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Biblioteka Warminskiego Seminarium Duchownego Hosianum

Bibliothek des Ermländischen Priesterseminars Hosianum


Adresse. ul. Hozjusza 15, 10-512 Olsztyn
Telefon. (089) 27 51 97

Unterhaltsträger. Warminskie Seminarium Duchowne Hosianum [Ermländisches Priesterseminar Hosianum]
Funktionen. Kirchliche und wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, christliche Philosophie, Kirchenrecht und Kirchengeschichte, Literatur zu Ermland und Masuren, europäische Kunst.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Lesesaal und Kataloge: Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag 13-17 Uhr, Donnerstag 8.30-12 Uhr. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm-Lesegeräte .
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Hauptbahnhof. - Ab Warszawa [Warschau] E 77 Richtung Norden bis Olsztynek, von dort Straße Nr. 51 bis Olsztyn; ab Gdansk [Danzig] auf der E 75 bis Grudziadz [Graudenz], von dort die Straße Nr. 16 nach Olsztyn. Parkmöglichkeiten in der Nähe der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Sammlungen der 1946 gegründeten Bibliothek des Ermländischen Priesterseminars vereinigen die Bestände zahlreicher ermländischer Kirchenbibliotheken, die die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs überdauert haben (s. u. 1.6).

1.2 Hervorgegangen ist die Bibliothek aus den Sammlungen der Jesuitenschule Hosianum in Braniewo [Braunsberg]. Die Jesuitenbibliothek wurde 1589 gegründet und überwiegend durch Legate und Spenden von ermländischen Bischöfen, darunter Martin Kromer (1512-1589), sowie von anderen mit dem Ermland verbundenen Personen ergänzt, z. B. Michael Neander ( † 1613 ?) und Friedrich Bartsch (1582-1592 Rektor des Braunsberger Kollegiums). Während des ersten Schwedischen Krieges (1626-1635) erlitt sie große Verluste. Nahezu die gesamten Bestände (ca. 2000 Bde) wurden als Kriegsbeute nach Schweden verbracht. Die Mehrzahl dieser Bücher wird bis heute in der Universitätsbibliothek in Uppsala aufbewahrt (s. Eintrag dort).

1.3 Erst im Jahre 1639 wurde die Bibliothek der Jesuitenschule als Bibliothek des Königlichen Gymnasiums neu begründet. In den nächsten Jahren wurde ihr Bestand durch zahlreiche Ankäufe und Schenkungen vermehrt. So übernahm sie im Jahre 1643 die Sammlung des Domherrn Sigismund Steinsohn (†1643) sowie medizinische Bücher des Arztes Joannes de Petra Fontini und theologische Werke aus der Sammlung des Dompropstes Albert Rudnicki († 1651). Im Jahre 1647 kam die Sammlung von Professor Jeremias Nigrinus (†1646) hinzu. Nach der Auflösung des Jesuitenordens im Jahre 1773 wurde die Bibliothek vernachlässigt, und 1811 ging sie zum größten Teil an das neu begründete Königliche Lyzeum Hosianum. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jhs wurden die Bestände der Lyzealbibliothek wesentlich vermehrt durch Zuweisungen aus säkularisierten Klöstern in Kadyny [Cadinen], Oliwa [Oliva], Stoczek [Springborn], Barczewo [Wartenburg] u. a. Hinzu kamen Ankäufe und Schenkungen aus Bibliotheken verstorbener Professoren und Geistlicher. Seit 1827 verfügte die Bibliothek über einen regelmäßigen Fond zur Vermehrung der Bestände. Im Jahre 1893 umfaßten ihre Bestände 17.000 Bde, darunter 19 Inkunabeln und einige Handschriften.

1.4 Am Anfang des 20. Jhs wurde die Schule nochmals umbenannt und erhielt die Bezeichnung Staatliche Akademie. Zu dieser Zeit ergänzten die Nachlässe des Prälaten Heinrich Oswald (†1903) und des Professors Wilhelm Weißbrodt die Bibliothek. Im Jahre 1920 wurde die Bibliothek durch das Kultusministerium als öffentliche Bibliothek anerkannt. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg nahm sie zudem die Bestände des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Ermlands in Verwahrung (ca. 2000 Bde). 1934 besaß die Bibliothek ca. 100.000 Bde.

