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Kniznica rímskokatolíckeho farského úradu

Bibliothek des römisch-katholischen Pfarramtes


Adresse. Hlavná 81, 080 01 Prešov
Telefon. (091) 73 35 00 oder 73 39 73

Unterhaltsträger. Rímskokatolícky arcibiskupský úrad Košice [Römisch-katholisches Erzbischofsamt Košice]
Funktion. Historische Pfarrbibliothek.
Sammelgebiete. Katholische Theologie, Homiletik, Geschichte, Philosophie, Pädagogik und Medizin. - Der Bestand wird nicht mehr ergänzt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Eingeschränkte Benutzung nach schriftlicher Genehmigung durch das Erzbischofsamt. - Öffnungszeiten: keine festen Öffnungszeiten. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - Bus- und Bahnverbindungen von Košice und Martin. Vom Haupt- und Busbahnhof Busverbindung (alle Linien) zum Stadtzentrum (4. Haltestelle), oder Fußweg (ca. 30 Minuten). - Von Martin E 50 über Poprad bis Prešov. Parkmöglichkeiten auf dem Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Pfarramtes.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Pfarrbibliothek in Prešov steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Entwicklung des römisch-katholischen Pfarramtes, das erstmals im Jahre 1391 faßbar wird, als König Zigmund (Sigmund) Bischof Stephan von Eger [Erlau] mit dem Bau der römisch-katholischen Kirche in Prešov betraute und ihn gleichzeitig beauftragte, eine ausreichende Zahl von Pfarrern für den Pfarrbezirk zu gewinnen. So entwickelte sich der Pfarrbezirk ab dem 14. Jhs zu dem bedeutendsten im historischen Ungarn.

1.2 Eine Zäsur brachte die Reformation, in deren Folge die Katholische Kirche und das Katholische Pfarramt aufgelöst und für beinahe 150 Jahre (1531 bis 1673) unter die Verwaltung der Protestantischen Kirche gestellt wurden. Ein Großteil der Büchersammlung, die sich aufgrund fehlender Quellen jedoch nur noch anhand der überlieferten Bestände aus dieser Zeit (16. Jh 59 Titel, 17. Jh 68) rekonstruieren läßt, wurde wahrscheinlich durch Anhänger der Protestanten vernichtet.

1.3 Am 9. März 1673 besetzten im Zuge der Gegenreformation kaiserliche Truppen die Stadt. Noch im selben Jahr kam es zur Wiedereinrichtung des Katholischen Pfarrbezirks, zu dessen Betreuung drei Jesuitenpfarrer nach Prešov berufen wurden. Dechant der katholischen Kirche wurde der Kanoniker György Horvath aus Eger. Im Jahre 1682 wurden nach der Eroberung der Stadt durch Imrich Tököli Kirche und Pfarramt erneut aufgehoben. Es ist anzunehmen, daß mit der Auflösung der Institutionen auch die Tätigkeit der Bibliothek nahezu zum Erliegen kam. Nach der Niederlage Tökölis am 7. Februar 1687 wurden Pfarramt und Kirche wieder den Katholiken übergeben. Auch für die Bibliothek begann eine fruchtbare Zeit. Eine rege Sammeltätigkeit ist vor allem für das 18. Jh nachzuweisen (580 Titel), wobei Schenkungen und Nachlässe wohl einen Großteil des Zuwachses ausmachten. Namentlich bekannt durch Besitzvermerke ist z. B. Dechant Ladislav Péci (Péchy; Amtszeit 1785-1794).

1.4 Am 9. August 1804 wurde der Pfarrbezirk Prešov unter die Verwaltung des Bistums Košice [Kaschau] gestellt. Die Bibliothek blieb zwar bestehen, wuchs aber nur noch langsam. Erweitert wurde sie auch im 19. Jh hauptsächlich durch die Übernahme von Büchersammlungen und Handbibliotheken in Prešov tätiger Pfarrer und Dechanten, darunter z. B. Dechant Andres Zsilay (1805-1806), Dechant Matej Stark (1819-1836) und Dechant Alexander Dieneš (1836-1870). Die Katalogisierung des Bestandes übernahm 1965 im Auftrag der Slowakischen Nationalbibliothek [Slovenská národná kniznica] Ladislav Kolodziejský.

