FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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 Russische Staatsbibliothek(Moskau): 
  Bestandsgeschichte, Bestandsbeschreibung 2.1 - 2.67
 RusStabi3:Kataloge, Veröffentlichungen

Rossijskaja gosudarstvennaja biblioteka

Russische Staatsbibliothek (Ehemalige Staatliche Lenin-Bibliothek der UdSSR

2. BESTANDSBESCHREIBUNG (2.67 - 2.12)

Rara-Abteilung (im Museum des Buches)

2.68 Die Entscheidung zugunsten einer Rara-Abteilung fiel 1918; 1925 wurde der Bestandskern dieser Abteilung gebildet, der in- und ausländische Alte Drucke sowie seltene Ausgaben und wertvolle Drucke neuerer Zeit umfaßt. Die Grundlage der ausländischen Bestände bildeten mehr als 50 Büchersammlungen, die in erster Linie den Privatsammlungen von Nikolaj P. Rumjancev und Avraam S. Norov entnommen wurden, die auch den Grundstein der Inkunabel- und Frühdrucksammlungen und der Sammlungen fremdsprachiger und im Ausland erschienener Bücher gelegt haben. Die Strukturprinzipien und die Organisation der Bestände dieser Abteilung wurden unter Leitung von Sergej I. Sokolov ( †1919) und Nikolaj P. Kiselev (1884-1965) festgelegt. (Kiselev war von 1908 bis 1910 Hörer der Heidelberger Universität und arbeitete 1912, bereits als Mitarbeiter der Rumjancev-Bibliothek, in den Bibliotheken Berlins, Münchens und Breslaus.) Zwischen 1925 und 1930 war er Leiter der Rara-Abteilung. Es war seine Idee, den Bestand seltener Drucke nicht auf die Sammlung Alter Drucke zu begrenzen, sondern in dieser Abteilung auch Drucke der neueren Zeit zu sammeln. Seine Bewertungskriterien bezogen sich sowohl auf die Sammlung insgesamt als auch auf einzelne Ausgaben und Exemplare und umfaßten chronologische Tiefe, Seltenheit, Einzigartigkeit der Exemplare sowie Vorzüglichkeit des Erhaltungszustandes. Diese Kriterien erleichterten den Auswahlprozeß der in neuerer Zeit publizierten Bücher für die Rara-Abteilung. In den späten vierziger bis frühen sechziger Jahren wurden die ausländischen Bücher des 19. und 20. Jhs von Ljubov' Ch. Althof (1911-1963) bearbeitet, die aus einer russifizierten deutschen Familie stammte.

2.69 Der Reichtum des Museums an Rara aus dem 15. bis 20. Jh, darunter zahlreiche deutsche Drucke, an Gegenständen und Materialien aus dem Bereich des Buchdrucks, stellt es in eine Reihe mit den großen europäischen Museen seiner Art, z. B. dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig, dem es in Konzeption und Struktur sehr ähnelt. Die Ermittlung deutscher historischer Drucke erfolgte nach Durchsicht der topographischen Kataloge der ausländischen Drucke (ca. 100 Katalogkästen). Dabei wurde eine Reihe von Drucken per Autopsie untersucht. Insgesamt umfaßt die Rara-Abteilung mehr als 337.000 bibliographische Einheiten.

2.70 Der Rara-Bestand umfaßt inländische Bücher und Periodika des 16. und 17. Jhs, ausländische Drucke des 15. bis 17. Jhs und spätere Ausgaben, die kulturell und historisch besonders wertvoll sind. Er zählt insgesamt mehr als 290.000 Bde, davon 130.000 ausländische Drucke. Ergänzt wird der Bestand durch die Verlagerung von Büchern aus anderen Beständen (z. B. vom Zentralen Bestand), durch antiquarische Käufe und durch Schenkungen. Die wertvollen modernen Drucke werden von den Neuzugängen separiert. Die ausländischen Drucke sind gemäß der Periodisierung der Buchgeschichte aufgebaut: Inkunabeln (5370 Einheiten), Bücher des 16. Jhs (31.000), Bücher des 17. Jhs (29.700), Bücher des 18. Jhs (17.700), Bücher des 19. und 20. Jhs (19. Jh: 18.000 Einheiten). Die ersten drei Sammlungen werden auf Vollständigkeit ergänzt; die Sammlung des 17. Jhs wird erst seit den frühen sechziger Jahren aufgebaut, weswegen sich Teile der betreffenden Werke noch im Zentralen Bestand befinden. Bei den beiden letzten Büchersammlungen erfolgt eine Auswahl entsprechend den erarbeiteten Zeit-, Inhalts- oder Mengenparametern. Jede dieser Büchersammlungen ist nach eigenem System aufgebaut. Die deutschen historischen Drucke stellen hier sowohl Teile der chronologischen Sammlungen dar als auch einen Teil der Sammlung der Revolutionsdrucke (i. e. der in Deutschland auf Russisch erschienenen Bücher) und einen Teil der Sammlung von Büchern in kyrillischer Schrift (i. e. der in Deutschland gedruckten Bücher in slawischen Sprachen). Darüber hinaus enthält die Sammlung inländischer Drucke die in Rußland auf Deutsch erschienenen Publikationen. Insgesamt zählen die hier ermittelten historischen deutschen Drucke ca. 43.000 bibliographische Einheiten.

Inkunabelsammlung

2.71  Die Inkunabelsammlung der Russischen

Staatsbibliothek ist die zweitgrößte in Rußland (nach der Russischen Nationalbibliothek St. Petersburg). Sie umfaßt 5370 Exemplare, davon 2923 aus dem deutschsprachigen Raum (54 Prozent). Hiervon sind 1870 Bde in lateinischer Sprache und 167 Bde in deutscher. Zweisprachige Ausgaben - in Latein und Deutsch - stellen 20 Bde. Hinzu kommen 3 Bde in holländischer Sprache. Bei dem Rest handelt es sich um Dubletten. Der Bestand verteilt sich auf folgende Sachgebiete: Theologie und Religionsgeschichte (1308 Bde), Jurisprudenz (182), Geschichte (125), Philosophie (115), Moral (5), Literaturwissenschaft, Sprachkunde und Grammatik (99), Wörterbücher (27), Rhetorik (21), Belletristik (67), Medizin (26), Diätetik (einer), Astronomie (14), Kalender (11), Astrologie (2), Chiromantie (einer), Kunstgeschichte (5), Schriftgeschichte (2), Pädagogik (7), Geographie (3), Ökonomie (5), Geldgeschichte (2), Landwirtschaft (4), Chemie (3), Mathematik (einer), Biologie und Zoologie (5), Physiognomik (einer), Botanik (14), Naturwissenschaften (5).

2.72 Aus Straßburg liegen 347 Bde vor: von Johann Prüss 53; Martin Flach und Johann Grüninger jeweils 51; Georg Husner (Drucker des Jordanus de Quedlinburg) 28; Johann Mentelin 25; Henricus Ariminensis (Georg Reyser) 22; Adolf Rusch 21; Martin Schott 19; Heinrich Eggestein 16; vom Drucker der Vitae patrum 13; Heinrich Knoblochtzer 10; C. W. (Claus Welker) 7; vom Drucker der Casus breves decretalium 5; vom Drucker der Legenda aurea 3; vom Drucker der Legenda aurea aus dem Jahre 1481, von Georg Sticks, Friedrich Ruch und Johann Knoblouch jeweils 2; von Bartholomaeus Kistler, Georg Husner und Johann Beckenhub, Jacob Eber, Johann Schott, Matthias Hupfuff, Peter Attendorn, Thomas Anshelm, Typographus Paludani, Wilhelm Schaffener jeweils einer; ohne Angabe zum Drucker 25 Bde. Aus Basel liegen 271 Bde vor: von Johann Amerbach 66; Nicolaus Kesler, Michael Wenssler jeweils 59; Michael Furter 22; Bernhard Richel und Berthold Ruppel jeweils 11; Johann Bergmann von Olpe 10; Martin Flach 7; Jacob Wolff, Johann Froben jeweils 6; Johann Froben und Johann Petri 3; Berthold Ruppel und Michael Wenssler, Johann Amerbach und Johann Froben, Johannes von Besicken, Michael Wenssler und Bernhard Richel jeweils 2; Berthold Ruppel und Bernhard Richel einer; Berthold Ruppel, Michael Wenssler und Bernhard Richel einer; vom Drucker des Meffreth, Jacob von Pforzheim, Johann Hernragen, Lienhart Isenhut jeweils einer; ohne Angabe zum Drucker 4. Aus Wien stammen 4 Bde, 2 von Eberhard Fromolt und jeweils einer von Johann Solidi und Stephan Koblinger. Drei von Konrad Mancz gedruckte Bände stammen aus Blaubeuren. Aus Burgdorf liegen 2 Bde von dem Drucker des Jacobus de Clusa vor. Aus Beromünster findet sich ein Bd (Helyas Helyae) und aus Lauingen einer vom Drucker des Augustinus.

2.73 Aus Leipzig liegen 268 Bde vor: von Martin Landsberg 74; Konrad Kachelofen 70; Jacob Thanner 26; Wolfgang Stöckel 24; Gregor Boettiger 21; Melchior Lotter 21; Marcus Brandis 10; Arnold von Köln 9; Moritz Brandis 5; ohne Angabe zum Drucker 8. In Nürnberg wurden 260 Bde gedruckt: von Anton Koberger 138; Georg Stuchs 22; Peter Wagner 9; Johann Sensenschmid und Andreas Frisner 8; Johann Sensenschmid, Kaspar Hochfeder, Konrad Zeninger jeweils 5; von den Fratres ordinis heremitarum S. Augustini 2; von Ambrosius Huber, Drucker der Rochuslegende, Hans Mair, Johann Müller von Königsberg, Johann Sensenschmid und Heinrich Kefer, Johann Stuchs, Marx Ayrer jeweils einer; ohne Angabe zum Drucker 5. Aus Köln stammen 241 Bde: von Heinrich Quentell 99; Ulrich Zell 28; Johann Koelhoff d. Ä. 23; Konrad Winters 12; Johann Guldenschaff 8; Bartholomäus von Unckel, Johann Koelhoff jeweils 7; Ludwig von Renchen 6; vom Drucker des Dares, Nicolaus Götz und Petro Minores jeweils 5; Arnold der Hoernen, Johann Koelhoff d. J. und Typis Theodorici (Dietrich Molner) jeweils 4; Johann Landen und Konrad Welker jeweils 3; von Cornelius von Zyrickzee, dem Drucker der Albanuslegende, dem Drucker des Albertus Magnus de virtutibus (Johannes (Solidi)-Schilling), dem Drucker der Elegantiarum viginti praecepta, und von Peter Bergmann von Olpe jeweils 2; vom Drucker der Flores Augustini, dem Drucker des Dialogus Salomonis et Marcolphi, Haeredes Arnoldi Bircmanni, vom Drucker des Augustinus de Fide, Hermann Bungart jeweils einer. Aus Augsburg stammen 127 Bde: von Anton Sorg 30; Johann Schönsperger 24; Günter Zainer 15; Johann Bämler, Erhard Ratdolt jeweils 13; Johann Schüssler 6; Peter Berger, Johann Wiener jeweils 4; Monasterium S.S. Ulrich et Afra 3; Johann Blaubirer, Johann Schobser jeweils 2; Hermann Kaestlin, Anna Rügerin, Christian Heyny, Jorg Schapff, Ludwig Hohenwang jeweils einer.

2.74 In Speyer wurden 67 Bde gedruckt, 46 von Peter Drach; von Konrad Hist 11; vom Drucker der Gesta Christi 7; und 3 von Johann und Konrad Hist. Aus Mainz stammen 66 Bde: von Peter Schöffer 33; Peter von Friedberg 12; Johann Fust und Peter Schöffer 4; von Erhard Reuwich, Jacob Meidenbach, Johann Neumeister und Johann Gutenberg jeweils 3; 2 von Johann Gutenberg; vom Drucker der Prognosticatio (mit den Typen der B36 gedruckt), ohne Angabe zum Drucker jeweils einer. Aus Ulm finden sich 47 von Johann Zainer gedruckte Bände. Aus Reutlingen stammen 33 Bde: 18 von Johann Otmar und 15 von Michael Greyff. Aus Lübeck finden sich 25 Bde: 9 von Lucas Brandis; 5 von Matthäus Brandis; jeweils 4 von Bartholomäus Ghotan und Steffen Arndes, sowie einer von Johann Snell; ohne Angabe zum Drucker 2. Aus Hagenau stammen 24 von Heinrich Gran gedruckte Bände und aus Esslingen 16 Drucke von Konrad Fyner. Aus Magdeburg finden sich 12 Bde: von Moritz Brandis 5; Bartholomäus Ghotan, Simon Koch jeweils 3; ohne Angabe zum Drucker einer. In Erfurt wurden 10 Bde gedruckt, 4 von Wolfgang Schenck; 3 vom Drucker des Bollanus, 2 von Hans Sporer und einer von Heiderecus und Marx Ayrer. Aus Freiburg i. Br. stammen 10 Bde: 8 von Kilian Vischer und 2 von Friedrich Riederer. Aus Heidelberg finden sich 10 von Heinrich Knoblochtzer gedruckte Bände. Aus Memmingen stammen 8 von Albrecht Kunne gedruckte Bände. Aus Eichstädt finden sich 7 Bde, 6 von Michael Reyser und einer von Georg und Michael Reyser.

2.75 Aus Tübingen stammen 7 von Johann Otmar gedruckte Bände, und aus Ingolstadt 6 Bde. Fünf Bde stammen aus Bamberg, jeweils einer von Hans Bryeffmaller, Johann Pfeyl, Johann Sensenschmid, Johann Sensenschmid und Heinrich Petzensteiner und ohne Angabe zum Drucker. Aus Passau finden sich 5 Bde, 3 von Johann Petri und jeweils einer von Benedict Mayr und Konrad Stahel, Johannes Alacraw und Benedict Mayr. Aus Urach stammen 5 Drucke von Konrad Fyner, aus Meißen 3 vom Drucker des Breviarium Misnense, Simon Koch und ohne Angabe zum Drucker (jeweils einer). Zwei von Marcus Brandis gedruckte Bände stammen aus Merseburg. Jeweils ein Bd von den Brüdern vom Gemeinsamen Leben und den Fratres Domus Hort Virdis stammen aus Rostock, aus Würzburg sind 2 Drucke von Georg Reyser vorhanden. Aus Breslau findet sich ein von Elyan gedruckter Band; aus Lüneburg ein Druck von Johannes Lucae; aus Marienthal einer von den Fratres vitae Communis; aus München einer von Johann Schobser; aus Offenburg einer von Kilian Vischer; aus Regensburg einer von Mattheus Roritzer; aus Stendal einer von Johann Westphal; aus Stuttgart einer vom Drucker der Erwählung Maximilians; aus Wittenberg einer von Johannes Alacraw; und jeweils einer aus Worms und Zwickau; ohne Angabe zum Druckort, Jahr oder Drucker sind 7 Bde.

2.76 Der Grundstock der Inkunabelsammlung (104 Titel) stammt aus der Bibliothek Rumjancev, darunter zahlreiche bemerkenswerte Titel, z. B. Konrad Botho, Cronecken der Sassen (Mainz: Peter Schöffer 1492; die erste Ausgabe in niederdeutscher Sprache mit Holzschnitten eines unbekannten Stechers) oder eines der ersten Werke über die französische Krankheit (Syphilis) von Johannes Widmann, Tractatus de pustulis quae dicuntur mal de Franzos (Straßburg: Johann Grüninger 1497). Ein bedeutendes Rarum ist das Breviarium Treverense. Kalendarium (Marienthal: Fratres vitae communis, 1475). Allerdings ist nur ein 8-blättriges Fragment mit dem Kalender der Trierer Diözese erhalten. Nur noch ein anderes Exemplar des Breviariums existiert in der Stadtbibliothek Trier. Unter den Kölner Inkunabeln der Rumjancev-Sammlung sind die beiden niederdeutschen Bibeln GW 4307 und GW 4308 (Köln: Heinrich Quentell) mit ausgemalten Holzschnitten erwähnenswert.

2.77 Die im späten 18. und frühen 19. Jh gebildeten Privatbibliotheken russischer Sammler waren in der Regel reich an ausländischen Frühdrucken. So umfaßte etwa die 1863 dem Rumjancev-Museum geschenkte Sammlung von Avraam S. Norov 160 Inkunabeln, unter den westeuropäischen Drucken meist Werke antiker Klassiker, aber auch Titel wie Clag, Antwurt und außgesprochene urteyl, gezogen auß geystlichen und weltlichen Rechten, hrsg. von Sebastian Brant (Augsburg: Johann Schönsperger 1497); Johannes Andreae, Super arboribus consanguinitatis, affinitatis et cognationis spiritualis (Nürnberg: Friedrich Creussner 1488); Richardus de Bury, Philobiblion, sive de amore librorum (Speyer: Johann und Konrad Hist 1483) und ein Sachsenspiegel (niederdeutscher Dialekt; Leipzig: Moritz Brandis 1488). Bedeutsam sind auch die aus anderen privaten Sammlungen stammenden Drucke, z. B. aus den Bibliotheken von Petr Kornilovic Suchtelen (1764-1836; 8 Inkunabeln), Michail Ju. Viel'gorskij (6), Ivan Ja. Lukaševic (20), Nikolaj S. Tichomirov (6) und N. N. Birjukov (32 Inkunabeln). Aus den nationalisierten Büchersammlungen, z. B. der Grafen Šeremetev oder der Fürsten Jusupov, wurden laut Gesetz von 1918 alle Inkunabeln und westeuropäische Frühdrucke sequestriert und der Rumjancev-Bibliothek übergeben.

2.78 Zahlreiche Inkunabeln wurden Bibliotheken entnommen, die nach der Revolution geschlossen wurden, z. B. der Bibliothek des Moskauer Priesterseminars. Im Jahre 1941 wurden der Bibliothek 21 Inkunabeln der Sammlung des Generalstabs (Leningrad) übergeben. Als größter Zukauf seiner Art in späteren Jahren gelten die 42 Inkunabeln aus der Sammlung des Literaturwissenschaftlers Vasilij A. Desnickij (1963). Hinzu kommen 75 Inkunabeln, die der Mathematiker Aleksej I. Markuševic 1975 der Bibliothek schenkte. Außerdem wurden immer wieder Frühdrucke von Privatpersonen oder Antiquariaten käuflich erworben. Eine bedeutende Zahl seltener Drucke kam nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen 1945 und 1947 in die Bibliothek, darunter z. B. ein Exemplar der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel, Biblia latina (Mainz: [Johann Gutenberg], 1454/55-1456), das 1945 mit anderen Büchern aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum Leipzig in die Russische Staatsbibliothek (damals Lenin-Bibliothek) gelangte. Dieses vollständige, auf Pergament gedruckte Exemplar gehört zur ersten Auflage und ist mit handschriftlichen Bordüren sowie mit 282 Miniaturen in Temperatechnik illuminiert. Zu den von Gutenberg gedruckten Büchern gehören weiterhin die lateinischen Lehrbücher des Aelius Donatus. Die Rara-Sammlung besitzt das einzige erhaltene Exemplar von zwei Fragmenten des 8. Blattes (auf Pergament) aus der 7. Ausgabe des 30-zeiligen Donat, das in Mainz in Gutenbergs Schrift B-36 gedruckt worden war. Bedeutende Rara stellen zwei deutsche xylographische Ausgaben dar - zwei Blätter auf Pergament aus der obengenannten Grammatik von Donat (Ulm: Konrad Dinkmut, 1476-1477) und ein Exemplar von Johann Hartliebs Die Kunst der Chiromantie (Augsburg: ca. 1475) mit Holzschnitten von Jorg Schapff.

2.79 Einer der ältesten Drucke, Matthaeus de Cracovias Dialogus rationis et conscientiae de frequenti usu Communionis stammt von dem anonymen Drucker des Catholicons, ebenso Thomas von Aquins Summa de articulis fidei et ecclesiae Sacramentis (Mainz: Drucker des Catholicon, ca. 1460). Als selten gilt auch Peter Fraters deutschsprachige Legenda de vita S. Catharina (Straßburg: Johann Grüninger 1500), die mit zahlreichen Holzschnitten illuminiert ist. Unter den deutschen Inkunabeln findet sich die erste Ausgabe des Kräuterbuches Herbarius (Mainz: Johann Fust und Peter Schöffer 1484), das 250 handkolorierte Pflanzenmotive als Holzschnitte thält. Diese Holzschnitte wurden zu Grundlagen der folgenden Ausgaben des Hortus sanitatis (Mainz: Peter Schöffer 1485 und Jacob Breidenbach 1491); die hier vorhandenen Exemplare enthalten ebenfalls die in Aquarelltechnik ausgemalten Holzschnitte. Zu den wertvollsten Büchern über Heilpflanzen gehört das Promptuarium medicinae (Arstedyge boeck) (Magdeburg: Bartholomäus Ghotan 1483), das erste gedruckte Kräuterbuch. Das Bibliotheksexemplar thält Korrekturen von Ghotan.