1.5 Aus den Sammlungen der Staatlichen Akademie in Braunsberg wurden nach 1945 überwiegend Werke zur Dogmatik, Apologetik und Kirchengeschichte gerettet, die heute in Allenstein aufbewahrt werden. Gemeinsam mit diesen Beständen kam aus Braunsberg ein Teil der Bibliothek des Bischöflichen Ermländischen Diözesan-Priesterseminars.

1.6 Neben den Braunsberger Sammlungen finden sich in der Bibliothek Teile der Kapitelbibliothek aus Frombork [Frauenburg], Bestände der Dombibliothek aus Dobre Miasto [Guttstadt] sowie die Kirchenbibliotheken aus Reszel [Rössel] und Orneta [Wormditt]. Die Sammlungen wurden neu katalogisiert und sind für die wissenschaftliche Benutzung zugänglich.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestandsbeschreibung liegen Auszählungen der Alphabetischen Kataloge der Alten Drucke und der Braunsberger Drucke (s. u. 3.1) zugrunde.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Gesamtbestand beträgt ca. 120.000 Bde. Die Germanica-Sammlung umfaßt annähernd 1450 Titel Alter Drucke, darunter 208 Inkunabeln (von insgesamt 324), 463 Titel aus dem 16. Jh, 345 aus dem 17. Jh und 431 aus dem 18. Jh. Hinzu kommt eine Zeitschriftensammlung mit ca. 190 Titeln aus dem 18. und 19. Jh. Bei den Drucken vor 1800 sind 792 Titel in lateinischer Sprache. Bei den Zeitschriften herrscht Deutsch vor.

Systematische Übersicht

Alte Drucke

2.3 Die meisten deutschen Inkunabeln stammen aus der Dombibliothek in Guttstadt und der Kapitelbibliothek in Frauenburg. Sie wurden hauptsächlich in Straßburg (61 Titel), Basel (48) und Nürnberg (46) gedruckt. Die älteste Inkunabel stammt aus dem Jahre 1466 (Antonius de Rampignollis, Aurea Biblia sive Repertorium aureum bibliorum) und wurde in Straßburg von Joannes Grüninger gedruckt. Daneben finden sich 13 Bibelausgaben sowie sechs Missale, darunter vier Missale Warmiense (Straßburg 1497), ein Missale Cracoviense (Mainz 1487) und ein Missale Dominorum Teutonicorum (Nürnberg 1499). Nennenswert sind zudem zwei Exemplare des Breviarium Warmiense (Nürnberg 1494).

2.4 Unter den Germanica ist die Theologie die umfangreichste Bestandsgruppe (über 760 Titel). Es sind alle Disziplinen der Theologie vertreten. Mehr als ein Viertel macht die Exegetische Theologie aus (ca. 230 Titel), die neben 81 Bibelausgaben zahlreiche Kommentare zum Alten und Neuen Testament, zur Gesamtbibel sowie zahlreiche Konkordanzen umfaßt. Die Systematische Theologie (fast 200 Titel) verteilt sich im wesentlichen auf polemisches Schrifttum (ca. 100) und Dogmatik (65). Zur Moraltheologie finden sich weniger als 20 Titel. Den Hauptanteil der Praktischen Theologie (insgesamt über 170 Titel) machen Homilien und Predigten aus (ca. 75). Dazu kommen Werke zur Liturgik (ca. 30 Titel) sowie Gesang- und Liederbücher, Katechismen, Breviare und Missale. Die Historische Theologie ist mit ca. 100 Titeln überwiegend zur Kirchengeschichte und Patristik wenig umfangreich. Das Kirchenrecht ist die kleinste Gruppe und umfaßt 40 Titel.

2.5 Weltliche Literatur ist im Germanica-Bestand nur in geringem Umfang vertreten (insgesamt 240 Titel) und setzt sich hauptsächlich aus juristischem (90), historischem (80) und philosophischem Schrifttum (40) zusammen. Überdies finden sich einzelne Titel zu Medizin, Schöner Literatur und Landeskunde sowie zu den Naturwissenschaften.

