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Bibliothek des Oratorium Kevelaeriense

Adresse. Kapellenplatz 35, 4178 Kevelaer
Telefon. (02832) 6031

Unterhaltsträger. Pfarrei St. Marien Kevelaer
Funktion. Pfarrbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Theologie. 2. Besonderes Sammelgebiet: Wallfahrtsliteratur. Benutzungsmöglichkeiten. Nach schriftlicher Anmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof. A 57, Ausfahrt Sonsbeck; B 9.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Entwicklungsgeschichte der Bibliothek ist mit der Verehrung des Gnadenbildes der Jungfrau Maria in Kevelaer (seit 1642) zu verbinden. Im Jahre 1646 wurde den Oratorianern die Betreuung des Wallfahrtsortes übertragen. Diese kamen aus der Provinz Mecheln (damals Spanische Niederlande). Im Zusammenhang mit dem 1696 bis 1704 errichteten Neubau des Ordenshauses wird auch die Bibliothek erstmals erwähnt. Die Bibliothek dürfte für das in Kevelaer durchgeführte sogenannte Generalstudium (" Schola theologica") der Oratorianer von Wichtigkeit gewesen sein, weshalb (zumindest für das 17. Jh) mit kontinuierlicher Erwerbung (wenngleich häufig auch durch Schenkungen) zu rechnen ist. Auch einzelne Oratorianer, vor allem Johannes Stalenus, dürften durch Nachlässe und Schenkungen zum Wachsen der Bibliothek beigetragen haben.

1.2 Im Jahre 1802 wurde die Kongregation der Oratorianer supprimiert, das Archiv und die Zimelien wurden ausgelagert. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Bibliothek ohne nennenswerte Verluste. Seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wird versucht, die schon vorhandene Literatur über Wallfahrtswesen antiquarisch zu vervollständigen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek enthält heute 2507 Titel des 15. bis 19. Jhs, davon mindestens 8 Inkunabeln, 339 Titel aus dem 16. Jh, 1110 Titel aus dem 17. Jh, 306 Titel aus dem 18. Jh und 623 Titel aus dem 19. Jh. Die Blütezeit des Oratoriums im 17. Jh läßt sich an den Bestandszahlen ablesen.

2.2 Sprachlich überwiegt bei weitem das Lateinische mit 1665 Titeln, was zwei Dritteln des Bestandes entspricht. Es folgt Literatur in deutscher Sprache (546 Titel), niederländischer Sprache (142 Titel), französischer (130 Titel) und italienischer Sprache (18 Titel). Systematische Übersicht

2.3 Die Beschreibung folgt der Sachgruppeneinteilung des 1891 angelegten Katalogs (s. u. 3). Durch Mehrfacheintragungen (3204 Eintragungen für 2507 Titel) dürfte die Zahl der angegebenen Titel pro Sachgruppe um ca. 20 Prozent niedriger liegen.

2.4 Die Bibliothek ist in 8 Großgruppen eingeteilt, davon gehören 7 der Theologie an. Die Geisteshaltung der Oratorianer ist gut und umfassend dokumentiert (Bérulle, Stalenus, Bourgoing, Morin); auch andere Richtungen kommen mit ihren wichtigsten Vertretern zu Wort. Wenig Literatur findet sich in den Gruppen Bibeln, Breviere, Agenden, Liturgie (zusammen 93 Titel), Patristik (106 Titel, davon 42 Augustinus-Ausgaben und 8 Ausgaben des Chrysostomus) und Exegese (258 Titel einschließlich der Kommentare und kommentierten Übersetzungen).

2.5 Die größte Gruppe (851 Titel) stellt die Dogmatik dar. Neben einer Anzahl von Katechismen (44 Titel) finden sich hier die bekanntesten Dogmatiker, vor allem des 17. Jhs. Eine Besonderheit stellt eine größere Zahl von calvinistischen Werken aus Leiden, Zwolle und Wesel dar. Aus Frankreich, dem Ursprungsland des Kevelaerer Oratoriums, gelangten calvinistische Werke im Hugenottenkrieg nach Kevelaer. Außerdem legte der Begründer des Oratoriums, Kardinal Pierre de Bérulle (1575-1629), besonderen Wert auf die Auseinandersetzung mit calvinistischen Lehren.

2.6 Calvinistische Literatur findet sich auch in der nächsten großen Bestandsgruppe, der Moral- und Pastoraltheologie (644 Titel). Außerdem befinden sich hier zahlreiche kirchenpolitische Schriften zu tagespolitischen Fragen des 19. Jhs (Wilhelm Emanuel Ketteler, Mischehenfrage, Kirchenstaat; Verhältnis Staat-Kirche).

