FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Sächsischen Hauptstaatsarchivs

Adresse. Archivstr. 14, 01097 Dresden [Karte]
Telefon. (0351) 57 06 80, 5 25 01, 5 47 22
Bibliothekssigel. <D 113>

Unterhaltsträger. Freistaat Sachsen
Funktion. Dienstbibliothek, zugänglich auch für Benutzer des Hauptstaatsarchivs.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geschichte, Historische Hilfswissenschaften, Archivwissenschaft, Rechts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte. 2. Besondere Sammelgebiete: Saxonica, deutsche Territorialgeschichte, sächsische Amtsdrucksachen, sächsische Zeitungen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten des Benutzersaals: Montag, Donnerstag, Freitag 8.30-16 Uhr, Dienstag, Mittwoch 8.30-18 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte; fototechnische Dienste über die Fotowerkstatt. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - S- und Fernbahnhof Dresden-Hauptbahnhof, Dresden-Neustadt. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 3, 5 und 7), ab Bahnhof Neustadt (Linie 3). Stadtverkehr (Linie 8) bis Haltestelle Carolaplatz. Fußwegnähe ab Bahnhof Neustadt (ca. 10 Minuten). Begrenzte Parkmöglichkeiten.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Buchbestände des Geheimen Archivs und des Geheimen Kabinettsarchivs wurden bei ihrer Vereinigung zum Sächsischen Hauptstaatsarchiv 1834 zu einer Bibliothek zusammengefaßt. Die Anfänge der bei den Einzelarchiven verfügbaren jahrhundertealten Handbibliotheken lassen sich nicht zurückverfolgen. Nach der Vereinigung der Sammlungen wurde der Bestand gezielt durch die Erwerbung von Teilen der Privatbibliotheken der Archivare Adam Gottlieb Gebhard (1761-1831) und Dr. Karl Gottlob Günther (1752-1832) ergänzt. 1888 erfolgte die Übernahme der Bibliothek des 1875 dem Hauptstaatsarchiv angegliederten Finanzarchivs. Aus diesen Ursprüngen erklärt sich die Bestandsstruktur noch heute. Der Bestandsaufbau ist orientiert auf die Zuständigkeit des Archivs als zentrale Aufbewahrungsstelle sächsischen staatlichen Archivgutes, zu dessen Auswertung und Bearbeitung Literatur erworben wird.

1.2 Obwohl die Bibliothek bis in die erste Hälfte des 20. Jhs keinen festen Erwerbungsetat hatte, konnte durch Belegexemplare, Geschenke und Bestandsübernahmen ein bemerkenswerter Fundus geschaffen werden. 1925 wurde ein Teil der Büchersammlung des Kriegsarchivs erworben. Eine wichtige Ergänzung des Bestandes bedeutete die bereits seit 1888 in den Räumen des Archivs aufgestellte Bibliothek des 1824 begründeten Sächsischen Altertumsvereins. Satzungsgemäß fielen dem Archiv nach der Vereinsauflösung 1946 beträchtliche Teile des wertvollen historischen Buchbesitzes zu, die heute als Sondersammlung durch einen eigenen Katalog erschlossen sind. Einen weiteren Sonderbestand bildete die 1937 übernommene Privatbibliothek des ehemaligen Archivdirektors und zeitweiligen Bibliothekars Woldemar Lippert (1861-1937), die sogenannte Lippertbibliothek. Zwei Drittel dieser wertvollen Gelehrtenbibliothek wurden im Zweiten Weltkrieg am Auslagerungsort zerstört. Der erhalten gebliebene Restbestand ist heute gesondert aufgestellt und im alphabetischen Hauptkatalog verzeichnet. Darüber hinaus hatte die Bibliothek keine Kriegsverluste zu beklagen.

