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Nöthnitzer Schloßbibliothek

Adresse. Schloß Nöthnitz, Am Schloß 2, 01728 Bannewitz b. Dresden [Karte]
Telefon. (0351) 4090-440
Telefax. (0351) 4015-574 Internet. htw 6726@htw-dresden.de

Unterhaltsträger. Verein Studienstätte Schloß Nöthnitz e. V. (zum Gedenken an J. J. Winckelmann und Graf Bünau)
Funktion. . Öffentlich zugängliche Schloßbibliothek; Forschungsbibliothek der Studienstätte Schloß Nöthnitz e. V.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: alle Wissenschaftsgebiete mit Schwerpunkten Kunstgeschichte und Klassische Archäologie. 2. Besondere Sammelgebiete: Werke von und über Johann Joachim Winckelmann und Graf Heinrich von Bünau.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung der Werke im Lesesaal oder im Schloßpark. Öffnungszeiten: Mittwoch 15-18 Uhr oder nach Voranmeldung. Katalogbenutzung zusätzlich in der Gemeindebibliothek Bannewitz möglich (Gemeindehaus Bannewitz, August-Bebel-Str. 1, 01728 Bannewitz; Öffnungszeiten: Dienstag 14-18 Uhr, Donnerstag 14-17 Uhr). Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, EDV-Literaturrecherche zum Bestand, CD-ROM-Laufwerk, Internetanschluß, Anfertigung und Zusendung von Kopien.
Gedruckte Informationen. Faltblatt zur Bibliotheksgeschichte in Nöthnitz und zu den Benutzungsmöglichkeiten.
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung Dresden-Zinnwald (Linien 352, 360) ab Hauptbahnhof Dresden/Südseite (Zentraler Omnibusbahnhof) bis Haltestelle Nöthnitz. B 170 (E 55) Richtung Dippoldiswalde, Prag (ca. 1 km ab Stadtgrenze Dresden, 3 km vom Stadtzentrum). Parkmöglichkeiten im Schloßhof.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Buchbestand der heutigen Nöthnitzer Schloßbibliothek ist Spenden von Privatpersonen, Forschungseinrichtungen, Universitäten, Bibliotheken und Verlagen zu verdanken, die dem Verein Studienstätte Schloß Nöthnitz e. V., Träger der Schloßbibliothek, seit seiner Gründung im Jahre 1991 zugegangen sind. Zu den Sammelschwerpunkten Kunstgeschichte und Klassische Archäologie sowie zur Wirkungsgeschichte von Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) und Graf Heinrich von Bünau (1697-1762) wird eine umfangreiche Literaturauswahl angestrebt, die Kunstinteressenten und Winckelmann-Forschern angesichts der beträchtlichen Verluste größerer Dresdner Bibliotheken auf diesem Gebiet eine Alternative am Stadtrand Dresdens zu bieten vermag.

1.2 Die Tradition einer Bibliothek auf Schloß Nöthnitz reicht bis ins 18. Jh zurück. Ab 1740 beherbergte das Schloß die umfangreiche Privatbibliothek des Reichsgrafen Heinrich von Bünau, Kanzler und Minister des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. (reg. 1733-1763). Die Bunaviana galt im frühen 18. Jh als die berühmteste Privatbibliothek Deutschlands und der im Auftrag Bünaus durch den Nöthnitzer Bibliothekar Johann Michael Francke (1717-1775) erarbeitete Katalog als der beste Katalog einer Privatbibliothek zu dieser Zeit und " ... erster Realkatalog Deutschlands" (s. u. 4.2 Ebert). Nach Bünaus Tod ermöglichte der Ankauf der Bünauschen Sammlung trotz der vergleichsweise geringeren Bücherzahl (42.139 Werke) der Kurfürstlichen Sächsischen Bibliothek mehr Lückenergänzungen als wenig später die Übernahme der Büchersammlung des sächsischen Premierministers Heinrich Graf von Brühl (1700-1763) mit ca. 62.000 Bdn. Als Bibliothekar und Sekretär Bünaus wirkte zwischen 1748 und 1754 auf Schloß Nöthnitz Johann Joachim Winckelmann, der spätere Begründer der Klassischen Archäologie und Wegbereiter der modernen Kunstwissenschaft.