Ausländische Drucke des 16. Jahrhunderts

2.80 Diese Sammlung umfaßt ca. 31.200 Bde. Deutsche historische Drucke zählen hier ca. 20.000 Bde (ca. 17.000 Titel; 64 Prozent). Der Großteil der Bücher ist in Latein (ca. 9700 Titel; 57 Prozent deutscher Frühdrucke dieser Sammlung) und in Deutsch (ca. 7000 Titel; 41 Prozent). Ca. 300 Titel sind in anderen Sprachen: Griechisch (94 Titel), Griechisch-Latein (81), Französisch (44), Hebräisch (41), Poliglotta (21), Latein-Deutsch (14), Polnisch (10), Italienisch (8), Chaldäisch (4), Latein-Hebräisch (2), Holländisch, Dänisch, Spanisch, Litauisch, Kroatisch und Rumänisch (jeweils einer).

2.81 Die deutschen Drucke repräsentieren die Buchproduktion von fast 500 Druckern aus mehr als 98 Städten, darunter 88 deutsche Städte: Aus Köln finden sich Werke von 41 Druckern (z. B. Arnold Birckmann, Eucharius Cervicornus, Johann Gymnich, Johann Soter); aus Straßburg von 39 Druckern (z. B. Christian Egenolff, Martin Flach, Bernhard Jobin, Johann Knobloch, Johann Prüss, Erhard Ratdolt, Johann Schott); aus Nürnberg von 38 Druckern (z. B. Anton Koberger, Christoph Lochner, Johann Petreius, Friedrich Peypus); aus Frankfurt a. M. von 37 Druckern (z. B. Beatus Murner, der erste Drucker der Stadt, dessen erstes, 1511 erschienenes Werk, Thomas Murners Ludus studentum Friburgensium, vorhanden ist). Daneben finden sich Drucke von Peter Braubach, Christian Egenolff, Johann Feyerabend, Hans Lechler, Paul Peffeler, Georg Rab, Johann Saur, Peter Schmidt und Johann Wechler, die mit dem Verleger Sigmund Feyerabend zusammenarbeiteten. Aus Wittenberg finden sich Werke von 28 Druckern (z. B. Michael und Melchior Lotter, Hans Lufft, Johann Krafft, Georg Rhau, Nickel Schirlentz); aus Leipzig von 27 Druckern (z. B. Johann Beyer, Martin Landsberg, Melchior Lotter, Hans Steinmann, Wolfgang Stöckel, Ernst Vögelin, Nikolaus Wolrab); aus Augsburg von 23 Druckern (z. B. Sigismund Grimm, Johann Otmar, Erhard Ratdolt, Heinrich Steiner, Alexander Weissenhorn); aus Erfurt von 15 Druckern (z. B. Georg Baumann, Johann Beck, Wolfgang Schenck); aus Magdeburg von 13 Druckern (z. B. Michael Lotter, Wolfgang Kirchner, Christian Rödinger) und aus Heidelberg von 10 Druckern (z. B. Martin Agricola, Hieronymus Commelinus, Hans Kohl, Ludwig Lucius).

2.82 33 Städte sind jeweils nur mit einem Drucker vertreten, davon 10 Städte mit ihrem ersten Drucker, z. B. Annaberg (Gimel Bergen), Barth (Herzogliche Druckerei), Elbing (Wolfgang Dietmar), Hanau (Wilhelm Antonius), Isny (Paul Fagius), Rorschach (Leonhard Straub), Siegen (Christian Corvinus), Simmern (Hieronymus Rodler), Tegernsee (Klosterdruckerei) und Weißenfels (Georg Hantzsch). Die Buchproduktion anderer Länder ist jeweils durch Werke von bis zu zehn Druckern repräsentiert. Am umfangreichsten ist die Buchproduktion der Schweiz vertreten mit Basel als dem Zentrum europäischer humanistischer Buchdruckerkunst (36 Drucker: Johann von Amerbach, Nikolaus Brylinger, Johann Froben, Hieronymus Froben, Nikolaus Episcopius, Andreas Cratander, Thomas Guarin, Johann Oporinus, Peter Perna, Johann Petri u. a.) und Zürich als dem Zentrum des Schweizer Protestantismus (4 Drucker: Christoph Froschauer, Andreas und Hans Jacob Gesner, Hans Rüegger, Johann Wolf).

2.83 Mit 7600 Bdn (38 Prozent) stellt die Religion den höchsten Anteil der deutschen historischen Drucke des 16. Jhs. Davon betreffen ca. 260 Bde den Okkultismus. Die theologische Literatur ist mit Werken der Kirchenväter, sowohl der westlichen als auch der orientalischen Kirche repräsentiert, darunter Aurelius Augustinus, Ambrosius von Mailand, Athanasius von Alexandria, Eusebius von Cäsarea, Johannes Chrysostomos (auch Joann Zlatoust) und Cyprian. Daneben finden sich Werke mittelalterlicher Theologen, wie Albert der Große, Bonaventura, Johann Duns Scotus, Petrus Lombardus, Thomas von Aquin oder Thomas a Kempis. Einen bedeutenden Anteil haben Werke zur Kirchengeschichte, zur Geschichte der Konzilien, zur Geschichte des Papsttums, des Mönchswesens und einzelner Klöster. Mehr als 400 Bde machen Bibelausgaben aus, sowohl Ausgaben des Alten und Neuen Testaments als auch einzelner Bücher der Bibel. Es finden sich dabei 180 Bde in deutscher Sprache, ca. 160 Bde auf Latein, 16 Polyglotten, 15 Bde in Griechisch-Latein, 14 in Griechisch, 8 in Hebräisch, 4 in Niederländisch und einer in Dänisch. Erwähnenswert sind die erste Ausgabe der Luther-Übersetzung des Neuen Testaments (Wittenberg 1522), des Alten Testaments (Wittenberg 1523) und eine Gesamtausgabe der Bibel (Wittenberg 1534).

2.84 An Missalia sind 12 Ausgaben vorhanden, darunter das Missale Moguntinense (Mainz: Johann Schöffer 1507). Hinzu kommen 5 Ausgaben von Breviarien. Das älteste ist das Breviarium Constantiense. Pars aestivalis (Augsburg: Erhard Ratdolt 1501); daneben findet sich ein seltenes illuminiertes Buch, Hortulus animae, zu Teutsch genannt der Seelen Gärtlein, mit sampt dem Rosen-Krantz von U. L. Frawen, und S. Brigitten Gebett (Mainz: Peter Schöffer 1518). Hohe graphische Kunst kennzeichnet ein von Luther übersetztes Psalterium (Nürnberg: L. Petreius, 1525), das auf Pergament gedruckt und mit Holzschnitten und ausgemalten Initialen gestaltet ist. Umfangreich sind Schriften der Reformatoren, theologische und politische, vor allem von Luther, der mit ca. 1000 Bdn, sowohl zu seinen Lebzeiten als auch postum herausgegeben, vertreten ist. Daneben finden sich Werke von Philipp Melanchthon, Justus Jonas, Nicolaus von Amsdorff, Johann Brenz und Lucas Osiander. Zum Okkultismus sind ca. 260 Bde vorhanden, darunter Werke zur Mystik und Kabbalistik (4 Bde), zur Magie und Chiromantie (16 Bde), z. B. Jacob Sprenger und Heinrich Institoris, Malleus maleficarum (Köln 1511); Heinrich Kornelius Agrippa, De occulta philosophia (Köln 1533); Johann Indagine, Introductiones ...in chyromantiam, physiognomiam, astrologiam naturalem (Straßburg 1522).

2.85 Literatur zur Geschichte zählt ca. 3050 Bde (ca. 15 Prozent) und umfaßt Werke zur Antike und zum Mittelalter, zu Heraldik und Genealogie (jeweils 18 Bde), Werke zur Geschichte einzelner Länder, einschließlich Rußland (Rossica), zur Geschichte deutscher Länder wie Bayern, Brandenburg, Braunschweig, Holstein und Preußen. Eine Flugschriftensammlung Turcica enthält Schriften zu den Türkenkriegen seit Anfang des 16. Jhs. Unter den Autoren zur antiken Geschichte überwiegen Caesar, Cicero, Diodorus Siculus, Herodian, Livius, Sulpicius Severus, Valerius Maximus und Velleius Paterculus Caius. An Autoren des Mittelalters treten hervor Petrus Albinus, Johann Bange, Johann Baumgarten, Michael Beutzer, Augustin Brunn, Johann Carion, David Chytraeus, Matthäus Dresser, Andreas Engel, Michael Eytzinger, Georg Fabricius, Paolo Giovio, Petrus Gnodalius, Guntherus Helmoldus, Siegmund Herberstein, Franciscus Irenicus, Michael von Ilsselt, Albert Krantz, Balthazar Menz, Otto Frisingensis, Beatus Rhenanus und Johann Sleidan. Bemerkenswert ist Johann Carions Chronica (Wittenberg 1532), die von Melanchthon und von Kaspar Peucer fortgesetzt wurde; ebenso von Sigmund Herberstein Rerum Moscoviticarum commentarii (Antwerpen 1557; Basel 1563, 1567, 1571, 1576, 1579) und das Werk zur Heraldik mit Stichen von Jost Amman, Stam und Wappenbuch hochs und nieders Standt (Frankfurt a. M. 1579).

2.86 Etwa 2300 Bde (11,5 Prozent) entfallen auf Literaturwissenschaft, Volkskunde (z. B. 6 Sammelbände mit Sprichwörtern), Volksbücher (z. B. Von Ulenspiegel uss dem Lant Brunssweik, Straßburg 1529), Belletristik und Rhetorik. Die Literatur der Antike ist mit Werken in der Orginalsprache von Aischylos, Aesop, Apollonius Rhodius, Aristophanes, Callimachus, Euripides, Hesiod, Homer, Lycophron, Pindar, Sophokles und Theokrit repräsentiert. Unter den Autoren des 15. und 16. Jhs finden sich Werke von Philipp Agricola, Erasmus Alberus, Heinrich Bebel, Sebastian Brant (Navis stultifera ..., Basel 1506), Friedrich Dedekind, Erasmus von Rotterdam (z. B. das zu seinen Lebzeiten erschienene Moriae comium, Basel 1517, 1521, 1522 und Adagia, Basel 1517, 1520, 1532), Georg Fabricius, Johann Fischart (die erste Ausgabe des Podagrammisch Trostbüchlein, Straßburg 1577), Sebastian Franck, Ulrich von Hutten (ca. 50 Bde, darunter Duae ad Martinum Lutherum epistolae, Wittenberg 1521 - das einzige existierende Exemplar) oder Thomas Murner (Narrenbeschwerung, Straßburg 1512 und Die Geuchmat zu Straf alle wybsche mannen, Basel 1519). Weitere Autoren sind Thomas Naogeorgus, Johann Pauli, Johann Reuchlin, Hans Sachs (Eyn wunderliche Weyssagung von dem Bapstumb, Nürnberg 1527), Kaspar Scheit, Jakob Schöpper und Johann Strum. Hinzu kommen einige Ausgaben der satirischen Werke des niederländischen Autors Marnix, Bienenkorb des heiligen römischen Immenschwarms (Straßburg 1579, 1580, 1581, 1586, 1588) in der freien deutschen Übersetzung von Johannes Fischart. Ebenfalls in Fischarts Übersetzung und freier Bearbeitung liegt François Rabelais' Hauptwerk vor, Affenteurliche und ungeheurliche Geschichtschrift vom Leben und Thaten der Helden ...Grandgusier Gargantoa und Pantagruel (Straßburg 1575).

2.87 Die Sprachwissenschaft (370 Bde, ca. 2 Prozent) enthält Werke zur griechischen Grammatik, kompiliert u. a. von Guillaume Budé, Nicolas Cleynaerts, Martin Crusius, Michael Neander oder Johannes Posselius. Des weiteren finden sich Werke zur hebräischen Sprache (ediert z. B. von Johann Avenarius, Thomas Blebel, Johann Drusius oder Michael Neander), zur lateinischen Sprache (z. B. von Ambrogio Calepino, Joachim Camerarius, Robert Estienne, Konrad Gesner, Aldus Manutius, Melanchthon und Lorenzo Valla) und zur deutschen Sprache (z. B. von Laurentius Albertus, Johann Clajus oder Andreas Helvigius), sowie zwei- und mehrsprachige Wörterbücher.

2.88 Zur Philosophie sind ca. 500 Bde (2,5 Prozent) vorhanden, vornehmlich Schriften antiker Schriftsteller wie Aristoteles (62 Bde), Cicero, Lukian, Plato oder Seneca, z. T. mit Kommentaren von Autoren des Mittelalters und der Renaissance. Die Philosophen des 16. Jhs sind vertreten mit Werken von Nicolaus de Cusa, Thomas More (6 Ausgaben seines Werkes De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia libellus vere aureus, Basel 1518 und später) und Giordano Bruno. Von Bruno findet sich eine beachtliche Sammlung seiner zu Lebzeiten erschienenen Werke (18 von insgesamt 26), z. B. De progressu et lampade venatoria logicorum (Wittenberg 1587); Camoeracensis acrotismus (Wittenberg 1588); Oratio valedictoria a Iordano Bruno Nolano habita ad ... professores ... in Academia Witebergensi ... (Wittenberg 1588); De imaginum, signorum, & idearum compositione ... (Frankfurt a. M. 1591); De monade, numero et figura liber (Frankfurt a. M. 1591); De triplici minimo et mensura ...libri V (Frankfurt a. M. 1591). (Diese Werke wurden 1600 von der Inquisition auf den Index librorum prohibitorum gesetzt.)

2.89 Zur Jurisprudenz finden sich ca. 900 Bde (4,5 Prozent), u. a. zum Zivil-, Kriminal- und Prozeßrecht sowie Gesetzessammlungen zum Römischen Recht (Corpus juris civilis), Feudalrecht (Sachsenspiegel, Layenspiegel) und Gesetzbücher wie Aller des Heyligen Römischen Reichs Ordnungen, gehaltener Reichstage und Abschiedt, sampt dess Gülden Bullen ... (Mainz 1563). Hinzu kommen einzelne Gesetzgebungen zeitgenössischer Gesetzessammlungen. Etwa 140 Bde enthalten Schriften zum Staatsrecht, so von Andrea Alciato, Jean Bodin, Jean Calvin oder Niccolò Machiavelli. Als seltene Werke gelten hier Ulrich Tengler, Der neü Layenspiegel von rechtmässigen Ordnungen ... (Augsburg 1511) und die Bambergische Halsgerichts und rechtlich Ordnung in peynlichen sachen ... (Mainz 1503).

2.90 Die Gruppe Ökonomie ist nur mit 80 Bdn vertreten und thält Werke zur Münzkunde, z. B. von Guilliaume Budé, François Hotman, Heinrich Knaust und Georg Mair (Gerechnet Buchlein. Von Müntz, Gewicht, Elen und Maß, aller Land gegen eynander vergleichen ..., Nürnberg 1530). Vorhanden sind auch Werke zur Buchhaltung oder zu Warenpreisen (z. B. Tariffa oder Unkostbuchlein, von allen Waren in Venedig, Nürnberg 1572).

2.91 Im Bereich Kunst sind 101 Bde vorhanden. Hier sind sowohl einzelne theoretische Werke (z. B. Albrecht Dürer, Underweysung der Messung ...mit dem Zirckel, Nürnberg 1525) als auch die im 16. Jh auftretenden Holzschnittalben mit Dichtungen zu finden (z. B. Imagines mortes, Basel 1547, von Hans Holbein mit Holzschnitten von Hans Lützelburger). Die deutsche Buchillustration des 16. Jhs wird u. a. vertreten durch Albrecht Dürer, Hans Holbein, Lucas Cranach, Jost Amman und Virgil Solis. In der Sammlung findet sich eines der berühmtesten illustrierten Werke des 16. Jhs, der Theuerdank (Augsburg 1517) mit Holzschnitten von Hans Leonhard Schäufelein, Hans Burgkmair, Leonhard Beck u. a. Das Exemplar ist auf Pergament gedruckt und handkoloriert. Hinzu kommen 6 Bde zur Schriftkunst von Jacob Facobelle, Wolfgang Fugger, Kaspar Neffe, Christoph Stimmer d. J. und Urban Weiß.

2.92 Die Gruppe Musik zählt 42 Bde und umfaßt weltliche und geistliche mehrstimmige Lieder in Stimmbüchern, die allerdings nicht vollständig erhalten sind (meist nur eine Stimme, maximal zwei Stimmen, z. B. von Antonio Scandello, Newe schöne auserlesene geistliche deutsche Lieder, mit Fünff und sechs Stimmen, Dresden 1575, nur die Partitur für den Baß).

2.93 Zur Skulptur findet sich nur ein Bd: Tobias Fendt, Monumenta illustrium per Italiam, Galliam, Germaniam ... (Frankfurt a. M. 1565). 13 Bde betreffen die Architektur, darunter Werke von Hans Lencker, Walther Hermann Ryff (z. B. Der fürnembste Bericht der ganzen Architektur, Nürnberg 1547, mit Holzschnitten), Daniel Specklin oder Vitruv. Hier sind auch drei frühe Kunstführer vorhanden, darunter Francesco degli Albertinis Opusculum de mirabilibus novae et veteris urbis Romae (Basel 1519).

2.94 Die Drucke zu Astronomie und Astrologie zählen insgesamt ca. 360 Bde, davon 55 zur Astrologie, 4 zu Kometen, 95 Kalender und 41 Prognostiken. Unter den Autoren finden sich Albumasar, Alphonsus VIII., Johannes Regiomontanus, Johannes de Sacrobosco, Petrus Apianus (Cosmographicus liber, Landshut 1524, mit beweglichen astronomischen Tabellen - das einzige bekannte Exemplar dieses Buches; Astronomicum Caesareum, Ingolstadt 1540, ebenfalls mit handbemalten, beweglichen astronomischen Tabellen und Darstellungen astronomischer Instrumente), Tycho Brahe und Nikolaus Kopernikus (De revolutionibus orbium coelestium, libri VI, Nürnberg 1543, Erstausgabe).

2.95 Im Bereich Mathematik und Physik liegen 101 Bde vor. 92 Bde zur Mathematik betreffen Arithmetik, Geometrie und Trigonometrie, z. B. Werke von Euklid (De geometricis principiis Graeci & Latini, Basel 1550), Adam Lonicer, Johannes Regiomontanus oder Georg Peurbach. Als Rarum gilt hier ein Werk zum Multiplizieren von 1 bis 10.000: Das grosse Einmal-Eins (Dresden 1583). Weitere 9 Bde betreffen die Physik, so Archimedes, Opera (Basel 1544, auf Griechisch und Latein, mit technischen Zeichnungen).

2.96 Geologie und Erzbergbau sind mit 25 Bdn vertreten (z. B. Über das Suchen der nützlichen Fossilien und ihre Gewinnung). Besonders wertvoll ist hier von Georg Agricola De re metallica libri XII (Basel 1556) mit 275 Holzschnitten von Hans Rudolph Manuel Deutsch, die die Erzbergbau-Arbeiten und die metallurgischen Prozesse illustrieren. Hinzu kommen 2 Bde zur Mineralogie, darunter von M. Steinpeiss Lapidarium omnivoluptate refertum (Wien 1560), sowie 14 zur Meteorologie, z. B. Von warer erkanntnus des wetters (Augsburg 1510).

2.97 Die Gruppe Chemie und die bis ins 18. Jh eng damit verbundene Alchemie enthalten 70 Bde. Es finden sich Werke zu chemischen Untersuchungen zum Stein der Weisen, zur Entdeckung neuer Arzneien und Essenzen, so von Geber (Gebri Arabis, Libri alchemiae philosophicae solertissimi, Bern 1545), Rhazes, Ibn-Sina (Avicenna), Roger Bacon, Basilius Valentinus, Bernardus Trevisanus, Paracelsus und Leonhard Thurneyser zum Thurn. Die Gruppe Naturwissenschaften umfaßt ca. 125 Bde, davon 2 zur Biologie und 22 zur Botanik. Vorhanden sind 11 Herbarien mit Beschreibungen von Pflanzen und ihren Heilwirkungen, z. B. Otto Brunfels, Contrafayt Kreüterbuch (Straßburg 1532, mit handkolorierten Holzschnitten), Leonhard Fuchs, Neu Kreüterbuch (Basel 1543, mit Pflanzenskizzen von H. Füllmauer und A. Meyer) und Hieronymus Bock, Kreüterbuch (Straßburg 1546, mit 550 Holzschnitten von D. Candel). Auch finden sich hier Werke von Plinius, Dioscorides oder Mattioli. Eine Beschreibung der Tierwelt lieferte das dreibändige Werk von Konrad Gesner, Historia animalium (Zürich 1551-1587, mit Holzschnitten).

2.98 Geographische Literatur (ca. 140 Bde) umfaßt Werke zur physischen Geographie, Kartographie, zur Geographie einzelner Länder sowie Werke zur Epoche der großen geographischen Entdeckungen des 15. und 16. Jhs. Vorhanden sind Reisebeschreibungen (Bernhard Müller, Rhenus et eius descriptio elegans, a primis fontibis usque ad Oceanum Germanicum ..., Köln 1570), Beschreibungen der Neuen Welt, sowie Beschreibungen von Volksbräuchen, der Tier- und Pflanzenwelt der Neuen Welt, Indiens und Chinas. Zur Quelle für die Erforschung der großen geographischen Entdeckungen wurde das Werk von Johannes Theodor de Bry, Collectiones peregrinationum in Indiam Orientalem et Indiam Occidentalem (Frankfurt a. M. 1590-1628), das von de Bry und seinen Söhnen parallel auf Latein, Deutsch und Französisch mit Kupferstichen herausgegeben worden war. Als Beispiel für die Zusammenstellung geographischer Werke dieser Art sei auch die Cosmographia von Sebastian Münster (Basel 1550, mit Holzschnitten) genannt.

