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Rathausbücherei der Landeshauptstadt Stuttgart

Adresse. Rathaus, Marktplatz 1, 70173 Stuttgart; [Karte]
Postfach 10 60 34, 70049 Stuttgart
Telefon. (0711) 216-3301 Telex. 721855
Bibliothekssigel. <Stg 91>

Unterhaltsträger. Stadt Stuttgart
Funktion. . Kommunale Behördenbibliothek, Beschaffungsstelle für das Fachschrifttum der gesamten Stadtverwaltung. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek zur Geschichte Stuttgarts und Württembergs.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Fachschrifttum für die kommunalen Behörden. 2. Besondere Sammelgebiete: Stuttgardia, Württembergica.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Präsenzbestände im Lesesaal. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-16 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät, Reader-Printer.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 10 Minuten). U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof bis Haltestelle Rathaus. Parkhäuser in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bestandsgeschichte der Rathausbücherei liegt heute noch weitgehend im Dunkeln. Kataloge und Aktenmaterial aus dem 18. Jh sind im Zweiten Weltkrieg vollständig vernichtet worden. Lediglich einige erhalten gebliebene Verzeichnisse geben Aufschluß über die einstige Existenz dieser Quellen. Hinzu kommen die im Stadtarchiv Stuttgart aufbewahrten sogenannten " Bürgermeisterrechnungen", in denen Ausgaben für Buchanschaffungen aus dem 16. Jh belegt sind. Im " Repertorium Rapp", das im Jahre 1909 angelegt wurde und ebenfalls im Stadtarchiv Stuttgart aufbewahrt wird, sind außerdem zwei Kataloge der Stadtbibliothek von 1756 und 1775 sowie Akten über fehlende Bücher und sonstige Akten bis 1799 verzeichnet.

1.2 Die in der ersten Hälfte des 16. Jhs getätigten Anschaffungen zeichnen sich durch Praxisnähe aus. " Sie sollten den Bedürfnissen der Verwaltung des täglichen Lebens und der Pflege der Gesundheit der Ratsherren dienen" (Bossert). So wurden bereits im Jahre 1537/38 vier " Kollender uf das Bürgerhaus" erworben, im Jahre 1541 kamen ein Schreibbuch, einige Praktika sowie drei Kalender für 18 Schilling hinzu alle Ausgaben sind in den Bürgermeisterrechnungen belegt. Weitere Einzelheiten über diese Anfänge hinaus im 16. und 17. Jh sind bisher nicht bekannt. Erst im Jahre 1731 findet die sogenannte Städtische Bibliothek erneut Erwähnung, außerdem ist in einem Aktenstück aus dem Jahre 1765 von einem Stadtbibliothekar die Rede (Pfaff).

1.3 Diese wenigen bekannten Daten weisen somit die Städtische Bibliothek als eine der ältesten Bibliotheken in Stuttgart aus. Nach Umfang, Zusammensetzung ihres Bestandes und Art ihrer Verwaltung blieb sie freilich lange Zeit hindurch eine bescheidene Sammlung. " Aus der Anlage der ältesten noch erhaltenen handgeschriebenen Kataloge, über die in der Stadtbibliothek zu Stuttgart befindlichen Bücher und Manuskripte aus den Jahren 1847 und 1857 ist zu schließen, daß man noch um die Mitte des 19. Jhs der Bibliothek keine planmäßige Sorgfalt angedeihen ließ" (Schiller, s. u. 4.2). Die Ausrichtung auf die speziellen Belange der Stadtverwaltung blieb bis in die siebziger Jahre des 19. Jhs bestimmend. Mit dem Amtsantritt des Oberbürgermeisters Friedrich Hack (Amtszeit 1872-1892) begann zugleich eine Neustrukturierung der Bibliothek. Das Jahr 1873 bedeutete eine wichtige Zäsur in der Bibliotheksentwicklung. Oberbürgermeister Hack ließ in diesem Jahr die bisher auf die Kanzleien verteilten Bücher geschlossen in einem Raum des Rathauses unterbringen und katalogisieren. In den Ämtern verblieb einzig die für den Handgebrauch der Beamten notwendige Literatur. 1874 erschien dann der erste gedruckte Katalog der Rathausbibliothek. Er weist einen Bestand von einigen tausend Bdn auf, der sich in der Folgezeit durch gezielte Förderung seitens der Stadtverwaltung rasch vermehrte.

