FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
     Home > Deutschland > Sachsen A - K > Dresden
     Sachsen L - Z

Sächsische Landesbibliothek (ab 1996 SLUB, Standort Marienallee)

Adresse. Marienallee 12, 01099 Dresden [Karte];
Postanschrift 01054 Dresden
Telefon. (0351) 81 30-0
Telefax. (0351) 81 30-200
Bibliothekssigel. <14>


Unterhaltsträger. Freistaat Sachsen
Funktion. Wissenschaftliche Zentral- und Archivbibliothek des Freistaates Sachsen.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Wissenschaftsgebiete mit Schwerpunkt Geisteswissenschaften. - 2. Besondere Sammelgebiete: Saxonica, Musik, Kunst, Stenografie; Sondersammelgebiete der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 1993: Zeitgenössische Kunst ab 1945, Fotografie, Industriedesign und Gebrauchsgraphik.


Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Präsenzbenutzung der historischen Bestände bis Erscheinungsjahr 1950, für Bestände der Sondersammlungen sowie für Literatur, die der Pflichtabgabe unterliegt. - Öffnungszeiten: Auskunft, Ausleihe, Haupt- und Zeitschriftenlesesaal: Montag bis Samstag 9-19 Uhr; Musikabteilung/Neue Drucke: Montag, Mittwoch, Freitag 9-16 Uhr, Dienstag, Donnerstag 9-19 Uhr, Samstag 9-13 Uhr; Musikabteilung/Handschriften, Alte Drucke: Montag bis Freitag 9-16 Uhr; Handschriften/Sonderbestände: Montag bis Freitag 9-16 Uhr; Buchmuseum: Montag bis Freitag 9-16 Uhr, Samstag 14 Uhr öffentliche Führung. - Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr. - Außenstelle: Stenografische Sammlung, Bautzner Str. 19 (Loge), 01099 Dresden. Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag 10-16 Uhr, Dienstag 10-18 Uhr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm-Lesegeräte, Fotowerkstatt und Spezialabteilung (Dezernat Deutsche Fotothek).
Gedruckte Informationen. Informationsblätter zu den Fachgebieten und Spezialsammlungen; SLUB-Kurier: Aus der Arbeit der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung zur Benutzung von Sonderbeständen (Hss., historische Karten, Rara) erforderlich. - Verkehrsverbindung: S- und Fernbahnhöfe Dresden Hauptbahnhof, Dresden-Neustadt. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof und Bahnhof Neustadt (Linie 11) bis Haltestelle Forststraße; ab Hauptbahnhof (Linie 7) bis Haltestelle Stauffenbergallee. Stadtverkehr (Linie 13) bis Haltestelle Alaunplatz, Linie 8 bis Haltestelle Stauffenbergallee, Buslinie 91 bis Marienallee. Parkplatz vor der Bibliothek. - Stenografische Sammlung: Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof und Bahnhof Neustadt (Linie 11), ab Bahnhof Neustadt (Linie 6). Stadtverkehr (Linien 3, 7, 8, 51) bis Haltestelle Albertplatz. Begrenzte Parkmöglichkeit an der Bautzner Straße.

Inhalt

 Bestandsgeschichte ......................[1.1] 
 Bestandsbeschreibung ....................[2.1] 
 Chronologische Übersicht 
 und Übersicht nach Sprachen .............[2.4] 
 Systematische Übersicht .................[2.5] 
 Allgemeines .............................[2.5] 
 Altertumswissenschaften .................[2.9] 
 Buch- und Bibliothekswesen ..............[2.16] 
 Biographien .............................[2.20] 
 Geographie ..............................[2.22] 
 Geschichte ..............................[2.32] 
 Handelswissenschaft .....................[2.91] 
 Kriegs- und Militärwissenschaft .........[2.94] 
 Kunst ...................................[2.97] 
 Dramatica ...............................[2.107] 
 Landwirtschaft ..........................[2.113] 
 Literatur ...............................[2.117] 
 Sprachen ................................[2.138] 
 SL Dresden:
 Mathematik ..............................[2.151] 
 Medizin und Pharmazie ...................[2.153] 
 Naturwissenschaften .....................[2.158] 
 Pädagogik ...............................[2.170] 
 Philosophie .............................[2.173] 
 Rechtswissenschaft ......................[2.179] 
 Staatswissenschaft ......................[2.232] 
 Technik .................................[2.236] 
 Theologie ...............................[2.242] 
 Sport und Spiele ........................[2.285] 
 Sonderbestände und Sondersammlungen .....[2.286] 
 - Musikabteilung ........................[2.310] 
 - Stenografische Sammlung ...............[2.320] 
 Kataloge ................................[3.0] 
 Moderne Allgemeine Kataloge .............[3.1] 
 Moderne Sonderkataloge ..................[3.2] 
 Historische Kataloge des Gesamtbestandes 
 und von Teilbeständen ...................[3.3] 
 Historische Kataloge der inkorporierten Bibliotheken 
 und Sammlungen ..........................[3.4]
 Quellen und Darstellungen
 zur Geschichte der Bibliothek............[4.0] 
 Archivalien .............................[4.1] 
 Darstellungen ...........................[4.2] 
 Veröffentlichungen zu den Beständen .....[5.0] 

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Sächsische Landesbibliothek geht auf die Privatbibliothek des sächsischen Kurfürsten August (reg. 1553-1586) zurück, der seit etwa 1556 Bücher, Kupferstiche, Holzschnitte und Karten sammelte. Aus zwei noch erhaltenen Katalogen geht hervor, daß die Bibliothek 1574 aus 1721 Bdn bestand und bis 1580 auf 2354 Bde anwuchs. Orientiert am humanistischen Bildungsideal, enthielt sie Werke aus allen Wissenschaften. Nächst den antiken Klassikern und der Theologie waren am stärksten die Geschichte mit Chroniken und Historienbüchern sowie das Recht, insbesondere Staatsrecht, vertreten; dazu in einer repräsentativen Auswahl Mathematik, Astronomie, Geometrie, Medizin, Montanwissenschaft, Agrotechnik und Numismatik. Bei den Ankäufen ließ sich der Kurfürst von Professoren der Universitäten Leipzig und Wittenberg beraten, wählte aber auch selbst aus den Meßkatalogen aus. Literatur aus dem Ausland besorgte sein Geschäftsträger Hubert Languet (1518-1581). Mittelalterliche Hss. und Inkunabeln lagen nicht im Plan der für den praktischen Gebrauch angelegten Sammlung.

1.2 In den ersten Jahren hatte August seine Bücher von Dresdner Meistern binden lassen. 1566 holte er Jakob Krause (1531-1585) an seinen Hof, der seiner Bibliothek mit künstlerisch gestalteten Pergament- und Kalblederbänden ihr unverwechselbares Gepräge gab. Die Bibliothek war im Dresdner Schloß, seit 1574 in der fürstlichen Sommerresidenz Annaburg bei Torgau aufgestellt. Augusts Sohn und Nachfolger Kurfürst Christian I. (reg. 1586-1591) machte sich durch die Erwerbung der Bibliotheken des Humanisten Georg Fabricius (1516-1571) und des sächsischen Adligen Dietrich von Werthern (1468-1536) verdient. Letztere umfaßte 3312 Werke aus allen Wissensgebieten, darunter 496 Inkunabeln. Dresden 1a Sächsische Landesbibliothek

1.3 Mit dem Tode Christians schließt die erste Periode der Geschichte der Bibliothek. Ihre Entwicklung stagnierte während des ganzen 17. Jhs. Von 1593 bis 1680 unterstand sie den Oberhofpredigern. Die Vermehrungen waren unbedeutend und fast ausschließlich auf theologische Literatur und gelegentliche, dem Landesherrn überreichte Geschenke beschränkt. Die einzige bemerkenswerte Erwerbung erfolgte 1651 durch den Ankauf der Büchersammlung des Wittenberger Professors der Dichtkunst Friedrich Taubmann (1565-1613), die das Fach der Klassischen Philologie ergänzte und fortführte. Seit dem Erscheinen der Acta eruditorum (1682 ff.) erhielt die Bibliothek gegen einen festen Betrag alle darin rezensierten Werke.

1.4 Eine Wendung zum Besseren setzte unter der Regierung Friedrich August I. (1694-1733) ein. Zu den von ihm getroffenen Maßnahmen gehörte die Entflechtung der kurfürstlichen Sammlungen. Die Bibliothek gab Zeichnungen, Kupferstiche, Gemälde und Antiken an die Kunstkammer ab und erhielt ihrerseits zwischen 1717 und 1733 von dort, aus der Rüstkammer und dem Grünen Gewölbe eine nicht unbedeutende Anzahl von Büchern und Hss. Die Reihe der großen Erwerbungen im 18. Jh wurde mit der Bibliothek des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz (1664-1718) eröffnet, die als Erbe an den Kurfürsten fiel. Aus der universal ausgerichteten Sammlung mit 8143 Bdn wurden die Hss. vollständig einverleibt, von den Drucken die als brauchbar erachteten Bücher, darunter ein Pergamentdruck der Mainzer lateinischen Bibel von 1462.

1.5 Umfangreicher war die Vermehrung durch den Ankauf der Bibliothek des Kriegsrates und Zeremonienmeisters Johann von Besser (1654-1729). Für die 17.000 Bde wurden 1727 10.000 Taler bezahlt; die Bücher blieben Besser bis zu seinem Tode zum Gebrauch überlassen. Besser hatte Geschichte und Staatswissenschaften besonders berücksichtigt, ohne jedoch die anderen Wissenschaften zu vernachlässigen. Charakteristisch für Bessers Sammelleidenschaft war die Jagd nach Raritäten, deren er auf in- und ausländischen Auktionen habhaft zu werden suchte. Ihn interessierte alles, was damals als selten, merkwürdig oder kurios galt. Die Bücher sind einfach gebunden und enthalten größtenteils bibliographische Notizen von seiner Hand.

1.6 Unter Friedrich August I. wurde die reguläre Erwerbung neuerer Literatur wieder aufgenommen, wenn auch ohne festen jährlichen Fonds. Lieferant war seit 1728 der Leipziger Buchhändler Georg Moritz Weidmann (1686-1743), seit 1744 die Walthersche Hofbuchhandlung in Dresden (Georg Konrad Walther, 1710-1778). Die Bücher wurden in Kalbleder gebunden und trugen das königlich-polnische und das kurfürstlich-sächsische Wappen. Auch für die bessere Unterbringung der Bibliothek wurde gesorgt: Sie erhielt drei nach dem Schloß zu gelegene Pavillons des Zwingers.

1.7 Während der Regierungszeit Friedrich August II. (1733-1763) erwarb sich der Hofkaplan und Bibliothekar Johann Christian Götze (amtierte 1734-1749) Verdienste um die Bibliothek. Er kaufte 1737 beträchtliche Teile der Bibliothek des Rechtsgelehrten Johann Gottfried Sellius (†1767) und 1738 eine Sammlung zur polnischen und preußischen Geschichte des Hofrats David Braun (1664-1737). Hochrangige Einzelstücke brachte Götze von zwei Reisen mit. Die erste führte ihn 1739 nach Österreich und Italien. Unter den 300 dort erworbenen Drucken und Hss. befand sich die als Codex Dresdensis bekannt gewordene Mayahandschrift. Die vorzüglichsten Käufe seiner zweiten Reise (1747) wurden in Wien, Graetz, Padua, Verona und besonders in Venedig aus der Bibliothek des Dichters Giovanni Sagredo (*1667) gemacht. Die Erwerbungen ließen den Wunsch nach einem neuen Katalog - der letzte stammte aus dem Jahr 1597 - immer dringlicher werden. 1743 wurde Heinrich Jonathan Clodius (amtierte 1743-1767) dafür angestellt.

1.8 Im Jahre 1750 waren die alphabetischen Nominalkataloge der einzelnen Wissenschaftsfächer fertig; zwischen 1750 und 1753 entstand ein Alphabetischer Katalog der ganzen Bibliothek in 20 Bdn. Gleichzeitig wurden die Bücher innen mit Signaturen versehen und ein Standortverzeichnis angelegt. Das Vorhaben, Realkataloge anzufertigen, blieb in den Anfängen stecken. Die Katalogisierung war mit einer neuen Anordnung der Bücher verknüpft, bei der weniger das System als die Tatsache von Interesse ist, daß Clodius angebundene Schriften abtrennen und einzeln binden ließ. In die Amtszeit von Clodius fallen bedeutende Ankäufe auf Auktionen: 1750 aus der Bibliothek Valentin Ernst Löschers (1673-1749) und 1755 aus den Büchersammlungen des Juristen und Dichters Friedrich Otto Mencke (1708-1754) und des Theologieprofessors Christian Friedrich Börner (1683-1753). Die mathematische Bibliothek des sächsischen Kommissionsrates Johann Gottlieb Walz (in Quellen erwähnt 1736) wurde im ganzen erworben, ebenso die medizinische Bibliothek des Leibarztes Johann Heinrich von Heucher (1677-1747). Der Siebenjährige Krieg unterbrach die Entwicklung der Bibliothek. Alle Erwerbungen, sogar von Fortsetzungswerken, wurden eingestellt. 1.5

1.9 Unter dem Prinzen Xaver als Administrator (Amtszeit 1763-1768) und nach dem Regierungsantritt Kurfürst Friedrich August III. (reg. 1768-1827) begann die eigentliche Glanzzeit der Bibliothek. Binnen weniger Jahre rückte sie in die vorderste Reihe der deutschen Bibliotheken auf. 1764 wurde die Bibliothek des Reichsgrafen Heinrich von Bünau (1697-1762) mit 42.000 Bdn für 40.000 Taler und vier Jahre später die Bibliothek des ehemaligen sächsischen Premierministers Heinrich von Brühl (1700-1763) mit 62.000 Bdn für 50.000 Taler angekauft. Bünau hatte von 1720 bis etwa 1756 gesammelt, ursprünglich wohl in der Absicht, sich eine Basis für seine Teutsche Reichs- und Kaiserhistorie zu schaffen. Die Literatur zur Geschichte war mit ca. 12.500 Bdn am stärksten vertreten, gefolgt von Theologie (ca. 7600 Bde), den Poeten (ca. 6800 Bde) und der Berufswissenschaft Bünaus, dem Recht (ca. 5200 Bde). Mit 69 Fächern umfaßte die Bibliothek jedoch das gesamte Spektrum der Wissenschaften seiner Zeit. Dank eigener subtiler Kenntnisse, eines reichen Fundus bibliographischer Hilfsmittel und befähigter Bibliothekare entstand eine schon von den Zeitgenossen bewunderte Büchersammlung.

1.10 Bünau selbst sah sie als Muster einer universalen Gelehrtenbibliothek an und ließ ab 1750 einen leider unvollendet gebliebenen Katalog drucken. Die Zahl der Titel lag wesentlich höher als die Zahl der Bände. Das Übergabeverzeichnis führt am Ende 830 Faszikelbände mit Dissertationen, Programmen und Schediasmen auf, die insgesamt etwa 70.000 Kleinschriften enthielten. Bünau hat viel auf Versteigerungen erworben. Er kaufte aus den Bibliotheken von Johann Albert Fabricius (1668-1736), Johann Gottfried Sellius (versteigert 1737), Peter Burmann (1668-1741) und des Grafen Carl Heinrich von Hoym (1694-1736). Hoym war von 1720 bis 1729 sächsischer Gesandter in Paris und hatte dort eine durch ihren inneren Wert und äußeren Glanz ausgezeichnete Bibliothek gesammelt. Geschlossen kaufte Bünau die von Ernst Salomon Cyprian (1673-1745) angelegte Sammlung von Reformationsjubelschriften, Samuel Engels (1702-1784) Bibliothek seltener Bücher und die von Johann Georg Eccard (1674-1730) gesammelten deutschen Altertümer.

1.11 Heinrich von Brühl hatte später als Bünau zu sammeln begonnen, aber in dem Bestreben, ihn zu übertreffen, was ihm hinsichtlich der Größe und Kostbarkeit seiner Bibliothek auch gelang. Sie bestand aus 70.000 Bdn, von denen 8000 im Siebenjährigen Krieg vernichtet wurden. Sein Vermögen gestattete ihm, teure Prachtwerke, Pergamentdrucke, Exemplare auf Großpapieren, exemplaires regles und Hss. mit hohem Kostenaufwand zu erwerben. Auch Brühls Bibliothek war universal angelegt, das besondere Gewicht lag aber auf den schönen Künsten und Wissenschaften. Als einzigartig galt in Deutschland seine Sammlung alter, vorwiegend französischer Bühnenstücke, Dichtungen und Romane. Unter den inkorporierten Bibliotheken ist die an italienischer Literatur reiche, 8000 Bde umfassende Sammlung des sächsischen Kammerherrn Christian Heinrich von Watzdorf (1698-1747) zu nennen. Die Erwerbungen lagen vorwiegend in der Hand von Brühls Privatsekretär Carl Heinrich von Heinecken (1706-1791). Bibliothekar war u. a. Christian Gottlob Heyne (1729-1812). Zu den prominenten Benutzern der Brühlschen Bibliothek gehörten Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) und Friedrich der Große.

1.12 Die Verschmelzung der beiden großen Privatbibliotheken mit der kurfürstlichen war Aufgabe von Johann Michael Francke (Amtszeit 1764-1775), zuvor Bibliothekar Bünaus in Nöthnitz. Er ordnete die Bibliothek in drei Jahren (1769 bis 1771) nach einem von ihm erdachten System, das dem praktischen Leben verpflichtet war und Veränderungen weniger unterworfen sein sollte als wissenschaftliche Theorien. Die innere Logik dieses Systems war immerhin so stringent, daß die Bibliothek dreißig Jahre lang auch ohne Kataloge benutzbar war. Bei der Vereinigung von drei Universalbibliotheken fielen zahlreiche Dubletten an. Der gedruckte Katalog (Dresden 1775) wies 32.571 Nummern aus. Der die Oberaufsicht über die Bibliothek führende Kammerherr Ludwig Siegfried Vitzthum von Eckstädt (amtierte 1768-1777) sorgte dafür, daß auch nach den beiden spektakulären Käufen die Erwerbungen weitergingen. Neben hervorragenden Einzelstücken (1774 eine Ars memorandi, 1773 ein Pergamentexemplar des Mainzer Catholicon) wurden ganze Sammlungen angekauft: 1770 eine Sammlung zur Geschichte Polens von Anton von Leubnitz (in Quellen erwähnt 1749), 1774 militärische Werke aus der Bibliothek des Kriegsrates Johann Christoph Glaser (†1773). Als glücklich erwies sich Vitzthums Idee, ehemaligen Klosterbesitz aus sächsischen Schulbibliotheken in die Kurfürstliche Bibliothek einzubringen. Innerhalb von zwei Jahren (1775 bis 1777) erstand man 134 Wiegendrucke aus den Schulen in Annaberg, Freiberg und Schneeberg, darunter das Mainzer Psalterium von 1457.

1.13 Da die Pavillons im Zwinger nicht mehr ausreichten, um die Büchermengen aufzunehmen, wurde seit 1782 das Japanische Palais umgebaut, in das die Kurfürstliche Bibliothek 1786 einziehen konnte. Ein Jahr später trat Johann Christoph Adelung (Amtszeit 1787-1806) sein Amt als Oberbibliothekar an. Er erreichte bereits 1788 einen festen jährlichen Etat von 3000 Talern und setzte die tägliche Öffnung der Bibliothek für einen erweiterten Personenkreis durch. Adelung engagierte sich besonders für die Erwerbung griechischer, altdeutscher und die Landesgeschichte betreffende Hss., war aber auch auf die Vervollständigung des historischen Druckschriftenbestandes und die Anschaffung der neuen, vor allem inländischen Literatur bedacht. Zu den größeren geschlossenen Ankäufen gehörten 1792 die kunsthistorische Abteilung der Bibliothek des Kammerrates Carl Heinrich von Heinecken, zwei 1797/98 erworbene Sammlungen spanischer Literatur des Legationssekretärs Balcke († 1798) und des sächsischen Gesandten in Madrid, Baron Philipp von Forell (1756-1808), sowie 3500 archäologische Dissertationen aus dem Nachlaß des Antikeninspektors Johann Friedrich Wacker (1730-1795).

1.14 Die Bibliothek verdankt Adelung auch die bis dahin bedeutendste Vermehrung ihrer Kartensammlung. Mit der Erwerbung von 370 musiktheoretischen Schriften aus dem Nachlaß des Hofnotisten und Organisten Christian Gottlieb Dachselt (1757-1804) legte er einen Grundstock für die spätere Musikabteilung. Durch zusätzlich eingestellte Mitarbeiter konnte nun auch der längst fällige Alphabetische Katalog angelegt werden (1798 bis 1800, 53 Bde). Von den beabsichtigten Realkatalogen kam nur der Band mit den antiken Klassikern zustande, den Adelung selbst anfertigte.

1.15 Die Bibliothek zählte am Anfang des 19. Jhs 220.000 Bde gedruckter Werke und über 150.000 Kleinschriften. Ihr Vorzug bestand in der gleichmäßigen Ausbildung aller Fächer und in ihrer Brauchbarkeit für alle Bedürfnisse. Ebert (s. u. 4.2) urteilte, daß in ihr nichts vom wirklich Wesentlichen und Unentbehrlichen fehle, daß sie aber auch des Kostbaren und Seltenen nicht entbehre. Die Kurfürstliche, seit 1806 Königliche öffentliche Bibliothek, hat den erreichten Stand nicht halten können. Durch die Wiener Beschlüsse von 1815 verlor Sachsen die Hälfte seines Territoriums. Auch für die königlichen Sammlungen flossen nun die Mittel spärlicher. Der Bibliotheksetat wurde gekürzt, erreichte erst 1837 wieder 3000 Taler und blieb bis 1869 auf diesem Niveau. Angesichts der steigenden Buchproduktion war an eine alle Fächer gleichmäßig berücksichtigende Bestandsentwicklung in angemessener Proportion nicht mehr zu denken. Die Einsicht, daß das universale Sammelprinzip auch mit größeren Mitteln nicht mehr durchzuhalten war, setzte sich erst relativ spät durch.

