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Oberkirchenrats-Bibliothek

Adresse. Münzstr. 8, 19055 Schwerin; [Karte]
Postfach 01 10 03, 19010 Schwerin
Telefon. (0385) 5185-166 oder -167
Telefax. (0385) 88 31 70 (Oberkirchenrat)

Unterhaltsträger. Evangelisch-lutherische Landeskirche Mecklenburgs
Funktion. . Bibliothek für die Mitarbeiter der Landeskirche und Dienstbibliothek des Oberkirchenrats; öffentlich zugängliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, insbesondere Kirchenrecht und Judaica.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (für die Deposita Präsenzbibliothek). Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-14.30 Uhr, Freitag 9-12 Uhr. - Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof oder vom Parkplatz Werderstraße (ca. 15 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der im Jahre 1850 gegründete Oberkirchenrat des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin hat eine kleine Dienstbibliothek aufgebaut, die 1861 in der Kapitalstube des Domes aufgestellt wurde und " einige hundert Bücher" umfaßt haben soll, darunter auch Dubletten der Universitätsbibliothek Rostock und historisch wichtige Werke aus Kirchgemeinden. Durch Regierungsanweisung wurde sie 1885 Teil der neugebildeten Regierungsbibliothek, die mehrere Behördenbibliotheken zusammenfaßte. Es wurde zwar ein Verzeichnis des übergebenen Bestandes angelegt und die Bücher mit dem Stempel des Oberkirchenrates versehen, aber dem Wunsch nach gesonderter Aufstellung nicht entsprochen. Doch konnte der Oberkirchenrat durch ein Mitglied in der Kommission, die für die Regierungsbibliothek (nach 1918 Landesbibliothek) zuständig war, mitwirken und die Anschaffung theologischer Werke befürworten, über die durch gedruckte Listen regelmäßig informiert wurde.

1.2 Die Verwaltungsaufgaben des Oberkirchenrates führten aber, wie sich seit 1895 nachweisen läßt, zu eigenen neuen Buchanschaffungen, zu denen mehrere Schenkungen theologischer und landesgeschichtlicher Literatur, besonders nach 1945 die von Kirchenrat Paul Brückner (1880-1948), kamen. Für diesen Bestand wurde 1924, als man von der Landesregierung unabhängig war, ein Katalog hergestellt und eine Aufstellung mit acht Hauptgruppen (A-H) gewählt. 1936 konnten einige Bücher aus der Landessuperintendentur Stargard in Neustrelitz, die auch als Dienstbibliothek des Konsistoriums im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz gedient hatte, übernommen werden. Aus der Landesbibliothek kamen 1939 nur einige Dubletten der alten Bibliothek zurück. Sonst erfolgte die Vermehrung durch Ankäufe für unmittelbare Dienstzwecke und nach 1945 besonders durch Schenkungen aus der Ökumene und von westdeutschen Partnerkirchen. Zu den besonderen Sammelgebieten gehören Predigten und Schriften zum Judentum und zum Antisemitismus. Da der Oberkirchenrat von 1933 bis 1945 von den Deutschen Christen bestimmt wurde, hat sich deren Schrifttum in der Bibliothek in größerem Maße erhalten. War zunächst die Betreuung der Bibliothek bis etwa 1950 eine Nebenaufgabe, wurden nach dieser Zeit Mitarbeiter tätig, die sich der Bibliothek vorrangig widmen konnten. Nur ein bescheidener Teil der insgesamt etwa 45.000 Titel ist zum historischen Bestand zu rechnen.

