FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek der philosophisch-theologischen Hochschule CSsR

Adresse. Waldstraße 9, 5202 Hennef [Karte]
Telefon. (02242) 8898-44
Bibliothekssigel. <Gn 1>

Unterhaltsträger. Provinzialat der Redemptoristen e. V., 5000 Köln 80
Funktion. . Hochschulbibliothek sowie Bibliothek für die Mitglieder der Ordensgemeinschaft.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Philosophie und Theologie. 2. Besondere Sammelgebiete: Redemptoristica; Mystik. Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten für auswärtige Benutzer: Montag bis Donnerstag 8-13 Uhr; zu anderen Zeiten nach Vereinbarung. Leihverkehr: DLV (Altbestand bis 1850).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikroformen-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Monatliche Zugangslisten. Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Anmeldung erforderlich bei Besuch außerhalb der Öffnungszeiten. Fußwegnähe vom Bahnhof Hennef (ca. 20 Minuten). Busverbindung ab Bonn Hauptbahnhof (Linie 529 oder 538) nach Hennef-Geistingen. A 3, Kreuz Siegburg, Ausfahrt Hennef.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Bibliothek fallen zusammen mit der Eröffnung des ersten provinzeigenen Studienhauses 1861 in Maria Hamikolt bei Dülmen, Westfalen. Als die Redemptoristen im Kulturkampf das Deutsche Reich verlassen mußten (1873), wurde das Ordensseminar und die Bibliothek in das Alfonskloster nach Luxemburg (Stadt) verlegt. Einundzwanzig Jahre später (1894) wurde der Orden wieder auf Reichsgebiet zugelassen, das Kloster Hamikolt jedoch war unterdessen an eine andere Ordensgemeinschaft übergegangen. Aus diesem Grunde wurde das Josefskloster in Trier vorläufig für die theologisch-missionarische Ausbildung der Ordensjugend bestimmt (1898).

1.2 Für die Neugründung eines eigentlichen Studienhauses fiel die Wahl auf Geistingen (heute: Hennef/Sieg). Erst 1902 erreichte P. Provinzial Peter Zender durch persönliche Verhandlungen in Berlin am 18. Februar 1902 die Baugenegung. Ende August 1903 war das neue Kloster und Ordensseminar bezugsfähig. Sechs Jahre später (1910) folgte die neue Bibliothek, ein großer Hallenbau. Den ersten Weltkrieg überstand das Haus, das teilweise als Lazarett diente, ohne nennenswerten Schaden. Im Zweiten Weltkrieg dagegen wurden Seminar und Bibliothek im Juli 1941 aufgelöst und erst vier Jahre später im Mai 1945 wiedereröffnet. Schon bald konnte die Bibliothek den starken Zuwachs, vor allem durch Übernahme der Bücherbestände aus verschiedenen anderen Klöstern, die in den sechziger Jahren aufgegeben wurden (1960: Luxemburg; 1961: Eupen-Belgien und Vaals-Niederlande; 1967: Glanerbrück-Niederlande), nicht mehr verkraften.

1.3 Zunächst dienten anderweitig freigewordene Räume des Hauses als Ausweichquartier, bis im Dezember 1984 die ehemalige Aula der Hochschule als Zweitbibliothek (Fassungsvermögen: 110.000 Bde) eingerichtet wurde. Seitdem gilt folgende Aufteilung: Die Altbestände (bis 1850) stehen in einem eigenen Raum, die Bücher von 1851 bis 1959 in der alten Bibliothek und die Neuerscheinungen ab 1960 in der neuen Bibliothek; dort befinden sich auch alle Bücher nicht philosophisch-theologischen Inhalts sowie ein Teil der Zeitschriften.

