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Bibliothek der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Diözese St. Pölten

Adresse. Wiener Str. 38, 3100 St. Pölten [Karte]
Telefon. (02742) 352 792 oder 57 535

Unterhaltsträger. Diözese St. Pölten. Philosophisch-Theologische Hochschule der Diözese St. Pölten
Funktion. Öffentlich zugängliche Hochschulbibliothek.
Sammelgebiete. Philosophisch-theologischer Bereich und angrenzende Wissensgebiete.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (mit Ausnahme der Zeitschriften). - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-12 Uhr und 14-18 Uhr, Freitag 8-11.30 Uhr. Während der Ferien verkürzte Öffnungszeiten; keine Entlehnung an vorlesungsfreien Tagen. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Westbahn bis St. Pölten, Fußwegnähe (10 Minuten). - A 1, Abfahrt St. Pölten.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Diözese St. Pölten wurde durch die päpstliche Bulle vom 28. Jänner 1785 errichtet. Noch vor der Diözesanerhebung kaufte Weihbischof Anton Franz Marxer 1754 die Herrschaft Gutenbrunn und ließ dort ein Alumnat mit Theologiestudium einrichten (1767/1768). Es fiel zunächst (1783) den josephinischen Generalseminarien zum Opfer, wurde aber 1785 neu begründet und in das ehemalige Franziskanerkloster in St. Pölten verlegt.

1.2 Den Grundstock der 1785 eingerichteten Bibliothek bildeten Bestände des aufgelösten Wiener Generalseminars, die wiederum aus dem ehemaligen Alumnat Gutenbrunn stammten. Laut Verfügung des bischöflichen Ordinariats vom 7. Juli 1814 hatte der Spiritual der Alumnen, der in erster Linie für die moralische Bildung derselben verantwortlich war, die Hausbibliothek zu verwalten. Diese Agende wurde noch von Alois Stöger, der von 1938/1939 bis 1959 als Spiritual am Priesterseminar wirkte, wahrgenommen.

1.3 Aus den Nachlässen der Bischöfe, Professoren und Priester sowie aus Stiftungen und Geschenken erwuchs allmählich eine stattliche Büchersammlung. Zahlreiche Werke sind Diözesanbischof Josef Fessler (1813-1872) zu verdanken; sie sind mit dem Aufdruck Bibliotheca Seminarii episcopali ad. S. Hippolytum. Ex hereditate Episcopi Jos. Fessler versehen. 1866 konnte ein Teil des Büchernachlasses des Dompropstes Franz Werner (1810-1866) der Alumnatsbibliothek einverleibt werden.

1.4 Den Zweiten Weltkrieg haben sowohl die Lehranstalt als auch die Bibliothek einigermaßen gut überstanden. Das Alumnat wurde dank günstiger Umstände und kluger Verhandlungsführung durch Bischof Michael Memelauer und seiner Mitarbeiter nicht aufgehoben. 1957 erfolgte die Umbenennung in Philosophisch-Theologische Diözesanlehranstalt. Seit 1971 hat sie den Status einer Philosophisch-Theologischen Hochschule der Diözese St. ölten inne. Philosophisch-Theologische Hochschule

1.5 Platzmangel und die Anforderungen an einen erneuerten Studienbetrieb, insbesondere in den sechziger Jahren, drängten immer stärker auf eine Lösung des Raumproblems. In Verbindung mit Neuordnungen im Bistumsgebäude überstellte man 1959 und 1960 größere Bücherbestände aus dem Alumnat in die Diözesanbibliothek St. Pölten, darunter die wertvollen Inkunabeln sowie Werke aus dem 16. bis 18. Jh.

