der Abteilung wurden ebenfalls Werke über das Schachspiel zugeordnet, z. B. Wilhelm Matzkas Stellungen zu den 100 Schachspielgeheimnissen des Arabers-Stamm (Wien 1828) und Philip Stammas Die Schachgeheimnisse der Arabers (Berlin 1840). Den Bestand ergänzen trotz seiner Ausrichtung auf Monographien einige pädagogische, literarische und historische Zeitschriften, beispielsweise die Paedagogische Revue (Stuttgart 1840-1853), Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker (Straßburg 1874-1918) und Historisches Journal, hrsg. von Johann Christoph Gatterer (Göttingen 1772-1781).

Pavel Pohlei

Abteilung 4 - Historia litterarum

2.28 Die Abteilung umfaßt die Literaturgeschichte im weitesten Sinne. Sie enthält 8996 Titel in 28.828 Bdn (Formate A-L). Aus dem 17. Jh stammen nur einzelne Titel, aus dem 18. Jh ca. 2 Prozent, aus dem 19. Jh ca. 5 Prozent; der Großteil stammt aus der ersten Hälfte des 20. Jhs. Sprachlich gliedert sich der Bestand in deutschsprachige Werke (48 Prozent), englische (15 Prozent), französische (6 Prozent) und slawischsprachige Werke (17 Prozent, darunter Polnisch, Ukrainisch, Serbokroatisch, Bulgarisch). Andere Sprachen wie Ungarisch, Italienisch, Schwedisch, Türkisch und Litauisch machen zusammen 14 Prozent aus. Nur vereinzelt sind asiatische und indische Sprachen vertreten.

2.29 Gesammelt wurden so verschiedene Werke wie Bibliographien, Werke zur Geschichte und Organisation von Universitäten und Akademien, zu wissenschaftlichen Gesellschaften, zum Schulwesen, zur Geschichte der Schrift und des Buchdrucks, zur Stenographie, zur Buchwissenschaft, zu Bibliotheken und dem Bibliothekswesen, zum Archiv-, Museums-, Verlags- und Zeitungswesen und zum Buchhandel. Die politischen oder technischen Aspekte dieser Gebiete sind jedoch ausgenommen; sie finden sich beispielsweise in den Abteilungen 13 und 17.

2.30 Den umfangreichsten Teilbestand bilden Titel zur Buchwissenschaft. Zur Geschichte des Buchdrucks liegen z. B. vor Karl Faulmanns Illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst (Wien 1882) und Anton Mayers Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482-1882 (Wien 1883-1887), zu Verlagen und Buchhändlern z. B. der Katalog des k.k. Schulbücher Verlags für Böhmen (Prag 1889-). Werke zum Verlagswesen betreffen nicht nur die deutschsprachigen Länder, sondern auch Frankreich, Italien, Spanien, England und Schweden. Einige Titel behandeln die Geschichte der Schrift, Wasserzeichen und Buchillustrationen; andere Titel befassen sich mit der Zensur und den Indices der Libri prohibiti, vor allem aus Österreich, so z. B. Verzeichnis der von Bücherzensur zugelassener Bücher (Wien 1802-1843).

2.31 Zum Bibliothekswesen besitzt die Abteilung in erster Linie Werke zur Geschichte und zum Aufbau einzelner Bibliotheken in verschiedenen Ländern und Städten. Deutsche Bibliotheken sind u. a. vertreten durch die in Bamberg, Berlin, Dresden, Frankfurt a. M., Göttingen, Heidelberg, Karlsruhe und Wiesbaden; österreichische durch die in Graz und Wien, darunter auch Spezialbibliotheken, Schul-, Volks-, Gemeinde- und Privatbibliotheken. Die Bestandsbearbeitung betrifft Theodor Oswald Weigels Systematische Verzeichnisse der Hauptwerke der deutschen Literatur aus den Jahren 1820-1882 (Leipzig 1886-1887). Einen erwartungsgemäß großen Anteil haben Bestandsverzeichnisse und Bibliographien, so z. B. das Handschriftenverzeichnis (Nördlingen 1897), Otto von Heinemanns Die Herzogliche Bibliothek zu Wolfenbüttel (Wolfenbüttel 1894) und Handschriftenverzeichnisse der königlichen Bibliothek zu Berlin (Berlin 1853-1914). Die Gruppe ergänzen bibliothekarische Zeitschriften, Jahrbücher und Sammelbände, aus Deutschland u. a. das Zentralblatt für Bibliothekswesen (Leipzig 1889 ff.) und Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft (Leipzig 1840-1870).

2.32 Neben Hand- und Wörterbüchern zur Bibliographie liegen zahlreiche Nationalbibliographien mit verschiedenen Spezialisierungen vor, so u. a. Robert Eitners Bibliographie der Musiksammelwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts (Berlin 1877). Historische deutschsprachige bibliographische Periodika sind ebenfalls vertreten, so die Allgemeine Bibliographie für Deutschland (Leipzig 1836-1873), Bibliographie der deutschen Zeitschriften-Literatur, hrsg. von Felix Dietrich (Leipzig 1897-1910), Bibliographie von Deutschland oder wöchentliches vollständiges Verzeichnis aller in Deutschland herauskommenden neuen Bücher, Musikalien und Kunstsachen ... (Leipzig 1826-1828) und Bibliographie der neufranzösischen Sprache und Literatur (Oppeln 1882).

2.33 Die umfangreiche Sammlung zum Schul- und Bildungswesen, zu verschiedenen Schulformen und Schulstufen, Universitäten und Hochschulen in Europa und anderen Kontinenten betrifft vornehmlich Österreich und Deutschland. Beschrieben wird u. a. die Geschichte der Universitäten in Berlin, Bonn, Braunschweig, Frankfurt a. M., Freiburg, Halle, Heidelberg, München und Wittenberg, in Graz, Innsbruck, Linz und Wien sowie in Basel, Genf und Zürich. Weiterhin vorhanden sind ihre Programme, Jahresberichte, Sammelbände von Seminaren, Fest- und Gedenkschriften, Verzeichnisse von Professoren oder Dissertationen, Kataloge der Universitätsarchive und Universitätsbibliotheken, Kalender und Universitätszeitschriften. Hier finden sich z. B. Carl von Prantls Geschichte der Ludwig-Maximilian Universität in Ingolstadt, Landshut, München (München 1872), August Thorbeckes Statuten und Reformation der Universität Heidelberg (Leipzig 1891), Wilhelm Lexis' Die deutschen Universitäten (Berlin 1893) und Georg Wyss' Die Hochschule Zürich in den Jahren 1833-1883 (Zürich 1895). Fachhochschulen, Bergakademien und technische Hochschulen werden ebenfalls beschrieben, so in Franz Josef Gerstners Geschichte der Errichtung und Lehrplan der technischen Lehranstalt in Prag (Prag 1806) und in Die Organisation der Kadettenschule (Prag 1880). Die Sammlung ergänzt die Bestände in den Abteilungen 56 und 57.

2.34 Allgemeine Unterrichtsfragen und Lehrpläne betreffen Christian Heinrich Lorenz' Geschichte der Gymnasien und der Schulen in der uralten fürstlich sächsischen Residenzstadt Altenburg (Altenburg 1789), Peter Josef Seuls Zustand des höheren Schulwesens in Preussen (Koblenz 1836) und Justin T. B. Lindes Übersicht des gesammten Unterrichtswesens im Grossherzogthum Hessen ... (Gießen 1839), Johann Paul Ernst Geverus' Denkschrift an die Schulbehörden ... (Oldenburg 1848), Karl Gernaucks Die gewerbliche Erziehung durch Schulen, Lehrwerkstätten ... im Grossherzogthum Baden (Reichenberg 1882), Schematismus des Volksschulwesens im Königreich Böhmen (Prag 1889 ff.), Schematismus der allgemeinen Volksschulen und Bürgerschulen ..., hrsg. von der k.k. Statistischen Central-Commission (Wien 1891) und ein Preussischer Schulkalender ... (Berlin 1855-1873).

2.35 Ebenfalls gut vertreten sind Werke zum Archivwesen mit Beschreibungen von Archiven und Archivbeständen. In enger Beziehung dazu stehen die Werke zum Museumswesen, darunter Das vaterländische Museum in Böhmen (Prag 1847), Das k.k. österreichische Museum für Kunst und Kultur (Wien 1886) und Wilhelm Haidingers Das k.k. Montanistische Museum und die Freunde der Naturwissenschaft in Wien ... (Wien 1869).

2.36 Weniger umfangreich vertreten sind die Gebiete Zeitungswesen, Stenographie und Musik. Sie ergänzen den Bestand mit Werken wie Katholische Presse in Europa (Würzburg 1877), Zeitschrift für Stenographie und Orthographie (Berlin 1872-1879) oder Adolf Thuerlings Der Musikdruck mit beweglichen Metalltypen im 16. Jahrhundert ... (Leipzig 1892).

Ludmila Kubátová

Abteilung 5 - Classici Graeci

2.37 In dieser Abteilung liegen Textausgaben klassischer griechischer Autoren vor. Die christliche Literatur und die byzantinische Zeit sind nur mit wenigen Titeln vertreten. 4100 Titel in ca. 6340 Bdn (Formate A-L) bieten sowohl Textausgaben der Originale als auch zweisprachige griechisch-lateinische Ausgaben, kommentierte Schulausgaben, Scholien (kritische Ausgaben), Fragmente und Anthologien. Den Großteil (ca. 70 Prozent) bilden Ausgaben des 19. Jhs, als die philologischen und historischen Forschungen über das Altertum verstärkt wurden. Unter den Drucken des 16. bis 18. Jhs - insgesamt wird der Anteil der Alten Drucke auf 30 Prozent geschätzt - überwiegen Editionen der Humanisten des 16. Jhs, darunter neben den Schriften berühmter altgriechischer Autoren auch zahlreiche naturwissenschaftliche, medizinische und mathematische Schriften; die Texte von Galen, Hippokrates, Euklid, Ptolemäus u. a., die in diesem Jahrhundert oft in lateinischen Ausgaben verlegt wurden, stellen mehr als ein Drittel. Da deutsche Altphilologen ein hohes Ansehen genossen, verwundert es nicht, daß Ausgaben deutscher Herkunft überwiegen (ca. 65 Prozent) und französische, englische sowie andere Editionen (auch böhmische Schulausgaben) vergleichsweise selten vertreten sind. Dasselbe gilt für Übersetzungen in die italienische, russische, polnische sowie ungarische Sprache. Übersetzungen ins Tschechische liegen in dieser Abteilung nicht vor.

2.38 Von der griechischen Dichtung sind am zahlreichsten die Werke Homers vertreten (mehr als 400 Ausgaben). Zahlreich sind auch klassische Dramatiker, z. B. Euripides mit weit mehr als 200 Titeln und Aristophanes mit 147 Titeln. In geringerer Anzahl sind griechische Geschichtsschreiber vertreten (z. B. Herodot mit 78 Titeln). Von den Prosaikern sind vor allem die führenden griechischen Philosophen Platon (mehr als 500 Titel) und Aristoteles (mit ca. 360 Titeln) sowie die Redner Demosthenes (mit ca. 360 Titeln) und Isokrates vertreten. Den überwiegenden Teil bilden Ausgaben der Originaltexte, nur ein kleiner Teil sind Übersetzungen oder Kommentare. Griechische Autoren späterer Zeit (mit Ausnahme Plutarchs mit 90 und Lukianos mit 80 Titeln) sind in einer kleineren, aber doch ausreichenden Zahl vorhanden. So finden sich beispielsweise von Flavius Josephus 30 Titel (darunter mehrere Übersetzungen), von Ammonius Sakas 12 Titel, Dio Cassius 7, Herodianos 4, Sextus Empiricus 6 u. a. Die ältesten Werke stammen vom Anfang des 16. Jhs, z. B. Ausgaben von Aristoteles (Wittenberg 1509, Leipzig 1503), Platon (Paris 1518), Aesop (Leipzig 1518) und Euklid (Wittenberg 1536).

Václav Marek

Abteilung 6 - Classici Latini

2.39 Diese Abteilung umfaßt die Werke lateinischer Autoren der klassisch-römischen und der spätantiken Zeit. Sie enthält insgesamt ca. 3920 Titel mit etwa 5870 Bdn (Formate A-L), von denen die meisten als Originalausgaben (einschließlich Schulausgaben und kommentierter Ausgaben) einzelner Autoren vorliegen. Anthologien ausgewählter Werke oder gesammelte Werke sind in geringerer Zahl vertreten, darunter z. B. ausgewählte römische Dichter, Redner u. a. Übersetzungen findet man in dieser Abteilung relativ wenige (u. a. Dramatiker, Historiker, Philosophen). Die bedeutendsten Klassiker liegen in zahlreichen Ausgaben der Humanisten des 16. Jhs vor (z. B. Ovid: Straßburg 1518, Vergil: Leipzig 1504, Catull: Basel 1530, Tacitus: Nürnberg 1529, Marcus Manilius: Basel 1533, Suetonius: Bonn 1506), die zusammen etwa 8 Prozent des Gesamtbestandes der Abteilung ausmachen. Die Titel des 17. und 18. Jhs machen zusammen etwa 20 Prozent aus. Am zahlreichsten sind hier Titel des 19. Jhs vertreten, was mit dem steigenden Interesse an römischen Altertumsforschungen sowie mit der Entwicklung der klassischen Philologie (einschließlich Textkritik) zusammenhing.

2.40 Ähnlich wie bei den Werken griechischer Autoren sind auch die meisten Ausgaben lateinischer Autoren deutschen oder österreichischen Ursprungs. Weniger zahlreich vertreten sind Bücher anderer Provenienz, darunter auch einige böhmische Ausgaben aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Dem Umfang nach dominieren die Werke Ciceros (etwa 660 Titel). Von den Prosaikern sind weiterhin gut vertreten Tacitus (220 Titel), Sallust (175), Livius (160), Apuleius (31), von den spätantiken Historikern Ammianus Marcellinus (20). Von den römischen Dichtern sind die Werke von Vergil (240 Titel) und Ovid (260 Titel) sowie Horaz und Catull am häufigsten. Bei Ovid dominieren die Metamorphosen mit 75 Ausgaben (davon 24 aus dem 16. Jh). Ebenfalls zahlreich sind Plautus (78 Titel) und Terenz sowie der Satiriker Juvenal (60 Titel, oft in gemeinsamen Ausgaben mit dem Dichter Persius) vorhanden. Wesentlich geringer sind Vertreter der Spätantike, u. a. Decimus Magnus Ausonius, Claudius Claudianus, Ambrosius Theodosius Macrobius, Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus, Aelius Donatus und Servius Maurus Honoratus.

Václav Marek

Abteilung 7 - Commentarii in Classicos

2.41 Diese Abteilung umfaßt etwa 2380 Titel in ca. 3150 Bdn (Formate A-I). Den Großteil stellen Werke der Sekundärliteratur zu Detail- und Grundfragen antiker klassischer und lateinischer Autoren. Die Schriften stammen insgesamt aus dem 16. bis 19. Jh, jedoch zu 90 Prozent aus dem 19. Jh. Charakteristisch für die Klassische Philologie ist die Dominanz lateinischer Werke bis weit ins 19. Jh; deutschsprachige Werke machen insgesamt etwa 60 Prozent aus, und nur ein kleiner Teil der Titel ist englischen, französischen, italienischen, russischen oder böhmischen Ursprungs. Bemerkenswert ist, daß unter den Autoren zahlreiche Deutsche vertreten sind, da die Bedeutung der Klassischen Philologie besonders im deutschsprachigen Raum zunahm. Insbesondere die bedeutenden Autoren des 18. und 19. Jhs sind mit ihren Werken umfangreich vertreten, z. B. Jan Meursius, Solon (Kopenhagen 1632); Georg Ludwig König, De satira Romana (Oldenburg 1796); Friedrich August Wolf, Prolegomena ad Homerum (Halle 1795) und Johann Christoph Wilhelm Gerlach, De hymnis orphicis commentatio (Göttingen 1797). Die ältesten Bestände gehen auf die Kommentare der Humanisten des 16. Jhs zurück.

2.42 Der Bestand verteilt sich auf Werke der Textkritik (d. h. Miscellanea critica, Observationes criticae, Analecta, Lectiones), Kommentare, Quellenstudien, biographische Studien, Arbeiten zur Lexikographie; in geringem Ausmaß finden sich vergleichende philologisch-literarische und chronologische Studien sowie Handschriftenforschungen. Vorhanden sind auch einige Ausgaben der sogenannten Scholien. Von den wenigen Bibliographien sei beispielsweise genannt die Bibliotheca Graeca (Hamburg 1708 ff.) von Johann Albert Fabricius. Ein kleinerer Teil der Arbeiten ist mit historischen und epigraphischen Themen sowie den Realien befaßt. Weitere Publikationen klassisch-philologischen Inhalts finden sich auch in anderen Abteilungen der Nationalbibliothek (z. B. in den Abteilungen 8, 12, 23, 25, 37, 45), darunter griechische und lateinische Grammatiken, Sprachlehrbücher oder Sprach- und Literaturgeschichten.

Václav Marek

Abteilung 8 - Linguistica

2.43 Die Abteilung umfaßt Bestände aus dem gesamten Bereich der Sprachwissenschaft, sowohl der allgemeinen als auch der vergleichenden unter synchronen und diachronen Aspekten. Neben allgemeinen Werken zu Sprachgeschichte, Phonetik, Morphologie, Syntax, Semantik und Lexikographie werden hier spezielle Werke zu Onomastik, Paradigmatik, Metrik, Rechtschreibung und Sprecherziehung gesammelt. Sprachlehrbücher, Fibeln, Chrestomathien sowie Abhandlungen von Philologen-Kongressen und Festschriften sind ebenfalls vorhanden. Vereinzelt finden sich Sprachkarten und Sprachatlanten, u. a. zur Dialektologie. Die Bücher sind nach Formaten (A-L) aufgestellt.

2.44 Der Gesamtbestand zählt 15.575 Titel in mehr als 23.000 Bdn. Aus der ersten Hälfte des 20. Jhs stammen 43 Prozent der Titel. Historische Bestände aus dem 16. und 17. Jh machen jeweils 3 Prozent aus, aus dem 18. Jh 5 Prozent und aus dem 19. Jh 37 Prozent. Bei den übrigen Werken fehlt eine Jahresangabe im Standortkatalog. Sprachlich haben deutsche Werke den größten Anteil (56,5 Prozent oder 8818 Titel), gefolgt von französischen (7,6 Prozent oder 1192 Titel), englischen (7 Prozent oder 1098 Titel), lateinischen (6 Prozent oder 936 Titel), russischen (ca. 4 Prozent oder 599 Titel), italienischen (2,7 Prozent oder 424 Titel), ungarischen (2,6 Prozent oder 405 Titel), polnischen (2 Prozent oder 111 Titel), serbokroatischen (1,8 Prozent oder 281 Titel) sowie tschechischen (ein Prozent). Andere Sprachen haben einen nur marginalen Anteil von weniger als einem Prozent am Bestand; vertreten sind Spanisch, Portugiesisch, Griechisch, Niederländisch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Finnisch, Ukrainisch, Slowakisch, Slowenisch, Bulgarisch, Rumänisch, Türkisch, Hebräisch, Esperanto sowie einzelne arabische, orientalische und baltische Sprachen. Mehrsprachige Werke sind ebenfalls vereinzelt vorhanden.

2.45 Die ältesten Titel sind theoretische philologische Werke und Wörterbücher aus dem 16. und 17. Jh, so z. B. Sebastian Francks Sprichwörter (Frankfurt 1541 und 1615, Zürich 1545), Theodorus Biblianders De ratione communi omnium linguarum et litterarum commentarius (Zürich 1548), Cornelius Valerius' Dictionariolum Hexaglosson (Basel 1585), Pavel Cernovickýs Vocabularium hoc rhythmico-bohemicum (Prag 1614), Caspar Schoppes Mercurius quadrilinguis (Basel 1637), Johann Amos Comenius' Ianua linguarum reserata (Frankfurt 1644), Luthers Aliquot nomina propria Germanorum ... (Helmstedt 1663), Nathanaël Duez Dictionarium Germanico-Gallico-Latinum (Amsterdam 1664), Johannes Gerhard Scheffers De stylo exercitiisque eius (Jena 1678) sowie Johann Daniel Cramers Oratio de fato linguae latinae (Hannover 1694).