1.3 Als auf Grund der politischen Neuordnung (Groß-Hamburg-Gesetz von 1937) die mecklenburgische Enklave Domhof Ratzeburg an die preußische Provinz Schleswig-Holstein fiel, jedoch kirchlich bei der mecklenburgischen Landeskirche blieb, befürchtete der Oberkirchenrat in Schwerin, daß mit einem eventuellen Übergang des Doms zu Ratzeburg an den preußischen Staat auch dessen wertvolle Bibliothek an Preußen käme. Der mutmaßlichen Gefahr einer Enteignung der im Jahre 1769 neu entstandenen Ratzeburger Dombibliothek, die als theologische Bibliothek für alle acht Kirchgemeinden des ehemaligen Ratzeburger Stiftslandes (seit 1648 Fürstentum Ratzeburg) diente, kam der Oberkirchenrat im Jahre 1938 durch die Überführung dieser Sammlung mit etwa 4200 Bdn nach Schwerin zuvor. Das Vorhaben, diese Bibliothek mit der Bücherei des Oberkirchenrates, der Bibliothek des Predigerseminars in Schwerin und einigen brachliegenden Bibliotheken von Einzelkirchen in einer großen " Landeskirchenbücherei" zu vereinen, ließ sich räumlich und technisch nicht verwirklichen. Nach mehrfachen Umlagerungen innerhalb Schwerins wurde diese Deponierung zugunsten des ursprünglichen Standortes Ratzeburg erst 1994 rückgängig gemacht (s. Eintrag Ratzeburg, Dombibliothek, in Bd 1).

1.4 Für die Aufgaben des Landeskirchlichen Archivs und die Erforschung der Kirchengeschichte Mecklenburgs wurde seit 1970 ein besonderer Bücherbestand aufgebaut, zu dem auch eine Gesangbuchsammlung gehört. Sie wurde nach einem eigenen System aufgestellt und durch eigene Kataloge erschlossen.

1.5 Um gefährdete Buchbestände der Kirchge- meinden zu sichern, wurden seit 1967 elf kleinere Büchersammlungen als Deposita in das Landeskirchliche Archiv aufgenommen. Sie sind jetzt in der St. Nikolaikirche in Rostock verwahrt. Mit der genauen Erfassung dieser Bestände in einem gemeinsamen Alphabetischen Katalog ist begonnen worden. Ihre Bestandsbeschreibung erfolgt gesondert mit Angaben zu ihrer Geschichte ( s. u. 2.11 ff.).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek hat heute einen Bestand von ca. 15.000 Titeln. Davon sind 2618 Titel dem historischen Bestand zuzurechnen, der sich verteilt auf 7 Titel aus dem 16. Jh, 11 aus dem 17. Jh, 204 aus dem 18. Jh und 2396 aus dem 19. Jh.

2.2 Die Sondersammlung Mecklenburgica des Landeskirchlichen Archivs umfaßt ca. 1680 Titel. Der historische Bestand hat einen Umfang von 620 Titeln. Davon erschienen 11 im 16. Jh, 18 im 17. Jh, 140 im 18. Jh und 451 im 19. Jh. Bei den Titeln aus dem 16. Jh handelt es sich z. T. um Photokopien. Die Gesangbuchsammlung umfaßt 350 Titel, von denen 236 zum historischen Buchbestand zu rechnen sind.

2.3 Gemessen an der Zahl von 2511 deutschen Titeln ist der Anteil des Lateinischen mit 57 Titeln und anderer Sprachen gering (Griechisch 25, Hebräisch 20, Französisch 4, Arabisch einer). Das entspricht der überwiegend auf aktuelle Information ausgerichteten Sammlung.

2.4 In der Sondersammlung Mecklenburgica stehen 602 Titeln in hochdeutscher Sprache nur 8 Titel in niederdeutscher gegenüber (jeweils 4 aus dem 16. und dem 19. Jh) und 10 in lateinischer (2 aus dem 16. Jh und 8 aus dem 18. Jh). Die Gesangbuchsammlung enthält im historischen Bestand 236 ausschließlich deutsche Texte.

Systematische Übersicht

2.5 Da seit 1975 anstelle der systematischen Aufstellung eine Aufstellung nach dem Numerus currens erfolgt, aufgeteilt in die Hauptgebiete Theologie und Kirchenrecht samt allgemeinem Recht, wurde die Zählung unabhängig davon in etwas größerer Differenzierung durchgeführt.