1.6 Unter Regens Alois Hörmer wurden im sogenannten Hochschultrakt im zweiten Stock ein Raum für die Unterbringung von Büchern adaptiert und ein Hörsaal als Zeitschriftenraum (und Nachschlagewerke) eingerichtet. Im Zuge der Generalsanierung des Hauses Wiener Straße 38 begann man unter Regens Prof. Ferdinand Staudinger im Winter 1987/1988 mit dem Um- und Ausbau des Bibliothekstraktes, der 1992, unter Regens Franz Schrittwieser, seinen Abschluß fand. Eine moderne Bibliothekseinrichtung in allen drei Geschossen und im Gangtrakt ermöglicht nun eine zweckmäßige und rationelle Aufstellung der Bücher und gebundenen Zeitschriften. Im Herbst 1993 wurde mit der EDV-Katalogisierung der Neuanschaffungen begonnen. Auch der historische Bestand soll mittels EDV erschlossen werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von rund 80.000 Bdn sind ca. 14.850 Bde vor 1901 erschienen. Davon stammen ca. 100 Bde aus dem 18. Jh und rund 14.750 aus dem 19. Jh. Die Mehrzahl der Werke ist in Deutsch verfaßt, gefolgt von Latein, Französisch, Englisch und Griechisch. Einige Werke (Bibeltexte) liegen in Hebräisch, Arabisch und Syrisch vor. Die Angaben basieren z. T. auf Schätzungen, z. T. auf Autopsie.

Systematische Übersicht

2.2 Vorbemerkung. Die Bücher waren bis 1991 disloziert aufgestellt. Aszetische, homiletische, belletristische Werke und Lexika waren im sogenannten Leseraum (Ostseite des zweiten Stockes) untergebracht. Bibelausgaben, Werke Thomas von Aquins, der Kirchenväter und Philosophen, Lehrbücher zu den biblischen Sprachen und zur Systematischen Theologie sowie zum Kirchenrecht, zahlreiche homiletische Schriften und Reihen, Literatur zu den Naturwissenschaften, zur Kirchengeschichte und zur Geschichte sowie Periodika waren auf Anregung von Josef Fessler, Franz Werner, Karl Werner, Matthäus Josef Binder, Anton Kerschbaumer, Josef Scheicher und Johann Döller in dem westlich an der Alumnatsgasse gelegenen Trakt im ersten und zweiten Obergeschoß (durch eine Wendeltreppe verbunden) angeordnet. Gesondert aufgestellt waren im zweiten Obergeschoß bisher auch kunstgeschichtliche Werke und jene Bücher, die auf dem Index standen. Die Indexerlaubnis wurde den Professoren und Dozenten am 21. 1. 1964 durch das bischöfliche Ordinariat generell erteilt. Heute ist die Bibliothek nach 26 (bzw. 27) Sachgebieten geschlossen angeordnet. Eine Art Handapparat befindet sich im Professorenzimmer (Konferenzzimmer) in der Südost-Ecke des zweiten Stockes.

2.3 Ca. 700 Bde sind zu Dogmatik, Dogmengeschichte und Ökumenik vorhanden, darunter Franz Eggers Enchiridion theologiae dogmaticae generalis (1893). Zur Exegese des Alten und Neuen Testaments sowie zur biblischen Theologie und zu den biblischen Hilfswissenschaften finden sich 1600 Bde, z. B. Johannes Maldonatus' Commentarii in quatuor evangelistas (1862). Die Fundamentaltheologie ist mit 400 Bdn vertreten, die Homiletik mit 900, darunter Dr. Heinrich Försters gesammelte Kanzelvorträge (1900).

2.4 Hagiographie und Biographien sind mit 500 Bdn repräsentiert (u. a. Historia vitae Sanctorum des Thomas Villanova, 1839). 300 Bde sind der Katechetik zugeordnet. Umfangreich ist mit 1800 Bdn der Bereich Kirchengeschichte, Diözesangeschichte, der u. a. Anton Kerschbaumers Jubileums-Catalog des Bisthums St. Pölten. Festschrift zum hundertjährigen Jubileum dieses Bisthums (1884) enthält.

2.5 300 Bde entfallen auf den Bereich Kirchliche Kunst, 800 auf das Kirchenrecht (inklusive ius civile), darunter das Lehrbuch des katholischen, orientalischen und protestantischen Kirchenrechts mit besonderer Berücksichtigung auf Deutschland, Österreich und Schweiz (1893). Der Liturgiewissenschaft sind 200 Bde zugezählt.

2.6 Der Bestand zu Moraltheologie und Ethik umfaßt 500 Bde (u. a. Victor Cathreins Moralphilosophie. 1. Bd, 1890), jener zur Patrologie - darunter auch Quellenwerke - ebenfalls 500. Unter 100 Bdn zur ädagogik und Religionspädagogik findet sich Johann Baptist Hergenröthers Erziehungslehre im Geiste des Christentums (1823).