1.4 Im Jahre 1893, als die zweite Ausgabe des gedruckten Katalogs erschien, besaß die Rathausbibliothek bereits 9000 Bde. Es handelte sich in der Hauptsache um Literatur aus den Bereichen Rechtswissenschaft; Staatswissenschaft; Philosophie, Philologie, Theologie, Literaturwissenschaft und Schöne Literatur, Musik und Kunst; Geschichte, Geographie und Hilfswissenschaften; Technische Wissenschaften sowie Fachzeitschriften. Dieser Bestand konnte bis 1914 auf ca. 21.000 Bde, 26 Hss. und 4500 einzelne Blätter, Pläne und Bilder erweitert werden, wie aus dem Gemeinde-Verwaltungsbericht von 1902 bis 1913 hervorgeht. 1933 wurde die Bibliothek mit dem neugegründeten Stadtarchiv zusammengefaßt und änderte ihren Namen entsprechend in Archiv und Bücherei der Stadt Stuttgart. Unter dem Eindruck nationalsozialistischer Politik wurde sie abermals 1937 umbenannt und hieß bis zum Ende des NS-Regimes Bücherei der Stadt der Auslandsdeutschen. In dieser Zeit erwarb die Bibliothek umfangreiches nationalsozialistisches Schrifttum, das der heutigen Rathausbücherei als spezielle Sammlung erhalten blieb und nach 1945 in einem gesonderten Katalog verzeichnet wurde. Vor der Bombardierung und weitgehenden Zerstörung des Rathauses im April 1945 besaß die Bibliothek etwa 80.000 Bde, einige tausend Bilder, 800 Stadtpläne und ca. 250 Zeitschriften. Sie war eine Fach- bzw. Verwaltungsbibliothek mit wichtigen Werken und Zeitschriften der Rechts-, Staats-, Literatur-, Sprach- und Kunstwissenschaft, der Geschichte, Geographie, Medizin sowie der Technischen und Naturwissenschaften. Einen Sammelschwerpunkt bildete von altersher die Stuttgarter Stadtgeschichte im weitesten Sinne. Ende der dreißiger Jahre wurde darüber hinaus alles für die Geschichte Stuttgarts als Buch- und Verlagsstadt interessante Schrifttum erworben.

1.5 Die Kriegsverluste im April 1945 umfaßten nahezu drei Viertel des Gesamtbestandes. Die meisten Nachschlagewerke und die maschinengeschriebenen Zettelkataloge waren verbrannt. Der geborgene Restbestand von 20.000 Bdn bedurfte nach dem Krieg systematischer Ergänzung, die seit Herbst 1947 unter der Leitung von Archivrat Gerstlauer erfolgte. 1948 konnte die ehemalige Polizeibücherei eingegliedert und der Bestand bis 1950 auf ca. 32.000 Bde aufgestockt werden. Durch Erwerbung gelangten außerdem eine Sammlung Erstausgaben Stuttgarter Belletristik, der 1000 Titel umfassende Isolde-Kurz-Nachlaß (davon ein Drittel aus dem 19. Jh) sowie Dubletten aus der Landesbibliothek Stuttgart, der Bibliothek Wolfenbüttel und anderen Bibliotheken in die Rathausbücherei.