2.46 Bei den Werken des 18. Jhs liegen Schwerpunkte bei der Theorie und Praxis der deutschen Sprachgeschichte, der Rhetorik, Dialektologie, Phraseologie sowie bei Sprachlehrbüchern und Wörterbüchern. Vorhanden sind u. a. Johann David Michaelis' Oratio de ea Germaniae dialecto ... (Göttingen 1750), Hermann Goldhagens Phraseologia Germanico-Latina ... (Mainz 1751), Eléazar Mauvillons Remarques sur les germanismes (Amsterdam 1753), Johann Christoph Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart ... (Leipzig 1774 ff.) und seine Deutsche Sprachlehre (Wien 1781 und 1792) sowie Johann Ernst Stutz' Kleinere deutsche Sprachlehre zum Schulgebrauche (Potsdam 1793). Bei den Sprachlehrbüchern und Wörterbüchern aus dem 18. Jh finden sich weiterhin Jakob Roddes Russische Sprachlehre (Riga 1778), Giuseppe de Valentis Vollständige Toscanische Sprachlehre für Teutsche (Dessau 1782), Karel Ignác Tháms Kurzgefasste böhmische Sprachlehre (Prag 1785) und sein Kleines deutsch-böhmisches Wörterbuch (Prag 1799); Vocabularia linguarum totius orbis comparativa (St. Petersburg 1786-1789) und Christian Gottlob Broeders Practische Grammatik der lateinischen Sprache (Leipzig 1793). Manche Bücher sind wegen ihrer Provenienz bemerkenswert; die Bücher mit der Signatur 8 H 69 stammen beispielsweise aus der Bibliothek von Jan Jessenius.

2.47 Das 18. Jh brachte die ersten grundlegenden Studien zu slawischen Sprachen hervor, das 19. Jh noch zahlreiche Standardwerke der Slawistik in vielen Auflagen. Zudem begannen tschechische Gelehrte, tschechisch-deutsche und deutsch-tschechische Lehrbücher, Wörterbücher und Grammatiken herauszugeben. Dieser Bestand (der sich gleichfalls in den Abteilungen 3 und 45 findet) ist umfassend vertreten, Beispiele sind Josef Dobrovskýs Böhmische Biegungen (Prag 1803), Jan Nejedlýs Böhmische Grammatik (Prag 1804-1805), František Tomsas Über die Veränderungen der cechischen Sprache (Prag 1805), Neuer deutsch-böhmisch-russischer Dolmetscher (Prag 1813), Alois Vojtech Šemberas Böhmische Rechtschreibung (Olmütz 1844), Anton Cebuskýs Kurzgefaßte Grammatik der Böhmischen Sprache (Wien 1854), Josef Masaríks Böhmische Schulgrammatik (Prag 1880), August Schleichers Laut- und Formenlehre der polabischen Sprache (St. Petersburg 1871) und Deutsch-böhmische juridische Terminologie (Prag 1887). Sprachlehrbücher für das Böhmische (Tschechische) liegen beispielsweise vor von Tomáš Burian, František Cupr, Jan Nepomuk Konecný, Václav Vladivoj Tomek, František Trnka, Vinzenz Paul Ziak u. a. Lehrbücher für Tschechisch und Deutsch sind mit Ausgaben bis in die vierziger Jahre des 20. Jhs hinein gut bestückt.

2.48 Einige Zeitschriften und Reihenwerke zu philologischen und sprachwissenschaftlichen Themen sind ebenfalls vorhanden, z. B. Zeitschrift für deutsches Alterthum, hrsg. von Moriz Haupt (Leipzig 1841-Berlin 1900), Zeitschrift für deutsche Philologie (Halle 1868-1900) und Bayerische Blätter für Stenographie (München 1853-1912).

Pavel Pohlei

Abteilung 9 - Poesis

2.49 Inhaltlich zutreffender wäre es, diesen Bestand als Abteilung für fremdsprachige Literatur (vornehmlich Belletristik) zu bezeichnen, da hier Prosa, Novellen, Romane, Versdichtung, Dramen sowie ausgewählte Werke oder Gesamtausgaben einzelner Autoren vereinigt sind. Literatur zu Theater und Geschichte, Handbücher zu Fremdsprachen, Bibliographien, Reiseliteratur, Lieder und Libretti sind ebenfalls eingeordnet. In einer statistischen Untersuchung (s. o. 2.1) umfaßte der Bestand ca. 67.616 Titel vom 16. bis 19. Jh. Aus dem 16. Jh stammen 1411 Titel (ca. 2 Prozent), aus dem 17. Jh 2585 (ca. 4 Prozent), aus dem 18. Jh 6470 (9,6 Prozent) und aus dem 19. Jh 57.150 (84,5 Prozent). Die Bücher sind nach Formaten (A-L) gegliedert. Es sind fast alle europäischen Sprachen vertreten, mit Ausnahme des Tschechischen und Slowakischen. Germanica machen etwa 52 Prozent des Bestandes aus, gefolgt von französischen, glischen, lateinischen, russischen und ungarischen Werken. Der Anteil anderer Sprachen ist relativ gering.

2.50 Die Poesie liegt sowohl in zahlreichen Einzel- und Werkausgaben von Dichtern als auch in theoretischen Arbeiten und Anthologien vor. Von den Germanica-Titeln seien genannt Friedrich von Adelungs Altdeutsche Gedichte in Rom ... (Königsberg 1799), Deutsche Gedichte des Mittelalters, hrsg. von Friedrich Heinrich von der Hagen und Johann Gustav Büsching (Berlin 1808-1820), Deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts, hrsg. von Karl Gödeke und Julius Tittmann (Leipzig 1867-1883), zudem Ausgaben der Werke von Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Achim von Arnim, Clemens Brentano, Goethe, Heine, Rilke u. a.

2.51 Deutsche Theaterstücke und Theaterliteratur sind vertreten durch die Sammlung auserlesener Trauer-, Schau- und Lustspiele (Wien 1789), Neue Sammlung deutscher Schauspiele (Graz 1798), Neue Sammlung kleiner Romane und Erzählungen (Glogau 1807), Horaz' Werke (Bd 1-2, Braunschweig 1820), Die deutsche Schaubühne (Straßburg 1655, Leipzig 1745-1749 und 1868-1871), Deutsche Puppenspiele, hrsg. von R. Kralik und I. Winter (Wien 1885), und Kornelius Herrmann von Ayrenhoffs Neuer Beytrag zum regelmässigen Theater der Deutschen (Wien 1796). Korrespondenz, Memoiren, Handbücher zu Fremdsprachen und fremdsprachigen Literaturen sowie Anthologien und Chrestomathien als Lesebücher liegen ebenso vor wie geschichtliche Werke, darunter Programmata Akademiae Pragensis Studio et opera collectus Boh. Math. Giezinsky (Prag 1616) und Christian Victor Kindervaters Grünwald, oder Geschichte eines starken Geistes in Briefen (Leipzig 1785). Von den Biographien aus dem 18. Jh sei Friedrich Christian Schlenkerts Rudolph von Habsburg (Leipzig 1792) genannt.

2.52 Reisebücher, Kinderliteratur, Märchen, Lieder und Volkssagen finden sich ebenfalls in dieser Abteilung, darunter Der böhmische Rübezahl von G. Hohenelber (Prag 1839), Böhmisches Märchen-Buch von A. Walden (Prag 1860), August Ludwig Hoppenstedts Lieder für Volksschulen (Hannover 1793) und zahlreiche Sammelbände von Volksliedern des 19. Jhs sowie August Gottlieb Meissners Operetten (Leipzig 1778). Vereinzelte philosophische, religiöse und Werke verwandter Fächer ergänzen die Abteilung, z. B. Szymon Starowolskis Oratio de gloriosa assumptione Mariae (Krakau 1638), August S. Maurers Leipzig im Taumel (Münster 1799), Das Noth- und Hilfsbüchlein, oder lehrreiche Freuden- und Trauer-Geschichte des Dorfes Mildheim (Gotha 1815) und Friedrich Heinrich von der Hagens Der Nibelungen Lied (Breslau 1816). Bei den literarischen Zeitschriften finden sich z. B. Die Fliegenden Blätter des 16. und 17. Jahrhunderts ... (Stuttgart 1850-).

Pavel Pohlei

Abteilung 10 - Rhetorica

2.53 Diese Abteilung mit Werken zur Rhetorik und Poetik deckt sich inhaltlich teilweise mit der Abteilung 8. Vorhanden sind 1617 Titel in 1703 Bdn (Formate A-L). 6 Prozent der Titel sind im 16. Jh erschienen, 14 Prozent im 17. Jh, 25 Prozent im 18. Jh, 28 Prozent im 19. Jh und 25 Prozent in der ersten Hälfte des 20. Jhs. Zu 2 Prozent der Titel liegen keine Angaben zum Erscheinungsjahr im Standortkatalog vor. Sprachlich dominiert Latein mit 46 Prozent knapp vor Deutsch mit 43 Prozent des Bestandes. Andere Sprachen sind nur marginal vertreten, wie Englisch und Französisch mit jeweils ca. 3 Prozent; Russisch, Ungarisch und Italienisch mit jeweils einem Prozent; Spanisch und Polnisch mit jeweils 0,5 Prozent. Andere Sprachen machen zusammen nur ein Prozent aus.

2.54 Inhaltlich verteilen sich die Bestände auf Sprecherziehung, praktische Sprech- und Vortragskunst, Deklamation, Intonation, Stilistik einschließlich Stilfiguren und Tropen, Stil- und Aufsatzübungen, Syntax, Dichtung, Verslehre und -kunst einschließlich Metrik, Epistolographie, Eurythmie, Gesprächsführung, Schreibkunst und Rechtschreibung. Trauer- und Festreden sind ebenfalls vertreten.

2.55 Die ältesten Schriften sind in lateinischer und italienischer Sprache und der Redekunst und Epistolographie gewidmet, z. B. liegen vor Erhardus Cellius' Oratio funebris (Tübingen 1592) und Erasmus von Rotterdams Colloquia familiaria (Amsterdam 1628). Auf die seltene Provenienz aus der Rosenberger Bibliothek verweisen einige wenige Supralibros auf Bänden aus dem 16. Jh. Bereits im 17. Jh kamen deutsche Schriften hinzu, z. B. Julius Wilhelm Zincgrefs Teutsche Apophthegmata (Straßburg 1628), Georg Philipp Harsdörffers Der Teutsche Secretarius (Nürnberg 1656), Titel- und Namen-Buch. Nach jetziger Gantzeleyischen Zierlichkeit (Köln 1683), aus dem 18. Jh weiterhin Jacques Bénigne Bossuets Sammlung einiger Trauerreden (Leipzig 1764), Versuch über Grundsätze des Stils ...in Geschäften (Wien 1781) und Johann Christian Jahns Versuch in den Werken der Beredsamkeit (Nürnberg und Altdorf 1788).

2.56 Im 19. Jh liegt ein Schwerpunkt bei der Rede- und Vortragskunst. Es liegen u. a. vor Belehrungen für Redner (Breslau 1800), Johann Carl Wötzels Grundriss eines allgemeinen Lehrgebäudes der Declamation (Wien 1814), Ferdinand Philippis Katechismus der Rhetorik nach Quintilian (Leipzig 1826), Alois Buchbergers Materialien zu Redner-Stylübungen (Landshut 1836), Georg Heinrich Schusters Lehr- und Handbuch der militärischen Stylistik (Wien 1846), Karl Ferdinand Beckers Der deutsche Stil (Frankfurt 1848, Prag 1870), Theodor Georg von Karajans Festrede bei der feierlichen Uebernahme des ehemaligen Universitätsgebäudes ... (Wien 1857), Johann Karl Friedrich Rinnes Dispositionslehre (Stuttgart 1873), Karl Tumlirz' Die Lehre von den Tropen und Figuren (Prag 1881), Emil Palleskes Die Kunst des Vortrags (Stuttgart 1880 und 1884), Heinrich Bassermanns Handbuch der geistlichen Beredsamkeit (Stuttgart 1885) sowie Hermann Baumgarts Handbuch der Poetik (Stuttgart 1887).

Pavel Pohlei

Abteilung 11 - Artes elegantiores

2.57 Diese Abteilung zur Kunst umfaßt 12.621 Titel in 22.274 Bdn (Formate A-K, AA-HH). Weniger als ein Prozent der Titel stammen aus dem 16. Jh (3 Titel), 11 Prozent aus dem 17. Jh (1380 Titel), 14 Prozent aus dem 18. Jh (1760 Titel), 32 Prozent aus dem 19. Jh (4040 Titel) sowie 38 Prozent aus der ersten Hälfte des 20. Jhs (4800 Titel). Zu 4 Prozent der Titel fehlen die Jahresangaben im Standortkatalog. Der Anteil fremdsprachiger Werke ist beachtlich: Deutsch (24 Prozent), Englisch (17 Prozent), Französisch (15 Prozent), Italienisch (13 Prozent), Russisch und Ungarisch (jeweils 6 Prozent), Polnisch (3,5 Prozent), Serbokroatisch (2,5 Prozent), Niederländisch, Spanisch, Ukrainisch und Schwedisch (jeweils gegen 2 Prozent), Dänisch (weniger als ein Prozent); Litauisch und Finnisch sowie andere Sprachen machen zusammen etwa 2 Prozent der Titel aus. Werke böhmischer Autoren in fremdsprachigen Übersetzungen sind hier eingeordnet.

2.58 Inhaltlich bezieht diese Abteilung viele verschiedene Bereiche der Kunst mit ein. Häufig vertretene Sammelgebiete sind die Malerei (einschließlich Wandmalerei), Bildhauerei, Plastik, Graphik, Zeichnungen, Karikaturen, Holz- und Kupferstiche, Kirchenkunst, Ikonen, Porträts, Medaillen, Musik (einschließlich Harmonie-, Instrumentations- und Gesanglehre), Buchdruck und Buchillustration, Architektur, Baustile, Gartenbaukunst, Wohnkultur, Möbel und Einrichtungen, Teppiche, Theater, Bühnenkunst und -technik, Kostüme, Tanz, Ästhetik, Kunstwissenschaft, Kunstsammlungen und -ausstellungen, Galerien, Denkmäler, Künstlerlexika, Kunstgewerbe, Glas, Keramik, Porzellan sowie ein großer Bereich zur Kunstgeschichte. Ein Bestand mit Kunstlexika und Nachschlagewerken ergänzt die Abteilung; die ältesten Titel sind Andreas Ornithoparchus' Musice active micrologus (Leipzig 1517), Christian Gottlieb Schwarz' Disputatio altera de ornamentis librorum (Altdorf 1716), Johann Gottfried Walthers Musikalisches Lexikon (Leipzig 1732), Carl Heinrich von Heineckens Dictionnaire des artistes (Leipzig 1778-1790), ein Künstlerlexikon (Zürich 1779) sowie ein Allgemeines Künstlerlexikon (Augsburg 1797).

2.59 Kunstgeschichtliche Werke betreffen u. a. die Geschichte der Bildenden Kunst, der Architektur, der Musik und des Theaters. Beispielsweise liegen vor Deutsche Kunst und Dekoration, hrsg. von A. Koch (Darmstadt 1897-1932), J. A. Rombergs Conversationslexikon für Bildende Kunst (Leipzig 1843-57), Franz Theodor Kuglers Handbuch der Geschichte der Malerei (Berlin 1837 und 1847), Friedrich Wilhelm Marpurgs Kritische Einleitung in die Geschichte der Musik (Berlin 1759) und seine Abhandlung von der Fuge (Leipzig 1806) sowie Anfangsgründe der theoretischen Musik (Leipzig 1757). Zum Theater sind beispielsweise aus dem 18. Jh vorhanden Christian Friedrich Schmids Theaterchronik (Leipzig 1772), Karl Martin Plümickes Entwurf einer Theatergeschichte (Berlin und Stettin 1781) sowie Geschichte der Schaubühne zu Pressburg (Preßburg 1793). Allgemeineren Charakters sind die Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance (Wien 1871-1908) und Wilhelm Buchners Leitfaden der Kunstgeschichte (Essen 1894). Einige kunstwissenschaftliche Lexika wurden ebenfalls gesammelt, z. B. Musikalisches Konversations-Lexikon, hrsg. von H. Mendel (Berlin 1870-1879).

2.60 Das breite inhaltliche Spektrum der Werke aus dem 18. und 19. Jh sei anhand von Beispieltiteln dokumentiert. Zur Musik liegen u. a. vor Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule (Augsburg 1756), John Browns Betrachtungen über die Poesie und Musik (Leipzig 1769), David Kellners Treulicher Unterricht im Generalbass (Hamburg 1773), Martin Anton Gebhards Harmonie (München 1817) sowie Edmund Schebeks Der Geigenbau in Italien und sein deutscher Ursprung (Prag 1874 und 1875). Die Architektur betreffen Johann Bernhard F. von Erlachs Entwurf einer historischen Architektur (Leipzig 1752), Heinrich Ottes Geschichte der deutschen Baukunst ... (Leipzig 1861) und Johann Andreas Rombergs und F. Stegners Geschichte der Baukunst (Leipzig 1844). Nachschlagewerke zu bestimmten Künstlern liegen ebenfalls vor, so Carl Heinrich von Heineckens Neue Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen (Leipzig 1768-1769 und 1804). Auf Kunstwerke in einzelnen deutschen Städten beziehen sich Titel wie Ralf von Rettbergs Nürnbergs Kunstleben in seinen Denkmalen dargestellt (Stuttgart 1854) und Franz Bocks Das Heilige Köln (Leipzig 1858).

2.61 Eine Reihe deutschsprachiger Titel betrifft verschiedene Bereiche der Kunst in den böhmischen Ländern. Unter den Monographien finden sich Bernard Grübers Charakteristik der Baudenkmäler Böhmens (Wien 1856), Joseph Grubers Baudenkmale Böhmens (Prag 1856) und sein Werk Kunst des Mittelalters in Böhmen (Prag 1871), Karel Vladislav Zaps Versuch einer kurzen Geschichte der bildenden Künste in Böhmen (Prag 1863) und sein Werk Das historische Prag (Prag 1864), Joseph Neuwirths Geschichte der bildenden Kunst in Böhmen (Prag 1893), Edmund Schebeks Zur Geschichte der Kunst in Böhmen (Prag 1877) und Zur Geschichte der böhmischen Miniaturmalerei (Stuttgart 1877), Alwin Schultz' Schlesiens Kunstleben im 13. und 14. Jahrhundert (Breslau 1870) und Schlesiens Kunstleben im fünfzehnten bis sechzehnten Jahrhundert (Breslau 1872) sowie sein Werk Schlesische Kunstdenkmale (Breslau 1875), Moriz Trapps Brünns kirchliche Kunst-Denkmale (Brünn 1888) sowie mit speziellerer Thematik Jan Erazim Vocels Welislaw's Bilderbibel aus dem dreizehnten Jahrhunderte (Prag 1871). Bei den böhmischen Periodika sind u. a. die Statuten des Vereines zur Beförderung der Tonkunst in Böhmen (Prag 1850) sowie die Forschungen zur Kunstgeschichte Böhmens (Prag 1896-1912) vorhanden. Einen bemerkenswerten Anteil haben weiterhin Pragensia in deutscher Sprache, z. B. Über das Prager Theater (Prag 1773), Über das deutsche Kgl. Landes-Theater in Prag (Prag 1863), August Wilhelm Ambros' Das Conservatorium in Prag (Prag 1858), Alfred Woltmanns Deutsche Kunst in Prag (Leipzig 1877) sowie Das Belvedere in Prag (Wien 1885).

