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Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Zweigbibliothek Rechtswissenschaft

Adresse. Unter den Linden 9, 10117 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 20 93 22 85
Bibliothekssigel. <11/68>

Unterhaltsträger. Land Berlin
Funktion. Fakultätsbibliothek.
Sammelgebiete. Arbeits- und Sozialrecht, Bürgerliches Recht, Gewerblicher Rechtsschutz, Urheberrecht, Handelsrecht, Internationales Privatrecht, Rechtsinformatik, Rechtstheorie, Straf- und Prozeßrecht, Verwaltungsrecht, Staatsrecht, Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek, eingeschränkte Ausleihe. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-21 Uhr, Samstag 9-16 Uhr. Leihverkehr: DLV über ZUB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät. Hinweise für anreisende Benutzer. U- und S-Bahnhof Friedrichstraße; Busverbindung (Linien 100, 157 und 348) bis Haltestelle Deutsche Staatsoper. Parkhaus Clara-Zetkin-Straße 30.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die mit der Gründung der Universität errichtete Juristische Fakultät hatte nach den Statuten von 1838 die Aufgabe, " die gesamte Rechtswissenschaft mit vorzüglicher Rücksicht auf die Bedürfnisse des preußischen Staates" zu lehren. Die Übungen wurden jedoch erst durch Ministerialerlaß vom 22. April 1875 zu einem Seminar zusammengefaßt mit den Abteilungen für römisches, deutsches und kanonisches Recht. Die Seminarbibliothek erhielt eine Gründungssumme von 500 Mark und einen jährlichen Etat von 750 Mark. Diese Bibliothek bestand etwa bis zum Jahre 1905 nur aus wenigen, der rechtsgeschichtlichen Forschung dienenden Werken. 1898 wurden 835 Titel gezählt. Ein Großteil des Bestandes kam aus den Nachlässen des Germanisten und Rechtshistorikers Carl Gustav Homeyer (1795-1874) und des Handelsrechtslehrers Levin Goldscdt (1829-1897). Seit 1900 drängte die Fakultätsleitung das Ministerium zur besseren Ausstattung der Bibliothek, in der die wichtigsten privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Werke enthalten sein sollten.

1.2 Am 15. Juni 1908 wurde neben der Seminarbibliothek eine Handbibliothek eingerichtet. Zur Gründung bewilligte das Ministerium 3000 Mark, für die Erweiterung der Seminarbibliothek insgesamt 15.000 Mark, die jährliche Dotation wurde auf 2450 Mark erhöht. Die Handbibliothek enthielt 1909 über 2000 Bde. Es wurden auch sämtliche deutschen juristischen Zeitschriften geführt. Zu Beginn der zwanziger Jahre erfolgte der Ausbau der Bibliothek in öffentlich-rechtlicher und auslandsrechtlicher Hinsicht, wofür vor allem die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft eintrat. 1926 erreichte die Seminarbibliothek einen Bestand von 60.000 Bdn und 110 laufenden Zeitschriften, dazu kamen die 3000 Bde des Kirchenrechtlichen Instituts, das 1904 gegründet worden war. Damit gehörte die Bibliothek zu den größten juristischen Fachbibliotheken Deutschlands. Der Bestand wuchs weiter kontinuierlich an; 1943 konnten 150.000 Bde nachgewiesen werden. Durch Kriegseinwirkung wurde der größte Teil des Bestandes vernichtet, ebenso die Kataloge. Nahezu vollständig erhalten blieben die Abteilungen Römisches Recht und Griechisch-Orientalisches Recht.

1.3 Noch während des Krieges wurde mit dem Neuaufbau der Bibliothek begonnen. Im Jahre 1949 verzeichnete die Bibliothek 18.000 Bde und 45 laufende Zeitschriften. Nach dem Umzug in das Hauptgebäude der Universität 1951 wurden nacheinander einige kriegsbedingt aufgelöste Bibliotheksbestände der juristischen Bibliothek zugeführt. Den größten Umfang hatte mit ca. 18.000 Bdn die Bibliothek des ehemaligen Kriminalistischen Seminars, das unter seinem Leiter Franz von Liszt (1851-1919) 1899 von Halle nach Berlin gekommen war. Die Bibliothek, die 1909 bereits 18.129 Bde zählte, bestand weit über die Hälfte aus Privatbesitz, weshalb sie noch heute unter dem Namen Franz-von-Liszt-Bibliothek geführt wird. 1918 war ihr die 3600 Bde umfassende Bibliothek des Staatsanwalts Dr. Ernst Rosenfeld durch Vermächtnis zugefallen. Die Bestandsvermehrung wurde kontinuierlich gefördert; 1929 waren ca. 30.000 Bde vorhanden. Durch Kriegseinwirkung gingen ca. 10.000 Werke verloren. Etwa 12.500 Werke zu allen Bereichen des Strafrechts und der Kriminalistik sind erhalten und gesondert aufgestellt.