Chronologische Übersicht

und Übersicht nach Sprachen

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den Bestandsangaben liegen die Angaben des von Ladislav Kolodziejský in den sechziger Jahre verfaßten Bandkatalogs zugrunde. Danach umfaßt der historische Bestand insgesamt 998 Titel (1666 Bde) aus dem 15. bis 19. Jh. Davon stammen aus dem 15. Jh ein Titel, aus dem 16. Jh 59, aus dem 17. Jh 68, aus dem 18. Jh 580 und aus dem 19. Jh 258 Titel. Ohne Erscheinungsjahr sind 32 Titel.

2.2 Sprachlich überwiegt insgesamt das lateinische Schrifttum, wobei aber die Zahl der deutschsprachigen Drucke im 16. und 19. Jh die der lateinischen Drucke übersteigt. Bezogen auf den Gesamtbestand sind 53,1 Prozent (530 Titel, 785 Bde) in Latein, 38,6 Prozent (386 Titel, 758 Bde) in Deutsch, 6,5 Prozent (65 Titel, 100 Bde) in Ungarisch sowie 1,6 Prozent (16 Titel, 23 Bde) in Slowakisch und Tschechisch. Ein Titel ist in Französisch. Die sprachliche Verteilung nach Jahrhunderten ergibt für das 15. Jh einen Titel in Latein, für das 16. Jh 32 Titel in Deutsch sowie 27 Titel in Latein, für das 17. Jh 27 Titel in Deutsch, 40 Titel in Latein sowie einen Titel in Slowakisch/Tschechisch, für das 18. Jh 178 Titel in Deutsch, 362 in Latein, 31 in Ungarisch, 8 in Slowakisch/Tschechisch und einen Titel in Französisch sowie für das 19. Jh 142 Titel in Deutsch, 78 in Latein, 34 in Ungarisch und 4 Titel in Slowakisch/Tschechisch. Von den Titeln ohne Erscheinungsjahr sind 22 in Latein, 7 in Deutsch sowie 3 in Slowakisch/Tschechisch.

2.3 Bei mehr als 75 Prozent des Bestandes handelt es sich um Germanica. Die meistvertretenen deutschen Druckorte des 16. Jhs sind Tübingen (12), Wittenberg (8) sowie Leipzig, Frankfurt und Nürnberg. Am häufigsten im Bestand des 17. bis 19. Jhs sind Nürnberg, Augsburg, Wien, Hamburg, Ingolstadt, Leipzig, Mainz und Graz. Ein hoher Anteil der lateinischen Schriften des 18. und 19. Jhs (darunter zahlreiche Promotions-, Habilitations- und Dissertationsschriften theologischer Akademien der ehemaligen Ungarischen und Österreichisch-Ungarischen Monarchie) stammt aus slowakischen und ungarischen Druckereien.

Systematische Übersicht

2.4 Den umfangreichsten Teil der Sammlung stellt, der Funktion der Bibliothek entsprechend, die theologische Literatur. Als Druckorte erscheinen vor allem Wien, Augsburg, Nürnberg, Tübingen, Hamburg, Linz, Leipzig und Ingolstadt. Der älteste Druck ist Antonius Florentinus' Tertia pars summae Antonii archiepiscopi florentini (Nürnberg: Anton Koberger 1486). Auffallend ist ab dem 16. Jh die große Zahl von Gelegenheitspredigten (Sonntags-, Advents- oder Neujahrspredigten) und Musterpredigten, z. B. von Georg Müller, Jakob Coler, Jakob Gretser, Lucas Osiander, Georg Albrecht (Hierarchia Politica, Nördlingen 1647 und Hierarchia Ecclesiastica, Ulm 1648), Melchior Sylvester Eckhart, Georg Strigenitz sowie Georg Sieberschlack.

