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Bibliothek der Rheinischen Landesklinik, der Psychiatrischen Klinik der Universität und der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik der Universität

Adresse. Bergische Landstraße 2, 4000 Düsseldorf [Karte]
Telefon. (0211) 2801-288
Bibliothekssigel. <Dü 19>

Unterhaltsträger. Landschaftsverband Rheinland/ Universität Düsseldorf
Funktion. Wissenschaftliche Fachbibliothek für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Allgemeine Psychiatrie, Neurologie. Der Altbestand wird nicht vermehrt. - 2. Besondere Sammelgebiete: Neuropathologie, Psychotherapie, Psychosomatik, Gerontopsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Gerichtspsychiatrie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Ausleihbibliothek für Mitarbeiter. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr, Dienstag und Donnerstag 13-18 Uhr. Leihverkehr: nur nehmender Leihverkehr über die Universitätsbibliothek Düsseldorf.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät (für die Bestände der UB Düsseldorf), Kopiergerät.
'Gedruckte Informationen.
'Benutzungsordnung. Hinweise für anreisende Benutzer. Benutzung nach Voranmeldung. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 709 bis Burgmüllerstr., Linie 703 oder 713) bis Haltestelle Auf der Haardt. A 3, Ausfahrt Düsseldorf-Mettmann, B 7 (Bergische Landstr.); aus Richtung Mönchengladbach, Krefeld A 52, B 7.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die heutige Landesklinik wurde 1876 im Zuge einer Strukturreform der Heil- und Pflegeanstalten im preußischen Rheinland als Rheinische Provinzial-Irrenanstalt in Düsseldorf-Grafenberg gegründet. Bereits in der Bauplanung wurde die Bibliothek für das Ärztekonferenzzimmer im Verwaltungsneubau ausgewiesen. In Übereinstimmung mit den liberalen Ideen Friedrich Nasses in der Siegburger Provinzial-Heilanstalt, wurden die leitenden Stellen bis 1923 mit dessen Schülern besetzt. Den wissenschaftlichen Charakter der Anstalt prägte schon ihr erster Direktor, Prof. C. W. Pelman, der 1889 von hier aus einem Ruf als Ordinarius für Psychiatrie an die Universität Bonn folgte. Nach kurzen Interimsjahren folgte Prof. Josef Peretti 1893, der den kontinuierlichen Aufbau der Klinik über die Kriegsjahre bis 1923 betrieb. Er war seit 1912 gleichzeitig Ordinarius für Psychiatrie der Akademie für praktische Medizin in Düsseldorf.

1.2 Die Bibliothek wurde den fachlichen Schwerpunkten der einzelnen Direktoren und Fachärzte entsprechend ergänzt. 1923 erfolgte die Ernennung von Dr. Johann Herting zum Direktor, der zuvor seit 1900 die Anstalt Galkhausen geleitet hatte. Sein damaliger Stellvertreter, Prof. Franz Sioli, wurde Ordinarius an der Universität. Auf das medizinhistorische Interesse Hertings geht ein Großteil der historischen Bestände durch antiquarischen Zukauf zurück. Zeitgleich ist auch der Zugang aus der Anstalt Galkhausen, der ca. 30 Prozent der Bestände vor 1900 ausmacht. Ab 1926 standen im Neubau der Apotheke Räumlichkeiten für die wissenschaftliche Bibliothek und die Patientenbibliothek zur Verfügung. Nähere Angaben zum Zuwachs und zum Haushalt der Bibliothek fehlen.

1.3 Zahlreiche Teile des Bestandes wurden von den Direktoren oder Fachärzten gestiftet oder hinterlassen. Für den Galkhausener Anteil waren dies insbesondere Dr. Kaspar Max Brosius, Prof. August Hirsch und Dr. Johann Karl Proksch (nach den Exlibris). Auch Direktor Prof. Friedrich Panse (1956-1967) hinterließ eine umfassende Sammlung, die z. T. noch nicht erschlossen zahlreiche Sonderdrucke umfaßt.

1.4 1945 waren keine nennenswerten Kriegsschäden zu verzeichnen. Seit einigen Jahren befindet sich die Bibliothek wieder im Verwaltungsgebäude. Seit 1960 wird sie hauptamtlich betreut und anteilig vom Landschaftsverband Rheinland und der Universität Düsseldorf für Praxis, Lehre und Forschung unterhalten. Insbesondere durch den jetzigen Direktor, Prof. Kurt Heinrich, wurde ab 1974 der Buchankauf verstärkt. Gegenwärtig wird die Bibliothek ständig um die Bereiche der Allgemeinen Psychiatrie, Neurologie, Forensischen Psychiatrie, Suchtkrankheiten, Gerontopsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Psychotherapie und Psychosomatik erweitert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt ca. 21.000 Bde (einschließlich 250 Periodika) sowie ca. 3700 Sonderdrucke und ca. 600 Anstaltsberichte. Der historische Bestand vor 1900 beziffert sich nach der Katalogauszählung auf 860 Titel in ca. 2300 Bdn. Darunter sind 47 Zeitschriften, meist aus dem 19. Jh, in ca. 1500 Bdn, die oftmals vom Erscheinen an vollständig vorliegen. Etwa 300 Bde sind gesondert unter Verschluß aufbewahrt.

2.2 Von den 860 Titeln ist ein Titel aus dem 16. Jh; aus der ersten Hälfte des 18. Jhs stammen 6 Titel, aus der zweiten Hälfte 51; aus der ersten Hälfte des 19. Jhs 253 und aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs 539 Titel. 10 Titel sind undatiert. 22 Titel sind lateinisch, 47 französisch; nur vereinzelt liegen englische oder italienische Titel vor. 776 Titel sind deutschsprachig. Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek weist einen geschlossenen historischen Bestand auf. Aus dem deutschsprachigen Raum sind bis zur Jahrhundertwende die wichtigen Werke der Psychiatrie und insbesondere die Periodika umfassend vorhanden. Besonders erwähnenswert sind die eigenen und weltweit erworbenen Anstaltsberichte, die Aufschluß über die Entwicklung der Psychiatrie und des Anstaltswesens geben.