1.16 Friedrich Adolf Ebert (Oberbibliothekar 1826-1834), bekannt geworden als Bibliograph und Bibliothekstheoretiker, gestand ein, daß die Erwerbung ausländischer Literatur nicht mit Göttingen Schritt hielt (s. u. 4.2). Durch Sonderbewilligungen waren einige bedeutendere Erwerbungen möglich: der archäologische Apparat Carl August Böttigers (1760-1835), 11.500 juristische Disputationen des Finanzrates Thomas Wagner (1759-1817) und 25 Inkunabeln aus der Bibliothek des früheren Franziskanerklosters in Meißen. Als Vermächtnis König Friedrich August III. wurde dessen Privatbibliothek mit 11.000 Bdn, allerdings ohne die botanischen Werke, überwiesen.

1.17 Karl Falkenstein (Oberbibliothekar 1834-1852) versuchte, die beschränkten Mittel, von denen 40 Prozent durch Fortsetzungswerke und Periodika gebunden waren, durch vermehrte antiquarische Käufe besser zu nutzen. Fast die Hälfte des jährlichen Zuwachses von durchschnittlich 1500 Werken resultierte aus dieser Erwerbungsart. Auf Anweisung der Generaldirektion verzichtete er zeitweilig auf medizinische und technische Literatur, für die die Medizinisch-chirurgische Akademie und Technische Bildungsanstalt in Dresden aufkommen sollten. In die Pflichtstücke teilte sich die Königliche Bibliothek mit der Universitätsbibliothek Leipzig. Durch den Verkauf von Dubletten war es möglich, 1836 noch einmal archäologische Werke aus Böttigers Bibliothek und ein Jahr später die 6000 Bde zählende Bibliothek des ehemaligen Oberbibliothekars Georg Wilhelm Siegmund Beigel (1753-1837) mit Werken zur Linguistik und Orientalistik zu erwerben. 1838 erfolgte der Ankauf eines wesentlichen Teils der Dresdner Ratsbibliothek, die wertvolle Bestände zum deutschen und sächsischen Recht besaß. Als Legat gelangte 1845 eine Sammlung musikwissenschaftlicher Schriften des Oberhofmeisters Karl Borromäus von Miltitz (1781-1845) in den Bestand. Eine Bereicherung besonderer Art bildete die Abgabe politisch-literarischer Zeitschriften aus dem Ministerium des Innern nach der Niederschlagung der Revolution 1848/49.

1.18 Gustav Klemm (Oberbibliothekar 1852-1864) bemühte sich 1855 vergeblich um eine Aufstockung des Etats, trotz des Nachweises, daß mindestens 8000 Taler jährlich für den Bestandsaufbau erforderlich gewesen wären. Interessant ist, daß er 2000 Taler für die Naturwissenschaften veranschlagte, die in der Benutzung 1838 an dritter, 1840 an zweiter und seit 1841 an erster Stelle standen. Auch Klemm nutzte Auktionen in größerem Umfang für die Erwerbung. Sein Hauptaugenmerk galt der Literatur zur Geschichte, insbesondere zur sächsischen, zu der er mehrere hundert Ortschroniken aus dem Staatsarchiv übernahm.

1.19 Am Ende von Klemms Amtszeit war im zuständigen Ministerium die Einsicht in die Reformbedürftigkeit der Königlichen Bibliothek gereift, und der neue Direktor, Ernst Wilhelm Förstemann (Amtszeit 1865-1887), konnte bei seiner umfassend angelegten Verwaltungsreform der Unterstützung sicher sein. Förstemann erkannte, daß die permanenten Etatnöte der Dresdner Bibliothek ein allgemeines Problem, vor dem grundsätzlich alle universal sammelnden Bibliotheken standen, hier nur früher und schärfer hatte in Erscheinung treten lassen. Das Anschwellen der Weltliteratur seit Beginn des 19. Jhs machte das enzyklopädische Sammelprinzip illusorisch. Zukunftsträchtig konnten nur die Eingrenzung der Sammelgebiete und die Konzentration auf bestimmte Fächer sein. Bei der Auswahl bezog sich Förstemann auf die am besten ausgestatteten Fächer im historisch gewachsenen Bestand und benannte als Sammelgebiete Bibliographie, Literärgeschichte, Geschichte und deren Hilfswissenschaften, Staatswissenschaft, Sprachwissenschaften, Schöne Literatur, Kunst und Archäologie. Die damit vorgezeichnete Entwicklung fand die Zustimmung des Ministeriums und ist in wesentlichen Teilen bis zur Gegenwart bestimmend geblieben.

1.20 Da die Erwerbungsmittel 1870 verdoppelt und 1874 auf 24.000 Mark angehoben wurden, konnte Förstemann die bedarfsgerechte Erwerbung für die genannten Fächer sichern. Nach der Aufhebung des Pflichtexemplargesetzes 1870 organisierte er mit Erfolg die freiwillige Einlieferung der in Sachsen erscheinenden Lokalblätter, Adreßbücher, Vereins- und Gelegenheitsschriften. Mit Sondermitteln konnten 1874 eine Sammlung von Reformationsflugschriften des Pfarrers Johann Georg Creutz (†1824), 1880 die an dramatischer Literatur reiche Bibliothek des Bibliothekars Franz Louis Bösigk (1830-1880) und im gleichen Jahr - endlich - die wertvolle Kartensammlung Adelungs gekauft werden. Der mit Abstand bedeutendste Zugang war die Bibliothek der Herzöge von Braunschweig-Oels, die 1884 als Erbe an das sächsische Königshaus gefallen war. Sie umfaßte 30.000 Bde aller Wissensgebiete aus dem 15. bis 19. Jh. Unter Förstemanns Leitung entstand seit 1866 ein neuer Standortkatalog. Bei der Neuaufnahme des Bestandes wurde die Facheinteilung des Franckeschen Systems durch die Auflösung veralteter, die Einführung neuer, vor allem aber durch die stärkere Aufgliederung der bestehenbleibenden Fächer verbessert. Daran schloß sich der Aufbau eines Alphabetischen Katalogs an, der auf losen Blättern als Kapselkatalog angelegt wurde und bis zur Gegenwart für die bis 1973 erschienene Literatur genutzt wird.

1.21 Franz Schnorr von Carolsfeld (Direktor 1887-1907) setzte die Arbeit im Sinne Förstemanns fort. Die Verfügungssumme stieg auf 40.000 Mark, die durchschnittliche Zahl der erworbenen Werke auf jährlich 6000. Während Schnorrs Amtszeit entwickelte sich die Musikaliensammlung stärker als je zuvor durch Übernahmen von Deposita aus den Kirchenbibliotheken in Glashütte (1890), Schellenberg (1895), Pirna und Schwarzenberg (beide 1899) und aus der Landesschule Grimma (1890), besonders aber durch die schon früher ins Auge gefaßte Übergabe der Königlichen Privatmusikaliensammlung mit 4000 Bdn und 300 Kapseln im Jahre 1896. Unter den weiteren Schenkungen sind zu erwähnen 1142 Bde aus der Bibliothek des Sächsischen Altertumsvereins, die Bibliothek des Plattdeutschen Vereins Schurr-Murr, 400 Werke aus dem Nachlaß des Schriftstellers Edmund Dorer (1831-1890) sowie ein Vermächtnis des Privatgelehrten Max Krenkel (†1901), bestehend aus 944 Bdn theologischen und sprachwissenschaftlichen Inhalts. Zur Geschichte Nürnbergs steuerte Prof. Wilhelm Loose (1859-1903) 395 Bde aus seiner Sammlung bei. Die Bearbeitung der Oelser Bibliothek gab zu einer Dublettenveräußerung in größerem Umfang Anlaß (1888 bei List und Franke in Leipzig). Das Ensemble der von Förstemann neu angelegten Kataloge wurde erweitert um einen Kartenkatalog für 26.000 Einzelblätter (1892-1899), einen Inkunabelkatalog (1899-1902), angefertigt von Konrad Haebler, einen gedruckten Katalog der Handschriften (1882, 1883, 1906) und einen Biographischen Katalog, begonnen 1892. Um die Jahrhundertwende begannen, getragen von der Sächsischen Kommission für Geschichte, die Vorarbeiten zu einer sächsischen Regionalbibliographie.

1.22 Ein kontinuierliches Wachstum war auch unter dem Direktorat von Hubert Ermisch (1907-1920) bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges zu verzeichnen. Die Erwerbungen stiegen auf 15.000 Bde jährlich an. Davon entfielen durchschnittlich 46 Prozent auf Geschenke; der Anteil antiquarisch erworbener Literatur betrug 11 Prozent. Das Erwerbungsprofil wurde gewahrt und gefestigt: die Zugänge in den Fachgebieten Geschichte (26,6 Prozent), Sprachen und und Literatur (10,6 Prozent), Kunst und Musik (14,5 Prozent) und bei den Universitäts- und Schulschriften (14,3 Prozent) überwogen deutlich. Nur 34 Prozent entfielen auf die übrigen Fächer. Die Geschenke gingen von etwa 500 Institutionen und 250 Einzelpersonen ein. Nicht mehr aktuelle oder als unspezifisch angesehene Literatur kam vorwiegend aus den sächsischen Ministerien, Museen, von den Räten der Städte oder aus Pfarrämtern. An in diesem Zeitraum inkorporierten Sammlungen sind zu nennen: 125 Sammelbände mit kleineren Druckschriften zur sächsischen Ortsgeschichte von Gustav Adolph Jädicke (†1909), die Bibliothek des Schriftstellers Paul Hohlfeldt (1840-1910) mit 1640 Bdn, der Nachlaß des Komponisten Albert Fuchs (1858-1910) mit 2309 Musikalien und 350 juristische Werke des Rechtsanwalts Dr. Georg Schmidt (†1913).

1.23 Während des Ersten Weltkrieges und in den Jahren danach verringerte sich der Buchzugang um mehr als ein Drittel (Tiefpunkt 1920: 8632 Bde). Die Lieferung ausländischer Literatur kam zum Erliegen, und die deutsche Buchproduktion war stark gedrosselt. Die dafür nicht verausgabten Mittel wurden teilweise für die Lückenschließung durch antiquarische Käufe eingesetzt, die 23 Prozent der Erwerbungen ausmachten. An bemerkenswerten und spezifische Bestände bereichernden Sammlungen wurden integriert: die Schillerbibliothek von Prof. Wilhelm Hermann Unbescheid (†1914) mit 698 Bdn, die durch Kostbarkeiten und Rara ausgezeichnete Schachbibliothek von Johannes Kohtz (†1918) mit 312 Werken, eine Sammlung zum Deutschkatholizismus und zu Johannes Ronge (1813-1887), 228 Bde italienischer Literatur zum Werk Dante Alighieris aus dem Besitz des Barons Wilhelm von Locella (*1848) und die Bibliothek der 1834 gegründeten Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis mit 13.457 Bdn, überwiegend Periodika. 1917 erhielt die Königliche Bibliothek durch Verordnung der Generaldirektion die amtliche Bezeichnung Königliche Landesbibliothek und bereits ein Jahr später ihren heutigen Namen.

1.24 In den zwanziger Jahren entwickelte sich die Landesbibliothek unter der tatkräftigen Leitung von Martin Bollert (Amtszeit 1920-1937) zu einer bürgernahen Bibliothek mit Spitzenleistungen auf allen Gebieten der Bibliotheksverwaltung. Der Zuwachs erreichte 21.000 Bde im Durchschnitt, die Benutzung stieg auf das Vierfache gegenüber der Vorkriegszeit. Neben der Inkunabelsammlung entstanden die Jakob-Krause-Sammlung, die Kurfürstenbibliothek, die Einbandsammlung und die Sammlungen Seltener Bücher und Deutscher Originalausgaben. Nach dem Umbau des Japanischen Palais (1927 bis 1933) wurde in sechs Räumen ein Buchmuseum eingerichtet. Die antiquarischen Erwerbungen beschränkten sich in der Regel auf hochrangige Einzelstücke. Ältere Bestände wurden 1924 aus dem Landesgesundheitsamt übernommen (ca. 2000 Bde, darunter Inkunabeln und Tafelwerke), 1927 aus der Kunstakademie (235 Bde), 1929 bis 1934 aus der Leihbibliothek von Konrad Paulig (†1927) etwa 4000 Bde kulturgeschichtlich interessanter Unterhaltungsliteratur aus der Zeit zwischen 1770 und 1820. 1932 erhielt die Bibliothek 390 Bde aus dem Nachlaß des Dichters Karl Gjellerup (1857-1919), 1933 21.000 Schulprogramme vom Vitzthumschen Gymnasium in Dresden und 825 Bde aus dem Blaufarbenwerk Oberschlema, 1934 die Bibliotheken der Freimaurerlogen in Bautzen (2700 Bde) und Meißen (2527 Bde). Bei der Versteigerung von Teilbeständen der Prinzlichen Secundogeniturbibliothek 1928 erwarb die Landesbibliothek 1381 Bde und 250 Karten, hauptsächlich Saxonica. Dank einer Sonderbewilligung konnten im gleichen Jahr 68 Inkunabeln und ca. 100 alte Saxonica aus der Kirchenbibliothek in Schneeberg gekauft werden.

1.25 Zwischen 1942 und 1944 erfolgten Maßnahmen zur Sicherung des knapp eine Million Bände umfassenden Bestandes gegen Kriegseinwirkungen. Der Tiefkeller des Gebäudes wurde für die Aufnahme der Bibliothekskostbarkeiten ausgebaut und der überwiegende Teil des historischen Bestandes in Kisten verpackt und in 18 Orte in der näheren und weiteren Umgebung Dresdens ausgelagert. 400.000 Bde fanden gestapelt im Kellergeschoß Platz. Ungesichert blieben der neuere, seit 1927 nach dem Numerus currens aufgestellte Bestand, das Magazin der damals unerwünschten Literatur und das Dublettenlager. Manfred Mühlner

1.26 Die Sächsische Landesbibliothek erlebte mit Kriegsende im Jahre 1945 einen nie dagewesenen Tiefstand. Durch zwei Bombenangriffe im Februar 1945 auf das Japanische Palais fielen das Haus und ein Teil des Bestandes den Flammen zum Opfer; ein großer Teil der im Tiefkeller geschützten Kostbarkeiten wurde durch eindringendes Grundwasser zerstört oder schwer beschädigt. 200.000 Bde, die in Ausweichlagern gesichert werden sollten, kamen von dort nicht zurück, sondern wurden trotz eines nachweislich existierenden gegenteiligen Befehls der Besatzungsmacht in die ehemalige Sowjetunion abtransportiert. Über ihre Rückführung bestehen Abkommen auf Regierungsebene. Nach Zählung des Bestandes ergab sich ein Gesamtverlust von ca. 45 Prozent. Der Schaden umfaßte vor allem den Bestand, der ab 1927 nach Numerus currens aufgestellt war, einschließlich der dazugehörigen Zeitschriftenreihen und Dissertationen. Vom historischen Buchbesitz fehlten bis auf Reste die Bestände der Literaturfächer, dazu mit wenigen Ausnahmen die der gesamten Pädagogik und der Gruppe Politik (wozu die Geschichte Afrikas, Italiens, Polens und der Schweiz zu rechnen sind), ferner ca. 60 Prozent der Geschichte Frankreichs, die Literatur zur Archäologie, die Künstlerbiographien und die Americana. Vermißt wurden wenigstens 50 Prozent des historischen Bestandes Recht (mit Totalverlust des amerikanischen Rechts). Im Fachbestand Theologie (besonders lateinische und griechische Kirchenväter, griechisch-katholische Theologie, Sammlungen von Heiligenleben) waren ca. 80 Prozent verlorengegangen. Totalverluste hatten kleinere Fächer wie Nautik (Seewesen) und Ludi (Spiele) erlitten.

1.27 Glücklicherweise konnte der alte Saxonica-Bestand gerettet werden. Infolge der Zerstörung ihres Gebäudes fand die Bibliothek nach drei Notunterkünften ab 1947 provisorisch ein neues Domizil in einer ehemaligen Kaserne am Rande der Stadt, wo sie sich noch heute befindet. Sobald die Arbeitsfähigkeit der Bibliothek in den ersten Nachkriegsjahren wieder hergestellt war, gehörten zu den wichtigsten Aufgaben der planmäßige und kontinuierliche Neuaufbau des Bestandes und die Schließung der kriegsbedingten Lücken und Verluste. Für die neuere, gängige Literatur konnte dies teilweise gelingen; die in die damalige Sowjetunion verbrachte Literatur erwies sich indessen zum großen Teil als unersetzbar.

1.28 Quelle des retrospektiven Bücherzugangs bildeten vor allem zahlreiche, infolge der in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone einsetzenden Reformen (Boden-, Schul-, Verwaltungsreform) herrenlos gewordene Bibliotheken. Die Verteilungsprinzipien des vom sächsischen Ministerium für Volksbildung eingerichteten Buchbergungslagers führten jedoch dazu, daß keine der z. T. unter großen Transportschwierigkeiten angelieferten Büchersammlungen als Gesamtheit erhalten blieb; sie wurden auf die verschiedenen Einrichtungen des Landes Sachsen verteilt. Auf diese Weise bekam die Sächsische Landesbibliothek aus dem zentralen Buchbergungslager etwa 200.000 Bde zugewiesen, die vorwiegend aus sächsischen Schlössern und Rittergütern stammten, aber auch aus Schulen, ehemaligen Seminaren oder staatlichen Institutionen. So erhielt sie Teile von Bibliotheken der Schlösser Cunewalde, Dahlen, Frohburg, Gauernitz, Gersdorf bei Görlitz, Gröditz, Hainewalde, Hochkirch, Königsrück, Kunnersdorf, Moritzburg, Naundorf bei Oschatz, Niesky bei Görlitz, Nöthnitz, Rötha, Schleinitz bei Meißen, Schönheide, Seehausen, Seifersdorf bei Radeberg, Siebeneichen und Wildenfels bei Zwickau.

1.29 Hinzu kamen Bücher, die in den einzelnen Kreisen Freiberg, Leipzig, Oelsnitz, Plauen, Zittau und Zwickau auf ehemaligen Rittergütern oder beim Rat des Kreises gesammelt worden waren. Oftmals von mehreren Generationen zusammengetragen, ähnelten sich die Schloßbibliotheken inhaltlich durch den Besitz der zumeist schöngeistigen Literatur des 18. Jhs, vorwiegend aber des 19. und beginnenden 20. Jhs, ferner in Beständen zur Geschichte, Theologie und den Staatswissenschaften. In den meisten Fällen fehlten jedoch die besonderen Kostbarkeiten, da sie offensichtlich bereits vorher geplündert worden oder im Eigentum der ehemaligen Besitzer verblieben waren. Zu den besonders wertvollen Bibliotheksübernahmen gehörte die Secundogeniturbibliothek Moritzburg mit bedeutenden staats- und rechtswissenschaftlichen, theologischen und literaturhistorischen Beständen sowie mit deutscher, französischer und spanischer Literatur. Für die Sächsische Landesbibliothek besonders interessant war die Übernahme von ca. 10.000 Bdn der Bibliothek des Rittergutsbesitzers Carl Gabriel August Freude (1800-1879) aus Ebersbach/Lausitz, die dieser 1851, auf Karl Preuskers (1786-1871) Grundsätzen beruhend, als eine Universalbibliothek für allgemeines Menschenwohl aufgebaut hatte.

1.30 Außer den Schloß- und Rittergutsbibliotheken erhielt die Sächsische Landesbibliothek Teile ehemaliger Ministerial- und Behördenbibliotheken und Bücher aus den alten Fürstenschulbibliotheken St. Afra, Meißen und Grimma sowie aus Bibliotheken früherer Lehrerseminare in Löbau, Nossen, Annaberg und anderen Städten. Im Zuge der Schulreform und der Einführung der Einheitsschule wurden Gymnasial- und andere Schulbibliotheken zum großen Teil aufgelöst, von der Sächsischen Landesbibliothek übernommen und in Auswahl in den Bestand eingearbeitet, wobei besonders zahlreiche Schulprogramme eingingen. Infolge der Auflösung von Vereinen übernahm sie auch die 8000 Bde umfassende Bibliothek des genealogischen Vereins Roland.

1.31 Weiterhin erwähnenswert ist die Übernahme von 18.000 Bdn der 1951 aufgelösten Stadtbibliothek Dresden und die Übernahme der Bestände der Dresdner Deutsch-Katholischen Gemeinde, die vor allem Flugschriften zum Deutschkatholizismus und zum Freien Protestantismus beinhalten. 1955 erhielt die Bibliothek etwa 500 Bücher aus der Stadtbibliothek Großenhain, die aus der von Karl Preusker um 1830 angelegten Bibliothek stammten und oftmals seine Autographen enthalten. Der Zufluß von weiteren Zehntausenden von Büchern aus den verschiedensten Bibliotheken und Einrichtungen Sachsens setzte sich auch nach Auflösung des Buchbergungslagers fort und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem normalen Vorgang. Kleinere Bibliotheken erhielten die Möglichkeit, sich von kaum benutzter Literatur zu trennen. Die Bibliothek garantierte, daß diese weniger beanspruchte, aber trotzdem wichtige Literatur in einem Exemplar dem Land Sachsen erhalten blieb und der Forschung zur Verfügung steht. Auf diesem Wege gelangten auch zahlreiche Bände in die Bibliothek, die aus dem Buchbergungslager ursprünglich anderen Einrichtungen zugewiesen worden waren.

1.32 Übernommen wurden ca. 20.000 Bde älterer Literatur aus der Sektion Berufspädagogik der Technischen Universität Dresden. Zu diesem Bestand gehörten seltene pädagogische Schriften, Dresdner und sächsische Schulbücher, eine Anzahl Photographien oder Bilder sächsischer Lehrer sowie die Handschriftensammlung Czech. Außerdem gelangten 7500 Bde aus der Pädagogischen Bibliothek Dresden an die Bibliothek. 1969 übergab die Bibliothek des Botanischen Instituts der Technischen Universität Dresden etwa 300 buchhistorisch bedeutsame botanische Werke. Diese stammten z. T. aus der botanischen Privatsammmlung der sächsischen Könige Friedrich August I. und II. und waren bereits 1875 dem Botanischen Institut der Technischen Hochschule übereignet worden. Vertragsmäßig erfolgte die Übernahme eines Teiles des Altbestandes der ehemaligen Stadtbibliothek Zittau. Der gesamte Dissertationsbestand sowie große Teile der Fachgebiete Recht, Theologie, Pietismus, Medizin und alte Naturwissenschaften aus der Zeit des 16. bis 18. Jhs gelangten auf diese Weise in die Bibliothek. 1986 übernahm die Sächsische Landesbibliothek den gesamten Statistikbestand der damals nicht mehr bestehenden Mecklenburgischen Landesbibliothek Schwerin.