1.4 Des weiteren erhielt die Bibliothek in den fünfziger Jahren 5000 Bde des ehemaligen Instituts für Arbeitsrecht mit zahlreichen Dissertationen, Lehrbüchern und Textsammlungen sowie 3000 Bde des Instituts für Rechtsphilosophie mit Werken zur Philosophie und zur Geschichte der Staats- und Rechtstheorie. Vorübergehend eingestellt waren die Bibliothek des Brandenburger Schöppenstuhls mit 2300 Bdn (juristische Literatur des 16. bis 19. Jhs sowie 333 Inkunabeln) und 3800 Bde der ehemaligen Kammergerichtsbibliothek. Beide wurden 1963 an die Deutsche Staatsbibliothek abgegeben, wo sich schon ein Teil der Kammergerichtsbibliothek befand. Durch kontinuierliche Bestandsentwicklung wuchs die Bibliothek bis 1991 auf ca. 105.000 Bde und 116 Zeitschriften. Sie ist damit eine der großen Zweigbibliotheken der Universitätsbibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Am systematischen Standortkatalog und am Bandkatalog der Liszt-Bibliothek wurden 8107 historische Titel ausgezählt, davon 30 aus dem 16. Jh, 64 aus dem 17. Jh, 337 aus dem 18. Jh und 7676 aus dem 19. Jh.

2.2 In deutscher Sprache sind 6129 Titel (75 Prozent) vorhanden, in Latein 349, in Französisch 570, in Englisch 132 und in sonstigen Sprachen 925 (davon 210 Titel in Niederländisch, 205 in Italienisch, 139 in Dänisch, 92 in Norwegisch, 55 in Finnisch und 45 in Russisch).

2.3 Der Hauptbestand enthält in der Sachgruppe Allgemeines 280 Titel (Lehrbücher, Nachschlagewerke, Bibliographien). Die Sachgruppen Geschichte und Philosophie verzeichnen 197 und 49 Titel. Die Gruppe Zivilrecht einschließlich Zivilprozeßrecht weist 105 Titel auf. Zur Staats- und Rechtstheorie liegen 101 Titel vor und zum Staatsrecht 76. Das Verwaltungsrecht zählt 33 Titel. Am umfangreichsten ist die Gruppe Arbeitsrecht mit 2502 Titeln, davon 221 aus dem 16. bis 18. Jh. Mit 43 Titeln ist der Anteil am Handels-, Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht sehr gering, ebenfalls am Strafrecht mit 147. Das ausländische Recht ist mit 37 Titeln, das Völkerrecht mit 49 vertreten. Die deutsche Rechtsgeschichte verzeichnet 439 Titel und das Römische Recht 711, davon 90 in lateinischer Sprache.

2.4 Der Sonderbestand aus dem Kriminalistischen Seminar (Liszt-Bibliothek) enthält in der Gruppe Allgemeines 180 Titel Lexika, Lehrbücher und Abhandlungen. Das Strafrecht in seinen verschiedenen Anwendungsbereichen verzeichnet 1609 Titel. Die Sachgruppe Allgemeine Rechtslehre, Rechtstheorie, Strafrechtstheorien, Philosophie und Ethik weist 600 Titel auf. Auf die Gruppen Kriminalsoziologie, Statistik, Kriminalanthropologie, Gerichtsmedizin, Jugendstrafurteile, Prostitution, Kriminalität verteilen sich 915 Titel. In den Gruppen Presserecht, Gesetze, Entscheidungen, Sammelwerke, Zeitschriften und Geschichte des Strafrechts sind 368 Titel vorhanden, davon 115 aus dem 16. bis 18. Jh. Das Strafrecht des Auslands weist 784 Titel aus (Frankreich 119, Italien 82, Dänemark 120, Schweden 23, Finnland 55, Rußland 32). Der spanische, portugiesische und englische Anteil ist Kriegsverlust. Das Strafprozeßrecht enthält 543 Titel. Das Recht der deutschen Länder und Österreichs weist 543 Titel aus. Die Gruppe Geschichte und Politik enthält 58 Titel. Wenn auch ein großer Teil dieser Bibliothek verloren gegangen ist, so enthält der vorhandene historische Bestand noch interessantes Material zur Strafrechtsforschung.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; bis 1974 nach PI, ab 1975 nach RAK]

Systematischer Standortkatalog

Systematischer Katalog [bis 1970]

Schlagwortkatalog

Systematischer Bandkatalog der Liszt-Bibliothek

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Gedruckte Quellen Daude, S. 442-444; Chronik, 1890-1938

4.2 Darstellungen

Lenz, S. 25-33; Balk, S. 97-100 Aus dem Berliner Rechtsleben. Festgabe zum 26. Deutschen Juristentag. Berlin 1902, S. 20 Lang, Max: Die Universität Berlin. Wien 1931, S. 20

Groitl, Bettina: Die Entstehungsgeschichte der Zweigbibliothek Rechtswissenschaft. Berlin 1992 [Ms.]

Stand: Dezember 1992

Adolf Laminski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.