1.3 Eine historische Sammlung ausschließlich juristischen Charakters gelangte vermutlich in den Nachkriegswirren in den Besitz der Bibliothek. Es handelt sich um Buchbestände ehemaliger höherer sächsischer Gerichte, die wahrscheinlich zwecks kriegsbedingter Auslagerung zusammengeführt worden waren und dann in ihrer Gesamtheit an die Bibliothek abgegeben wurden. Nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik und der zentralen Unterstellung des Archivs erhielt die Bibliothek erstmals einen festgesetzten Erwerbungsetat, der einen kontinuierlichen Anstieg der Zugänge ermöglichte. Bei einer Neuaufnahme der Bestände in den Jahren 1957 bis 1959 ermittelte man einen Gesamtbestand von ca. 33.000 Bdn. Auch Geschenke und Übernahmen aus Nachlässen spielten weiterhin eine wichtige Rolle für die Bestandserweiterung. So wurde 1961 ein Teil der Büchersammlung des heraldischen Vereins Roland übernommen. 1968 kam die Privatbibliothek des Archivdirektors Hellmut Kretzschmar (1893-1965) hinzu.

1.4 Auch in der Zeit der DDR konnte eine rege Tauschtätigkeit, vor allem mit europäischen Archiven, aufrechterhalten werden. Von der Bibliotheksgründung an stellen Belegexemplare einen wichtigen Teil des Zuganges dar, woraus sich der große Anteil von Sonderdrucken erklärt. Nach der Wiedervereinigung ließen sich durch umfangreiche Büchergeschenke von Archiven und Forschungseinrichtungen aus den alten Bundesländern sowie einen erheblich erweiterten Etat Bestandslücken schließen, so daß der Gesamtbestand 1993 auf etwa 62.000 Bde angewachsen war.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsbeschreibung basiert auf der Auszählung des systematischen Standortkatalogs, der nur den eindeutig abgrenzbaren Buchbestand der Bibliothek verzeichnet. Der Systematische Katalog läßt eine Grobeinteilung in zwei Abteilungen Allgemeines und Saxonica erkennen. Innerhalb dieser Abteilungen werden 45 Sachgruppen benannt. In der Bestandsbeschreibung wurden verwandte Sachgruppen zusammengefaßt. Schriftgut, welches auch archivalischen Charakter hat oder aus historischen Gründen in den Archivbestand eingegangen ist und deshalb durch archivische Findhilfsmittel erschlossen wird, ist nicht Gegenstand der Beschreibung. Nicht erfaßt, doch erwähnenswert sind daher die sogenannten Drucksachen in Akten, wozu die aus 16 Inkunabeln bestehende Mandatensammlung der Herzöge Albrecht († 1500) und Georg († 1539) von Sachsen und Zeitungen des 17. Jhs gehören. Unberücksichtigt bleibt auch die 56 Bde umfassende Sammlung der Forstzeichenbücher des Kurfürsten August von Sachsen (1670-1733) in Einbänden des berühmten Dresdner Hofbuchbinders Jakob Krause (1532-1585). Zu den Sondersammlungen werden nur die eindeutig abgrenzbaren und gesondert aufgestellten Bestände der Bibliothek gezählt, deren Beschreibung allerdings auf Schätzungen oder Hochrechnungen basiert.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek umfaßt ca. 32.000 Titel (in etwa 62.000 Bdn), von denen 10.054 Titel vor 1900 erschienen sind. Der größte Teil der Titel entfällt mit 7522 auf das 19. Jh. Für die anderen Jahrhunderte ergeben sich folgende Zahlen: 16. Jh 88 Titel, 17. Jh 416 und 18. Jh 2026. Bei der ausgezählten Literatur handelt es sich in der Mehrzahl um Monographien. Erst ab dem späten 18. Jh sind auch Zeitungen, Zeitschriften und Sonderdrucke in größerer Zahl vertreten.