2.6 Die Bibelausgaben sind mit 12 Titeln des 19. Jhs vertreten. Dagegen nimmt die Exegese einen großen Umfang ein mit insgesamt 339 Titeln, unter denen 13 lateinische und ein französischer sind. Die philologischen Werke der Bibliothek, Lexika und Grammatiken, dienen mit 48 Titeln der Erlernung der hebräischen, griechischen und lateinischen Sprache. Ein Sonderfall ist ein arabisches Lexikon in französischer Sprache. Daran schließt sich das Gebiet der Judaistik an (11 Titel, davon einer aus dem 18. Jh, 10 aus dem 19. Jh), das in der Bibliothek besonders gepflegt wird.

2.7 Im Bereich der Kirchengeschichte sind sowohl die Werke der Kirchenväter (67 Titel) als auch die Schriften der Reformationszeit (51) angemessen vertreten. Darstellungen der Kirchengeschichte sind in 372 Titeln enthalten, Biographien in 82. Ergänzt werden diese Werke durch 3 Titel zur Allgemeinen Geschichte und 38 zur mecklenburgischen Regionalgeschichte. Zum Bereich der Systematischen Theologie liegt ein größerer Bestand an Bekenntnisschriften vor allem der Reformationszeit (119 Titel), Dogmatik (141), Polemik (58), Stellungnahmen zu Zeitfragen (3) und Ethik (54) vor. Ergänzt wird dieses Gebiet durch philosophische Schriften (124 Titel) und einige Schriften zur Naturwissenschaft (5) und Musik (2).

2.8 Der Bereich der Praktischen Theologie weist nur einen kleinen Bestand an theoretischen Werken (45 Titel) auf. Intensiv war das Interesse an Agenden und anderen Liturgica (124 Titel). Da die Gesangbücher in einer Sondersammlung des Archivs geführt werden, findet sich hier nur ein Titel sowie 6 zur Hymnologie. Größeren Raum nehmen die Predigtliteratur (338 Titel) sowie die Erbauungsschriften (126) ein. Neben den Katechismusausgaben (61 Titel) ist auch das Interesse an katechetischer Theorie (65) sowie an pädagogischer Orientierung (37) spürbar. Das Interesse an Innerer Mission (19 Titel) und Äußerer Mission (43) ist begrenzt.

2.9 Da es sich bei der Bibliothek auch um die Dienstbibliothek des Oberkirchenrats handelt, ist ein größerer Bestand zum Kirchenrecht (105 Titel) und zum Allgemeinen Recht (109) zu verzeichnen. Die Hälfte der 10 Zeitschriftentitel der Bibliothek ist der Mission gewidmet, die übrigen Titel generellen Themen.

2.10 Die Mecklenburgica-Sammlung wurde nach Wilhelm Heeß, Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg (Rostock 1944), aufgestellt. Dem folgt auch die nachstehende Beschreibung in den Grundzügen. Die Allgemeine Geschichte Mecklenburgs in ihren verschiedenen Aspekten ist durch 246 Titel vertreten. Im Bereich des Staats-, Verfassungs- und Zivilrechts stammt eine größere Anzahl (46 Titel) aus dem 18. Jh. Besondere Sammlungen bestehen zur Ortsgeschichte (141 Titel) und zur Familien- und Personengeschichte (32). Die Abteilung Kirchenwesen gliedert sich in die Gruppen Zeitschriften (8 Titel), Kirchengeschichte (124, davon 38 aus dem 18. Jh), Gottesdienst und andere kirchliche Aktivitäten (19) sowie Kirchenrecht (49). Die Gesangbuch-Sammlung enthält 2 Titel aus dem 17. Jh, 45 aus dem 18. Jh und 189 aus dem 19. Jh. Deposita Bellin-Zehna (Landkreis Güstrow)

2.11 Der kleine Bestand an wichtigeren Werken der älteren theologischen Tradition wurde der Gemeinde in den Jahren 1857 bis 1860 von dem Pfarrer zu Seerahn Karl Wilhelm David Plass (1824-1900) geschenkt. Nur die Mecklenburgische Kirchenordnung von 1650 ist schon damals für die Gemeinde angeschafft worden. Aus der Kirchgemeinde stammen 10 Titel, davon einer aus dem 17. Jh (deutsch), 8 aus dem 18. Jh (4 deutsch, 4 lateinisch) und einer aus dem 19. Jh (griechisch). Es sind durchweg Standardwerke: Bibelausgaben, Exegetisches, Dogmatisches.