2.4 Die Grafenberger Sammlung repräsentiert einen Querschnitt durch die historische Psychiatrie seit dem 16. Jh. Als früher Titel ist zu nennen Paracelsus, Von den Krankheyten, so die Vernunfft berauben (1567). Mit 560 Titeln, davon 496 aus dem 19. Jh, überwiegt die historische Psychiatrie. Hinzu kommen, meist aus derselben Zeitspanne, 78 neurologische und 108 allgemein medizinische Monographien. Zur Psychologie und Rechtswissenschaft sind nur einzelne Titel vorhanden.

2.5 Als Schwerpunkte sind zu nennen Werke zum Anstalts- und Irrenwesen, zum Wahn, zur Forensischen Psychiatrie, zum Alkoholismus, zu Psychosen, zur Hysterie, Paralyse, Aphasie etc. Der historische Bestand steht damit am Übergang vom Anstaltswesen als administrativer Maßnahme der Gesemlschaft zur diagnostischen Differenzierung der Psychosen und dem Aufkommen der Psychotherapie um die letzte Jahrhundertwende. Als Autoren sind bedeutende Psychiater zu nennen wie Eugen Bleuler, Wilhelm Griesinger, Walter Gruhle, Emil Kraepelin, Friedrich Nasse, Carl Wilhelm Ideler, Maximilian Jacobi und Johann Christian Reil, die den Wandel der Einstellung zum psychisch Kranken und der Differenzierung der Heilwissenschaft mit herbeigeführt haben. Hinzu kommen einige Werke von John Conolly, Philippe Pinel und Cesare Lombroso, die die Rezeption des europäischen Auslands belegen. Das Aufkommen der Psychotherapie um die Jahrhundertwende, zunächst als Beschäftigung mit Hypnose und Suggestion, fand ebenfalls Eingang in die Bibliothek (Jean Martin Charcot, Sigmund Freud).

2.6 Ergänzend liegen zahlreiche Zeitschriften dieser Zeit vor: Nasse's Zeitschrift für psychische Ärzte (1818-1822), Magazin für die philosophische-medicinische und gerichtliche Seelenkunde (hrsg. von Johann Baptist Friedreich, 1829-1832), Journal of Mental Science (hrsg. von Henry Maudsley, 1844-1901), Correspondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie (1854-1865). Vollständig liegen auch vor die Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie (seit 1844), das Archiv für Psychiatrie (seit 1869) und das Neurologische Centralblatt (1882-1921). Sie werden ergänzt durch einige kurzlebige Periodika der gleichen Zeit.

2.7 Die ca. 600 unkatalogisierten Anstaltsberichte beinhalten neben den Jahresberichten von Anstalten aus dem gesamten Deutschland und einzelnen des Auslands auch Nachrichten von medizinisch-psychiatrischen Vereinen, Archivmaterialien in Form von Ärzteaufzeichnungen, Manuskripten und Patientenberichten, die in ihrer originalen Dokumentation als einmalig einzustufen sind. Die ca. 3700 überwiegend deutschsprachigen Sonderdrucke (ab 1850, mit Schwerpunkt im 20. Jh) enthalten Tagungsberichte, Vorträge, Sonderdrucke von Zeitschriftenaufsätzen, Veröffentlichungen von Ärzten (besonders der Anstaltsdirektoren Sioli, Panse und Kulenkampff) und Vorträge von Versammlungen von psychiatrischen Vereinen der Rheinprovinz.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [nach PI, mit Abwandlungen]

Schlagwortkatalog

[z. T. sehr enge Schlagwörter, innerhalb deren chronologisch]

Alphabetisches Verzeichnis der Zeitschriften

[Karteikarten]

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB), noch im Katalog der Universitätsbibliothek Düsseldorf verzeichnet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Inventarkatalog wiss. Bibliothek: Bd I. 1956-1960 (Nr. 1-4899); Bd II. 1960-1977 (Nr. 4900-7091) Zugangsbuch PS-Nr. 1-1300 [Zugänge aus dem Etat der Universität 1956-1990]

Verzeichnis der Sonderdrucke 1-3639 [ohne Datum] Chronik der Anstalt Grafenberg Bd. 1: 1.4.1876-31.12.1955 [Tagebuch der Rheinischen Provinzial-Irren Heil- und Pflegeanstalt (hschr.)] Bd 2: noch in Bearbeitung

4.2 Darstellungen

Knippel, Donate: Literatur aus Jahrhunderten. Die wissenschaftliche Bibliothek. In: Im Blickpunkt. Rheinische Landesklinik Düsseldorf 12 (1985) S. 61

Kuhn, Peter: Die Geschichte des Rheinischen Landeskrankenhauses Düsseldorf-Grafenberg von 1918 bis 1945. Diss. med. Düsseldorf 1977

Otte, Lottemarie: Von den Krankheyten, so die Vernunfft berauben ... In: Im Blickpunkt. Rheinische Landesklinik Düsseldorf 1 (1974) S. 41

Otte, Lottemarie: Die wissenschaftliche Bibliothek des Rheinischen Landeskrankenhauses Psychiatrische Klinik der Universität Düsseldorf. In: Jahrbuch der Universität Düsseldorf 1973-75 (1975) S. 179-181

Stand: Januar 1991

Bruno Mies


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.