2.99 Die Medizin betreffen ca. 680 Bde (3,5 Prozent). Es finden sich allgemeinmedizinische Werke sowie Beschreibungen von Krankheiten und Methoden ihrer Heilung; hinzu kommen Werke zur Chirurgie, Pharmakologie, Anatomie und Physiologie. Unter den Autoren finden sich Galen, Hippokrates, Ibn-Sina (Avicenna), Ibn-Butlan, Mesue, Johann (Serapion junior), Arnaldus de Villa Nova, Hieronymus Brunschwig, Girolamo Gardano, Thomas Erastus, Gabriele Fallopio, Jean Fernel, Konrad Gesner, Girolamo Mercuriale, Paracelsus und Andreas Vesalius. Beispiele zu einzelnen Bereichen der Medizin sind Hans von Gersdorff, Feldtbuch der wundtartzney (Straßburg 1517); Giovanni Marinelli, Weyber Artzney (Augsburg 1581); Georg Bartisch, Ophthalmologeia: Das ist, Augendienst ... (Dresden 1583, mit handkolorierten Holzschnitten); Girolamo Mercuriale, De morbis puerorum tractatus (Frankfurt a. M. 1584); Hieronymus Brunschwig, Das buch zu distillieren (Straßburg 1505, 1512, 1519) sowie Johann Guinter, Commentarius de balneis et aquis medicatis ... (Straßburg 1565). Ein hervorragendes Beispiel der Druckkunst ist die erste Ausgabe von Andreas Vesalius, De humani corporis fabrica (Basel 1543), dessen Titelblatt, Zeichnungen und Tabellen unter Aufsicht des Autors von dem Maler und Stecher Jan Stephan van Kalkar [Kaikar] ausgeführt und von N. Stopij in Holz geschnitten worden sind.

2.100 Die Gruppe Landwirtschaft enthält 75 Bde. Unter den Autoren finden sich Marcus Porcius Cato, Lucius Junius Moderatus Columella, Petrus de Crescentiis (Vom Ackerbaw, Erdtwucher und Bawleuten XII Bücher, Straßburg 1531, in deutscher Übersetzung, mit handkolorierten Holzschnitten), Giovanni Battista Della Porta, Joachim Camerarius d. J., Charles Estienne, Jean Liebault und Konrad Heresbach.

2.101 Zur Hauswirtschaft sind nur 6 Bde vorhanden, hauptsächlich Empfehlungen zur Führung der Landwirtschaft und zu Fragen des Haushalts, z. B. Johann Colerus, Oeconomia oder Haussbuch (Wittenberg 1595-1598, dessen 4 Teile Abhandlungen über das Haushalten, Kochen, den Weinbau, Gartenbau, die Forstwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht umfassen). Zur Kochkunst finden sich 13 Bde, so Koch und Kellermeisterey ... (Frankfurt a. M. 1554) oder Balthasar Staindl, Ain künstlichs und nutzlichs Kochbuch ... (Augsburg 1550).

2.102 Zum Weinbau sind 19 Bde vorhanden, darunter Andreas Helmreich, Kunstbüchlein wie man die Weine halten ... (Leipzig 1592) und Guglielmo Gratarolo, De vini natura, artificio, et usu ... (Straßburg 1565). In den 7 Bdn zur Pferdezucht finden sich Werke zur Aufzucht von Pferden, zur Pflege, zur Dressur, zu Pferdekrankheiten und ihrer Heilung. Ein seltenes Werk ist Marx Fuggers Wie und wo man ein Gestüt von ...edlen Kriegsrossen auffrichten, underhalten ... (Augsburg 1578, mit dem Autogramm des Autors am Ende des Vorworts und seinen handschriftlichen Notizen im Text). Die Veterinärmedizin zählt nur 6 Bde, darunter Renatus Flavius Vegetius, Von rechter...Kunst der Artzeney, allerley Kranckheit und Schäden der Thier ... (Frankfurt a. M. 1565) und Jean Ruel, Zwey nutzliche ... Bucher von allerley gebrechen und Kranckheiten, damit die Rosse, Maulesel, und andere vierfüssige Thier ...geplaget, darinnen eigentlich beschrieben (Eger 1571).

2.103 Der Bereich Pädagogik umfaßt ca. 200 Bde (ein Prozent). Es finden sich Werke zur Methodik, Lehrbücher, Fibeln (z. B. ABC-Buch, Dresden 1589), Katechismus-Auslegungen und Erziehungslehren. An Autoren vertreten sind Erasmus von Rotterdam, Melanchthon, Petrus Moselanus (Paedologia, Straßburg 1520 - eine der ersten Ausgaben dieses Buches), Marcus Fabius und Quintilian. 16 Bde betreffen die Hochschulen; sie enthalten Festreden, Verordnungen und Erlasse von Lehranstalten aus Frankfurt/Oder, Görlitz, Heidelberg, Helmstedt, Nürnberg, Rostock und Wittenberg.

2.104 Die Technik behandeln 10 Bde, davon das Bauwesen 3 Bde, Schiffswesen (Schiffsbau) und Schifffahrt 4, die Feuerwerkerei 2, das Gewerbe einer. Auf das Militärwesen entfallen 39 Bde. Es finden sich sowohl Autoren der Antike (Aelianus Tacticus, Sextus Julius Frontinus, Modestus Onosander, Flavius Vegetius Renatus) als auch Autoren des 15. und 16. Jhs, z. B. Leonhard Fronsperger (Kriegsbuch ... vom neuwem beschrieben unnd an tag geben ..., Frankfurt a. M. 1573, mit Holzschnitten und Kupferstichen von Jost Amman), Johann Jacob, Jacopo di Porcia, Reinhart d. Ä. Graf zu Solms und Elias Reusner. Hinzu kommen Werke zur Strategie und Taktik der Kriegführung, zur Fortifikation und Beschreibungen einzelner Schlachten.

2.105 44 Bde machen Drucke allgemeinen Inhalts aus wie biographische Lexika, Bibliographien (z. B. Konrad Gesner, Bibliotheca universalis, Zürich 1545-1555; Suidas Theodor Zwinger, Index librorum prohibitorum, Straßburg 1599; Köln 1569, 1598) und Enzyklopädien sowie die Kataloge der Frühlings- und Herbstmessen in Frankfurt a. M. Bibliotheken und das Buchwesen behandeln 14 Bde, z. B. Johannes Oporinus, Librorum per J. Oporinum partim excusorum hactenus, partim in eiusdem officina venalium, index ... (Basel 1552). Zur Numismatik sind 2 Drucke vorhanden, darunter Matthäus Host, Historiae rei nummariae veteris libri quinque (Frankfurt/Oder 1580). Zur Ethnographie liegt z. B. vor Matthäus Dresser, De Festis diebus Christianorum et Ethnicorum, liber (Wittenberg 1588).

2.106 Zur Kulturgeschichte liegen 6 Bde vor, z. B. Baldassare Castiglione, Cortegiano, das ist Der Recht Wohlgeziert Hofman ... (Frankfurt a. M. 1571). Zu Kostümen finden sich 5 Bde, z. B. Jost Amman, Im Frawenzimmer wirt vermeldt von allerey schönen Kleidungen und Trachten der Weiber ... (Frankfurt a. M. 1586) oder Ständ und Orden der H. Römischen Catholischen Kirchen ... (Frankfurt a. M. 1585). Um Unterhaltung verschiedener Art geht es in 4 Bdn, z. B. Chamon Pedro, De triclinio ... sive, De modo convivandi apud priscos romanos ... (Heidelberg 1590); Adrien Barlandus, Jocorum veterum ac recentium libri tres (Köln 1529); Würfelspiel (Straßburg 1529); Jost Amman, Charta lusoria ...Künstliche und wohlgerissene Figuren in ein new Kartenspiel ... (Nürnberg 1588).

2.107 Zum Sport finden sich 35 Bde. Davon tfallen 3 Bde auf das Schachspiel (z. B. Jacob Mennel, Schachtzabel Spiel ..., Oppenheim 1520); ein Bd auf das Ringen (Fabian von Auerswald, Ringerkunst, Wittenberg 1539, mit handkolorierten Holzschnitten) und zwei Bde auf die Fechtkunst (darunter Joachim Meyer, Gründtliche Beschreibung der ...Ritterlichen ... Kunst des Fechtens, Straßburg 1570; Augsburg 1600). Die Werke zur Jagd zählen 15 Bde (z. B. Jost Amman, Künstliche wolgerissene new Figuren von allerlai Jagt und Weidwerck ..., Frankfurt a. M. 1592, mit handkolorierten Holzschnitten). Zum Pferdesport ist ein Band vorhanden (Hans Friedrich von Hoerwarth, Von der hochberümpten Adelichen und Ritterlichen Kunst der Reytery ..., Tegernsee 1581). 16 Bde betreffen Turniere, darunter von Georg Rüxner, Anfang, Ursprung und Herkommen des Thurniers inn Teutscher nation (Simmern 1532, mit Holzschnitten). Zur Austragung von Duellen ist das Werk von Heinrich Bocer zu finden: De iure pugnae, hoc est, belli et duelli, tractatus methodicus ... (Tübingen 1591).

Nadezda Cerkašina

Ausländische Drucke des 17. Jahrhunderts

2.108 Im Rara-Bestand sind ca. 29.700 Bde ausländische Drucke des 17. Jhs enthalten. Davon betragen die historischen deutschen Drucke 12.670 Titel in 13.450 Bdn (45 Prozent). In deutscher Sprache wurden 6026 Titel (6326 Bde) gedruckt, 6643 Titel (7127 Bde) sind lateinische Drucke. 73 deutsche Drucke erschienen außerhalb des deutschsprachigen Raumes, vornehmlich in Amsterdam. Die Zahl der in Deutschland in anderen Sprachen publizierten Bücher ist mit 21 Bdn gering, davon sind 12 Bde in Französich, einer in Niederländisch und 8 Bde in Italienisch.

2.109 Die deutschsprachigen Drucke sind inhaltlich breit gefächert. Den ersten Platz nehmen Werke zur Religion, Theologie und Kirchengeschichte ein. Besondere Erwähnung verdienen die 1141 Bibelausgaben (davon 195 ohne Erscheinungsort), darunter Biblia Germanica (Lüneburg 1665, mit Auslegung); Biblia Germanica. Das ist: Die gantze H. Schrift Alten und Newen Testaments, Deutsch, D. Martin Luthers ... (Lüneburg 1672). Es folgen 950 Werke zur Geschichte (davon 161 ohne Erscheinungsort), z. B. Samuel Chappuzeau, Jetztlebendes Europa oder neue historische und politische Erzehlung aller seiner Stände (Frankfurt a. M. 1670). Werke zur Diplomatie zählen 348 Titel (davon 97 ohne Erscheinungsort), darunter ein aus 27 Titeln bestehender Sammelband, u. a. mit Gründlicher und aussführlicher Bericht was bey Allgemeinen Landtage zu Prag ...im Jahr 1608 ...in Gegenwart ... Rudolphi II ...Von allen, dreyen Ständen des Königreichs Böhmen bewilliget und beschlossen worden ... (Leipzig: Johann Rose, o. J.). Den dritten Platz nimmt die Belletristik (einschließlich Panegyrik) mit 674 Titeln ein (davon 72 ohne Erscheinungsort). Beispiele sind die Werke von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen wie Der abenteuerliche Simplicissimus (Nürnberg 1670, 1683, 1684) sowie Das wunderbarliche Vogel-Nest der Springinsfeldischen Leyrerin ... (Straßburg 1672). Eines der beliebtesten deutschen Volksbücher liegt vor mit Reinecke Fuchs (Reneke de Voss. Das ys: ein schön ... Gedichte, Hamburg 1606). Außerdem findet sich Martin Opitz' Lobgeticht An die Königliche Majestat zu Polen und Schweden ... (Thorn 1636).

2.110 546 Titel (davon 19 ohne Erscheinungsort) bilden die Gruppe Literaturwissenschaft, Sprachkunde, Rhetorik und Memoiren. Die Fächer Staatsrecht und Jurisprudenz sind mit 477 Titeln (davon 81 ohne Erscheinungsort) vertreten. Auf Militärwesen einschließlich Fortifikation entfallen 215 Titel (davon 5 ohne Erscheinungsort). Kalender zählen 422 Titel (davon 3 ohne Erscheinungsort). Werke zum Bibliothekswesen, zur Kultur und zum Sport betragen 152 Titel. Die Kunst (Theater, Musik, Ballett, darstellende Künste) umfaßt 197 Titel (davon 12 ohne Erscheinungsort). Im Bereich Astronomie sind 142 Titel zu finden (davon 5 ohne Erscheinungsort). Zur Geographie (einschließlich Ethnographie und Städtebeschreibungen) sind 164 Titel vorhanden (davon 7 ohne Erscheinungsort), z. B. Martin Zeiller, Topographia ... (Frankfurt a. M.: Matthäus Merian 1642-1672). Hinzu kommen 4 Titel zur Kartographie. Medizin umfaßt 128 Titel (davon 4 ohne Erscheinungsort). Chroniken und Werke zur Genealogie zählen 94 Titel (4 ohne Erscheinungsort). Reisebeschreibungen machen 75 Titel aus (4 ohne Erscheinungsort). Literatur zu Wirtschaft und Numismatik beträgt 56 Titel (davon 7 ohne Erscheinungsort).

2.111 Des weiteren verteilen sich die Drucke auf Philosophie und Psychologie (51 Titel); Technik (42, 2 ohne Erscheinungsort); Haushalt und Kochkunst (5, einer ohne Erscheinungsort); Chemie und Alchemie (40, 3 ohne Erscheinunsort); Landwirtschaft (32, 4 ohne Erscheinungsort); Astrologie (30, 2 ohne Erscheinungsort); Architektur und Bauwesen (34, 2 ohne Erscheinungsort); Mathematik (26, 2 ohne Erscheinungsort); Geologie und Bergbau (25); Zoologie und Botanik (20, 2 ohne Erscheinungsort); Heraldik (17, 3 ohne Erscheinungsort); Chiromantie (7); Kuriosa (9); Handbücher, Lexika (8); Pädagogik (7); Allgemeines (4); Werke zu verschiedenen Berufen (2); Magie (4); Medaillen (einer); Spiele (10); Zeremonien und Vorbereitungen zu Festen (20, 2 ohne Erscheinungsort); Werke zur Traumdeutung (6, 2 ohne Erscheinungsort); Chronometrie (4) sowie einen Sammelband mit Sprichwörtern.

2.112 Die außerhalb des deutschsprachigen Raumes auf Deutsch (vornehmlich in Amsterdam) während dieser Periode erschienenen Drucke setzen sich zusammen aus 11 Titeln zur Geschichte, 4 Reisebeschreibungen, jeweils 5 Titeln zu Belletristik und Militärwesen, 3 zur Mathematik und jeweils einem zu Architektur, Jurisprudenz, Geographie, Astrologie, Landwirtschaft, Medizin und Memoiren.

2.113 Die 6643 im deutschsprachigen Raum auf Latein erschienenen Titel verteilen sich inhaltlich auf 1205 Titel zu Theologie und Religionsgeschichte; 929 zu Jurisprudenz, Staat und Recht; 880 zur Geschichte; 774 zu Sprachkunde, Grammatik und Literaturwissenschaft; 646 zur Medizin (dazu 43 Titel Pharmakologie und Pharmazie, z. B. Matthias Tiling, Rhabarbarologia, seu curiosa rhabarberi, Frankfurt a. M. 1679); 8 zur Hygiene, 3 zur Diätetik, 6 Titel zur Therapie; 573 zur Politik; 204 zu Philosophie und Psychologie (darunter Autoren der Antike); 184 Titel Periodika (z. B. Miscellanea curiosa medico-physica, Nürnberg 1698); 134 zur Geographie (einschließlich der historischen Geographie); 3 Reisebeschreibungen; 54 Titel zu Kosmographie und Astronomie (z. B. von Giordano Bruno Artificium perorandi, Frankfurt a. M. 1612; De monade numero et figura liber, Frankfurt a. M. 1614, oder Summa terminorum metaphysicorum, Marburg 1609); 9 Kalender; 9 Titel zur Astrologie; 16 zur Alchemie; 24 zu Okkultismus und Dämonologie; 2 Titel zur Wahrsagekunst; 23 naturwissenschaftliche Werke; 49 Titel zur Botanik (z. B. der Atlas von Jacob Breyn, Gedanensis Exoticarum aliarumque minus cognitarum plantarum ..., Danzig 1678); 2 Titel zur Zoologie; 4 zur Ichthiologie; ein Titel zum Fischfang; 3 zur Ornithologie; 128 zur Buchwissenschaft (dazu 53 Bibliothekskataloge und ein Werk zur Bibliographie); 12 Titel zur Kodikologie (Kodierung); 21 zu Kalligraphiekunst und Kanzleiwesen; 11 Enzyklopädien; 2 Titel zur Futurologie; ein Titel zur Chronometrie; 29 zur Genealogie und 7 zur Heraldik.

2.114 Des weiteren sind vorhanden 103 Sammelbände mit Emblemata (z. B. Johann Saubert, Emblematum sacrorum quorum consideratio accurata, Nürnberg 1625-1626), Porträts und Stichen; 23 Titel zur Kunst; 2 zur Ikonographie; 13 zur Archäologie; 15 zu Architektur und Städtebau; 3 zur Informatik; 16 zur Pädagogik; 8 Titel zu Spielen; 7 Opernlibretti; 2 Titel zur Musiktheorie; einer zum Ballett; 4 Sammelbände mit Noten; 84 Titel Belletristik (darunter 29 Werke von Autoren der Antike); 30 Wörterbücher; 8 Sammelbände mit Epigrammen, 110 Sammelbände mit Panegyriken, Epitaphien und Epithalamien; 144 Titel zur Rhetorik; 3 zur Mythologie; 3 zu Geheimschrift und Chiffrierkunst; ein Titel zur Zensur; 30 mit Erlassen und Statuten; 27 Zeremonialschriften und Schriften zur Organisation von Festen; 16 Titel zu Insignien und Ritualen; 11 zur Diplomatie; 22 zu Finanzen und Ökonomie; 23 zur Numismatik; 11 zum Handel; 26 zur Mathematik; 13 zur Geometrie; 5 zur Technik; 2 zur Pyrotechnik; 3 zum Schiffsbau; 2 zur Navigation; 42 zur Chemie; 27 zur Physik und einer zur Mechanik; 5 Titel zur Optik; 16 zur Ethnographie; 3 zur Soziologie; 7 zum Sport; einer zum Gewerbe; 3 zu Horoskopen; 72 Titel zu Sittenlehre und Ethik; einer zur Trunksucht; 6 Titel zur Liebeskunst; 6 zur Physiognomik; 6 zur Landwirtschaft; 7 zur Gartenkunst; 2 zum Bergwesen; einer zur Kochkunst; 285 zum Militärwesen, dazu 6 Titel zur Fortifikation sowie 85 Titel allgemeinen Inhalts.

2.115 Bemerkenswert ist die Sondersammlung Rossika mit Werken wie Emanuel van Meteren, Tragoedia Moscovitica sive De vita et morte Demetrii, qui nuper apud Ruthenos imperium tenuit, narratio, ex fide dignis scriptis et litteris excerpta (Köln 1608); Kurtze, doch wahrhafftige Erzehlung von der blutigen Rebellion in der Moscau, angerichtet durch ... Stenko Razin, Donischen Cosaken, wie er Wider seinen Kayser ...Alexej Michailowitsch, ...anno 1667 auffgestanden (Emden 1671); Johann Georg Korb, Diarium itineris in Moscoviam (Wien 1700); Daniel Printz, Moscoviae ortus et progressus (Guben 1681).

Tat'jana Dolgodrova

Roza Boganik

Ausländische Drucke des 18. Jahrhunderts

2.116 Diese Sammlung umfaßt Erstausgaben und zu Lebzeiten erschienene Drucke namhafter Gelehrter und Schriftsteller (z. B. von Friedrich Gottlieb Klopstock, Gotthold Ephraim Lessing, August von Kotzebue, Friedrich Maximilian Klinger oder Jean Paul. Daneben finden sich Werke mit Namenszügen, Bände von hohem künstlerischem Wert (so illustrierte Bücher von bedeutenden Malern und Stechern, Bücher mit kunstvollen Einbänden, in wenigen Exemplaren gedruckte und erhaltene Bücher, Korrekturexemplare, Bände mit ungewöhnlichen Druckverfahren, Formaten, Papierfarbe und Schriftzeichnung), Almanache, Ephemera sowie Sammlungen zu einzelnen historischen Ereignissen. Die Sammlung zählt mehr als 17.700 Bde, davon ca. 3700 Bde (21 Prozent) aus dem deutschsprachigen Raum, meist in Deutschland erschienen (ca. 2200 in deutscher Sprache und ca. 1500 in Latein). Die wichtigsten Druckorte in Deutschland sind Berlin, Wittenberg, Dresden, Jena, Leipzig, Nürnberg, Frankfurt a. M. und Halle, die des übrigen deutschsprachigen Raumes sind Basel, Wien und Danzig. Ein geringer Teil des Bestandes ist auf Französisch, Italienisch und Urdu verfaßt.