Dassow (Landkreis Nordwestmecklenburg)

2.12 Die Kirchgemeinde besitzt als altes Buchgut nur die Jenaer Lutherausgabe mit ursprünglich 12 Bdn, von denen noch 5 deutsche und 4 lateinische erhalten sind. Sie war ein Geschenk des herzoglichen Rates Victor von Bülow zu Hackensee aus dem Jahre 1604. Der Band 8 der deutschen Ausgabe ist aus anderer Quelle als Doppelstück dazugekommen.

Jördenstorf (Landkreis Güstrow)

2.13 Für die theologische Bildung des Pfarrers in Jördenstorf hat 1731 der Patron Christoph Hinrich von der Kettenburg, Besitzer der Güter Schwetzin und Pohnsdorf, ein Legat von 200 Reichstalern gestiftet, von dessen Zinsen der Pfarrer berechtigt war, jährlich " theologische Haupt-Bücher" wie Bibelkommentare, aber keine Predigtsammlungen, zu kaufen und daraus eine Pfarrbibliothek aufzubauen. Schon der Sohn des Stifters war mit der Nutzung des Legats nicht einverstanden und tadelte den Erwerb von aszetischen, also erbaulichen Büchern. Er schlug vor, die Zinsen zu erhöhen, die Sammlung in seinem Gutshof zu bewahren und die Anschaffungen zu übernehmen. Dem wurde aber nicht stattgegeben. Als später die Verwaltung des Stiftungsgeldes in Unordnung kam und die Anschaffung von Büchern lange unterblieb, wurden die aufgelaufenen Zinsen dem Kapital, das nun 400 Reichstaler betrug, zugeschlagen, die Zinsen auf 48 Taler jährlich festgesetzt und die Anschaffungen mehr und mehr von der Kirchenbehörde in Schwerin kontrolliert. Sie lehnte 1879 eine Verwendung der Hälfte des Geldes für eine Volksbibliothek, die der damalige Pfarrer Dr. Adolf Johann Heinrich Steinmann (1818-1899) begründet hatte, ab.

2.14 Die Kirchenbehörde veranlaßte auch die Erstellung eines Bücherverzeichnisses, das 1899 mit 417 Nummern vorgelegt und bis 1919 durch 31 Neuanschaffungen ergänzt wurde. Das Kapital der Stiftung scheint 1919 verloren gegangen zu sein, so daß es keine weiteren Bücheranschaffungen gab. Die ruhende Bibliothek hat den Zweiten Weltkrieg überstanden, wurde aber 1953 von einem besonderen Mißgeschick betroffen. Als der damalige Pfarrer die DDR ohne Zustimmung der Behörden verließ, wurde mit seinem persönlichen Besitz auch die Pfarrbibliothek beschlagnahmt und für den Verkauf vorbereitet. Es gelang zwar, einen großen Teil der Bücher festzustellen und zurückzuerhalten, aber wertvolle Stücke waren offenbar schon verkauft worden. Die Gemeinde erhielt von den zuständigen Stellen als Entschädigung Bibeln, Gesangbücher und theologische Monographien. Der ursprüngliche Bestand von 950 Bdn verringerte sich durch diese Ereignisse auf 760 Bde. Die schlechten Bedingungen für die Aufbewahrung der Bücher in Jördenstorf führten 1965 zu einer Unterbringung in der Stadtkirche in Malchin und seit 1980 im Landeskirchlichen Archivdepot in Rostock.

2.15 Da es noch keine neuere Erfassung des gegenwärtigen Bestandes gibt, erfolgte die Auszählung auf der Grundlage des Kataloges von 1899 und seiner Nachträge. Das ist vertretbar, da die Verluste z. T. Einzelbände mehrteiliger Werke und Zeitschriften betreffen. Die Beschreibung folgt aber nicht der dort gewählten Systematik, da die Einordnung in den Gruppen oft nicht sachgemäß vollzogen worden ist.

