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Bücherei des Oberlandesgerichts

Adresse. Heßlerstraße 53, 4700 Hamm [Karte]
Telefon. (02381) 272-370

Unterhaltsträger. Land Nordrhein-Westfalen
Funktion. Juristische Spezialbibliothek für die Angehörigen des Gerichts, Rechtsanwälte sowie die Justiz des OLG-Bezirks. Sammelgebiet. Rechtswissenschaft.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Fernleihe für die Justizbehörden des Gerichtsbezirks. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag 7.30-16 Uhr, Mittwoch bis Freitag 7.30-15.30 Uhr. - Leihverkehr: dem DLV nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). Busverbindung ab Bahnhof (Linie 8 oder 20). Parkplätze hinter dem Gericht.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Mit der Neuorganisation der westfälischen Provinzen in Preußen nach dem Wiener Kongreß entstand im Jahre 1820 für Westfalen das Oberlandesgericht in Hamm. Grundstock seiner Bibliothek bildete der Bestand des Hofgerichts in Kleve, der nach Hamm verbracht wurde. Die genaue Anzahl der übernommenen Werke ist nicht bekannt, jedoch muß es sich um eine nicht unerhebliche Sammlung gehandelt haben.

1.2 Durch die Neuordnung des Justizwesens im Jahre 1879 wurden andere Obergerichte Westfalens (Appellationsgerichte in Arnsberg, Münster, Paderborn) aufgehoben und deren Büchereien z. T. in die Bibliothek des OLG Hamm überführt. Im Jahre 1894 zog das Oberlandesgericht in ein neu erbautes Gebäude, das auch eine geräumige Bibliothek enthielt. Am Ende des Jahres 1927 umfaßte die Hauptbücherei 15.315 Bde und die Nebenbücherei 3604 Bde. Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Bestand auf mehr als 30.000 Bde angewachsen.

1.3 Während des Krieges wurde das Gebäude des Oberlandesgerichts von Bomben getroffen und stürzte teilweise ein. Rund 5000 Bde wurden vernichtet. Weitere 2500 wurden im Zuge des Wiederaufbaus des Gerichtswesens anderen Gerichten überlassen. Wertvolle Druckwerke und Hss. über Klevisch-Märkisches Recht wurden an die Universitätsbibliothek Münster abgegeben. Als das Oberlandesgericht 1950 in einen Neubau umzog, umfaßte der Bestand bereits wieder ca. 25.000 Bde und ca. 1000 Dissertationen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt insgesamt über 50.000 Bde, davon zählen 1535 Titel in ca. 8200 Bdn (einschließlich Zeitschriften und Jahrbücher) zum historischen Bestand. Sie wurden teils durch Auswertung des Systematischen Katalogs von 1927, teils durch Zählung am Bestand ermittelt. Aus dem 16. Jh stammt ein Titel, aus dem 17. Jh 17, aus dem 18. Jh 98 und aus dem 19. Jh 1387 Titel. Der überwiegende Teil ist in deutscher Sprache abgefaßt. 89 Werke sind in lateinischer und 9 in französischer Sprache erschienen. Systematische Übersicht

2.2 Zur Erschließung des historischen Bestandes ist der Systematische Bandkatalog von 1927 heranzuziehen. Nach dem Vorbild des Katalogs der Bibliothek des Kammergerichts von 1913 ist ihm das Territorialprinzip zugrunde gelegt, d. h. die Werke sind nach den einzelnen Ländern und erst innerhalb dieser nach Sachgebieten gegliedert. Neben der eigentlichen juristischen Literatur sind Gesetzessammlungen, Amtsblätter, Zeitschriften, Entscheidungen etc. gesondert aufgestellt, ebenso die Literatur zu Staatswissenschaften und Statistik sowie die nichtjuristische Literatur.

2.3 Mit 428 Titeln (ca. 28 Prozent) finden sich die meisten historischen Titel zum römischen und gemeinen Recht (627 Bde). Zu erwähnen sind eine Anzahl Werke zum Corpus iuris civilis und anderen Quellen in lateinischer Sprache aus dem frühen 17. Jh, aber auch zahlreiche " Dissertationes" und Schriften aus dem 18. Jh, teils in Latein, teils in Deutsch. Außerdem ist Literatur zu den Pandekten und Kleinschrifttum zu den einzelnen Teilgebieten des gemeinen Rechts vorhanden.

2.4 Der zweitgrößte historische Bestand mit 249 Titeln (374 Bde) findet sich zum deutschen Recht vor der Reichsgesetzgebung. Hier liegt auch Literatur über Volksrechte vor sowie Rechtsbücher von ca. 1720 bis zum 19. Jh. Die umfangreichste Untergruppe behandelt das Privatrecht, insbesondere das Familien- und Erbrecht, dem Sondergebiete wie das Fideikommißrecht oder das Lehensrecht folgen. In der Untergruppe Bürgerliche Rechtspflege sind Rechtsgutachten, Schriften zum Reichskammergericht und zur Feme, in der Untergruppe Strafrecht das Schrifttum zur Carolina zu erwähnen. Beim Staatsrecht sind lateinische Schriften aus dem 18. Jh hervorzuheben.