1.33 Entsprechend den Erwerbungsgrundsätzen der Bibliothek gingen die übernommenen Werke in den verbliebenen eigenen Bestand ein und wurden mit diesem verschmolzen. Grundsätzlich wurde keine der Privatbibliotheken oder andere Bibliotheken separat aufgestellt, zumal kaum eine Büchersammmlung vollständig übernommen werden konnte. Die Bearbeitung erfolgte nach Erwerbungsschwerpunkten, so daß keine Bibliothek insgesamt eingearbeitet worden ist, sondern stets nur in Auswahl nach Dringlichkeitsbedarf der Nutzung. Die von der Bibliothek übernommenen und bereits im Bestand vorhandenen Titel wurden kostenlos an die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA) nach Berlin weitergeleitet. Christine Simmich

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die bis 1927 erworbene Literatur ist nach dem System von Johann Michael Francke (1717-1775) aufgestellt. Es ist nicht an einem der wissenschaftlich-enzyklopädischen Systeme der Zeit orientiert, sondern die Ordnung folgt praktischen, sich aus dem Gebrauch der Bibliothek ergebenden Gesichtspunkten. Charakteristisch dafür ist ein geographisch-historisches Prinzip, bei dem alles, was sich in irgendeiner Hinsicht auf ein Land oder die Regionen eines Landes bezieht, diesen zugeordnet wird. Das gilt für Geographie, Naturgeschichte, Altertümer, politische Geschichte, Kulturgeschichte, Kirchengeschichte, Landesrecht, Schul- und Militärwesen, Wirtschaft, Handel und Verkehr. Daher sind in den Geschichtsfächern der Länder zahlreiche Titel zu finden, die bei einer wissenschaftlichen Ordnung in andere Fächer und deren Untergliederungen gehören. Franckes System ist mehrfach, aber nie grundlegend geändert worden; zuletzt bei der Neukatalogisierung des gesamten Bestandes unter der Leitung von Ernst Wilhelm Förstemann, der Fächer aufgelöst, neu gebildet oder differenziert hat. Die Titelkarten der 288 Fächer des bis 1927 geführten Standortkatalogs waren die Grundlage für die Auszählung der historischen Bestände und ihre Beschreibung.

2.2 Da der ab 1927 geführte neue Fachkatalog alle seitdem erworbene Literatur erfaßt, und insbesondere nach 1945 auch ältere Literatur in größerem Umfang darin aufgenommen wurde, mußte er ebenfalls in die Auszählung einbezogen werden. Die aus 789 Fächern erhobenen Daten sind auf der Grundlage einer Konkordanz den Fächern des Franckeschen Katalogs zugeordnet worden.

2.3 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat die sowjetische Besatzungsmacht 200.000 zum historischen Bestand gehörende Bände beschlagnahmt und nach Rußland gebracht. Diese Bücher befinden sich, teilweise eingearbeitet und zum größten Teil als Reservefonds, in der Russischen Staatsbibliothek in Moskau. Ihre Rückgabe an die Sächsische Landesbibliothek wird angesichts abgeschlossener bilateraler Verträge und Vereinbarungen erwartet. Sie sind daher bei der Auszählung berücksichtigt. Der Umfang des von der Verlagerung betroffenen Bestandes ist jeweils bei den Fachbeschreibungen angegeben.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.4 Die Bibliothek hat einen Gesamtbestand von 1.491.245 Bdn (Stand: 1. Januar 1994), davon sind 559.691 historische Drucke. Sie verteilen sich auf 2392 Inkunabeln, 40.455 Werke des 16. Jhs, 104.147 des 17. Jhs, 137.829 des 18. Jhs und 274.864 des 19. Jhs. Dazu kommen ca. 45.500 historische Karten und ca. 31.000 Bestandseinheiten der Musikabteilung. Mehr als die Hälfte der Drucke (295.609) sind deutsche Titel, an zweiter Stelle folgen mit 146.408 die lateinischen. Der Anteil französischer Bücher beträgt 58.211, der englischen 23.510, der italienischen 14.729. Spanisch ist mit 4012, Niederländisch mit 3949, Griechisch mit 2662, Polnisch mit 2071, Schwedisch mit 1860, Dänisch mit 1443 und Russisch mit 1026 Werken vertreten. Weniger als tausend sind vorhanden in hebräischer (692), tschechischer (669), portugiesischer (616), sorbischer (355), ungarischer (280), arabischer (192), rumänischer (124), finnischer (74) und rätoromanischer (35) Sprache. 124 Werke sind Polyglotten. Zu Sprachgruppen wurden bei der Auszählung zusammengefaßt die slawischen Sprachen außer der russischen (155), orientalische außer der arabischen (117), asiatische (211), afrikanische (148), baltische (74) und die Indianersprachen (92). Der Rest verteilt sich auf 243 Werke in 20 sonstigen Sprachen. Manfred Mühlner

Systematische Übersicht Allgemeines

2.5 Das Fach Allgemeines ist kaum wissenschaftspezifisch; es versammelt die Literatur unterschiedlicher einzelner wie auch mehrerer Fachgebiete:

2.6 Das Fach Opera varia besteht aus den gesammelten Schriften einzelner oder mehrerer gelehrter Verfasser aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten. Mit großen Gesamtausgaben vertreten sind z. B. Francesco Petrarca (1304-1374), Willibald Pirckheimer (1470-1530), Ulrich Hutten (1488-1523), Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), Hugo Grotius (1583-1645), Nicolò Macchiavelli (1469-1527), Samuel Pufendorf (1632-1694), Honoré de Balzac (1799-1850), Pierre Charles Baudelaire (1821-1867), Charles de Montesquieu (1689-1755), Blaise Pascal (1623-1662) und Sören Kierkegaard (1813-1855). Auch Festschriften wurden dieser Gruppe zugeordnet. Der Bestand zählt 63 Inkunabeln, 371 Titel aus dem 16. Jh, 742 aus dem 17. Jh, fast ebensoviele aus dem 18. Jh und 2573 aus dem 19. Jh. Von den 4472 Titeln sind nur 502 als Verlust zu beklagen, nach 1945 konnten 119 Werke zusätzlich erworben werden. Da Verlagerung und Vernichtung keine fundamentalen Schäden verursachten, haben auch die großen wissenschaftlichen Gesamtausgaben verschiedener Wissenschaftsgebiete überdauert, während der Fachbestand Verluste erlitt. Die Werke in deutscher Sprache dominieren mit 2345 Titeln, 1342 sind in lateinischer, 402 in französischer und 128 in italienischer Sprache. Darüber hinaus existieren Ausgaben in 8 weiteren europäischen Sprachen.

2.7 Das Fach Encyclopaedia umfaßt die Wissenschaftslehre einschließlich der Geschichte der Wissenschaften, der Erfindungen und Erfinder, das Wertproblem der Wissenschaften, die Methodik des akademischen Studiums und die Heuristik. Der zweite große Komplex sind die traditionsreichen enzyklopädischen Nachschlagewerke in verschiedenen Sprachen, z. B. von Pierre Bayle (Paris 1697) und von Denis Diderot und Jean le Rond d'Alembert (Paris 1751-1765), sowie die Mnemonik (Gedächtnislehre). Die insgesamt 1044 Titel (bei nur 105 Verlusten) verteilen sich auf 14 Inkunabeln, 144 Werke aus dem 16. Jh, 265 aus dem 17. Jh und 433 aus dem 18. Jh, darunter die 64 Bde von Zedler's Universal-Lexikon (Leipzig 1732-1754), das eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Lexikographie spielte, und 188 aus dem 19. Jh, u. a. die Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1818-1889) von Ersch und Gruber als größtes deutschsprachiges Lexikon. Die hohe Bestandszahl aus dem 18. Jh spiegelt das Aufblühen der Lexikon-Literatur und das Bemühen wider, den bisherigen Wissensstand zusammenzufassen. Nach 1945 konnten noch 122 Werke erworben werden. Die lateinische Sprache dominiert mit 538 Titeln, 293 Werke liegen in deutscher und 145 in französischer Sprache vor; die Anzahl englischer Titel (18) liegt noch unter der von italienischen (28).

2.8 Die Gruppe Acta academica umfaßt die Zeitschriften gelehrter Gesellschaften und die Sitzungsberichte in einzelnen Reihen. Als Beispiele barocker Gelehrsamkeit sind 13 Titel aus dem 17. Jh vorhanden, 314 Titel stammen aus dem 18. Jh und 3970 Titel aus dem 19. Jh. Unter den letztgenannten dominieren die nunmehr meist gedruckt vorliegenden Reden oder Abhandlungen, eben die Sitzungsberichte, die die Verbreitung spezifischen Wissens befördern sollten. Einer Gesamtzahl von 4297 Titeln stehen 62 Verluste gegenüber. Die deutschen Titel sind in der Überzahl (1681), die englischen und französischen wurden mit 355 und 390 ausgezählt. Als bedeutende Zeitschriften seien u. a. der Recueil des Discours (Paris 1803-1904) und die Transactions of the Royal Society of Edinburgh (1-39, 1788-1901) genannt. Hans-Jürgen Sarfert

Altertumswissenschaften

2.9 Die klassische Altertumswissenschaft gehört ebenso wie die Geschichte zu den am sorgfältigsten gepflegten Fächern. Dies beweisen die detaillierte Gliederung in 9 Fächer und der auch zahlenmäßig recht hohe Gesamtbestand von über 26.600 Werken, wobei die Inschriftenkunde und die Klassische Archäologie nicht mitgezählt wurden. In bemerkenswerter Vollständigkeit waren besonders die Drucke des 16. bis 18. Jhs vorhanden. Auch Übersetzungen der griechischen und römischen Klassiker in die bekannteren europäischen Sprachen wurden berücksichtigt. In fast allen Bereichen sind größere Verlagerungsverluste zu beklagen. Aus dem 19. Jh verblieben noch die meisten Veröffentlichungen aus den Serien des Verlages Teubner.

2.10 Die Fächer Antiquitates Graecae und Antiquitates Romanae enthalten die Literatur zur griechischen und lateinischen Altertumskunde (grob unterteilt in Religions-, Staats-, Rechts-, Kriegs-, Privataltertümer) und die Literatur zur Topographie des alten Griechenlands und Roms. Einschließlich späterer Erwerbungen befinden sich im Fach Antiquitates Graecae insgesamt 1420 Werke, 39 sind verlagert. Die Hälfte der Titel stammt aus dem 19. Jh. Der ältere Bestand weist 4 Inkunabeln, 41 Titel des 16. Jhs, 205 des 17. Jhs und 359 des 18. Jhs auf. Neben 667 lateinischen Titeln zählen zu diesem Bestand 604 deutsche, 106 französische, 17 englische und 15 italienische Titel. Zum Fach Antiquitates Romanae gehören, spätere Erwerbungen eingerechnet, 1928 Werke (742 verlagert). Darunter sind 2 Inkunabeln, 133 Titel aus dem 16. Jh, 349 aus dem 17. Jh, 726 aus dem 18. Jh und 688 aus dem 19. Jh. Neben dem überwiegenden Teil in lateinischer (1240) und deutscher Sprache (358) enthält der Bestand 194 Werke in italienischer, 105 in französischer und 27 in englischer Sprache.

2.11 Der Bestand Lingua Graeca, wozu auch ein kleiner Anteil zum Neugriechischen gehört, ist vollständig ausgelagert. Der historische Bestand von 1068 Werken enthält 4 Inkunabeln, 172 Drucke des 16. Jhs, 122 des 17. Jhs und 154 des 18. Jhs. Der überwiegende Teil der Titel ist in lateinischer Sprache abgefaßt, 78 Titel sind in Griechisch, 363 in Deutsch. Nachkriegserwerbungen von 190 Titeln können diesen Verlust nicht entfernt ausgleichen.

2.12 Auch der Bestand Lingua Latina ist zum größten Teil nicht aus der Verlagerung zurückgekehrt. Von insgesamt 1812 fehlen 1216 Werke. Vorhanden waren zahlreiche alte Drucke, nur ein Drittel stammte aus dem 19. Jh. Das Fach enthält insgesamt 74 Inkunabeln, 432 Drucke des 16. Jhs, 346 des 17. Jhs und 341 des 18. Jhs, überwiegend in lateinischer Sprache. Die später erworbenen 194 Titel bieten kaum einen Ausgleich für diese Verluste.

2.13 Das Fach Literatura Graeca enthält eine reiche Sammlung griechischer Klassiker, grob unterteilt in Dichter und Prosaiker, mit den zugehörigen Erläuterungsschriften. Vorangestellt ist eine Abteilung mit Anthologien griechischer und römischer Autoren und griechischer Dichter und Prosaisten. 576 der insgesamt 10.892 historischen Werke (verlagert sind 2815) wurden nach 1945 hinzuerworben. Unter den 5354 Titeln des 19. Jhs ist ein hoher Anteil von Erläuterungsschriften. Zum älteren Bestand gehören 150 Inkunabeln, 2065 Drucke des 16. Jhs, 1264 des 17. Jhs und 2059 des 18. Jhs. Über die Hälfte erschien in Latein, 2638 in Deutsch, 1580 in Griechisch. Dazu kommen 522 französische, 135 englische, 136 italienische und 41 Titel in sonstigen Sprachen.

2.14 Das Fach Literatura Romana enthält einen umfangreichen und wertvollen Bestand an Ausgaben römischer Klassiker mit den dazugehörigen Erläuterungsschriften (auch Biographien). Es ist ebenso wie die griechische Literatur in je eine Abteilung Dichter und Prosaiker gegliedert. Voran steht eine kleine Abteilung Sammlungen von Dichtern und Prosaisten. Von den insgesamt 10.146 Werken, darunter 616 spätere Erwerbungen, sind 2550 Titel Verlagerungsverluste. Den 3801 Titeln des 19. Jhs ist auch der größte Teil der Erläuterungsschriften zugeordnet. Einen hohen Anteil am Bestand hat wertvolle ältere Literatur mit 399 Inkunabeln, 2304 Drucken des 16. Jhs, 1555 des 17. Jhs und 2087 des 18. Jhs. In lateinischer Sprache sind 7325 Werke, in deutscher 1911. Dazu kommen 567 Titel in französischer, 169 in italienischer, 103 in englischer sowie 96 in sonstigen europäischen Sprachen.

2.15 Das Fach Philologia generalis umfaßt die allgemeine Literatur zur Klassischen Philologie und die Arbeiten zur griechischen und lateinischen Literaturgeschichte. Von diesen 1657 Werken sind 620 infolge Verlagerung nicht verfügbar. Nachträglich wurden auf diesem Gebiet nur 100 historische Titel hinzuerworben. Der Gesamtbestand (1757 Titel) enthält 10 Inkunabeln, 119 Drucke des 16. Jhs, 176 des 17. Jhs, 387 des 18. Jhs und 1065 des 19. Jhs, zum überwiegenden Teil in lateinischer (1033) und in deutscher Sprache (580). Dazu kommen 62 Titel in französischer, 37 in englischer, 14 in italienischer und 12 in griechischer Sprache. Heinz Boddin

Buch-und Bibliothekswesen

2.16 Die Fächer Buch- und Bibliothekswesen erfuhren immer besondere Aufmerksamkeit bis hin zum Kleinschrifttum. Über Zugänge von Spezialsammlungen liegen wenige genaue Angaben vor. 1744 kam die Bibliothek des Oberbibliothekars Samuel Engel aus Bern nach Dresden; nach den Aussagen des Bibliographen Julius Petzholdt (1812-1891) sollen viele Kataloge seltener Bücher diesen Bestand ausgezeichnet haben. Falkensteins Aufzeichnungen zufolge (s. u. 4.2) ließ die 1780 von Johann Ambrosius Barth (1760-1813) gegründete Verlagsbuchhandlung ab 1820 der Königlichen Bibliothek sämtliche Verlagsprodukte, auch wertvolle Bücher, zukommen. Diesem Beispiel schlossen sich die Dresdner Buchhändler Christoph Arnold (1764-1847) und Georg Conrad Walther an.

2.17 Der Bestand zum Fach Bibliothekswissenschaft (Bibliothecae publicae) umfaßt vor allem die Geschichte und Beschreibung der Bibliotheken (mit Ausnahme der kleineren sächsischen Bibliotheken), der Bibliotheken einzelner Länder sowie Werke zur Statistik, Benutzungsordnung, Katalogkunde und Ausbildung. 11 Titel des 16. Jhs spiegelten die Anfänge der Beschreibung von Büchersammlungen wider, im 17. Jh kamen 107 Titel hinzu, im 18. Jh 282 und im 19. Jh 1810. Von den insgesamt 2210 Titeln sind nur wenige erhalten geblieben, und nach 1945 konnten lediglich 179 hinzuerworben werden. In deutscher Sprache liegen 877 Titel vor, in Latein 466, in Englisch 340, in Französisch 255 und in weiteren 12 europäischen Sprachen 272 Titel.

2.18 Das Fach Bibliothecae privatae umfaßt Schriften über Privatbibliotheken und solche einzelner Besitzer wie auch anonyme. Bemerkenswert sind u. a. die Verzeichnisse der Sammlungen des Dresdner Literaturhistorikers Hermann Hettner (1821-1882), des Insel-Verlags-Gründers Alfred Walter Heymel (1878-1914), von Johann Gottfried Herder (1744-1803) und des expressionistischen Schriftstellers Georg Kaiser (1878-1945). Aus dem 17. Jh gibt es Verzeichnisse von 144 Privatbibliotheken, aus dem 18. Jh von 856 und aus dem 19. Jh von 2036. Diese stattliche Sammlung in 12 Sprachen ist vollständig verlagert. Nach 1945 konnten nur 161 Titel dem Bestand hinzugefügt werden.

2.19 Im Fach Catalogi Librariorum wurden Verlags-, Antiquariats- und Auktionskataloge gesammelt, auch diejenigen einzelner Buchhändler wie Friedrich Perthes (1772-1843), Martinus Nijhoff (Gründung 1853), Henrici, C. G. B. Boerner (Kunstantiquariat, Gründung 1826), Karl W. Hiersemann (1854-1928), Friedrich Arnold Brockhaus (1772-1823), Johann Friedrich Cotta (1764-1832) und Eugen Diederichs (1867-1930). Aus dem 16. Jh konnten 7 Titel erworben werden, aus dem 17. Jh kommen 96 hinzu, aus dem 18. Jh 138 und aus dem 19. Jh 646. Dieses Fach ist ebenfalls gänzlich verlagert worden. Nach 1945 wurden nur 58 Titel erworben. Die Kataloge und Bibliographien lagen in 14 Sprachen vor, sie verdeutlichen besonders das sprunghafte Wachstum in den westeuropäischen Ländern. Hans-Jürgen Sarfert

Biographien

2.20 In den vier Abteilungen Biographiae eruditorum A,B,C,D wurde die gesamte biographische Literatur über Gelehrte zusammengefaßt. Unter Biographiae eruditorum A stehen die biographischen Sammelwerke, bei B und C Nachschlagewerke und bei D die Literatur in alphabetischer Ordnung über einzelne Gelehrte (mit einem Anhang: Gelehrte Frauen). Nicht enthalten sind die Biographien der griechischen und römischen Klassiker (s. Literatura Graeca A und B bzw. Literatura Romana A und B), die Künstlerbiographien (s. Architectura und Biographiae artificum), die Biographien von Fürsten, Staatsmännern und Nichtgelehrten (s. Geschichte der betreffenden Länder) und die Lebensbeschreibungen der Heiligen (s. Vitae sanctorum).

2.21 Unter den rund 18.300 Titeln (1525 verlagert) der biographischen Fächer befinden sich 3 Inkunabeln; 752 Titel stammen aus dem 16. Jh (davon 167 in deutscher, 554 in lateinischer Sprache), 2931 aus dem 17. Jh (davon 850 in deutscher, 1810 in lateinischer, 113 in französischer, 85 in italienischer und 35 in englischer Sprache), 4826 aus dem 18. Jh (davon 2044 in deutscher, 2238 in lateinischer, 272 in französischer, 116 in italienischer und 72 in englischer Sprache) und 9793 aus dem 19. Jh (davon 7228 in deutscher, 535 in lateinischer, 870 in französischer, 310 in italienischer und 582 in englischer Sprache). Hervorzuheben ist der gute Bestand an Gelehrtenlexika wie auch der Besitz umfangreicher Sammlungen (mit Kleinschrifttum und Sonderdrucken in Kapseln) zu Luther, Melanchthon, Hans Sachs (vorwiegend zum 400. Geburtstag), Faust, Fichte, Gellert, Goethe, Lessing, Schiller, Rousseau und Voltaire. Eberhard Stimmel

Geographie

2.22 Das Fach Geographie erscheint mit 7976 gezählten Titeln relativ klein. Diese Zählung berücksichtigt aber nicht, daß die überwiegende Zahl geographischer Werke vor allem in den Fachgebieten Geschichte und Literatur zu finden ist. Trägt man dieser historisch entstandenen Zuordnung Rechnung, so ist die Anzahl geographischer Publikationen etwa sechs- bis achtmal so groß und beträgt ca. 50.000 bis 60.000 Titel.