Pavel Pohlei

Abteilung 12 - Philosophia universalis

2.62 Die Abteilung umfaßt ca. 22.600 Titel in 24.284 Bdn (Formate A-L) zur Philosophie, Metaphysik, Ethik und Logik, aber auch zu Theologie, Psychologie, Pädagogik, Didaktik und Methodik, den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Wissenschaftstheorie vom 16. Jh bis zur Mitte des 20. Jhs. Es liegen Werke der Fachliteratur, Monographien, Gesamtausgaben, Lehrbücher, Lehrpläne, Biographien und Zeitschriften vor. Aus dem 16. Jh stammen ca. 200 Titel (ein Prozent), aus dem 17. Jh 1350 Titel (6 Prozent), aus dem 18. Jh 4800 Titel (21,5 Prozent), aus dem 19. Jh 5200 Titel (23 Prozent) und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs 11.000 Titel (48,5 Prozent).

2.63 In der Abteilung macht die deutsche Sprache mit 52 Prozent der Titel den Großteil aus. Weitere vertretene Sprachen sind Latein (14 Prozent), Französisch (9,5 Prozent), Englisch (9 Prozent) und slawische Sprachen (zusammen 12,5 Prozent). Andere Fremdsprachen wie Spanisch, Griechisch, Italienisch, Ungarisch, Schwedisch haben zusammen einen Anteil von 3 Prozent. Im 16. Jh überwiegt die lateinische Sprache, im 17. Jh erschienen zudem französische und deutsche Werke. Im Bestand des 18. Jhs sind bereits 65 Prozent der Titel in deutscher Sprache, 30 Prozent in lateinischer und fünf Prozent in anderen Sprachen. Im Bestand des 19. Jhs überwiegen deutschsprachige Ausgaben. Übersetzungen aus dem Tschechischen, z. B. in die deutsche Sprache, sind jedoch ebenfalls hier eingeordnet.

2.64 Zu den ältesten Titeln des 16. Jhs gehören Thomas von Aquins Commentaria in libros Aristotelis Peri hermenias (Venedig 1555, Paris 1646), Aristoteles' Physiognomia summai (Pavia 1515) sowie Schriften Pierre de la Ramées. Die italienische Renaissance ist u. a. vertreten durch deutsche Petrarca-Ausgaben wie Von Hülff und Rath in Allem anligen (Frankfurt a. M. 1551), Trostspiegel in Glück und Unglück (Frankfurt a. M. 1620) und anderen Frankfurter Ausgaben. Georg Agricola ist mit seinen Werken ebenfalls bei der Philosophie eingeordnet, u. a. liegen vor De re metallica (Basel 1556) und Liber de liberali et pia institutione iuventutis (Regensburg 1561). Robert Fludds Philosophia Moysaica (Gouda 1638) ist ebenfalls vorhanden.

2.65 Die bedeutenden Philosophen liegen in verschiedenen Gesamtausgaben vor, vornehmlich aus dem deutschen Sprachgebiet, z. B. Descartes' Opera philosophica (Amsterdam 1654 und 1692-1698), Giordano Brunos Opere (Leipzig 1830) und Schopenhauers Sämmtliche Werke (Berlin 1873-1874). Ihre wichtigen Einzelwerke sind ebenso vorhanden. So besitzt die Abteilung die Korrespondenz von Descartes, Epistolae 3 partes (Amsterdam 1682-1683), von Rousseau Der gesellschaftliche Vertrag (Marburg 1763) und Einsame Spaziergänge (München 1783) sowie von Pierre Gassendi u. a. die Animadversiones in decimum librum Diogenes Laertii (Lyon 1675 und weitere Ausgaben).

2.66 Der italienische Arzt und Mathematiker Girolamo Cardano ist mit mehreren Schriften vertreten, so beispielsweise De sapientia libri V. Eiusdem de consolatione libri III. (Nürnberg 1544), De rerum varietate libri XIII. (Basel 1557), De utilitate capienda ex adversis (Basel 1561) und De subtilitate libri XXI. Addita insuper Apologia adversus calumniatorem (Basel 1554 und 1582). Weiterhin sind Schriften von Papst Johannes XXI. (<

 †1277)
vorhanden, der seine Werke als Petrus Hispanus verfaßte, darunter Logica in tractatus et capita (Leipzig 1507) und Summulae logicales (Venedig 1572). Er beschäftigte sich intensiv mit dem Werk von Raimundus Lullus, dessen Ars magna ebenfalls in verschiedenen Ausgaben vorliegt.

2.67 Daß zu jeder Zeit in Prag die Werke deutscher Philosophen studiert wurden, bezeugt die Zahl der vorhandenen Werke. Von Leibniz liegen vor die Principia philosophiae, more geometrico demonstrata (Frankfurt und Leipzig 1728), Ars combinatoria (Frankfurt 1690) sowie System der Theologie (Mainz 1825). Deutsche Philosophen des 18. Jhs - darunter viele Wegbereiter und Vertreter der deutschen Aufklärung, des Rationalismus, Idealismus und der Naturphilosophie - sind unter den Alten Drucken gut vertreten. Beispielsweise finden sich Johann Heinrich Lamberts Anlage zur Architektonik (Riga 1771), Neues Organon, oder Gedanken über die Erforschung und Bezeichnung des Wahren ... (Leipzig 1784) und Logische und philosophische Abhandlungen (Berlin 1782-1787); Christian Wolffs Cosmologia generalis (Frankfurt und Leipzig 1731), Gesammelte kleine philosophische Schrifften (Halle 1736-1740), Cogitationes rationales de viribus intellectus humani (Frankfurt 1740), Vernünfftige Gedanken von den Kräfften des menschlichen Verstandes (Frankfurt 1728, Halle 1754), Vernünfftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen (Halle 1751-1760), Kurtzer Unterricht von den vornehmsten mathematischen Schriften (Frankfurt 1750) und Grundsätze des Natur- und Völkerrechts (Halle 1754); Claude Adrien Helvétius' Der wahre Sinn des Natursystems (Frankfurt 1783) sowie Johann Gottlieb Fichtes Appellation an das Publikum über die ... ihm beigemessenen atheistischen Äusserungen (Jena und Leipzig 1799), Sonnenklarer Bericht ...über das eigentliche Wesen der neuesten Philosophie (Berlin 1801) und andere seiner Werke. Von den Schriften Kants liegt neben der Erstausgabe seiner Critik der reinen Vernunft (Riga 1781) eine Reihe seiner Werke in verschiedenen Ausgaben vor.

2.68 Von den deutschen Philosophen seien weiterhin genannt Jacob Friedrich Abels Einleitung in die Seelenlehre (Stuttgart 1786) und Über die Quellen der menschlichen Vorstellungen (Stuttgart 1786), Hermann Samuel Reimarus' Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion (Hamburg 1766 und weitere Ausgaben des frühen 19. Jhs) sowie Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Von der Weltseele (Hamburg 1809) und Philosophische Schriften (Landshut 1809).

2.69 Die Phänomenologie ist vertreten durch die Arbeiten Franz Brentanos (1838-1917), darunter z. B. Die vier Phasen der Philosophie (Stuttgart 1895). Weiter liegen vor Sören Kierkegaards Stadien auf dem Lebenswege (Leipzig 1886), Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung (Leipzig 1819) und Parerga und Paralipomena (Berlin 1851). Der Bestand schließt auch einige Werke des Prager Philosophen und Mathematikers Bernard Bolzano ein, z. B. Wissenschaftslehre (Sulzbach 1841), Begriff des Schönen (Prag 1843), Was ist Philosophie? (Wien 1849) und Paradoxien des Unendlichen (Leipzig 1851). Vorhanden sind ferner die Schriften des Physikers Ernst Mach, der an der Prager Universität lehrte, und Gustav Theodor Fechners Über die physikalische und philosophische Atomenlehre (Leipzig 1855) sowie zahlreiche andere philosophische Arbeiten aus dem 19. Jh.

2.70 Inhaltlich hat ein großer Teil der Bestandsgruppe Bezüge zur Theologie einschließlich Ethik und Morallehre. Melanchthon ist mit zahlreichen zeitgenössischen und posthumen Ausgaben vertreten, z. B. Liber de anima (Wittenberg 1540, 1554 und 1571), De dialectica (Hagenau 1526, Wittenberg 1541), Initia doctrinae physicae ... (Wittenberg 1555, Leipzig 1560), Philosophiae moralis epitomes libri duo (Straßburg 1542 und 1556), Erotemata dialectices (Wittenberg 1557 und 1589) und Ethicae doctrinae elementa (Wittenberg 1557). Mit Religionsunterricht befaßten sich einige deutsche Philosophen in der zweiten Hälfte des 18. Jhs, darunter Christian Gotthilf Salzmann in seinen Werken Über die wirksamsten Mittel, Kindern Religion bey zubringen (Frankfurt 1789) und Moralisches Elementarbuch (Leipzig 1785 und weitere Ausgaben).

2.71 Von den Werken zu Grundfragen der Pädagogik sind ebenfalls einige bei der Philosophie eingeordnet. Von Johann Friedrich Herbart sind vorhanden Zur Lehre von der Freyheit des menschlichen Willens (Göttingen 1836) und Allgemeine Metaphysik (Königsberg 1828-1829). Mit Bildungsproblemen befaßt sind Gustav Adolf Lindners Allgemeine Unterrichtslehre (Prag 1877) und Grundriss der Pädagogik (Prag 1889). Lehr- und Lesebücher für verschiedene Schularten sowie Lehrpläne liegen seit den achtziger Jahren des 18. Jhs bis ins 19. Jh vor.

2.72 Die Abteilung enthält zudem einige philosophische, psychologische und pädagogische Zeitschriften aus dem 18. bis 20. Jh (ca. ein Prozent des Bestandes). Viele waren vornehmlich für den elementaren Unterricht bestimmt. Die Abteilung besitzt (teilweise mit Lücken) z. B. Philosophisches Journal für Moralität, Religion ... (Gießen 1793-1794), Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten (Neustrelitz 1795-1798), Zeitschrift für exacte Philosophie (Leipzig 1860-1896) sowie zur Pädagogik Der praktische Schulmann (Leipzig 1852-1912), Pädagogisches Archiv (Stettin 1859-1869, 1872-1914), Freie pädagogische Blätter (Wien 1868-1895), Israelitischer Lehrerbote (Jungbunzlau 1874-1901) u. a.

Alena Šolcová

Abteilung 13 - Politica

2.73 Die Abteilung umfaßt etwa 6000 Titel (ca. 6630 Bde, Formate A-L) aus dem Zeitraum 1501 bis 1900, die inhaltlich und ihrem Charakter nach breit gefächert sind. In älterer Zeit wurde dieser Bestand auch als Oeconomica oder Cameralia bezeichnet. Außer staatswissenschaftlichen Arbeiten finden sich Schriften über die nationale Volkswirtschaft, die Verwaltung sowie philosophische Abhandlungen größeren Umfangs. Schriften zur politischen Ökonomie bilden den Bestandsschwerpunkt; es finden sich Grundlagenwerke der politisch-ökonomischen und sozial-politischen Ausrichtung, Hand- und Lehrbücher (oft mehrbändig), Schriften über die aktuelle Politik, Gelegenheitsdrucke (u. a. Broschüren, Flugblätter, Gedenkschriften), Amtsdruckschriften (u. a. Statistiken, Zolltarife, Instruktionen), Dissertationen und verschiedene Periodika (Zeitschriften, Jahrbücher u. a.).

2.74 Aus dem 16. Jh stammen 78 Titel (1,3 Prozent), aus dem 17. Jh ca. 300 Titel (5 Prozent), aus dem 18. Jh 622 Titel (10,3 Prozent) und aus dem 19. Jh ca. 5000 Titel (83,3 Prozent). Die ca. 13.000 Titel aus der ersten Hälfte des 20. Jhs wurden zur Analyse nicht herangezogen. Die sprachliche Struktur des Bestandes spiegelt in etwa die gesellschaftliche Struktur auf dem Gebiet der böhmischen Länder zur jeweiligen Zeit wider. Bis zum Ende des 17. Jhs überwiegen Drucke in lateinischer und italienischer Sprache, später kommen französischsprachige hinzu. Auf die Publikationen des 18. Jhs aus dem deutschsprachigen Raum entfallen etwa drei Viertel der Titel, darunter nur sehr wenige in Fremdsprachen. Von den Werken, die außerhalb des deutschen Sprachraums erschienen sind, stammen drei Viertel aus französischer Produktion. Der Anteil der Werke in lateinischer Sprache sinkt unter 10 Prozent, die restlichen Sprachen (außer Deutsch und Französisch) haben nur einen unbedeutenden Anteil (z. B. Polnisch). Werke in spanischer Sprache verschwinden, ihre Stelle nehmen polnische Titel ein. Gegen Ende des 19. Jhs verstärkt sich der Anteil der anglo-amerikanischen, vornehmlich aber der amerikanischen Werke. Die lateinische Sprache verliert zu dieser Zeit ihre Bedeutung und findet sich lediglich in einzelnen Dissertationen aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. Insgesamt dominieren jedoch deutschsprachige Werke mit ca. 80 Prozent (vorwiegend aus dem 19. Jh). Eine Reihe der deutschsprachigen Titel (ca. 400) ist in Böhmen und Mähren erschienen.

2.75 Insgesamt 148 Titel wurden im deutschsprachigen Raum in Fremdsprachen verlegt. Hier überwiegen lateinische Titel (112, darunter 3 Übersetzungen aus dem Griechischen); in französischer Sprache liegen 25 und in italienischer 11 Titel vor. Übersetzungen aus dem Deutschen in andere Sprachen wurden nicht gefunden. Die nicht im deutschsprachigen Raum erschienene Literatur ist vor allem durch französische (399), italienische (198), englische (184) und lateinische (71) Titel vertreten. Als weitere Sprachen sind Russisch, Serbokroatisch und Polnisch zu nennen. Unter den gängigen Schriftsprachen im damaligen österreichisch-ungarischen Staat führen die italienischen Schriften, die in Südtirol oder auf der Istria-Halbinsel erschienen sind (zumeist statistische Aufzeichnungen und Berichte der Handelskammer).

2.76 Von den 78 Titeln aus dem 16. Jh tstanden 16 im und 62 außerhalb des deutschsprachigen Gebiets. 35 Werke sind in italienischer Sprache verfaßt (2 und 33), 31 in lateinischer (14 und 17) und 12 in französischer Sprache (alle außerhalb des deutschsprachigen Raumes). Das älteste Buch der Abteilung ist Baldassare Castiglione, Il Libro di cortegiano (Florenz 1537, weitere Ausgaben Antwerpen 1574, Lyon 1580) über die Moral des Hofes. Aus dem deutschsprachigen Raum ist das älteste Werk Lucio Paolo Rosellos Il ritratto del vero Governo ... (Wien 1552); außerdem seien aus dem 16. Jh erwähnt Konrad Heresbach, De educandis principum liberis ... (Frankfurt 1570 und 1592) und Daniel Clasen, Politicae compendium succintum (Helmstedt 1575).

2.77 Bemerkenswert sind die Werke von Niccolò Machiavelli, von dem insgesamt 10 Ausgaben des 16. und 9 Ausgaben des 17. Jhs vorliegen, u. a. ein lateinischer Auszug aus Princeps in compendio (Wien 1667). Ein weiterer bedeutender Autor ist Justus Lipsius (Joest Lips) mit seinem Werk Politicorum sive Civilis Doctrinae libri sex (Leyden 1589) in der Erstausgabe und zahlreichen Ausgaben des 17. Jhs, wie z. B. Les maximes politiques in französischer Sprache (Köln 1682). Der italienische Geschichtsschreiber Giovanni Michele Bruto, der im 16. Jh im diplomatischen Dienst in Siebenbürgen, Polen und am Hofe Rudolfs II. stand, gab das Werk Ad Polonorum et Lithuanorum senatum oratio (Frankfurt 1590) heraus. Am Ende des 16. Jhs erschien von Thomas Bozius z. B. De imperio virtutis (Köln 1594), das teilweise vom moralisierenden Geist der Oratorianer geprägt ist, deren Mitglied der Autor war. Von Francesco Patrizi liegen die beiden Hauptwerke De institutione (Paris 1575) und De regno (Torgau 1599) vor. In der Abteilung sind ferner unter den Autoren des 16. Jhs Giovanni Battista Pigna, Dario Attendolo, Jean Bodin, Nicolas Barnaud, Giovanni Botero und aus der Zeit um 1600 als Vorbote des Barock der Jesuit Pedro de Ribadeneira vertreten.

2.78 Die erste Hälfte des 17. Jhs ist vor allem durch Werke in lateinischer und italienischer, die zweite Hälfte vor allem durch Werke in französischer Sprache repräsentiert. In deutscher Sprache liegen 43 Titel vor, einschließlich 3 Übersetzungen aus dem Italienischen, 2 aus dem Griechischen und einer aus dem Französischen. Die älteste deutsche Schrift dieser Epoche ist Hippolyt von Collis Fürstliche Tischreden (Frankfurt 1620, Basel 1645) aus dem Kreise des Pfälzischen Kurfürsten; von demselben Autor stammt auch Incrementa urbium (Frankfurt 1671). Johann Joachim Becher verfaßte die Schrift Politische Discurs (Frankfurt 1673) und das Pamphlet Närrische Weissheit und Weise Narrheit (Frankfurt 1682). Vom Genre her ähnlich sind Die Geschichte verrugte Freyheit (o. O. 1691) und Europäischer Monarchen Staats-Compass (Nürnberg 1690) von Johann Nikolaus Flämitzer.

2.79 Ein Auszug aus Traiano Boccalinis Racquagli wurde im Deutschen unter dem Titel Des Apollo Geheimschreibkammer (Frankfurt 1661) verlegt. Ferner liegen als Übersetzungen vor Des Kaisers Basileios Makedonensers Exhortationes ad Leonem (Bayreuth 1669) und Liber regius (Göttingen 1674). Als Konvolut besitzt die Abteilung die deutsche Ausgabe des Gnostikers Valentinos Basileides (2. Jh), die in einem Einband mit Kaspar Schoppes Paedia politica (Mailand 1624) zusammengebunden ist. Von weiteren Autoren deutscher Herkunft des 17. Jhs seien genannt Henning Arnisaeus, Doctrina politica (in 5 Ausgaben, die älteste Frankfurt 1606) und De re publica (Straßburg 1636); Christoph Besold, Synopsis politicae doctrinae (Frankfurt 1642) und De arcanis rerum publicarum ... (Leyden 1642); Johann Paul Felwinger, Dissertationes politicae (Nürnberg 1661) und Georg von Schönborn, Politicorum libri VII (Leipzig 1614 und spätere Ausgaben aus Amsterdam). Der kirchlichen oder der katholischen Kirche nahestehenden Produktion zuzurechnen sind Thomas von Aquins Regimen principum (Köln 1643) und spanische Ausgaben von Diego de Saavedra y Fajardos, Empresas politicas einschließlich der deutschen Übersetzung Ein Abriss eines christlichen ... (Köln 1674, Jena 1700). Doch auch Werke zu weltlichen Belangen der barocken Adelswelt liegen vor, wie z. B. Philosophia elegantiarum (Frankfurt 1689).

2.80 Neben deutschen Schriftstellern finden sich auch deutschsprachige Werke von Cyriacus Lentulius, z. B. Princeps Absolutus (Herborn 1663); Prinz Henri Rohan, Interesse der Potenten und Stände (o. O. 1641) in einer Übersetzung aus dem Französischen sowie Jean de Silhon, Sekretär des Kanzlers Richelieu, Le ministre d'Etat ... (Pariser Ausgaben, deutsche Übersetzung Frankfurt 1688).