2.117 Die umfangreichste Gruppe bilden mit ca. 600 Bdn (ca. 16 Prozent) die Belletristik und Philologie. Davon sind 480 Bde auf Deutsch und ca. 120 auf Latein erschienen. 67 Bde betreffen Literaturwissenschaft, Literaturgeschichte und Literaturkritik. Von ca. 400 Bdn zur Belletristik betreffen 31 die antike Literatur. Neben Goethes Schriften ist auch ein Faust-Buch erwähnenswert, Des Durch die Gantze Welt betreffenen Ertz-Schwartz-Künstlers und Zauberers. Doct. Johann Fausts. Mit dem Teuffel aufgerichtetes Buendnuess (Frankfurt a. M. und Leipzig 1742). Im einzelnen verteilen sich die Drucke auf 16 Bde zum Drama, 14 Bde zur Tragödie (z. B. Schiller, Die Räuber, Mannheim 1782; Kabale und Liebe, 3 Bde, und Wallenstein, 2 Bde), 7 Bde zur Komödie, je 3 Bde zu Fabel und Satire und 5 Bde zu Sagen und Legenden. Außerdem sind 7 Kinderbücher vorhanden (darunter Johann Heinrich Campe, Robinson der Jüngere: Ein Lesebuch für Kinder, Braunschweig 1794, und seine Kleine Kinderbibliothek, Hamburg 1782, Bd 2; Georg Heinrich Seiferheld, Sammlung electrischer Spielwercke für junge Electriker, Nürnberg 1791-1795; Johann Carl August Musaeus, Moralische Kinderklapper für Kinder und Nichtkinder, Wien 1799); daneben 19 Bde Panegyriken, Hochzeitslieder und Jubiläumsgratulationen, 30 Bde Emblemata, 39 Zeitschriftenbände sowie 2 Sammelbände mit Aphorismen.

2.118 Zur Sprachkunde finden sich 20 Bde, davon 15 auf Latein. Sie umfaßt Werke zu allgemeinen Fragen der Sprachkunde, zu Linguistik, Judaistik und Orientalistik. Die Drucke zur Geschichte zählen ca. 300 Bde (ca. 8 Prozent). Inhaltlich verteilen sie sich auf mehr als 200 Bde zur Geschichte einzelner Länder und Fürstentümer; 3 Bde zur Numismatik; 17 Bde zur Genealogie; 17 Bde zur Heraldik (z. B. Rudolph Johann Helmer, Erneuert- und Vermehrtes Wappen-Buch ..., Nürnberg 1703) und 4 Bde zur Archäologie. Unter diesen Drucken befinden sich 165 Flugschriften in 4 Bdn unter dem Titel Schriften über den Krieg 1756-1763 aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges. Die zwei Drucke von Ferdinand Schultz, Geschichte der Großen Revolution in Frankreich (Berlin 1790) und von Matthias Christian Sprengel, Geschichte der Revolution von Nord-Amerika (Berlin 1785) verdeutlichen das Interesse der deutschen Öffentlichkeit an den Ereignissen der Weltgeschichte.

2.119 An Schriften ausländischer Autoren zu Rußland finden sich hier 117 Bde, zur Geschichte z. B. Leben und Abentheuer des berüchtigten Rebellen Jemeljan Pugatschev (London [i. e. Leipzig] 1776), Christoph Meiners, Vergleichung des ältern und neuern Russlands (Leipzig 1798), Anselm L. Schlözer, Probe russischer Annalen (Bremen und Göttingen 1768) oder Voltaire, Geschichte des russischen Reichs unter Peter dem Grossen (Frankfurt 1761-1763). Des weiteren liegen vor zur Rechtsgeschichte z. B. Allgemeines russisches Land-Recht. Ins Teutsche übersetzt von Burcard Gotthelff Struvens (Danzig 1723); zur Handelsgeschichte Moskowitischer Kauffmann (Lübeck 1705); zur Militärgeschichte Mars Moscoviticus: oder Das Moscowitische Kriegs-Glück (o. O. 1710); zur historischen Geographie z. B. Eigentliche Beschreibung der Stadt St. Petersburg (Frankfurt a. M. und Leipzig 1718), Louis Charles H. Macquart, Topographie von Moskau (Frankfurt a. M. 1790); zur Ethnographie von Peter Simon Pallas Merkwürdigkeiten der Morduanen, Kasaken, Kalmücken, Kirgisen, Baschkiren (Frankfurt a. M. und Leipzig 1773); daneben Werke zur Geschichte der Naturwissenschaften, Theologie, Medizin und Belletristik.

2.120 Die Gruppe Philosophie enthält ca. 140 Bde (ca. 3 Prozent), davon ca. 40 Bde in Latein und 2 in Französisch. Den Großteil bilden Klassiker der deutschen Philosophie des 18. Jhs (Kant 28 Titel, Fichte 5, Schelling einer) sowie Werke ihrer Zeitgenossen, daneben philosophische Dissertationen. Zur Jurisprudenz sind ca. 260 Bde (ca. 7 Prozent) vorhanden, darunter ca. 70 Bde in Latein. Sie verteilen sich auf ca. 230 Bde zum Zivil- und Kriminalrecht sowie zur Gesetzgebung; 19 Bde zum Völkerrecht und 4 Bde zum staatspolitischen Aufbau. Als Rarum gilt hier Samuel Pufendorf, Kurtzer doch Gründlicher Bericht von dem Zustande des H. R. Reichs Teutscher Nation (Leipzig 1710). Zur Religion sind ca. 470 Bde vorhanden (12 Prozent). Sprachlich verteilen sie sich auf mehr als 340 Bde in Deutsch, ca. 120 Bde in Latein, jeweils 2 Bde in Althebräisch und Althebräisch-Deutsch, 3 Bde in Griechisch-Latein, ein Bd in Urdu. Es finden sich ca. 400 Bde Theologie und Kirchengeschichte, 29 Gesangbücher, 35 Bde zum Okkultismus sowie 14 Bibelausgaben, auch Teilausgaben (z. B. illustrierte Biblia in der deutschen Übersetzung von Luther, Nürnberg 1736, mit Kupferstichen von Johann Jacob von Sandrart; Novum Jesu Christi testamentum in linguam indostanicam, Halle 1758, auf Urdu; Historische Bilder-Bibel ...gezeichnet und in Kupffer gestochen von Johann Ulrich Krausen ..., Augsburg 1705). Hinzu kommt Freimaurer-Literatur mit 30 Titeln in Deutsch, z. B. Freymaurer-Bibliothek (Berlin 1792-1803).

2.121 Nur einzelne Titel finden sich zur Ökonomie (8), Landwirtschaft (7, davon einer zur Seidenraupenzucht), Gartenkunst (ein Bd), Veterinärmedizin (ein Bd) und Kochkunst (2 Bde, z. B. Die verschlemmerte und bezauberte Coffee- und Thee-Welt, Frankfurt a. M. und Leipzig 1737). Die Kunst betreffen 78 Bde (ca. 1,6 Prozent), davon 2 Bde in Latein. Als besondere Rara gelten hier die reich mit handkolorierten Kupferstichen von Merian illuminierten Alben Todten-Tantz (Frankfurt a. M. 1725) und zwei Werke mit gleichem Titel, die 1740 und 1796 in Basel gedruckt wurden, mit Nachdrucken von Holzschnitten von Georg Schom aus dem Jahre 1576. Weiter findet sich ein Werk über Musikinstrumente von Jacob Adlung, Musica Mechanica Organoedi. Das ist: Gründlicher Unterricht von der Struktur, Gebrauch und Erhaltung der Orgeln, Clavicymbel, Clavicordien und anderer Instrumente (Berlin 1768). Zur Architektur liegen 17 Bde vor, darunter nennenswert von Andrea Pozzo Der Mahler und Baumeister Perspectiv (Augsburg 1706-1709, mit Holzschnitten) und Matthias Diesel, Erlustierende Augenweide in Vorstellung herrlicher Garten und Lustgebäude (Augsburg 1717, mit 50 handkolorierten Kupferstichen).

2.122 Die folgenden zwei Gruppen umfassen nur wenige Werke. Auf die Kulturgeschichte tfallen 27 Bde, davon 2 auf Latein. Drei sind Zeremonialbeschreibungen, 2 betreffen die anläßlich von Krönungen veranstalteten Feste und 3 Bde beschreiben verschiedene Lustbarkeiten. Unter der Rubrik Sport finden sich 7 Bde, z. B. Heinrich Wilhelm Döbel, Eröffnete Jäger Practica (Leipzig 1746). Ein Bd behandelt Pferde und den Pferdesport sowie einer in Latein die Duelle. Werke zu den Naturwissenschaften machen 147 Bde aus (ca. 3 Prozent), davon 60 Bde auf Latein. 71 Bde behandeln allgemeine Fragen der Naturwissenschaft, so von Kaspar Friedrich Wolff Theoria generationis (Halle [1759], Autorexemplar mit Handnotizen). Beispiele zur Botanik sind von Andreas Friedrich Happe Botanica pharmaceutica. Cum iconibis ab auctore (Berlin 1788-1794) oder von J. G. N. Dietrich Phytanthoza iconographia (Augsburg 1737-1745). Zur Zoologie sind 10 Bde vorhanden, z. B. Pierre Joseph von Buc'hoz, Auszug der vorzüglichsten vierfüssigen Thiere, Fische und Insekten, aus dem grossen Werk von den drey Reichen der Natur des Hern Doktor Buc'hoz in Paris (Nürnberg 1784, mit handkolorierten Stichen von Adam Wolfgang Winterschmidt); zur Ornithologie 5 Bde; zur Ichthyologie 4 Bde, z. B. von Marcus Elieser Bloch Naturgeschichte der ausländischen Fische (Berlin 1785); zur Entomologie 4 Bde, z. B. von Eugenius Johann Christoph Esper Die Schmetterlinge in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen (Erlangen 1777-1782), von A. J. Rösel von Rosenhof Der monatlich herausgegebenen Insecten-Belustigung ... (Nürnberg 1746-1761) oder von Georg Wolfgang Franz Panzer Faunae Insectorum Germanicae Initia oder Deutschlands Insecten (Nürnberg 1793-1841). Zu Chemie und Alchemie sind 30 Bde vorhanden.

2.123 Im Bereich Geographie liegen 97 Bde vor (davon 4 Bde auf Latein), zumeist Länderbeschreibungen, 42 Bde sind Reisebeschreibungen. Zur Geologie sind 17 Bde (davon 2 Bde auf Latein) vorhanden, vorwiegend Abhandlungen zur Metallurgie, Mineralogie und zum Bergwesen, z. B. Casimir Christoph Schmiedel, Fossilium metalla et res metallicas concernentium glebae suis coloribus expressae (Nürnberg 1753).

2.124 Die Zahl der Drucke zu den exakten Wissenschaften ist gering. Zur Mathematik sind 21 Bde vorhanden, zur Physik 45 Bde (davon 36 in Latein), zu Astronomie und Astrologie 20 Bde (davon 9 in Latein), darunter die Erstausgabe von Leonhard Euler, Theoria motuum planetarum et cometarum (Berlin 1744). Außerdem finden sich 4 Bde zu Sonnenuhren, z. B. von Johannes Gaupp Gnomonica mechanica universalis, oder die mechanische Sonnen-Uhr-Kunst (Lindau 1708) oder Johann Friedrich Penther, Gnomonica fundamentalis et mechanica (Augsburg 1734).

2.125 Die Werke zur Medizin sind mit mehr als 900 Bdn (24 Prozent) recht umfangreich, darunter ca. 860 Bde in Latein. Die meisten betreffen Fächer wie Anatomie, Physiologie oder Pharmakologie. Von besonderem Interesse ist hier die Dissertationen-Sammlung (786 Titel) aus Bereichen der Allgemeinmedizin, Anatomie und Physiologie.

2.126 Die Pädagogik zählt 50 Bde, davon 32 in Latein. 31 Bde behandeln Hochschulen, 16 Bde sind z. T. klassische Werke der Pädagogik wie Jan Amos Komenský, Orbis sensualium pictus (Nürnberg 1745-1746) oder Johann Heinrich Pestalozzi, Lienhard und Gertrud: Ein Buch für das Volk (Berlin und Leipzig 1781) und Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts (Zürich 1797). Drei Bde sind Lehrbücher: Bilder-A, B, C, mit einigen Lesübungen, Gedenksprüchen und Gebeten für Kinder (Stralsund 1788); Carl Friedrich Splittegarb, Französisches Lesebuch für Anfänger (Berlin 1788) und Friedrich Gedike, Kinderbuch zur ersten Übung im Lesen ohne ABC und Buchstabieren (Berlin 1791) - letzteres ein Werk von didaktischem Interesse.

2.127 Zur Technik sind 21 Bde vorhanden, davon ein Bd in Latein. 18 Bde betreffen allgemeine Fragen, z. B. von Abraham a Sancta Clara Etwas für alle. Das ist: Eine Kurtze Beschreibung allerley Stands-, Ambds- und Gewerbs-Persohnen, mit beygedruckter sittlichen Lehre und Biblischen Concepten (Nürnberg 1711) oder von Johann Friedrich Weidler Tractatus de machinis hydraulicis ... (Wittenberg 1728). Unter den Werken zu technischen Anlagen findet sich von Johann Samuel Halle Die Leinenmanufactur (Berlin 1788). Je ein Bd behandelt die Kunst der Glasherstellung sowie das sächsische und chinesische Porzellan.

2.128 Universalliteratur zählt 85 Bde, davon 3 in Latein. 49 Bde sind Nachschlagwerke, z. B. Encyclopädie der Kriegswissenschaften (Gotha 1794-1803), Encyklopädie der reinen Mathematik und practischen Geometrie (Gotha 1795-1796), Johann Georg Krünitz, Oeconomische Encyclopädie (Berlin 1778-1810), Rudolf Augustin Vogel, Neue medicinische Bibliothek (Göttingen 1754-1769) oder Johann Gottfried Walther, Musicalisches Lexicon (Leipzig 1732). Weitere 36 Bde sind biographische Lexika, z. B. Johann Rudolf Füssli, Allgemeines Künstlerlexicon oder kurze Nachricht von dem Leben und den Werken der Mahler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Kunstgiesser, Stahlschneider (Zürich 1779).

2.129 Verschiedene Almanache sind in mehr als 100 oft unvollständigen Jahrgängen vertreten. Als Beispiele seien genannt Almanach der deutschen Musen (Leipzig 1771-1774); Almanach der Revolutions-Charactere für das Jahr 1796, hrsg. von Christoph Girtanner (Chemnitz 1795); Berlinischer Musenalmanach: Ein Geschenk für Kinder (Berlin 1790); Genealogischer Calender (Berlin 1766-1813); Historischer Calender. Für Damen. Für das Jahr 1793, hrsg. von Friedrich Schiller (Leipzig [1792]); Militärischer Almanach auf das Jahr 1779 (Altona [1779]); Musenalmanach (Göttingen 1770-1803); Musenalmanach, hrsg. von Johann Heinrich Voss (Hamburg 1776-1798); Musen-Almanach, hrsg. von Friedrich Schiller (Tübingen 1796-1797); Musikalischer Almanach für Deutschland (Leipzig 1782-1784); Pandora oder Kalender des Luxus und der Moden (Weimar und Leipzig 1787-1789); Revolutions-Almanach (Göttingen 1793-1803); Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire, hrsg. von Johann Daniel Falk (Leipzig 1797-1800) und Taschenbuch fürs Theater auf das Jahr 1798 und 1799, hrsg. von D. Schmieder (Hamburg 1798).

2.130 Die Gruppe Bibliothekswesen zählt 33 Bde, davon 22 in Latein. Hier überwiegen die Kataloge der Privatbibliotheken und der Bibliotheken verschiedener Lehranstalten. Hinzu kommen 9 Bde zur Buchwissenschaft, davon ein Bd auf Latein. Sie verteilen sich auf 7 Bde zur Schriftkunst und je einen Bd zur Typographie und Papierkunde.

2.131 An deutschsprachigen Zeitschriften finden sich 18 Titel, an deutschsprachigen Zeitungen 2 Titel, allerdings nicht in vollständigen Jahrgängen. Beispiele sind Europäische Annalen (Tübingen und Gotha 1795-1820); Magazin für Freunde des guten Geschmacks (Leipzig 1796-1798); Philosophisches Journal für Moral, Religion und Menschen (Gießen 1793). Von Interesse sind die von Friedrich Schiller herausgegebene Thalia (Leipzig 1787-1791, Bd 1-3) und die Neue Thalia (1792-1793, Bd 1-4) sowie Die Horen: Eine Monatsschrift (1795-1797, Bd 1-3).

Nadezda Cerkašina

Roza Boganik

Ausländische Drucke des 19. Jahrhunderts

2.132 Insgesamt zählt diese Sammlung ca. 18.000 bibliographische Einheiten, davon 2700 Bde deutsche historische Drucke (15 Prozent). Die Drucke sind auf spezielle Sammlungen verteilt, die nach spezifischen Merkmalen zusammengestellt wurden.

2.133 Inhaltlich verteilen sich die Drucke des 19. Jhs auf 855 Bde (31 Prozent) zur Belletristik; 713 Bde (26,7 Prozent) zur Geschichte; 295 Bde (11 Prozent) zur Kunst; 224 Bde (8,2 Prozent) zur Kultur; 140 Bde (5 Prozent) zur Religion; 110 Bde (4 Prozent) zur Literaturwissenschaft; 104 Bde (3,8 Prozent) zur Philosophie; 77 Bde (2,8 Prozent) zur Geographie und 46 Bde (1,7 Prozent) zum Militärwesen. Der Rest entfällt auf verschiedene Gebiete. Die Sammlung enthält Erstausgaben, zeitgenössische Ausgaben und Werke bedeutender Autoren und Gelehrter.

2.134 Die allgemeine Sammlung umfaßt 210 Bde (7,7 Prozent). Hier sind Werke von Heinrich von Kleist (ein Titel), Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (8 Titel, darunter 2 Bde Nachtstücke, Berlin 1817, und Klein Zaches genannt Zinnober, Berlin 1819) erwähnenswert, die zur Bibliothek der russischen Zarin Alexandra Fedorovna gehörten; weiter Werke von Goethe (28 Titel, davon 6 Ausgaben des Faust und Gesammelte Werke, Stuttgart und Tübingen 1827-1834, 55 Bde), von Friedrich Schiller (20), Jacob und Wilhelm Grimm (5); von Heinrich Heine (9, darunter die Erstausgabe vom Buch der Lieder, Hamburg 1827); von Friedrich de la Motte Fouqué (10); von Adelbert von Chamisso (4); von Alexander von Humboldt (4) und Carl Friedrich Gause (einer). Die Sammlung enthält 9 Titel (13 Bde) von Karl Marx, davon 7 zu seinen Lebzeiten erschienene, z. B. Zur Kritik der politischen Ökonomie (Berlin 1859), Das Kapital (Hamburg 1867, Bd 1). Von Friedrich Engels finden sich 10 Werke (13 Bde), darunter 5 Erstausgaben sowie die lange Zeit Engels zugeschriebene, aber von Sigmund Ludwig Borkheim stammende Broschüre Preussischer Schnaps im Deutschen Reichstag (Leipzig 1876), die in Deutschland sofort nach ihrem Erscheinen verboten wurde. Das Exemplar der ersten deutschen Ausgabe seines Werkes Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft (Göttingen und Zürich 1882) gehörte dem bekannten russischen Gelehrten und Revolutionär Petr Alekseevic Kropotkin. Auch die Werke deutscher Philosophen wie Fichte, Schelling, Hegel und Feuerbach sind in Erstausgaben (jeweils 2 Titel) repräsentiert, Nietzsche mit einem Titel.

Illustrierte Drucke

2.135 Diese Sammlung umfaßt ca. 300 Bde (11 Prozent), meist Belletristik mit Illustrationen deutscher Maler wie Julie von Kahle (ein Titel), Heinrich Lefler (ein Titel), Alexander Liezen-Mayer, Eugen Neureuther, Paul Thumann (jeweils 4 Titel), Georg Osterwald (5), Friedrich Pecht (3). Zu den illustrierten Ausgaben gehören auch Werke mit Illustrationen von Adolf Menzel (16 Titel, darunter Illustrationen zur Biographie und zu literarischen Werken von König Friedrich II.) sowie Drucke mit Illustrationen von Wilhelm von Kaulbach (10 Titel, darunter die Illustrationen zu Goethes Reinecke Fuchs). Von Interesse sind auch die Illustrationen von Christian Gottfried Geissler zu Johann Gottfried Grubers Sitten, Gebräuche und Kleidung der Russen in St. Petersburg (Leipzig [1801]). Einen bedeutenden Teil stellen auch 90 Bde mit Illustrationen mehrerer Maler und Graphiker dar, z. B. Die heilige Schrift des alten und neuen Testaments (Wien und Leipzig, mit 127 Chromolithographien).