2.5 Auch im 18. und 19. Jh ist das homiletische Schrifttum reich vertreten mit Predigten von Michael Krammer, Johann Nepomuk Lang, Dominicus von Brentano, Jean Baptiste Massillon und Johann Thomas Vogt. Vorhanden sind auch zahlreiche Reihenpublikationen und Serien, darunter die Homiletische Bibliothek für Seelsorger und Prediger (St. Pölten 1787-1791), die Bibliothek der katholischen Kanzelberedtsamkeit (Frankfurt a. M. 1829-1832) oder das Repertorium von guten Casualpredigten und Reden (Nürnberg 1779-1785). Es finden sich auch Nachschlagewerke und Handbücher mit praktischen Anleitungen zur Seelsorge sowie Beichtinstruktionen, z. B. Franz Weilenbock, Biblisches Handwörterbuch zur Erleichterung des Nachschlagens für Seelsorger (Linz 1827) oder Georg Köhler, Anleitung für Seelsorger an dem Kranken- und Sterbebette (Wien 1828), sowie eine Zeitschrift (Theologisch-Praktische Monatsschrift zunächst für Seelsorger, Linz und Prag 1821-1823).

2.6 Zahlenmäßig den zweitgrößten Bestand im Bereich Theologie stellen Gesamt- und Teilausgaben des Alten und Neuen Testaments sowie Bibelausgaben. Die frühesten Drucke stammen aus dem 16. Jh, so Veit Dietrich, Summaria uber die gantze Bibel, das Alte und Newe Testament (Nürnberg 1555) und Matthaeus Vogel, Schatzkammer heiliger Göttlicher Schrift (Tübingen 1583). Aus dem 17. und 18. Jh liegen u. a. vor Valerius Herberger, Das vierdte Stück des Psalter Paradieses (Leipzig 1619) sowie Thomas Aquinas Erhard, Biblia Sacra Vulgatae editionis ... versione Germanica ... (Augsburg und Innsbruck 1771). Erwähnenswert sind die Heiligenlegenden zum Hl. Ignatius und Franz von Sales sowie zum Hl. Leopold (Leopold der Heilige, Schutzpatron von Oesterreich, Wien 1835).

2.7 Den theologischen Bestand ergänzen dogmatisches und apologetisches Schrifttum, kleinere Bestände zur Moraltheologie sowie zur Kirchen- und Religionsgeschichte aus dem 16. bis 19. Jh. Erwähnenswert sind Cyriakus Spangenberg, Kurtze und christliche Bekentnis von etlichen Religions Artickeln (Mansfelt 1573), Johann Gerhard, Confessio Catholica, in qua doctrina catholica et evangelica (Jena 1634), Lorenz Foerer, Wunder über Wunder ...Oder gründliche Ablainung, dass die Lutherische ...Kyrch ...von den Aposteln her vor ihren ersten Anfängern ...auff der Welt gewesen sey (Ingolstadt 1660), Joannes Reuter, Theologia moralis (Köln 1756), Friedrich Leopold von Stolberg, Geschichte der Religion Jesu Christi (Hamburg 1806-1834), Sigmund von Storchenau, Die Philosophie der Religion (Wien 1807) sowie Lorenz Hohenegger, Zeichen der Zeit ...ein Beytrag zur Wiedervereinigung der ...christlichen Confessionen (Preßburg 1823).

2.8 Die Sammlung Schöner Literatur setzt sich zusammen aus Gedichten, Novellen und Erzählungen des 18. und 19. Jhs, die größtenteils durch die Mechitaristen-Congregations-Buchhandlung in Wien herausgegeben wurden, darunter Benedikt Joseph Kollers Gedichte (Wien 1793), Heinz Vaters Eine Sammlung Erzählungen und Märchen (Wien 1833) oder Andreas Schumachers Der ewige Dom. Novelle aus den Zeiten Markgraf Leopold des Heiligen (Wien 1834). Das antike Schrifttum repräsentiert Ovid (Leipzig 1828).

2.9 Der Bestand zur Geschichte umfaßt Titel zur Weltgeschichte, zur Geschichte einzelner Länder, zu einzelnen Herrscherdynastien, Biographien (z. B. Ignaz Aurelius Fesslers Attila, Karlsruhe 1809, Mathias Corvinus, Karlsruhe 1809 und Marc-Aurel, Karlsruhe 1816) und allgemeinhistorische Nachschlagewerke (z. B. Millots Universalhistorie alter, mittler und neuer Zeit, Wien 1794). Hinzu kommen Titel zur Missionstätigkeit, wie z. B. Franciscus de Charlevoix, Geschichte von Paraguay, und den Missionen der Gesellschaft Jesu in diesen Ländern (Wien 1830) oder Johann Adam Schall von Bell und Ignaz Schumann von Mannsegg, Geschichte der chinesischen Mission (Wien 1834). Im Bestand finden sich auch Tacitus' Opera (Leipzig 1829).