2.81 Mit dem Ende des 17. Jhs manifestiert sich in der Bestandsstruktur der Abteilung eine neue sozial-psychologische Richtung. Nach verschiedenen politischen Arcana, die mehr oder weniger formal vom Hermetismus geprägt waren, tritt nun die konkret politische und oft polemische Literatur auf. Interessant ist die vergleichsweise große Gesamtheit der vorwiegend französischen Titel, die anläßlich der Konflikte zwischen Frankreich und den Habsburgern erschienen sind, vor allem in Köln, aber auch in Utrecht und Frankfurt. Erwähnt seien Entdeckung der listigen Kunststücke, womit Franzossen ... (o. O. 1689), La politique nouvelle de la cour de France (Köln 1694) und La politique française démasquée (Utrecht 1695). Auch die politische Satire manifestierte sich: unter dem Pseudonym Severus Kaltwarmius wurden z. B. Gaukel-Tasche aus Lauland (o. O. 1673) und Satyre ménippée de la vertu ... d'Espagne (Regensburg 1696) publiziert.

2.82 Im 18. Jh kommt es zu einer wichtigen Wandlung in der Bestandsstruktur, nicht nur in der sprachlichen Zusammensetzung, sondern auch auf der inhaltlichen Ebene. Ausgaben klassischer Autoren beschränken sich auf Lipsius und Machiavelli in deutschen Übersetzungen, z. B. Il Principe (Frankfurt 1745). John Locke liegt in französischen und glischen Ausgaben vor. Die kulminierende Barockproduktion repräsentiert Jacques Bénigne Bossuet mit politischen Schriften in französischer Sprache und deutscher Übersetzung, z. B. Staatskunst (Straßburg 1712).

2.83 Im 18. Jh beginnt ferner die Zeit der elementaren und ausführlichen Handbücher und Schriften über die wirtschaftlichen (kameralen) Wissenschaften. Erwähnt seien hier Johann Georg Büsch, Schriften über Staatswirtschaft (Hamburg 1780) in der Erstausgabe und seine Polemik gegen Adam Smith, Abhandlung von dem Geldsumlauf (Hamburg 1800); Joachim Georg Darjes, Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften (Leipzig 1768), Einleitung in die Commerzien-Wissenschaft (Berlin 1777) und Johann Friedrich von Pfeiffer, Grundsätze der Universal-Cameral-Wissenschaft (Frankfurt 1783). Es liegen vollständig vor die Gesammelten Schriften von August Ludwig von Schlözer, u. a. Korrespondenz in fünf Bänden in der Erstausgabe (Göttingen 1777-1782) und der Staats-Anzeiger (Göttingen 1782-1795). Auch die Gesamtheit der Cameral-Schriften (Leipzig, Halle und Bützow 1754-1769), hrsg. von Daniel Gottfried Schreber sind vollständig vorhanden. Sozialbewußtsein manifestiert sich in Montes Pietatis (Leipzig 1715 und 1760) von Paul Jakob Marperger aus dem pietistisch beeinflußten Kreise in Halle. Bemerkenswert ist auch die Beantwortung auf die in französischer Sprache erschienene Schmähschrift von Friedrich von der Trenck (Aachen 1773).

2.84 Von den großen Wegbereitern der Französischen Revolution liegen vor Charles Secondat de Montesquieu, Considérations ... (Lausanne 1770, deutsche Übersetzungen Frankfurt 1753 und Altenburg 1782) und Jean Jacques Rousseau, Contrat social in späten französischen Ausgaben, ferner Paul Thiry von Holbach und Victor de Mirabeau, L'ami des hommes (Den Haag 1758-1762, deutsche Übersetzung Hamburg 1759) sowie Gabriel de Mirabeau, Sur Moses Mendelsohn, sur la réforme politique des Juifs (deutsche Übersetzung Berlin 1787). Von den anderen Autoren seien genannt der Aristokrat und liberale Denker Gaetano Filangieri mit La scienza della legislazione (Neapel 1780, deutsche Übersetzung Anspach 1784-1793) und Gabriel Bonmot de Mably, De la législation (Lausanne 1777) und die deutsche Übersetzung Grundsätze (Bern und Nürnberg 1779). Im Bestand finden sich auch anonyme Schriften, wie z. B. Gedanken von der Bürgerlichen Freyheit (Zürich 1771) und Erweis des himmelweiten Unterschiede der Moral von der Religion (Frankfurt 1788). Interessant sind weiterhin die Schriften von Thomas Paine, die in deutscher Sprache zur Zeit der Französischen Revolution unter dem Titel Die Rechte des Menschen (Berlin 1792, Kopenhagen 1793) nach dem Original The right of man erschienen, oder die deutsche Übersetzung eines Flugblatts aus dem Jahre 1776 mit dem Titel Gesunder Menschenverstand ... (Kopenhagen 1794) nach dem Original The common sense ... Über das aktuelle Zeitgeschehen informierte beispielsweise Karl Georg Gottfried Bauchwitz in Über die politische Lage ([Königsberg] 1795).

2.85 Im Bestand des 19. Jhs ist vornehmlich die deutschsprachige Literatur mit ökonomischen Grundlagenwerken vertreten, unter denen Werke der deutschen und der Wiener Schule überwiegen. Von den klassischen Autoren seien Adam Smith, David Ricardo und John Stuart Mill genannt, von den Anhängern der liberalen Schule auf dem Kontinent Jean Baptiste Say mit seinen Darstellungen der National-Ökonomie (Heidelberg 1818-1819). Ferner sind vorhanden z. B. Albert Schäffle, Das gesellschaftliche System der menschlichen Wirtschaft (Tübingen 1862) und Kapitalismus und Sozialismus (Tübingen 1878); Gustav Schmoller, Resultate der Bevölkerungs- und Moralstatistik (Berlin 1871); Adolf Wagner, Finanzwissenschaft (Leipzig 1892-1901) und Eugen Böhm von Bawerk, Kapital und Kapitalzins (Innsbruck 1884-1889). Karl Marx und Friedrich Engels sind nur in wenigen Ausgaben des 19. Jhs vertreten, so z. B. Marx, Das Kapital (Hamburg 1883-1894).

2.86 Im Bereich der Kompendien und Handbücher liegen beispielsweise vor Friedrich Bülau, Handbuch der Staatswissenschaftslehre (Erstausgabe Leipzig 1832); Ludwig Heinrich von Jakobs, Grundsätze der National-Ökonomie (Halle 1805) und Grundsätze der Polizeigesetzgebung (Halle 1827) sowie Karl Heinrich Ludwig Pölitz, Die Staatswissenschaften ... (Leipzig 1823) und Staatswissenschaftliche Vorlesungen ... (Leipzig 1831-1833). Ergänzend liegen einige Dutzend zyklopädische Hand- und Wörterbücher vor. Von den anderen Monographien seien genannt August Friedrich Lüderer, Über Nationalindustrie und Staatswirtschaft (Berlin 1800-1804); Philipp Heinrich Eschenmayer, Über die Consummations-Steuer (Heidelberg 1813) und Josef Gerendo, System der Armenpflege (Stuttgart 1843-1846). Der antiliberalen und konservativen Seite zugeordnet werden können Friedrich Köpkens, Politik nach platonischen Grundsätzen (Leipzig 1818) und Wilhelm Traugott von Krug, Dikäopolitik (Leipzig 1824). Den politischen Legitimismus und die monarchistische Restauration (1815-1848) vertreten z. B. der preußische Staatsmann Johann Peter Ancillon in seinem Werk Über den Geist der Staatsverfassungen (Berlin 1825) und Dominique de Pradt in seinen ausführlichen Meldungen, z. B. Über den Wiener Kongress (Freiburg 1816) in deutscher Übersetzung. Aus der napoleonischen Zeit stammen anonyme Schriften wie Gedanken über die Wiederherstellung des Gleichgewichtes ... (Leipzig 1808) oder Anti-Leviathan ... (Göttingen 1807).

2.87 Aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs enthält der Bestand eine beinahe unüberschaubare Zahl von Titeln zu den verschiedensten Themen und Bereichen. Hier finden sich auch eine Gesamtheit deutscher antisemitischer Publikationen und Broschüren, außerdem zahlreiche Schriften zur sogenannten allgemeinen Juden-Frage. Ferner sind vorhanden die gedruckten Mitteilungen böhmischer Abgeordneter im Wiener Reichstag sowie Gelegenheits- und Gedenkschriften, wie z. B. Denkschrift der Böhmischen Sparkasse (Prag 1875) und Denkschrift der Karlsbader Sparkasse 1863-1888 (Karlsbad 1888), oder Abhandlungen über aktuelle Alltagsfragen. In Böhmen und Mähren erschienen im 19. Jh zahlreiche deutschsprachige Titel, die sich auf die Problematik des damaligen Königreichs Böhmen beziehen, u. a. auf die tschechisch-deutschen Beziehungen. Erwähnt seien hier Die europäische Staatenwelt (Prag 1819) des böhmischen Statistikers Georg Norbert Schnabel; Wilhelm Brandl, Von der Baumwollfabrikation (Prag 1841); Albín Bráf, Studien über Nordböhmische Arbeitsverhältnisse (Prag 1881) und Übersetzungen der ersten böhmischen Werke über die Arbeiterfrage, beispielsweise Der Kampf um den Besitz (Wien 1885) des tschechischen Politikers und Propagandisten der Arbeiterschaft Ladislav Chleborád.

2.88 Die Abteilung besitzt mehr als 100 Titel Periodika, darunter Zeitschriften, Jahresschriften und regelmäßig erschienene Sammelwerke, von denen der Großteil in deutscher Sprache vorliegt. Abgesehen von der deutschen Eudaemonia aus dem Jahre 1795 stammen alle aus dem 19. Jh. Besondere Aufmerksamkeit verdienen regionale Zeitschriften aus den böhmischen Ländern in deutscher Sprache, z. B. Humanität (Liberec [Reichenberg] 1887-1899), hrsg. von Anton Pfeiffer zur Unterstützung der Kranken- und Sozialfürsorge der Armen und das Gemeinde-Amtsblatt (Aussig 1893 ff.). Bei den fremdsprachigen Zeitschriften finden sich auch 13 englische, 7 französische (z. B. Gazette de Francfort, 1813), 4 serbokroatische, 2 italienische und je eine rumänische, russische und polnische.

Vladislav Kotek

Abteilung 14 - Mathesis

2.89 Die Abteilung zur Mathematik umfaßt nahezu 6100 Titel in ca. 6500 Bdn (Formate A-L). Etwa 200 Titel stammen aus dem 16. Jh, etwa 300 aus dem 17. Jh und ca. 200 aus dem 18. Jh. Den wesentlichen Teil bilden 5100 Titel des 19. Jhs (83,6 Prozent) und ca. 300 aus der ersten Hälfte des 20. Jhs. Die Werke des 16. und 17. Jhs liegen vorwiegend in lateinischer Sprache vor; etwa 30 Prozent der Titel aus dem 17. Jh sind in europäischen Nationalsprachen erschienen, darunter auch Deutsch und Französisch. Werke aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und dem 19. Jh liegen hingegen vorwiegend in deutscher Sprache vor; weniger umfangreich vertreten sind Französisch, Englisch, Polnisch und Russisch.

2.90 Den Grundstock der Abteilung bilden historische mathematische Werke der Universität und des Jesuitenkollegiums in Prag. Vorhanden sind Handbücher zu Algebra, Geometrie, Trigonometrie, Astronomie, Kosmologie, Kalkulus und anderen Disziplinen. Tabellen, Kalender und Erläuterungen zum Apparatebau ergänzen den Bestand. Zu den ältesten gehören Schriften von Joannes de Sacrobosco (Sacroboscus), Girolamo Cardano, Nicolò Tartaglia, Georg Peurbach, Georgius Joachimus Rhaeticus, Kopernikus, Petrus Apianus, Dürer, David Fabritius und Galilei.

2.91 Tycho Brahe und Johannes Kepler beendeten ihre Werke am Anfang des 17. Jhs in Prag. Von ihren bedeutenden Schriften sind beispielsweise vorhanden Tycho Brahes Epistolarum astronomicarum libri ... (Uranienborg 1596), Astronomiae instauratae mechanica (unvollständig, ohne Titelblatt 1598), Astronomiae instauratae progymnasmata in der von Kepler beendeten Ausgabe (Prag 1602), Excudi primum coepta Uraniburgi Daniae est Pragae Bohemorum absoluta (Frankfurt 1610), Historia coelestis: ex libris commentariis, manuscriptis observationum vicenialium ... in der Ausgabe von Lucius Baretti (Augsburg 1666) und De disciplinis mathematicis oratio (Hamburg 1621). Von Kepler besitzt die Abteilung u. a. Ad Vitellionem paralipomena, quibus astronomiae pars optica traditur (Frankfurt a. M. 1604) mit seiner eigenhändigen Widmung auf dem Vorsatzblatt aus dem Jahre 1605, De stella nova (Frankfurt 1606), Astronomia nova (Prag 1609), Tertium interveniens ... (Frankfurt a. M. 1610), Dissertatio cum Nuncio sidereo ... (Prag 1610), Bericht vom Geburtsjar Christi (Straßburg 1613), Ausszug auss der Uralten MesseKunst Archimedis (Linz 1616), Epitomae astronomiae Copernicanae liber I-III (Linz 1618), Chilias logarithmorum (Marburg 1624) und Harmonices mundi, tabulae Rudolphinae (Ulm 1627).

2.92 Im Bestand finden sich auch die Schriften von Tycho Brahes Lehrer Bartholomeus Scultetus und Keplers Lehrer Michael Maestlin sowie von Keplers Freund William Schickard. Andere zeitgenössische Mathematiker, deren Werke ebenfalls nicht fehlen, sind Galilei, Paul Guldin, Joannes Marcus Marci, Gregorius à Sancto Vincentio, Athanasius Kircher, Balthasar Conrad, Willem Blaeu, Franciscus Vieta, Descartes und sein Lehrer Johannes Faulhaber. Besondere Bedeutung - nicht nur in Böhmen, sondern in ganz Europa - erlangten die Werke von Nicolaus Reimarus Ursus De astronomicis hypothesibus seu systemate mundano, tractatus astronomicus et cosmographicus: scitu cum iucundus, tum utilissimus (Prag 1697), dem Keplers Schrift aus dem Jahre 1595 Ex literis Tychonianis convitia et mendacia beigebunden ist und von Martin Horký Talentum Astromanticum (Hamburg 1632).

2.93 Spätere Werke des 17. Jhs stammen z. B. von Joannes Hevelius, Isaac Barrow, Newton, Jakob und Johann Bernoulli, Leibniz u. a., darunter auch Werke von Professoren des Prager Jesuitenkollegiums, wie z. B. Johann Hancke. Die Mathematik im Böhmen des 18. Jhs kulminierte in der von Jan Tesánek (Johannes Tessanek, 1728-1788), dem sogenannten tschechischen Newton, kommentierten Ausgabe Newtons. Newtons Werke sind zahlreich vorhanden, so Philosophiae naturalis principia mathematica (Amsterdam 1714, Köln 1760), Mathematische Prinzipien der Naturlehre (Berlin 1872) und Optik oder Abhandlung über Spiegelungen ...des Lichts (Leipzig 1898). Bedeutende Mathematiker, deren Werke im Bestand des 18. Jhs vertreten sind, sind u. a. Joseph Stepling, Johann Heinrich Lambert, Leonhard Euler, Sylvestre François Lacroix, Christian Wolff, Joseph de Lagrange, Adrien Marie Legendre, Vandermonde und John F. W. Herschel.

2.94 Am Ende des 18. Jhs war der böhmische Mathematiker und Astronom Antonín Strnad (1746?-1799) als Direktor des Observatoriums im Prager Klementinum tätig, zudem gab er regelmäßig die Meteorologischen Beobachtungen (Prag 1787 ff.) heraus. Seine astronomischen Werke veröffentlichte er in deutscher Sprache in Prag und Mannheim. Von Martin Alois David (1757-1836), der Strnad als Direktor der Prager Sternwarte nachfolgte und als Professor der Astronomie tätig war, liegen vornehmlich Werke zu topographischen Messungen in verschiedenen Orten Böhmens vor. Von seinem Schüler Adam Bittner, später Professor der Mathematik, besitzt die Bibliothek u. a. sein Handbuch der Mathematik (Prag 1814-1815). Christian Doppler veröffentlichte in der Zeit, in der er in Prag als Professor für Mathematik tätig war, einige Lehrbücher, vor allem zur analytischen Geometrie, so den Versuch einer Erweiterung der analytischen Geometrie (Prag 1843). Von den Arbeiten seines Freundes Bernard Bolzano findet man in dieser Abteilung z. B. Rein analytischer Beweis des Lehrsatzes ... (Prag 1817).

2.95 In der umfangreichen Sammlung der Werke aus dem 19. Jh sind vor allem folgende Autoren vertreten: Augustin Louis Cauchy, Heinrich Wilhelm Olbers (Methode die Bahn eines Cometen zu berechnen, Leipzig 1864), Joseph Johann Littrow, Camille

J. Prasse, August Ferdinand Möbius (Der baryzentrische Calcul, [Leipzig] 1827); ferner August Leopold Crelle, August Ferdinand Jordan, Oscar Schlömilch, Ludwig Otto Hesse (Analytische Geometrie, Leipzig 1861), Peter Gustav Dirichlet (Vorlesungen über Zahlentheorie, Braunschweig 1863) und Otto Wilhelm Fiedler (Neuere Geometrie, Chemnitz 1862). Arbeiten der Prager Mathematiker Jakub Filip Kulik, František Josef Studnicka, Emil Weyr, der später als Professor für neuere Geometrie an der Wiener Universität tätig war, sowie Eduard Weyr, Professor an der Prager Technischen Hochschule, sind weiterhin vertreten. Schriften der Mathematiker und Physiker aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind ebenfalls zahlreich, so u. a. von Carl Friedrich Weierstrass, Georg Pick, Joseph Alfred Serret, Charles Emile Picard und Carl Friedrich Gauss.

Alena Šolcová

Abteilung 15 - Physice

2.96 Die Abteilung umfaßt Werke diverser naturwissenschaftlicher Fachgebiete; vorhanden sind Werke der Chemie (ca. 41 Prozent), Physik (ca. 33 Prozent), Geographie und Astronomie (zusammen 6 Prozent), Geologie (6 Prozent), Meteorologie (5 Prozent), Paläontologie (3 Prozent), Mineralogie (ein Prozent) sowie der Philosophie der Naturwissenschaften (5 Prozent). Die vorhandenen 3844 Titel in 7175 Bdn des 16. bis 19. Jhs (Formate A-L) stammen zu 76 Prozent aus dem 19. Jh. Ältere Titel liegen vor zu 2,7 Prozent aus dem 16. Jh, knapp 9 Prozent aus dem 17. Jh und 12,5 Prozent aus dem 18. Jh. Sprachlich dominieren deutsche Werke mit 75 Prozent, von denen mehr als 10 Prozent in den historischen böhmischen Ländern erschienen sind. Es folgen Latein mit 15,5 Prozent und Französisch mit 6 Prozent. Slawische Sprachen sowie Ungarisch, Italienisch, Spanisch und andere Fremdsprachen machen zusammen nur etwa 3,5 Prozent aus.

2.97 Das am umfangreichsten vertretene Fachgebiet ist die Chemie, das historische Werke der Alchemie einschließt. Alchemistische Werke liegen in lateinischer Sprache vor, so John Case, Lapis philosophicus (Frankfurt 1600) und Werke von Paracelsus. Das wohl interessanteste Werk des 16. Jhs ist Artis chemical principes (Basel 1572) von Avicenna und Geber (Gabir ben Hajjan). Zur modernen Chemie, die die Fachgebiete anorganische, organische, physikalische, physiologische, analytische und Elektrochemie einschließt, liegen umfangreiche deutsche Lehrwerke vor wie Leopold Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie (Heidelberg 1843-1868) und Thomas Grahams Otto's ausführliches Lehrbuch der Chemie (Braunschweig 1854-1898). Ferner sind vorhanden von Jöns Jacob Berzelius Versuch über die Theorie der chemischen Proportionen und über die chemischen Wirkungen der Elektricität (Dresden 1820), von Gustav Robert Kirchhoff und Robert Bunsen Chemische Analyse durch Spectralbeobachtungen (Wien 1860), von Rudolf Arendt Technik der Experimentalchemie (Hamburg 1892), von Carl Remigius Fresenius Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse (Braunschweig 1846) sowie Werke von Justus Liebig, Friedrich Conrad Beilstein u. a.