2.7 Die Spiritualität der Oratorianer (christologisch und marianisch ausgerichtet) dokumentiert sich in der umfangreichen Literatur der Gruppe Asketik (685 Titel). Neben Anleitungen zum vollkommenen Leben (150 Titel) stehen Meditationsliteratur (96 Titel), Werke zur Ikonographie, über Reliquien und Bruderschaften, Anleitungen zum Gebet, zum Kirchendienst und zu geistlichen Übungen, Märtyrer- und Heiligenviten (ca. 70 Titel), das Leben Jesu und Mariens in Betrachtungen (ca. 80 Titel) sowie Wallfahrts- und Rosenkranzliteratur (ca. 40 Titel). Daneben sind die wichtigsten Vertreter anderer Spiritualitäten, vor allem der Devotio moderna, aber auch der Carmeliten, Jesuiten und Redemptoristen vorhanden.

2.8 Die Gruppe Homiletik (193 Titel) enthält eine Anzahl wichtiger Werke zur geistlichen Beredsamkeit (27 Titel), Homiliensammlungen (25 Titel) sowie zeit- und anlaßgebundene Predigten: Sonn- und Feiertagspredigten (62 Titel), Sittenpredigten (29 Titel), katechetische Predigten (19 Titel) und Fastenpredigten (12 Titel).

2.9 Die Kirchengeschichte (374 Titel) enthält neben den kurzen Gesamtdarstellungen und der Konzils- und Ordensgeschichte vor allem Kirchengeschichte einzelner Städte und Bistümer, kontroverstheologische Schriften sowie Jesuitenapologien.

2.10 Bei der nichttheologischen Literatur (806 Titel) verdienen Erwähnung nur die Abteilung Rechtsgeschichte (128 Titel, davon 77 zum Kirchenrecht), allgemeine Geschichte, vor allem der niederrheinischen Regionen und Belgiens (110 Titel), die griechischen (34 Titel) und lateinischen (94 Titel) Klassikerausgaben (meist 19. Jh) sowie eine Gruppe (200 Titel) neulateinischer Autoren (darunter viele Jesuitenautoren). Allgemeine Sprachwissenschaft, Philosophie, Naturwissenschaften und Musik treten zurück. Sondersammlung

2.11 Im Jahre 1969 wurde die Bibliothek des Pfarrers Johannes Heistermann (1799-1854) aus der Kaplanei Keeken (Niederrhein) übernommen und gesondert aufgestellt. Es ist eine untypische Pfarrbibliothek (Universalbibliothek mit relativ hohem Anteil an Nichttheologica) von 395 Bdn, denen 162 Titel entsprechen, darunter 8 Bde Mathematik von 1817 bis 1837. Der Gesamtbestand: ein Titel aus dem 16. Jh, 12 aus dem 17. Jh, 48 aus dem 18. Jh und 101 aus dem 19. Jh, vorwiegend aus der ersten Hälfte. Der überwiegende Teil ist deutschsprachig.

3. KATALOGE

Verzeichnis der Bücher des Priesterhauses in Kevelaer. 1891. Teil 1: Verzeichnis der theologischen Werke in alphabetischer Folge nebst zwei Anhängen. Teil 2: Verzeichnis der nach den Fächern geordneten theologischen Werke. Teil 3: Verzeichnis der nichttheologischen Werke nach den einzelnen Fächern

[systematischer Bandkatalog; berücksichtigt angebundene Werke nur in Ausnahmefällen; Nebeneintragungen unter verschiedenen Sachbegriffen häufiger]

Chronologischer Katalog

Zettelkatalog [innerhalb der Jhe alphabetisch]

Katalog der Bibliothek Keeken [Zettelkatalog]

Die Bestände sind im Verbundkatalog Nordrhein-Westfalen (GAK) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die meisten Archivalien wurden 1806 an ihrem Auslagerungsort vernichtet. Noch vorhanden ist: Incipit: " Anno 1646 17. April in't Lant ... gekommen binnen Kevelaer vor den Mittag". Explicit: " 3. Juli 1793 regressus sum Bruxellas J. B. Nys Prb. Can. Bruxelles." [Chronik des Oratorium Kevelaeriense; in Kopie vorhanden; Original im Safe des Pfarrers]

4.2 Darstellungen

Gleumes, Heinrich: Die Bibliothek des Kevelaer Oratoriums. In: St. Wiborada. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde 6 (1939) S. 10-13

Kerkhoff, Radbert: Das Oratorium und seine Bibliothek. In: Geldrischer Heimatkalender 1968, S. 63-67

Stand: September 1989

Reinhard Feldmann

P. Radbert Kerkhoff OSB


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.