2.23 Für die geographisch-kartographische Sammlung sind im Laufe der Zeit bedeutende Privatsammlungen erworben worden, so die der Grafen Heinrich von Brühl und Heinrich von Bünau, des sächsischen Königs Friedrich August I. (reg. 1806-1827) und des Gelehrten Johann Christoph Adelung (1732-1806). Werke wie der Seeatlas von dem Portugiesen Diogo Homem (1530-1576) aus dem Jahre 1568 und das Seebuch mit 120 farbigen Textkarten vom türkischen Admiral Piri Reis (†1554) von 1550 sind wichtige entdeckungsgeschichtliche Dokumente. Unter den 9 Holzschnitt-Ptolemäus-Ausgaben aus dem Besitz der Bibliothek findet sich auch deren älteste überhaupt, 1482 in Ulm gedruckt. Herausgeber der Ausgaben von 1540 und 1545 ist Sebastian Münster (1489-1552), dessen Kosmographie (Weltbeschreibung) in der Erstausgabe von 1544 und in zehn weiteren Ausgaben vorliegt. Wie bei Münster, so ist auch in dem Geographie-Lehrbüchlein Rudimenta cosmographica (1546) von Johannes Honter (1498-1549) bereits der neuentdeckte Erdteil Amerika abgebildet. Ausgaben des altgriechischen Geographen Strabon (um 67 v. Chr. - um 23 n. Chr.) von 1571, von Jakob Ziegler (1470-1549) von 1532 und 1536, die Cosmographie universelle von André Thevet (1502-1596) von 1575, Civitates Orbis Terrarum von Georg Braun (1541-1622) aus den Jahren 1577 und 1582, Werke von Bernhard von Breydenbach (ca. 1440-1497) und Amerigo Vespucci (1451-1512) von 1507 charakterisieren den Bestand aus dem 15. und 16. Jh. Von den rund 400 Titeln aus dem 16. Jh sind 227 in lateinischer, 119 in deutscher, 23 in italienischer und 10 in französischer Sprache. Dazu zählen vor allem die Enzyklopädien und Kosmographien, Reisebeschreibungen zum Orient, Pilgerreisen nach Palästina sowie Werke zu Entdeckungs- und Weltreisen.

2.24 Aus dem 17. Jh stammen rund 1200 Werke, 412 davon in lateinischer, 374 in deutscher, 229 in französischer, 78 in niederländischer und 57 in italienischer Sprache. Darunter befinden sich geographische Enzyklopädien und Kosmographien von Georg Braun, Sebastian Münster, Nicolaus Person (ca. 1660-1710), Matthias Quad (1557-1613) und Martin Zeiller (1589-1661) sowie Sammlungen von Reisebeschreibungen u. a. von Matthäus Merian (1593-1650), Girolamo Benzoni (1594), Ulrich Schmidel aus den Jahren 1593, 1602, 1603 und Johann Staden von 1591, 1602, 1613 und 1623. Berichte einzelner Reisender, u. a. von Adam Olearius (1599-1617), Jan Huyghen von Linschoten (1563-1610) und Salomon Schweiger (1551-1622), nehmen einen breiten Raum unter den etwa 2300 Reisebeschreibungen aus vier Jahrhunderten ein.

2.25 Aus dem 18. Jh sind die Berichte gelehrter Einzelreisender wie George Anson (1697-1792), Cornelius Bruyn (1652-1720), James Cook (1728-1779), Johann Georg Forster (1754-1794), Thomas Forrest (1729-ca. 1802), Pierre Sonnerat (1749-1817) und die Sammlungen von Reisebeschreibungen u. a. von Constantin de Renneville (1677-1723) und Johann Tobias Köhler (1720-1768) hervorzuheben. Im Fach Geographia Germaniae sind neben Handbüchern, Karten, Ansichten und Jahresberichten auch Beiträge zur physischen Geographie, Siedlungs- und Wirtschaftsgeographie aufgenommen. Werke zur historischen Geographie und Kartographie, zur deutschen Landes- und Volkskunde sowie vor allem Reiseberichte nehmen einen breiten Raum ein. Von den rund 1600 Werken aus dem 18. Jh sind 764 in deutscher, 405 in französischer, 253 in niederländischer, 131 in lateinischer und 101 in italienischer Sprache.

2.26 Das 19. Jh ist bei den Reisebeschreibungen gut vertreten. Werke von Charles Darwin (1809-1882), Adam Johann van Krusenstern (1770-1846), Ludwig Heinrich Hermann Fürst zu Pückler-Muskau (1785-1871) und Julius Heinrich Petermann (1801-1876) seien genannt. Auffällig ist die Titelzahl zu Orientreisen, Reisen nach Indien oder China und Pilgerreisen nach Palästina. Hervorzuheben ist auch eine ganze Reihe von Expeditionsberichten in die Arktis und Antarktis. Bei den 4819 Titeln dominiert die deutsche Sprache mit 3664 Werken des 19. Jhs; 379 Titel sind in Französisch, 334 in Englisch und 36 in Latein.

2.27 Im Fach Geodaesia verfügt die Bibliothek über einen kleinen historischen Bestand von 373 Werken. Eine ganze Reihe von Titeln zur Geodäsie findet sich aber auch in den Fächern Architektur, Mechanik, Mathematik, Astronomie und Kunst.

2.28 Das 16. Jh (21 Titel) ist vor allem mit Literatur zur Instrumentenkunde und Feldmessung vertreten, u. a. von Albrecht Dürer (1471-1528) aus den Jahren 1525, 1538, 1603, Erasmus Reinhold (1511-1553) von 1574, Jakob Köbel von 1550, 1578 und von Levinus Hulsius (†1605) aus dem Jahre 1596. Handschriften von Matthias Oeder (tätig in Sachsen 1586-1607), Tilemann Stella (1527-1589) und von Kurfürst August I. vervollständigen diesen Bestand aus dem 16. Jh. Bemerkenswert sind die Sechzehn Stück kleine Land-Täfflein der Churf. Sächs. und angrenzenden Länder mit Berechnungen beim Feldmessen durch Kurfürst August I. und die Kurfürstin Anna (1532-1585).

2.29 Aus dem 17. Jh (99 Titel) sind Beiträge zur praktischen Geometrie von Daniel Schwenter (1585-1636; Nürnberg 1618 und 1667) sowie von Johann Sems (1572-vor 1656; Amsterdam 1616) hervorzuheben, aber auch die Instrumentenkunde von Benjamin Bramer (Marburg 1617) und von Jean Picard (1620-1682; Paris 1684). Wie für alle Erscheinungszeiträume zu beobachten, wurden die meisten Werke (60 von 99) in deutscher Sprache erworben, gefolgt von 25 Titeln in Latein und 10 in Französisch.

2.30 Aus dem 18. Jh stammen 82 Werke vor allem in deutscher (54) und französischer Sprache (16). Der Anteil der Werke zur praktischen Geodäsie und Geometrie ist relativ hoch. Bedeutende Beiträge für die Entwicklung der geodätischen Feldmeßkunst erbrachten Johann Carl Fischer (Jena 1795), Johann Georg Boebel (Tübingen 1789) und Leonhard Zubler (Basel 1708, 1718 und 1724).

2.31 Im 19. Jh ist der Aufschwung der Forschung auch an der Anzahl der Veröffentlichungen zu erkennen. Werke zur Hypsometrie, zur Erdmessung, Schwerkraftmessung und zur Breitenbeobachtung werden ergänzt durch Schriften zur Situationszeichnung und Handbücher zur Vermessungskunde. Hingewiesen sei auf Autoren wie Karl Becker (†1850), Johann Georg Lehmann (1765-1811), Christian August Nagel (1821-1903) und Wilhelm Ernst August von Schlieben (1781-1839). Eine nicht unwesentliche Vorreiterrolle kommt dabei dem sächsischen Vermessungswesen zu. Georg Zimmermann

Geschichte

2.32 Die historischen Bestände des Faches Geschichte, gegliedert in 57 Einzelfächer, umfassen insgesamt 171.694 Titel, von denen 25 Prozent verlagert sind. Historisch-geographische Prinzipien bestimmten die Aufstellungsordnung für nahezu sämtliche Fachgebiete, wobei die durch den Wiener Kongreß 1815 entstandene politische Geographie in Europa maßgebend war. Daher wurden den historischen Fächern zugleich auch die Werke zu Geographie und Natur, Statistik und Wirtschaft, Gesundheits- und Schulwesen, Kulturgeschichte und Volkskunde, Kirchengeschichte sowie zur Rechts- und Verfassungsgeschichte der entsprechenden Länder und Territorien zugeordnet. Nur in wenigen Fällen sind Bestände wegen ihres besonders großen Umfanges ausgegliedert und in gesonderten Fachgruppen zusammengefaßt worden, wie das deutsche Recht (Jus privatum Germaniae, Jus publicum Germaniae), das französische Recht (Jus privatum Galliae, Jus publicum Galliae) und die französische Kirchengeschichte (Historia Gallica ecclesiastica). Modernes Wissenschaftsverständnis in der Folgezeit führte andererseits dazu, daß insbesondere die Literatur zur Geschichte politischer Bewegungen und Ideen in anderen Fachgebieten Berücksichtigung fand, u. a. bei Epistolae, Historia ecclesiastica, Jus canonicum, Opera juridica Politica, Theologia evangelica polemica, Tractatus juris civilis. Gesammelte und vermischte historische Schriften verschiedenster Art befinden sich auch im Fach Opera varia.

2.33 Wesentliche Teile des heutigen historischen Bestandes zum Fach Geschichte gehen auf die beiden im 18. Jh erworbenen großen Bibliotheken der Grafen Bünau und Brühl zurück. Auf Grund der zahlreichen darin enthaltenen deutschen, französischen und in geringerem Maße auch englischen, niederländischen und spanischen Flug- und Streitschriften, Traktate u. a. aus der Zeit des 16. bis 18. Jhs stellen die Bestände insbesondere für die Erforschung der frühen Neuzeit eine Fundgrube dar.

2.34 Die Literatur zur allgemeinen Geschichte ist auf mehrere Einzelfächer verteilt. Die Gruppe Ephemerides historicae enthält 1226 historische Zeitschriften und politische Zeitungen (20 Prozent verlagert), darunter auch einzelne Hefte, Nummern oder Nebentitel. Von den überwiegend deutschsprachigen Titeln entfallen 38 auf das 16. Jh, 159 auf das 17. Jh, 188 auf das 18. Jh und 941 auf das 19. Jh. Die etwa 80 bis 100 historischen Fachzeitschriften aus verschiedenen Ländern wurden alphabetisch, die politischen Zeitungen nach Ländern geordnet. Stellvertretend für viele wichtige Einzeltitel sei der bekannte Mercure historique et politique (Den Haag 1686-1782) genannt, der wie die anderen ähnlich bedeutenden Periodika des 17. und 18. Jhs aufgrund des Abdrucks von Flugschriften, Urkunden etc. zugleich den Charakter einer Quellensammlung hat. Hervorzuheben sind auch die etwa 120 sächsischen Zeitungen, die hier und nicht im Fach Sächsische Geschichte (Historia Saxoniae) zu finden sind. Das Fach Historia universalis A faßt 1580 Titel (20 Prozent verlagert) zur Geschichte der Geschichtsschreibung, zur Geschichtsphilosophie sowie zur Weltgeschichte (Gesamtdarstellungen, Weltchroniken) zusammen. Darin enthalten ist auch eine kleine Sammlung allgemeiner historischer Kalender. Von den 27 Inkunabeln, 236 Titeln aus dem 16. Jh, 411 aus dem 17. Jh, 431 aus dem 18. Jh und 475 aus dem 19. Jh sind 705 in deutscher, 627 in lateinischer, 171 in französischer und der Rest in englischer und italienischer Sprache verfaßt. Das Fach Historia universalis B beinhaltet 3381 Titel (90 Prozent verlagert) zur allgemeinen Geschichte einzelner Epochen. Von den 4 Inkunabeln, 135 Titeln aus dem 16. Jh, 516 aus dem 17. Jh, 526 aus dem 18. Jh und 2200 aus dem 19. Jh sind 2371 deutsch-, 538 französisch-, 298 lateinisch-, 73 englisch- und 68 italienischsprachig. In dem kleinen Fach Lexica historica sind 177 historische und biographische Wörterbücher vereint, davon 20 Prozent verlagert. Reinhardt Eigenwill

2.35 Die regional bezogene Literatur zur Kulturgeschichte und Volkskunde ist nach der historisch-topographischen Systematik der Geschichte einzelner Länder und Orte zugeordnet. Zwei Gruppen Historia miscella A und Historia miscella B verzeichnen darüber hinaus ca. 2900 Schriften allgemein kulturhistorischen Inhalts ohne regionalen Bezug (10 Prozent verlagert). Darunter sind 12 Inkunabeln, 140 Schriften stammen aus dem 16. Jh, 525 aus dem 17. Jh, 650 aus dem 18. Jh und ca. 1670 aus dem 19. Jh. Das deutschsprachige Schrifttum mit ca. 1460 Drucken nimmt den größten Raum ein, gefolgt von 885 lateinischen. 465 Drucke sind in französischer Sprache, ca. 90 in englischer und 64 in italienischer. Der Rest verteilt sich auf andere europäische Sprachen. Es sind vorwiegend Drucke zur Volks- und Völkerkunde im allgemeinen, Enzyklopädien, Lehrbücher, Sammlungskataloge, Zeitschriften und Sitzungsberichte, vermischte Schriften, allgemeine Biographien, Porträtsammlungen und Literatur über Autographen und Stammbücher.

2.36 Eine Untergruppe (ca. 320 Titel) behandelt Sitten und Bräuche. Erwähnenswert sind ca. 135 Titel zur Trachtenkunde und Kostümgeschichte. Darunter befinden sich 9 Titel aus dem 16. Jh, 28 aus dem 17. Jh, 18 aus dem 18. Jh und 2 aus dem 19. Jh, alle in lateinischer Sprache. In Französisch liegen 11 Werke des 18. Jhs und 6 des 19. Jhs vor; 42 deutsche Titel entfallen auf das 19. Jh, 8 auf das 18. Jh. In Englisch und Italienisch sind 6 Titel aus dem 19. Jh zu verzeichnen. Ursula Gierth

Geschichte der Antike

2.37 Mit 818 Titeln erscheint die Sammlung zur Geschichte des antiken Griechenland (Historia Graeca) vergleichsweise bescheiden. Die griechischen Geschichtsschreiber, altgriechische Literatur (Literatura Graeca B) und andere relevante Literatur sind jedoch auch in den Fächern Griechische Altertumswissenschaft (Antiquitates Graecae) und Inschriftenkunde (Inscriptiones) enthalten. Das Fach Griechische Geschichte selbst weist 11 Inkunabeln, 16 Titel des 16. Jhs, 77 des 17. Jhs, 137 des 18. Jhs und 583 des 19. Jhs auf. Dabei handelt es sich um 392 deutschsprachige, 317 lateinische, 65 französische, 24 englische, 12 italienische und 6 griechische Werke.

2.38 Die Literatur zur Römischen Geschichte (Historia Romana) umfaßt 1255 Werke: 3 Inkunabeln, 76 Titel des 16. Jhs, 238 des 17. Jhs, 316 des 18. Jhs und 622 des 19. Jhs. Davon erschienen 558 in Latein, 438 in Deutsch, 155 in Französisch, 62 in Italienisch und 35 in Englisch. Die römischen Geschichtsschreiber sind, wie die griechischen, im Fach Literatur (Literatura Romana B) zu suchen und die Fächer Altertumswissenschaft (Antiquitates Romanae) und Inschriftenkunde (Inscriptiones) ebenfalls zu berücksichtigen. Die Literatur zu den römischen Germanenkriegen ist bei den Deutschen Altertümern (Antiquitates Germaniae) zu finden.

2.39 Der kleine Bestand zur Byzantinischen Geschichte (Historia Byzantina) weist 388 Werke auf. 37 stammen aus dem 16. Jh, 76 aus dem 17. Jh, 68 aus dem 18. Jh und 206 aus dem 19. Jh; von diesen Titeln sind 242 in lateinischer, 77 in deutscher, 34 in französischer und 19 Titel in griechischer Sprache abgefaßt. Im Gegensatz zur griechischen und römischen Geschichte enthält dieses Fach auch die Quellenschriften.

Geschichte deutscher Länder

2.40 Die umfangreichen Literaturbestände zur deutschen Geschichte sind auf zahlreiche Einzelfächer verteilt. Bei der Historia Germaniae universalis finden sich wichtige Quellensammlungen und Fachzeitschriften. Von den 1519 Titeln (25 Prozent verlagert) stammen 36 aus dem 16. Jh, 67 aus dem 17. Jh, 266 aus dem 18. Jh und 1149 aus dem 19. Jh. Davon erschienen 1220 Titel in deutscher, 248 in lateinischer, der Rest überwiegend in französischer Sprache. Die Quellenkunde zur deutschen Geschichte ist nicht hier, sondern im Fach Geographica Germaniae enthalten. Die Gruppe Deutsche Altertümer (Antiquitates Germaniae) vereint 918 Titel zur deutschen Frühgeschichte: Literatur zu archäologischen Sachzeugen, zur Mythologie und Sagenkunde, zur Geschichte der Franken und anderer germanischer Großstämme sowie allgemeine Literatur zur deutschen Frühgeschichte. Chronologisch verteilt sich der Bestand auf eine Inkunabel, 15 Titel aus dem 16. Jh, 72 aus dem 17. Jh, 161 aus dem 18. Jh und 669 aus dem 19. Jh. Von diesen sind 686 in deutscher, 182 in lateinischer, 32 in französischer und 8 in italienischer Sprache abgefaßt. Die Fächer Historia Germaniae A bis E beinhalten die Literatur zur deutschen Geschichte in ihren einzelnen Epochen vom Mittelalter an. Von den 10.651 Titeln (5 Prozent verlagert) sind 12 Inkunabeln, 571 stammen aus dem 16. Jh, 4337 aus dem 17. Jh, 2719 aus dem 18. Jh und 3387 aus dem 19. Jh. Es handelt sich überwiegend um deutschsprachige Literatur (8478 Titel), Latein ist mit 1504, Französisch mit 590, Italienisch mit 91, Englisch mit 34, Niederländisch mit 24 und Spanisch mit 21 Titeln vertreten.

2.41 Inhaltlich verbergen sich hinter diesen Zahlen Literaturgruppen von teilweise beträchtlicher Bedeutung. Vorhanden sind etwa 500 Flugschriften, Pamphlete u. a. zeitgenössische Schriften des 16. Jhs, darunter auch Streitschriften aus der Reformationszeit, deren Masse allerdings in den Fächern Historia ecclesia E und z. T. im Fach Theologia evangelica polemica zu finden ist. Bemerkenswerte zeitgenössische Bestände existieren zur Geschichte des 17. und 18. Jhs. Mit ca. 3000 Titeln, überwiegend Flugschriften, wird die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges so vorzüglich wie in nur wenigen deutschen Bibliotheken dokumentiert. Die wesentlichen Teile dieser Sammlung stammen aus der Bibliothek des Grafen Bünau. Hingewiesen sei u. a. auf die seinerzeit kaum in den Handel gelangte Ausgabe der Khevenhüllerschen Annalen aus dem Jahre 1640. Als ebenso herausragend ist der Bestand von etwa 1000 Lettres, Relationes, Memoirs und ähnlichem Kleinschrifttum aus der Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges und des Siebenjährigen Krieges einzuschätzen. Bemerkenswert sind auch einige Dutzend Flugschriften aus der Zeit der Französischen Revolution und der Feldzüge gegen das republikanische Frankreich, darunter Schriften so bedeutender deutscher Jakobiner wie Eulogius Schneider (1756-1794).

2.42 Die für die gesamte frühe Neuzeit wichtigen gedruckten Quellen und die Literatur zu den Kreis- und Reichstagen, den Landständen, aber auch die entsprechenden Bestände für das 19. Jh, besonders zur Nationalversammlung von 1848/49, sind in der Gruppe Recht (Fächer Jus publicum Germaniae B und F) zu finden. Dort (Jus publicum Germaniae A) sind auch die besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg zahlreich erschienenen und für den Historiker wichtigen Werke zur Reichsverfassung zu suchen. Im Rahmen der Anfang des 20. Jhs übernommenen Sammlung von Gustav Adolf Jädicke weist das Fach Opera varia etwa 150 Broschüren zur Parteiengeschichte, zu politischen Tagesfragen der deutschen, aber auch sächsischen Geschichte der zweiten Hälfte des 19. Jhs auf.

2.43 Ein eigenes Fach ist der Sammlung biographischer Literatur zur deutschen Geschichte gewidmet (Historia Germaniae biographica). Es enthält Sammelbiographien, einzelne biographische Werke, Genealogien einzelner Adelsgeschlechter, aber auch etwa 300 Leichenpredigten zumeist des 17. Jhs (Leichenpredigten sonst im Fach Theologia evangelica ascetica und Theologia Historica). Von den insgesamt 3396 Titeln (10 Prozent verlagert) stammen 124 aus dem 16. Jh, 811 aus dem 17. Jh, 884 aus dem 18. Jh und 1576 aus dem 19. Jh. Davon sind 2912 Titel deutsch-, 418 lateinisch- und 48 französischsprachig.

2.44 Das Fach Deutsche Ortsgeschichte (Historia urbium Germanicarum) verzeichnet 9389 Titel (5 Prozent verlagert). Von den 5 Inkunabeln, 293 Titeln aus dem 16. Jh, 1371 aus dem 17. Jh, 2346 aus dem 18. Jh und 5374 aus dem 19. Jh sind 8372 in deutscher, 773 in lateinischer und 178 in französischer Sprache verfaßt. Berücksichtigt sind Orte und Städte des gesamten deutschen Sprachraumes. Besonders hervorzuheben ist der Bestand an Nürnberg-Literatur.

2.45 Die Literatur zur Geschichte der deutschen Länder und Territorien verteilt sich auf 21 Einzelfächer, wobei die Geschichte der im wesentlichen deutschsprachigen Kronländer Österreichs sowie die tschechische (böhmische) Geschichte einbezogen wurden, aber gesondert beschrieben werden. Dies gilt ebenso für den umfangreichen Bestand der Sächsisch/Thüringischen Geschichte (Historia Saxoniae). Die übrigen Fächer enthalten zur Geschichte Anhalts (Historia Anhaltina) 336 Titel (16. Jh 60, 17. Jh 97, 18. Jh 65, 19. Jh 114; darunter 258 in deutscher und 76 in lateinischer Sprache); zur Geschichte Bayerns ohne die fränkischen Gebiete, aber mit Einschluß des Fürstbistums Salzburg (Historia Bavarica) 1452 Titel, davon 10 Prozent verlagert (16. Jh 32, 17. Jh 26, 18. Jh 465, 19. Jh 829; darunter 1307 in deutscher, 104 in lateinischer und 33 in französischer Sprache).