1.6 1971 wurde das Stadtarchiv von der Rathausbücherei getrennt und diese 1976 mit der Stadtbücherei innerhalb des Kulturamtes vereinigt. Im Unterschied zu der nach dem Krieg entstandenen Stadtbücherei wird die Rathausbücherei nach den Prinzipien öffentlich-wissenschaftlicher Bibliotheken geführt. Obwohl heute beschränkt auf den Bedarf der Verwaltung der Landeshauptstadt, besitzt sie einen beachtlichen Fundus an historischen Beständen, vor allem Landesrecht, Landeskunde und Geschichte, u. a. auch Stuttgart-Literatur, die reichhaltiger vorhanden ist als in jeder anderen Bibliothek. Die Rathausbücherei ist heute eine der größten kommunalen Behördenbibliotheken und Beschaffungsstelle für das Fachschrifttum der Stadtverwaltung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Sichtung des Bestandes erfolgte am Regal. Die Zählungen wurden anhand des alten Nummernkatalogs in Kapselform vorgenommen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von 212.000 Bdn (97.000 in der zentralen Bücherei im Rathaus und 115.000 in den Hand- und Fachbibliotheken der Städtischen Behörden und Krankenhäusern) umfaßt der historische Bestand ca. 3900 Titel; darunter eine seltene Inkunabel und 7 Drucke des 16. Jhs. Auf das 17. Jh entfallen 43, auf das 18. Jh 240, auf das 19. Jh 3000 Titel. Der historische Bestand umfaßt zu mehr als 90 Prozent deutschsprachige Literatur, die weitere Sprachverteilung wurde bei der Bestandsaufnahme nicht berücksichtigt.

Systematische Übersicht

2.3 Einen Sammelschwerpunkt der Bibliothek bilden die Schriften zur Geschichte Württembergs und Stuttgarts, die mit ca. 900 Titeln ein Fünftel des historischen Bestandes ausmachen. Es entfallen auf das 16. Jh 2, das 17. Jh 20, das 18. Jh 120 und das 19. Jh 770 Titel. Gewisse Überschneidungen ergeben sich mit der juristischen Literatur (Landesrecht, Stadt-Ordnungen etc.). Das 16. Jh ist mit einer Schrift von Herzog Ulrich von Württemberg aus dem Jahre 1514 vertreten. Aus dem 17. Jh stammen Biographien bedeutender Württemberger und Württembergerinnen, die Gründungsurkunde des Stuttgarter Gymnasiums Illustre von 1686, die Acta Ulm von 1648, etliche Beschreibungen von Hochzeits-, Tauf- und anderen Jubelfesten. Zu nennen sind ferner Schriften des württembergischen Liederdichters und Hofpoeten Johann Ulrich Erhard, des Stuttgarter Kupferstechers Esaias von Hulsen und in Erstausgaben Beschreibungen von Württemberg (Salomon Reisel, Johann Martin Rebstock).

2.4 Im 18. Jh nehmen die landesgeschichtlichen Schriften zu. Unter den Autoren befinden sich Ludwig Timotheus Spittler, Christian Friedrich Sattler, Johann Christoph Schmidlin, Johann Jakob Moser, Martin Crusius sowie Balthasar Haug. Von Samuel Gottlieb Jahn ist eine Sammlung aller Magister-Promotionen aus Tübingen aus den Jahren 1477 bis 1755 erhalten. Herzog Carl Eugen ist mit zahlreichen Reden (in Erstausgaben) dokumentiert; hinzu kommen Schriften der Hohen Carlsschule (Dissertationen, Einladungsschriften, Hofkalender etc.) sowie die Gründungsurkunde der Herzoglich Öffentlichen Bibliothek von 1765. In der Reihe der Stuttgart-Bücher befindet sich u. a. eine Erstausgabe über die Geschichte des Neckarweins und Weinbaues in und um Stuttgart von 1778.

2.5 Auch im 19. Jh dominieren die landeskundlichen Schriften (Johann Gottfried Pahl, Christian Gottlob Barth, Karl Büchele, Ludwig Voelter, Karl Pfaff) einschließlich der Literatur zur Verfassungsgeschichte Württembergs, zur Gewerbe-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (Friedrich List) wie auch der Stadtgeschichte (Ulm, Rottweil, Karlsruhe, Mannheim, Tübingen, Eßlingen, Reutlingen etc.). Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Literatur zur Personengeschichte Biographien und Briefwechsel des württembergischen Königshauses, zahlreiche Lebensbeschreibungen (Ludwig Hofacker, Christian Friedrich Daniel Schubart, Karl von Raumer, Justinus Kerner, Friedrich Theodor Vischer, Otto Müller, Friedrich Schiller, Johannes Brenz, Johann Albrecht Bengel u. a.) sowie Arbeiten zur Familienforschung (Christian Heinrich Riecke, Ferdinand Faber).