Illustrierte Kinderbücher

2.136 Da sich im 19. Jh das illustrierte Kinderbuch als besonderer Typ in der Buchkunst etabliert hatte und einen selbständigen Bereich des Verlagswesens bildete, wurde hier eine eigene Sammlung eingerichtet. Es finden sich u. a. auch Kinderbücher mit Illustrationen deutscher Graphiker, so von Karl Fröhlich (4 Titel), Heinrich Hoffmann (3, darunter Der Struwwelpeter oder lustige Geschichten, Frankfurt a. M. 1876), Theodor Hosemann (37), Oskar Pletsch (10), Wilhelm Pedersen (4) und Carl von Röhling (ein Titel). Hinzu kommen eine Bilderfibel und Bücher für Kleinkinder.

Thematische Sammlungen

2.137 Die 380 Bde (14 Prozent, meist Broschüren) verteilen sich auf Gruppen zu folgenden Themen: Ereignisse in Deutschland 1813-1815, vor allem die Völkerschlacht bei Leipzig (70 Bde); der polnische Aufstand 1830-1831 (14 Bde); die Revolution 1848 in Deutschland (300 Bde). Darunter finden sich die Werke von Alexander Heinrich von Arnim, Adolf Böttger, Ernst Schulze und Julian Wohlgemuth sowie Flugblätter, z. B. An das Sächsische Volk (Dresden 1848) und die Zeitungen Die Fackel, Oppositionsblatt (Grimma 1849) oder Offizieller Bericht über die Verhandlungen zur Gründung eines deutschen Parlaments Nr. 1-21 (Frankfurt a. M. 1848).

Almanach-Sammlung

2.138 Die Sammlung (94 Titel, 3,5 Prozent) umfaßt allgemeine Almanache, z. B. Taschenbuch (Leipzig 1803-1804), Taschenbuch (Frankfurt a. M. 1811-1841) oder Taschenbuch (Berlin 1821-1830); literarische Almanache wie Penelope (Leipzig 1829-1848); Almanache zu Musik und Theater wie Turandot (Hamburg 1827-1828), Terpsichore (Dresden 1828), Vor und hinter den Coulissen (Berlin 1844) oder Weimarisches Dramatisches Taschenbuch (Weimar 1823); Almanache zur Heraldik, z. B. Almanach der Ritter-Orden (Leipzig 1817-1819) von F. Gottschalck; Almanache für Frauen, z. B. Urania (Leipzig 1815-1841), Cornelia. Taschenbuch für deutsche Frauen ... (Heidelberg 1824-1869), Frauentaschenbuch (Nürnberg 1816-1831) oder Frauenzimmer-Almanach (Leipzig 1819). Zahlreiche Almanache gehörten der Zarenfamilie, z. B. Aurora (Wien 1831-1851), Thalia (Wien 1846) oder Vergissmeinnicht (Leipzig 1819-1836). Sechs Titel stammen aus der Privatbibliothek der Zarin Alexandra Fedorovna, darunter die Almanache Immergrün (Wien 1842), Perlen (Leipzig 1842-1846) und Lilien (Leipzig 1843-1848). Zehn Titel stammen aus der Privatbibliothek des Großfürsten Sergej Aleksandrovic.

Meisterwerke der graphischen Kunst und Buchgestaltung

2.139 In dieser Sammlung sind 10 deutsche historische Drucke enthalten. Darunter finden sich Vorbilder zur Buchproduktion von Verlagen wie Schmidtgünter (Leipzig), Friedrich Campe (Leipzig), Rudolf Ludwig Decker (Berlin), Gebrüder Gropius (Berlin), Friedrich C. von Eisen (Köln). Zu den ältesten Werken zählt Friedrich Campe, Theoretisch-practische Anleitung zum richtigen und geschmackvollen Blumen-Zeichnen und Malen (Leipzig und Nürnberg 1802). Dieses Buch wurde auf handgearbeitetem Papier gedruckt, mit Beschreibungen und Darstellungen von 200 Blumentypen ausgestattet und mit einer Widmung vom Autor und Verleger an die verwitwete russische Zarin Maria Fedorovna (der Gattin Pauls I.) versehen. Die 1895 bis 1899 von dem Berliner Verlag Friedrich Fontane herausgegebene literarische Zeitschrift Pan (vollständig vorhanden) ist charakteristisch für die damals existierenden Techniken der Bildwiedergabe.

Auf ungewöhnliche Weise vervielfältigte oder mit ungewöhnlichen Materialien gedruckte Bücher

2.140 Von den 35 Bdn dieser Gruppe sind 25 auf farbigem Papier gedruckt. Die 4 auf Seide gedruckten Bände sind meist Glückwunschschreiben, z. B. ein 1817 von den Bürgern Danzigs, Braunsbergs und Königsbergs an die preußische Prinzessin Friederike Luise Charlotte Wilhelmine adressiertes Schreiben anläßlich ihrer Eheschließung mit dem (zukünftigen) russischen Zar Nikolaus I. oder ein 1843 von den Bürgern Darmstadts dem Großfürsten und zukünftigen russischen Zar Alexander II. dargebrachtes Begrüßungsschreiben. Drei Bde sind auf Pergament gedruckt, darunter James Thomson, Thomson's Jahreszeiten in deutschen Hexametern (Hamburg 1825), gewidmet der Zarin Maria Alexandrovna, der Gattin Alexanders II. Einige Werke sind lithographisch gedruckt, z. B. die Oratio Dominica polyglotta (München 1839).

Bücher mit Namenszügen

2.141 Diese Sammlung umfaßt 650 Bde, davon ca. 20 deutsche historische Drucke. Das Namenszug Kaiser Wilhelms II. und der des Großfürsten von Hessen-Darmstadt Ludovik IV. findet sich auf einem seiner Tochter, der zukünftigen Zarin Alexandra Fedorovna, geschenkten Werk von M. Kurtschmann, Im Zauberbann des Harzgebirges (Glogau 1890). Weitere Drucke tragen Namenszüge von August Wilhelm Schlegel, Adelbert von Chamisso, Alexander von Humboldt oder von Karl Morgenstern. Der Namenszug des deutschen Physikers und Chemikers Gustav Magnus findet sich auf einem dem zukünftigen russischen Zar Alexander II. geschenkten Buch. Der Begründer der Agrochemie schenkte seinem Schüler Aleksandr Abramovic Voskresenskij (dem späteren Vater der russischen Chemie) ebenfalls sein Buch mit einer Widmung. Als interessant gilt die Notiz in russischer und deutscher Sprache, Aufgehoben auf einem Schlachtfelde im Jahre 1812, die sich auf dem Buch Staatsgeschichte Europas von dem Frieden von Tilsit bis zur Abreise Napoleons zur Armee in Spanien (Tübingen 1810) findet. Zum Teil sind die Widmungen und Namenszüge noch nicht identifiziert.

Einbandsammlung

2.142 In dieser Sammlung sind Einbände aus 15 Ländern vereint, von denen 850 dem 19. Jh angehören, darunter auch 90 in Deutschland hergestellte Einbände, mit Inkrustationen, Stickereien, Aquarelleinfassungen, Gold- oder Silberdrucken versehene Leder- und Stoffeinbände. 25 Prozent der deutschen Einbände wurden von ihren Herstellern signiert. So finden sich die Namen von Georg Collin, A. Demuth, Carl Kühn, Carl Ernst Lehmann, G. W. Vogl (Berlin), Jac. Höck (Gotha), E. A. Barthel, J. R. Herzog, A. Stumme (Leipzig), Voll (Mannheim), Distl (München) oder H. A. Fischer (Posen), insgesamt 18 Hersteller. Allerdings konnten von 75 Prozent der deutschen Einbände die Namen der Hersteller nicht ermittelt werden. Zahlreiche Einbände deutscher Herkunft wurden eigens für die russische Aristokratie hergestellt, so 4 Einbände von dem Berliner Meister Georg Collin. Zwei Einbände wurden für den König von Preußen und für Kaiser Wilhelm II. gefertigt, zwei Einbände für die russischen Zarinnen Alexandra Fedorovna und Maria Fedorovna. Von 3 Einbänden aus der Herstellung der Werkstatt Knauth waren 2 für König Friedrich Wilhelm III. bestimmt und einer für Zarin Alexandra Fedorovna. Chr. Senfft fertigte die Einbände für Bücher des letzten russischen Zaren Nikolaus II.

Elena Stepanova

Lidija Petrova

In slawischen Sprachen (Kirchenslawisch) im deutschsprachigen Raum erschienene Drucke

2.143 Die Bibliothek besitzt die größte Sammlung an kyrillischen und glagolitischen ( kirchenslawischen) Drucken von 1491 bis 1924. Sie zählt ca. 8000 Titel (30.000 Bde), davon ca. 60 Titel (116 Bde) in Deutschland gedruckt. 13 Titel (21 Bde) des 16. Jhs (davon 8 glagolitische Titel und 5 kyrillische) erschienen zwischen 1561 und 1564 in Tübingen. Der dortige slowenische Reformator Primus Truber (auch Primoz Trubar, 1508-1586) und der österreichische Baron Johann Ungnad (1493-1564) ließen eine Reihe von Werken in kroatischer Sprache drucken, meist in Ledereinbänden und mit den goldgeprägten Porträts der Verleger, mit dem Ziel, das Luthertum unter den Kroaten zu verbreiten. Es überwiegen Bücher theologischen Inhalts, aber auch weltliche Werke sind vorhanden.

2.144 23 Titel (46 Bde) aus dem 18. Jh erschienen in verschiedenen Städten, z. B. in Stolzenberg (Ilja F. Kopievic, Rukovedenie v grammatiku slavenorossijskuju, Stolzenberg 1706, auf Kirchenslawisch, Latein und Deutsch), in Königsberg (die Kalender von 1727 und 1730) oder in Halle (3 Titel in 17 Bdn). Darunter befindet sich die bekannte Übersetzung vom Deutschen ins Russische von Johann Arndts Werk Schtiri Knigi ob istinnom christianstve [Vier Bücher vom wahren Christentum] (Halle 1735). Eines der 15 Exemplare in verschiedenen Ausgaben (1744 gedruckt) trägt lateinische Notizen von Johann David Michaelis (1717-1791), Professor an der Universität Halle. Darüber hinaus finden sich Notizen zu dem Übersetzer des Werkes, Simon Todorskij (1699/1700-1754), zur Förderung des Druckes durch die russische Zarin Anna Ivanovna und zur Reaktion der Heiligen Synode auf dieses Buch. Außerdem findet sich eine Notiz von Michaelis zu einem Werk des Predigers Athanasius, Nastavlenija k istinnomu poznaniju [Belehrungen zur wahren Erkenntnis].

2.145 In Wien (17 Titel in 26 Bdn) wurden 3 besonders seltene Werke in kirchenslawischer und deutscher Sprache gedruckt: Stefan Vujanovskij, Nemeckaja grammatika [Deutsche Grammatik] (Wien 1772), Feodor Abramovic, Nemeckij i serbskij slovar na potrebi serbskogo naroda [Deutsches und serbisches Wörterbuch für das serbische Volk] (Wien 1791) und Rukovodstvo k cestnosti i pravosti [Leitfaden zur Ehrlichkeit und Rechtlichkeit] (Wien 1791). Kyrillische Drucke des 19. Jhs sind mit 12 Wiener Ausgaben (14 Bde) repräsentiert und meist geistlichen Inhalts (Katechismen, Evangelien, Episteln, Psalter). Daneben sind auch Lehrbücher (Fibeln und Grammatiken) vorhanden. Hinzu kommen 26 Titel mit Literatur der Altgläubigen zwischen 1860 und 1868, gedruckt in der slawischen Druckerei von Konstantin Golubov (Johannesburg), darunter 12 Titel (35 Bde) geistlich-moralischen und polemischen Inhalts sowie Werke der Kirchenväter und Lehrbücher.

Aleksandra Guseva

In Deutschland in russischer Sprache erschienene Werke

2.146 Die Rara-Abteilung umfaßt auch die im Rahmen der revolutionären Befreiungsbewegung Rußlands im 19. und 20. Jh verbreiteten Werke, sowohl in Rußland von den Revolutionsorganisationen publizierte als auch ausländische Drucke. Zu letzteren zählen Werke russischer revolutionärer Emigranten sowie die Buchproduktion europäischer Verleger von illegaler Literatur, deren Nachfrage in Rußland groß war. Der Hauptlieferant dieser Literatur war Deutschland. Die Sammlung zählt ca. 270 Bde (15 Prozent aller vorhandenen illegalen Drucke des 19. Jhs) mit damals in Rußland verbotenen deutschen Drucken in russischer Sprache. Sie umfaßt sowohl gedruckte Publikationen als auch illegal handschriftlich verbreitete, z. B. das Gedicht von Vasilij L'vovic Puškin, Opasnyj sosed [Der gefährliche Nachbar] (Leipzig 1855), das mit den Grundstein der Revolutionsbewegung gelegt hatte, oder das 1900 in Berlin erschienene Buch des Sekretärs der sächsischen Botschaft beim Hof Katharinas II., Georg Adolf Wilhelm von Helbig, Russkie izbranniki [Die russischen Auserwählten]. Die in dieser Sammlung enthaltenen Werke wurden überwiegend in Berlin publiziert, z. B. unter den Verlagsmarken B. Behr's Buch (E. Bock). Beim B. Behr's Verlag (E. Bock) erschienen ca. 50 Bde; in Leipzig, bei E. L. Kasprowicz (Commis. Verlag) ca. 70 Bde und bei Gerhard ca. 50 Titel.

2.147 Im Hinblick auf die Berliner für Rußland bestimmte illegale Buchproduktion ist erwähnenswert, daß der Berliner Verleger Johann Rede, wahrscheinlich um die Nachfrage seiner Buchproduktion zu erhöhen, die von ihm verlegten Bücher z. T. durch Aufdruck eines fingierten Druckortes (z. B. London) als revolutionäre Emigrantendrucke kenntlich machte. In der Sammlung sind 10 dieser Titel mit fingiertem Druckort enthalten, z. B. V. A. Bilbasov, Istorija Ekateriny Vtoroj [Die Geschichte von Katharina II.] (London 1895); F. V. Karatov, Pavel I: Ego semejnaja zizn, favority i ubijstvo [Paul der Erste: Sein Familienleben, seine Favoriten und seine Ermordung] (London 1897) oder Mysli o sovremennom polozenii Finlandii [Gedanken über den gegenwärtigen Zustand Finnlands] (London 1900). Einige der in Berlin herausgegebenen und in Rußland damals verbotenen Bücher sind nur als Unikate erhalten, z. B. Maximilian Paul Émile Littré, Neskol'ko slov po povodu polozitelnoj filosofii [Einige Worte zur positiven Philosophie] (Berlin 1865) und Katalog k russkim knigam, izdannym za granicej [Katalog der im Ausland herausgegebenen russischen Bücher] (Berlin 1878). Die Sammlung thält aber auch Drucke aus München, Frankfurt a. M., Stuttgart, Freiburg und Heidelberg.

2.148 Während in den fünfziger Jahren des 19. Jhs die Verleger zumeist in Rußland verbotene Belletristik publizierten, z. B. Werke von Michail Jurevic Lermontov (Karlsruhe 1856), Kondratij Fedorovic Ryleev (Berlin 1857), Aleksandr Sergeevic Puškin (Leipzig 1859) oder Ivan Andreevic Krylov (Berlin 1859), wurden in den sechziger Jahren vor allem gesellschaftspolitische Werke und Werke liberaler Autoren publiziert, z. B. von Aleksandr Ivanovic Košelev (10 Titel), Konstantin Dimitrievic Kavelin (5 Titel), Nikolaj Ivanovic Turgenev (8 Titel), Jurij Fedorovic Samarin und Ivan Sergeevic Aksakov (jeweils 4) sowie Boris Nikolaevic Cicerin (6). Verboten waren auch die Übersetzungen von Werken deutscher Autoren, wie Heinrich Heine, Deutschland: Ein Wintermärchen (Leipzig 1895) oder August Bebel, Die Frau in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Berlin 1895).

Lidija Petrova

In Rußland in deutscher Sprache erschienene Bücher

2.149 Im Rara-Bestand sind auch deutschsprachige, in Rußland publizierte Werke vorhanden, die zwischen 1700 und 1825, meist in St. Petersburg oder Moskau, aber auch in der Provinz erschienen. Es ist zu bemerken, daß die Produktion der Provinzdruckereien und -verlage erst seit dem Anschluß der entsprechenden Territorien an das Russische Reich als in Rußland erschienene Buchproduktion gilt, z. B. in Dorpat ab 1704, in Mitau ab 1795. Der Charakter der deutschsprachigen Verlagsproduktion des 18. Jhs wurde erheblich durch die Tätigkeit deutscher Gelehrter an der Petersburger Akademie der Wissenschaften mitbestimmt. In deutscher Sprache wurden vornehmlich wissenschaftliche Werke gedruckt, die nicht oder nur auszugsweise ins Russische übersetzt wurden, vor allem Werke zur Geographie, Geologie, den exakten Wissenschaften und zur Medizin.

2.150 Im gesellschaftswissenschaftlichen Bestand überwiegen Werke zur Geschichte, z. B. Gottlieb Siegfried Bayer, Auszug aus der älteren Staatsgeschichte (St. Petersburg 1728); Johann Gottlieb Georgi, Beschreibung aller Nationen des Russischen Reichs, ihrer Lebensart, Religion, Gebräuche, Wohnungen, Kleidungen und übrigen Merkwürdigkeiten, 1. -4. Ausgabe (St. Petersburg 1776-1780) oder Peter Simon Pallas, Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs, Teil 1-3 (St. Petersburg 1771-1776). Bedeutend ist der Bestand zur Belletristik. Bemerkenswert sind einige Werke des damals in russischen Diensten stehenden Dichters Friedrich Maximilian Klinger (1752-1831), die in Rußland publiziert wurden. So haben sich in der Sammlung die 2. Ausgabe seines Werkes Faust's Leben, Thaten und Höllenfahrt in fünf Büchern (St. Petersburg 1794) erhalten sowie seine Reisen vor der Sintfluth (Bagdad [Riga] 1795), dessen Frontispiz und Titelblatt nach einer Zeichnung von Daniel Chodowiecki erstellt wurden.

2.151 An philosophischen Werken seien genannt die Schriften des Mystikers Johann Georg Hamann (1730-1788), z. B. Versuch einer Sibylle über die Ehe ([Riga] 1775); Vetii Epagathi Regiomonticolae hierophantische Briefe ([Riga] 1775). Die meisten Werke dieses Bestandes belegen die Vielseitigkeit der aus Deutschland oder den baltischen Provinzen gebürtigen Autoren, die oft eine bedeutende Rolle im Leben der russischen Gesellschaft spielten. Beispiele sind die Werke des Petersburger Geistlichen Joachim Christian Grot, gebürtig aus Holstein und Stammvater einer Familie hervorragender russischer Gelehrter und Verwalter. Unter ihnen findet sich die bisher bedeutendste Studie zur Geschichte andersgläubiger Kirchen in Rußland, Bemerkungen über die Religionsfreyheit der Ausländer im Russischen Reiche (St. Petersburg und Leipzig 1797-1798); ein Werk zur Geschichte der Pockenimpfung, Beytrag zur Geschichte der Blatternimpfung in Rußland, in: Petersburgische Kanzelvorträge Teil 1 (Leipzig und Riga 1781) sowie ein auch in Russisch und Französisch erschienenes Werk über die Einrichtung einer Gesellschaft für Sterbefälle in St. Petersburg (St. Petersburg 1775), das die Einrichtung einer Lebensversicherung in Rußland anregte.

2.152 Zahlreiche Druckereien in Rußland publizierten Werke in deutscher Sprache. Führend waren die Druckereien der Petersburger Akademie der Wissenschaften und der Moskauer Universität. Der führende Verlag im Baltikum war der von Johann Friedrich Hartknoch (1740-1789). Er war der Vermittler zwischen dem russischen und dem deutschen Büchermarkt und verbreitete Werke über Rußland im Ausland und im Baltikum. Es wurden Übersetzungen literarischer Werke russischer Autoren verlegt, Geschichtswerke über Rußland von August Ludwig Schlözer (1735-1809) und Michail Vasil'evic Lomonosov (1711-1765), Werke zu Geschichte, Ökonomie und Geographie des Ostseegebietes von Friedrich Konrad Gadebusch (1719-1788) und August Wilhelm Hupel (1737-1819) sowie andere bedeutende Werke, z. B. von Immanuel Kant.

2.153 Unter den in Rußland erschienenen deutschsprachigen Drucken sind 304 Bde aus dem 18. Jh, davon 195 Bde aus St. Petersburg, 76 Bde aus Riga, 29 Bde aus Moskau, jeweils ein Bd aus Dorpat und Reval und ein Bd ohne Druckort. Es folgen 8 Kalender (alle in St. Petersburg erschienen) und ein Almanach (Riga, 31 Jahrgänge). An Periodika ist die St. Petersburgische Zeitung (1728-1900) zu nennen neben 8 weiteren Zeitschriftentiteln (davon 6 Petersburger, einer aus Dorpat und einer ohne Druckort). Die Jahrgänge sind unvollständig. 25 Prozent des Bestandes sind belletristische Werke; sie thalten z. T. Festreden und Gelegenheitsgedichte einschließlich Texten zu musikalischen Werken. 12,5 Prozent betreffen die Geschichte; 9 Prozent die Geographie (einschließlich landeskundlicher Werke und Reisebeschreibungen); 8 Prozent die Theologie; 7 Prozent Staat und Recht (einschließlich Verordnungen) und 6 Prozent die Ökonomie. Fünf Prozent sind Lehrbücher und Chrestomathien zur deutschen Sprache; 5 Prozent betreffen Philosophie; 3,5 Prozent Medizin und Veterinärmedizin; 3,5 Prozent Aufklärung und Wohltätigkeit; 3 Prozent Geologie; 2,5 Prozent Physik und Mathematik; 2 Prozent Kunst; jeweils 1,5 Prozent Chemie, Astronomie, Technik und Universalliteratur; jeweils ein Prozent Militärwesen und Politik.