2.7 400 Bde sind zur Pastoraltheologie und Pastoralmedizin vorhanden (u. a. Aegidius Jais' Bemerkungen über die Seelsorge, besonders auf dem Lande, 1850, und die Pastoral-Medizin des Arztes Ferdinand Marx, 1894), 500 zum Bereich Spiritualität. Von den Zeitungen und Zeitschriften (150 Titel, z. T. lückenhaft) sei die Correspondenz des Priester-Gebetsvereins Associatio perseverantiae sacerdotalis (1881-1886) erwähnt. Rund 100 Bde betreffen die Religionswissenschaft, z. B. Michael Kajetan Hermanns Beschreibung mannigfaltiger Religionen in der Welt, samt einem chronologischen Verzeichnisse der merkwürdigsten Glaubensstreitigkeiten (1822).

2.8 Mit rund 1800 Bdn hat die Geschichte einschließlich der Lokalgeschichte einen großen Anteil am historischen Buchgut. Deutsche Literatur, Weltliteratur und Volksdichtung sind mit 1000 Bdn vertreten (u. a. Gustav Brugiers Geschichte der deutschen National-Literatur. Nebst kurzgefaßter Poetik, 1884). Zu Biologie, Chemie und Physik liegen 200 Bde vor.

2.9 600 Bde gibt es zu Philosophie und Ethik, 100 zur Soziologie. Die Gruppe Länder, Kultur, Reisen zählt 50 Bde. Gleich groß sind die Bestände zur Psychologie, zu Musik und Kirchenmusik sowie an Missionsliteratur. Das von Utto Kornmüller herausgegebene Lexikon der Kirchlichen Tonkunst (1870) und P. F. Achat Nitschs Anweisung zur Pastoral-Klugheit für künftige Landpfarrer (1781) gehören zur Gruppe der Nachschlagewerke, Wörterbücher und Rara (insgesamt rund 1200 Bde).

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Autorenkatalog [in Zettelform, nach RAK]

Sachkatalog [bzw. Titelkatalog, in Zettelform]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Katalog der Diplomarbeiten der Hochschule

Katalog der Festschriften

Katalog der Nachschlagewerke

Katalog der Reihenwerke

Katalog der Zeitschriften und Zeitungen

[alle in Zettelform; jede Karteikarte ist mit Bezeichnung des jeweiligen Fachbereichs versehen]

3.3 Historische Kataloge

Catalogus bibliothecae minoris Seminarii clericalis Sanhippolytani 1890

[nach Autoren geordneter, gebundener Katalog, verzeichnet 1256 Werke, zumeist ohne Erscheinungsort und -jahr]

Bücherverzeichnis der Bibliotheca Minor

[nach Sachgebieten gegliederter, gebundener Katalog, ohne Angabe von Erscheinungsort und -jahr; mschr. mit hschr. Ergänzungen; die darin verzeichneten Bücher wurden ab 1974 in den Gesamtbestand der Hochschulbibliothek integriert]

Verzeichnis der Akademia-Bibliothek des Bischöflichen Alumnats

[Büchersammlung des Rede- und Lesezirkels der Alumnen mit Selbstverwaltung; mschr., mit hschr. Ergänzungen, in Heftform; Gliederung nach Sachgebieten, Bücher sind heute in den Gesamtbestand integriert]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Chronik des Professoren-Kollegiums [enthält u. a. Aufzeichnungen über die Koordinierung des Zeitschriftenankaufs zwischen der Professorenbibliothek und der seinerzeitigen Alumnatsbibliothek sowie über verwaltungstechnische Fragen]

Entlehnbuch [hschr.; geführt von 1852 bis 1867]

4.2 Darstellungen

Wurz, Heinrich: 200 Jahre Theologiestudium in St. Pölten. In: 200 Jahre Theologiestudium in St. Pölten. Hrsg. vom Professorenkollegium der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Diözese St. Pölten. St. Pölten 1991, S. 13-36 [zur Bibliothek S. 14]

Reininger, Franz: Die Wiegendrucke in der Bischof Frint'schen Bibliothek für den Klerus der Stadt St. Pölten. In: Mitteilungen des Österreichischen Vereins für Bibliothekswesen VIII (1904) S. 1-11

Zotti, Wilhelm: 200 Jahre Theologiestudium zu St. Pölten 1791-1991. Ausstellungsführer. St. Pölten 1991 [zu den Bibliotheksbeständen S. 16-25]

Stand: Juli 1994

Ferdinand Staudinger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.