Braunsberger Drucke

2.6 Besonders wertvoll innerhalb des Bestandes Alter Drucke ist die Sammlung der Braunsberger Drucke (240 Titel). Von der gesamten Buchproduktion der Braunsberger Druckereien wird in der Bibliothek fast die Hälfte aufbewahrt. Es finden sich darunter Drucke von Georg Schönfels (38 Titel), Kaspar Weingärtner (14), Heinrich Schultz (3), Peter Rosenbüchler (1) und vor allem aus der Druckerei der Jesuiten (180).

2.7 Inhaltliche Schwerpunkte der Sammlung liegen bei der Theologie (etwa 130 Titel), wobei Praktische Theologie und Kirchenrecht überwiegen. Eine weitere interessante Sachgruppe bilden die Veröffentlichungen der Professoren des Collegium Hosianum (ca. 50 Titel), darunter Werke von Martin und Johann Briccius sowie von Johann Drews (1646-1710). Die übrigen Braunsberger Drucke sind Werke zur Geschichte, zum Recht, zur Kunst sowie Reisebeschreibungen (jeweils einzelne Titel).

Zeitschriftensammlung

2.8 Bei der Zeitschriftensammlung, die ca. 190 Titel deutscher Periodika aus dem 18. und 19. Jh umfaßt, sind ein Drittel (etwa 70 Titel) theologische Zeitschriften, wobei das katholische Schrifttum überwiegt. Reich sind preußische und ermländische Periodika repräsentiert (jeweils ca. 30 Titel). Es handelt sich hauptsächlich um amtliche Verordnungen sowie um Publikationen von Schulen (Jahresberichte, Schulprogramme). Ermländische Drucke sind überdies mit vielen Tageszeitungen einzelner Städte vertreten (Allenstein, Braunsberg, Lidzbark Warminski [Heilsberg]). Wesentlich weniger Titel (10) sind dem schlesischen Schrifttum zuzuordnen. Sie sind meist theologischen Inhalts. Der Rest der Germanica umfaßt amtliches Schrifttum, Veröffentlichungen wissenschaftlicher Gesellschaften sowie literarische, pädagogische, juristische und historische Zeitschriften (jeweils unter 10 Titel).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog der Alten Drucke (bis 1800)

Alphabetischer Katalog der Braunsberger Drucke (bis 1800)

Zeitschriftenkatalog

[alle Kataloge in Zettelform; nach Hausregeln geordnet]

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Bibliothek des Königlichen Lyceums Hosianum in Braunsberg. 2. Aufl. Braunsberg 1906

Katalog der Dombibliothek zu Guttstadt [Hs.; vor 1934]

Hipler, Franz: Analecta Warmiensia. Studien zur Geschichte ermländischer Archive und Bibliotheken. Braunsberg 1872

Jarzebowski, Leonard: Ksiegozbiór fromborkski i braniewski [Frauenburger und Braunsberger Büchersammlungen]. In: Roczniki Biblioteczne [Bibliotheksjahrbücher] 20 (1976) Heft 1/2, S. 1-25

Madej, Henryk: Wczoraj i dzis Biblioteki Warminskiego Seminarium Duchownego i Archiwum Diecezji Warminskiej [Gestern und Heute der Bibliothek des Ermländischen Priesterseminars und des Archivs der Ermländischen Diözese]. In: Warminskie Wiadomosci Diecezjalne [Ermländische Diözesannachrichten] 32 (1978) Nr. 2/3, S. 108-111

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Borzyszkowski, Marian: Inkunabuy Warminskiego Seminarium Duchownego Hosianum [Inkunabeln des Ermländischen Priesterseminars Hosianum]. In: Bibliotekarz Olsztynski [Allensteiner Bibliothekar] (1989) Nr. 3, S. 9-11

Kolberg, A.: Analecta Warmiensia. In: Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands 7 (1879) S. 1-78

Kolberg, Joseph: Die Inkunabeln aus ermländischem Besitze in schwedischen Bibliotheken. In: Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands 18 (1913) S. 94-137

Kolberg, Joseph: Bücher aus ermländischen Bibliotheken in Schweden. In: Zeitschrift für die Geschichte und Alterthumskunde Ermlands 19 (1916) S. 496-512

Stand: Januar 1995

Marzena Zacharska

Krystyna Kuszowa


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.