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Muzeum východních Cech - knihovna

Ostböhmisches Museum - Bibliothek


Adresse. Elišcino nábrezí 465, 500 01 Hradec Králové
Telefon. (049) 551 46 24-6
Telefax. (049) 551 28 99
e-mail. [mvc@mvc.anet.cz]

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultury Ceské republiky [Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik]
Funktion. Öffentliche Fachbibliothek für die ältere und neuere Geschichte Böhmens unter besonderer Berücksichtigung des ostböhmischen Gebiets nördlich von Königgrätz.
Sammelgebiete. Allgemeines Sammelgebiet: Ostbohemica, u. a. Militaria, Numismatik, Ethnographie, Archäologie, Geschichte, Kunstgewerbe und Industrie, Schul- und Gesundheitswesen. - Besonderes Sammelgebiet: Königgrätzer Drucke.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Dienstag 8-17 Uhr. Nach schriftlicher Anmeldung und nach Vereinbarung Studienmöglichkeit von Montag bis Freitag 8-15 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät, Fotowerkstatt.
Gedruckte Informationen. Muzeum východních Cech Hradec Králové [Ostböhmisches Museum Königgrätz]. Hradec Králové 1996 [Faltblatt in tschechischer, englischer und deutscher Sprache].
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Regelmäßige Bahn- und Busverbindungen von Prag, Pardubice [Pardubitz] und Liberec [Reichenberg]. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linie 2) bis Haltestelle Divišová ulice. - Von Prag E 67 bis Ausfahrt Hradec Králové, dann Richtung Stadtzentrum. Parkmöglichkeiten beim Museum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Museum in Königgrätz entstand 1880. Nach einer von der Stadtverwaltung im Sommer 1878 veranstalteten Ausstellung wurden Antiquitäten, Bilder und andere Gegenstände, hauptsächlich aus der Königgrätzer Region, zusammengetragen, um ein Stadtmuseum zu gründen. Gleichzeitig mit der Museumsgründung begann der Aufbau einer Bibliothek. Als erste öffentliche Bücherei in der Stadt war sie seit 1896 für alle Bürger zugänglich. Bücher und Zeitschriften waren zur Freihandbenutzung aufgestellt, wodurch es jedoch zu häufigen Verlusten kam. Mit Rücksicht auf das besondere Sammelgebiet der Bibliothek wurde hauptsächlich die begonnene Sammlung Königgrätzer Drucke vervollständigt.

1.2 In Königgrätz gedruckte Bücher werden erstmals 1565 erwähnt, entsprechende Exemplare sind jedoch nicht erhalten. Der erste namentlich bekannte Buchdrucker am Ort war Ende des 16. Jhs Martin Kleinwechter. Von 1620 bis 1628 ist die Buchproduktion von Jan Arnold Lehnický und von 1673 bis 1681 die von Daniel Vojtech Kamenický nachgewiesen. Im 18. Jh erwarb die ortsansässige Buchdruckerfamilie Tibelli großes Ansehen. Tibelli-Drucke (von 1711 bis 1782) gehören zu den bedeutendsten Werken der Buchdruckerei in Böhmen. Die verschärften Bestimmungen der Zensurbehörde und der Aufbau militärischer Festungen in der Stadt beendeten diese vielversprechende Entwicklung. 1808 kaufte Jan Hostivít Pospíšil die unrentable Druckwerkstatt, und mit ihm begann eine neue große Epoche des Buchdrucks in Königgrätz.

1.3 Das Bildungsbürgertum von Königgrätz erweiterte die Sammlung Alter Drucke (Signatur KST) durch Spenden oder Vermächtnisse aus Privatbibliotheken. Auch umfangreiche Schenkungen von kirchlichen Schulen in der Stadt waren keine Seltenheit, so z. B. vom Gymnasium Boromeum. In der Regel wurden jedoch Einzelexemplare geschenkt, zu denen keine Verzeichnisse vorliegen. Nur die älteren Drucke wurden zunächst noch in einem Zuwachsverzeichnis mit dem Namen des Spenders eingetragen, bevor sie in den Bestand eingegliedert wurden.

1.4 Die Bibliothek wuchs durch laufende Erwerbungen und seit 1950 auch durch staatliche Konfiskationen, da damals in der Tschechoslowakischen Republik zahlreiche Bibliotheken von Vereinen und kirchlichen Einrichtungen, aber auch Privatbibliotheken beschlagnahmt wurden (u. a. Büchersammlungen von Regimegegnern).