2.16 Der größte Teil der vorhandenen Bibelausgaben (20 Titel) besteht in hebräischen (4) und lateinischen (4) Ausgaben sowie einer Polyglotte. Daneben stehen die Übersetzungen in die jüngeren Sprachen: Deutsch (9 Titel), Sorbisch (einer), Französisch (einer). Exegetische Literatur und Philologisches, das der Exegese dient, ist mit 81 Titeln vertreten (davon 58 deutsch, 23 lateinisch). Außerdem liegen 5 Titel zur Philologie der biblischen Sprachen (einer deutsch, 4 lateinisch) vor. Der Kirchengeschichte sind 50 Titel gewidmet (39 deutsch, 11 lateinisch). Neben ihnen stehen noch 5 lateinische Ausgaben der lutherischen Bekenntnisschriften und 5 Titel zur Allgemeinen Geschichte. Die Auseinandersetzung mit den Herrnhutern hat dabei besonderes Interesse gefunden.

2.17 Zur Systematischen Theologie sind 108 Titel zu rechnen (76 Titel deutsch, 32 lateinisch). Eingeschlossen sind 17 deutsche und 3 lateinische Titel, die sich mit Ethik beschäftigen, und größere Werkausgaben von Calixt, Luther, Robert Bellarmin, Philipp Jakob Spener und Christian Wilhelm Franz Walch. Mit 112 Titeln hat die Praktische Theologie ein Übergewicht; davon sind 24 theoretischen und geschichtlichen Fragen gewidmet. Großen Anteil haben die Predigten (59 Titel) und die Erbauungsschriften (26) sowie 2 Gesangbücher. Der Bestand an kirchenrechtlichen Werken (5 Titel) ist gering.

2.18 Alle übrigen Wissensgebiete sind nur mit wenigen Titeln vertreten: Antike Literatur (ein lateinischer Titel), Philologie (2 deutsche), Philosophie (2 deutsche), Naturwissenschaft (2 deutsche). Zur allgemeinen Orientierung waren die 6 Zeitschriftentitel bestimmt.

Kirch Mulsow (Landkreis Bad Doberan)

2.19 In das Archiv des Oberkirchenrates wurden 1986 aus der Pfarre Kirch Mulsow nur die vollständige Wittenberger Lutherausgabe mit Bänden zwischen 1556 bis 1570, die der damalige Patron der Gemeinde gestiftet hat, sowie die zweite Auflage der ersten Mecklenburger Kirchenordnung in hochdeutscher Sprache von 1554 übernommen. Am Ort befinden sich noch eine Ausgabe der Kirchenordnung von 1650 sowie 5 Titel aus dem 18. Jh und ein größerer Bestand an theologischer und kirchenrechtlicher Literatur aus dem 19. Jh, durchweg in deutscher Sprache.

Lübz (Landkreis Parchim), Propsteibibliothek

2.20 Vermutlich handelt es sich bei dem wichtigsten Teil der Bibliothek der Propstei Lübz um die Studienbibliothek (oder Teile von ihr) eines Pfarrers dieses Ortes mit ernsthaften wissenschaftlichen Interessen. Der Name konnte nicht ermittelt werden. Die übrigen etwa 50 Bde haben sich wohl durch Zufall dazugesellt und sind bisher noch nicht erfaßt worden.

2.21 Die Sammlung umfaßt 69 Titel, die mit wenigen Ausnahmen alle aus der Zeit zwischen 1578 und 1623 stammen (31 aus dem 16. Jh, 38 aus dem 17. Jh). Nur 5 Werke sind in deutscher Sprache verfaßt; eine Polyglotte enthält auch deutsche Versionen; der Rest (63 Titel) ist lateinisch. Von den theologischen Disziplinen sind Bibelauslegung (12 Titel) und Systematische Theologie (30) angemessen berücksichtigt, darunter zwei Disputationsreihen aus Gießen und Rostock. Zur Systematischen Theologie gehören polemische Auseinandersetzungen mit Katholiken, Reformierten und Baptisten. Zur Praktischen Theologie sind Katechismen in lateinischer Sprache (6 Titel) und 2 Predigtbände zu rechnen. Mit Einzelbänden sind Nachbargebiete der Theologie, wie Grammatik, Rhetorik, Philosophie, Geschichte (insgesamt 8 Titel), vertreten. Auffällig ist die relativ hohe Zahl von medizinischen Veröffentlichungen (11 Titel).