2.3 Mit 8779 Titeln überwiegt das deutschsprachige Schrifttum. Fremdsprachig sind 1275 Titel. Dabei dominieren mit 953 Titeln die lateinischsprachigen Werke, größtenteils aus dem 18. Jh (617). Von 234 französischen Titeln stammen 154 aus dem 19. Jh. Hinzu kommen 18 englische Titel (19. Jh), 70 Titel in weiteren Sprachen, darunter tschechische und polnische, vorwiegend aus dem 19. Jh, sowie einige niederländische und schwedische aus dem 18. Jh. Systematische Übersicht

2.4 Die Abteilung Allgemeines umfaßt 14.403 Titel. Davon entfallen 4588 Titel auf den historischen Bestand (41 aus dem 16. Jh, 162 aus dem 17. Jh, 883 aus dem 18. Jh und 3502 aus dem 19. Jh). Es handelt sich vorwiegend um Literatur zur allgemeinen europäischen und deutschen Geschichte, zu den Historischen Hilfswissenschaften und zum Rechtswesen. Kleinere Bestandskomplexe bilden die Literatur zur Wirtschaftsgeschichte, Kultur- und Kirchengeschichte, ferner allgemeine Nachschlagewerke, Wörterbücher, Zeitschriften und Zeitungen.

2.5 Zur Allgemeinen Geschichte ist ein historischer Bestand von 2706 Titeln vorhanden, wobei die Mehrzahl auf den Bereich Deutsche Geschichte (1812), der kleinere Teil auf die Geschichte der europäischen Staaten (669) entfällt. Hinzu kommen 225 Titel universalgeschichtlichen Charakters. 17 Titel sind im 16. Jh erschienen, überwiegend zur Allgemeinen deutschen Geschichte, so das Constantzer Concilium von Ulrich von Richenthal (1536). 46 Titel stammen aus dem 17. Jh. Dabei gewinnt auch die europäische Geschichtsschreibung in deutscher Sprache an Bedeutung; ein Beispiel ist das Theatrum Europaeum von Johann Philipp Abelin (Frankfurt: Merian 1643-1725). Auf das 18. Jh entfallen 336 Titel. Die Vielzahl von lateinischen Titeln (124) erklärt sich vor allem aus den zahlreichen, in diesem Jahrhundert gedruckten Dissertationen. Aus dem 18. Jh sind auch die ersten Staatshandbücher, Geschichtskalender und Wappenbücher erhalten. Aus dem 19. Jh stammen 2307 Titel. Davon gehören 594 zur europäischen Geschichtsschreibung, insbesondere zur polnischen und böschen Geschichte. Erstmalig sind auch Werke zur Geschichte europäischer Länder in der jeweiligen Landessprache vorhanden, so 82 in Französisch. Zur deutschen Geschichte zählen 1543 Titel. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs treten die großen deutschen Quellensammlungen in den Vordergrund, darunter die vollständigen Monumenta Germaniae historica (1819-1969). Charakteristisch für den Bestand des 19. Jhs ist eine Konzentration auf die territoriale deutsche Geschichtsschreibung.

2.6 Die Gruppe Historische Hilfswissenschaften umfaßt 422 Titel aus der Zeit bis 1900 (Gesamtzahl 922 Titel). Besonders gut vertreten sind die Gebiete Diplomatik (120 Titel), Heraldik und Sphragistik (93) sowie Genealogie (79). Kleinere Bestände liegen zur Chronologie (44), Paläographie (41) und Numismatik (35) vor. Auf das 16. Jh entfallen 7 Titel. Das 17. Jh ist mit 40 Titeln, davon 28 in lateinischer Sprache, vertreten, vor allem aus den Bereichen Chronologie, Diplomatik sowie Heraldik und Sphragistik. Nennenswert ist Johann Siebmachers New Wappenbuch (Nürnberg 1605). Aus dem 18. Jh sind 178 Titel vorhanden, davon 94 in Latein. Dazu gehören die ersten Ausgaben vieler Hofkalender und Adelslexika. Das 19. Jh umfaßt 194, fast ausschließlich deutschsprachige Titel aus allen genannten Teilgebieten. Die Gruppen Archivwissenschaft und Bibliothekswesen enthalten bei einem Gesamtbestand von 1487 Titeln 111 historische Werke, größtenteils aus dem 19. Jh.