2.98 Tschechische Autoren sind nur durch Übersetzungen vertreten, darunter zahlreiche in Prag in deutscher Sprache erschienene. Beispielsweise besitzt die Abteilung František Štolbas Über das Kieselfluorammonium und Kieselfluornickel (Prag 1869) und Vojtech Šafaríks Über die chemische Konstitution der natürlichen Chlor und fluorhaltigen Silikate (Prag 1874). Innerhalb des Bestandes zur Chemie machen Dissertationen annähernd ein Drittel aus. Sie liegen in deutscher und englischer Sprache vor; deutsche Druckorte sind u. a. Rostock, Halle, Leipzig und Breslau.

2.99 Historische chemische Periodika liegen vornehmlich aus dem 19. Jh vor. Bemerkenswert umfangreich und vollständig sind das Journal für praktische Chemie (Leipzig 1834-1940) und die Zeitschrift für physikalische Chemie (Leipzig 1887-1988). Weiterhin liegen in deutscher Sprache z. B. vor das Journal für Chemie und Physik (Berlin 1806-1810), die Zeitschrift für physiologische Chemie (Straßburg 1877-1899) und der Jahresbericht über die Fortschritte der reinen, pharmazeutischen und technischen Chemie, Physik, Mineralogie und Geologie ... (Gießen 1849-1903).

2.100 Im Bestand zur Physik nehmen Enzyklopädien und Nachschlagewerke einen wichtigen Raum ein, z. B. Johann Samuel Traugott Gehlers Physikalisches Wörterbuch (Leipzig 1787-1796) und die Allgemeine Enzyklopädie der Physik (Leipzig 1860-1869). Die vertretenen Fachgebiete sind in erster Linie die Mechanik, Akustik, Optik, Thermodynamik, Elektrizität, Molekularphysik sowie der Magnetismus. Zu den ältesten Titeln zählen Athanasius Kirchers Magnes sive de arte magnetica libri (Köln 1634) und Ars magna lucis et umbrae (Amsterdam 1671) sowie Robert Boyles Nova experimenta physico-mechanica (Rotterdam 1669). Im Bestand des 18. und 19. Jhs finden sich zahlreiche bedeutende Physiker Europas mit ihren Werken, so John von Tyndalls Der Schall (Braunschweig 1874) und Das Licht (Braunschweig 1876), von Daniel Bernoulli Hydrodynamica (Straßburg 1738), von Ernst Mach Die Prinzipien der Wärmelehre (Leipzig 1896), Zur Theorie des Gehörorgans (Prag 1872) und Optisch-akustische Versuche (Prag 1873) sowie von Heinrich Hertz Untersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft (Leipzig 1892). Werke tschechischer Autoren in deutscher Sprache liegen vornehmlich aus dem 19. Jh vor, u. a. von Štepán Doubrava Untersuchungen über die beiden elektrischen Zustände (Prag 1881), von František Hromádko Bilder aus der Physik (Tábor 1877) und von Jan Odstrcil Magnetismus, Elektrizität und Chemie (Prag und Wien 1891).

2.101 Bei der Geographie sind die wichtigsten Gebiete die physische Geographie, Geomorphologie, Klimatologie und Hydrographie. Zur Astronomie liegt ein bemerkenswerter alter Bestand vor, darunter Pontano Giovanni Gioviano Poetae divini, ad Lucium Franciscum filium, meteororum liber (Wien 1517), Galileis Dialogo (Florenz 1632), Systema cosmicum (Straßburg 1635, London 1663) sowie Tommaso Campanellas Apologia pro Galileo (Frankfurt 1622). Ein Teilbestand ist der Meteoritenkunde gewidmet. Vorhanden sind auch mehrere Exemplare von Humboldts Kosmos (u. a. Stuttgart 1845-1858). Bei der Meteorologie sind Publikationen mit Bezug zu den böhmischen Ländern von besonderem Interesse. Zur Prager Wetterkunde besitzt die Abteilung z. B. Franz Augustins Über den täglichen Gang der Lufttemperatur in Prag (Prag 1879-1882) und Stanislav Kostlivýs Über die Temperatur in Prag (Prag 1887). Allgemeineren Inhalts sind Heinrich Wilhelm Doves Klimatologische Beiträge (Berlin 1857). Von den Zeitschriften seien als Beispiele genannt Magnetische und meteorologische Beobachtungen in Prag (Prag 1841-1918) sowie das Jahrbuch des k.k. hydrographischen Central Bureau (Wien 1895-1913). 2.100

2.102 Bei den geologischen, paläontologischen und mineralogischen Werken bezieht sich ein Teil auf Böhmen und Mähren, so z. B. die Geologische Karte des Königreichs Böhmen (Wien 1871), von Antonín Fric Geologische Bilder aus der Urzeit Böhmens (Prag 1874) und Die Reptilien und Fische der böhmischen Kreide Formation (Prag 1878), von Otakar Feistmantel Über Fruchtstadien fossiler Pflanzen aus der böhmischen Steinkohlenformation (Prag 1872) und von Jindrich Ladislav Barvír Beiträge zur Morphologie des Korund (Wien 1892). Bei den grundlegenden geologischen Werken des 19. Jhs finden sich namhafte Autoren wie Charles Lyell, Louis Agassiz, Franz Hauer, Robert Jameson oder Karl Georg Richard Lepsius. Deutsche Zeitschriften sind beispielsweise vertreten durch Palaeontographica (Kassel 1851-1944) und Palaeontologische Abhandlungen (Berlin 1882-1933). Die Philosophie der Naturwissenschaften ist vornehmlich durch die Schriften von Thomas Hobbes, Robert Fludd, Robert Boyle u. a. aus dem 17. und 18. Jh vertreten.

Jirina Kremerová

Abteilung 16 - Historia naturalis

2.103 Die Abteilung zur Naturgeschichte umfaßt 3970 Titel in 11.450 Bdn aus dem 16. bis 19. Jh (Formate A-L, AA-HH). Es überwiegen biologische Werke, ferner sind geologische und paläontologische Werke vorhanden (s. a. Abteilung 15). Die hauptsächlich vertretenen Disziplinen sind die Naturwissenschaften allgemein, allgemeine Biologie, Botanik, Zoologie, Physiologie, Anatomie, Bakteriologie, Anthropologie sowie Geologie, Paläontologie und Mineralogie einschließlich Kristallographie. Aus dem 16. Jh stammen 1,7 Prozent (69 Titel), aus dem 17. Jh 3,4 Prozent, aus dem 18. Jh 10,6 Prozent und aus dem 19. Jh 84,3 Prozent. Vorhanden sind u. a. Monographien, Lehrbücher, Enzyklopädien, Dissertationen, Traktate und wissenschaftliche Studien.

2.104 Die deutschsprachigen Werke haben mit 68,4 Prozent den größten Bestandsanteil, gefolgt von lateinischen mit 13,2 Prozent, französischen mit 6,3 Prozent, englischen mit 5,6 Prozent, slawischen Sprachen mit 3 Prozent und ungarischen mit 1,5 Prozent. Andere Sprachen machen zusammen ca. 2 Prozent aus, darunter Italienisch, Spanisch und Griechisch.

2.105 Zur Naturwissenschaft allgemein, zu ihrer Philosophie und Geschichte sind vor allem Wörter- und Lehrbücher sowie Zeitschriften vorhanden (zusammen 24 Prozent des Bestandes). Zu nennen sind George Louis Buffons Allgemeine Naturgeschichte (Berlin 1771-1774), Andreas Baumgartners Anfangsgründe der Naturlehre (Wien 1851) sowie Alois Pokornýs Naturgeschichte der drei Reiche (Prag 1859) und Naturgeschichte für Bürgerschulen (Prag, Wien und Leipzig 1889). Die Lehrbücher von Alois Pokorný waren für die Schulen Österreich-Ungarns verbindlich und wurden in alle Nationalsprachen der Monarchie übersetzt. Von den Wörterbüchern sei das Dictionnaire des sciences naturelles (Straßburg 1816-1830) genannt. An Zeitschriften sind u. a. vertreten Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschafft Graubünden's (Chur 1869-1936), Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde (Wiesbaden 1874-1938), Kosmos (Leipzig 1877-1886), Lotos (Prag 1853-1943), Der Naturforscher (Berlin 1871-1874) und Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein (Kiel 1878-1951).

2.106 Botanische Schriften machen ca. 30 Prozent der Abteilung aus. Von Linné sind nahezu alle Werke in verschiedenen europäischen Ausgaben vorhanden, so beispielsweise Systema plantarum Europae (Köln 1785), Fundamenta botanica (Halle 1747), Genera plantarum (Halle 1752) und Flora Lapponica (Amsterdam 1737). Zu den ältesten Drucken zählt Pietro Andrea Mattioli, Opera (Frankfurt 1598); der Großteil der Werke stammt jedoch aus dem 19. Jh. Von den Dissertationen sei Martin Möbius' Über den anatomischen Bau der Orchideenblätter (Heidelberg 1887) genannt, von den Lehrbüchern z. B. Johann Georg Gmelins Flora Sibirica (St. Petersburg 1747-1769), Albrecht Hallers Opuscula sua botanica (Göttingen 1749), Enumeratio plantarum horti (Göttingen 1753), Giovanni Antonio Scopolis Flora carniolica (Wien 1772), Karel Borivoj Presls Symbolae botanicae (Prag 1832) und Bemerkungen über den Bau der Blumen der Balsaminen (Prag 1836), August Neilreichs Flora von Wien (Wien 1846), W. L. Petermanns Deutschlands Flora (Leipzig 1849), Johann Otts Fundorte der Flora Böhmens (Prag 1851), Catalog der Flora Böhmens (Prag 1851), Hermann Hoffmanns Lehrbuch der Botanik ... (Darmstadt 1857), Eugen Netolickas Lehrbuch der Botanik (Brünn 1864), Ladislav Celakovskýs Prodromus der Flora von Böhmen (Prag 1867), Josef Velenovskýs Beiträge zur Kenntnis der bulgarischen Flora (Prag 1886) und Eduard Formáneks Beitrag zur Flora des mittleren und südlichen Mährens (Prag 1886). Unter den Periodika finden sich u. a. das Magazin für die Botanik (Zürich 1787-1790) und die Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik (Berlin 1858-1943).

2.107 Zoologische Literatur ist ebenfalls umfangreich vertreten (23,5 Prozent). Die ältesten Werke sind lateinische Titel von Ulisse Aldrovandi sowie Conrad Gesners Historiae animalium liber (Frankfurt 1620). Von den deutschsprachigen Titeln zur allgemeinen Zoologie seien genannt George Louis Buffons Naturgeschichte der vierfüssigen Thiere (Troppau 1785-1792), Karl Vogts Untersuchungen über Thierstaaten (Frankfurt 1851), Franz Xaver Fiebers Synopsis der europäischen Orthopteren (Prag 1854), Ludwig Karl Schmardas Zoologie (Wien 1871), Alfred Brehms Thierleben (Leipzig 1876-1879), Karl Claus' Lehrbuch der Zoologie (Marburg 1887) sowie Linnés zoologische Werke. Zu den ältesten Dissertationen zählt Thomas Bartholinus' Dissertatio de cygni anatome (Kopenhagen 1668). Charles Darwins Werke sind sowohl im englischen Original als auch in deutschen Übersetzungen vorhanden. Von den Handbüchern sei Friedrich Knauers Handwörterbuch der Zoologie (Stuttgart 1887) genannt, von den allgemeinen zoologischen Periodika Mitteilungen aus der zoologischen Station zu Neapel (Leipzig 1879-1921), Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie (Leipzig 1863 ff.) und Der zoologische Garten (Frankfurt a. M. 1860-1915).

2.108 Speziellere zoologische Werke betreffen vor allem die Fachgebiete Ornithologie, Ichthyologie und Entomologie (großenteils aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs). Zur Ornithologie liegen u. a. vor Christian Ludwig Brehms Beiträge zur Vögelkunde (Neustadt a. d. O. 1822), von Antonín Fric Naturgeschichte der Vögel Europa's (Prag 1870) oder von Emil Holub und August von Pelzen Beiträge zur Ornithologie Südafrikas (Wien 1882); zur Ichthyologie beispielsweise Albin Heinrichs Mährens und k.k. Schlesiens Fische, Reptilien und Vögel (Brünn 1856) und Johann Jakob Heckels Fische aus Caschmir (Wien 1838). Allgemeine und spezielle entomologische Literatur ist vorhanden mit Johannes Christian Fabricius' Systema entomologiae (Flensburg 1775), Philosophia tomologica (Hamburg 1778), Species insectorum (Hamburg 1781); Johann August Ephraim Goezes Geschichte einiger schädlicher Insekten ... (Leipzig 1787), Johann Wilhelm Meigens Systematische Beschreibung der europäischen Schmetterlinge (Aachen 1829), Josef Kliments Käfer Böhmens (Deutschbrod 1874), František Rosickýs Die Myriopoden Böhmens (Prag 1876) und Ernst Ludwig Taschenbergs Praktische Insecten-Kunde (Bremen 1879-1880). Von den entomologischen Nachschlagewerken und Periodika seien genannt die Berliner tomologische Zeitschrift (Berlin 1858-1914), die Entomologischen Nachrichten (Putbus 1876-1888) und die Wiener entomologische Zeitung (Wien 1882-1933).

2.109 Die allgemeine Biologie ist mit 5,6 Prozent der Titel vertreten, die Anthropologie mit 1,5 Prozent. Es handelt sich vor allem um Werke zur Tier- und Pflanzenphysiologie, zur Bakteriologie und Anatomie, darunter August Josef Karl Cordas Über Spiralfaserzellen ... (Prag 1837), Nicolai N. Miklucho-Maclays Beiträge zur vergleichenden Neurologie der Wirbelthiere (Leipzig 1870), Magnus Gustaf Retzius' Anatomische Untersuchungen (Stockholm 1872) und Wilhelm Pfeffers Physiologische Untersuchungen (Leipzig 1873). Den Fund des diluvialen Menschen beschreibt Karel Jaroslav Maškas Der diluviale Mensch in Mähren (Neutitschein 1886). Im Bestand der Periodika und Wörterbücher finden sich z. B. Mitteilungen des Anthropologischen Vereins in Schleswig-Holstein (Kiel 1888-1911) und das Handbuch der Physiologie (Leipzig 1879-1883).

2.110 Die Paläontologie betreffen etwa 2 Prozent der Werke, die Geologie 6,6 Prozent, die Mineralogie und Kristallographie 7,2 Prozent. Diese Fachgebiete sind zudem in größerem Umfang in der Abteilung 15 vorhanden. Hier finden sich aus der Paläontologie nahezu alle Werke von Joachim Barrande, darunter einige Prager Ausgaben in französischer Sprache. Weiterhin sind vorhanden Ignaz von Borns Index fossilium ... (Prag 1772), Otakar Feistmantels Steinkohlenflora von Kralup in Böhmen (Prag 1871), Filip Poctas Beiträge zur Kenntniss der Spongien der böhmischen Kreideformation (Prag 1883) und Die Anthozoen der böhmischen Kreideformation (Prag 1887), Jan Nepomuk Woldrichs Reste diluvialer Faunen und der Menschen aus dem Waldviertel Niederösterreichs (Wien 1893) und Jan Kuštas Über die fossile Flora des Rakowitzer Steinkohlenbeckens (Prag 1883).

2.111 Die ältesten geologischen und mineralogischen Werke liegen in lateinischer Sprache vor wie Georg Agricolas De re metallica (Basel 1530) und Athanasius Kirchers Mundus subterraneus (Amsterdam 1678). Der Großteil der Titel stammt jedoch aus dem 19. Jh, darunter Franz Xaver Maximilian Zippes Lehrbuch der Mineralogie (Wien 1859) und Gustav Tschermaks Lehrbuch der Mineralogie (Wien 1884). Von den Monographien seien als Beispieltitel genannt Der innere Bau der Gebirge (Freiburg 1851), Carl Bernhard von Cottas Die Geologie der Gegenwart (Leipzig 1866), Emanuel Borickýs Petrographische Studien an Basaltgesteinen (Prag 1873) und Viktor Goldschmidts Über Projection und graphische Krystalberechnung (Berlin 1888). Eine größere Zahl der Werke behandeln Böhmen und Mähren, so z. B. Karl Hoffs Geognostische Bemerkungen über Karlsbad (Gotha 1825), Friedrich Kolenatis Mineralien Mährens und oesterreichisch Schlesiens ... (Brünn 1854) und Johann Grimms Die Kupfererzlagerstätten im Nordöstlichen Theile Böhmens (Prag 1857). Weitere vertretene Autoren sind F. S. Beudant, J. G. Dana, Jan Krejcí, Gustav Laube, Richard Lepsius, Charles Lyell, Friedrich August Quenstedt, Franz Xaver Wulfen u. a.

Jirina Kremerová

Abteilung 17 - Technologia

2.112 Die Abteilung umfaßt annähernd 12.000 Titel in etwa 24.840 Bdn (Formate A-L). Sie stammen vom Anfang des 16. Jhs bis zur Mitte des 20. Jhs. Etwa 8 Prozent der Titel liegen aus dem 16. bis 18. Jh vor (ca. 960 Titel), 23 Prozent aus dem 19. Jh (ca. 2750 Titel) und 69 Prozent aus der ersten Hälfte des 20. Jhs (ca. 8290 Titel).

2.113 Es überwiegen deutschsprachige Werke. Im 16. und 17. Jh dominiert noch die lateinische Sprache, allerdings sind unter den Schriften über Baukunst und Architektur italienische, marginal auch französische Werke vertreten. Im 18. Jh geht der Anteil lateinischer Werke stark zurück, wesentlich umfangreicher sind französische Werke sowie seit Mitte des Jahrhunderts erste Schriften in Englisch (besonders zu Technologie und Industrialisierung). Im 19. Jh wächst die Zahl der in deutscher Sprache herausgegebenen Publikationen zunehmend. Gleichfalls sind Werke in französischer, englischer und italienischer sowie seit den achtziger Jahren auch in russischer und serbokroatischer Sprache vertreten. Vereinzelt finden sich Titel in Spanisch, Portugiesisch, Schwedisch, Ungarisch und Türkisch.

2.114 Inhaltlich sind die Bestände in dieser Abteilung breit gefächert; sie betreffen nahezu alle technischen Bereiche. Hinzu kommen Werke der Naturwissenschaften (z. B. Physik und Chemie) sowie ihrer Anwendungen (z. B. Hydraulik und Mechanik). Seit Mitte des 19. Jhs kamen technologische Werke hinzu. In diese Abteilung wurden zudem Werke über so verschiedene Tätigkeitsfelder wie z. B. Kochkunst, Ausbildung von Polizeihunden, das Sammeln (Numismatik und Philatelie), Sport, Werbung u. a. eingeordnet. Da viele Schriften, insbesondere die ältesten, allgemeinen oder fachübergreifenden Charakters sind, ist eine genaue fachliche Gliederung der Bestände schwierig. So behandelt Georg Agricolas De re metallica libri XII (Basel 1556) nicht nur das Hüttenwesen und den Bergbau, sondern auch das Transportwesen und andere Gebiete. Für die Beschreibung wurden neun Themenbereiche untergliedert: allgemeine Technik und Enzyklopädien (2,9 Prozent); Handel, Wirtschaft, Finanzwesen, Versicherungen, Ausstellungen (12,4 Prozent); Land- und Forstwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie (16,7 Prozent); Industrie, Handwerk und Gewerbe (22,6 Prozent); Transportwesen und Informationsübertragung (10,2 Prozent); Bergbau und Hüttenwesen (7,6 Prozent); Baukunst und Architektur (9,4 Prozent); Sport, Touristik, Ethnographie und Photographie (10,6 Prozent) sowie übrige Gebiete (7,6 Prozent). Bei interdisziplinären Werken war der inhaltliche Schwerpunkt für die Einordnung maßgebend.