2.154 Im ersten Viertel des 19. Jhs wurden vor allem Werke zu den politischen Verhältnissen in Frankreich und den Napoleonischen Kriegen publiziert. Interessant ist, daß der populärste Appell in Rußland gegen Napoleon (1812 erschienen) auf Deutsch verfaßt wurde. Der Autor dieses Appells war vermutlich der Arzt Joseph Rehmann (1776-1831). Seine Broschüre erschien gleichzeitig auf Deutsch (unter dem Titel Ein Bewohner Moskwa's an seine Landsleute. Im Oktober 1812) und auf Russisch. Insgesamt wurde diese Broschüre zwischen 1812 und 1813 neunmal publiziert, jeweils viermal in Deutsch (im Bestand ist eine Ausgabe vorhanden) und in Russisch sowie einmal in Französisch. Aus diesem Zeitraum ist auch die Übersetzung der grundlegenden Beschreibung der ersten von den Russen unternommenen Weltumschiffung vorhanden, Ivan Fedorovic Kruzenšterns (auch Adam Johann von Krusenstern, 1770-1846) Reise um die Welt in den Jahren 1803, 1804, 1805 und 1806 (St. Petersburg 1810). Außerdem findet sich hier das erste Werk des Linguisten und Ethnographen Andreas Johann Sjögren (1794-1855), Ueber die finnische Sprache und ihre Literatur (St. Petersburg 1821), in dem die Bedeutung der ugro-finnischen Sprachen für Rußland verdeutlicht wurde. Genannt sei ferner die deutsche Übersetzung des russischen Werkes Das Lied vom Heerzuge Igors ... (Moskau 1825) durch den Moskauer Geistlichen und Pädagogen Carl Sederholm (1789-1867), die der russischen Philologie Impulse gab. Diese Drucke spiegelten neue Tendenzen in der Entwicklung der russischen Wissenschaft und Kultur wider.

2.155 Insgesamt wurden 131 Bde zwischen 1801 und 1825 in Deutsch publiziert, davon erschienen 86 Bde in St. Petersburg, 24 in Moskau, 10 in Dorpat, 5 in Mitau und einer in Mogiljow. Hinzu kommen 10 in St. Petersburg erschienene Kalender und 2 Zeitschriften, von denen Russland unter Alexander I. (Petersburg und Leipzig 1804-1811) bemerkenswert ist. In diesen Organen wurden Dokumente und Statistiken aus der Verwaltung, speziell zur Volksbildung, publiziert. Von den deutschsprachigen Drucken des 19. Jhs betreffen 25 Prozent die Belletristik, 15 Prozent die politische Publizistik; 15 Prozent die Philologie, darunter Lehrbücher und Chrestomathien zur deutschen Sprache; 7 Prozent die Theologie; jeweils 6 Prozent exakte Wissenschaften, Medizin, Pädagogik und Wohltätigkeit; jeweils 5 Prozent Geographie und Geschichte; jeweils 3 Prozent die Ökonomie; 3 Prozent Staat und Recht; 2 Prozent die Kunst; jeweils ein Prozent Militärwesen und Philosophie.

Elena Denisenko

Literatur zur Bücherkunde

2.156 Dieser Bestand bildete sich seit 1920 heraus und stellt zusammen mit dem Rara-Bestand die Basis für die Forschungsarbeit im Bereich der Buchgeschichte und des Buchwesens dar. Hier werden inländische Bücher und Zeitschriften zu allgemeinen Problemen der Bücherkunde, zur Geschichte des Buches und des Buchwesens, der Buchkunst sowie zur Theorie und Praxis einzelner Bereiche des Buchwesens ab 1801 gesammelt, ausländische Publikationen ab 1701. Die deutsche Bücherkunde ist vertreten durch Werke von Georg Wolfgang Panzer (12 Titel), Paul Heitz und Wilhelm Georg Zapf (jeweils 7 Titel), Karl Faulmann (5 Titel), Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, Friedrich Adolf Ebert, Johann Georg Theodor Graesse, Konrad Haebler, Ludwig Hain, Antonius van der Linde (jeweils 4 Titel), Julius Petzholdt (3 Titel) und Constantin Karl Falkenstein (2 Titel). Viele Drucke stellen Beispiele der Druckkunst dar, einzelne sind bibliographische Rara.

2.157 Der Bestand umfaßt ca. 50.000 Bde, davon mehr als 50 Prozent (mehr als 28.000 Bde) fremdsprachige Drucke. Die deutschen historischen Drucke (18. und 19. Jh) zählen mehr als 900 Bde (800 Titel; 3 Prozent des fremdsprachigen Bestandes). Chronologisch verteilen sie sich auf 170 Titel des 18. Jhs und 630 Titel des 19. Jhs. 80 Bde sind in Latein erschienen, meistens im 18. Jh oder Anfang des 19. Jhs. 35 Bde sind Beschreibungen zeitgenössischer Bibliotheken mit Rara-Beständen, 20 Bde sind Bibliographien. 15 Bde sind in Französisch erschienen. Weitere Drucke sind deutschsprachig, davon 8 in Rußland gedruckt (7 Bde in St. Petersburg und einer in Moskau).

2.158 Es wurden 11 Abteilungen eingerichtet, die in den Grundzügen der Klassifikation der Annual Bibliography of the history of the printed book and libraries entsprechen. Auf die Allgemeinen Handbücher entfallen 54 Titel des 18. und 19. Jhs, darunter philologische (z. B. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1899, Bd 1-9), biographische (z. B. Christian Gottlieb Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexikon, Leipzig 1750-1751, Bd 1-4; Georg Caspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon, München 1835-1852, Bd 1-22; Allgemeine deutsche Biographie, Leipzig 1875-1912, Bd 1-56 sowie Manuel Raschke, Deutsche Männer. Bilder aus der Geschichte ..., Leipzig 1868) und weitere Wörter- und Handbücher.

2.159 Zur Geschichte des Papiers und der Papierproduktion liegen 12 Titel aus dem 18. und 19. Jh vor. Beispiele sind Jacob Christian Schöffers reich illustriertes Werk Sämtliche Papierversuche (Regensburg 1772), in dem die Arten der Papierherstellung aus verschiedenen Rohstoffen beschrieben werden sowie Muster des daraus produzierten Papiers dargestellt sind; ferner von Louis Piette Die Fabrication des Papieres aus Stroh und vielen Substanzen (Köln 1838) sowie von Edmund Marabini Bayerische Papiergeschichte (Nürnberg 1894-1896).

2.160 Die Druckgeschichte zählt 30 Titel des 18. und 19. Jhs, dabei überwiegen die Leitfäden zur Kalligraphie und die Alben mit Handschriftenmustern, z. B. das Album Deutsche Schreibübung (1798) mit 18 Blättern mit verschiedenen dekorativen Schriften des Kalligraphiemeisters Joseph Aloys Mathey. Genannt sei ferner das vorzüglich gestaltete Album von Ludwig Petzendorfer, Schriften-Atlas (Stuttgart 1889), das als praktisches Lehrbuch für Maler und Stecher empfohlen wurde. Von dem österreichischen Buchwissenschaftler Karl Faulmann finden sich eine Geschichte der Schrift (Wien, Pest und Leipzig 1880), eine Schriftgeschichte vom ägyptischen Altertum bis zum 19. Jh, und die Initiale (Wien 1887) mit Darstellungen von 156 Initialen vornehmlich aus dem 16. Jh.

2.161 Die Geschichte des Buchdrucks betreffen 294 Titel des 18. und 19. Jhs. Den wertvollsten Teil dieser Gruppe (178 Titel, 60 Prozent) bilden Werke zu Inkunabeln und Postinkunabeln sowie bibliographische Verzeichnisse und gedruckte Kataloge zu Wiegendrucken. 35 Bde wurden anläßlich verschiedener Jubiläen publiziert, auch zu Leben und Wirken von Johannes Gutenberg. Aus dem 18. Jh stammen 10 Bde, z. B. Johann David Köhler, Hochverdiente und aus bewährten Urkunden wohlbeglaubte Ehren-Rettung Johann Guttenbergs ...wegen der ersten Erfindung der Buchdrucker-Kunst in der Stadt Mainz (Leipzig 1741), aus dem 19. Jh 25 Bde, meist zum 400jährigen Jubiläum des Buchdrucks. Genannt sei das von dem Verleger Heinrich Meyer herausgegebene Gutenberg-Album (Braunschweig 1840), eine Sammlung von Gutenberg-Literatur in verschiedenen Sprachen mit Übersetzungen ins Deutsche. Ähnliche Alben erschienen auch in Hannover und Weimar, so das Album des Gutenberg-Festes zu Hannover (Hannover 1840) und Weimar's Album zur vierten Säcularfeier der Buchdruckerkunst (Weimar 1840). 1868 wurde in Mainz ein Album mit Fragmenten seiner Drucke publiziert. Von 1840 stammt die Ausgabe des Poems von Franz Dingelstedt, Sechs Jahrhundert [sic] aus Gutenberg Leben (Kassel 1840), mit Holzschnitten Pariser und Berliner Künstler.

2.162 Zum Buchdruck liegt vor Constantin Karl Falkensteins Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung (Leipzig 1840). Außerdem finden sich die Schriften des Inkunabelforschers Georg Wolfgang Panzer, Annales typographici (Nürnberg 1793-1803), ebenso seine Annales der ältern deutschen Literatur (Nürnberg 1788-1805). Hinzu kommt von Ludwig Hain das Repertorium bibliographicum (Stuttgart 1826-1838), in dem mehr als 16.000 Inkunabeln erfaßt und beschrieben wurden, sowie von Antonius van der Linde Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst (Berlin 1886) und von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf Ueber die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst (Leipzig 1779). Bemerkenswert ist hier auch die Reihe Die Büchermarken oder Buchdrucker- und Verlegerzeichen (Straßburg 1892-1898, Bd 1-6), in der Werke von Buchforschern wie Konrad Haebler, Paul Heitz und Paul Kristeller zu finden sind. Zur Druckgeschichte liegt vor Karl Faulmanns Illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst (Wien, Pest und Leipzig 1882). In dieser Gruppe sind auch 35 Bde mit Faksimiles von Frühdrucken zu finden, darunter das seltene Faksimile eines der ältesten xylographisch gedruckten Werke, Ars moriendi (Leipzig 1869).

2.163 Die Geschichte der Illustration und der graphischen Künste umfaßt 160 Titel des 18. und 19. Jhs. Vorhanden ist von Alois Senefelder das Standardwerk zur Lithographie Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerey (München und Wien 1818). Sein Leben und Werk schildert Georg Scamoni (Alois Senefelder und sein Werk, St. Petersburg 1896). Ein Beispiel zur deutschen Illustrationsgeschichte ist Theodor Kutschmanns Geschichte der deutschen Illustration vom ersten Auftreten des Formschnitts bis auf die Gegenwart (Goslar und Berlin 1900). Zahlreiche Werke behandeln das Wirken einzelner Maler als Illustratoren, z. B. Botticelli (Friedrich Lippmann, Zeichnungen von Sandro Botticelli zu Dantes Göttlicher Komödie, Berlin 1887); Hans Holbein (5 Bde, darunter Der Todtentanz oder Triumph des Todes von Hans Holbein, Uttweil am Bodensee 1859, mit handkolorierten Holzschnitten); Daniel Nicolaus Chodowiecki (8 Bde); Ludwig Richter (3 Bde, darunter Johann Friedrich Hoff, Adrian Ludwig Richter, Dresden 1877). In einigen Werken werden einzelne Elemente der Buchgestaltung behandelt, z. B. Albert Fidelis Butsch, Die Bücher-Ornamentik der Renaissance (Leipzig und München 1878-1922).

2.164 Zur Einbandgeschichte sind 18 Titel aus dem 18. und 19. Jh vorhanden, darunter 7 Lehrbücher zur Bindearbeit, z. B. Ernst Wilhelm Greve, Hand- und Lehrbuch der Buchbinde- und Futteralmachekunst (Berlin 1822-1823). Zur deutschen Einbandgeschichte findet sich von Paul Richter Die Geschichte der Berliner Buchbinderinnung während zweier Jahrhunderte (1595-1797) (Berlin 1882). In den Werken über die Königliche Bibliothek zu Dresden (Leipzig 1887-1888, 1892) und das Germanische Nationalmuseum zu Nürnberg (Nürnberg 1889) werden die dortigen Einbandsammlungen beschrieben. Bemerkenswert ist auch ein Titel über den deutschen Buchbinder Jakob Krause: Karl Berling, Der kursächsische Hofbuchbinder Jakob Krause (Dresden 1897).

2.165 Auf die Buchhandels- und Verlagsgeschichte entfallen 34 Titel des 18. und 19. Jhs. Hier überwiegen mit 30 Titeln die Drucke zur Buchhandelsgeschichte, davon 10 grundlegende Wörterbücher, Lehrbücher und Leitfäden zum Buchhandelswesen, z. B. Terminologie des Buchhandels (Leipzig 1857) oder Eduard Wegler, Praktisches Handbuch für Buchhändler (Leipzig 1865). Vier Titel sind kuriose Sammelbände mit Gedichten, Novellen und heiteren Skizzen über Buchhändler und Käufer, z. B. Liederbuch für deutsche Buchhändler (Berlin 1857) oder Der Humor im Buchhandel (Augsburg 1887). Von Christian Schüttgen ist die Historie derer Buchhändler, wie solche in alten und mittlern Zeiten gewesen (Nürnberg und Altdorf 1722) zu nennen, von Heinrich Lempertz Bilder-Hefte zur Geschichte des Bücherhandels ... (Köln 1853-1863) sowie von Friedrich Kapp die Geschichte des deutschen Buchhandels bis in das siebzehnte Jahrhundert (Leipzig 1886, auf 4 Bde konzipiert, weitere Bände erst 1908-1913). Unter den 8 Titeln zur Geschichte einzelner Buchhandelsfirmen ist der Titel Fünfzig Jahre der Verlagshandlung Bernhard Tauchnitz 1837 bis 1887 (Leipzig 1887) erwähnenswert.

2.166 Werke zur Bibliophilie sowie Beschreibungen von Bibliotheken zählen 95 Titel des 18. und 19. Jhs, z. B. Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, Ueber Bibliographie und Bibliophilie (Leipzig 1793); Otto Mühlbrecht, Die Bücherliebhaberei (Bibliophilie-Bibliomanie) am Ende des 19. Jahrhunderts (Berlin 1896) und Die Bücherliebhaberei in ihrer Entwicklung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (Bielefeld und Leipzig 1898). Vorhanden sind auch 35 Titel Bibliothekskataloge (in Latein), darunter Beschreibungen von Öffentlichen Bibliotheken, z. B. Johann Christoph Beckmann, Bibliotheca publicae Universitatis Francofurtanae (Frankfurt/Oder 1716) sowie von Privatsammlungen bekannter Buchwissenschaftler und Bibliophiler, z. B. Georg Wolfgang Panzer, Catalogus librorum Panzeri (Nürnberg 1806-1807). In 38 Bdn werden öffentliche und private Bibliotheken verschiedener Städte beschrieben, wie Aachen, Berlin, Dresden, Gotha, Halle, Jena, Königsberg, Weimar und Wien. Es finden sich auch Beschreibungen zu thematischen Büchersammlungen, z. B. Johann Daniel Andreas Janotzky, Nachricht von denen in der Zaluskischen Bibliothek sich befindenden raren Polnischen Büchern (Dresden 1747-1749), zu der Sammlung seltener Bibelausgaben in der Privatbibliothek von Johann Melchior Goeze, Verzeichnis seiner Sammlung seltener und merkwürdiger Bibeln in verschiedenen Sprachen (Halle 1777) oder Antonius van der Linde, Die Nassauer Drucke der Königlichen Landesbibliothek in Wiesbaden 1467-1817 (Wiesbaden 1882).

2.167 Auf die Geschichte der Presse entfallen 8 Titel des 18. und 19. Jhs. Als Forschungsarbeiten zur Geschichte der deutschen Periodika (vornehmlich der Zeitungen) sind zu nennen Die ersten deutschen Zeitungen (1505-1599) (Tübingen 1872) und Karl Weigelt, 150 Jahre Schlesische Zeitung, 1742-1892 (Breslau 1892).

2.168 Bibliographische Rara-Verzeichnisse sind mit 82 Titeln aus dem 18. und 19. Jh vertreten, darunter 30 Bde aus dem 18. Jh (20 Bde auf Latein), z. B. Johann Vogt, Catalogus historico-criticus librorum rariorum (Hamburg 1747). An grundlegenden Werken namhafter deutscher Bibliographen sind zu nennen: Friedrich Adolf Ebert, Allgemeines Bibliographisches Lexikon (Leipzig 1821-1830, erfaßt 24.000 Bde Rara); Johann Georg Theodor Graesse, Trésor des livres rares et précieux (Dresden 1859-1867; erfaßt 100.000 Rara-Titel, mit Preisangaben); Julius Petzholdt, Bibliotheca bibliographica (Leipzig 1866; ca. 5500 Beschreibungen von allgemeinen und Fachbibliographien, wurde dem Direktor der Kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek von St. Petersburg Modest Andreevic Korf, auch Baron Modest von Korff, 1800-1876, gewidmet). Auch thematische Bibliographien sind hier thalten, z. B. Johann Georg Theodor Graesse, Bibliotheca magica (Leipzig 1843); Hugo Hayn, Bibliotheca Germanorum Erotica (Leipzig 1885); Antonius van der Linde, Geschichte und Litteratur des Schachspiels (Berlin 1874); Johann Burckard Mencke, Catalogue des principaux historiens (Leipzig 1714; mit Korrekturabzug).

2.169 Periodika sind mit 15 Titeln aus dem 18. und 19. Jh vertreten (2 Titel aus dem 18. Jh, 6 aus der Mitte des 19. Jhs und 7 Titel mit Beginn im 19. Jh und fortgesetzt im 20. Jh). Fünf Zeitschriften wurden in Leipzig, jeweils 3 in Berlin und in Wien publiziert, eine Zeitschrift wurde gleichzeitig in St. Petersburg, Riga und Leipzig gedruckt. Vorhanden sind 9 vollständige und 6 unvollständige Periodika. Inhaltlich verteilen sich die Zeitschriften auf 5 Titel zur Buchgestaltung und zu den graphischen Künsten, z. B. Exlibris, Buchkunst (Berlin 1891-1934); 3 Titel zum Buchhandel, z. B. Magazin des Buch- und Kunst-Handels (Leipzig 1780-1782); 2 zur Bibliophilie, z. B. Serapeum (Leipzig 1842-1861); einer zur Typographie: Deutsche Drucker (Berlin 1900-1941); 2 Titel zur Bibliographie: Hebräische Bibliographie (Berlin 1858-1882) und Russische Bibliothek zur Kenntniss des gegenwärtigen Zustandes der Literatur in Rußland (St. Petersburg, Riga und Leipzig 1772-1789), deren Redakteur der in Rußland bekannte Bibliograph, Historiker und Linguist Hartwig Ludwig Christian Bacmeister (1730-1806) war.

Ol'ga Graceva

Zeitungsbestand

2.170 Die Entscheidung, eine Spezialabteilung für Zeitungen zu gründen, wurde 1973 getroffen. Zwei Jahre später wurde die Abteilung in das speziell für das Zeitungsmagazin im Bezirk Levobereznaja [Linkes Ufer] (kleine Vorstadt Chimki) errichtete Gebäude verlagert. Damit wurde es möglich, den Zeitungsbestand rationell aufzustellen, Nachweisinstrumente zur Bestandserschließung zu schaffen und so die Sammlung zugänglich zu machen. Seitdem wurden fast alle Zeitungen in dieser Abteilung zusammengefaßt. Die Ausnahme bilden einige Zeitungstitel oder einzelne Jahrgänge (manchmal auch Einzelausgaben eines Titels), die z. B. in der Rara-Abteilung oder in der militärwissenschaftlichen Abteilung aufbewahrt werden.

2.171 Zur Zeit zählt der Zeitungsbestand (der größte in Rußland) mehr als 50.000 Titel oder ca. 600.000 Jahrgänge in 120 Sprachen, davon 30.000 Jahrgänge in europäischen Sprachen. Dabei wurden die fremdsprachigen Zeitungen separat nach Format-Numerus currens (unabhängig von Sprache, Inhalt und Druckort) aufgestellt.