2.7 Zum Rechtswesen sind 597 historische Titel vorhanden (insgesamt 1119), vor allem zum Staats-, Völker- und Fürstenrecht (345), Zivilrecht (122) und zur Rechts- und Verfassungsgeschichte (53), ferner Literatur zur allgemeinen Rechtswissenschaft (28 Titel), zum Kirchenrecht (31) und Strafrecht (18). Aus dem 16. Jh stammen 2 Werke, darunter ein Sachsenspiegel (Leipzig 1561). 52 Titel aus dem Gebiet Staats-, Völker- und Fürstenrecht, größtenteils in lateinischer Sprache, datieren aus dem 17. Jh. Unter den 243 Titeln des 18. Jhs befinden sich viele Dissertationen aus den Bereichen Kirchenrecht und Zivilrecht; dies erklärt den hohen Anteil an lateinischer Literatur. Aus dem 18. Jh stammt auch eine umfangreiche Sammlung von Schriften von Johann Jakob Moser (1701-1785), überwiegend zum Staats- und Völkerrecht. Auf das 19. Jh entfallen 300, größtenteils deutschsprachige Werke, darunter eine Vielzahl von Gesetzessammlungen und Verfassungen.

2.8 Die Gruppen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Geographie und Politik enthalten 312 historische Titel (Gesamtzahl 1383). Aus dem 16. Jh sind 4 Titel vorhanden. 17 Titel stammen aus dem 17. Jh, die meisten zum Thema Steuern; 32 erschienen im 18. Jh. Die Literatur des 19. Jhs überwiegt in diesen Gruppen. Unter den 124 Titeln zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte befinden sich zahlreiche Darstellungen zum Deutschen Zollverein. Im Bereich Geographie (88 Titel) sind die historischen Karten und Atlanten hervorzuheben, deren ältestes Exemplar 1501 gedruckt wurde. Als repräsentatives Beispiel sei der 106 handkolorierte Kupferstichkarten enthaltende, 1732 bis 1743 in Nürnberg gedruckte Atlas novus von Johann Baptist Homann genannt. Zur historischen Geographie liegen einige Dissertationen vor. Die wenigen Titel zur Politik (54), vor allem zur Parteiengeschichte, sind fast ausschließlich in der zweiten Hälfte des 19. Jhs erschienen. Die historischen Bestände dieser Gruppen wurden zum größten Teil in deutscher Sprache veröffentlicht.

2.9 Von den 1170 Titeln zur Kultur- und Kirchengeschichte entfallen 261 auf den historischen Bestand. 10 Titel aus dem 16. Jh betreffen die Kirchengeschichte. Darunter befindet sich die Confessio Augustana in einem kunstvoll geprägten Ledereinband, gedruckt 1567 von Hans Lufft in Wittenberg. Zwei Titel erschienen im 17. Jh und 24 im 18. Jh, überwiegend in deutscher Sprache. Von den 225 Titeln aus dem 19. Jh entfallen 147 auf die Kulturgeschichte und 78 auf die Kirchengeschichte. Im Bereich Kulturgeschichte sind vor allem Veröffentlichungen zur Literaturgeschichte sowie zum Schul- und Erziehungswesen zu finden. Einige kirchengeschichtliche Publikationen betreffen die Geschichte verschiedener Religionsgemeinschaften.