2.6 Von den ca. 800 Titeln Württembergica des 19. Jhs rechnet rund ein Zehntel zum engeren Kreis der Stuttgart-Literatur. Sie umfaßt z. B. Wegweiser- und Adreß-Bücher, u. a. das Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Stuttgart (1865-1920 geschlossen, ab 1920 ff. mit kleinen Lücken, ca. 65 Bde). Eine Besonderheit stellt dabei ein Hand-Adreß-Buch über alle Handlungshäuser und Fabriken in Württemberg dar (ca. 1822), das weder bei Wilhelm Heyds Bibliographie der Württembergischen Geschichte verzeichnet noch in der Landesbibliothek Stuttgart archiviert ist. Ferner ist eine vollständige Reihe des Stuttgarter Almosen-Verzeichnisses von 1852 bis 1927 vorhanden. Diverse Beschreibungen und Stadtführer, teilweise auch in humoristischer und poetischer Form, vermitteln ein Bild vom damaligen Stuttgart (C. T. Cronberger, Karl Büchele, Johann Andreas Demian). Der Stuttgarter Heimatforscher Karl Pfaff ist mit zahlreichen Werken zur Stadtgeschichte vertreten. Einzelne Werke behandeln außerdem die Stuttgarter Stadtgarde zu Pferd, den Stuttgarter Bahnhof und den Hoppenlau-Friedhof. Von ökologischem Interesse sind mehrere Werke zur Flora Stuttgarts von Eduard Schmidlin, Oscar Kirchner und Prof. Ludwig Heinrich Zenneck.

2.7 Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Schriften zur Literatur und Kunst (rund 730 Titel). Etwa 50 Titel stammen aus dem 18. Jh und bestehen zur Hälfte aus Erstausgaben. Der Hauptteil (675 Titel) entfällt auf das 19. Jh, ein Drittel davon in Erstausgaben. Gattungsspezifisch gesehen, überwiegt im 18. Jh Schauspiel und Lyrik besonders zahlreich sind Schriften von Friedrich Schiller und Christian Friedrich Daniel Schubart (mit vielen Erstausgaben). In französischer Sprache sind einige Dramen von Jean François Marmontel, die von den Schülern der Herzoglichen Militär-Akademie 1775 und 1776 am Stuttgarter Hoftheater aufgeführt wurden. Zeitgenössische Dichtung ist mit Werken von Friedrich Matthisson (1761-1831), Karl Philipp Lohbauer und Gotthold Friedrich Stäudlin repräsentiert. Von Stäudlin ist u. a. auch der Musenalmanach vorhanden, der Hölderlins lyrische Erstlinge und die bekannte Polemik gegen Schiller enthält. Satirische und aufklärerische Werke in nennenswerter Zahl werden durch die Arbeit des in Stuttgart gebürtigen Publizisten Wilhelm Ludwig Wekhrlin (1739-1792) dokumentiert. Der Bestand des 19. Jhs ist reich an Gesamtausgaben von Wilhelm Hauff, Christian Friedrich Daniel Schubart, Heinrich Heine, Moritz Hartmann, Friedrich Wilhelm Waiblinger, Friedrich Hölderlin sowie an verschiedenen Ausgaben von Schiller und Goethe. Einen Schwerpunkt bildet die Literatur der schwäbischen Romantik. Vorhanden sind alle zu dem Dichterkreis zählenden württembergischen Dichter (Gustav Schwab, Karl Mayer, Ludwig Uhland, Justinus Kerner, Wilhelm Hauff, Gustav Pfizer, Johann Georg Fischer, Eduard Mörike) sowie auch Nikolaus Lenau, ein häufiger Gast des schwäbischen Dichterbundes.