2.172 Die Zahl der deutschen historischen Zeitungen wurde nach Durchsicht des 2777 Titel umfassenden gedruckten Katalogs der ausländischen Zeitungen in europäischen Sprachen ermittelt. Die Vollständigkeit der Jahrgänge wurde anhand der topographischen Inventarlisten überprüft. Insgesamt zählt der Bestand an deutschen historischen Zeitungen 107 Titel (3,8 Prozent des Gesamtbestandes der ausländischen Zeitungen und 17 Prozent des Bestandes an deutschsprachigen Zeitungen insgesamt). Davon wurden 100 Titel auf Deutsch in Deutschland und im deutschsprachigen Raum publiziert, 7 Titel erschienen auf Französisch in deutschen Städten.

2.173 Insgesamt beträgt der Bestand an deutschen historischen Zeitungen 1730 Jahrgänge. Die Vollständigkeit der Jahrgänge ist unterschiedlich. 41 Titel (38 Prozent) sind vollständig (vom Erscheinungsbeginn bis 1900), 27 Titel (24 Prozent) sind zu 50 bis 90 Prozent vorhanden, 40 Titel (38 Prozent) zu weniger als 50 Prozent.

2.174 Erscheinungsorte liegen überwiegend im deutschsprachigen Raum: 66 Titel (61 Prozent). 22 Titel erschienen in Berlin, darunter die Königlich privilegierte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (später Vossische Zeitung, 1704 durch den Buchhändler J. Rüdiger begründet, zwischen 1751 und 1755 von Gotthold Ephraim Lessing mit herausgegeben). Sie ist mit 69 Jahrgängen vertreten, davon 50 vollständig. Die 1798 begründete, in Stuttgart, Ulm und Augsburg und seit 1882 auch in München erschienene Allgemeine Zeitung hat 96 Jahrgänge, davon 69 vollständig. Das offizielle Blatt für staatliche Anzeigen in Berlin, der Deutsche Reichs-Anzeiger, seit 1819 Preussischer Staatsanzeiger, ist ab 1846 vollständig vorhanden. Die 1848 begründete und als Organ der ultra-konservativen Partei herausgegebene Neue preussische Zeitung (Kreuz-Zeitung, in einer Morgen- und einer Abend-Ausgabe) ist mit 35 relativ vollständigen Jahrgängen vertreten. 15 Titel sind in Leipzig erschienen, z. B. die zwischen 1715 und 1797 publizierte Neue Zeitung von gelehrten Sachen, von der 58 vollständige Jahrgänge vorhanden sind. Das zwischen 1763 und 1848 erschienene Leipziger Intelligenz-Blatt zählt 72 Jahrgänge, davon 71 vollständig. Die von 1792 bis 1882 in Leipzig herausgegebene Allgemeine musikalische Zeitung umfaßt 46 Jahrgänge, davon 45 vollständig. Jeweils 2 bis 3 Titel erschienen in anderen deutschen Städten, z. B. Frankfurt a. M., Halle, Hannover, Jena oder Köln. Aus Halle stammen die Wöchentlichen Hallischen Anzeigen (1730-1737) und die Allgemeine landwirtschaftliche Zeitung (1803-1840, mit Lücken); aus Hannover das Hannoverische Magazin (1763-1850, mit Lücken) und die Neue Hannoverische Zeitung (1873-1883).

2.175 Mit je einem Titel sind vertreten Weimar (Oppositionsblatt oder Weimarische Zeitung, 1897); Braunschweig (Braunschweigischer Anzeiger, 1745-1874, mit Lücken) und Köln (Rheinische Musik-Zeitung für Kunstfreunde und Künstler, 1853) sowie Nürnberg (Litterarische Blätter, 1802-1805, mit Lücken). Elf Titel erschienen im übrigen deutschsprachigen Raum, davon 7 in Österreich, z. B. Wiener allgemeine Literatur-Zeitung (1815), Militär-Zeitung (Wien 1855-1895); 2 Titel in der Schweiz (Schweizerischer Republikaner, Zürich 1843, und Allgemeine schweizerische Militärzeitung, Basel 1872-1878; einzelne Jahrgänge werden in der Abteilung Militärliteratur aufbewahrt). Von den in den ehemaligen deutschen Städten Breslau und Danzig erschienenen Zeitungen besitzt die Bibliothek jeweils einen Titel: die Schlesische Zeitung (1742-1898) und das Danziger Intelligenz-Blatt (1814-1815, relativ vollständig). In deutschen Städten wurden auch im 18. und 19. Jh zahlreiche Zeitungen auf Französisch publiziert, von denen die Bibliothek 7 fast vollständige Jahrgänge besitzt, z. B. L'Abeille du Nord (Altona 1803-1811), Gazette françoise de Berlin (Berlin 1798), Le Moniteur Westphalien (Kassel 1811-1813), Gazette de Cologne (Köln 1792-1793), Gazette de Hambourg (Hamburg 1800), L'Europe politique, scientifique, commerciale, industrielle et litteraire (Frankfurt a. M. 1800-1863) und Les Deux mondes (Frankfurt a. M. 1864).

2.176 Von außerhalb des deutschsprachigen Raumes in Deutsch erschienenen Zeitungen liegen 41 Titel vor (38 Prozent der deutschen historischen Zeitungen). Vornehmlich erschienen diese deutschsprachigen Zeitungen in den baltischen Ländern, davon 15 Titel in Riga, z. B. die von der Literärisch-Praktischen Bürgerverbindung in Riga herausgegebenen Rigaschen Stadtblätter (1810-1900, 81 Jge vollständig). Rußland ist mit 12 deutschsprachigen Titeln vertreten, davon 9 aus St. Petersburg, von denen der älteste die St. Petersburger Zeitung (1728-1900) ist. Zwei Titel wurden in Moskau publiziert: die Moskauer deutsche Zeitung (1865-1900) und die Moskauische Zeitung (1811-1812), einer in Odessa (Ukraine). Hinzu kommen 2 Titel aus Polen (damals Bestandteil des Russisches Reiches): die Lodzer Zeitung (1899-1900) und das Lodzer Tageblatt (1899-1900). Ebenfalls vorhanden ist die Zeitung Freiheit, das internationale Organ anarchistischer Gruppen (1879-1908), erschienen in London, Chicago und New York.

2.177 Von den 107 deutschen historischen Zeitungen stammen 20 (19 Prozent) aus dem 18. Jh und 87 Titel (81 Prozent) aus dem 19. Jh. 16 Titel des 18. Jhs und 50 des 19. Jhs sind in Deutschland und im deutschsprachigen Raum (Österreich und Schweiz) erschienene Blätter. Vier Titel des 18. Jhs und 37 des 19. Jhs stammen aus dem nicht-deutschsprachigen Raum und 7 Titel (2 des 18. Jhs und 5 des 19. Jhs) sind in Deutschland auf Französisch erschienene Zeitungen.

2.178 Etwa die Hälfte der deutschen historischen Zeitungen sind Universalzeitungen (54 Titel) mit verschiedenen Rubriken (Politik, Handel, Wirtschaft, Kunst und Literatur), z. B. Berlinische Nachrichten (1812-1839, 1847, von 29 Jgn 16 vollständig); die Odessaer Zeitung (1863-1900, 37 vollständige Jge) oder der St. Petersburger Herold (1875-1900, 25 vollständige Jge). Gesellschaftspolitische Zeitungen machen 9 Titel aus, z. B. Berliner politisches Wochenblatt (1834, 1836-1838, 4 vollständige Jge). Die politisch bildenden Volkszeitungen sind mit 5 Titeln vertreten, z. B. Locomotive. Zeitung für politische Bildung des Volkes (Berlin 1848); Leipziger Volkszeitung (1896, 1900); Vorwärts. Organ der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Berlin 1878-1900). Religiöse Zeitungen sind das St. Petersburger evangelische Sonntagsblatt (1862-1900, 38 vollständige Jge) und das Rigaische Kirchenblatt (1864-1900, 37 vollständige Jge). Von den 3 Kommerz- und Handelszeitungen sei die Rigaische Börsen- und Handels-Zeitung (1870-1905, 26 vollständige Jge) genannt. Ebenfalls 3 Titel sind an landwirtschaftlichen Zeitungen vorhanden, z. B. die Allgemeine landwirtschaftliche Zeitung (Halle 1805-1840, 28 vollständige Jge). Zu Medizin und Gesundheit findet sich u. a. die Allgemeine medizinische Central-Zeitung (Berlin 1835-1900, 55 vollständige Jge).

2.179 Literaturzeitungen sind mit 7 Titeln vertreten, z. B. die in Halle, Jena und Leipzig erschienene Allgemeine Literaturzeitung (1785-1849, 57 vollständige und 7 unvollständige Jge); die Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung (Jena und Leipzig 1804-1841, 20 Jge vollständig, 6 unvollständig). An Musikzeitungen sind 6 Titel vorhanden, z. B. Berlinische musikalische Zeitung (1805-1806, 12 vollständige Jge). Ein Beispiel für Zeitungen zu Bildung und Aufklärung ist die Allgemeine Schul-Zeitung (Darmstadt 1825-1865, 10 vollständige Jge). Fünf Titel sind zum Militärwesen vorhanden, z. B. Allgemeine Schweizerische Militär-Zeitung (Basel 1852, 1872, 1878); Militärische Zeitung (Wien 1855-1895, 28 vollständige Jge); Allgemeine Militair-Zeitung (Darmstadt und Leipzig 1829-1900, 40 vollständige und 3 unvollständige Jge). An Illustrierten und Freizeitblättern liegen 7 Titel vor, z. B. Illustrierte Zeitung (Leipzig 1843-1900, 55 vollständige und 3 unvollständige Jge) oder Humoristische Blätter (Wien 1876), an Werbezeitungen 6 Titel, z. B. Dorpater Annoncenblatt (1879-1887, vollständig).

2.180 61 Titel enthalten zumeist vollständige Beilagen. Für 15 Beilagentitel ist der allgemeine Charakter kennzeichnend, z. B. die Beilage zum Braunschweigischen Anzeiger (1745-1874), unter dem Titel Braunschweigisches Magazin (1790-1866, als vollständige Jge erhalten). An themenbezogenen Beilagen finden sich: zur Literatur 15 Titel, zur Musik 3, zu Handels- und Kommerzfragen 9, zu Landwirtschaft und Haushalt 8, zur Mode und zum Recht je einer. So gehören etwa zum St. Petersburger Herold (1875-1900) 9 verschiedene Beilagen: Börsen-Kalender (1876-1877), Land- und hauswirtschaftliche Zeitung (1876-1890), Lokalbeiblatt (1876-1880), Feuilleton-Beiblatt (1876-1900), Industrie-Zeitung (1877-1896), Handels- und Börsen-Zeitung (1878-1882), Gerichtliche Bekanntmachungen (1880-1883), Landwirtschaftliche Zeitung (1891-1900), Mode und Haus (1891-1900). Die in Leipzig erschienene Abend-Zeitung ist mit drei ihrer Beilagen vertreten: Wegweiser auf dem Gebiete der Künste und Wissenschaften (1829, 1831), Artistisches Notizblatt (1829) und Mittheilungen aus dem Gebiete der Flora und Pomona (1829). Viele Zeitungen enthalten Werbebeilagen.

Valentina Bulgakova

Ol'ga Jadykina

Kartographischer Bestand

2.181 Als selbständige Sammlung existiert der kartographische Bestand seit 1960, als die Spezialabteilung für kartographische Drucke gegründet wurde. Landkarten und Atlanten wurden in der Bibliothek von Beginn an gesammelt, da sie sowohl in Beständen der Rumjancev-Sammlung als auch unter den Privatsammlungen von Avraam S. Norov und Dmitrij A. Gurev einen bedeutenden Platz einnahmen. Die Sammlung konnte kontinuierlich ergänzt werden. Inländische kartographische Drucke erhielt die Bibliothek als Pflichtexemlare, ausländische Drucke gingen vornehmlich über Schenkungen ein. Zahlreiche Schenkungen stammen von bedeutenden russischen Geographen, z. B. Mitrofan Stepanovic Bodnarskij, Aleksandr Aleksandrovic Borzov, von bekannten russischen Reisenden wie Nikolaj N. Miklucho Maklaj, von dem Historiker Petr Ja. Caadaev, von dem Chinaforscher Konstantin Aleksandrovic Skackov oder von dem Ehrenkorrespondenten der Rumjancev-Museen Aleksandr Nikolaevic Neustroev. Hinzu kommen die kartographischen Drucke aus den Bibliotheken von Staatsmännern, Gelehrten und Schriftstellern, z. B. Vasilij F. Odoevskij, Aleksandr Formic Vel'tman oder Michail P. Pogodin.

2.182 Zur Zeit zählt der kartographische Bestand mehr als 250.000 bibliographische Einheiten, darunter 40.000 Atlanten und mehr als 200.000 Karten. Ausländische kartographische Drucke betragen ca. 30 Prozent, davon sind ca. ein Zehntel deutsche historische Drucke (8042 Titel). Bei den ausländischen Karten und Atlanten verblieben die, die nach Gestaltung oder Thematik anderen Bibliotheksabteilungen entsprachen, in den entsprechenden Abteilungen, z. B. künstlerisch gestaltete Karten und Atlanten in der Abteilung für Ikonographie und bis zum 17. Jh gedruckte Karten in der Rara-Abteilung. Deswegen konnte die Zahl der kartographischen Drucke nur annähernd festgestellt werden. Die Aufstellung der Drucke erfolgte nach dem Format. Die deutschen historischen Drucke wurden nach Durchsicht des Alphabetischen Hauptkatalogs ermittelt. Dabei wurden die Drucke nach Titeln erfaßt. Allerdings konnte die Zahl der Exemplare und die Zahl der Bände bei vielbändigen Drucken nicht ermittelt werden. Eine Ausnahme wurde nur für die mehrblättrigen topographischen Karten gemacht.

2.183 Chronologisch verteilen sich die 8041 deutschen kartographischen Drucke auf 18 Titel des 17. Jhs, 1036 Titel des 18. Jhs und 6987 Titel des 19. Jhs. Die Karten des 18. Jhs sind vor allem geographische Länderkarten, darunter zu Deutschland 6 Karten (alle auf Deutsch), zu Rußland 4 (davon 3 auf Deutsch, eine auf Latein), zu Frankreich und Schweden jeweils 2, zu Italien, Ungarn, Tschechien und dem Nahen Osten jeweils eine Karte auf Deutsch.

2.184 Es überwiegen deutsche Karten und Atlanten. Nur 233 Titel sind in anderen Sprachen im deutschsprachigen Raum gedruckt, davon 156 auf Latein (13 Titel des 17. Jhs, 141 des 18. Jhs, 2 des 19. Jhs); 51 Titel auf Französich (22 Titel des 17. Jhs und 29 des 18. Jhs); 17 Titel auf Italienisch; 7 Titel auf Russisch; 2 Titel auf Englisch. Die auf Deutsch, aber außerhalb des deutschsprachigen Raumes herausgegebenen Drucke zählen 206 Titel, davon 203 aus dem 18. Jh und 3 aus dem 19. Jh. Davon entfallen auf Deutschland 8 Karten, auf Österreich eine, auf Preußen 13 und auf die Schweiz 10 Karten. Zu Tschechien sind 82 Karten auf Deutsch vorhanden, zu Frankreich 50 und zur Ukraine 20.

2.185 Für die Analyse der deutschen historischen kartographischen Drucke wurde die in der Bibliothek entwickelte Bibliothekarisch-bibliographische Klassifikation (BBK) zugrundegelegt. Dabei wurden zwei Kennzeichnungen benutzt: die Anordnung der Drucke nach den dargestellten Territorien und die Anordnung nach der Thematik. Die Untergliederung erfolgt vom Allgemeinen zum Einzelnen, also nach dem (groben) Schema Welt, Erdhälften, Erdteile, Kontinente, nicht-administrative Teile des Kontinents und deren Regionen; Staaten - ihre nicht-administrativen Teile, einzelne Objekte der Natur, administrative Teile der Staaten usw. Das Grundschema für die thematische Gliederung von Karten ist wie folgt: Komplexatlanten, allgemeine geographische Karten, Karten der Naturerscheinungen (ca. 25 Untergruppen) und Karten der gesellschaftlichen Ereignisse (ca. 50 Untergruppen). Für die Erfassung der deutschen historischen kartographischen Drucke wurden fünf Gruppen bestimmt: allgemeine geographische Karten und Atlanten (einschließlich topographische Karten und Stadtpläne); politisch-administrative Landkarten und Atlanten; Verkehrskarten oder Reisekarten; allgemeine oder Komplexatlanten; weitere kartographische Drucke (überwiegend historische, geologische, hydrographische, wirtschaftliche und ethnographische Karten sowie Militärkarten).

2.186 Die Landkarten des 17. Jhs sind vorwiegend allgemeingeographische Karten (15 Titel), hinzu kommen 2 Verkehrskarten und 3 geschichtliche Landkarten. Unter den Landkarten des 18. Jhs überwiegen die allgemeingeographischen Landkarten und Atlanten (85 Prozent). Etwa gleichen Umfang haben die politisch-administrativen und die Reisekarten (jeweils 6-7 Prozent); hinzu kommen einige seltene Exemplare, z. B. einen vulkanologischen Atlas, einen geophysischen Weltatlas, einen Atlas zum Erdmagnetismus und einen Religionsatlas. Im 19. Jh erschienen die ersten Komplexatlanten (allgemeine Atlanten), unter denen sich 31 deutsche historische Titel finden: jeweils 12 Atlanten zu Preußen und Österreich, 5 Weltatlanten und 2 zu Nordamerika.

2.187 Aus dem 19. Jh sind in der Gruppe Weitere vorwiegend Geschichtsatlanten zu finden (etwa die Hälfte dieses Bestandes), darunter zahlreiche Lehratlanten. Die andere Hälfte setzt sich zusammen aus geologischen Karten (z. B. mehrblättrige Landkarten Preußens); militärischen Karten und Plänen (Schlachtplänen, Belagerungsplänen, Truppenaufstellungen); hydrographischen Karten (z. B. der Atlas der Flüsse Memel, Pregel- und Weichselstrom, ihre Stromgebiete und ihre wichtigsten Nebenflüsse, hrsg. von Keller, Berlin 1899); astronomischen Karten (13 Titel, davon 7 Karten zum Sternenhimmel, 5 Karten zum Weltall und eine Karte zum Mond); Meereskarten (mit Darstellungen des Pazifiks, des Indischen Ozeans, der Ostsee und des Schwarzen Meeres, sowie von Meerengen wie der von Gibraltar, den Dardanellen oder dem Bosporus).

2.188 Die kleinste der fünf Gruppen der deutschen historischen Drucke enthält 31 Titel mit Komplexatlanten. Die größte Gruppe besteht aus 4112 Titeln allgemeiner geographischer Karten und Atlanten. Dazu gehören sowohl großräumige topographische Karten als auch in kleinem Maßstab gedruckte Überblickskarten von Staaten, Regionen, Bezirken, Departements oder Fürstentümern. Im 17. Jh wurden allgemeine geographische Karten meistens zusammen mit Stadtplänen gedruckt, z. B. von Augsburg, Bamberg, Mannheim, Nürnberg, Elbing und Ulm. Unter den im 18. Jh gedruckten Karten finden sich Stadtpläne von Leipzig, Magdeburg, Mainz, Landau, Landshut und Liegnitz sowie von anderen europäischen Städten. Auf Stadtpläne entfällt etwa die Hälfte der allgemeinen geographischen Karten.

2.189 Die zweitgrößte Gruppe (25 Prozent) umfaßt geographische Karten einzelner Staaten, vornehmlich aus dem 19. Jh, darunter mehrblättrige topographische Landkarten Deutschlands und der Schweiz. Ein Viertel der allgemeinen Landkarten sind Überblickskarten einzelner Staaten und ihrer Regionen. Fast die Hälfte sind Karten Deutschlands (1978 Titel); 1281 Titel sind Karten europäischer Länder (jeweils zwischen 10 und 40 Titel pro Land). Das Gesamtterritorium Europas wird auf 325 Karten dargestellt, die Ukraine auf 195 Karten, Preußen auf 195. Allgemeine Weltkarten betragen 177 Titel. Darstellungen weiterer Weltteile verteilen sich auf Karten Asiens und seiner Teile (89 Titel), Afrikas (29), Amerikas (34) und Australiens (8).

2.190 Die zweite Gruppe bilden mit 1167 Titeln die politisch-administrativen Karten und Atlanten. Hier überwiegen mit 466 Titeln die politischen Karten zu Deutschland. Auf Europa entfallen ca. 100 Titel, auf Preußen 50. 42 Titel sind Weltkarten, 80 Titel betreffen Rußland insgesamt oder seine Regionen und 300 die Staaten Europas. Zu Asien sind 40 Titel, zu Afrika 24, zu Amerika 34 und zu Australien 3 Titel vorhanden.

2.191 Verkehrskarten zählen 424 Titel. Deutschland ist hier mit 152 Titeln am häufigsten vertreten. Zu Europa insgesamt finden sich 61 Karten, zu Preußen 18, zu Asien 22 und zu Afrika 16. Auf weitere Regionen entfallen jeweils 3 bis 8 Titel.

2.192 Zu der Gruppe Weitere gehören 2237 Titel, darunter zu Deutschland 1182 Titel und zu Preußen 113, meist vielblättrige geologische Karten. Auf andere Länder und Regionen entfallen jeweils 7 bis 10 Titel, meist geschichtliche, militärische oder landwirtschaftliche Karten, Reisekarten und Karten zu Naturerscheinungen. 220 Titel sind zu europäischen Ländern vorhanden. Bei den Beständen zu Deutschland handelt es sich überwiegend um Geschichtsatlanten, meist aus der Verlagsproduktion von Justus Perthes, die im 19. Jh ihren Höhepunkt erreichte. Daneben finden sich Landkarten von Privatverlagen und aus privaten Sammlungen.