1.3 Am 1. April 1870 bezog Rudolph Carl Freiherr von Finck († 1901) das von ihm erworbene Schloß Nöthnitz und richtete im Bünauschen Bibliotheksflügel ebenfalls eine Privatbibliothek (1877 mit 2696 Werken in 5059 Bdn) ein. Dieser Bestand wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf wenige, noch in der heutigen Nöthnitzer Schloßbibliothek enthaltene Bände zerstört.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand von ca. 3140 Buch-, Zeitschriften- und Sonderabdruckbänden besteht im wesentlichen aus Literatur des 20. Jhs. Vorhanden sind auch 82 historische Titel, darunter wertvolle Einzelstücke, von denen 12 aus dem 18. Jh und 2 aus dem 16. Jh stammen. Neben 54 deutschen Titeln liegen 11 Werke in Latein, 4 in Englisch, 5 in Französisch, 2 in Griechisch, 3 in Hebräisch und je eines in Italienisch, Aramäisch und Sanskrit vor.

Systematische Übersicht

2.2 Auf der Grundlage einer neu erarbeiteten Systematik, die sich in groben Zügen auf die der Kölner Universitätsbibliothek stützt, ist der Bestand in bisher 14 Hauptgruppen geordnet und aufgestellt, die sich in 139 Sachgruppen aufgliedern. Im Hinblick auf künftigen Bestandszuwachs kann die Systematik modifiziert werden. Der Gesamtbestand enthält Werke der Kunstgeschichte, der Klassischen Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, der Alten Geschichte, Denkmalpflege, Orientalistik, Landeskunde, Geschichte, Literaturwissenschaft, Politikwissenschaft, Religion, Philosophie und Soziologie, außerdem allgemeine Nachschlagewerke und ca. 140 Bde Zeitschriften und 535 Sonderdrucke aus den Gebieten Orientalistik, Alte Geschichte, Ur- und Frühgeschichte sowie Klassische Archäologie. Der größte Teil des Bestandes befindet sich in den Museumsräumen in historischen Bücherschränken.

2.3 Die Sammlungsschwerpunkte der Bibliothek liegen bei der Literatur zur Kunstgeschichte, zur Klassischen Archäologie sowie bei der Primär- und Sekundärliteratur zu Johann Joachim Winckelmann. Im allgemeinen Bestand finden sich Bibliographien, Jahrbücher, Sammel- oder Festschriften, Handbücher und Nachschlagewerke sowie Literatur zu Forschung und Methodik. Im Bereich Klassische Archäologie schließen sich Werke über Grabungsgeschichte, Bodendenkmalpflege und verschiedene Gelehrte und Archäologen an, vor allem über Johann Joachim Winckelmann. Dazu haben sich einige aus der von Finckschen Bibliothek stammende Bände des 18. und 19. Jhs erhalten wie Johann Winkelmanns Briefe an einen seiner vertrautesten Freunde in den Jahren 1756 bis 1768 ... (Bd 1, Berlin 1781), Winckelmanns Briefe an seine Freunde in der Schweiz (Zürich 1778) und der erste Teil der von Karl Wilhelm Daßdorf herausgegebenen Sammlung Winckelmanns Briefe an seine Freunde (Dresden 1777). Die Bibliothek besitzt Winckelmanns Werke (Dresden 1808-1820), enthaltend u. a. die Abhandlungen zu Monumenti antichi inediti und die Geschichte der Kunst des Alterthums (3 Bde), von der auch die dem österreichischen Staatskanzler Fürst Wenzel von Kaunitz (1711-1794) gewidmete Ausgabe ( Wien 1776) verfügbar ist. Hinzu kommt Goethes Abhandlung Winkelmann und sein Jahrhundert. In Briefen und Aufsätzen (Tübingen 1805).