2.46 Besonders gut dokumentiert ist die Geschichte Preußens in seiner Gesamtheit (Historica Borussica) mit 4950 Titeln, davon 10 Prozent verlagert (16. Jh 5, 17. Jh 954, 18. Jh 1467, 19. Jh 2524; darunter 3927 in deutscher, 698 in lateinischer und 292 in französischer Sprache). Zur Geschichte Brandenburgs (Historia Brandenburgica) liegen 457 Titel vor (16. Jh 88, 17. Jh 100, 18. Jh 101, 19. Jh 168; davon 342 in deutscher und 107 in lateinischer Sprache); zur Geschichte Frankens (Historia Franconica) 845 Titel (eine Inkunabel, 16. Jh 45, 17. Jh 118, 18. Jh 485, 19. Jh 196; davon 578 in deutscher und 260 in lateinischer Sprache). In diesem Fach finden sich etwa ein Dutzend Flugschriften aus der Zeit des Reichsritteraufstandes in der ersten Hälfte des 16. Jhs. Zur Geschichte der Hanse (Historia Hanseatica) liegen 205 Titel vor (ein Drittel aus dem 16. und 17. Jh, zwei Drittel aus dem 19. Jh; davon 180 in deutscher und 20 in lateinischer Sprache).

2.47 Auf die Geschichte Hessens einschließlich des ehemaligen Königreichs Westfalen (Historia Hassiaca) entfallen 830 Titel (16. Jh 26, 17. Jh 177, 18. Jh 165, 19. Jh 462; davon 717 in deutscher, 99 in lateinischer und 13 in französischer Sprache), auf die Geschichte Schleswig-Holsteins (Historia Holsatica) 1195 Titel (16. Jh 14, 17. Jh 166, 18. Jh 261, 19. Jh 754; davon 1063 in deutscher, 74 in lateinischer, 24 in französischer, 23 in dänischer und 11 in englischer Sprache). In diesem Fach befindet sich auch die Literatur zu den deutsch-dänischen Kriegen von 1848 und 1864. Der Geschichte der preußischen Provinz Sachsen (Historia Magdeburgica) sind 276 Titel zugeordnet (16. Jh 5, 17. Jh 69, 18. Jh 81, 19 Jh 121; davon 243 in deutscher und 32 in lateinischer Sprache), der Geschichte Mecklenburgs (Historia Mecklenburgica) 421 Titel (16. Jh 18, 17. Jh 75, 18. Jh 169, 19. Jh 159; darunter 328 in deutscher, 90 in lateinischer und 3 in französischer Sprache). 581 Titel sind zur Geschichte Pommerns (Historia Pomeranica) vorhanden (16. Jh 20, 17. Jh 188, 18. Jh 241, 19. Jh 132; darunter 417 in deutscher, 153 in lateinischer und 9 in französischer Sprache); 593 Titel zur Geschichte Ost- und Westpreußens (Historia Prussiae), davon 5 Prozent ausgelagert (16. Jh 41, 17. Jh 83, 18. Jh 224, 19. Jh 295; darunter 410 in deutscher, 171 in lateinischer und 8 in polnischer Sprache).

2.48 Nennenswerte Bestände finden sich auch zur Geschichte der ehemaligen Erzbistümer Köln, Mainz (einschließlich des Eichsfeldes), Trier sowie der Pfalz (Historia Rheni inferioris): 1407 Titel, davon 5 Prozent ausgelagert (3 Inkunabeln, 16. Jh 108, 17. Jh 413, 18. Jh 445, 19. Jh 438; darunter 1081 in deutscher, 279 in lateinischer und 44 in französischer Sprache). Der Geschichte des Rheinlandes insgesamt sowie Elsaß-Lothringens (Lothringen allein in Historia Gallica provincialis), der Provinz Nassau, des Nahegaues, Worms, Waldecks und Zweibrückens (Historia Rheni superioris) sind 1316 Titel zugeordnet, 5 Prozent sind ausgelagert (2 Inkunabeln, 16. Jh 65, 17. Jh 217, 18. Jh 500, 19. Jh 532; darunter 1001 in deutscher, 185 in lateinischer und 116 in französischer Sprache). Die Geschichte Niedersachsens insgesamt sowie seiner historischen Territorien - einschließlich Blankenburgs und Stolbergs, aber ohne Oldenburg, Ostfriesland, Lippe und Pyrmont - (Historia Saxoniae inferioris) behandeln 1672 Titel (16. Jh 74, 17. Jh 328, 18. Jh 628, 19. Jh 642; davon 1375 in deutscher, 232 in lateinischer, 46 in französischer und 12 in italienischer Sprache), die Geschichte Schlesiens (Historia Silesiae) 1136 Titel (16. Jh 63, 17. Jh 344, 18. Jh 372, 19. Jh 357; davon 934 in deutscher und 191 in lateinischer Sprache).

2.49 Zur Geschichte Schwabens im allgemeinen, Württembergs, Badens und Hohenzollerns sowie Vorarlbergs und älterer historischer Territorien (Historia Sueviae) liegen 1724 Titel vor, davon 5 Prozent verlagert (16. Jh 63, 17. Jh 284, 18 Jh 447, 19. Jh 928; darunter 1525 in deutscher, 181 in lateinischer und 18 in französischer Sprache). Erwähnenswert sind die etwa zwei Dutzend zeitgenössischer Flugschriften zur Geschichte des Schwäbischen Städtebundes aus der Zeit Herzog Ulrichs von Württemberg (1487/1497-1550). Schließlich verfügt die Bibliothek über einen beachtlichen Bestand zur Geschichte Westfalens unter Einschluß der allgemeinen Geschichte ganz Norddeutschlands, des alten sächsischen Stammesherzogtums und des Westfälischen Reichskreises (Königreich Westfalen bei Historia Hassiaca) sowie Oldenburgs, Ostfrieslands, Lippe und Pyrmonts (Historia Westphalica), insgesamt 1416 Titel (16. Jh 48, 17. Jh 450, 18. Jh 435, 19. Jh 482; davon 1121 in deutscher, 249 in lateinischer, 26 in französischer und 19 in niederländischer Sprache). Reinhardt Eigenwill

Sächsische Geschichte

2.50 Mit knapp 40.000 Titeln nimmt der historische Saxonica-Bestand eine herausragende Stellung ein und ist in seiner Geschlossenheit einzigartig. Landeskundliche Literatur wurde seit Bestehen der Bibliothek gesammelt, planmäßig jedoch erst durch den Oberbibliothekar Johann Christoph Adelung. So konnten Ende des 18. Jhs und zu Beginn des 19. Jhs Nachlässe, gesamte Bibliotheken oder Hss. von Sammlern und Gelehrten erworben werden, wie 1796 Schriften zur sächsischen Rechtsgeschichte aus dem Besitz des Hofrates Bernhard Friedrich Rudolph Lauhn (1712-1792), 1813 der Nachlaß des Bibliographen Benjamin Gottfried Weinart (1751-1813), 1833 die aus 46 Foliobänden bestehende Schenkung aus dem Besitz von Hofmarschall Graf August von Bose (1753-1809) mit politischen Flug- und Gelegenheitsschriften, Pasquillen u. a. aus den Jahren 1702 bis 1728 nebst 2 Bdn Gesandtschaftsberichten des Kursächsischen bevollmächtigten Ministers beim Regensburger Reichstag Graf Carl Gottfried von Bose (1654-1731) über den Reichstag von 1711 und 1712.

2.51 Große Teile der ehemaligen Dresdner Ratsbibliothek mit orts- und landeskundlicher Literatur sowie Schriften zum sächsischen Recht kamen 1838 hinzu. 1860 erhielt die Bibliothek den Nachlaß des sächsischen Gesandten und Geheimen Rates Wilhelm August Freiherr von Just (1752-1824). 1832 erfolgte der erste Austausch von Drucken und Hss. mit dem Sächsischen Staatsarchiv. 1844 wurde in Sachsen eine Pflichtexemplarregelung erlassen, 1870 durch das Sächsische Pressegesetz jedoch wieder aufgehoben. 1883 konnte immerhin die Ablieferung der amtlichen Druckschriften durchgesetzt werden. Umfangreiche Übernahmen von Saxonica erfolgten im 20. Jh vor allem nach 1945 als Ergebnis der Verwaltungs- und Bodenreform u. a. aus 21 ostsächsischen Schloßbibliotheken, aus den Fürstenschulbibliotheken Meißen und Grimma sowie aus Beständen sächsischer Lehrerseminare.

2.52 Nicht eine wissenschaftliche Systematik, sondern formale Gesichtspunkte bestimmen die Gliederung des Saxonica-Bestandes in 12 Gruppen: Historia Saxoniae A enthält Werke zur allgemeinen sächsischen Geschichte, Geographie (einschließlich Reisen), Statistik, zu Altertümern und Volkskunde. Von den 958 Titeln (75 verlagert) stammen 55 aus dem 16. Jh, 67 aus dem 17. Jh, 226 aus dem 18. Jh und 610 aus dem 19. Jh. 792 sind in deutscher und 152 in lateinischer Sprache. Als wertvollste Darstellungen zur historischen Landeskunde Sachsens sind vor allem die Werke von Petrus Albinus (Dresden 1589), Johann Conrad Knauth (Dresden 1692), Christian Gerber (Dresden und Leipzig 1717), Friedrich Gottlieb Leonhardi (Leipzig 1788 und 1794) und, wegen der Illustrationen, die Werke von Albert Schiffner (Stuttgart 1840), Friedrich Georg Wieck (Chemnitz 1841-1842) und von Ludwig Rohbock und Carl Köhler (Darmstadt 1856-1862) zu nennen.

2.53 Unter Historia Saxoniae B findet sich die Literatur über Herrscher der Ernestinischen Linie der Wettiner (Weimar, Altenburg, Coburg, Gotha, Hildburghausen, Meiningen, Römhild, Saalfeld). Von den 1152 Titeln (67 verlagert) erschienen 395 im 16. Jh, 324 im 17. Jh, 184 im 18. Jh und 248 im 19. Jh. 864 Titel sind in deutscher, 274 in lateinischer und 14 in französischer Sprache verfaßt.

2.54 Die Bestandsgruppe Historia Saxoniae C betrifft die Herrscher Albertinischer Linie der Wettiner unter Einbeziehung der Seitenlinien Weißenfels, Merseburg und Zeitz mit Familienangehörigen. Von den 4735 Titeln (286 verlagert) stammen 5 aus der Inkunabelzeit, 318 aus dem 16. Jh, 1466 aus dem 17. Jh, 1421 aus dem 18. Jh und 1525 aus dem 19. Jh. Davon sind 3284 Titel in deutscher, 1193 in lateinischer, 118 in französischer und 102 Titel in italienischer Sprache.

2.55 Die Gruppe Historia Saxoniae D umfaßt 3613 Titel (davon 42 verlagert) zur Geschichte, Genealogie und Heraldik des sächsischen Adels und sächsischer bürgerlicher Familien, Sammelbiographien und Einzelbiographien in alphabetischer Ordnung einschließlich eines Teils der vorhandenen Leichenpredigten. 99 Werke erschienen im 16. Jh, 1339 im 17. Jh, 1451 im 18. Jh und 724 im 19. Jh. 3181 Titel sind in deutscher, 397 in lateinischer und 34 in französischer Sprache.

2.56 Unter Historia Saxoniae E sind die Thüringische Geschichte im allgemeinen und die Geschichte einzelner Landesteile (Orlagau, Osterland, Pleißenland, Saaletal, Unstruttal) sowie die der Staaten zu finden (Altenburg, Coburg bzw. Coburg-Gotha mit Saalfeld, Eisenach, Gotha, Hildburghausen, Meiningen, Weimar, Erfurt, Gleichen, Henneberg, Mansfeld, Querfurt, Schwarzburg-Sondershausen). Von den 1379 Titeln (41 verlagert) stammen 52 aus dem 16. Jh, 195 aus dem 17. Jh, 516 aus dem 18. Jh und 616 aus dem 19. Jh. 1223 Titel sind in deutscher und 151 in lateinischer Sprache.

2.57 Die Literatur über einzelne Landesteile des Albertinischen Gebietes (Ober- und Niederlausitz, Erzgebirge, Leipziger Kreis mit Oster- und Pleißnerland, Meißnischer Kreis, Sächsische Schweiz, Vogtland, Schönburgische Herrschaften) und Reuß enthält die Gruppe Historia Saxoniae F. Von den 1174 Titeln (71 verlagert) stammen 16 aus dem 16. Jh, 99 aus dem 17. Jh, 349 aus dem 18. Jh und 710 aus dem 19. Jh. 101 Titel sind in deutscher, 143 in lateinischer, 7 in französischer und 7 in sorbischer Sprache.

2.58 In der Gruppe Historia Saxoniae G befindet sich der bereits nach den Angaben Falkensteins (s. u. 4.2) besonders reiche Literaturbesitz zur Geschichte der Stadt Dresden mit 5479 Titeln (377 verlagert). Davon erschienen 10 im 16. Jh, 85 im 17. Jh, 684 im 18. Jh und 4702 im 19. Jh. 5244 Titel sind in deutscher, 11 in lateinischer, 86 in französischer und 25 in englischer Sprache. Wegen ihres Umfanges wurde die Dresden-Literatur als eigene Gruppe aufgestellt. Neben der Literatur zur Ortskunde, Geschichte, Verwaltung, Wirtschaft u. a. der Stadt Dresden sind besonders die Chroniken und Stadtbeschreibungen von Anton Weck (Nürnberg 1679), Icander (das ist Johann Christoph Crell; Leipzig 1719), Benjamin Gottfried Weinart (Dresden 1777), Johann Christian Hasche (Leipzig 1781-1783 und 1816-1820), Carl Wilhelm Daßdorf (Dresden 1782), Gustav Klemm (Dresden 1837) bis zu Martin Bernhard Lindau (Dresden 1859-1863) zu nennen.

2.59 11.257 Titel (474 verlagert) enthält die Gruppe Historia Saxoniae H über einzelne sächsische Orte (außer Dresden) in alphabetischer Ordnung. Darunter befinden sich 169 Statuten sächsischer Städte aus der Sammlung des Hofrates Bernhard Friedrich Rudolph Lauhns. 179 Titel erschienen im 16. Jh, 633 im 17. Jh, 2225 im 18. Jh und 8220 im 19. Jh. 10.043 Titel sind in deutscher, 1188 in lateinischer, 12 in französischer und 3 in englischer Sprache. Die Bestandsgruppe enthält nicht nur die Literatur zur Geschichte und Ortskunde der einzelnen sächsischen Städte und Gemeinden, sondern auch Darstellungen zur Verwaltung, zur Wirtschaft, zur Kirchengeschichte und zum Schulwesen. Eine Besonderheit bildet die Vielzahl von Mitteilungen und anderen Publikationen der Geschichts- und Altertumsvereine der einzelnen Orte, die vollständig vorhanden sind.

2.60 Die Gruppe Historia Saxoniae J umfaßt die Literatur zum Öffentlichen Recht, zum Staatsrecht, zur Verwaltung und zum Sozialwesen Sachsens. Von den 1197 Titeln (35 verlagert) stammen 2 aus der Inkunabelzeit, 11 aus dem 16. Jh, 64 aus dem 17. Jh, 297 aus dem 18. Jh und 823 aus dem 19. Jh. 1047 Titel sind in deutscher, 138 in lateinischer und 11 in französischer Sprache.

2.61 Unter Historia Saxoniae K ist die Literatur zum sächsischen Privatrecht zu finden. Von den 2035 Titeln (46 verlagert) stammen 77 aus dem 16. Jh, 203 aus dem 17. Jh, 1151 aus dem 18. Jh und 604 aus dem 19. Jh. 1569 Drucke sind in deutscher, 458 in lateinischer und 8 in französischer Sprache.

2.62 1290 Werke (39 verlagert) zu Kirche und Schule, Stiftungen sowie den Juden umfaßt die Gruppe Historia Saxoniae L. 12 stammen aus der Inkunabelzeit, 147 aus dem 16. Jh, 73 aus dem 17. Jh, 242 aus dem 18. Jh und 816 aus dem 19. Jh. 1152 Titel sind in deutscher und 134 in lateinischer Sprache.

2.63 Die Gruppe Historia Saxoniae M zählt 2557 Titel (290 verlagert) zur sächsischen Wirtschaft (Bergbau, Münzwesen, Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Handel, Verkehr, Hoch- und Tiefbauwesen), zu Kriegswesen, Wohltätigkeitsvereinen, Polizei, Medizinal- und Veterinärwesen. 24 Werke erschienen im 16. Jh, 55 im 17. Jh, 298 im 18. Jh und 2180 im 19. Jh. 2501 Titel sind in deutscher, 45 in lateinischer, 3 in englischer und 7 in französischer Sprache.

2.64 Die bibliographische Erschließung der Saxonica-Bestände begann durch Benjamin Gottfried Weinart, dessen Versuch einer Litteratur der Geschichte und Staatskunde 1790 erschien. Paul Emil Richter gab 1889 eine Litteratur der Landes- und Volkskunde des Königreichs Sachsen heraus, zu der bis 1918 15 Nachträge erschienen sind. Im gleichen Jahr wurde der erste Teilband der Bibliographie der Sächsischen Geschichte von Rudolf Bemmann und Jakob Jatzwauk veröffentlicht. Eberhard Stimmel

Geschichte einzelner Länder Europas

2.65 Unter Österreichische Geschichte (Historia Austriaca) wurden in der alten systematischen Aufstellung die mehr oder weniger deutschsprachigen Kronländer der österreichischen Monarchie vor 1815 zusammengefaßt: die beiden österreichischen Erzherzogtümer, Steiermark, Tirol, Görz, Gradisca und Krain. Letzteres und die südliche Steiermark sind mit dem heutigen Slowenien identisch. Vorarlberg wurde der Historia Sueviae, das ehemals selbständige Fürsterzbistum Salzburg der Historia Bavarica zugeordnet. Der Bestand umfaßt 2063 Titel (ca. 10 Prozent verlagert). Auf das 16. Jh entfallen 33 Titel, auf das 17. Jh 101, auf das 18. Jh 509 und auf das 19. Jh 1420. Neben 1890 deutschen Werken sind 150 lateinische, 63 französische und 19 italienische zu verzeichnen.

2.66 Die Literatur zur schweizerischen Geschichte (Historia Helvetiae) umfaßt 2363 Titel (zu fast 100 Prozent verlagert) in der chronologischen Verteilung auf 3 Inkunabeln, 98 Titel aus dem 16. Jh, 169 aus dem 17. Jh, 410 aus dem 18. Jh und 1683 aus dem 19. Jh. Von diesen sind 1871 in deutscher, 362 in französischer, 96 in lateinischer, 17 in englischer und 11 in italienischer Sprache. Bei etwa 50 Prozent dieses Bestandes handelt es sich um Literatur über einzelne Kantone und Städte.

2.67 Mit 17.074 Titeln (60 Prozent verlagert) stellen die Fächer zur französischen Geschichte die mit Abstand größte Gruppe innerhalb der außerdeutschen Geschichte. Die Literatur zu den einzelnen Epochen der Geschichte Frankreichs ist in den Fächern Historia Gallica A bis E vereint. Von den 13.700 Werken (65 Prozent verlagert) sind 9 Inkunabeln; 1142 entfallen auf das 16. Jh, 6706 auf das 17. Jh, 2088 auf das 18. Jh und 3755 auf das 19. Jh. 10.737 Titel sind in französischer Sprache, 2101 in deutscher, 632 in lateinischer, 112 in englischer, 78 in italienischer und 20 in niederländischer Sprache. Die Sammlung ist von beträchtlicher Bedeutung. Auffällig ist die Vielzahl von Manifesten, Deklarationen, Diskursen, Edikten, Lettres, Pamphleten und Traktaten sowie anderer Flugschriften, angefangen von den Zeiten König Franz I. (*1494, reg. 1515-1547) bis in die Zeit Ludwigs XIV. (*1638, reg. 1643-1715).

2.68 Das Kleinschrifttum der ersten Hälfte des 16. Jhs hat vor allem den beginnenden französisch-spanisch/habsburgischen Gegensatz (u. a. den Streit um die Frage der Universalmonarchie) und die Stellung des Papsttums zum Inhalt. Hinzu kommen nach 1559 die Streitschriften in Zusammenhang mit den Bürger- oder Religionskriegen in Frankreich. Streitschriften finden sich auch im Rahmen der Auseinandersetzungen zwischen Adel und Krone zur Zeit Richelieus (1585-1642) bis hin zu den Geschehnissen um die letzte Fronde 1648 bis 1653 und den weiteren Ereignissen in den Regierungsjahren Ludwigs XIV. Insgesamt handelt es sich um etwa 500 Schriften, wobei sich die Auslagerungen nur bis zum Beginn der Regierungszeit Heinrichs IV. bemerkbar machen (ca. 250 Werke).

2.69 Von den vielen namhaften Publizisten jener Jahrhunderte, deren Schriften z. T. in der Bibliothek vertreten sind, seien beispielsweise Antoine Arnauld (1560-1619), Verfasser des seinerzeit berühmten Antiespagnol genannt (einige seiner Schriften im Fach Historia Hispaniae), ferner François Hotmann (1524-1590) und Gregorio Leti (1630-1701). Schrifttum zu den Hugenottenkriegen, dem Edikt von Nantes und seiner Aufhebung bis hin zum Camisardenaufstand 1702 bis 1715 findet sich auch unter Historia Gallica ecclesiastica (s. Theologie, Kirchengeschichte) und Theologia evangelica polemica. Politische und staatsrechtliche Fragen behandelnde Drucke dieser Zeit enthalten auch die juristischen Fächer Jus privatum Galliae, Jus publicum Galliae sowie das Fach Epistolae, z. B. mit den Briefen Hubert Languets (1518-1581). Aus der Zeit der Französischen Revolution sind neben mehrbändigen Ausgaben von Debatten etwa 150 zeitgenössische Broschüren erwähnenswert.