2.10 Die Gruppe Allgemeine Nachschlagewerke und Wörterbücher enthält bei einem Gesamtbestand von 369 Titeln 137 bis 1900 erschienene Werke. Die 3 ältesten Titel sind Wörterbücher aus dem 17. Jh. Zu den 45 Titeln aus dem 18. Jh gehören sowohl einige thematisch begrenzte historische Lexika wie Pierre Bayles Historisches und kritisches Wörterbuch, übersetzt von Gottsched (1741), Krünitz' Oeconomische Encyklopädie (1773-1858) als auch einige größere allgemeine Enzyklopädien, wie Zedlers Großes vollständiges Universal-Lexicon (1732-1754). Eine Vielzahl von Wörterbüchern für die meisten europäischen Sprachen stammt aus dem 18. Jh. Zu den 89 Titeln des 19. Jhs zählen vor allem Konversations- und Volkslexika, biographische Nachschlagewerke, Sprachwörterbücher und Handbücher zum Gebrauch der deutschen Sprache und zur Sprachgeschichte.

2.11 Die Gruppe Allgemeine Zeitschriften und Zeitungen enthält 43 historische Periodika (Gesamtbestand 142 Titel). Zu den ältesten Titeln aus dem 18. Jh zählen die ersten Jahrgänge der großen sächsischen Tageszeitungen, die fast lückenlos vorhanden sind, darunter der Dresdner Anzeiger nebst Beilagen (1749 ff.), die Leipziger Zeitung (1764 ff.) und das Leipziger Intelligenzblatt (1767 ff.). Bei den 29 Titeln aus dem 19. Jh handelt es sich vor allem um die ersten Jahrgänge lokaler und regionaler Tageszeitungen, aber auch allgemeiner Unterhaltungszeitschriften, wie das Literarische Centralblatt für Deutschland (lückenhaft ab 1863), die Gartenlaube (lückenhaft ab 1870) und der Simplicissimus (lückenhaft ab 1897). Die Fachzeitschriften sind in den jeweiligen Sachgruppen enthalten und wurden dort erfaßt.

2.12 Die Abteilung Saxonica enthält insgesamt 17.383 Titel, von denen 5466 zum historischen Bestand gehören (48 aus dem 16. Jh, 254 aus dem 17. Jh, 1143 aus dem 18. Jh, 4019 aus dem 19. Jh). Es handelt sich zum größeren Teil um Literatur zur sächsischen und thüringischen Ortsgeschichte, um Biographien und familiengeschichtliche Veröffentlichungen, Werke zur allgemeinen sächsischen Geschichte und deren Hilfswissenschaften sowie um Titel zur Geschichte der wettinischen Häuser. Zum kleineren Teil ist Literatur zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Geographie, Rechtsgeschichte, Kultur- und Kirchengeschichte sowie zur Volks- und Landeskunde vorhanden.

2.13 Unter den 8565 Titeln zur Sächsischen und Thüringischen Ortsgeschichte befinden sich 2265 bis zum Jahre 1900 erschienene Werke; 11 Titel entfallen auf das 16. Jh, 92 auf das 17. Jh, 430 auf das 18. Jh und 1731 auf das 19. Jh. Über die Jahrhunderte hinweg existieren unterschiedliche Arten von Schriften zu sächsischen und thüringischen Orten, darunter Ortschroniken, Jahrbücher und Beschreibungen bemerkenswerter Ereignisse. Zur Häufung von Publikationen kommt es vor allem für die großen Städte, wie Dresden, Erfurt, Leipzig und Magdeburg, aber auch für Orte mit bedeutenden Bildungseinrichtungen, z. B. mit Universitäten (Halle, Jena, Wittenberg) und Fürstenschulen (Grimma, Meißen, Schulpforte). Offenbar verbreitet und daher in mehreren Exemplaren verfügbar ist die frühe Dresdner Chronik von Anton Weck, Der Chur-Fürstlichen Sächsischen weitberuffenen Residentz- und Haupt-Vestung Dresden Beschreib- und Vorstellung (Nürnberg 1680). Als typisch für das ausgehende 18. Jh sind die Anfänge der örtlichen Adreßbücher zu nennen, so das als Adress-Calender beginnende Dresdner Adreßbuch (lückenlos ab 1797) und das Leipziger Adreßbuch (ab 1755 mit Lücken). Der Bestand des 19. Jhs enthält auch eine Vielzahl von Zeitschriften und Schriftenreihen lokaler Geschichts- und Heimatvereine.