2.4 Die Abteilung Kunstgeschichte umfaßt einige Werke zur Architektur, Skulptur und Malerei. So befaßt sich das Werk Outlines from the Figures and Compositions upon the Greek, Roman and Etruscan Vases of the late Sir William Hamilton (London 1804) mit den im Nöthnitzer Museum gezeigten Drucken antiker Vasendarstellungen aus dessen Sammlung. Unter den topographisch geordneten Werken zu Archäologie und Kunstgeschichte beachtenswert sind das von Giambattista Nolli gestochene Kartenwerk Roma al tempo de Benedetto XIV (Papst Benedikt XIV, im Amt 1740-1758; Karten: Rom o. J. Faksimiledruck, Index: Rom 1748) sowie die Kupferstiche von Bertel Thorvaldsens Marmorfries, Der Einzug Alexander des Grossen in Babylon, hrsg. von Hermann Lücke (Leipzig 1882). Einen größeren Teil der kunstgeschichtlichen Literatur machen Künstlermonographien aus. Der Bereich Denkmalpflege gilt in erster Linie der auch durch Zeitschriften des 20. Jhs dokumentierten Landschaftsdenkmalpflege.

2.5 Die Abteilung Orientalistik umfaßt neben allgemeinen Werken Darstellungen verschiedener Länder, u. a. Ägypten, Irak, Persien und Syrien. Den Schwerpunkt der landeskundlichen Werke bilden solche über Sachsen und Dresden; weitere Darstellungen gelten insbesondere Griechenland und Italien.

2.6 Die Abteilung Geschichte enthält den bibliophilen Reprint (Leipzig 1933) von Hartmann Schedels Buch der Chroniken (Nürnberg 1493) sowie den Nachdruck von Ulrich von Reichenthals Chronik des Konstanzer Konzils (Augsburg 1536; repr. 1936). Als Zeugnisse für die Geschichte von Schloß Nöthnitz liegen die sogenannte Probe einer genauen und umständlichen Teutschen Kayser- und Reichshistorie oder Leben und Thaten Friedrichs I. Römischen Kaysers (Leipzig 1722) des Grafen Heinrich von Bünau vor sowie die Historia Episcopatus Wormatiensis (Frankfurt 1734) von Johann Friedrich Schannat, eine Leihgabe der Sächsischen Landesbibliothek aus der Bünauschen Privatbibliothek. Aus der Bunaviana stammt auch Christoph Sigismund Liebes Gotha Numaria (Amsterdam 1730), ein Verzeichnis der Münzsammlung Friedrichs II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732). Das Museum besitzt einen Band von Johann Michael Franckes Catalogi Bibliothecae Bunavianae specimen (Bd I, 2; Leipzig 1750). Aus dem 19. Jh ist die Histoire de la Révolution Française depuis 1789 jusqu'en 1814 (Brüssel 1847) von François Auguste Marie Mignet vorhanden.

2.7 In der Abteilung Literaturwissenschaft finden sich 11 Werkausgaben der Klassiker und deutschen Dichter des 19. Jhs, durchgängig in posthumen Editionen. Von dem erstmals 1843 durch Karl Simrock (1802-1876) ins Neuhochdeutsche übersetzten Heldenepos " Gudrun" liegt eine zeitgenössische Ausgabe (Stuttgart und Augsburg 1859) vor. Hinzu kommen einige, z. T. unvollständige Sammlungen, wie Blätter und Blüthen deutscher Poesie und Kunst (Leipzig 1867) und Neuer Deutscher Novellenschatz (hrsg. von Paul Heyse, Ludwig Laistner; München und Oldenburg 1884). Unter 10 Titeln zur antiken Literatur finden sich ein von Johann Heinrich Voß (1751-1826) herausgegebener Homer (Stuttgart und Tübingen 1821) und die von Karl Hermann (1804-1855) edierten Rei publicae libri decem des Platon (Leipzig 1848). Vier Ausgaben enthalten Homers Gesänge Ilias und Odyssee, ein Titel (hrsg. von Karl Hude) Geschichten des Thukydides (Leipzig 1861). Aus der römischen Literatur sind Einzelbände von Caesar, Cicero und Livius vorhanden. Je ein originalsprachiger Titel stammt aus der französischen und englischen Literatur.