1.5 Ein erstes Verzeichnis der Bücher wurde zur Jahrhundertwende angelegt und der erste Katalog von dem Bibliothekar Miloslav Oehm (

†1912) begonnen. Danach war Prof. Jaroslav Oehm von 1912 bis 1921 als Bibliotheksverwalter tätig, ab 1922 František Tichý als Bibliothekar und Museumsdirektor, der den alphabetischen Katalog anlegte. Nach 1980 wurde der Bestand systematisch nach UDK neu geordnet.

1.6 In der Zeit des Zweiten Weltkrieges erlitt das Museum erhebliche Verluste. Besonders aus den Militärsammlungen und der Bibliothek ließen die Okkupationsbehörden Sammlungsgegenstände und Bücher beschlagnahmen. In den siebziger Jahren kam es später zu einer Bestandsrevision, bei der wiederum einige hundert Bände der Bibliothek abtransportiert wurden. Der genaue Umfang und der Verbleib dieser Verluste ist jeweils nicht belegt; Nachforschungen zu Beginn der neunziger Jahre blieben erfolglos. Einige Verluste konnten durch Schenkungen und Ankäufe ausgeglichen werden. Ostböhmisches Museum

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Im Jahre 1998 umfaßte die Museumsbibliothek etwa 44.000 Bde (ca. 22.700 Signaturen). Die Regionalbibliothek bestand aus 5180 Bdn (4608 Signaturen), die Sammlung Alter Drucke als Konservationsbestand aus 180 Bdn (130 Titel). Eine detaillierte Beschreibung der Bestände ist derzeit nicht möglich, da eine umfassende und auf Jahre angelegte Neubearbeitung durchgeführt wird.

2.2 Germanica in deutscher Sprache oder gedruckt im deutschen Sprachgebiet machen etwa 500 Bde aus. Inkunabeln sind mit 10 Bdn vertreten, aus dem 16. Jh liegen 15 Bde vor, aus dem 17. Jh ca. 80 Bde sowie aus dem 18. Jh und dem 19. Jh bis 1830 weitere 110 Bde. Der Großteil des deutschsprachigen Bestandes stammt aus dem 19. Jh.

Systematische Übersicht

2.3 Bei den Germanica des 19. Jhs handelt es sich zumeist um Lehrbücher, Handbücher, Wörterbücher und wissenschaftliche Werke. Häufig vertretene Druckorte sind Wien, Leipzig, Berlin und Stuttgart. Die Drucke des 18. Jhs stammen aus Druckereien in Wien, Leipzig, Regensburg, Straßburg, München, Linz, Jena, Nürnberg, Hamburg, Amberg, Halle, Frankfurt a. M., Görlitz, Ulm, Dresden und Bamberg; die Drucke aus dem 17. Jh aus Offizinen in Frankfurt a. M., Amsterdam, Dresden, Nürnberg und Basel. Inkunabeln liegen vor aus Basel, Hagenau, Köln, Leipzig, Nürnberg, Speyer, Straßburg, Mailand und Venedig.

2.4 Von den Inkunabeln seien in chronologischer Folge genannt Antonius Florentinus, Summae theologicae (Nürnberg: Anton Koberger 1478), Thomas von Aquin, Continuum in IV. evangelistas (Venedig: Hermann Liechtenstein 1482); Hugo Cardenalis, Postillae super IV. evangelia (Basel: Bernhard Richel 1482); Homiliarius doctorum ... (Speyer: Peter Drach 1482); Robertus Holkot, Opus super sapientiam Salomonis (Speyer: Peter Drach 1483); Guilelmus Duranti, Rationale divinorum officiorum (Straßburg 1484); Isidorus Hispalensis, De summo bono (Leipzig: Arnold von Köln 1493); Ambrosius, Opera (Mailand 1494); Guillerinus, Postilla (Nürnberg: Anton Koberger 1496); Boethius, De consolatione ... (Köln: Heinrich Quentell 1497); Opus homeliarum (Basel: Nicolaus Kesler 1498) und von Frater Hungarus Sermones dominicales perutiles (Hagenau: J. Rynman, Heinrich Gran 1499).

