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Bibliothek des Naturkundemuseums

Adresse. Große Arche 14, 99084 Erfurt [Karte]
Telefon. (0361) 64 220 85

Unterhaltsträger. Magistrat der Stadt Erfurt
Funktion. Naturwissenschaftliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Geologie, Botanik und Zoologie (vorrangig Thüringer Raum).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag, Freitag 10-12 Uhr, Mittwoch 15-18 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Hauptbahnhof Erfurt Straßenbahnverbindung (Linien 3-5) bis Haltestelle Domplatz. A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-Ost oder -West, dann Richtung Zentrum. Parkmöglichkeiten in der Nähe des Doms.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Naturkundemuseum Erfurt wurde am 29. Oktober 1922 als Thüringer Naturwissenschaftliches Heimatmuseum eröffnet, und zwar im Haus zum Stockfisch (erbaut 1607) in dessen erstem Obergeschoß damals auch die Volksbibliothek untergebracht war. Seine Anfänge gehen bis ins 18. Jh zurück (von 1736 bis 1805 befand sich im Augustinerkloster die Naturaliensammlung der Leopoldina, außerdem besaß das evangelische Waisenhaus seit der Mitte des 18. Jhs eine Kunst- und Naturaliensammlung). Ende des 19. Jhs bemühten sich verschiedene Erfurter naturwissenschaftliche Vereine um die Gründung eines Museums. Schon 1896 stellte der Thüringer-Wald-Verein seine Sammlungen öffentlich aus. Sie gingen 1913 in städtischen Besitz über und gehören heute zum Grundbestand des Naturkundemuseums, das seine Existenz in erster Linie der Initiative und dem Engagement des Lehrers und Entomologen Otto Rapp (1878-1954) verdankt.

1.2 Mit der Gründung des Museums begann der Aufbau einer Handbibliothek mit Werken zur Geologie, Botanik und Zoologie Thüringens und naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften. Gemäß den Interessen des Gründers wurde die Entomologie besonders gepflegt; das geht auch aus der Separata-Sammlung (103 Bde) hervor. 1925 erwarb die Stadt Erfurt 311 Bde systematischer und faunistischer Werke sowie 532 Zeitschriften-Jahrgänge aus der entomologischen Bücherei von Otto Rapp. Im gleichen Jahr wurde aus dem Besitz des Lehrers Karl Reinecke (1854-1934) eine Anzahl botanischer Schriften erworben. Im Lesezimmer des Museums lagen in diesen Jahren 30 fachwissenschaftliche Periodika aus.

1.3 Die Erwerbung erfolgte größtenteils über Schenkungen, weniger durch Kauf. Es gelang Otto Rapp, bei Korporationen und Privatpersonen Interesse für die Aufgaben des Museums und dessen Handbibliothek zu wecken. Während des Zweiten Weltkrieges waren Sammlungen und Bibliothek an verschiedenen Orten ausgelagert, die Verluste waren gering. Kurz vor seinem Tode (1947) stiftete der Kaufmann Adolf Reißmann einen Schrank voll wertvoller naturwissenschaftlicher Werke und Zeitschriften mit der Auflage, daß sie den " wirklich Interessierten" zugänglich sein sollten. Unter den Büchern, die 1951 von dem aufgelösten Erfurter Thüringer Entomologischen Verein übernommen wurden, befanden sich zahlreiche Titel aus dem 19. Jh.

1.4 In die Bibliothek gelangten Bestände aus der Bibliothek des Erfurter Gartenbauvereins (gegr. 1839), aus der des Thüringer Entomologischen Vereins (der 1922 aus dem Entomologischen Verein und dem Verein Orion hervorging), des Botanischen Vereins, des Naturwissenschaftlichen Vereins und der des Geologischen Vereins. Alle diese Vereinigungen arbeiteten eng mit dem Naturkundemuseum zusammen. Außer den bereits genannten Freunden und Förderern des Museums stifteten u. a. der Makler Reinhold Fenk (1881-1953) und der Lehrer Werner Boeckel (1909-1941) Bücher für die Bibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek enthält etwa 7000 Bde (1993). Der anhand des Zugangsbuches ausgezählte historische Bestand umfaßt insgesamt 688 Bde (9,8 Prozent des Gesamtbestandes). Aus dem 16. und dem 17. Jh ist je ein Band überliefert, 35 Bde stammen aus dem 18. Jh und 651 (9,3 Prozent) aus dem 19. Jh.