2.115 Die Gruppe allgemeine Technik und Enzyklopädien thält vor allem allgemeine Werke über Wissenschaften und Technik sowie eine kleine Anzahl Enzyklopädien. Die ältesten stammen aus dem 16. Jh; zu den ältesten deutschsprachigen zählen Agostino Ramelli, Schatzkammer mechanischer Künste (Leipzig 1620); Georg A. Böckler, Theatrum machinarum novum (Nürnberg 1703) sowie nahezu das Gesamtwerk Jakob Leupolds mit Theatrum machinarum generale (Leipzig 1724), Theatrum machinarum hydrotechnicarum (Leipzig 1724), Theatri machinarum supplementum (Leipzig 1725), Theatrum statii universalis (Leipzig 1726), Theatrum pontificale (Leipzig 1726) und Theatrum arithmetico-geometricum (Leipzig 1727). Ferner liegen vor Henning Calvörs, Acta historico-chronologico-mechanica ... (Braunschweig 1763) und Johann Joseph Prechtls Technologische Encyklopädie (Stuttgart 1830-1859).

2.116 Im Bestand finden sich Monographien für Konstrukteure und Ingenieure, wie Erich Nordwall, Maschinenlehre (Berlin 1804-1806); Siméon Denis Poisson, Lehrbuch der Mechanik (Berlin 1835-1836), und nach der Entdeckung der Stahlerzeugung auch Werke über Stahlbau und Verkehr, darunter Franz Reuleaux, Der Constructeur (Braunschweig 1872) und Julius Carl von Bach, Die Maschinenelemente (Stuttgart 1881). Einen bemerkenswerten Umfang haben Zeitschriften zur Technik aus dem 19. Jh, z. B. Technische Rundschau (Leipzig 1887-1904), Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins (Wien 1858-1901), Zeitschrift des Vereines Deutscher Ingenieure (1857-1945) und Technische Blätter (Prag 1869-1921).

2.117 Eine größere Gruppe macht der Bestand zu Handel, Wirtschaft, Finanzen, Versicherungen und Ausstellungen aus mit Werken über Volkswirtschaft, Warenkunde, Verwaltung, Buchführung, Wechsel und Stenographie, ferner Börsennachrichten (u. a. der Prager Börse) sowie Nachrichten einzelner Handelskammern aus Österreich-Ungarn und aus einer Reihe von deutschen Städten. Auch Patentschriften sowie Kataloge und Berichte zu regionalen, nationalen und Weltausstellungen liegen vor, einschließlich der in Paris 1867 und in Wien 1873. Unter den ältesten Werken sind Johannes Colerus, Calendarium perpetuum et libri oeconomici ... (Wittenberg 1608) und Oeconomia ruralis et domestica ... (Mainz 1645-1651); Gottfried Christian Bohn, Wohlerfahrener Kaufmann (Hamburg 1762) und Martin Euler, Allgemeine Wechselencyklopädie (Frankfurt 1795).

2.118 Umfangreich sind die Bestände zu Land- und Forstwirtschaft sowie zur Nahrungsmittelindustrie; hier ist auch die Literatur über Fischerei, Bienenzucht, Pferde- und Viehzucht, Jagd und Gärtnerei (einschließlich Zier- und Obstgärten) eingereiht. Häufig vertreten sind Werke über die landwirtschaftlichen Schwerpunkte in Böhmen wie Kartoffel-, Zuckerrüben- und Hopfenanbau. Zur Nahrungsmittelindustrie liegen Schriften über die Verarbeitung pflanzlicher und tierischer Produkte als Lebensmittel vor. Für Böhmen charakteristische Branchen sind wiederum mit zahlreichen Werken vertreten (Bierbrauerei, Zuckerfabrikation, Molkereiwesen und Käseproduktion). Von den Werken Pietro de Crescenzis besitzt die Abteilung De agricultura ...libri XII (Basel 1538), De omnibus agriculturae partibus (Basel 1548), New Feldt und Ackerbaw (Frankfurt 1583) und Trattato della agricoltura (Mailand 1805). Zur Forstwirtschaft liegen vor Maximilian II., Waldbeschreibung und Ordnung ... (Wien 1563), Josef Albrechts Lehrbuch der Waldberechnung (Wien 1862) und sein Lehrbuch der gerichtlichen Forstwirtschaft (Wien 1864). Weiterhin seien genannt Gaspar Saunier, Vollständige Erkenntniss von Pferden ... (Leipzig 1767); F. A. Mayer, Kleiner Landwirtschaftlicher Kalender (Wien 1796) und Johann Riem, Die Pferdezucht im Grossherzogtum Baden (Karlsruhe 1843). Dem im Saazer Gebiet weit verbreiteten Hopfenanbau sind Monographien und regionale Zeitschriften gewidmet, wie z. B. Saazer Handels- und Hopfen-Zeitung (Saaz 1867-1897), Brauer und Mälzer-Zeitung (Saaz 1888-1890) und Saazer Hopfen- und Brauer-Zeitung (Saaz 1890-1910). Zur Brauerei liegen auch Gedenkschriften vor wie Václav Suchýs Bürgerliches Bräuhaus in Pilsen 1842-1892 (Pilsen 1892), zur Zuckerfabrikation beispielsweise Carl August Neumanns Vergleichung der Zuckerfabrikation (Prag 1837).

2.119 Die Sammlung zu Industrie, Handwerk und Gewerbe bildet die umfangreichste Gruppe in der Abteilung. Neben allerlei Handwerken umfaßt sie Maschinenbau, Glas- und Keramikindustrie, chemische und petrochemische Industrie, elektrotechnische Industrie und Elektrizität. Minimal ist die Waffenindustrie vertreten. Seit Mitte des 19. Jhs betreffen die Publikationen vorwiegend Industriezweige in England, Frankreich, Deutschland, Österreich-Ungarn und in den Vereinigten Staaten. Von den Alten Drucken seien genannt Johann Jakob Schübler, Nützliche Anweisung zur unentbehrlichen Zimmermanns-Kunst (Nürnberg 1731); Friedrich Koch und Johann Hermann Dünnemann, Der geübte Werkmeister des praktischen Zimmerwerks (Schwabach 1784) und aus dem 19. Jh Nordböhmisches Industriealbum (Teplitz 1874) und Gustav Trenkler, Österreichische Tuch- und Modewarenfabrication (Wien 1891). Die Uhrmacherkunst betrifft z. B. das anonym erschienene Werk Böhmische Kunstuhren auf der Sternwarte zu Prag (Prag 1863).

2.120 Die Literatur zum Transportwesen umfaßt Schriften über Straßen-, Eisenbahn-, Fluß- und Seetransport sowie über angrenzende Gebiete. Eine Reihe von Publikationen betrifft die Schiffbarkeit und Kanalbauten in den historischen böhmischen Ländern. Bemerkenswert sind die Bestände zum Eisenbahnwesen, darunter u. a. Georg Friedrich List, Das deutsche Eisenbahnsystem als Mittel zur Vervollkommenung der deutschen Industrie (Stuttgart und Tübingen 1841); Max Maria Freiherr von Weber, Die Technik des Eisenbahnbetriebes ... (Leipzig 1854); Ignaz Kohn, Eisenbahnjahrbuch (Wien 1868), Eisenbahnen in der österreich-ungarischen Monarchie (Wien 1870); Eduard von Heider, Der Bau der schieffen Brücke über den Sannfluss (Graz 1872) und Der Bau der Trocken-Docks im Arsenale des österreichischen Lloyds in Triest (Graz 1873) sowie die Österreichische Eisenbahnzeitung (Wien 1878-1914). Literatur zur Informationsübertragung betrifft sowohl die Telegraphie als auch die Sprachübertragung.

2.121 Berg- und Hüttenwesen gehören ebenfalls zu den Sammelgebieten, wobei bis zum Anfang des 19. Jhs Werke über Edel- und Farbmetalle überwiegen, später die Literatur über Eisenhütten und Kohleförderung. Aus dem 16. Jh liegen die Werke Georg Agricolas vor, so Bermannus sive de re metallica (Basel 1530), De mensuris et ponderibus libri V (Basel 1533), De re metallica libri XII (Basel 1556 und 1561), De ortu et causis subterraneorum libri V (Basel 1558) und das Bergwerck Buch (Frankfurt 1580, Basel 1620), aus dem 17. Jh Lazarus Erckers Aula subterranea domina dominantium subdita subditorum (Frankfurt 1684 und 1736). Speziell zu Böhmen besitzt die Abteilung Karl Josef Balling, Die Eisenerzeugung in Böhmen (Prag 1849); Josef Hrabák, Die Dampfmaschinen-Berechnung (Prag 1877) und zur Braunkohleförderung in Nordböhmen z. B. Alois Irmler, Eisenwerk in Klabava (Prag 1878). Deutschsprachige Periodika ergänzen den Bestand, wie z. B. die Zeitschrift des Berg- und Hüttenmännischen Vereins für Kärnten (Klagenfurt 1870-1876) und die Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem Preussischen Staate (Berlin 1854).

2.122 Im Fach Baukunst und Architektur bildet ein bemerkenswerter Altbestand den Kern der Sammlung. Beinahe alle bedeutenden Autoren des 16. und 17. Jhs sind vertreten, so Sebastiano Serlio, Il settimo libre d'architettura (Frankfurt 1575); Walther Hermann Ryff, Baukunst (Basel 1582); Joseph Furtenbach, Architectura privata ... (Augsburg 1641); Franz Liser, Architectura practica nova libri III (Frankfurt 1672); Johann Indau, Wiennerisches Architectur-Kunst- und Säulen-Buch (Wien 1686); Georg Andreas Böckler, Architectura curiosa nova (Nürnberg 1704) und Nicolaus Goldmann, Vollständige Anweisung zu der Civil-Baukunst (Leipzig 1708). Bei den ältesten Titeln ist Italienisch die am häufigsten vertretene Sprache. Seit Beginn des 19. Jhs kamen auch erste Werke über Straßen- und Kanalbau in den Bestand, seit den vierziger Jahren verstärkt über Eisenbahnbau, so z. B. Joseph M. Sganzin, Grundsätze der Strassen-, Brücken-, Kanal- und Hafenbaukunde (Regensburg 1832) und Franz Rriha, Studie über die Bewilligung von Eisenbahn-Bauten im Duxer ...Reviere (Prag 1871).

2.123 Die Literatur über Sport und Körpererziehung behandelt verschiedene Sportdisziplinen vom Alpinismus, über Ballett bis zum Schachspiel in den böhmischen Ländern, aber auch im benachbarten Ausland wie Österreich, Serbien und Kroatien. Allgemein zum Sport liegt Karl Eulers Enzyklopedisches Handbuch des gesamten Turnwesens (Wien 1894-1896) vor. Eine eigene Teilsammlung bildet die Literatur über die Reiterei und militärische Kavallerie. Zu den ältesten Werken zählen Christoph Joseph Lieb, Practica et arte di Cavalleria. Übung und Kunst des Reitens (Dresden 1616) und Georg Engelhard von Loehneyss, Della Cavalleria (Remlingen 1624). Zudem ist das Fechten mit einer Reihe von Titeln vertreten, der älteste ist Theodor Verolinius, Der Künstliche Fechter (Würzburg 1679). Einen weiteren Teil der Gruppe stellen Reisebeschreibungen und Reiseführer für Touristen sowie ethnographische Publikationen zu bestimmten Regionen. Ergänzend findet sich Literatur über die Anfänge der Photographie und des Films.

2.124 Für die übrigen Werke, die sich keinem der obigen thematischen Bereiche zuordnen lassen, läßt sich kaum eine inhaltliche Übersicht geben. Eine kleine Untergruppe bilden metrologische Werke. In der Literatur zur Meßkunst finden sich Albrecht Dürers Underweysung der Messung mit dem Zirckel ... (Nürnberg 1525 und 1538) und William Baileys Schlüssel zur Umrechnung der neuen Masse und Gewichte (Prag 1876). Ebenfalls vertreten sind einige Titel zu Wasserwirtschaft und Wasserwerken, Wasserleitungen und Kanalisation (vornehmlich mit Bezug zu Prag) sowie einige Titel zum Sammeln, zur Numismatik und Philatelie. Zu bestimmten Randbereichen liegen vereinzelte Werke in deutscher Sprache vor, so Heinrich Rapps Das Geheimnis des Steindrucks (Tübingen 1810), Joseph Gartners Kurze Belehrung über die innere Einrichtung der Orgeln (Prag 1832) und Jan Presls Die Verbreitung des Alkoholismus im Königreich Böhmen (Jicín 1901).

Karel Zeithammer

Abteilung 18 - Ars medica

2.125 Medizinische Literatur verteilt sich auf die Abteilungen 18 - Ars medica (13.164 Titel in 27.912 Bdn; Formate A-L, AA-BB), 48 - Medicina nationalis (fremdsprachige Werke in Böhmen oder Mähren gedruckt) und 54 - Bibliotheca bohemica (tschechische Werke). Die 13.164 historischen Titel in der Abteilung 18 verteilen sich auf 431 Titel (3,3 Prozent) aus dem 16. Jh, 1083 Titel (8,2 Prozent) aus dem 17. Jh, 1911 Titel (14,5 Prozent) aus dem 18. Jh und 9739 Titel (74 Prozent) aus dem 19. Jh.

2.126 In deutscher Sprache liegen 9498 Titel vor (72,2 Prozent), in lateinischer 2402 Titel (18,3 Prozent), in französischer 599 (4,6 Prozent), in englischer 232 (1,8 Prozent), in italienischer 167 (1,3 Prozent), in russischer 92 (0,7 Prozent) sowie in anderen Sprachen 174 Titel (1,3 Prozent). Andere Sprachen sind z. B. vertreten durch Polnisch, Slowenisch, Ungarisch, Griechisch und Spanisch. Bei den ältesten Titeln dominiert Latein; aus dem 16. Jh liegen 87 Prozent der Titel in lateinischer Sprache vor und 10,4 Prozent in deutscher. Aus dem 17. Jh sind 79 Prozent in lateinischer Sprache gegenüber 15,6 Prozent in deutscher. Seit dem 18. Jh überwiegen deutschsprachige Titel mit 56,2 Prozent im Vergleich zu 35,2 Prozent lateinischen. Im 19. Jh sind es 84,3 Prozent deutsche Titel und 5,1 Prozent lateinische.

2.127 Bei den Germanica sind die ältesten lateinischen Titel Magnus Hundts Anthropologia de hominis dignitate, natura et proprietatibus (Leipzig 1501), die lateinische Übersetzung des arabischen Arztes Messuë Opera (Basel 1502), Niccolo Bertuccios Collectorium artis medicae tam practicae quam speculativae (Köln 1508), Johann Guenthers Anatomicarum institutionum ex Galeni sententia libri IIII (Basel 1509), die lateinische Übersetzung des arabischen Arztes Zahráví Liber theoricae nec non practicae Alsakaravii (Augsburg 1519) sowie Andreas Vesalius' De humani corporis fabrica libri septem (Basel 1543 und 1555). Die ältesten deutschsprachigen Titel sind Hieronymus Brunschwygks Liber de arte Distillandi de Compositis, Das Buch der waren Kunst zu distillieren (Straßburg 1512), Hans von Gersdorffs Feldbuch der Wundarznei (Straßburg 1517), Bartolomeus Vogters Wie man alle Gebresten und Kranckhaiten des menschlichen Leibes vertreiben soll (Augsburg 1531), Andreas Vesalius' Anatomia (Basel 1551) in deutscher Übersetzung, Walther Hermann Ryffs Kurzes Handbüchlein über experimentierte Arzneyen (Frankfurt 1551), Paracelsus' Von der Bergsucht ... (Basel 1567), Christoph Wirsungs Ein neues Artzneybuch (Heidelberg 1568) und eine Anatomie in Tafeln (Basel 1568).

2.128 Zur mittelalterlichen Medizin finden sich neben den bereits genannten Werken Laurentius Phrysens Defensio Avicennae (Straßburg 1530), Andreas Vesalius' Paraphrasis Rhazae ... (Basel 1537), Messuës De re medica (Basel 1548), De morbis internis (Basel 1551), Medicina Salernitana (Basel 1559), Godefridus Verstegs Ars medica Galeni (Frankfurt 1606) und Medicina Salernitana nova et melior (Basel 1612).

2.129 Unter den Titeln des 16. und 17. Jhs befinden sich theologisch-medizinische sowie astronomische Schriften, wie z. B. Albertus Magnus' De secretis mulierum (Straßburg 1580), Robert Fludds Medicina catholica (Frankfurt 1629), Michael Albertis Specimen medicinae theologicae (Halle und Magdeburg 1726) und Georg Tannstetters Artificium de applicatione astrologiae ad medicinem (Straßburg 1531). Einige der im 16. und 17. Jh gedruckten Werke begründeten Fachdisziplinen wie die Anatomie, Chirurgie, Innere Medizin, Epidemiologie, Geburtshilfe und Gynäkologie, Balneologie, Pharmakologie, Militärmedizin, Diagnostik und Therapie. Unter den Werken über Gifte und Gegengifte ist Johann Jakob Weckers Antidotarium generale (Basel 1601), unter den ersten Werken über das Gesundheitswesen sind Maciej z Mechova, De conservatione hominis sanitate (Krakau 1535); Bruno Seidel, De ebrietate libri tres ... (Hanau 1594) und Leonard (Leys) Lessius, Kunst lang zu leben ... (Augsburg 1697).

2.130 Seit Ende des 18. Jhs wurden auch medizinische Fachzeitschriften gesammelt; viele der im 19. Jh begründeten erscheinen bis heute. Seit dem ausgehenden 18. Jh wurden medizinische Dissertationen sowohl von Absolventen der Medizinischen Fakultät an der Prager Universität als auch von ausländischen Fakultäten in dieser Abteilung zusammengetragen.

2.131 Von den insgesamt 13.164 vorliegenden Titeln tfallen auf Anatomie und Histologie 794 (6 Prozent), Physiologie 386 (2,9 Prozent), pathologische Anatomie 706 (5,4 Prozent), pathologische und experimentelle Physiologie 146 (1,1 Prozent), Chemie und Toxikologie 159 (1,2 Prozent), Embryologie und Teratologie 96 (0,7 Prozent) sowie auf Mikrobiologie und Bakteriologie 73 (0,5 Prozent). Zur Inneren Medizin liegen vor 645 Titel (4,9 Prozent), zu Infektionskrankheiten und Epidemiologie 448 (3,4 Prozent), Neurologie 309 (2,3 Prozent), Psychiatrie 175 (1,3 Prozent), Pädiatrie 97 (0,7 Prozent), praktische Medizin 141 (1,1 Prozent), Chirurgie 840 (6,4 Prozent), Orthopädie 188 (1,4 Prozent), Augenheilkunde 288 (2,2 Prozent), Oto-, Rhino-, Laryngologie 172 (1,3 Prozent), Dermatologie 84 (0,6 Prozent), Venerologie 119 (0,9 Prozent), Geburtshilfe und Gynäkologie 496 (3,8 Prozent), Stomatologie 68 (0,5 Prozent), Gerichtsmedizin 113 (0,9 Prozent), zu öffentlichem Gesundheitswesen und Hygiene 265 (2 Prozent), Pharmakologie 596 (4,5 Prozent), Militärmedizin 61 (0,5 Prozent), Balneologie 590 (4,5 Prozent) und Veterinärmedizin 90 (0,7 Prozent). 271 Titel (2,1 Prozent) besitzen Handbuchcharakter, 236 (1,8 Prozent) sind Berichte und Jahrbücher, 1221 (9,3 Prozent) Dissertationen, 183 (1,4 Prozent) fachspezifische Zeitschriften, 189 (1,4 Prozent) fachübergreifende Zeitschriften, 850 (6,5 Prozent) fachübergreifende oder allgemeinmedizinische Schriften, 160 (1,2 Prozent) historische Abhandlungen und Biographien, 126 (ein Prozent) enzyklopädische Werke. 43 Titel (0,3 Prozent) beziehen sich auf die Krankenpflege, 333 (2,5 Prozent) auf Diagnostik, 438 (3,3 Prozent) auf Therapie und Heilmethoden. Weitere 969 Titel (7,4 Prozent) sind keiner dieser Gruppen zuzuordnen.