2.5 Bei den Drucken des 16. Jhs dominieren theologische Werke und Bibelausgaben. Vorhanden sind u. a. Thomas von Aquin, Summa theologica (Hagenau: Heinrich Gran 1512); Sermones Amici ... (Basel: Nicolaus Kesler 1501); Aurelius Augustinus, Opera (Basel: Johann Froben 1569) und Confessiones (Würzburg 1581); Bernardinus de Busti, Rosarium sermonum predicabilium ... (Hagenau: Heinrich Gran 1503) und bei den Bibelausgaben die Biblia Sacra Vulgatae ... (Köln 1592). Gesondert genannt sei Johann Spangenbergs Postilla ceská (Nürnberg 1566). Einige naturwissenschaftliche oder medizinische Drucke sind ebenfalls vorhanden, so beispielsweise Petrus Apianus, Cosmographia (Antwerpen: A. Birckmann 1564); Christophorus Barzizius, Introductorium in medicinam (Augsburg: Sigmund Grimm, Marx Wirsung 1518); Hieronymus Braunschweig, Das nüwe distillierbuch (Straßburg: Johann Grüninger 1528) und Walter Hermann Ryff, Confect-Buch und Hauss-Apoteck (Frankfurt 1563).

2.6 Unter den historischen Lehrbüchern sind sowohl philologische Werke, z. B. Johann Jakob Bachmairs Neue glische Grammatik (Hamburg 1765) und La Roches Nouvelle méthode pour traiter la grammaire françoise (Leipzig 1770), als auch naturwissenschaftliche Werke, beispielsweise Justus Liebigs Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie (Braunschweig 1843). Die Bibliothek besitzt weiterhin seltenere Ausgaben wissenschaftlicher Werke, wie z. B. Oswald Gaebelkhovers Arzney-Buch (Frankfurt 1665), Johann Huebners Vollständige Geographie (Hamburg 1733) und Leibniz' Philosophische Werke (Halle 1778). Aus dem 17. bis 19. Jahrhundert finden sich einige bemerkenswerte deutschsprachige Handbücher und Nachschlagewerke verschiedener Fachrichtungen, darunter Christoph Jägers Welt-Beschauung (Nürnberg 1686), Franz Sonnenleitners Anmerkungen zum neuen Josephinischen Kriminalgesetz (Wien 1787), Christian Crusius' Topographisches Post-Lexikon (Wien 1798-1828) und Johann Joachim Eschenburgs Handbuch der alten klassischen Literatur (Berlin 1811).

Sondersammlung

2.7 Bei den Königgrätzer Drucken, die vor allem vom Verlag des Bistums, dem Jesuitenseminar und den bischöflichen Gymnasien herausgegeben wurden, handelt es sich in erster Linie um Kosmographien, Literatur kirchlichen und weltlichen Inhalts, Jahresberichte, Ausstellungskataloge, Wörterbücher sowie zeitgenössische Kalender und Zeitungen aus dem 19. Jh. Bei der weltlichen Literatur dominieren Werke zur Geschichte und Heimatkunde von Ostböhmen, Lehrbücher der Schulfächer Mathematik, Latein, Deutsch, Polnisch, Italienisch, Französisch und Grammatik. Ferner liegen vor Kochbücher, astronomische Handbücher, Topographien sowie medizinische und geographische Werke aus dem 18. und 19. Jh. Bei der theologischen Literatur finden sich theologische Lehrbücher, Gesangbücher und Breviere. Die Königgrätzer Drucke liegen größtenteils in deutscher oder lateinischer Sprache vor.

3. KATALOGE

Alphabetischer Gesamtkatalog

[nach Autoren und Sachtiteln]

Chronologischer Katalog der Königgrätzer Drucke von 1617 bis 1900

Katalog der Königgrätzer Drucke nach 1900

[alphabetisch geordnet]

Eine retrospektive Katalogisierung mit EDV (Programm DOKSIS) ist z. Z. in Arbeit; etwa die Hälfte der Alten Drucke sind erfaßt.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Malina, Jirí Doubrava, Aleš: Hradecké muzeum [Das Königgrätzer Museum]. Hradec Králové 1983, S. 9-10

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Johanides, Josef: Staré Královéhradecké tisky [Königgrätzer Alte Drucke]. Hradec Králové 1973 [verzeichnet 706 Bde]

Stand: April 1998

Ivana Nývltová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.