2.2 Die beiden Werke des 16. und 17. Jhs sind in deutscher Sprache. Aus dem 18. Jh liegen 23 Bde in deutscher und 12 in lateinischer Sprache vor. Im 19. Jh ist der größte Teil (631 Bde) deutschsprachig; 18 Bde sind in lateinischer und je einer ist in französischer und italienischer Sprache.

2.3 Auf die Zoologie entfallen 468 Bde (68 Prozent des historischen Buchbestandes; 18. Jh 33, 19. Jh 435); auf die Botanik 142 (21 Prozent; 16. und 17. Jh je einer, 18. Jh 2, 19. Jh 138); auf die Geologie 60 (8,4 Prozent; 19. Jh); auf die Naturgeschichte 14 (2 Prozent; 19. Jh) und auf die Ortsgeschichte 4.

2.4 Das älteste vorhandene Werk ist Carolus Stephanus und Johann Libalto, Von dem Feldbaw und recht vollkommener Wolbestellung eines bekömlichen Landsitzes (Straßburg 1588). Überdies liegen vor die illustrierte Oeconomia ruralis et domestica von Johannes Colerus (Mainz: Nicolaus Heyl 1645) und Heinrich Wilhelm Döbels Neueröffnete Jäger-Practica, Oder der wohlgeübte und erfahrne Jäger (Leipzig 1754).

2.5 Unter den Pflanzen- und Kräuterbüchern verdient Erwähnung der von dem Erfurter Professor der Medizin Johann Philipp Nonne (1729-1772) erarbeitete und von seinem Fakultätskollegen Johann Jakob Planer (1743-1789) verbesserte und erweiterte Index Plantarum (Gotha 1788) mit den damals neuen Linnéischen Benennungen. Er gab im Sommer 1798 den wissenschaftlichen Rahmen für den ersten öffentlichen Botanischen Garten Erfurts ab, den der kurmainzische Statthalter Karl Theodor von Dalberg (1744-1817) für die Bevölkerung gestalten ließ (ein Exemplar dieser sogenannten Erfurtischen Flora lag in einer blechernen Kapsel, die die Form eines Buches hatte, dort zur Information aus). 1942 erwarb die Bibliothek das Tafelwerk Botanica in originali, Das ist: Lebendig Kräuter-Buch (Erfurt: Johann Michael Funcke 1734) des Erfurter Medizinprofessors und Botanikers Johann Hieronymus Kniphof (1704-1763). Die Bibliothek besitzt auch die von Entomologen hochgeschätzte Insecten-Belustigung des Nürnberger Miniaturmalers und Kupferstechers August Johann Roesel von Rosenhof (Nürnberg 1746-1749).

3. KATALOGE

Auf Vorschlag des Pfarrers und Entomologen Wilhelm Hubenthal (1871-1949) wurde bis 1946 der Bestand durch (1) einen Standortkatalog (Numerus currens, nach Formaten getrennt), (2) einen Alphabetischen Katalog und (3) einen Schlagwortkatalog (" Sachregister"; bis 1953) erschlossen. Da diese Kataloge nicht überliefert sind, wird der Bestand gegenwärtig neu katalogisiert.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsbücher, geführt seit 1922

Jahresberichte des Naturkundemuseums (besonders 1925) Rapp, Otto: Geschichte des Museums für Naturkunde der Stadt Erfurt. Erfurt 1952 [Ms.]

4.2 Darstellungen

Pontius, Hartmut: 60 Jahre Erfurter Naturkundemuseum. Teil 1. In: Veröffentlichungen des Naturkundemuseums Erfurt (1982) S. 5-22

Abe, Horst Rudolf: Ein Erfurter " Tempel der Flora". In: Veröffentlichungen des Naturkundemuseums Erfurt (1991) S. 10-12

Stand: Oktober 1993

Petra Beer

Felicitas Marwinski