2.132 Im Vergleich sind anatomische Schriften im 16. Jh häufig vertreten (7,2 Prozent des Bestandes). Seit dem 17. Jh fällt der relative Anteil. Als Beispiele seien genannt Andreas Vesalius' De humani corporis fabrica libri septem (Basel 1543), Johann Guenthers De medicina veteri (Straßburg 1571), eine Anatomie in Tafeln (Basel 1564) sowie Volcherus Coiters Tabulae externarum et internarum principalium humani corporis partium (Nürnberg 1576). Von den anatomischen Grundwerken des 19. Jhs sind die bedeutendsten Joseph Hyrtls Handbuch der topographischen Anatomie (Wien 1847) und das Lehrbuch der Anatomie des Menschen (Wien 1867). Seit Ende des 18. Jhs, vermehrt aber im 19. Jh, erschienen histologische Werke.

2.133 Der Anteil physiologischer Schriften stieg bis zum 19. Jh langsam an. Drei Viertel des Bestandes stammen aus dem 19. Jh. Zu den ältesten physiologischen Werken gehören Leonhard Fuchs, Humani corporis fabrica (Tübingen 1551); Joseph (Struss) Struthius, Pulsum doctrina (Basel 1602); William Harvey, Exercitatio anatomica de motu cordis et sanguinis in animalibus (Frankfurt 1628); Joannes Marcus Marci, De pulsu (Prag 1642); Gottfried Moebius, Fundamenta medicinae physiologica (Jena 1661), in dessen Titel erstmalig der Begriff Physiologie Anwendung findet; Georg Wolfgang Wedel, Physiologia medica (Jena 1680); Luca Tozzi, Curiosa ex physiologia (Heidelberg 1702); Georg Ernest Stahl, Theoria medica vera, physiologiam et pathologiam ...sistens (Halle 1708) und Georg Erhard Hamberger, Physiologia medica (Jena 1751). Vom Begründer der modernen Physiologie, Albrecht von Haller, stammt der Titel Elementa physiologiae corporis humani (Lausanne 1757-1766). Von den späteren Werken seien genannt Jirí (Georg) Prochaska, Physiologie (Prag 1797) und Ernst Daniel A. Bartels, Die Respiration als vom Gehirn abhängige Bewegung und als chemischer Prozess (Breslau 1813).

2.134 Pathologisch-anatomische Abhandlungen zählen zu den anatomischen Werken; die ältesten waren zugleich auch chirurgische Werke wie z. B. Johann Lonaeus Boschs De vulneribus (Ingolstadt 1596). Die späteren Schriften sind eher pathologisch-anatomischen Charakters, so beispielsweise Johann Friedrich Cartheusers Fundamenta pathologiae et therapiae (Frankfurt/Oder 1758-1762) und Christoph Wilhelm Hufelands Pathologie (Jena 1799). Aus dem 19. Jh stammen Grundlagenwerke und Handbücher zu diesem Fachgebiet, so Johann Friedrich Meckels Handbuch der allgemeinen pathologischen Anatomie (Leipzig 1812-1813), Karl Rokitanskis Handbuch der allgemeinen pathologischen Anatomie (1. Teil, Wien 1846) sowie Rudolf Virchows Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie (Erlangen 1854-1862) und Die Cellularpathologie in ihrer Begründung (Berlin 1858). Werke zur experimentellen und pathologischen Physiologie erschienen seit dem 18. Jh, vermehrt aber im 19. Jh, als die Kenntnisse über Physiologie, Chemie und Physik erweitert und Experimente mit elektrischem Strom begonnen wurden. Genannt seien beispielsweise Albrecht von Hallers Opuscula pathologica (Göttingen 1762), Johann Gottlieb Schäffers Die elektrische Medicin ... (Regensburg 1766) und Christian August Struves Electricitätslehre (Breslau und Leipzig 1802).

2.135 Die medizinische Chemie wurde als Fachgebiet erst im 19. Jh konstituiert. Bis zu dieser Zeit war die Chemie eher alchemistischen Charakters. Die Chemie befaßte sich damals mit der Medikamentenvorbereitung, so in den Übersetzungen des byzantinischen Arztes Nicolaus Myrepsus aus dem 13. Jh aus dem Griechischen Medicamentorum opus (Basel 1549) und De compositione medicamentorum opus (Basel 1560) sowie Paracelsus' Modus pharmacendi (Basel 1562). Aus der Reihe der alchemistischen Schriften weicht Johann Hartmanns Praxis chymiatrica (Genf 1582) ab. Zudem entwickelte sich im 18. Jh ein Interesse an der Toxikologie. Beispielsweise liegen vor Joseph Jakob von Plencks Toxicologia sive doctrina de venenis et antidotis (Wien 1785), Joseph Franks Handbuch der Toxikologie (Wien 1800) und Peter Joseph Schneiders Über die Gifte (Würzburg 1815).

2.136 Die Embryologie entwickelte sich im Laufe des 19. Jhs zur selbständigen wissenschaftlichen Disziplin. Ältere Werke beschreiben oft frühgeborene Embryonen und Föten sowie Mißbildungen, so in Caspar Bauhins De hermaphroditorum monstrosorumque partuum natura (Oppenheim 1614), Christian Friedrich Garmanns Homo ex ovo (Chemnitz 1672) und Martin Schurigs Embryologia historico-medica (Dresden 1732). Die Mikrobiologie und die Bakteriologie entstanden ebenfalls erst im 19. Jh als Disziplinen. Aus dieser Zeit stammen die vorliegenden 73 Titel.

2.137 Bei der Inneren Medizin handelt es sich um eine inhaltlich breit gefächerte Disziplin, von der sich nach und nach vor allem im 19. Jh einige neue Disziplinen abspalteten. Die Anzahl der Titel beträgt 645 (ca. 5 Prozent). Mit Ausnahme der Schriften antiker Autoren und lateinischer Übersetzungen von Schriften arabischer Ärzte (wie z. B. die lateinischen Übersetzungen Messuës) wurden im 16. Jh bereits Werke zeitgenössischer Autoren gedruckt, so Johann Jakob Weckers Syntaxis medicinae utriusque (Basel 1567), Leoncavallo Vettoris Practica medicinalis (Ingolstadt 1545) und Giovanni Argentarios De morbis internis (Lyon 1558) sowie Blaise (Hollerius) Hollers De morbis internis (Straßburg 1603) und Johann Andreas Schlegels De podagra (Erfurt 1687). Aus dem 18. Jh liegen fachlich spezialisierte Werke vor, z. B. Václav Trnka z Krovic (Wenzel Trnka von Krokwitz), De diabete (Wien 1778) und Historia cardialgiae (Wien 1785).

2.138 Infektionskrankheiten, vor allem Epidemien, wurden in relativ vielen Werken seit dem 16. Jh behandelt. Eine deutsche Ausgabe über die Pest ist z. B. Thomas Jordanus' Pestis phaenomena ... (Frankfurt 1576). Die Pocken (Blattern) werden ebenfalls häufig beschrieben. Präventionsmaßnahmen gegen Seuchen behandeln die Raths der Stadt Leipzig Ordnung bei ansteckenden Seuchen (Leipzig 1680) und die Infektionsordnung im Herzogtum Ober- und Nieder-Schlesien (Breslau 1656). Zu den Cholera-Epidemien im 18. und 19. Jh liegen zahlreiche zeitgenössische Werke vor. Die erste Abhandlung über Lungentuberkulose verfaßte Paracelsus (Lungensucht, Basel 1563). Umfassende Gesamtwerke über Infektionskrankheiten erschienen im 19. Jh.

2.139 Die Neurologie spaltete sich von der Inneren Medizin im 19. Jh ab. 90 Prozent der neurologischen Titel stammen aus diesem Zeitraum. Von den älteren Schriften seien genannt Herman Boerhaaves Prelectiones academicae de morbis nervorum ... (Leyden 1761) und Franz Ambros Reuss' Versuch einer Einleitung in die allgemeine Pathologie der Nerven (Prag 1788). Die Entwicklung der Bestände zur Psychiatrie ist mit der der Bestände zur Neurologie vergleichbar. Aus dem 19. Jh liegen vor J. Guislains Neue Lehre von den Geistesstörungen, übersetzt aus dem Französischen (Nürnberg 1838) und G. H. von Schuberts Die Krankheiten und Störungen der menschlichen Seele (Stuttgart und Tübingen 1845).

2.140 Die Pädiatrie als selbständige Disziplin twickelte sich seit Beginn des 19. Jhs, doch auch ältere Autoren widmeten sich den Kinderkrankheiten, wie z. B. Vittorio Vettoris De aegrotidinibus infantum tractatus (Ingolstadt 1545) und Christoph Jakob Mellins Der Kinderarzt (Altenburg 1781). Als klassisches Werk der Pädiatrie gilt Karl Bernard Fleischs Handbuch über die Krankheiten der Kinder (Leipzig 1803-1812).

2.141 Die praktische Medizin entwickelte sich parallel zur inneren, ihr Bestandsumfang ist jedoch größer. Von den ältesten deutschen Ausgaben seien genannt Bartolomeus Vogters Wie man alle Gebresten und Kranckhaiten ...vertreiben soll (Augsburg 1531), Walther Hermann Ryffs Handbuch gemeiner Praxis der ganzen Leibarzney (Straßburg 1541), Vittorio Vettoris Practica medicinalis sive de medendis morbis membrorum omnium totius corporis humani liber (Ingolstadt 1545), Christoph Wirsungs Ein new Arzneybuch ... (Neustadt a. d. Haardt 1588 und 1597), Geronimo Mercurialis' Medecina practica, seu de cognoscendis ... omnibus affectibus, libri V (Frankfurt 1602), Benedictus Victorius' New Arzney Büchlein (Frankfurt 1602), Alessandro Massarias Practica medica (Frankfurt 1609), Israel Hiebners Vollkommene Kur und Heilung aller Kranckheiten (Erfurt 1651), Johann Helfrich Juengkens Praxis medica (Nürnberg 1689), Vademecum modernae praxeos medicae (Nürnberg 1707), Conspectus therapiae (Nürnberg 1725) sowie Johann Dolaeus' Encyclopaedia chirurgica rationalis (Venedig 1690) und seine Encyclopaedia medica dogmatica (Frankfurt a. M. [1691]). Überdies sind zeitgenössische Rezept- und Handbücher bei der praktischen Medizin eingereiht.

2.142 Die Chirurgie wurde bis zum Ende des 18. Jhs von Wundärzten (Feldschern) durchgeführt, die auch eine Reihe bedeutender Werke zur Chirurgie im 16., 17. und 18. Jh verfaßten. Die chirurgische Literatur bildet den größten Teil des historischen Bestandes der Abteilung. Zu den bedeutenden historischen Titeln gehören Walther Hermann Ryffs Grosse Chirurgei, oder vollkommene Wundarzney (Frankfurt 1559), Andrea Vesalius' Chirurgia magna (Basel 1568), Paracelsus' Chirurgia magna (Basel 1573), Gregor Zechendorfers Gründliche und rechte Underweisung der Chirurgie oder Wundarzney (Frankfurt 1574), Ambroise Parés Opera chirurgica in deutscher Übersetzung (Frankfurt 1594), Hildanus Fabricius' Wundarzney (Frankfurt a. M. 1652), Johann Dolaeus' Encyclopaedia chirurgica rationalis ... (Venedig 1690), Matthäus Gottfried Purmanns Chirurgia curiosa (Jena 1716) und Lorenz Heisters Chirurgie ... (Nürnberg 1731).

2.143 Die Orthopädie entwickelte sich aus der Chirurgie erst am Ende des 19. Jhs, auch wenn Schriften über die Pathologie der Bewegungsorgane schon früher herausgegeben wurden. Es liegen u. a. vor John Aitkens Beinbrüche und Luxationen in deutscher Übersetzung (Nürnberg 1793) und als Grundlagenwerk Levis A. Sayres Über orthopädische Chirurgie und Gelenkkrankheiten (Wiesbaden 1886), übersetzt aus dem Englischen.

2.144 Die Augenheilkunde twickelte sich als selbständiges Fach ebenfalls im 19. Jh, aus dem 90 Prozent aller Titel mit ophthalmologischer Thematik stammen. Von den ältesten Titeln seien genannt Georg Bartischs Augendienst (Dresden 1583), Herman Boerhaaves Praelectiones publicae de morbis oculorum ... (Göttingen 1750) und Joseph Jakob von Plencks Doctrina de morbis oculorum (Wien 1783). Grundlagenwerke des Fachs erschienen seit Beginn des 19. Jhs. Die Oto-, Rhino-, Laryngologie (Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde) formierte sich als selbständiges Fach im Laufe des 19. Jhs, aus dem auch die Grundlagenwerke vorliegen. Früher herausgegebene Schriften befaßten sich zumeist mit Ohrenkrankheiten und Gehörverlusten.

2.145 Auch die Dermatologie wurde im Verlauf des 19. Jhs ein eigenständiges Fach. So liegen 90 Prozent der Titel aus dem 19. Jh vor; ältere Schriften sind z. B. Geronimo Mercurialis' De morbis cutaneis libri II (Basel 1576), Joseph Jakob von Plencks Doctrina de morbis cutaneis (Wien 1783) und Robert Willans Die Hautkrankheiten (Breslau 1806-1816) in deutscher Übersetzung. Das Interesse für die Venerologie weckten die Syphilis-Epidemien im 15. und 16. Jh. Aus dieser Zeit liegt u. a. vor Benedetto (Victorius) Vettoris De morbo gallico (Basel 1557).

2.146 Die Geburtshilfe bestand als medizinische Disziplin seit der Antike. Die Kenntnisse ägyptischer, griechischer und arabischer Ärzte (wie Galenus, Soranus von Efes, Avicenna, Rházas) sind in Handschriften und den ältesten gedruckten Titeln in lateinischen Übersetzungen aus dem 16. und 17. Jh überliefert. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde die Geburtshilfe ausschließlich durch Hebammen geleistet. Zum Zweck ihrer Ausbildung dienten Lehrbücher, so z. B. Eucharius Roeslins Der schwangeren Frawen und Hebammen Rosengarten (Worms 1513), Rhodion Euchards De partu hominis et quae circa ipsum accidunt de parturiendum morbis (Frankfurt 1554) und Jacob Ruffs Hebammenbuch (Zürich 1580) sowie aus dem 18. Jh Justine Siegemundins Ein höchst nötiger Unterricht von schweren und unrecht stehenden Geburten (Berlin 1723). Wundärzte publizierten gleichfalls ihre Kenntnisse über Physiologie und Pathologie der Schwangerschaft und Geburt, u. a. in Johann Guenthers Gynaecicorum commentarius, de gravidarum, parturientum et infantum cura (Straßburg 1606) und in deutschen Übersetzungen von André Levret Kunst der Geburtshilfe (Leipzig 1772), Schwere Geburten (Leipzig 1758) und Vorurtheile gegen Hebammen (Leipzig 1776). Seit dem 18. Jh war die Geburtshilfe eine etablierte medizinische Disziplin, die an medizinischen Fakultäten unterrichtet wurde, z. B. in Prag seit 1753. Außerdem wurden Universitäts-Entbindungskliniken eingerichtet und Lehrbücher für Medizinstudenten herausgegeben, wie Johann Georg Roederers Oratio de artibus obstetricis (Göttingen 1752), Friedrich Benjamin Osianders Lehrbuch der Entbindungskunst (Göttingen 1799), Bernhard Nathaniel Schregers Die Werkzeuge der älteren und neueren Entbindungskunst (Erlangen 1799), Johann Lucas Boërs Abhandlungen und Versuche einer neuen, einfachen und naturgemäßen Geburtshülfe ... (Wien 1810-1817) und Jan Antonín Jungmanns Lehrbuch der Geburtshilfe (Prag 1812).

2.147 Die Gynäkologie entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jhs aus der Chirurgie und gliederte sich später der Geburtshilfe an. Erste Schriften über Krankheiten weiblicher Geschlechtsorgane sind jedoch älter, so Thaddäus Dunus' Mulierum morborum omnis genesis remedia (Straßburg 1565), Geronimo Mercurialis' De morbis mulieribus praelectiones (Basel 1582) und Philip Frauendorfers Opusculum de morbis mulierum (Nürnberg 1686). Gesamtschriften erschienen erst im 19. Jh wie Karl Gustav Carus' Gynäkologie (Leipzig 1820) und Charles Mansfield Clarkes Krankheiten der Weiber in deutscher Übersetzung (Hannover 1818).

2.148 Alte Drucke mit stomatologischer Thematik sind eher selten, z. B. Philipp Pfaffs Abhandlungen von den Zähnen des menschlichen Körpers ... (Berlin 1756), Adam Anton Brunners Einleitung zur nöthigen Wissenschaft eines Zahnarztes (Wien 1766) und Joseph Jakob von Plencks Doctrina de morbis dentium et gingivarum (Wien 1783). Grundwerke wie Jean de la Forgues Die Zahnarzneikunde in ihrem ganzen Umfange (Leipzig 1803) erschienen seit Beginn des 19. Jhs.

2.149 Der Gerichtsmedizin wurde seit Beginn des 18. Jhs Aufmerksamkeit zuteil. Als ihr Begründer gilt Paolo Zacchias, von dem als deutsche Ausgabe Questiones medico-legales libri III (Nürnberg 1726) vorliegt. Weitere gerichtsmedizinische Titel sind Johann Franz Löw von Erlsfelds Teatrum medico-juridicum (Nürnberg 1725), Friedrich Christian Daniels Sammlung medicinischer Gutachten (Leipzig 1776), Adam Brendls Medicina legalis sive forensis (Hannover 1788) und Adam Kaspar Hesselbachs Handbuch für gerichtliche Aerzte ... (Würzburg 1812). Ferner wurden Schriften über die Anwendung anderer naturwissenschaftlicher Kenntnisse in der Gerichtsmedizin herausgegeben. Handbücher aus dem 19. Jh sind vertreten durch Johann Ludwig Caspers Praktisches Handbuch der gerichtlichen Medicin (Berlin 1857) und Karl Wilhelm Idelers Lehrbuch der gerichtlichen Psychologie (Berlin 1857).

2.150 Mehr als 75 Prozent der vorhandenen Titel über das öffentliche Gesundheitswesen und über die Hygiene erschienen im 19. Jh. Älter sind Johann Peter Franks Medicinische Polizei (Baden-Baden 1799) und William Blacks Sterblichkeit in deutscher Übersetzung (Leipzig 1789). Im 19. Jh erschienen Standardwerke, z. B. Friedrich Georg Mosts Encyklopädie der gesammten Staatsarzneykunde (Leipzig 1838-1840) und Friedrich Oesterlebens Handbuch der Hygiene (Tübingen 1851) sowie das Handbuch der medicinischen Statistik (Tübingen 1864).

2.151 Bemerkenswert alt sind die Titel zu Pharmakologie, Heilmittelzubereitung und -verschreibung sowie zur Wirkung von Medikamenten. 8,8 Prozent der Titel stammen aus dem 16. Jh, 12,4 Prozent aus dem 17. Jh. Der älteste Titel ist Laurentius (Frisen) Phrysens Spiegel der Arzney (Straßburg 1518); es folgen Nicolaus Myrepsus' Medicamentorum opus (Basel 1549) in einer Übersetzung aus dem Griechischen, Nicolaus Acerius' Newe ausgerüstete deutsche Apotheck (Straßburg 1602), Walther Hermann Ryffs Deutsche Apotheke (Frankfurt 1573), Pharmakopoeia (Frankfurt 1573 und 1580), Johann Freitags De opii natura (Groningen 1632) und Samuel Dales Pharmacologia (Bremen 1713).

2.152 Für die Militärmedizin erschienen seit dem 16. Jh bedeutende Werke zur Behandlung von Verletzungen. Ausschließlich militärische Erkrankungen werden beschrieben in Hans von Gersdorfs Feldbuch der Wundarzney (Straßburg 1517) und Johann Martin Minderers Medicina militaris (Nürnberg 1620). Spätere Titel sind Giovanni Alessandro Brambillas Reglement für die Feldchirurgen (Wien 1794) und Dominique Jean Larreys Mémoire de médecin militaire (Leipzig 1819) in deutscher Übersetzung.