Parchim, Diözesanbibliothek

2.22 Erfaßt sind nur die älteren Werke (29 Titel) der erst am Anfang des 19. Jhs gegründeten Diözesanbibliothek, die als Depositum in das Archiv gekommen sind. Darüber hinaus ist in Parchim ein Bestand an Werken des 18. und 19. Jhs von mehr als 500 Bdn vorhanden, der in einem Alphabetischen Katalog erfaßt ist. Da die älteren Titel weitgehend erst im 19. Jh durch Schenkung von Pastoren in die Diözesanbibliothek gekommen sind, gibt es bisher keine Spuren einer älteren Kirchenbibliothek in Parchim.

2.23 Es gehören 3 Titel in das 16. Jh, 9 in das 17. Jh und 17 in das 18. Jh. 11 Titel sind in deutscher, 15 in lateinischer, 2 in hebräischer und einer in französischer Sprache. Es handelt sich durchgehend um größere Standardwerke aus den Hauptgebieten der Theologie mit einem gewissen Übergewicht in der Kirchengeschichte. Dorthin gehört auch der einzige französische Titel: Paolo Sarpis Histoire du concile de Trente (Antwerpen 1686).

Polchow (Landkreis Güstrow)

2.24 Aus der Kirchgemeinde Polchow sind 9 theologische Standardwerke als Depositum in das Archiv gekommen. In einem Stiftervermerk wird die Sammlung als " Bibliotheca ecclesiastica" bezeichnet. Die 9 Titel stammen sämtlich aus dem 17. Jh. Nur ein Titel ist in deutscher und lateinischer Sprache verfaßt, eine Sammlung der Consilia theologica Witebergensis (Frankfurt 1664). Die übrigen 8 Titel sind lateinisch.

2.25 Die meisten Werke dienen der Bibelauslegung (6 Titel), 2 Konkordanzen, eine Evangelienharmonie und 3 Kommentare. Zwei Titel, die Loci theologici von Johann Gerhard (Frankfurt 1657) und die erwähnten Consilia theologica Witebergensis, behandeln die Dogmatik. Nur ein Titel gilt dem Kirchenrecht: Benedikt Carpzow, Iurisprudentia ecclesiastica (Leipzig 1673).

Recknitz (Landkreis Güstrow)

2.26 Von der Kirchgemeinde Recknitz wurden 1973 insgesamt 9 Titel in das Archiv übernommen. Sieben Titel stammen aus dem 16. Jh, davon 6 in deutscher Sprache, einer in griechischer und lateinischer Sprache, sowie 2 Titel aus dem 17. Jh, einer in deutscher, einer in lateinischer Sprache.

2.27 Der deutsche Teil der Wittenberger Lutherausgabe - erhalten sind 7 von 12 Bdn ist nach dem Wappensupralibros 1579 von dem Patron der Kirche Matthias von Vieregge und seiner Frau Adelheid von Levetzow gestiftet worden, auf die auch die Kanzel und der Patronatsstuhl der Kirche zurückgehen. Auch Luthers Haus- und Kirchenpostille, Auslegungen von Erasmus und Christoph Vischer, die Ausgabe der Historia ecclesiastica von Caspar Hedio, eine Josephus- und eine Homerausgabe stammen aus dem 16. Jh; aus dem 17. Jh stammen Martin Müller, Praxis evangeliorum dominicalium (Ratzeburg 1681), und David Hevius, Consilia posthuma (Frankfurt 1680). Diese Werke sollten der Bildung der Pastoren dieser Landgemeinde dienen.