1.4 Genaue Angaben über den Bestand der Bibliothek sind erst seit dem Akquisitionskatalog von 1925 möglich. Verzeichnisse aus den Jahren davor sind widersprüchlich und lassen keine präzisen Rückschlüsse zu. Der Akquisitionskatalog umfaßt 7 Bde und endet am 6. September 1945. Er zählt 62.608 Nummern und nennt in einem Nachtrag für den 25. März 1948 einen Bestand von 70.560 Titeln. Für die folgenden Jahre bis 1957 gibt es keine Unterlagen über die Neuzugänge. Seit 1958 erscheinen monatliche Zugangsverzeichnisse, die, durch Informationen und statistische Angaben ergänzt, nach Jahrgängen gebunden werden. Wenn man die durchschnittliche Zuwachsrate der Jahre 1958 bis 1986 auch für die Jahre von 1948 bis 1957 zugrunde legt, ergibt sich ein gegenwärtiger Bestand von ca. 157.000 Bdn. Die Bestandsvermehrung erfolgt durch planmäßigen Ankauf, durch Schenkungen (von Klöstern und Privatpersonen) sowie durch Übernahme von Nachlässen. Besondere Erwähnung verdient die ca. 5000 Bde umfassende Bibliothek des Mystikerforschers Prof. Wilhelm Placidus Schleußner († 1927), die aufgelöst und in den Gesamtbestand eingestellt wurde.

Franz Karl Heinemann

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Aus praktischen Gründen stehen die Bücher bis 1850 separat und sind in einen gesonderten Alphabetischen Katalog aufgenommen. Nur diese werden im folgenden beschrieben. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 157.000 Titeln umfaßt der Altbestand ca. 9375 Titel (ohne die Bibeln, s. u. 2.12), davon ca. 80 Inkunabeln, ca. 700 Titel aus dem 16. Jh, ca. 1675 aus dem 17. Jh, ca. 3250 aus dem 18. Jh und ca. 3670 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs.

2.3 Die Drucke des 15. Jhs sind mit einer Ausnahme in französischer Sprache ausschließlich in Latein. Im 16. Jh macht das Lateinische ca. 94 Prozent des Bestandes aus; daneben stehen Deutsch mit ca. 3,7 Prozent und Italienisch mit ca. 1,7 Prozent. Die verbleibenden Prozentzahlen verteilen sich wie auch in den anderen Jhn auf andere europäische Sprachen (Französisch, Niederländisch, Spanisch, Englisch ab dem 18. Jh), sowie auf Griechisch und Hebräisch (Lexika, Grammatiken, Originaltexte griechischer Klassiker). Das 17. Jh weist ca. 85,3 Prozent lateinische Titel auf, ca. 6,8 Prozent deutsche und ca. 5,7 Prozent französische. Im 18. Jh sind ca. 58,6 Prozent der Titel in Latein, ca. 28,1 Prozent in Deutsch, ca. 9,7 Prozent in Französisch und ca. 1,9 Prozent in Italienisch. Die deutschen Titel steigen in der ersten Hälfte des 19. Jhs rapide an: Sie umfassen ca. 67,2 Prozent des Bestandes, während Latein auf ca. 16,1 Prozent absinkt, Französisch mit ca. 12,8 Prozent vertreten ist und Italienisch mit ca. 2,2 Prozent. Systematische Übersicht

2.4 Den Aufgaben der Bibliothek entsprechend ist der weitaus größte Teil der Titel der Theologie und dem religiösen Schrifttum allgemein zuzuordnen, nämlich ca. 84 Prozent. Davon wiederum fällt ein Großteil auf die Praktische Theologie, was dem Schwerpunkt des Ordens, der sich in starkem Maße der Seelsorge widmet, entspricht. Am Bestand läßt sich der seit dem 17. Jh allgemein bemerkbare Wandel von der ausschließlich oder vornehmlich gelehrten Theologie zu einer stärker praxisorientierten Theologie ablesen, wie sie sich in Predigten, Heiligenlegenden und Andachtsbüchern dokumentiert.

2.5 Bei der mittelalterlichen Theologie (ca. 290 Titel, 3,1 Prozent des Bestandes) liegt der Schwerpunkt bei der Scholastik (u. a. Thomas von Aquin und Albertus Magnus) in z. T. sehr frühen Drucken. Daneben ist die franziskanische Richtung vertreten, u. a. durch Bonaventura und William von Ockham. Hervorzuheben sind außerdem die Werke Bernhard von Clairvaux'. Die Dogmatik (ca. 1080 Titel, 11,5 Prozent) umfaßt zu einem Viertel allgemeine Werke, die übrigen drei Viertel umreißen spezielle Themen der jeweiligen Zeit und Situation (z. B. die Kontroverstheologie). Hier sind die Werke der Moraltheologen Paul Gabriel Antoine, Daniel Concina und Honore de Tournély zu nennen.