2.70 Die biographische Literatur zur Geschichte Frankreichs faßt das Fach Historia Gallica biographica zusammen. Hier findet sich Literatur über französische Staatsmänner, nicht jedoch über einzelne Herrscher. Diese sind den Fächern Historia Gallica A bis E zugeordnet. Von den 1628 Titeln entfallen 71 auf das 16. Jh, 515 auf das 17. Jh, 341 auf das 18. Jh und 701 auf das 19. Jh. Die Verteilung nach Sprachen weist 1403 französische Titel aus, 156 deutsche, 52 lateinische, 7 englische, 5 italienische und 5 niederländische. Weniger umfangreich ist die gesondert aufgestellte Literatur zur Geschichte einzelner Landesteile (Historia Gallica provincialis). Von 761 Werken (100 Prozent ausgelagert) stammen 57 aus dem 16. Jh, 326 aus dem 17. Jh, 104 aus dem 18. Jh und 274 aus dem 19. Jh. 586 Titel sind in französischer, 93 in lateinischer, 76 in deutscher und 5 in englischer Sprache verfaßt. Schließlich ist die Literatur zur französischen Ortsgeschichte in einem Fach vereint (Historia urbium Gallicarum). Von 985 Werken (100 Prozent verlagert) entfallen 37 auf das 16. Jh, 202 auf das 17. Jh, 193 auf das 18. Jh und 553 auf das 19. Jh. 746 Titel erschienen in französischer, 169 in deutscher, 60 in lateinischer, 6 in englischer, 2 in italienischer und 2 in niederländischer Sprache.

2.71 Die Sammlung zur italienischen Geschichte (Historia Italica) - insgesamt 5279 Werke (95 Prozent ausgelagert) - verteilt sich auf 22 Inkunabeln, 473 Titel aus dem 16. Jh, 1260 aus dem 17. Jh, 1231 aus dem 18. Jh und 2295 aus dem 19. Jh. Davon sind 2442 italienisch-, 1070 deutsch-, 965 lateinisch- und 672 französischsprachig. Die Literatur über einzelne Landesteile und vor allem über einzelne Orte und Städte macht vier Fünftel des Gesamtbestandes aus. Beispielsweise ist die Region Venetien besonders gut vertreten. Erwähnung verdient eine Sammlung von etwa 160 vor allem deutschsprachigen Reisebeschreibungen aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und aus dem 19. Jh.

2.72 Die spanische Geschichte (Historia Hispaniae) ist mit 2262 Titeln (5 Prozent verlagert) vertreten. Der Bestand setzt sich zusammen aus 7 Inkunabeln, 107 Titeln aus dem 16. Jh, 606 aus dem 17. Jh, 569 aus dem 18. Jh und 973 aus dem 19. Jh. Auf Spanisch entfallen 987 Werke, auf Französisch 444, auf Deutsch 438, auf Latein 229, auf Englisch 78, auf Italienisch 70 und auf Niederländisch 12. Ein Großteil der Literatur entstammt den Sammlungen der Grafen Brühl und Bünau sowie der Bibliothek des kursächsischen Gesandten (seit 1791) in Madrid, Philipp von Forell. Beachtenswert sind etwa vier Dutzend Flugschriften und Traktate aus der Zeit der französisch-spanischen Auseinandersetzungen in der zweiten Hälfte des 17. Jhs und aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714), darunter Schriften von François Paul de Lisola (1613-1675).

2.73 Der kleine, fast vollständig verlagerte Bestand zur portugiesischen Geschichte (Historia Lusitaniae) enthält 483 historische Titel, von denen 48 aus dem 16. Jh, 141 aus dem 17. Jh, 128 aus dem 18. Jh und 166 aus dem 19. Jh stammen. Davon sind 143 in Portugiesisch, 120 in Französisch, 89 in Deutsch, 60 in Latein, 32 in Spanisch, 21 in Englisch und 16 in Italienisch.

2.74 Die Bestände zur niederländischen, belgischen und luxemburgischen Geschichte (Historia Belgica A bis B) umfassen 4017 Titel. Die Hälfte der 2037 Werke erschien im 17. Jh. Auf das 16. Jh entfallen 355, auf das 18. Jh 621 und auf das 19. Jh 1031 Titel. Etwa ein Drittel der Literatur ist in niederländischer Sprache, die übrigen zwei Drittel zu ungefähr gleichen Teilen in französischer, deutscher und lateinischer Sprache. Nahezu die Hälfte der Bestände enthält Literatur zu einzelnen Provinzen und Orten Belgiens oder der Niederlande, darunter Werke wie die Cronycke van Holland, Zeelandt end Vrieslandt (Leiden 1517) und die Excellente Cronyke van Brabant (Antwerpen 1530). Von großem Interesse sind die die gesamten Niederlande betreffenden Druckwerke, vor allem etwa 100 Flugschriften und Traktate aus der Zeit des Befreiungskrieges gegen Spanien, darunter der berühmte Sendtbrief an die Provintzen ... Wilhelms von Oranien (1533-1584; Deventer 1579).

2.75 Die Geschichte Großbritanniens einschließlich Irlands (Historia Britannica A bis E) ist mit 6553 Titeln vertreten (5 Prozent verlagert). Davon sind 118 dem 16. Jh, 1837 dem 17. Jh, 1551 dem 18. Jh und 3045 dem 19. Jh zuzuordnen; 3563 erschienen in englischer Sprache, 1149 in deutscher, 936 in französischer, 776 in lateinischer, 103 in niederländischer und 28 in italienischer Sprache. Auffällig ist der Anteil von 1000 Titeln zur Geschichte einzelner Landesteile und Orte sowie 2212 Werke über Kolonialgeschichte, Militärwesen, Wirtschaft, Parteien, Schulwesen sowie vor allem Recht, Parlament und Verfassung. In der letztgenannten Gruppe befindet sich u. a. die in nur 225 Exemplaren gedruckte erste Auflage von Thomas Rymers Foedera Conventiones... (London 1704-1717). Hervorzuheben sind etwa 150 Flugschriften zur Englischen Revolution, die vornehmlich das Echo auf die Ereignisse in England im deutschsprachigen Raum dokumentieren. Nur etwa ein halbes Dutzend weiterer europäischer Bibliotheken verfügen über einen ähnlich wertvollen Bestand auf diesem Gebiet.

2.76 4642 Titel umfaßt die Sammlung zur skandinavischen Geschichte (Historia Danica, Historia Norvegica, Historia Sueciae). 2830 Werke betreffen die schwedische und skandinavische Geschichte insgesamt, 1446 die dänische einschließlich der isländischen und 366 die norwegische Geschichte. Chronologisch verteilt sich die Literatur auf das 16. Jh mit 93 Werken sowie zu etwa gleichen Teilen auf das 17., 18. und 19. Jh. Veröffentlichungen zur Geschichte Norwegens stammen fast nur aus dem 19. Jh. Der größte Teil der Titel ist in deutscher Sprache, 1014 sind in den Landessprachen, 1003 in lateinischer, 375 in französischer, 68 in niederländischer und 38 in englischer Sprache. Erwähnenswert im Rahmen der dänischen Geschichte ist eine fast vollständige Sammlung isländischer und skandinavischer Sagas.

2.77 Die Bestände zur polnischen Geschichte (Historia Poloniae) umfassen 5364 Titel (95 Prozent ausgelagert). Davon erschienen 442 im 16. Jh, 2106 im 17. Jh, 1806 im 18. Jh und 1008 im 19. Jh. 2170 Werke sind in lateinischer, 1356 in deutscher, 130 in polnischer, 473 in französischer und 35 in italienischer Sprache abgefaßt. Der beträchtliche Umfang der Polonica-Sammlung - in der alle Bereiche der Geschichte im engeren Sinne, Verfassungsgeschichte, Wirtschaft u. a. gleichmäßig vertreten sind - ist dem Sammelinteresse zu verdanken, das aus den besonders im 18. Jh engen Beziehungen zwischen Sachsen und Polen herrührt.

2.78 Die Sammlung zur russischen Geschichte (Historia Russiae) hat einen Umfang von 2838 Titeln. Mit 1866 Werken überwiegt das 19. Jh. 70 Titel stammen aus dem 16. Jh, 172 aus dem 17. Jh und 730 aus dem 18. Jh. Die Verteilung nach Sprachen weist 1697 Titel in deutscher, 538 in französischer, 256 in russischer, 199 in lateinischer, 58 in englischer, 40 in schwedischer und 21 in polnischer Sprache auf. Ein Viertel des Gesamtbestandes besteht aus Reiseliteratur (auch ethnologischer Literatur) sowie Werken über einzelne Provinzen und Städte.

2.79 Die Literatur zur tschechischen Geschichte (Historia Bohemica) umfaßt 888 Werke. Neben einer Inkunabel sind 33 Titel aus dem 16. Jh, 151 aus dem 17. Jh, 163 aus dem 18. Jh und 540 aus dem 19. Jh vorhanden. 661 Titel erschienen in Deutsch, 133 in Latein und 84 in Tschechisch.

2.80 Die 1559 Titel zur ungarischen Geschichte (Historia Hungariae) setzen sich zusammen aus 3 Inkunabeln, 93 Werken des 16. Jhs, 326 des 17. Jhs, 272 des 18. Jhs und 865 des 19. Jhs. 974 Titel sind in deutscher, 351 in lateinischer, 75 in ungarischer, 69 in französischer, 63 in italienischer und 13 in südslawischen Sprachen erschienen. Dieses Fach enthält die Geschichte aller Länder der Stephanskrone, also u. a. auch die Kroatiens, Siebenbürgens und der Slowakei.

2.81 Das Fach Türkische Geschichte (Historia Turciae) enthält nur die Werke zur Geschichte der europäischen Provinzen des Osmanischen Reiches um 1815 (Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Mazedonien, Montenegro, Rumänien bzw. Moldau und Walachei, Serbien sowie das Gebiet Konstantinopel). Literatur zu den asiatischen Provinzen (Kleinasien, Mesopotamien, Palästina, Syrien) findet sich im Fach Historia Asiae. Von den 1900 Titeln zur türkischen Geschichte stammen 306 aus dem 16. Jh, 383 aus dem 17. Jh, 234 aus dem 18. Jh und 976 aus dem 19. Jh. 1038 Werke sind in deutscher, 319 in französischer, 293 in lateinischer, 94 in englischer, 81 in italienischer, 25 in neugriechischer und 23 in rumänischer Sprache. Etwa 15 Prozent des Gesamtbestandes betreffen die neugriechische Geschichte. Inhaltlich herausragend sind die in Zusammenhang mit den Türkenkriegen des 16. und 17. Jhs stehenden ca. 100 zumeist deutschen Türkenschriften aus dieser Zeit.

Geschichte außereuropäischer Erdteile

2.82 Die Literatur zur Geschichte der außereuropäischen Gebiete wurde nach Erdteilen gegliedert. Das Fach Afrikanische Geschichte (Historia Africae) ist durch 2161 Titel repräsentiert (90 Prozent verlagert). 32 Werke stammen aus dem 16. Jh, 110 aus dem 17. Jh, 238 aus dem 18. Jh und 1781 aus dem 19. Jh. Sie verteilen sich sprachlich auf Deutsch (1041 Titel), Französisch (524), Englisch (348), Latein (160) und Italienisch (54).

2.83 3470 Werke umfaßt die Sammlung zur Geschichte Amerikas (Historia Americae), wobei neben 3 Inkunabeln 47 Titel aus dem 16. Jh, 117 aus dem 17. Jh, 371 aus dem 18. Jh und 2932 aus dem 19. Jh stammen. Davon sind 1142 Titel in englischer Sprache, 1106 in deutscher, 532 in französischer, 432 in spanischer, 78 in italienischer, 65 in lateinischer und 63 in portugiesischer Sprache.

2.84 Die Literatur zur Geschichte Asiens (Historia Asiae) enthält 3644 Werke (25 Prozent verlagert). Es handelt sich um 7 Inkunabeln, 95 Werke aus dem 16. Jh, 275 aus dem 17. Jh, 486 aus dem dem 18. Jh und 2781 aus dem 19. Jh. 1266 Titel sind in deutscher Sprache, 680 in englischer, 635 in französischer, 511 in niederländischer, 414 in lateinischer, 52 in italienischer, 35 in spanischer, 17 in russischer und 16 in portugiesischer.

2.85 Die Geschichte Australiens und Ozeaniens (Historia Australiae) umfaßt 328 Titel, davon 2 aus dem 17. Jh, 25 aus dem 18. Jh und 301 aus dem 19. Jh. 155 Werke sind in Englisch, 137 in Deutsch und 25 in Französisch. Für alle genannten Fächer gilt, daß der Anteil an geographischer, entdeckungsgeschichtlicher, ethnologischer Literatur sowie an Reiseliteratur besonders groß ist. Reinhardt Eigenwill

Historische Hilfswissenschaften

2.86 Das Fach Chronologia (4530 Titel, sämtlich verlagert) enthält nicht nur Literatur zur Chronologie (einschließlich Zyklen und Epochen), sondern auch zur Kalenderkunde und vor allem eine umfangreiche Sammlung von Kalendern und Prognostica in chronologischer Folge. Die Literatur über Uhren steht bei Mechanica und die über Sonnenuhren bei Astronomia. Zur Chronologia gehören 3 Inkunabeln, 187 Titel aus dem 16. Jh (davon 86 in deutscher, 84 in lateinischer, 3 in französischer und einer in italienischer Sprache), 1024 Titel aus dem 17. Jh (davon 770 in deutscher, 205 in lateinischer, einer in englischer, 19 in französischer und einer in italienischer Sprache), 899 Titel aus dem 18. Jh (davon 681 in deutscher, 111 in lateinischer, 4 in englischer, 26 in französischer und 8 in italienischer Sprache) sowie 2417 aus dem 19. Jh (davon 2195 in deutscher, 7 in lateinischer, 24 in englischer, 15 in französischer und ein Titel in italienischer Sprache).

2.87 Im Fach Graphica wurde die Literatur über Schreibmaterialien, Schreibgeräte, Pasigraphie (Universalschrift), Archivkunde, Diplomatik, Paläographie, Sphragistik, Kalligraphie, Stenographie und vieles andere zusammengefaßt. Die 980 Titel (957 verlagert) verteilen sich auf das 16. Jh mit 33 Titeln (davon 5 in deutscher, 21 in lateinischer, 3 in französischer, 2 in italienischer Sprache), das 17. Jh mit 70 Titeln (davon 4 in Deutsch, 58 in Latein, 6 in Französisch), das 18. Jh mit 230 Titeln (davon 76 in Deutsch, 91 in Latein, 8 in Englisch, 16 in Französisch und 5 in Italienisch) und das 19. Jh mit 647 Titeln (davon 362 in Deutsch, 32 in Latein, 30 in Englisch, 59 in Französisch und 13 in Italienisch).

2.88 Das Fach Heraldica umfaßt sowohl die Literatur zur eigentlichen Wappenlehre und -kunst wie auch zur Genealogie, Literatur über die Ritterorden (einschließlich Tempelherren) und über Orden und Ehrenzeichen. Herausragend ist die große Anzahl von Wappenbüchern. Unter den rund 2060 Titeln (davon 794 verlagert) befinden sich eine Inkunabel, 115 Titel aus dem 16. Jh (davon 65 in deutscher, 25 in lateinischer, 10 in französischer und 7 in italienischer Sprache), 804 Titel aus dem 17. Jh (davon 544 in deutscher, 186 in lateinischer, 4 in englischer, 59 in französischer und 7 in italienischer Sprache), 538 Titel aus dem 18. Jh (davon 314 in deutscher, 82 in lateinischer, 2 in englischer, 47 in französischer und 5 in italienischer Sprache) sowie 601 Titel aus dem 19. Jh (davon 512 in deutscher, einer in lateinischer, 22 in englischer, 29 in französischer und 4 in italienischer Sprache).

2.89 Der Bestand Inscriptiones enthält die Literatur zur Epigraphik unter Einbeziehung von Sammlungen von Inschriften aller Länder von der Antike bis in die Neuzeit. Von den 570 (sämtlich verlagerten) Titeln stammen 19 aus dem 16. Jh, 53 aus dem 17. Jh, 138 aus dem 18. Jh (davon 10 in Deutsch, 89 in Latein, einer in Englisch, 6 in Französisch und 5 in Italienisch) und 360 aus dem 19. Jh (davon 87 in Deutsch, 164 in Latein, 10 in Englisch, 47 in Französisch und 33 in Italienisch).

2.90 Zur Gruppe Numismatica gehören die Literatur über Münzen und Medaillen, vor allem eine Vielzahl von Museums- und Ausstellungskatalogen sowie chronologische Verzeichnisse der Prägungen einzelner Länder (von der Antike bis zum Ende des 19. Jhs). Von den 1260 Titeln (davon 1072 verlagert) stammen 72 aus dem 16. Jh (3 in deutscher, 56 in lateinischer, 4 in französischer und 7 in italienischer Sprache), 258 aus dem 17. Jh (14 in deutscher, 202 in lateinischer, 2 in englischer, 23 in französischer und 12 in italienischer Sprache), 531 aus dem 18. Jh (148 in deutscher, 283 in lateinischer, 2 in englischer, 69 in französischer und 19 in italienischer Sprache) sowie 399 aus dem 19. Jh (206 in deutscher, 46 in lateinischer, 56 in englischer, 54 in französischer und 25 in italienischer Sprache). Als vermutlich früheste Kooperation zwischen Dresdner wissenschaftlichen Bibliotheken sind den Eintragungen im Alphabetischen Katalog der Bibliothek zufolge zahlreiche numismatische Werke am Ende des 19. Jhs als Dauerleihgabe für die Bibliothek des Münzkabinetts (heute Teil der Staatlichen Kunstsammlungen) zur Verfügung gestellt worden. Eberhard Stimmel

Handelswissenschaft

2.91 Die Auszählung des alten Faches Handelswissenschaft (Mercatura) ergab einen Anteil von 1104 historischen Titeln, wovon rund 40 Prozent als verlagert gelten. Diese Zahl berücksichtigt nicht den auf einzelne Fächer bezogenen wichtigen Bestand zur Wirtschaftsgeschichte und -theorie, der den historischen Fächern zugeordnet ist.

2.92 Das Fach enthält in erster Linie Literatur zum Rechnungswesen mit 160 Titeln, einschließlich Geldwesen, Maße und Gewichte, und zum Handel mit einzelnen Produkten mit 65 Titeln, davon 24 zum Buchhandel. Werke zur allgemeinen Handelsgeschichte und zur Handelsgeographie sind mit je 50 Titeln vertreten. In geringerem Umfang liegen Veröffentlichungen zur Handelspolitik, Warenkunde und Buchführung vor.

2.93 Deutsche Titel bilden den umfangreichsten Bestandteil mit 854 Werken, gefolgt von französischen mit 127, englischen mit 48 und italienischen mit 28 Werken. Aus dem 16. Jh stammen 12 Titel, davon 10 deutsche und 2 italienische. Das 17. Jh ist mit 31 Titeln vertreten, davon 13 in deutscher, 3 in französischer und 2 in englischer Sprache. Zum 18. Jh gehören 276 Titel mit 176 deutschen, 77 französischen, 10 englischen und 6 italienischen. Aus dem 19. Jh stammen 785 Titel, davon 660 in Deutsch, 47 in Französisch, 36 in Englisch und 20 in Italienisch. Hans-Joachim Kunz

Kriegs- und Militärwissenschaft

2.94 Die Werke zu den Militärwissenschaften (Militaria) sind in zwei Hauptgruppen zusammengefaßt, deren erste u. a. Schriften zur Waffenlehre, Uniformkunde, Ausbildung, Taktik, zu einzelnen Waffengattungen (mit Ausnahme der Artillerie), zum Militärwesen einzelner Länder und Zeiten sowie zur Militärgeschichte umfaßt, während die zweite Werke zur Artillerie, Feuerwerkerei, zur militärischen Mathematik, zum Festungsbau und Festungskrieg, dem Pionierwesen und schließlich zum Seekrieg enthält. Eine verhältnismäßig große Titelzahl findet sich auch in den Fächern Architectura (hier vor allem großformatige illustrierte Werke), Mechanica, Mathematica und in den Fächern zur Geschichte einzelner Länder.

2.95 Ungeachtet des bis weit in das 19. Jh reichenden universellen Sammelanspruchs der Bibliothek handelt es sich bei den Militaria mit ursprünglich knapp 3000 Titeln um eine weniger umfangreiche Sammlung, deren Aufbau jedoch kontinuierlich erfolgte, und die alle wesentlichen Traktatschriften enthielt, welche zumeist unmittelbar nach ihrem Erscheinen erworben wurden. Dabei berücksichtigte man auch Neuauflagen. So waren von Leonhard (Lienhart) Fronsberger (†1575) seine Fünf Bücher vom Kriegs-Regiment und Ordnung (Frankfurt a. M. 1555) ebenso wie sein dreiteiliges Kriegsbuch (Frankfurt a. M. 1573) auch in allen folgenden Ausgaben vorhanden.

2.96 Die stetig anwachsende Sammlung umfaßte schließlich 2 Inkunabeln, 153 Werke des 16. Jhs, 499 des 17. Jhs, 780 des 18. Jhs und Werke des 19. Jhs. Der jeweils führenden Rolle einzelner Länder bei der Entwicklung der Militärwissenschaften entspricht für das 16. und beginnende 17. Jh die auffällig große Zahl italienischer Verfasser (129 Titel), während für das 17. und 18. Jh Autoren der Niederlande und Frankreichs mit 19 und 538 Titeln vertreten sind. Allein von Vauban (1633-1707) waren 21 Titel vorhanden, darunter sein illustriertes Hauptwerk De l'attaque et de la défense des places (Den Haag 1737-1742) sowie dessen 1744 in Berlin erschienene deutsche Übersetzung. Heute ist der Bestand größtenteils verlagert, wobei kein Gebiet der Militärwissenschaften besonders betroffen ist. Vielmehr verteilen sich die Verluste fast gleichmäßig über das gesamte Fach. Perk Loesch

Kunst

2.97 Der historische Bestand zur Kunstgeschichte umfaßt 10.997 Titel und gliedert sich in Archaeologie (1735 Titel), Architectura (2264), Artes plasticae (5077), Biographiae artificum (1748) sowie Ephemerides artificales (173). Einer Inkunabel folgen 194 Werke des 16. Jhs, 561 des 17. Jhs, 1536 des 18. Jhs und 8705 des 19. Jhs.