2.14 Die Gruppe Biographien und Familiengeschichte birgt einen historischen Anteil von 577 Titeln (Gesamtbestand 2573 Titel). Drei Titel erschienen im 16. Jh, 27 im 17. Jh, 81 im 18. Jh und 466 im 19. Jh. Es handelt sich überwiegend um deutschsprachiges Schrifttum. Hervorzuheben ist eine Vielzahl sächsischer Leichenpredigten, Ahnen- und Stammtafeln, vor allem aber Veröffentlichungen zu bedeutenden sächsischen Geschlechtern.

2.15 Das Gebiet der Allgemeinen Sächsischen Geschichte und ihrer Hilfswissenschaften umfaßt 707 historische Titel (Gesamtbestand 1875 Titel). Davon entfallen 632 Werke auf die allgemeine Geschichte Sachsens nebst Geschichte der einzelnen sächsischen Landesteile und 75 Titel auf das Gebiet der Hilfswissenschaften zur sächsischen Geschichte. Aus dem 16. Jh stammen 9 Titel, größtenteils zur allgemeinen Geschichte, darunter Petrus Albinus' Meysnische Chronica (Wittenberg: Hans Lufft 1580). Drei Titel zu den Hilfswissenschaften befassen sich mit der Münzkunde. Die Mehrheit der 29 Titel des 17. Jhs bezieht sich auf den Dreißigjährigen Krieg und dessen Auswirkungen. Die Geschichtsschreibung der einzelnen Landesteile gewinnt in der zweiten Hälfte des 17. Jhs an Bedeutung; ein Beispiel ist Christian Lenns Historischer Schauplatz derer natürlichen Merckwürdigkeiten in dem Meißnischen Ober-Erzgebirge (Leipzig 1699). Die Schriften des 17. Jhs erschienen zum großen Teil in lateinischer Sprache. Aus dem 18. Jh sind 134 Titel vorhanden, darunter viele Sammelwerke in lateinischer und deutscher Sprache mit vermischten, damals aktuellen Nachrichten, wie Johann Christian Hasches Magazin der sächsischen Geschichte (1784-1791). Aus dem 19. Jh, der Blütezeit der sächsichen Geschichtsschreibung, sind 535 Titel vorhanden, darunter Gesamtdarstellungen von Karl Heinrich Ludwig Pölitz (1772-1838), Karl Wilhelm Böttiger (1790-1862), Caesar Dietrich von Witzleben (1823-1882), Konrad Hugo Sturmhöfel (1858-1916) und Otto Kämmel (1843-1917). Auffallend ist eine Häufung von Schriften zum Militärwesen, insbesondere Veröffentlichungen zu den Napoleonischen Kriegen und den Befreiungskriegen (1806-1815), z. T. in französischer Sprache. Ende des 19. Jhs erlangen die Schriften der Königlich Sächsischen Kommission für Geschichte wachsende Bedeutung. Bei den 42 Titeln zu den Hilfswissenschaften verdienen die Werke von Otto Adalbert Posse (1847-1921) zur Genealogie, Heraldik und Sphragistik der Wettiner Erwähnung.

2.16 Von den 583 historischen Titeln zur Geschichte der Wettiner (Gesamtzahl 882 Titel) entfallen 391 auf die Geschichte der albertinischen und 192 auf die der ernestinischen Linie. Aus dem 16. Jh sind 16, größtenteils deutschsprachige Werke vorhanden. 68 Titel stammen aus dem 17. Jh und 180 aus dem 18. Jh, zu fast gleichen Teilen deutsch und lateinisch. Das 19. Jh ist mit 318 Veröffentlichungen vertreten. Über die Jahrhunderte hinweg handelt es sich um die verschiedensten Textarten (Testamente, Würdigungen, Gedächtnisreden, Trauerpredigten, monographische Darstellungen) von und zu den jeweiligen Herrschern und ihren Angehörigen.