2.8 Neben Mundartdichtung u. a. Johann Peter Hebel -, schwäbischer Liederchronik (1875-1885), schwäbischen Volkssagen, Geschichten und Märchen liegen auch Werke zur schwäbischen Literaturgeschichte von Rudolf Krauss und Hermann Fischer vor. Zu den Stuttgarter Erstausgaben deutscher Lyrik zählen Werke von Berthold Auerbach, Carl Grüneisen, Karl Schmidlin, August Graf von Platen, Emanuel Geibel und Nikolaus Lenau, darüber hinaus politische Lyrik von Ferdinand Freiligrath und Moritz Hartmann. Gesammelt wurden außerdem sogenannte Unterhaltungsliteratur und Reiseschilderungen (Friedrich Wilhelm Hacklaender, Hermann Fürst von Pückler-Muskau) sowie Taschenbücher aus den Jahren 1830 bis 1849, herausgegeben von Carl Spindler. Schrifttum von Frauen, überwiegend Württembergerinnen, ist mit Erzählungen, Romanen und autobiographischen Schriften von Louise Pichler, Marie und Isolde Kurz, Ottilie Wildermuth, Friederike Bremer, Agnese Schebest, Marianne Wolff, Ilse Levien (Frapan) sowie Malwida von Meysenburg vertreten. Erwähnenswert ist ein Karten-Almanach von 1806, eines der frühesten derartigen Kartenspiele (52 in Punktmanier in Kupfer gestochene Karten, handcoloriert).

2.9 Von rechtswissenschaftlicher Literatur (ca. 450 Titel) entfällt der Hauptteil (425) auf das 19. Jh (16. Jh ein Titel, 17. Jh 5, 18. Jh 15). Aus dem 16. Jh stammt eine Werksammlung mit Kir chen-, Ehegerichts- und Castenordnung, politischer Censur und Rügordnung (Dublette aus der Bibliothek Wolfenbüttel). Aus dem 17. Jh sind Schriften zum Landesrecht mit Land-Ordnungen aus den Jahren 1607, 1626 und 1679 vorhanden, weiterhin eine Tübinger Dissertation zum württembergischen Recht sowie eine Ehegerichts-Ordnung samt Cynosura ecclesiastica. Aus dem 18. Jh stammen zahlreiche Verordnungen und Statute, 3 Gesetzes-Handbücher (württembergisches Recht, Erb- und Landrecht) sowie Gesetzessammlungen von Carl Friedrich Gerstlacher und Johann Heinrich Hochstetter. Insgesamt 155 Titel beinhalten Statuten und Verordnungen, u. a. Dienst-Instruktionen, Bau-, Polizei-, Gewer be-, Gebühren-, Feuer- und Gemeinde-Ordnungen sowie Statuten der Stuttgarter Volksbank, der Sparkasse, des Consum-Vereins etc. Ebenso zahlreich sind mit 150 Titeln die Gesetzes-Handbücher, hierzu gehören Werke zum Finanzrecht (Carl Heinrich Ludwig Hoffmann), zum Eherecht (Friedrich Albert Hauber) sowie Staats- und Verwaltungsrecht. Autoren sind Johann Caspar Bluntschli, Lorenz Stein, Robert von Mohl sowie Otto von Sarwey. Hinzu kommen Gesetz-Entwürfe, -Anträge und -Entscheidungen mit ca. 60 Titeln. Zu 15 Gesetzessammlungen zählen auch die Sammlung württembergischer Gesetze von August Ludwig Reyscher sowie ein umfangreicher Bestand an Geschäfts- und Jahresberichten verschiedener Organisationen und Institutionen.

2.10 Auf die Bereiche Geographie, Geschichte, Naturgeschichte und Philosophie entfallen ca. 680 Titel, der Hauptteil wiederum auf das 19. Jh (650). 6 Werke stammen aus dem 17. Jh und 15 aus dem 18. Jh. Vorhanden sind aus dem 17. Jh 2 geographische Werke von Matthaeus Merian und Martin Zeiller in Erstausgaben sowie Reisebeschreibungen von Jacob Rathgeb und Johann Ferdinand Gaum. Auch im 18. Jh dominieren die geographischen Schriften (Johann Hübner, Johann Georg Keyßler, Johann Ernst Fabri). Zum Bereich der technischen Erfindungen zählen Werke von Philipp Matthäus Hahn und Johann Esaias Silberschlag. Aus dem 19. Jh wurden vermehrt philosophische und historische Werke gesammelt. In Gesamtausgaben sind Herder, Schelling, Fichte, Hegel und Friedrich Theodor Vischer vorhanden. Geschichtliche Werke behandeln u. a. europäische Geschichte des 19. Jhs, den Deutsch-französischen Krieg, Fürst Bismarck etc. Hinzu kommen naturgeschichtliche Schriften, u. a. die Erstausgabe der Allgemeinen Naturgeschichte von Lorenz Oken mit handcolorierten Tafeln, geographische Schriften von Alexander von Humboldt, Reiseberichte schwäbischer Abenteurer sowie Literatur zur Nationalökonomie und Volkswirtschaftslehre (Heinrich Contzen, Friedrich List).