2.98 Bedingt durch die späte Herausbildung der Kunstgeschichte als eigenständiger Wissenschaft sind zahlreiche Bände anderen Systemstellen zugeordnet worden, vorzugsweise den regionalhistorischen. Dort ist beispielsweise die reiche Sammlung an Topographien erfaßt. Bei Berücksichtigung auch dieser Zuordnungen ist der für die Kunstgeschichte relevante Bestand auf etwa 12.000 Titel zu veranschlagen. Werke, die von Giorgio Vasari (1511-1574) bis John Ruskin (1819-1900) die Entwicklung von Kunstgeschichte und -theorie markieren, liegen weitgehend in Erstausgaben oder zeitgenösssichen Ausgaben vor.

2.99 Nennenswerten Zuwachs an kunstgeschichtlicher Literatur erhielt die Bibliothek 1768 aus der Sammlung des Grafen Heinrich von Brühl, darunter Albrecht Dürers Manuskript zu den Vier Büchern über die Proportionen. 1792 wurden 389 Bde aus der Bibliothek Karl Heinrich von Heineckens erworben.

2.100 Das vollständig verlagerte Fach Archaeologia umfaßt 2 Werke des 16. Jhs, 77 des 17. Jhs, 361 des 18. Jhs und 1295 des 19. Jhs. Davon sind 298 in französischer Sprache, 253 in lateinischer und 236 in italienischer. Weiteres findet sich bei Antiquitates Romanae, Antiquitates Graecae und Historia Italica.

2.101 Im Jahre 1835 wurde der archäologische Bestand durch Ankäufe der Bibliothek Karl August Böttigers zu damals hervorragender Vollständigkeit gebracht. Nach der Beschreibung Karl Falkensteins (s. u. 4.2) lag der besondere Wert dieser Erwerbung bei den zahlreichen, teils in Italien, teils in England oder auch in Frankreich erschienenen Monographien, welche, auf Kosten der Autoren gedruckt, nur zur Verteilung an Akademien und Freunde bestimmt waren und daher nicht in den Buchhandel kamen. 1797 kaufte die Bibliothek aus dem Nachlaß des Inspektors der Dresdner Antikensammlung Johann Friedrich Wacker 3500 Dissertationen und kleine Schriften.

2.102 Zur Architectura sind eine Inkunabel, 56 Werke des 16. Jhs, 161 des 17. Jhs (49 französisch, 28 italienisch), 448 des 18. Jhs (95 französisch, 34 italienisch, 23 englisch) und 1603 des 19. Jhs (133 französisch, 56 englisch) vorhanden. Die Vitruv-Ausgaben einschließlich einer Inkunabel sind der Literatura Romana zugeordnet. Dieser Bestand ist nur geringfügig von der Verlagerung betroffen (etwa 5 Prozent).

2.103 Die wesentlichen Vertreter der Architekturtheorie der Renaissance, wie Leone Battista Alberti (1404-1472), Sebastiano Serlio (1475-1554), Andrea Palladio (1508-1580), Vincenzo Scamozzi (1552-1616), des Barock, wie Jacques Androuet Ducerceau (1510-1584), Claude Perrault (1613-1688), François Blondel (1618-1686), und des 19. Jhs, wie Gottfried Semper (1803-1879), sind ebenso in Erstausgaben vorhanden wie grundlegende Werke der Architekturpraxis, so Gualtherus Rivius (um 1500-1548) und Josef Furttenbach (1591-1667). Dazu gehören auch historische Darstellungen und Musterbücher mit Holzschnitten sowie Kupferstichwerke, in denen Architekten wie Antoine Le Pautre (1621-1682), Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1732), Daniel Marot (um 1660-1752) und Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736) ihre Entwürfe und Werke vorstellten. Literatur zur architektonischen Perspektive ist dem Fach Optica zugeordnet.

2.104 Die Artes plasticae umfassen 115 Werke des 16. Jhs (53 lateinisch, 23 italienisch), 263 des 17. Jhs (105 lateinisch, 52 französisch, 44 italienisch), 575 des 18. Jhs (179 französisch, 50 italienisch, 49 englisch) und 4124 des 19. Jhs (694 französisch, 188 englisch, 50 italienisch). Verlagert sind ca. 3 Prozent. Autoren des 16. bis 18. Jhs widmen sich in etwa 260 Werken der Theorie und Praxis der bildenden Kunst. Originalausgaben liegen u. a. vor von Leone Battista Alberti, Albrecht Dürer, Pietro Aretino (1492-1557), Benedetto Varchi (1503-1565), Gian Paolo Lomazzo (1538-um 1590), Roger de Piles (1635-1709) und Andrea Pozza (1642-1709). Hierher gehört auch Literatur zur Geschichte der Kunst und ihrer Gattungen, zur Emblematik und Ikonographie, außerdem Schrifttum über Akademien, Ausstellungen, Handel und Sammlungen. Literatur zum Kunstgewerbe ist im Fach Technologie eingeordnet.

2.105 Die 1748 Werke umfassende Gruppe Biographiae artificum enthält 21 Titel des 16. Jhs, 60 des 17. Jhs (20 französisch, 15 italienisch, 12 niederländisch-flämisch), 150 des 18. Jhs (49 italienisch, 34 französisch) und 1517 des 19. Jhs (317 französisch, 126 italienisch, 87 englisch). Der Bestand ist fast vollständig verlagert. Die Künstlerbiographik ist in ihren Quellenwerken von Giorgio Vasari an in zeitgenössischen Ausgaben gut vertreten, u. a. durch Karel van Mander (1548-1606), Francisco Pacheco (um 1564-1654), Joachim von Sandrart (1606-1688), Filippo Baldinucci (1624-1696), Giovanni Pietro Bellori (1636-1700) und Arnold Houbraken (1660-1719).

2.106 Die maßgeblichen Zeitschriften des Faches sind bei Ephemerides artificales verzeichnet; dieser Bestand ist etwa zur Hälfte verlagert. Ulrike Schäme

Dramatica

2.107 Parallel zur frühen Wirtschaftsblüte in Sachsen entwickelte sich unter den sächsischen Kurfürsten ein bedeutendes Kunstzentrum in Dresden. Die Vorliebe des Hofes für repräsentative Opern- und Theateraufführungen beförderte Theaterbau und Theaterkunst. Dramatische Dichtungen, angefangen von den klassischen antiken Werken über das geistliche Drama des ausgehenden Mittelalters und die Schulkomödie der Reformationszeit bis zu den Texten der europäischen dramatischen Literatur der letzten 400 Jahre, fanden Eingang in die Bibliothek. Diese dramatische Primärliteratur und die dazugehörigen Erläuterungsschriften wurden den Literaturfächern der einzelnen Sprachen zugeordnet. Analog zur relativ späten Herausbildung einer selbständigen Literatur über Theorie und Praxis des Theaters wurde es nötig, innerhalb der Kunst das Fach Dramatica einzurichten.

2.108 Der Bestand an Literatur zu Theater, Tanz und Film beträgt 4500 Titel (Literatur zum Musiktheater befindet sich in der Musikabteilung). Davon gehören 1508 Titel zum historischen Bestand (70 Prozent verlagert). Das 16. Jh ist mit 3 Drucken vertreten, 62 entfallen auf das 17. Jh und 282 auf das 18. Jh. Den Hauptteil mit ca. 1160 Titeln bildet die Literatur des 19. Jhs. Mit 1037 Werken überwiegt die deutsche Sprache. In italienischer Sprache sind 70 Titel, in englischer 56, in lateinischer 53, in spanischer 9 und 15 in anderen europäischen Sprachen.

2.109 Die erste Gruppe Über Schauspiele und Schauspielkunst im allgemeinen enthält ca. 85 Titel (17. Jh 20, 18. Jh 10). Darunter befinden sich Streitschriften theologischer Herkunft über die Sittlichkeit von Schauspiel und Tanz. Fortsetzungswerke wie Theaterzeitschriften, Almanache, Kalender und Jahrbücher machen ca. 40 Titel aus (überwiegend aus dem 19. Jh).

2.110 Die Theatergeschichte ist nach Ländern geordnet. Ca. 40 Schriften aus dem 19. Jh behandeln das antike Theater. Die Gruppe zum europäischen Theater der Neuzeit enthält 15 Titel des 18. und 19. Jhs zu Portugal und Spanien. Für die spanische Bühne hervorzuheben ist Agustin de Rojas, El viage entretenido (Madrid 1793). Die italienische Theatergeschichte ist mit 42 Titeln repräsentiert, darunter Autoren wie Giovanni Gherardi (ca. 1367-ca. 1446), Carlo Goldoni (1707-1793) und Luigi Riccoboni (1676-1753). Zum englischen Theater sind aus dem 18. Jh 7 Titel und aus dem 19. Jh 4 vorhanden. Der Vorliebe des Grafen Heinrich von Brühl für das französische Theater ist es zu danken, daß mit seiner Bibliothek 1768 eine bemerkenswerte Sammlung französischer Dramen (Recueil de pièces de théâtre français depuis l'an 1542 en 200 volumes) und Schriften zum Theater (ca. 100 Titel) in die Bibliothek gelangten, darunter Autoren wie Pierre François Godard de Beauchamps (1689-1761), Samuel Chappuzeau (1625-1701), François Hédelin (Abbé d'Aubignac; 1604-1676) und François Parfaict (1698-1753).

2.111 Die deutsche Theatergeschichte allgemein und nach Theaterorten ist mit 19 Titeln des 18. Jhs und ca. 190 des 19. Jhs vertreten. Sächsische und Dresdner Theatergeschichte wurde gesondert im Fach Historia Saxonia G katalogisiert (ca. 45 Titel). Eine umfangreiche Theaterzettelsammlung enthält Theaterzettel der Dresdner Hoftheater von 1786 bis 1913 (117 Bde und 2 Mappen), Personalverzeichnisse nebst Inhaltsangaben in italienischer und deutscher Sprache von Komödienaufführungen im Königlichen Theater zu Dresden und in Warschau während des Karnevals von 1749 bis 1756 (8 Bde und 4 Hefte), Theaterzettel des Stadttheaters Hamburg von 1821 bis 1849 (30 Bde) sowie verschiedener anderer Orte (15 Bde). Eine Gruppe von ca. 95 Titeln (33 des 18. Jhs, 62 des 19. Jhs) betrifft die Dramaturgie. Schauspielerbiographien liegen aus dem 18. und 19. Jh vor (ca. 60 Titel). Nur wenig Literatur gibt es zum Theaterbau und zur Bühne. Literatur zur Kostümgeschichte ist im Fach Historia miscella A zu finden.

2.112 Zu Deklamation und Mimik existieren 15 Schriften aus dem 18. Jh und 9 aus dem 19. Jh. Umfangreicher ist die Gruppe Tanzkunst und Maskeraden mit ca. 60 Drucken in deutscher und französischer Sprache; 3 Titel sind der zweiten Hälfte des 16. Jhs zuzuordnen, 16 dem 17. Jh, 18 dem 18. Jh und die übrigen dem 19. Jh. Es sind Streitschriften wider den Tanz wie Florian Dauls Tantzteuffel (Frankfurt 1569), Tanzlehrbücher sowie allgemeine Darstellungen zur Geschichte des Tanzes. Ursula Gierth

Landwirtschaft

2.113 Die Landwirtschaft (Oeconomia) erfuhr wie die naturwissenschaftlichen Fächer starke Beachtung durch den Bibliotheksgründer Kurfürst August. So veranlaßte er selbst eine grundherrliche Wirtschaftsanweisung, die seinen Verwaltern aus der Praxis entstandene Anleitungen und Gedächtnisstützen liefert. Diese Instruction für Vorwerksverwalter ist als Handschrift in der Bibliothek vorhanden. Bis ins 19. Jh hinein wurde das Fach unter besonderer Beachtung der höfischen praktischen Belange (Jagdwesen, Garten- und Weinbau) umfassend gepflegt. Einschließlich von Verlagerungen größeren Umfangs sind gegenwärtig 4848 Titel sowie 6 Inkunabeln zu Land-, Forstwirtschaft und Gartenbau zu verzeichnen. Von ihnen stammen 94 aus dem 16. Jh, 243 aus dem 17. Jh, 1324 aus dem 18. Jh und 3181 aus dem 19. Jh. Neben 4143 deutschsprachigen Werken sind 259 französische, 221 lateinische, 110 englische und 60 italienische vorhanden.

2.114 Die Allgemeine Landwirtschaft (Oeconomia A) umfaßt 1229 Titel, die größtenteils verlagert sind. Aus dem bemerkenswert reichen Besitz von Enzyklopädien aus dem 18. Jh (18 Titel) und 19. Jh (16 Titel) ist die (vollständige) Oeconomische Encyclopädie von Johann Georg Krünitz (1728-1796) hervorzuheben. Der Zeitschriftenbestand von 86 Titeln ist bis auf zwei verlagert. Einen Schwerpunkt bildet die Hausväterliteratur des 16. und 17. Jhs mit Werken von Conrad Heresbach (1496-1576), Johannes Colerus (1566-1639), Wolf Helmhard von Hohberg (1612-1688), Christoph Fischer (erste Hälfte des 17. Jhs), Georg Andreas Böckler (zweite Hälfte des 17. Jhs) u. a. Von den Begründern der modernen Landwirtschaft - Albrecht Daniel Thaer (1752-1828), Johann von Thünen (1783-1850) und ihrem wissenschaftlichen Umfeld - liegen die Publikationen einschließlich der Möglin'schen Annalen der Landwirtschaft (1817-1833) vor.

2.115 Die Gruppe Viehzucht (Oeconomia B) enthält auch die Veterinärmedizin (insgesamt 1038 Titel). Davon betreffen 120 monographische Veröffentlichungen und 3 Zeitschriften Imkerei und Seidenbau. Im Fach Jagd und Fischfang (Oeconomia C, 413 Titel) ist eine Sammlung von kleineren jagdrechtlichen Schriften in lateinischer Sprache aus dem 16. Jh (3 Titel), 17. Jh (35) und 18. Jh (45) bemerkenswert. Sie gehört ebenso wie das älteste deutsche Büchlein, wie man Fische und Vögel fangen soll (Erfurt 1498) zu den noch verlagerten Beständen.

2.116 Von der Gruppe Geräte, Feldbau, Boden (Oeconomia D) mit 689 Titeln (16. Jh 7, 17. Jh 6, 18. Jh 177, 19. Jh 559) sind ca. 60 Prozent verlagert. Die 879 Titel (16. Jh 19, 17. Jh 78, 18. Jh 299, 19. Jh 483) zu Garten- und Weinbau (Oeconomia E) befinden sich etwa zur Hälfte nicht in der Bibliothek; ebenso die 600 Titel (16. Jh 3, 17. Jh 8, 18. Jh 175, 19. Jh 414) der Gruppe Forstwesen (Oeconomia F). Sigrun Ribcke

Literatur

Literatur im Allgemeinen

2.117 Die Deutsche Literatur überschreitend, umfaßt das Fachgebiet Literarische Zeitschriften Periodika in 13 Sprachen in der Gruppe Ephemerides literariae. Diese Zeitschriften betreffen mehrere Literaturen oder sind vorwiegend belletristischen Inhalts. Mit 47 Titeln ist das 17. Jh vertreten, mit 407 das 18. Jh und mit 1070 das 19. Jh. Von diesen 1524 Titeln sind 219 verlagert. Zu den markantesten Titeln zählen das Litterarische Centralblatt für Deutschland (1851-1943), Das literarische Echo (1898/99-1922/23, fortgesetzt als Die Literatur (1923 ff.), Die Gegenwart (1872-1923) und das Original der programmatischen Zeitschrift der Romantik Athenäum (1798-1800). Der Anteil der deutschsprachigen literarischen Zeitschriften beträgt 77 Prozent (1157 Titel). Mit 158 Titeln sind französische Zeitschriften vertreten und mit 80 englische; 124 in weiteren europäischen Sprachen kommen hinzu.

2.118 Der Bestand Historia literaria umfaßt die allgemeine Literaturgeschichte, die Geschichte der literarischen Gattungen, die Literaturgeschichte einzelner Länder und Epochen, die Gebiete Buchdruck, Buchgewerbe, Buchhandel, wenn eine besondere Anlehnung an die Literatur erkennbar wird. 46 Titel wurden im 16. Jh veröffentlicht, 220 im 17. Jh, 789 im 18. Jh und 2697 im 19. Jh; die Gesamtzahl beträgt 3752 Titel, von denen 221 Verluste gezählt worden sind. Nach 1945 konnten noch 1640 Titel hinzuerworben werden, die Bestandszahl ist 5171. Die Werke in deutscher Sprache bilden den Hauptanteil, in die weiteren Titel teilen sich 12 europäische Sprachen.

2.119 Die Briefsammlungen der Gruppe Epistolae sind vielsprachig, aber vornehmlich literarischer Natur. Die hier erfaßten Briefsammlungen beziehen sich auf unterschiedliche Wissenschaftsgebiete. 46 Titel erschienen in der Inkunabelzeit, 325 im 16. Jh, 477 im 17. Jh, 390 im 18. Jh und 907 im 19. Jh. Von den insgesamt 2146 Titeln sind 133 (5 Prozent) als verlagert anzusehen. Nach 1945 konnten 61 Titel hinzuerworben werden; vgl. dazu Fritz Schlawes Bibliographie der Briefsammlungen des 19. Jahrhunderts (Stuttgart 1969).

Deutsche Literatur

2.120 Die Bibliothek verfügt über einen guten Bestand an Erstausgaben der deutschen Literatur (1945 889 Titel, mit Gottsched beginnend, davon 5 Prozent Verlust). Heute wird die Sammlung in den Dimensionen der Bibliographie von G. von Wilpert und Adolf Gühring (Stuttgart 1967) gepflegt. Besonders wertvoll war die 1768 erworbene, vorwiegend schöngeistige Bibliothek (6200 Bde, darunter Inkunabeln) von Heinrich von Brühl, den Friedrich Adolf Ebert 1822 (s. u. 4.2) als den vielleicht einzigen deutschen Sammler jener Zeit charakterisierte, der alte Romane, Dichter und dramatische Werke, alte romantische Chroniken und ähnliche Seltenheiten um jeden Preis zusammenkaufte. 1836 wurde die Bibliothek des Archäologen Karl August Böttiger erworben; sie bestand hauptsächlich aus Werken der klassischen Literatur. Ein Jahr später kam die Bibliothek des verstorbenen Oberbibliothekars Georg Wilhelm Siegmund Beigel (1753-1837) hinzu, die viele Schriften zur Linguistik enthielt. Karl Falkenstein konstatierte in seiner Bibliotheksgeschichte (Dresden 1839) für die schöne Literatur eine seltene Vollständigkeit an klassischen Werken der deutschen Literatur wenigstens bis in die Mitte des 18. Jhs. Mit den Nachlässen kamen auch literarische Sammlungen mit Spezialbeständen in die Bibliothek, besonders die von August Wilhelm Schlegel (1767-1845) und die des jungdeutschen Schriftstellers Julius Mosen (1803-1867).

2.121 Der Bücherverlust durch Verlagerung oder Vernichtung betrug nach der Zerstörung im Februar 1945 43,8 Prozent. Die Verluste im Fach Deutsche Sprache und Literatur liegen weitaus höher. Dabei gibt es, mit Einschränkung, Unterschiede zwischen Beständen der Primär- und der Sekundärliteratur. Die im Fach Biographiae eruditorum gesammmelten biographischen Werke über deutsche Dichter und Schriftsteller sind weitgehend unversehrt geblieben, da sie außerhalb der germanischen Fachsystematik aufgestellt waren. Die Titel, die in den Literaturfächern standen, sind total verloren gegangen (Verlagerung).

2.122 In der Abteilung Neuere deutsche schöne Literatur wurden Almanache, Sammelwerke, Gesamtausgaben und Gedichtsammlungen verschiedener Verfasser vereinigt. Das älteste Werk stammt aus dem 16. Jh, 4 Titel sind aus dem 17. Jh, 181 aus dem 18. Jh und 774 aus dem 19. Jh. Die Gesamtzahl der bis 1900 erworbenen Werke beträgt 960; sie sind z. Z. noch verlagert. Beachtenswert ist der Bestand an historischen Ausgaben von Goethe bis Friedrich Rückert. Der Fundus der Barockliteratur von Gryphius bis zu Opitz wurde wiederholt als Spitzenbestand anerkannt. Noch vorhanden sind durch Erwerbung nach 1945 2 Titel aus dem 16. Jh, 20 Werke aus dem 17. Jh, 654 aus dem 18. Jh und 2531 Werke aus dem 19. Jh. Insgesamt 4129 Titel wurden in deutscher Sprache, 38 in einer Fremdsprache (zumeist englisch und französisch) veröffentlicht. Die Gesamtzahl beträgt 4167 Titel, davon sind ca. 77 Prozent im gegenwärtigen Bestand vorhanden.

2.123 Die Deutsche Prosa, repräsentiert in der Gruppe Literatura recentior C, besteht unter Einschluß der Anthologien aus 4 Werken der Inkunabelzeit, 14 Titeln des 16. Jhs, 129 des 17. Jhs, 567 des 18. Jhs und 2076 des 19. Jhs. Die deutsche Erzählliteratur spiegelt sich in großer Breite und Geschlossenheit wider. Diese 2790 Titel sind verlagert. Nach 1945 konnten nur ein Werk aus dem 16. Jh, 26 aus dem 17. Jh, 412 aus dem 18. Jh und 2183 Werke aus dem 19. Jh erworben werden, so daß die Zahl der Erwerbungen nach 1945 an den Bestand vor 1945 heranreicht, jedoch nur in quantitativer Hinsicht. Naturgemäß dominiert die deutsche Sprache.