2.10 Bei der kleinen Sammlung zur Philosophie handelt es sich größtenteils um Promotions- und Dissertationsschriften in lateinischer Sprache aus Druckereien des historischen Ungarn. Unter den wenigen deutschen und lateinischen Schriften deutscher Provenienz sind z. B. Johann Gottfried von Herder, Gott! einige Gespräche (Gotha 1787) und Johann August von Starck, Triumph der Philosophie im achtzehnten Jahrhunderte (Landshut 1834).

2.11 Der kleine Bestand zur Pädagogik thält vor allem methodische Grundlagenwerke für den Unterricht an kirchlichen und weltlichen Schulen sowie Lehrbücher und Katechismen. Nennenswert sind u. a. ein Methodenbuch für Lehrer der deutschen Sprach Schulen in den kaiserlich-königlichen Erbländern (Wien 1776), Ján Amos Komenský, Orbis pictus. Die Welt in Bildern (Wien 1785), Georg Friedrich Seiler, Kleiner und historischer Katechismus oder Katechismus Lutheri (Bayreuth 1785), Johann Rudolph Gottlieb Beyer, Handbuch für Kinder und Kinderlehrer über den Katechismus Lutheri (Leipzig 1787), Katechismus von Neapel, oder katechetischer Unterricht im Christenthume (Wien 1788) oder Augustin Zippe, Anleitung zur Sittenlehre der Vernunft und Offenbahrung zum Privatunterricht der Jugend (Wien 1789).

2.12 Bei den 27 Titeln zur Medizin handelt es sich ausschließlich um Promotionsschriften aus dem 18. Jh (u. a. von Simon Paul Hilscher, Christian Ludovic Wucherer, Carl Friedrich Kaltschmied, Johann Adolph Wedel, Andreas Elias Buchner und Christian Gottlieb Ludwig). Alle Schriften sind in Latein verfaßt und stammen aus deutschen Druckorten (Jena, Wittenberg, Halle, Leipzig und Erfurt).

2.13 Zu den Naturwissenschaften und zur Mathematik findet sich jeweils nur ein Titel: Georg Christian Raff, Naturgeschichte (Wien 1816) und Maximilian Hell, Elementa Mathematica naturali (Klausenburg 1755). Bei den 4 Titeln aus dem Bereich Landwirtschaft handelt es sich u. a. um Franz Anton Meyer, Der wolfeil, geschwind und sicher heilende Pferd- und Vieharzt (Wien 1797) sowie Johann Ludwig Christ, Anweisungen zur nützlichen und angenehmen Bienenzucht (Frankfurt und Leipzig

1802).

2.14 Der Bestand an Lexika und Nachschlagewerken enthält 7 Germanica, darunter 2 lateinisch-deutsche Wörterbücher (z. B. Theodor Spieser, Novum Lexicon Universale Latino-Germanicum et Germanico-Latinum, Basel 1700) und 5 allgemeine deutschsprachige Nachschlagewerke, wie Nonnottes Philosophisches Lexikon der Religion (Augsburg 1783), Johann Matthias Korabinskýs Geographisch-Historisches ...Lexikon von Ungarn (Preßburg 1786) und Pierre Blanchards Neuer Plutarch, oder kurze Lebensbeschreibungen der berühmtesten Männer aller Nationen (Wien 1807).

3. KATALOGE

Kolodziejský, Ladislav: Inventárny zoznam (zväzkový katalóg) rímskokatolíckej farskej kniznice v Prešove [Inventarverzeichnis (Bandkatalog) der römisch-katholischen Pfarrbibliothek Prešov]. Prešov und Martin 1965

4.DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

A kassai százéves egyházmegye történeti névtára és emlékkönyve [Historisches Namensverzeichnis und Gedenkbuch des einhundertjährigen Bistums Košice]. Kassa 1904, S. 285-309

Schematismus Cleri Dioecesis Cassoviensis ad Annum Jesu Christi 1915. Kassa 1915, S. 86-87

Stand: November 1999

Agáta Klimeková


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.