2.11 Die kirchlichen Schriften sind von ihrer Zahl her bescheiden (ca. 140 Titel), allerdings befinden sich unter ihnen einige seltene Stücke. So verfügt die Rathausbücherei über eine seltene Ausgabe von Cyprian (gedruckt ca. 1486 in Stuttgart). Überdies sind aus dem 16. Jh 4, aus dem 17. Jh 8, aus dem 18. Jh 25 und aus dem 19. Jh 96 Titel vorhanden. Aus dem 16. Jh stammen 2 Erstausgaben des schwäbischen Reformators und späteren Propsts an der Stuttgarter Stiftskirche Johannes Brenz, eine Bekenntnisschrift mit einem Wappen des Herzogs Christoph von Württemberg und Teck und ein Catechismus (beide 1552). Überdies ist eine Leichenpredigt über Melanchthon von dem Tübinger Professor Jacob Heerbrand und eine polemische Schrift des Stuttgarter Stiftspredigers und Lutheraners Wilhelm Holder vorhanden. Die Schriften aus dem 17. Jh sind hauptsächlich Stuttgarter Predigten (Joachim Rachel, Johann Reinhard Hedinger, Johannes Schübel und Erasmus Grüninger). Als Spende kam eine sogenannte Dilherr-Bibel ins Haus mit einem Besitzvermerk des Kopenhagener Pfarrers Josias Lorck. Aus dem 18. Jh sind vornehmlich Katechismen (u. a. Stuttgarter Erstausgabe des Luther-Catechismus von 1769), württembergische bzw. christliche Gesangbücher und Predigten (u. a. eine Predigtsammlung von David Christoph Seybold) vorhanden sowie das Edikt gegen den Pietismus von Herzog Ludwig Eberhard (1706).

2.12 Aus dem 19. Jh stammen verschiedene Bibelausgaben in deutscher Sprache, Predigten sowie erbauliche Schriften u. a. religiöse Dichtung von Karl Gerok und C. H. E. Paulus. Daneben finden sich einzelne Schriften von David Friedrich Strauß und Ludwig Hofacker, eine Geschichte des Kirchenlieds von Eduard Emil Koch, eine Klostergeschichte Maulbronns sowie ein kirchengeschichtliches Werk von Johann Scheible.

2.13 Zu den diversen Schriften zählen insgesamt ca. 400 Titel aus den Bereichen Medizin, Landwirtschaft, Verkehr, Statistik, Musik, Soziales, Bildung, Schule, Wörterbücher etc. Aus dem 17. Jh stammen 3, aus dem 18. Jh 12 und aus dem 19. Jh 370 Titel. Aus dem 17. Jh liegen 3 medizinische Werke in Erstausgaben vor: eine lateinische Schrift von Rosinus Lentilius, ein chirurgischer Wegweiser von Eberhard Narr sowie ein Badbuch von Johannes Bauhinus über das schwäbische Bad Boll. Aus dem 18. Jh sind 5 Titel zur Medizin vorhanden: ein Kräuterbuch (Johannes Georg Müller) sowie medizinische Ratgeber von Johann Walbergen, J. F. Brandt und Andreas Tenzel. Die medizinische Literatur aus dem 19. Jh ist mit ca. 40 Titeln repräsentiert, u. a. mit Pharmakopöen, Studien über Trinkwasserverhältnisse und epidemiologische Untersuchungen (Albert Burkart, G. Cless). Der Bereich Soziales umfaßt zur Hälfte Literatur zur Armenpflege, zur anderen Hälfte Schriften zum Versicherungswesen (insgesamt ca. 60 Titel). Weiterhin setzt sich diese Abteilung aus ca. 25 Statistiken und ca. 65 württembergischen Oberamtsbeschreibungen und diversen Hand- und Lehrbüchern zusammen. Ebenfalls aus dem 19. Jh stammen zahlreiche Nachschlagewerke, Wörterbücher und Gelehrtenlexika (ca. 40 Titel). Zu den Autoren gehören u. a. Johann Jacob Gradmann, Jakob und Wilhelm Grimm, Wilhelm Heinsius und Johann Andreas Schneller. Gesammelt wurden ferner auch Fest- und Schulschriften (ca. 90 Titel), Musikliteratur sowie Musica practica (Immanuel Faist, Friedrich Silcher, Johann Rudolf Zumsteeg, Peter Lindpaintner); auch Kochbücher fehlen nicht (Friederike Luise Löfler, Josef Koenig).