2.124 Der Bestand Dialekte und Mundarten der Gruppe Literatura Germanica recentior E umfaßte 604 Werke, die ebenfalls als verlagert gelten. Vertreten sind alle in Deutschland gesprochenen Dialekte und diejenigen deutscher Sprachinseln im Ausland. Zwei Werke erschienen im frühen 17. Jh, 5 im 18. Jh und 597 im 19. Jh. Nach 1945 konnte der Bestand bis 1900 um 255 Werke erweitert werden. Vier Titel beschäftigen sich mit dem jiddischen Dialekt in der Vergangenheit.

2.125 Das Fach Literatura Germanica recentior F beinhaltet eine Spezialsammlung von Kleinschrifttum an Gelegenheits- und Festspielen, Possen, Satiren, Parodien und Travestien, die der Bibliothekar Franz Louis Bösigk bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst 1880 der Bibliothek überließ. Ein Titel ist aus dem 17. Jh, 67 stammen aus dem 18. Jh und 842 aus dem 19. Jh. Diese 911 Titel gehören zu den Verlagerungen. Wie speziell diese Sammlung war, zeigt die Tatsache, daß es nicht gelang, nach 1945 Ersatzexemplare zu beschaffen.

2.126 Die Vermischte Literatur der Gruppe Literatura Germanica recentior D umfaßt alle literarischen Gattungen. Sie zählt 11 Titel aus der Frühzeit des Buchdrucks, 49 Werke aus dem 16. Jh, 126 aus dem 17. Jh, 373 aus dem 18. Jh und 447 aus dem 19. Jh. Besonders auffallend ist die hohe Präsenz früher Sebastian-Brant-Ausgaben, die zwischen 1496 und 1545 erschienen sind. Überwiegend wurden die Werke in deutscher Sprache verfaßt; 39 sind in Latein, Englisch, Französisch und Niederländisch. Diese Werke sind verlagert. Nach 1945 waren die Inkunabeln in diesem Fach nicht zu ersetzen; aus dem 16. Jh konnten nur 2 Titel, aus dem 17. Jh nur 5 erworben werden, während das 19. Jh mit 784 Titeln die Verlustquote deutlich übertrifft, aber einen Qualitätsverlust bedeutet.

2.127 Der Fachbestand Altdeutsche schöne Literatur der Gruppe Literatura Germanica vetus umfaßt die Sprachen Gotisch, Niederländisch, Niederdeutsch, Friesisch, Alt- und Mittelhochdeutsch, Angelsächsisch und Mittelenglisch (bis 1250) und Alt-Skandinavisch. Drei Titel sind aus der Inkunabelzeit, darunter Wolfram von Eschenbachs Parzival (Straßburg 1477) als ältester literarischer Inkunabelbesitz der Bibliothek, der auch erhalten blieb. Bemerkenswert ist der Bestand an Edda-Dichtungen, ebenso die außerordentliche Bestandsdichte an althochdeutscher und mittelhochdeutscher Literatur. Etwa ein Drittel dieser 1880 Titel gilt als verlagert, doch ist ein starker Block erhalten geblieben. Auf 1615 Titel in deutscher Sprache folgt das Lateinische mit 109 Titeln. Nach 1945 konnte dieser Bestand nur unzureichend ersetzt werden mit 2 Titeln aus dem 16. Jh, 5 Titeln aus dem 18. Jh und 245 aus dem 19. Jh. Hans-Jürgen Sarfert

Literatur europäischer Länder

2.128 Erst seit dem 19. Jh wurde die englische Literatur verstärkt gesammelt, so daß im Fach Literatura Anglica nur ein Titel aus dem 16. Jh und 82 aus dem 17. Jh vorhanden sind. Aus dem 18. Jh besitzt die Bibliothek 987 Werke, darunter etwa 200 Romane. Aus dem 19. Jh existieren 2508 Titel, davon etwa 900 Romane. Hervorzuheben ist eine fast vollständige Sammlung früher Tauchnitz-Ausgaben. Im 19. Jh wurden in die Literaturfächer auch Arbeiten zum Werk (besonders zu Einzelwerken) eines Autors als Erläuterungsschriften hinter die Schriften eines Autors eingeordnet. Der Gesamtbestand beträgt 3558 Werke; davon sind 2359 originalsprachig, 1022 in deutscher, 148 in französischer Sprache. Dieser Bestand ist fast vollständig verlagert. Der Versuch, nach dem Kriege diese Verluste durch Antiquariatskäufe und die Übernahme aufgelöster Bibliotheken zu kompensieren, gelang allenfalls für das 19. Jh. Erworben wurden 2220 Werke, davon 6 aus dem 17. Jh und 362 aus dem 18. Jh. Die altenglische Literatur ist bei Literatura Germanica vetus eingeordnet.

2.129 Die Bibliothek besitzt einen beachtlichen Fundus französischer Literatur, besonders aus dem 18. Jh. Im Fach Literatura Gallica befinden sich 9 Inkunabeln, 227 Werke des 16. Jhs und 1399 Titel des 17. Jhs (davon ca. 480 Romane). Aus dem 18. Jh existieren 3298 Werke, darunter etwa 1000 Romane. Aus dem 19. Jh sind 2019 Titel vorhanden, unter ihnen etwa 900 Romane. Von insgesamt 6952 Titeln erschienen 6095 in der Originalsprache, 787 in deutscher, 25 in italienischer und 15 in englischer Sprache. Dieser Bestand ist größtenteils verlagert. Nach 1945 gelangte vor allem durch die Bodenreform französische Literatur des 18. und 19. Jhs aus sächsischem Feudalbesitz in die Bibliothek. Dieser neuer Bestand umfaßt insgesamt 2872 Werke, davon 12 aus dem 16. Jh, 109 aus dem 17. Jh, 1385 aus dem 18. Jh und 1366 Titel aus dem 19. Jh. Der Anteil der Literatur in der Originalsprache beträgt 2493 Titel; 362 Titel sind deutsche Übersetzungen.

2.130 Hinzu kommt ein Bestand von 571 Werken zur altfranzösischen Literatur (Literatura Gallica vetus) mit 3 Inkunabeln, 3 Werken aus dem 16. Jh, einem aus dem 17. Jh und 2 aus dem 18. Jh. Hier ist auch der geringe Besitz an provenzalischer Literatur eingeordnet. Der Bestand wurde vollständig verlagert; unter späteren Erwerbungen befinden sich nur 28 Werke zur altfranzösischen Literatur.

2.131 Die Bibliothek verfügt über einen guten Bestand an italienischer Literatur (Literatura Italica), der in der Abteilung A auch Sammlungen aus mehreren romanischen Literaturen, in der Abteilung C einen bescheidenen Bestand rätoromanischer und rumänischer Literatur, vor allem aber in der Abteilung D eine Sammlung von über 2000 Opernlibretti, größtenteils aus dem 18. Jh, enthält. Den Hauptbestand an schöner Literatur bilden etwa 1860 lyrische und dramatische Werke und etwa 250 Romane. Unter den insgesamt 2897 Titeln (ohne Libretti) befinden sich 17 Inkunabeln, 612 Titel aus dem 16. Jh, 580 aus dem 17. Jh, 610 aus dem 18. Jh und 1078 aus dem 19. Jh. Der Anteil der italienischen Originalausgaben beträgt 2317; 371 Werke sind in deutscher, 134 in französischer Sprache. Dieser Bestand ist fast vollständig verlagert. In den späteren Erwerbungen befinden sich nur 481 Titel italienischer Literatur, davon 351 in der Originalsprache. Knapp die Hälfte dieses Bestandes bilden Werke des 19. Jhs; 38 stammen aus dem 16. Jh, 66 aus dem 17. Jh und 147 aus dem 18. Jh.

2.132 Im Fach Literatura Hispanica besitzt die Bibliothek einen vergleichsweise bescheidenen Bestand spanischer und portugiesischer Literatur mit 1698 Werken, der jedoch wertvolle alte Ausgaben enthält. 58 Werke sind aus dem 16. Jh, 223 aus dem 17. Jh und 336 aus dem 18. Jh; 1081 Werke, einschließlich Erläuterungsschriften, gehören dem 19. Jh an. Die Zahl der spanischen Originalausgaben beträgt 1170, die der portugiesischen 102. 238 Titel erschienen in deutscher, 124 in französischer und 23 Titel in italienischer Sprache. Dieser Bestand ist vollständig verlagert. Unter den späteren Erwerbungen gibt es nur 200 historische Werke, davon knapp die Hälfte in spanischer Sprache. Von ihnen sind 5 Werke aus dem 16. Jh, 28 aus dem 17. Jh und 25 aus dem 18. Jh.

2.133 Im Bestand Literatura Belgica befinden sich 181 Werke niederländischer Literatur, davon fast die Hälfte aus dem 19. Jh. Nur 2 Titel stammen aus dem 16. Jh, 68 aus dem 17. Jh und 40 aus dem 18. Jh. 155 Titel sind originalsprachig, 18 sind deutsch, 5 französisch und 3 lateinisch. Dieser Anteil ist vollständig verlagert. Der neuere historische Bestand enthält nur 44 Werke, davon knapp die Hälfte in der Originalsprache.

2.134 Das alte Fach Literaturae Scandinavicae umfaßt die neuere schwedische, norwegische, dänische und neuisländische Literatur. Die altnordische und altisländische Literatur ist dem Fach Literatura Germanica vetus zugeordnet. Der bescheidene Bestand enthält 381 Werke, davon 39 aus dem 18. Jh, alle übrigen aus dem 19. Jh. Über die Hälfte der Titel sind deutsche Übersetzungen. Dieses Fach ist vollständig verlagert. In dem neueren, nach 1927 erworbenen historischen Bestand befinden sich 165 Werke, davon 8 aus dem 18. Jh; alle übrigen aus dem 19. Jh. Mit Ausnahme von 7 Originalausgaben handelt es sich um deutsche Übersetzungen.

2.135 Das kleine Fach Literaturae Slavicae umfaßt sowohl die altslawische wie die neuere russische, polnische, tschechische, slowakische, sorbische und slowenische Literatur, ferner die baltischen Literaturen. Der Gesamtbestand des Faches beträgt 673 Titel (verlagert sind 101). Der überwiegende Teil der Titel gehört dem 19. Jh an, nur 26 Werke datieren aus dem 16. Jh, 56 aus dem 17. Jh und 34 aus dem 18. Jh. Am besten sind die polnische (215 Titel in der Originalsprache) und die sorbische Literatur (98 Titel in der Originalsprache) vertreten, daneben auch die russische Literatur (93 russischsprachige Titel). Die übrigen Schriften bleiben unbedeutend. Der Anteil der deutschen Übersetzungen beträgt 188. Hinzu kommen 91 Werke im nach 1927 erworbenen historischen Bestand, mit wenigen Ausnahmen (ein Titel des 16. Jhs, 3 des 18. Jhs) aus dem 19. Jh.

2.136 Das gut ausgestattete Fach Literatura latina recentior (Neulateinische Literatur) umfaßt 4255 Werke, dazu kommen weitere 217 später erworbene Titel. Nur 181 Werke sind verlagert. Dem Fachgebiet wurden auch neuere Autoren zugeordnet, die in altgriechischer Sprache dichteten (64 Titel). Der gesamte Bestand enthält 123 Inkunabeln, 1652 Drucke des 16. Jhs, 1704 des 17. Jhs, 637 des 18. Jhs und 356 des 19. Jhs. Darunter befinden sich 156 deutsche, 53 französische und 36 Übersetzungen in andere Sprachen.

Literatur außereuropäischer Länder

2.137 Die außereuropäischen Literaturen sind im historischen Bestand über drei Fachgruppen verteilt. Die hebräische und arabische sowie verwandte Literaturen (syrische, assyrisch-babylonische, phönizische, punische, äthiopische) wurden im Fach Literaturae Semiticae vereint. Der kleine Bestand von 429 Werken enthält kaum originalsprachige Texte. 13 Drucke wurden nach 1927 erworben; 8 Werke sind verlagert. Von diesen 442 Werken stammt der überwiegende Teil aus dem 19. Jh. 61 Titel sind Drucke des 18. Jhs, 23 des 17. Jhs; nur ein Titel aus dem 16. Jh ist vorhanden. Knapp die Hälfte der Titel erschien in deutscher Sprache, 120 in Latein, 47 in Französisch und 27 in Englisch. Die indische, iranische und armenische Literatur ist im Fach Literaturae aricae zusammengefaßt und enthält 377 Werke (verlagert: 24), überwiegend aus dem 19. Jh. Später wurden noch 21 Titel hinzuerworben. Dieser Bestand enthält 3 Drucke aus dem 16. Jh, 16 aus dem 17. Jh und 26 aus dem 18. Jh. Auch hier überwiegen deutlich die Übersetzungen und die europäischen wissenschaftlichen Ausgaben (210 deutsche, 55 lateinische, 48 englische, 36 französische). Alle übrigen europäischen und außereuropäischen Literaturen faßt das Fach Literaturae variae zusammen, das 738 Werke überwiegend aus dem 19. Jh enthält (35 verlagert). Dazu kommen 55 später erworbene Titel. Unter den insgesamt 793 Werken befinden sich 4 Drucke des 16. Jhs, 7 des 17. Jhs und 33 des 18. Jhs. Knapp die Hälfte der Titel wurde in deutscher Sprache, 114 in Französisch, 111 in Englisch, 22 in Latein abgefaßt. Der Anteil an originalsprachiger Literatur ist auch hier gering. Heinz Boddin

Sprachen

Deutsche Sprache

2.138 Das Sprachfach Neuhochdeutsch der Gruppe Lingua Germanica recentior blieb mit 1472 Titeln und nur 43 Verlusten fast vollständig erhalten; darunter befinden sich die theoretischen Hauptwerke über die Mundarten, Kanzleisprachen und die Metrik. Auffallend ist das breite Spektrum der Wörterbücher, einschließlich des Grimmschen. Drei Titel sind aus der Inkunabelzeit, 43 aus dem 16. Jh, 116 aus dem 17. Jh, 344 aus dem 18. Jh und 966 aus dem 19. Jh. Außerdem konnten nach 1945 noch ein Titel aus dem 17. Jh, 30 aus dem 18. Jh und 210 aus dem 19. Jh hinzuerworben werden. Insgesamt 1713 Titel stehen in diesem Fach zur Verfügung, davon 1599 in deutscher Sprache, 64 in lateinischer Sprache und 48 in den geläufigsten europäischen Sprachen.

2.139 Im Sprachfach Lingua Germanica vetus wurden die Altdeutsche Sprache im allgemeinen, Gotisch, Niederdeutsch (mit Friesisch und Niederländisch), Hochdeutsch, Angelsächsisch und Mittelenglisch (bis 1250) und Nordisch gesammelt. Besonders auffallend sind die große Zahl der historischen Grammatiken, Werke der Namenkunde, der Metrik, der Morphologie und der Lexikologie sowie der Etymologie. Aus dem 16. Jh wurden 4 Titel ermittelt, 27 aus dem 17. Jh, 70 aus dem 18. Jh und 540 aus dem 19. Jh. Der weitaus größte Teil dieser Werke gehört zu den Verlagerungen. Dagegen steht lediglich eine Zahl von 69 Titeln, die nach 1945 erworben werden konnten. Neben insgesamt 534 Werken in deutscher Sprache sind 100 Titel in lateinischer Sprache bemerkenswert, die restlichen 71 Titel wurden in 8 europäischen Sprachen verfaßt.

2.140 Nach der in der Bibliothek angewandten Systematik wird ein Autor anders zugeordnet, wenn er die literarischen Grenzen überschreitet; z. B. gilt dies für August Wilhelm Schlegel, der durch seine universale Thematik in 12 Gruppen vertreten ist. Daraus ergeben sich unterschiedliche Verlustquoten. Hans-Jürgen Sarfert

Europäische Sprachen

2.141 Stärkeres Interesse fand das Fach Englische Sprache erst im 19. Jh. Der historische Bestand Lingua Anglica umfaßt 507 Werke (darunter 11 Verlagerungen), dazu kommen 93 später erworbene Titel. Unter diesen 600 Titeln befinden sich nur 3 Drucke des 16. Jhs, 32 des 17. Jhs und 90 des 18. Jhs. Der größte Teil des Bestandes erschien in deutscher (278) und englischer (272) Sprache. 26 Werke sind in Französisch, 19 in Latein abgefaßt.

2.142 Zu den bestgepflegten Fächern innerhalb der neueren Sprachen gehört das Fach Lingua Gallica. Ihm wurden auch die Arbeiten zum Altfranzösischen und Provenzalischen zugeordnet. Den Bestand von 1055 älteren Werken ergänzen 177 hauptsächlich nach 1945 erworbene historische Veröffentlichungen. 25 Titel sind verlagert. Unter den insgesamt 1232 Werken befinden sich 33 Drucke des 16. Jhs, 182 des 17. Jhs und 260 des 18. Jhs. Nur gut die Hälfte gehört dem 19. Jh an, woran sich das frühe Interesse an dieser europäischen Kultursprache ablesen läßt. Das Fach enthält außer 637 französischen Titeln 510 deutsche, 52 lateinische, 16 englische sowie 17 Werke aus 8 weiteren europäischen Sprachen.

2.143 Das Fach Linguae Italicae enthält neben den Werken der italienischen Sprache solche zu den romanischen Sprachen im allgemeinen, ferner einen bescheidenen Bestand über das Rätoromanische und die rumänische Sprache. 63 der insgesamt 609 älteren Werke sind verlagert, weitere 59 Titel wurden später hinzuerworben. Der Gesamtbestand (668 Titel) enthält eine Inkunabel, 122 Drucke des 16. Jhs, 135 des 17. Jhs und 121 des 18. Jhs; 298 Werke gehören dem 19. Jh an. Neben 331 italienischen Titeln erschienen 196 in deutscher, 60 in französischer, 52 in lateinischer, 14 in englischer und 12 in rumänischer Sprache.

2.144 Das kleine Fach Lingua Hispanica umfaßt auch die Literatur zur portugiesischen Sprache. Von 227 Werken sind 4 verlagert, weitere 11 Titel wurden nach 1927 erworben. Die insgesamt 238 Titel setzen sich zusammen aus 10 Drucken des 16. Jhs, 43 des 17. Jhs, 52 des 18. Jhs und 133 des 19. Jhs. 101 Titel erschienen in spanischer, 18 in portugiesischer Sprache, weitere 69 in Deutsch, 27 in Französisch, 10 in Latein, 10 in Englisch und 3 in Italienisch.

2.145 Das kleine Fach Lingua Belgica enthält 89 Werke, zuzüglich 9 späterer Erwerbungen zur neuniederländischen Sprache. Das Alt- und Mittelniederländische wurden dem Fach Linguae Germaniae veteres zugeordnet. Zu den 98 Werken gehören 2 Drucke des 16. Jhs, 14 des 17. Jhs und 15 des 18. Jhs. Der überwiegende Teil (98) erschien im 19. Jh. Neben 55 niederländischen Titeln finden sich 21 deutsche, 11 lateinische, 7 französische und 4 englische Drucke.

2.146 Das Fach Linguae Scandinaviae weist einen Bestand von 191 historischen Titeln zur schwedischen, norwegischen und dänischen Sprache auf, von denen 7 verlagert sind. Hinzu kommen 36 spätere Erwerbungen. Die 227 Werke erschienen überwiegend im 19. Jh. Zwei Drucke stammen aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. Jh und 26 aus dem 18. Jh. 75 Titel sind deutschsprachig. Die Literatur zum Altnordischen wurde dem Fach Linguae Germanicae veteres zugeordnet.

2.147 In dem kleinen Fach Linguae Slavicae ist die polnische Sprache am besten vertreten, die übrigen slawischen Sprachen sind nur unbedeutend am Bestand beteiligt. Von den 512 Titeln sind 39 verlagert, 25 wurden später hinzuerworben. Das Fach enthält 332 Titel aus dem 19. Jh, 11 Drucke stammen aus dem 16. Jh, 83 aus dem 17. Jh und 111 aus dem 18. Jh. Neben den originalsprachigen Veröffentlichungen (95 polnisch, 42 russisch, 18 tschechisch u. a.) existieren 198 deutsche und 57 lateinische Werke.

Außereuropäische Sprachen

2.148 Die außereuropäischen Sprachen sind im alten Standortkatalog auf die Fachgruppen Linguae Aricae, Linguae Semiticae und Linguae Variae verteilt. Das kleine Fachgebiet Linguae Aricae enthält die Literatur zu den indischen und iranischen Sprachen. Auch die Zigeunersprache und das Armenische wurden hier zugeordnet. Von den insgesamt 205 Werken sind 5 verlagert, 21 wurden nach 1927 erworben. Sie stammen überwiegend aus dem 19. Jh, 14 Drucke erschienen im 17. Jh, 11 im 18. Jh. 108 Titel sind in deutscher, 39 in englischer, 37 in lateinischer und 13 in französischer Sprache.

2.149 Das Fachgebiet Linguae Semiticae enthält einen wertvollen historischen Bestand zum Hebräischen. Die übrigen semitischen Sprachen, auch das Arabische, sind weniger stark vertreten. 911 ältere Werke wurden durch 34 spätere Erwerbungen ergänzt, 14 Titel sind verlagert. Im Gesamtbestand (945 Werke) befinden sich 106 Titel des 16. Jhs, 258 des 17. Jhs und 270 des 18. Jhs. Dem 19. Jh gehören 311 Titel an. Neben 355 Werken in hebräischer und 111 in arabischer Sprache liegen 257 lateinische, 125 deutsche und 11 französische Titel vor.

2.150 Die Literatur über alle übrigen Sprachen ist in dem Fach Linguae variae vereinigt, das 1833 Werke enthält (davon 69 verlagert), zuzüglich 96 spätere Erwerbungen. Unter den 1929 Titeln befinden sich 60 Drucke des 16. Jhs, 205 des 17. Jhs und 264 des 18. Jhs. Der überwiegende Teil des Bestandes ist in deutscher (704), lateinischer (280) und französischer Sprache (156 Titel).

Heinz Boddin

[Forstetzung]