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Biblioteka Seminarium Duchownego

Bibliothek des Priesterseminars


Adresse. Plac Mariacki 7, 83-130 Pelplin
Telefon. (069) 36 17 62 und 36 16 64

Unterhaltsträger. Wyzsze Seminarium Duchowne [Höheres Priesterseminar]
Funktion. Seminarbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Kirchenrecht, Philosophie, Geschichte, Kultur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-13 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung empfehlenswert. Das Priesterseminar verfügt über Gästezimmer. - Fußweg vom Bahnhof (ca. 15 Min.) - Ab Gdansk [Danzig] E 75 Richtung Torun [Thorn] bis Rudno, von dort Straße 229 bis Pelplin. Parkmöglichkeiten in der Nähe der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Den Grundstock der 1829 gegründeten Bibliothek des Priesterseminars bildete die Bibliothek des Zisterzienserklosters, das in Pelplin 1274 gegründet und 1823 wieder aufgehoben wurde. Die Bestände des Zisterzienserklosters wurden von Mönchen aus der Mutterkirche in Doberan (Mecklenburg) mitgebracht. Bis heute sind in den Sammlungen der Bibliothek des Priesterseminars drei Handschriften aus der Doberaner Bibliothek vorhanden. Ein Katalog der Zisterzienserbibliothek in Pelplin ist nicht erhalten geblieben. Es ist aber bekannt, daß sie am Anfang des 19. Jhs mehr als 10.000 Bde besaß. Nach der Aufhebung des Klosters wurde ein größerer, nicht rekonstruierbarer Teil der Sammlungen dem Königlichen Staatsarchiv in Kaliningrad [Königsberg] übergeben. Der Rest des Bestandes wurde mit der aus Chemno [Kulm] mitgebrachten Bibliothek des Diözesan-Priesterseminars vereinigt und dem neugegründeten Pelpliner Priesterseminar zur Verfügung gestellt.

1.2 In den Jahren 1832 bis 1854 wurden der Bibliothek die Bestände aufgehobener Klöster aus Torun [Thorn], Gdansk [Danzig], Kartuzy [Karthaus], Oliwa [Oliva] und Lubawa inkorporiert. Darunter befand sich auch die Gutenberg-Bibel des Bernhardinerklosters von Lubawa. Im Jahre 1853 umfaßten die Bestände des Priesterseminars 9789 Titel. 1862 gelangten die Bücher der Dombibliothek aus Chemza [Kulmsee] hierher. Regelmäßiger Ankauf und Schenkungen der Seminarprofessoren ließen den Bestand der Bibliothek schnell wachsen, so daß er Ende des 19. Jhs ca. 25.000 Bde umfaßte.

1.3 Der erste Bandkatalog wurde in den Jahren 1831 und 1851 verfaßt. Mit der Zusammenstellung eines modernen Zettelkatalogs begann man im Jahre 1936. Die Sammlungen der Bibliothek umfaßten zu dieser Zeit 23.000 Bde. In den Jahren 1938/39 wurde von Kazimierz Piekarski (1893-1944), dem damaligen Leiter der Nationalbibliothek in Warszawa [Warschau], ein Inkunabelkatalog begonnen, der 870 Inkunabeln verzeichnete. Während des Zweiten Weltkrieges ging dieser nicht fertiggestellte Katalog verloren.

1.4 Die Sammlungen des Priesterseminars erlitten im Zweiten Weltkrieg große Schäden. Etwa ein Viertel des Gesamtbestandes ging verloren. Im Jahre 1947 fielen überdies ca. 1500 Bde einem Brand zum Opfer, der während der Restaurierungsarbeiten am Seminargebäude ausbrach.

1.5 In der Nachkriegszeit wurden die Inkunabeln neu katalogisiert und die Sammlungen in einem modernen Gebäude untergebracht. 1990 wurde mit der Katalogisierung der Alten Drucke nach modernen Regelwerken begonnen. Die Bibliothek ist heute nicht nur Seminarbibliothek, sondern auch interessierten Wissenschaftlern zugänglich.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestandsbeschreibung liegen Titelauszählungen des nach Signaturen geordneten Katalogs der Alten Drucke (s. u. 3.1) zugrunde.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Gesamtbestand der Bibliothek beläuft sich auf 75.000 Bde. Zum historischen Bestand gehören ca. 10.000 Bde, darunter 660 Hss. und 543 Inkunabeln. Die Germanica-Sammlung umfaßt über 4550 Titel, darunter mehr als 260 Inkunabeln. Ca. 1200 Titel stammen aus dem 16. Jh, fast 1600 Titel aus dem 17. Jh und etwa 1500 Titel aus dem 18. Jh. Den Schwerpunkt bilden Drucke in lateinischer Sprache (ca. 3300 Titel). Ein kleinerer Teil (ca. 1000 Titel) ist in deutscher Sprache. Titel in französischer Sprache sind unter den Germanica nur in geringer Anzahl vertreten.

Systematische Übersicht

Inkunabeln

2.3 Die meisten Germanica der Inkunabelsammlung stammen aus Straßburger und Kölner Druckereien. Weitere Druckorte sind Leipzig, Nürnberg und Lübeck. 48 Inkunabeln stammen aus der Schweiz, so beispielsweise aus den Baseler Offizinen von Johannes Amerbach, Nicolaus Kessler und Michael Furter. Inhaltlich überwiegt theologisches Schrifttum (ca. 90 Prozent) mit Titeln zur Exegese und mit Predigten. Zahlreich sind auch Werke zum Kirchen- und Zivilrecht vertreten. Zu den bemerkenswertesten Drucken dieser Sammlung gehören neben der Gutenberg-Bibel aus Lubawa, deren Umschlagdeckel der Lübecker Buchbinder Heinrich Coster signiert hat, auch Fragmente des Textes über das Leben der Hl. Dorothea, der 1492 in der Offizin von Jakob Karweyse in Malbork [Marienburg] erschienen ist.