2.14 Die Zeitschriften stammen hauptsächlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, lediglich 2 aus dem 18. Jh (insgesamt ca. 85). Es dominieren die Regierungspublikationen, z. B. Gesetz- und Verordnungs-Blätter für Bayern (1874-1938 ff.), Sachsen (1885-1942) und Baden (1869-1940). Darüber hinaus sind das Amtsblatt des württ. Innenministeriums (1871-1952), des Königl. Württ. Justizministeriums (1884-1934) und des württ. evangel. Consistoriums (1871-1908 ff.) vollständig vorhanden. Hinzu kommen medizinische, juristische und technische Fachzeitschriften, so die Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und psychisch-gerichtliche Medizin (1888-1912), das Württembergische Archiv für Recht und Rechtsverwaltung (1858-1884) oder die Deutsche Bauzeitung (1868-1916). Mit kleinen Lücken vorhanden sind die Blätter für das Armenwesen (1852-1970) und das Morgenblatt für gebildete Stände (1808-1864).

2.15 Die Bibliothek der Schriftstellerin Isolde Kurz (1853-1944) kam nach dem Krieg in die Rathausbücherei und wurde dort geschlossen aufgestellt. Sie besteht aus ca. 1000 Titeln, zwei Drittel aus dem 20. Jh, ein Drittel aus dem 19. Jh (ca. 320 Titel). Der Bestand des 19. Jhs enthält vor allem literarische Werke (ca. 200 Titel), darunter die Gesamtausgaben von Grabbe, Grillparzer, Hartmann, Heine sowie Hermann Kurz, dem Vater der Autorin. Vorhanden sind außerdem viele Anthologien. Lyrik und Schauspiel sind gleichermaßen gut vertreten. Vorhanden sind Werke von Heyse, Jean Paul, Kleist, Mörike und anderen Autoren der klassisch-romantischen Tradition und eine große Auswahl an Kriegs-Lyrik. In geringem Umfang ist auch englische Literatur (Jack London, Byron, Bulwer, Dickens), z. T. in englischer Sprache, französische Literatur (Maupassant, Molière) und italienische Literatur (Pratesi, Petrarca, Machiavelli) vertreten sowie Übersetzungen aus dem Spanischen und Ungarischen. Griechische und römische Klassiker in Originalen und in Übersetzungen machen 40 Titel aus (18. Jh 6, 19. Jh 34). Des weiteren finden sich Werke zur Geschichte (ca. 20 Titel), großenteils griechische und römische, weniger württembergische Geschichte, und einige Nachschlagewerke, Schulgrammatiken, kulturgeschichtliche und philosophische Werke sowie einzelne Titel zur Musik, Astronomie und Religionswissenschaft.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Gesamtkatalog und Schlagwortkatalog für die Bestände der zentralen Bücherei im Rathaus und für die Bestände der Hand- und Fachbibliotheken der städtischen Behörden/Ämter

[Ende der siebziger Jahre wurde der Kapselkatalog verfilmt, auf Katalogkarten des Internationalen Bibliotheksformats kopiert und mit dem neuen Alphabetischen Katalog nach RAK zusammengeordnet.]