2.153 Die Balneologie ist seit dem 16. Jh ein häufiges Thema medizinischer Abhandlungen. Die größte Zahl der Titel stammt aus dem 18. Jh. Die ältesten Titel sind Johann Guenther, Commentarius de balneis et aquis ... (Straßburg 1565) und Gottwald Schuster, Hydrologia mineralis medica ... (Chemnitz 1746). Vom Anfang des 19. Jhs liegt eine Reihe von Abhandlungen zu den westböhmischen Bädern Karlovy Vary [Karlsbad], Mariánské Lázne [Marienbad], Františkovy Lázne [Franzensbad], Bílina [Bilin] und Teplice [Teplitz] von Franz Ambros Reuss vor.

2.154 Werke zur Veterinärmedizin sind eher selten. Der älteste Titel ist Johannes (Blasius) Blaes' Zootomia seu anatomes variarum animalium (Amsterdam 1691). Spätere Werke behandeln vornehmlich die Zucht von Nutztieren, hauptsächlich Pferden, und ansteckende Tierkrankheiten.

2.155 Etwa 2 Prozent der Titel besitzen medizinischen Handbuchcharakter. Zu ihnen gehören auch Rezeptbücher und Titel diversen Inhalts, z. B. Kaspar Wolf, Viaticum novum de omnium fere particularium morborum curatione (Zürich 1578); Andreas Buxbaum, Catechis medica (Merseburg 1695); Johann Helfrich Juengken, Vademecum modernae praxeos medicae (Nürnberg 1707) und Conspectus therapiae (Nürnberg 1725).

2.156 Berichte und Jahrbücher liegen zumeist aus dem 19. Jh vor, weniger aus dem 18. Jh. Es handelt sich um Berichte über wissenschaftliche Forschungen in Universitätsinstituten und über die Arbeit in großen Krankenhäusern. Dissertationen, vornehmlich der Prager Medizinischen Fakultät, kamen ab dem Ende des 18. Jhs in den Bestand. Sie waren der Pathogenese einzelner Krankheiten sowie den Untersuchungs- und Heilmethoden gewidmet. Eine der ältesten Dissertationen stammt von Jacob Forberger, De pulsu et eius usu (Prag 1642). Dissertationen von anderen Fakultäten liegen z. B. vor aus Bonn, Halle, Jena, Leipzig und Wien.

2.157 Allgemeine und fachübergreifende Werke machen 6,4 Prozent des historischen Bestandes aus. Aus dem 16. Jh stammen davon 22,5 Prozent, aus dem 17. Jh 17,5 Prozent, aus dem 18. Jh 13,9 Prozent und aus dem 19. Jh 3 Prozent. Zu den ältesten Titeln gehören z. B. Julius Alessandrinis Dialogus de medecina et medico (Zürich 1557), Antonio Fumanellis Opera multa et varia cum ad tuendam sanitatem, tum ... (Zürich 1557), Vittore Trincavellas Consilia medica (Basel 1586), Johann Langes Medicionalium epistolarum miscellanea (Hanau 1605), Reiner Solenders Consiliorum medicinalium sectiones ... (Hanau 1609) und Gottfried Moebius' Fundamenta medicinae physiologica (Jena 1661). Medizingeschichtliche Abhandlungen finden sich aus dem 16. bis 19. Jh. In der Regel handelt es sich bei den Ausgaben des 16. und 17. Jhs um kommentierte Werke antiker Autoren. Zur Krankenpflege liegen nur wenige Titel vor (0,3 Prozent) - einzelne aus dem 18. Jh, die meisten aus dem 19. Jh.

2.158 Der Krankheitsdiagnostik wurden bereits im 16. Jh relativ viele Werke gewidmet, so Leonhard Fuchs' Methodus seu ratio compendiaria perveniendi ... (Basel 1545), Leonard Thurneissers Harnproben (Basel 1571) und Werner Rolfincks Methodus cognoscendi (Jena 1656). Die Titelzahl zur Diagnostik wuchs im 19. Jh in bemerkenswertem Umfang durch die Verknüpfung verschiedener naturwissenschaftlicher, medizinischer und technischer Disziplinen. Auch Therapieformen wurden bereits seit dem 16. Jh beschrieben, aber 70 Prozent der Titel stammen aus dem 19. Jh. Zu den ältesten Werken gehören Laurentius (Phrysen) Frisens Spiegel der Artzney (Straßburg 1532), Johann Helfrich Juengkens Conspectus therapiae (Nürnberg 1725) und Gottfried Eisenmanns Prüfung der Homöopathie (Erlangen 1836).

2.159 Die Untergruppe Historische Abhandlungen und biographische Werke ist mit ihren 126 Titeln eher klein, doch sind in ihr wichtige Schriften seit dem 16. Jh vertreten. Als Beispiele seien genannt Andreas und Jacob Gessners De chirurgia scriptores optimi quique veteres ... (Zürich 1555), Johann Guenthers De medicina veteri (Straßburg 1571) und aus dem 19. Jh Julius Pagels Einführung in die Geschichte der Medizin (Berlin 1888).

2.160 Enzyklopädische Werke zur Medizin erschienen seit dem 17. Jh, so u. a. Johann Dolaeus' Encyclopaedia medica et chirurgica (Heidelberg 1695) und Jean Riolans Universae medicinae compendium (Basel 1601). Aus dem 18. Jh stammen z. B. Sammlung auserlesener Wahrnehmungen aus der Arzney-Wissenschaft (Bde 1-4, Frankfurt und Leipzig 1757-1760; Bde 5-9, Straßburg 1761-1765) und Johann August Unzers Medizinisches Handbuch (Leipzig 1778).

2.161 Zur Untergruppe Übriges zählen unter der Rubrik Opera omnia Ausgaben von Hippokrates, Aristoteles und Albertus Magnus sowie Magnus Hundts Anthropologia de hominis dignitate, natura et proprietatibus (Leipzig 1501), Lievens Lemmens Wunderbarliche Geheimnisse der Natur in des Menschen Leib und Seel ... (Leipzig 1580) und sein De habitu et constitutione corporis ... (Frankfurt 1591); zur Ernährung und Diätetik Bartolomeus Hubners Von allerhand Speisen und Getränck (Erfurt 1603) und Johann Sigismund Elsholtz' Diaeteticon, das ist neues Tischbuch ... (Köln und Breslau 1682) sowie aus anderen Gebieten Joannes Marcus Marcis Philosophia (Nürnberg 1683) und Johann Ernst Hebenstreits De homine sano et aegro (Leipzig 1753). Hier eingeordnet wurden auch Werke für kirchliche Würdenträger und weltliche Herrscher, die oft von ihren Leibärzten verfaßt waren, so z. B. Evonymus Philatros' Ein kostlicher theuer Schatz (Zürich 1555), Johann Bewerwycks Schatz der Gesundheit (Amsterdam 1671), Leonard Lessius' Kunst lang zu leben ... (Augsburg 1697) und Christoph Wilhelm Hufelands Kunst das menschliche Leben zu verlängern (Jena 1786). Andere Werke betreffen die Reformen des Medizinstudiums und des Gesundheitswesens, so Anton Stoercks Instituta facultatis medicae (Wien 1775).

2.162 Im historischen Bestand machen fachspezifische medizinische und fachübergreifende Zeitschriften mit 372 Titeln 2,8 Prozent aus. Sie stammen zu 97,4 Prozent aus dem 19. Jh. Die ältesten stammen aus dem 18. Jh, so Acta medicorum Berolinensium (1717-1731), Journal der Erfindungen in der Medizin (1792-1812) und (C. W. Hufeland's) Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzney (1795-1841). Von den Zeitschriften des 19. Jhs liegen in der Bibliothek u. a. vor Zeitschrift für Staatsarzneikunde (1821-1864), Lancet (1830-, 443 Bde), Archiv für Anatomie (1834-1920, 156 Bde), Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie (1847-, 402 Bde), Archiv für klinische Medizin (1866-), Deutsche medicinische Wochenschrift (1876-) und Wiener klinische Wochenschrift (1888-).

František Mack

Abteilung 19 - Geographia

2.163 Die Abteilung umfaßt annähernd 6640 Titel des 16. bis 19. Jhs aus verschiedenen Gebieten der Geographie (Formate A-M, AA-HH, ZZ). Der Großteil stammt aus dem 19. Jh (ca. 4993 Titel oder 75,2 Prozent), je 11 Prozent aus dem 17. und 18. Jh (je ca. 730 Titel) und 2,8 Prozent aus dem 16. Jh (ca. 186 Titel). Deutschsprachige Werke machen mit 68,6 Prozent (ca. 4555 Titel) den Großteil aus, gefolgt von französischen (9,2 Prozent, 610 Titel), lateinischen (7,4 Prozent, 491 Titel), glischen (5,3 Prozent, 552 Titel) und denen in slawischen Sprachen (4,4 Prozent, 292 Titel; ausgenommen Tschechisch, vornehmlich Russisch, Polnisch und Serbokroatisch), ferner sind vertreten Italienisch (3,9 Prozent, 259 Titel), Ungarisch (0,7 Prozent, 46 Titel) und weitere Sprachen wie Griechisch, Dänisch u. a. (zusammen 0,5 Prozent, 33 Titel).

2.164 Den Gattungen nach finden sich Monographien, Reisebeschreibungen, Reiseführer und Reisetagebücher, Atlanten, Karten, Bildpublikationen und Wörterbücher sowie Zeitschriften. Inhaltlich gliedern sich die Werke in Regionalgeographie, Reiseführer und Reiseliteratur einschließlich Bildpublikationen (59,7 Prozent, 3944 Titel); allgemeine und mathematische Geographie, Bibliographien und Wörterbücher (11 Prozent, 736 Titel); Sozialgeographie mit den Schwerpunkten Ethnologie und Ethnographie, ökonomische Geographie, Wohngeographie und Statistik (10,8 Prozent, 721 Titel); Atlanten, geographische Karten sowie theoretische Schriften zur Kartographie und Geodäsie (6,3 Prozent, 422 Titel); physische Geographie (6,2 Prozent, 416 Titel); historische Geographie (5,7 Prozent, 378 Titel) und militärische Geographie (0,3 Prozent, 23 Titel). Der Großteil der Werke hat Bezug zur Geographie der österreichisch-ungarischen Monarchie, etwa 10 Prozent haben Bezug zu den historischen böhmischen Ländern.

2.165 Den größten Bestandsanteil in der Abteilung haben Werke zur regionalen Geographie einzelner Staaten oder Landesteile, Reisebeschreibungen einschließlich Entdeckerliteratur sowie Reiseführer und Bildpublikationen. Zur Regionalgeographie gehören Werke wie Olfert Dappers Umbständliche und eigentliche Beschreibung von Africa ... (Amsterdam 1670-1671), Die unbekannte Neue Welt (Amsterdam 1673) und Umbständliche und eigentliche Beschreibung von Asia ... (Nürnberg 1681), Athanasius Kirchers China monumentis ...illustrata (Amsterdam 1667) und Johann Hübners Allgemeine Geographie aller vier Welt-Theile (Dresden und Leipzig 1761). Die Geographie der böhmischen Länder betreffen Pavel Stránský, Respublica Bohemiae (Leyden 1634 u. a. Ausgaben) sowie De Respublica Bojema (Leyden 1643); Johann Joseph Polt, Handbuch der Geographie von Böhmen (Prag 1813); Anton Ficker, Die Bevölkerung des Königreichs Böhmen (Wien 1864) und Anton von Ruthner, Das Königreich Böhmen, die Markgrafschaft Mähren und das Herzogthum Schlesien (Wien 1880).

2.166 Bei den Reisebeschreibungen und der Entdeckerliteratur finden sich verschiedene Tagebücher und Beschreibungen berühmter Weltreisender wie James Bruces Reisen zur Entdeckung der Quellen des Nils (Leipzig 1790-1791), David Livingstones Letzte Reise von David Livingstone in Central Afrika von 1865 bis zu seinem Tode 1873 (Hamburg 1875) und Charles Darwins Reise eines Naturforschers um die Welt (Stuttgart 1875). Von den bekannten tschechischen Weltreisenden ist Emil Holub mit seinen Werken über Afrika vertreten, so Österreichisch-ungarische Afrika-Expedition ... (Wien 1881), Die Südafrikanischen Salzseen (Frankfurt a. M. 1881) und Sieben Jahre in Süd-Afrika (Wien 1881). Auch der Katalog der Holub-Ausstellung in Wien aus dem Jahre 1880 liegt vor, ferner Sylvain M. Golberrys Reise durch das westliche Afrika (Berlin 1804).

2.167 Zu anderen Ländern und Kontinenten finden sich weitere Reisebeschreibungen und Tagebücher, großenteils aus dem 19. Jh. Vorhanden sind u. a. Johann Georg Kohls Hundert Tage auf Reisen in den oesterreichischen Staaten (Dresden und Leipzig 1842), Petersburg in Bildern und Skizzen (Dresden 1841), Ida Pfeiffers Reise nach dem Skandinawischen Norden und der Insel Island im Jahre 1845 (Pest 1846), Nils Adolf Erik Nordenskjölds Die Fahrt der Vega um Asien und Europa (Berlin 1883), Wilhelm Joests Aus Japan nach Deutschland durch Sibirien (Köln 1883) und Ferdinand von Hochstetters Gesammelte Reiseberichte von der Erdumsegelung der Fregatte Novara 1857-1859 (Wien 1885). Theophil Friedrich Hermanns Geschichte der merkwürdigsten Reise (Frankfurt 1792-1799), Johann Jakob Volkmanns Reise durch Frankreich (Wien 1792) und seine Reise durch Spanien (Leipzig 1792) sind aus dem 18. Jh vorhanden.

2.168 Im Bestand werden zahlreiche verschiedene Ausgaben von Reiseführern gesammelt, natürlich auch Klassiker wie Baedekers Deutschland und das österreichische Ober-Italien (Koblenz 1857) und Die Schweiz (Koblenz 1862). Viele sind mit den böhmischen Ländern, besonders Prag und Brno [Brünn] sowie den Kurorten, befaßt, darunter Franz Auges Beschreibung der kaiserlichen königlichen Burg Karlstein (Prag 1814) und František Adolf Borovskýs Rivnác's ausführlicher Führer durch Prag und Umgebung (Prag 1884).

2.169 Die allgemeine und die mathematische Geographie sind mit vorwiegend methodischen Publikationen vertreten, darunter Kosmographien, Lehrbücher, Tabellen und allgemeine Monographien. Zu den ältesten Werken zählen erwartungsgemäß die Kosmographien, so beispielsweise Petrus Apianus' Cosmographia (Antwerpen 1533), Sebastian Münsters Cosmographiae universalis (verschiedene Ausgaben 1544 bis 1628, 12 Übersetzungen) und Johann Rauws Cosmographia ... (Frankfurt a. M. 1597). Von den Alten Drucken zur allgemeinen Geographie seien genannt Henricus Loritus Glareanus' De geographia liber unus ... (Basel 1527), Abraham Ortelius' Itinerarium per nonnullas Galliae Belgicae partes (Antwerpen 1584) und Synonymia geographica (Antwerpen 1578) sowie Johann Christoph Gatterers Abriss der Geographie (Göttingen 1775). Aus dem 19. Jh kommen Hand- und Lehrbücher hinzu, wie z. B. Carl Ritters Die Erdkunde im Verhältniss zur Natur und zur Geschichte des Menschen (Berlin 1817-1818), Johann Günther Friedrich Cannabichs Lehrbuch der Geographie (Wien 1818, Ilmenau 1829), Handbuch der Geographie (Frankfurt a. M. und Stuttgart 1859-1863), Allgemeine Erdkunde (Berlin 1862), Hermann Adalbert Daniels Leitfaden für den Unterricht in der Geographie (Halle 1864 u. a. Ausgaben), Hermann Guthes Lehrbuch der Geographie (Hannover 1874), Ferdinand von Richthofens Aufgaben und Methoden der heutigen Geographie (Leipzig 1883) und Bibliothek geographischer Handbücher (Stuttgart 1883-1897).

2.170 Die Sozialgeographie ist besonders mit ethnologischen und ethnographischen Werken des 19. Jhs vertreten. Es liegen u. a. vor Adolf Bastians Die Voelker des oestlichen Asien (Leipzig und Jena 1866-1871), Das Beständige in den Menschenrassen (Berlin 1868), Ethnologische Forschungen (Jena 1871-1873) und Der Mensch zu der Geschichte (Leipzig 1860) sowie Friedrich Ratzels Völkerkunde (Leipzig 1885-1888) und Politische Geographie (München und Leipzig 1897). Mit ethnologischen Problemen befaßt ist auch die Reisebeschreibung von Emil Holub Eine Culturskizze des Marutse-Mambunda Reiches in Süd-central Afrika (Wien 1879). Die ökonomische Geographie, die Wohngeographie und topographische Post-Lexika sind ebenfalls vertreten. Statistiken liegen in erster Linie zu Österreich-Ungarn vor, z. B. Josef Hains Handbuch der Statistik des Österreichischen Kaiserstaates (Wien 1852-1853), Vincenz Praschs Handbuch der Statistik des Österreichischen Kaiserstaates (Brünn 1852) und Karl Staegers Statistisch-topographische Beschreibung der Herrschaft Podebrad (Prag 1896).

2.171 Erwartungsgemäß besitzt die geographische Abteilung eine umfangreiche Sammlung von Atlanten und Karten, der auch Pläne, kartographische und geodätische sowie theoretische topographische Schriften zugeordnet sind. Insgesamt liegen ca. 418 Titel vor, davon 139 Atlanten wie beispielsweise Gerardus Mercators Atlas minor (Amsterdam 1630) und Gerardus Mercators und Jodak Hondius' Atlas novus ... (Amsterdam 1638). Von den deutschsprachigen Karten seien genannt Jan Eduard Wagners Hand-Karte von Böhmen ... (Prag 1895), Hand-Karte von Mähren und Schlesien (Prag 1897) und seine Neueste Eisenbahnkarte und Strassenkarte von Böhmen (Prag 1899). Bei den theoretischen Schriften finden sich Karl Koristkas Hypsometrie von Mähren und österreichisch Schlesien (Brünn und Prag 1863), bei den topographischen Werken Martin Zeilers Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (Frankfurt a. M. 1650) und Hermenegild Jireceks Antiquae Bohemiae Topographia historica (Prag 1893).

2.172 Werke der physischen Geographie sind vornehmlich mit Böhmen befaßt. So besitzt die Abteilung in deutscher Sprache u. a. Johann T. A. Peithners Beiträge zur Wassergeschichte von Böhmen (Leipzig 1770-1772), aber auch Jan Nepomuk Woldrichs Versuch zu einer Klimatographie des Salzburgischen Alpenlandes (Leipzig 1867). Die historische Geographie betreffen Arbeiten wie Philipp Cluvers Italia antiqua (Leyden 1624) und Germaniae antiquae libri tres (Leyden 1631), aber auch Eduard Richters Die historische Geographie als Unterrichts-Gegenstand (Wien 1877), verschiedene Chronologien, historische Reisebeschreibungen und Atlanten wie beispielsweise Heinrich Kieperts Historisch-geographischer Atlas der alten Welt (Weimar 1850), ein Lehrbuch der alten Geographie (Berlin 1878) und statistische Werke, wie z. B. Geographisch-historisch statistische Beschreibung von Palaestina (Graz 1831).

2.173 Geographische Zeitschriften zählen 76 Titel, darunter die Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt (Gotha 1855-1878), fortgesetzt als Petermanns Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt (Gotha 1879-1885) oder die Zeitschriften verschiedener Vereine und Institutionen, wie z. B. die Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (Berlin 1875-1901), die Mittheilungen des k.k. Militär-geographischen Institutes (Wien 1881-1895) und die Mittheilungen der k.k. geographischen Gesellschaft (Wien 1857-1991).

Jirina Kremerová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.