2.193 Unter den deutschen kartographischen Drukken des 17. Jhs ist neben einem Plan Jerusalems eine Ausgabe des von Georgius Braun herausgegebenen Atlas Beschreibung und Contrafactur von den vornembsten Stetten der Welt erwähnenswert sowie von Matthäus Merian die Stadtpläne von Augsburg (1633) und Bacharach (1650). Aus dem 18. Jh finden sich Werke der Kartographen Johann Baptist Homann, Gabriel Bodenehr, Tobias Lotter und Johannes Stern. Hauptdruckorte von Landkarten aus dieser Zeit waren Augsburg und Nürnberg. Weitere nennenswerte Kartographen des 18. Jhs sind Tobias Mayer mit Landkarten Schlesiens, Litauens, des Finnischen Meerbusens sowie politischen Karten einzelner Staaten Europas; Johann Christian Müller mit allgemeinen geographischen und politischen Karten der Länder Europas; François Louis Gössefeld mit allgemeinen geographischen Karten der Staaten Europas und politischen Karten einzelner administrativer Einheiten und Matthias Seutter, der neben Landkarten Deutschlands und Stadtplänen Landkarten einzelner europäischer Regionen erstellte. An Kartographen des 19. Jhs seien T. Menke, F. W. Putzger und K. Spruner erwähnt, die sich vor allem auf historische Weltatlanten, Atlanten Europas und einzelner Staaten spezialisiert hatten, sowie Heinrich und Richard Kiepert, Herausgeber von Geschichtsatlanten und von allgemeinen geographischen und thematischen Landkarten.

2.194 An Verlagen sei vor allem Justus Perthes in Gotha genannt, der sich auf historische und politische Atlanten Europas und einzelner Staaten spezialisiert hatte; weiter Richard Andree, der vorwiegend allgemeine geographische Weltatlanten verlegte, sowie Carl Flemming, bei dem neben Landkarten Deutschlands und Österreich-Ungarns allgemeine geographische und politische Karten aus dem europäischen Raum erschienen sind.

2.195 Zu den historischen deutschen kartographischen Drucken gehören auch einzelne Landkarten aus Privatsammlungen, so aus der Sammlung von Nikolaj P. Rumjancev ein in Latein erschienener Weltatlas (Berlin 1760), der Atlas der Antike von Ch. Weigel (Nürnberg 1747), der Lehratlas der Antike von A. van Kampen (Gotha 1888); die in Deutsch publizierte Landkarte des Königreichs Bosnien (Wien 1788), der Atlas des Theaters des Kriegs auf der Grenze Deutschlands und Frankreichs (Nürnberg 1793) sowie Hydrographischer Atlas des Rheins (Darmstadt 1799-1800). Aus der Sammlung Caadaev stammen die Karte des Königreichs Preußen (Berlin 1763; auf Latein), die Postlandkarte Österreich-Ungarns (Wien 1782) und die Landkarte Süd-Amerikas (Weimar 1825, auf Deutsch).

Ljudmila Sincuk

Alevtina Sacharova

Noten- und Tonträgerbestand

2.196 Mit der Einrichtung eines Notenbestandes begann man schon 1862, kurz nach Gründung der Bibliothek. Die Arbeit an den Notendrucken gestaltete sich bis Mitte des 20. Jhs jedoch schwierig, da diese zusammen mit Broschüren, Programmen und Preislisten in einem gemeinsamen Magazin ausgelagert waren. Dies wirkte sich auch negativ auf die Erfassung und Bearbeitung des Notenbestandes aus. Seit 1960 werden die Bestände zusammen mit den aus dem Hauptmagazin übergebenen Notendrucken kontinuierlich erschlossen. Zur Zeit umfaßt der Notenbestand ca. 350.000 Titel, davon 60.000 im Ausland erschienene Drucke. Hauptquellen zur Ergänzung des ausländischen Bestandes sind Ankäufe bei Antiquariaten und Privatpersonen, Schriftentausch und Schenkungen.

2.197 Deutsche historische Notendrucke machen ca. 12.000 Titel (ca. 5 Prozent) aus. Die meist aus dem 18. und 19. Jh stammenden Notendrucke erschienen hauptsächlich in Berlin, Bonn, Dresden und Offenbach a. M. An Verlagen sind vor allem zu nennen Breitkopf & Härtel (z. B. gesammelte Werke von J. Haydn, Leipzig 1799; Klavierwerke von Mozart, im einzelnen seine Klavierkonzerte Nr. 3, 10, 11-13, 14-17, Leipzig 1803-1804), C. F. Peters, N. Simrock (z. B. die Klavierbearbeitung der Ouvertüre zu Mozarts Oper Figaros Hochzeit, Bonn 1793-1794), J. André (z. B. J. F. H. von Dalberg, Die schöne hochzeitliche Nacht und der schöne hochzeitliche Tag, Offenbach a. M. 1793), Schwickert (z. B. Georg Benda, Medea, Leipzig 1778), J. Hummel (z. B. 6 Sonaten von Luigi Bocherini, Berlin und Amsterdam 1780).

2.198 Kantaten- und Oratorienpartituren, meist bei Breitkopf & Härtel gedruckt, sind zahlreich vorhanden, z. B. Mozart, Hymne Nr. 1; Haydn, Te Deum und Der Sturm; Händel, Empfindungen am Grabe Jesu und Messias (Provenienz Familie der Fürsten Barjatinskij). Beispiele für die von D. G. Steibelt entwickelte Lehrmethodik des Klavierspiels sind die ebenfalls von Breitkopf & Härtel verlegten Titel Douze exercices und Méthode de piano ou l'art d'enseigner (beide Leipzig 1809). Vokalmusik ist mit Johann Gottlieb Naumanns Aedone und Aedi oder die Lehrstunde (Dresden 1786) repräsentiert.

2.199 Eine besondere Gruppe bilden die Ende des 19. Jhs in Deutschland mit dem Impressum M. P. Beljaev in Leipzig erschienenen Werke von russischen Komponisten. Mitrofan Petrovic Beljaev (1836-1903), der eine bedeutende Rolle im Musikverlagswesen spielte, war ein aktiver Mäzen und aufgeklärter Musikliebhaber. Die Herausgabe russischer Komponisten wurde sein Lebenswerk, wozu er intensive Kontakte nach Leipzig knüpfte. Ende des 19. Jhs bestanden zwischen Rußland und anderen Staaten noch keine literarisch-künstlerischen Abmachungen, so daß die in dieser Zeit in Rußland gedruckten Werke russischer Komponisten vor ausländischen Nachdrucken nicht geschützt waren. In Leipzig befand sich die Notendruckerei von Karl Gottlieb Röder, die wegen ihrer gewissenhaften Arbeitsweise und des feinen, exakten Notendrucks bekannt war. Zu seinem Leipziger Beauftragten setzte Beljaev Franz Scheffer ein, der im Bereich des musikalischen Verlagswesens und Buchhandels große Sachkenntnis besaß. Er mußte die aus St. Petersburg geschickten Manuskripte für den Notenstich bei Röder vorbereiten, den Zeichnern und Lithographen Hinweise für die Gestaltung der Titelblätter und Einbände geben und die rechtzeitige Lieferung der Korrekturen besorgen. So lag die technische Seite der Verlagstätigkeit von Beljaev in Leipzig, die Geschäftsleitung jedoch in St. Petersburg. Mitglieder der dafür eingerichteten Kommission wurden bedeutende russische Komponisten wie Nikolaj A. Rimskij-Korsakov, Aleksandr K. Glazunov und Anatolij K. Ljadov.

2.200 Auf diese Weise wurde in Leipzig eine große Anzahl von Werken russischer Komponisten publiziert, z. B. von Petr I. Cajkovskij das symphonische Gedicht Fatum (1896), die Ouvertüre zum Drama von Aleksandr N. Ostrovskij, Gewitter (1896), Andante und Finale (1897) und die symphonische Ballade Wojewode [Heerführer] (1897); von Aleksandr P. Borodin die Oper Fürst Igor (1888) sowie daraus die Ouvertüre, die Tänze und der Marsch (1899); von Sergej I. Taneev die berühmte Romanze An die Küsten des fernen Vaterlands (o. J.) und sein 2. Quartett (1896); von Nikolaj A. Rimskij-Korsakov die Symphonie Märchen für ein großes symphonisches Orchester (1886), 4 Romanzen für eine Stimme mit Klavier (1895), Serenade für Violoncello und Klavier (1895); von Cezar A. Kjui Hymne von Valsingam zu dramatischen Ausschnitten aus Aleksandr Puškins Festmahl in der Pestzeit (1895), sowie Werke von Aleksandr T. Grecaninov, Aleksandr N. Skrjabin, Anatolij K. Ljadov, Michail A. Balakirev, Nikolaj N. Cerepnin. Hinzu kamen zahlreiche Werke von Aleksandr T. Glazunov, z. B. Serenade für Orchester (1883) oder das symphonische Bild Kreml (1892). Nennenswert sind auch einige Werke des späteren Klassikers der lettischen Musik, Jasep Vitol (auch Jazeps Vitols), so seine Romanze für Violine und Orchester (1894), das Streichquartett G-Dur (1899), die dramatische Ouvertüre op. 21 (1896), sowie von Felix Blumenfeld, dem späteren Klavierpädagogen und Lehrer des berühmten russischen Pianisten Heinrich Neuhaus, 24 Präludien für Klavier (1892) und das Streichquartett F-Dur (1898).

Galina Timošenko

Ikonographische Abteilung

2.201 Der Grundstein zum Bestand der Kupferstichabteilung - heute Ikonographische Abteilung - wurde von Zar Alexander II. gelegt, der den 1862 eröffneten Moskauer Öffentlichen und Rumjancev-Museen die bis dahin in der Eremitage aufbewahrte Kupferstichsammlung schenkte (20.170 Blätter). Weitere Schenkungen folgten regelmäßig, darunter von S. V. Celnokov mehr als 50 Stiche (von Luca von Leiden und Albrecht Dürer); von A. P. Klackov (Kupferstiche von I. Lot, J.-G. Ross, Chr. Brandt und J. Schmutzer) und von K. I. Rjumin, der den Museen 2500 Blätter alter und neuer Stiche übergab. Eine vorzügliche Sammlung russischer und ausländischer Kupferstiche spendete der Akademiker-Stecher Nikolaj S. Mosolov (1847-1914), der der Sammlung von Beginn an seine Stiche und Kunstalben schenkte und später auch die restlichen Drucke (die Familiensammlung) vermachte - insgesamt mehr als 4000 Kupferstichblätter (davon 117 Werke von Dürer und 638 Blätter mit Radierungen von Georg Friedrich Schmidt), Zeichnungen, Reproduktionen sowie 2000 Bücher. Neben Einzelpersonen förderten auch in- und ausländische Universitäten sowie andere Einrichtungen und Gesellschaften (wie das Deutsche Archäologische Institut und die Deutsche Archäologische Gesellschaft, die über einen längeren Zeitraum mit dem Museum zusammenarbeiteten) den Ausbau des Bestandes. In den Jahren nach der Revolution von 1917 kamen noch Zehntausende Rara hinzu.

2.202 Im Jahre 1824 wurden die Hauptsammlung der Stiche sowie die dazugehörigen Kunstbände und -alben (mehr als 120.000 Bde, einschließlich der Mosolov-Sammlung) dem neu gegründeten Museum der westlichen Kunst (heute Staatliches Puškin-Museum der darstellenden Kunst) übergegeben. Kleinere, im Bestand verbliebene Sammlungen bildeten die Grundlage zur neuen Kupferstich- und Lithographiensammlung; die Bestände an Kunst- und Photoalben und - als neuer Graphiktyp - an politischen Plakaten, Werbe- und Filmplakaten wuchsen rasch. Für die Arbeit mit diesen Materialien wurde der Sektor für Ikonographie bei der Rara-Abteilung eingerichtet, der 1990 in die heutige Ikonographische Abteilung umgewandelt wurde. Im einzelnen werden heute gesammelt: Inländische Alben seit dem 18. Jh, ausländische seit dem 17. Jh; inländische Blattdrucke seit dem 17. Jh, ausländische seit dem 15. Jh; Druckgraphik, Textillustrationen, Stiche, Plakate, primitive Bilder, Reproduktionen, Postkarten, Photoalben und Einzelphotos, angewandte Graphik, Kunstalben sowie außergewöhnliche Beispiele der Druckproduktion (auf Seide gewebte, auf Stoff, Film oder Metallplatten gedruckte Bildnisse).

2.203 Zur Zeit zählt der Bestand mehr als 1.300 .000 Einheiten, davon mehr als 200.000 ausländische Drucke. Deutsche historische Drucke umfassen ca. 7000 Einheiten (Alben, Kupferstiche, primitive Bilder, Reproduktionen und Postkarten).

Albensammlung

2.204 Ausländische Alben machen etwas mehr als 15.000 Bde aus, davon sind 732 Bde (4 Prozent) deutsche historische Alben aus dem 17. bis 19. Jh. Sie enthalten Darstellungen von Kunstwerken, Bildnisse, Reisezeichnungen sowie Darstellungen zur Geschichte und zur Botanik. Besonders wertvoll sind die Alben von nicht zur Auflage gebrachten Kupferstichen und Lithographien. Die Alben haben unterschiedlichen Inhalt und Erhaltungsgrad; oft fehlen Titelblätter oder Kommentare, was die Ermittlung des Erscheinungsjahres und -ortes erschwert. Inhaltlich verteilen sie sich auf 3 Gruppen: (1) Abbildungen (in Originalstichen) von Gemälden aus Sammlungen (sogenannte Galeriewerke), z. B. der Dresdner Gemäldegalerie und Gemäldegalerien von München; (2) Alben mit gemeinsamem Thema oder gemeinsamem Autor mit Darstellungen und erläuternden Texten; (3) Alben mit Reproduktionen und originaler Druckgraphik.

2.205 Im deutschsprachigen Raum erschienen auf Deutsch ca. 700 Bde, davon 70 aus dem 17. Jh, z. B. Basilius Besler, Hortus Eystettensis (Nürnberg 1640, zweite, leicht verkürzte Ausgabe); Christoph Weigel, Biblia ectypa. Bildnisse auss der Heiligen Schrifft dess Alten und Neuen Testaments (Regensburg 1697, 2 Bde, mit Exlibris der Hauptbibliothek des Heiligen Dreieinigkeits-Sergius-Klosters bei Moskau und Übersetzung des Textes vom Deutschen ins Kirchenslawische, in der Schnellschrift des 18. Jhs). Aus dem 18. Jh sind 100 Bde vorhanden, z. B. ein Album aus der Sammlung V. A. Desnickij, Johann Friedrich Anthings Collection de cent silhouettes des personnes illustres et célèbres, dessinées, d'après les originaux (Gotha 1791, mit 65 Silhouetten); das Album aus der Privatsammlung Zar Alexanders II., Friedrichs II. Königs von Preußen Armee ... (Potsdam: C. C. Horwath 1789, mit Kupferstichen von Ludwig Schmidt).

2.206 Aus dem 19. Jh stammen ca. 500 Bde, z. B. das Album mit gesammelten Werken von Wenzel Böhm, Der ersten deutschen Künstler meines Freundes Kunstwerke (Dresden und Leipzig 1814; thält 98 Stiche, d. i. ca. 75 Prozent aller von Böhm erstellten Werke, daneben ein Ms. mit der Biographie des Künstlers und ein handschriftliches Exlibris: Bibliotheca Tilesiana 1814); Friedrich Schlater, Neue Sammlung von Portraits der Professoren und Privat-Docenten an der Kaiserlichen Universität Dorpat. Nach dem Leben und auf Stein gezeichnet von Fr. Schlater (15 Blätter, Dorpat: Franz Kluge 1848-1849). Die Lithographien von Schlater wurden mit den Portraits von Professoren ergänzt, die von einem anderen Maler gemalt und von anderen Lithographen gestochen worden sind (insgesamt 40 lithographierte Porträts). Die fremdsprachigen Alben verteilen sich auf Latein (14 Bde), Französisch (11 Bde) und Englisch (4 Bde). Die außerhalb des deutschsprachigen Raumes in Deutsch erschienenen Alben zählen 23 Bde.

Graphik in einzelnen Blättern

2.207 Die Sammlung umfaßt 44.600 Blätter, davon ca. 5000 Blätter deutscher Herkunft (ca. 10 Prozent). Da die graphischen Blätter gruppenweise bearbeitet und zusammengestellt sind (allerdings ohne Katalogerschließung), ist eine chronologische Aufgliederung nur annähernd möglich. Etwa 40 Prozent stammen aus dem 15. bis 18. Jh. Wo es möglich war, wurde die Verteilung nach Jahrhunderten in der systematischen Übersicht genannt, um eine ungefähre Vorstellung von der Entstehungszeit wenigstens der Hälfte der Blätter zu erhalten. Dazu einige Beispiele aus dem 15. bis 17. Jh: Unbekannter Stecher (Ende 15., Anfang 16. Jh), Der Heilige Vikarius. Der Bischof von Baumgarten; Martin Zasinger, Das liebende Paar; Heinrich Aldegrever, Der Glaube (1528); Hans Brosamer, Die Erscheinung des Propheten Avdij (16. Jh); Lucas Kilian, Das Bildnis von Albrecht Dürer (ca. 1608); Raphael Sadeler, Christus in Emmaus (ca. 1593). Beispiele aus dem 18. Jh sind Johann Elias Ridinger, Friedrich V.; Daniel Chodowiecki, Daniel; Karl Gotfried von Tile (1773). Aus dem 19. Jh seien erwähnt Adalbert Müller, Drei Schneider und Johann Christoph Erhard, Das Höllental.

2.208 2820 Kupferstiche, Lithographien und Radierungen wurden in den selbständigen thematischen Sammlungen vereinigt, ohne Gliederung nach Autoren und Druckarten. Die Themen der Sammlungen sind nach der Bibliothekarisch-bibliographischen Klassifikation (BBK) festgelegt. Auf das Thema Lebensweisen tfallen 255 Bl. (z. B. Stadtleben 60 Bl. des 17. und 18. Jhs, 100 Bl. des 19. Jhs; Landleben 60 Bl. des 19. Jhs) Jagdszenen 8 Bl. des 19. Jhs; Karikaturen 27 Bl. des 19. Jhs); Der Mensch in der Kunst des 18. Jhs 40 Bl.; Städteansichten 272 Bl.; Landschaften 60 Bl. (davon 10 Bl. Park- und Gartenarchitektur); Geschichte 35 Bl; Kostüme 178 Bl. (davon weltliche Kostüme 4 Bl. des 18. Jhs, 19 Bl. des 19. Jhs); Uniformen 145 Bl. des 19. Jhs; Ordenstrachten 10 Bl.; Allegorien 50 Bl.; Mythologie 30 Bl.; Religiöse Sujets 400 Bl; Einzelblätter von Stichen aus dem 16. bis 18. Jh 1500 Bl.; Porträtstiche 380 Bl. (davon 33 Bl. des 17. Jhs: Porträts von Albrecht VII., Kepler u. a.; 167 Bl. des 18. Jhs: Porträts von Friedrich II., Schiller u. a.; 180 Bl. des 19. Jhs: Porträts von Humboldt, Loder, Jean Paul u. a. Von besonderem Interesse ist die Kupferstichsammlung von A. S. Petrovskij, die 1968 von der Bibliothek gekauft wurde. Sie umfaßt mehr als 2000 Blätter, auch deutscher Herkunft.

Primitive Bilder

2.209 Die Sammlung der primitiven Bilder enthält mehr als 30.000 Blätter, davon 615 deutsche historische Drucke. Inhaltlich verteilen sie sich auf 58 Bl. zur Geschichte; 100 Bl. zur Militärgeschichte; 300 Bl. Städteansichten; 17 Bl. zu religiösen Motiven; 10 Rebusblätter (Bilderrätsel); 130 Bl. Karikaturen des Alltagslebens und politische Karikaturen. Kataloge zu diesen Drucken fehlen.

Reproduktionen

2.210 Die Reproduktionen von Gemälden ausländischer Maler zählen 14.329 Blätter, davon können 250 Bl. als deutsche historische Drucke gelten. Überwiegend sind es Reproduktionen von Gemälden mit religiösen Sujets des 19. Jhs. Kataloge zu den Reproduktionen fehlen.

Photoalben

2.211 Photoalben aus dem deutschsprachigen Bereich liegen nur in 50 Bdn vor. Sie erschienen überwiegend im 19. Jh und sind vor allem Sammelalben mit Stadtansichten, Darstellungen von Szenen des Alltagslebens oder Reproduktionen von Kunstwerken.

Postkarten

2.212 Die Sammlung ausländischer Postkarten umfaßt mehr als 68.000 Blätter, darunter ca. 300 Karten mit Ansichten von deutschen Städten (Berlin, München u. a.), vermutlich Ende des 19. Jhs erschienen. Auch zu dieser Sammlung fehlen Kataloge.

Vera Grecaninova


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.