Drucke des 16. bis 18. Jhs

2.4 Von den über 4250 Titeln des 16. bis 18. Jhs gehören etwa 2520 Titel zu theologischen und ca. 1730 Titel zu nicht-theologischen Disziplinen. Innerhalb der Theologie bilden Werke zur Historischen, Systematischen und Praktischen Theologie nahezu gleich umfangreiche Gruppen (jeweils ca. 620 Titel). Ein Drittel (ca. 200 Titel) der historisch-theologischen Werke ist der Patristik zuzuordnen. Etwa 150 Titel befassen sich mit der Geschichte verschiedener Klöster, hauptsächlich der Zisterzienser und der Jesuiten. Mehr als 100 Titel finden sich zur Kirchengeschichte, ebenso viele sind zu Heiligenviten vorhanden. Innerhalb der Systematischen Theologie finden sich 250 Titel polemischen Schrifttums und 150 Titel zur Dogmatik. In geringerer Zahl sind Werke zur Askese (ca. 110 Titel) sowie zu Apologetik und Mystik (je ca. 50) vorhanden. Im Bereich der Praktischen Theologie finden sich 250 Titel Predigt- und Homiliensammlungen sowie 120 Titel zur Katechetik. Daneben sind etwa 100 Titel der Rhetorik und 80 Titel der Liturgik sowie jeweils etwa 30 Titel der Pastoraltheologie und der Missionsliteratur zuzuordnen. Über die genannten Gebiete hinaus sind in größerem Umfang Werke zur Exegese (ca. 300 Titel) und zum Kirchenrecht (ca. 290) vertreten. Den Rest des theologischen Bestandes (ca. 70 Titel) bilden allgemeine Schriften über die Kirche in Polen sowie in Preußen.

2.5 Die Sachgruppe Literatur hat den größten Anteil (ca. 420 Titel) am Bestand des profanen Schrifttums und umfaßt vor allem Schullehrbücher (fast 320 Titel). Es handelt sich um Schulausgaben lateinischer und griechischer Texte (insgesamt ca. 145 Titel) sowie um zahlreiche Lehrbücher zu Fremdsprachen (ca. 50 Titel), Wörterbücher und Grammatiken. Hinzu kommt eine kleine Sammlung panegyrischer Drucke (ca. 100 Titel), in der Hochzeits- und Lobreden überwiegen.

2.6 Unter den Werken zur Geschichte (insgesamt 380 Titel) dominiert die deutsche Geschichte mit mehr als 170 Titeln. Daneben finden sich vor allem Werke zur Geschichte Polens (ca. 100 Titel). Den Rest dieser Sachgruppe bilden Werke zur Geschichte weiterer europäischer Länder und zur Geschichte des Altertums (jeweils ca. 50 Titel) sowie einzelne Titel zur Heraldik und zur Genealogie.

2.7 Das juristische Schrifttum umfaßt ca. 290 Titel. Mehr als ein Drittel dieses Bestandes (100 Titel) sind Werke zum Staatsrecht. Danach folgen Zivil- und Prozeßrecht (jeweils fast 90 Titel). Einzelne Titel sind dem Deutschen, Römischen und Preußischen Recht zuzuordnen.

2.8 Zur Philosophie finden sich ca. 260 Titel, in überwiegender Zahl zur christlichen Philosophie (ca. 160 Titel). Hinzu kommen Werke zu Logik und Metaphysik (jeweils ca. 40 Titel) sowie 10 Titel zur Ästhetik.

2.9 Sachgruppen mit kleinen Germanica-Beständen sind Landeskunde, Naturwissenschaften und Kunst (jeweils ca. 85 Titel) sowie Medizin und Kriegswissenschaft (jeweils 60 Titel).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Inkunabelkatalog

[in Zettelform; nach 1947 angelegt]

Katalog der Alten Drucke (vor 1800)

[in Zettelform; nach Signaturen geordnet; angelegt 1990]

3.2 Historische Kataloge

Catalogus librorum Bibliotheca Sem. Cler. Episc. Pelplini conscriptus a Joanne Hasse. 1849-1852 [hschr.]

Neubauer, Antoni: Katalog dzie wypozyczonych z Biblioteki Seminarium Duchownego [Verzeichnis ausgeliehener Bücher aus der Bibliothek des Priesterseminars]. 1872; 1889-1930 [hschr.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten der Bibliothek des Priesterseminars aus den Jahren 1846 bis 1938 und von 1953 bis heute.

4.2 Darstellungen

Kujot, Stanisaw: Opactwo pelplinskie [Die Pelpliner Abtei]. Pelplin 1875

Frydrychowicz, Romuald: Geschichte der Zisterzienserabtei in Pelplin und ihre Bau- und Kunstdenkmäler. Düsseldorf 1905

Glemma, Tadeusz: Biblioteka Seminarium Duchownego w Pelplinie [Die Bibliothek des Priesterseminars in Pelplin]. In: Stefan Wierczynski (Hrsg.): Biblioteki Wielkopolskie i Pomorskie [Bibliotheken Großpolens und Pommerns]. Poznan 1929, S. 289-294

Ciemnoonski, Janusz; Pasierb, Janusz: Pelplin. Wrocaw 1978

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Strutynska, Maria: Dzieje i stan obecny kolekcji inkunabuów pelplinskich [Die Geschichte und der heutige Zustand der Pelpliner Inkunabelsammlung]. In: Studia Pelplinskie [Pelpliner Studien] 17 (1986) S. 319-343

Stand: Januar 1995

Krystyna Kuszowa

Marzena Zacharska


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.