2.6 Die Moraltheologie und Pastoraltheologie umfaßt ca. 1050 Titel (11,2 Prozent). Wohl ihres Ordensgründers Alphons von Liguori und seiner besonderen Rolle im Probabilistenstreit wegen sind besonders Theologen vertreten, die die verschiedenen Positionen und ihre Weiterentwicklung widerspiegeln, wie Eusebius Amort, Hermann Busenbaum, Petrus Collet, Benjamin Elbel, Daniele Concina. Ferner finden sich Werke von Johann Nider (mit Titeln aus dem 15. Jh), Anacletus Reiffenstuel, Paul-Gabriel Antoine, Honoratus Tournely, Johann Michael Sailer. Die kleine Gruppe Katechetik (ca. 260 Titel, 2,8 Prozent) enthält einige wichtige Namen aus der Geschichte der Katechetik: aus dem 18. Jh Johann Ignaz von Felbiger, aus dem 19. Jh Augustin Gruber und vor allem Johann Baptist von Hirscher.

2.7 Die Homiletik (ca. 1060 Titel, 11,3 Prozent) enthält sowohl praktische Anleitungen zur Verkündigung als auch umfangreiche Predigtsammlungen verschiedenster Zeiten und Richtungen (über Abraham a Sancta Clara, Prokop von Templin, Franz Neumayr, die Franzosen Jean Baptiste Massillon, Louis Bourdaloue und Jacques-Bénigne Bossuet bis zu Johann Michael Sailer und Johann Emanuel Veith).

2.8 Den umfangreichsten Teil des Bestandes stellt die Literatur zur Mystik und Aszetik dar (ca. 1510 Titel, 16,1 Prozent). Es überwiegt die Literatur der großen Heiligen: Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Franz von Sales (23 Titel), Ignatius von Loyola u. a. Außerdem finden sich zahlreiche Ausgaben der Imitatio Christi des Thomas von Kempen sowie eine Anzahl weniger bekannter Schriften erbaulichen Inhalts. Eine kleine Gruppe Hagiographie (ca. 215 Titel, 2,3 Prozent) schließt sich an.

2.9 Bei der Geschichte einschließlich der Kulturgeschichte (ca. 850 Titel, 9,1 Prozent) findet sich etwa ein Viertel allgemeine Geschichtswerke und Gesamtdarstellungen. Der Rest verteilt sich auf Literatur zum Altertum (ohne Patrologie), zum Mittelalter (z. B. mit Sprengers Malleus maleficarum aus dem 16. Jh), zur Reformationszeit (mit zeitgenössischen Ausgaben von Luther, Eck, Calvin, Melanchthon, Erasmus von Rotterdam und Jean Sleidan) und zur Neuzeit; Lokal-, Papst- und Ordensgeschichte schließen sich an. Bei der Patrologie (ca. 360 Titel, 3,8 Prozent) finden sich die Schriften aller Kirchenväter, meist in Werkausgaben. Bei den griechischen tritt besonders Johannes Chrysostomos hervor, bei den lateinischen mit Abstand Aurelius Augustinus (56 Titel). Gedruckte Konzilsakten, u. a. zum Tridentinum schließen sich an. Bei der Exegese (ca. 750 Titel, 8 Prozent) entfallen zwei Drittel auf die Exegese des Alten Testaments, ein Drittel auf die des Neuen Testaments. Erwähnenswert sind Benedictus Pererius, Augustin Calmet und besonders Cornelius a Lapide (46 Titel).