2.5 Die 70 Werke (in 146 Bdn) des preußischen Rechts entstammen fast gänzlich dem 19. Jh. Das Recht der preußischen Provinzen umfaßt 32 Titel in 36 Bdn, darunter aus dem 17. Jh Gerichtsordnungen von Bentheim, Nassau, dem Herzogtum Jülich-Berg und von Cleve-Mark. Außerdem ist ein churfürstlich-brandenburisches revidiertes Landrecht von 1685 samt Allegata von 1687 zu erwähnen. Einen bedeutenden Anteil hat das Recht der Provinz Westfalen. Die in Folianten gesammelten Verordnungen sind z. T. in Latein abgefaßt. In dieser Gruppe befinden sich auch einige Hss., aber auch frühe kaiserliche und brandenburgisch-preußische Edikte.

2.6 Umfangreicher ist die Abteilung Gesetzessammlungen, Amtsblätter u. ä. (67 Titel in 996 Bdn), wobei die Sammlung " Publicierter Edicte" aus Preußen und Sammlungen aus den preußischen Provinzen aus dem 18. Jh den Schwerpunkt bilden. Weiter fallen französische Gesetzessammlungen (1793-1813, 43 Bde) für Frankreich und die besetzten Gebiete aus napoleonischer Zeit auf. Der Bestand an nichtjuristischen Werken beträgt 153 Titel in 776 Bdn. Mit Abstand nehmen Werke zur Geschichte den größten Teil ein (87 Titel in 613 Bdn), sämtlich aus dem 18. und 19. Jh. Hervorzuheben sind Werke von Frobenius (1515), Du Fresne (1710) und Möser (1820).

2.7 In der Abteilung Allgemeine juristische Werke finden sich 51 Titel in 174 Bdn, darunter mehrere umfangreiche Sammelwerke und Rechtsenzyklopädien. Die Werke aus dem 18. Jh sind fast sämtlich in Latein abgefaßt. Gering sind die historischen Bestände in den Abteilungen " Recht des Bürgerlichen Gesetzbuches", " Reichsprivatrecht in Ergänzung zum BGB", " Reichshandels-, See- und Wechselrecht", " Bürgerliche Rechtspflege, Zivilprozeß" sowie " Strafrecht, Strafprozeß und Staats- und Verwaltungsrecht". Für diese heute sehr umfangreichen Gebiete sind insgesamt 81 Titel in 111 Bdn, alle aus den letzten Jahren des 19. Jhs, verzeichnet.

2.8 Zum Kirchenrecht finden sich 49 Titel in 73 Bdn, darunter lateinische Werke (11), das älteste aus dem Jahre 1631. Das Völkerrecht ist mit 36 Titeln in 52 Bdn vertreten. Außer einem lateinischen Werk von 1691 sind hier auch einige französische Titel enthalten, sonst aber deutsches Schrifttum aus dem 19. Jh. Das Recht der übrigen deutschen Länder umfaßt 47 Werke in 78 Bdn, bis auf ein lateinisches Werk aus dem Jahre 1700 und 2 Titel des 18. Jhs ausschließlich Werke des 19. Jhs. Das Recht des Auslands ist mit 9 deutschsprachigen Werken in 14 Bdn, alle aus der Zeit nach 1808, nur gering vertreten. In der Abteilung " Gesetzgeberische Arbeiten, Materialien" finden sich 27 Titel mit 52 Bdn. Aus den Unterabteilungen Preußen und preußische Provinzen sind Teile in Verlust geraten.

2.9 Der historische Zeitschriftenbestand beträgt 96 Titel (in 3128 Bdn) mit Schwerpunkt im preußischen Recht (20 Titel). An Entscheidungssammlungen liegen 85 Titel in 1195 Bdn vor, davon eine in französischer Sprache, 2 in Latein. In der Abteilung Staatswissenschaften sind 35 Titel in 133 Bdn vorhanden, alle aus dem 19. Jh. Mit 15 Titeln nimmt die Nationalökonomie den größten Teil ein.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

Schlagwortkatalog

[Neukatalogisierung der Bestände ab 1945 in Zettelform, nach RAK, 1988 begonnen]

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Der historische Bestand ist nur in den historischen Katalogen nachweisbar.

Alphabetischer Katalog der Bibliothek des Königlichen Appellationsgerichts in Hamm von 1868

[Bandkatalog, hschr. Die Systematischen Kataloge des Oberlandesgerichts von 1891 und 1894 sowie der Alphabetische Katalog von 1894 wurden vernichtet.]

Alphabetischer Katalog der Bibliothek des Oberlandesgerichts Hamm

[nach PI, von 1921 bis 1927 von Oberlandesgerichtsrat Georg Mildner in Kartenform erstellt]

Systematischer Katalog der Bibliothek des Oberlandesgerichts Hamm von Georg Mildner. Hamm 1927 ff. [Loseblattausgabe; Einführungsband mschr.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die entsprechenden Generalakten der Bibliothek des Oberlandesgerichts sind nicht erschlossen.

4.2 Darstellungen

Mildner, Georg. Die Geschichte der Bibliothek des Oberlandesgerichts Hamm. In: Einleitungsband zum Systematischen Katalog von 1927 [mschr., s. o. 3.2]

Heuermann, Johannes: Das Oberlandesgericht Hamm im Wandel der Zeit. In: Das neue Oberlandesgericht in Hamm (Westf.). Zum 5. Mai 1959. Hamm 1959, S. 3-17

Heuermann, Johannes: Die Bücherei des Oberlandesgerichts. In: Das neue Oberlandesgericht in Hamm (Westf.). Zum 5. Mai 1959. Hamm 1959, S. 19-21

Stand: Mai 1991

Reinhard Holstein


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.