Teschendorf (Landkreis Mecklenburg-Strelitz)

2.28 Von der Kirchgemeinde Teschendorf hat das Archiv 1979 45 Bde mit 89 Titeln übernommen. Aus Provenienzeintragungen ist zu erkennen, daß der Bestand durch Geschenke oder Hinterlassenschaften der Pfarrer überwiegend zufällig gewachsen ist. Dabei stammen 10 Titel aus dem 16. Jh, 45 aus dem 17. Jh, 33 aus dem 18. Jh und einer aus dem 19. Jh. 60 Titel sind in deutscher Sprache (16. Jh 6, 17. Jh 36, 18. Jh 17, 19. Jh einer) und 29 in lateinischer Sprache (16. Jh 4, 17. Jh 9, 18. Jh 16). Dazu kommen eine griechische Bibelausgabe des 17. Jhs, eine hebräische des 18. Jhs und ein hebräisch-lateinisches Lexikon aus dem 17. Jh.

2.29 Den größten Anteil unter den theologischen Disziplinen hat die Bibelwissenschaft mit 5 Bibelausgaben und 23 exegetischen Schriften. Ausgaben der Kirchenväter und der Reformatoren fehlen. Die Kirchengeschichte ist mit 6 Titeln, die Systematische Theologie mit 28 vertreten; darunter befinden sich 3 Ausgaben der lutherischen Bekenntnisschriften und 14 Titel, die der Auseinandersetzung mit dem Calvinismus, dem Chiliasmus und dem Pietismus gewidmet sind. Zur Praktischen Theologie gehören 21 Predigten zu besonderen Ereignissen und Gelegenheiten, die ebenso wie die meisten polemischen Schriften in einem Konvolut mit Schriften aus drei Jahrhunderten zusammengefaßt sind, sowie 4 Ausgaben der Mecklenburgischen Kirchenordnung.

Westenbrügge (Landkreis Bad Doberan)

2.30 Alle Titel, sämtlich deutsch, haben unmittelbar den Dienstaufgaben des Pfarramtes Westenbrügge gedient. Dazu gehören aus dem 16. Jh eine Bibel, ein Perikopenbuch und zwei mecklenburgische Kirchenordnungen. Aus dem 19. Jh stammt ein Repertorium der Mecklenburgisch-Schwerinischen Gesetzgebung und das Officielle Wochenblatt (1815-1849).

Zarrentin (Landkreis Ludwigslust)

2.31 Die 6 Titel sind sämtlich Geschenke an die Kirche Zarrentin als unmittelbares Rüstzeug für die Arbeit der Pastoren. Sie kamen 1648 von der Herzogin Christiane Margarete von Sachsen-Lauenburg (1615-1666), einer gebürtigen Mecklenburgerin, später von Pastoren der Gemeinde. Die deutschen Ausgaben der Werke Luthers stammen aus dem 16. Jh, eine Hamburger Polyglotte datiert von 1583 bis 1596, eine Bibelkonkordanz aus dem 17. Jh und 2 Auslegungswerke aus dem 17. und 18. Jh.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog mit zusätzlichen Angaben nach Stichworten

[in Zettelform; nach PI]

Standortkatalog

[Bandkatalog; bis 1975 systematische Aufstellung, seit 1975 Aufstellung nach großen Gruppen, die in sich nach Numerus currens geordnet sind]

Sondersammlungen Mecklenburgica und Gesangbücher:

Alphabetischer Katalog [nach PI]

Standortkatalog in systematischer Aufstellung mit Verweisung

Deposita:

Bestandslisten [meist nach PI]

Die Bestände sind nicht im Kirchlichen Zentralkatalog nachgewiesen. Mecklenburgische und pommersche Zeitungen sind bei Gittig, deutsche Zeitungen bei Hagelweide nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Landeskirchlichen Archiv befinden sich Akten ab 1861.

4.2 Darstellungen

Tuttas, Peter: Die Bibliothek des Oberkirchenrates in Schwerin. In: Informationsblatt für kirchliche Bibliotheken (1992) Nr. 43, S. 12

Piersig, Erhard: Kirchenbibliotheken im Bereich der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs [Ms., undatiert]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Tuttas, Peter: Eine fast verwehte Spur. In: Mecklenburgische Kirchenzeitung (1985) Nr. 18 [kurze Information über einige Bücher aus der Ghettobücherei in Theresienstadt, die auf unbekannte Weise in die Oberkirchenrats-Bibliothek zu Schwerin gelangt sind]

Stand: Mai 1995

Konrad von Rabenau


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.