2.10 Die Literatur zur Liturgie (ca. 260 Titel, 2,8 Prozent) enthält eine Anzahl theologischer Erklärungen. Außerdem gibt die große Zahl der praktischen Beispiele (Breviere, Missale) einen Einblick in die Vielfalt liturgischer Formen. Das Gebiet Recht (ca. 590 Titel, 6,3 Prozent) beinhaltet die verschiedensten Einzeldisziplinen des profanen Rechts (darunter eine Reihe Verordnungen aus der napoleonischen Besatzungszeit) sowie des Kirchenrechts (Martinus Azpilcueta, Agostinho Barbosa, Anacletus Reiffenstuel mit vielen Veröffentlichungen), insbesondere des Ordensrechts (gedruckte Statuten und Ordensregeln).

2.11 Bei den Sprachen (ca. 580 Titel, 6,2 Prozent) sind Grammatiken, Wörterbücher, Literaturgeschichte und -theorie, Originaltexte und ihre Übersetzungen hauptsächlich der Klassiker vorhanden, z. B. Homer, Xenophon; Cicero, Horaz; Goethe, Schiller; Dante; Shakespeare, Voltaire, Dickens. Außerdem sind Sammlungen verschiedener Dichter zu finden. Der kleine Bereich Geogsaphie (ca. 35 Titel, 0,4 Prozent) enthält meist Reisebeschreibungen. Bei der Philosophie (ca. 250 Titel, 2,7 Prozent) ist das Spektrum sehr breit gefächert, und Schwerpunkte lassen sich kaum bestimmen. Werke zur aristotelischen Philosophie sind vertreten (Erläuterungen, Weiterentwicklung), außerdem Schriften der Aufklärung (z. B. Kant, von Pufendorf). Die Gruppe Verschiedenes und Lexika (35 Titel, 0,4 Prozent) enthält in der Hauptsache Lexika (allgemeine, auch fachspezifische zu Theologie und Geschichte), ferner einzelne Titel, die kaum einem bestimmten Bereich zuzuordnen sind (Adreßbücher, Zitatensammlungen u. a.). Bei den Naturwissenschaften (ca. 130 Titel, 1,4 Prozent) finden sich Titel zur Astronomie, Mathematik, Biologie, Medizin und Physik, darunter auch einige Werke von Christian Wolff aus dem 18. Jh und Giordano Bruno aus dem 16. Jh.

2.12 Außerdem enthält die Bibliothek 238 Bibeln bzw. Ausgaben des Alten oder Neuen Testaments (87 deutsche, 84 lateinische, 43 griechische, 9 französische, 7 hebräische, 8 sonstige, darüber hinaus eine armenische und eine syrische).

Walburga Hellmann

3. KATALOGE

Alphabetischer Autorenkatalog

[für die systematisch aufgestellten Bestände vor 1850]

Für die Bestände ab 1850 existieren lediglich Zugangsbücher (s. u. 4).

Die Bestände bis 1850 sind im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Eine Geschichte der Bibliothek existiert nicht. Quellen für die Bestandsgeschichte sind gelegentliche Bemerkungen und Hinweise in der Chronik der Kölner Provinz der Redemptoristen, in der Hauschronik des Klosters Geistingen sowie in den Zugangsbüchern der Bibliothek aus den Jahren 1925-1945 und 1958-1986 (hier auch Einzelheiten des Erwerbs: Kaufpreis, Geschenk, Spender, Erbschaft usw.).

4.2 Darstellungen

Allgemeine Hinweise und Übersichten zur Geschichte und zum Bestand der Bibliothek finden sich bei:

Barbel, Joseph: Unsere Bücherei. In: Der Volksmissionar 22 (1953) S. 308-309

Fries, Albert: Die philosophisch-theologischen Studien in der Kölner Provinz der Redemptoristen. In: In Benedictione Memoria. Gesammelte Aufsätze zur Hundertjahrfeier der Kölner Provinz der Redemptoristen. Bonn 1959, S. 241-275

Fries, Albert: Blick in das Gewordene. In: Zukunft hat ihre Vergangenheit. 75 Jahre Kloster Geistingen, Hennef-Sieg, Philosophisch-theologische Hochschule der Redemptoristen. Bonn 1978, S. 24-25

Stand: August 1989

Franz Karl Heinemann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.