2.8 Aus dem 19. Jh liegen eine englische Literaturgeschichte von William Francis Colliers (London 1898) sowie 7 Wörterbücher und 3 Grammatiken der lateinischen, griechischen, hebräischen und aramäischen Sprache sowie des Sanskrit vor. Neben Georg Büchners Geflügelten Worten (Berlin 1866) und Meyers Konversations-Lexikon (Leipzig und Wien 1893-1897) ist das von Bücherfreunden und Heraldikern geschätzte Nouvel Armorial du Bibliophile.

Guide de l'amateur des livres armoriés (Paris 1890) von Joannis Guigard vorhanden.

2.9 Der Bereich Religion enthält je eine deutsche (Stuttgart 1899) und eine hebräische Bibel (Leipzig 1890), ein Theologisches Hilfslexikon (Gotha 1894) sowie Predigten und Exegesen, u. a. den Katechismus der christlichen Lehre ... (Essen 1829) des seinerzeit als Pfarrer und Volksschriftsteller bekannten Friedrich Adolf Krummacher (1767-1845).

Von Karl August von Hase (1800-1890) liegt die Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen (Leipzig 1891-1897) vor. Die Bibliothek besitzt den pergamentgebundenen Frühdruck der Canones et Decreta Sacrosanctii Oecumenici et Generalis Concilii Tridentini (Rom 1564). Aus dem 18. Jh stammen die Vitae Pontificium Romanorum et Antiquis Monumentis Collectae (Würzburg o. J.), die Antonio Santini dem Würzburger Fürstbischof Johannes von Wolfskeel († 1586) widmete. Eine Autobiographie Gustav Friedrich Dinters (1760-1831; Neustadt und Orla 1829) sowie Lebensdarstellungen von christlichen Frauen (Stuttgart 1869) und von Pfarrfrauen (Stuttgart 1890) liegen aus dem 19. Jh vor.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach PI]

Computergestützter Katalog [zu Recherchen nach (bis zu 3) Autoren, Titeln, Untertiteln (Stringsuche) und Schlagworten]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien zur Geschichte der Bibliothek und den Beständen befinden sich insbesondere im Hauptstaatsarchiv Dresden: Gutsarchiv Nöthnitz, Nr. 20, 186, 207; und in der Sächsischen Landesbibliothek, Handschriftenabteilung.

4.2 Darstellungen

Ebert, Friedrich Adolf: Geschichte und Beschreibung der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden. Leipzig 1822 [zur Bünauschen Bibliothek vgl. o. 1.2]

Heydenreich, Eduard: Die Bibliothek des Grafen von Bünau in Nöthnitz. In: Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekswissenschaft (1878) März, S. 90-96; April, S. 124-130

Deckert, Helmut: Bünaus Bibliothek einst und jetzt. In: Winckelmann und Nöthnitz. Stendal 1976, S. 30-39 (Beiträge der Winckelmann-Gesellschaft 4) R

ost, Anja: Das Refugium Nöthnitz gewinnt an Profil. In: Dresdner Neueste Nachrichten 6 (1996-5-11/12) Nr. 110, S. 9

Willmann, Ronald: Neue Bibliothek in alter Nöthnitzer Tradition. In: Sächsische Zeitung, Ausgabe Freital 51 (1996-4-20/21) Nr. 93, S. 11; Ausgabe Pirna 51 (1996-4-24) Nr. 96, S. 13

Stand: September 1996

Ulrike Götz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.