Systematischer Lesesaal-Katalog

[verzeichnet nur den Lesesaal-Bestand, eigene Systematik für die speziellen Benutzungsanforderungen der Rathausbücherei, angelegt 1966]

Die Bestände der zentralen Bücherei im Rathaus und der Fachbibliothek des Stadtarchivs sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg, aber nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Zeitungen sind bei Hagelweide verzeichnet.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Erstausgaben-Katalog

[Standortkatalog (3 Kapseln), nach Zugangsnummern seit 1945 geführt, nach PI geordnet]

Stuttgarter Verlags-Katalog

[enthält alle Ausgaben Stuttgarter Verlage bis 1870 (3 Kapseln), geordnet nach dem Alphabet der Verlage, innerhalb der Verlage nach Erscheinungsjahr, angelegt nach 1945]

Zeitungskatalog

[mschr. Kapsel-Katalog, angelegt in den dreißiger Jahren. Nach dem Krieg wurden die Titelaufnahmen fehlender Nummern aussortiert.]

NS-Katalog (Sondersammlung Nationalsozialistische Literatur) [Titel-, Schlagwort-, Nummern-Katalog (8 Kapseln), nach 1945 angelegt und nach PI geführt. Literatur ist weder im Alphabetischen noch Systematischen Katalog enthalten]

Isolde Kurz Katalog

[mschr. Katalog (3 Kapseln), angelegt 1948, Standortkatalog nach Zugangsnummern geordnet und PI geführt]

Musikalien-Katalog

[Standortkatalog nach Zugangsnummern geordnet (eine Kapsel), angelegt 1965]

3.3 Historische Kataloge

Ergänzung des im Jahr 1874 herausgegebenen Katalogs der Rathaus-Bibliothek in Stuttgart. Stuttgart 1879 [geordnet nach fortlaufenden Nummern, mit Sach- und Verfasser-Register]

Katalog der Rathausbibliothek Stuttgart. Stuttgart 1893 [Gesamtkatalog, systematisch geordnet mit alphabetischem Register]

Katalog der Neueren Bestände. Rathaus-Bibliothek Stuttgart, abgeschlossen am 31. Dezember 1922. Stuttgart 1923

[Fortführung von 1893, Rubrikenordnung wurde weitgehend beibehalten]

Rathaus-Bibliothek Stuttgart. Katalog der Neueren Bestände. Nachtrag 1, zusammengestellt von Ludwig Lang im Jahr 1931. Stuttgart 1931

[S. 501-731 (S. 484-500 fallen aus). Ergänzung der Bestände aus den Jahren 1923-1930]

Alle weiteren historischen Kataloge wurden am 22. April 1945 durch die Bombardierung des Rathauses vernichtet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

im Stadtarchiv Stuttgart

Repertorium Rapp [angelegt 1909, verzeichnet Kataloge der Stadtbibliothek von 1756 bis 1775, Akten über fehlende Bücher und sonstige Akten bis 1799; (Nr. 379)]

Handschriftliche Verzeichnisse aus den Jahren 1847-1896, darunter Bücherrechnungen, Kataloge und Geschäftsberichte [Sign.: B VIII 5b Bd. 1, Nr. 1-22]

Auszüge aus den Protokollen der Abteilung des Gemeinderats für innere und ökonomische Verwaltung vom 7. November 1899, vom 13. Dezember 1910 und 28. Dezember 1920

Verwaltungsberichte aus den Jahren 1923 und 1935

Meldungen über Kriegsschäden (1943, 1944) Handschriftliche Unterlagen aus den Jahren 1943-1945

Dazu s. auch Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 120

4.2 Darstellungen

Pfaff, Karl: Geschichte der Stadt Stuttgart. Stuttgart 1846 (Repr. Frankfurt a. M. 1981), S. 508

Bossert, Gustav: Zur Geschichte Stuttgarts in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. In: Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, 1914, S. 138-234

Schiller, Herbert: Bericht über die Geschichte der Bibliothek. In: Amtsblatt der Stadt Stuttgart 1950 (51) S. 5

Stand: Oktober 1990

Cordula Wollny-Tamborini


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.