2.17 Aus den Gruppen der Sächsischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Geographie sind 528 Titel dem historischen Bestand zuzuordnen (Gesamtzahl 1835 Titel). Der älteste Titel ist ein Verzeichnis der Städte und Städtlein ( o. O. 1590). Die 9 Titel des 17. Jhs betreffen vor allem das Steuerwesen. Auf das 18. Jh entfallen 89 meist deutschsprachige Titel. In dieser Zeit erschienen in Sachsen die ersten Hof- und Staatskalender. Im Bereich Geographie sind die Ortsverzeichnisse erwähnenswert. Die 429 Titel aus dem 19. Jh befassen sich vor allem mit der voranschreitenden Industrialisierung (Eisenbahnbau, Elbeschiffahrt, Kanal- und Brückenbau, Post- und Zeitungswesen, Finanzwesen, Medizinalwesen), oft in Form von Jahrbüchern, statistischen Erfassungen und Geschäftsberichten. In größerer Zahl liegen geographische Karten und Atlanten wie auch solche zu den genannten Spezialgebieten vor.

2.18 Die Gruppe Rechts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Sachsens enthält 492 historische Titel (Gesamtbestand 748 Titel). Aus dem 16. Jh stammen 3 Bergordnungen der Kurfürsten August (1526-1586) und Christian (1550-1591), erlassen 1568, 1574 und 1589. Auf das 17. Jh entfallen 23 Titel, auf das 18. Jh 156, darunter eine Vielzahl lateinischsprachiger juristischer Dissertationen. Aus dem 19. Jh gibt es 310 meist deutschsprachige Titel. Darunter befinden sich Drucksachen, Verhandlungen, Beschlüsse, Mitgliederverzeichnisse und Handbücher des Landtages ab 1833. Gesetzessammlungen sind seit den Anfängen der sächsischen Gesetzgebung vollständig vorhanden. Aus dem 16. bis 19. Jh existieren Titel zum Staats-, Kriegs-, Kirchen-, Schul-, Lehn-, Berg-, Forst- und Jagdrecht.

2.19 Zur Kultur- und Kirchengeschichte sowie zur Volks- und Landeskunde sind 314 historische Titel vorhanden (869 Titel insgesamt). Fünf Titel des 16. Jhs betreffen die sächsische Kirchengeschichte, z. B. Luthers Verantwortung der auffgelegten Auffrur von Hertzog Georgen sampt einen Trostbrieff (Wittenberg 1533). Aus dem 17. Jh liegen 6 Titel und aus dem 18. Jh 73 Titel vor, größtenteils in deutscher Sprache. 230 Titel stammen aus dem 19. Jh. Zu erwähnen sind auch in dieser Gruppe zahlreiche Publikationen zur Geschichte verschiedener Religionsgemeinschaften, ferner zur Schul- und Erziehungsgeschichte sowie zur Bau- und Denkmalgeschichte, wie die Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreiches Sachsen (Dresden 1882-1923). Hinzuweisen ist auf zahlreiche Amtskalender, Pfarrerverzeichnisse und Schriften zur Heimatpflege.

Sondersammlungen

2.20 Die Bibliothek des Sächsischen Altertumsvereins umfaßt ca. 2000 Bde, die fast ausschließlich zum historischen Bestand gehören. Etwa 70 Prozent der Sammlung sind Schriftenreihen, Zeitschriften, Geschäfts- und Jahresberichte, Denk- und Festschriften sowie andere Mitteilungen einer Vielzahl deutscher Geschichtsvereine. Diese Reihen erschienen ab Mitte des 19. Jhs in deutscher Sprache und reichen nur selten in die ersten Jahrzehnte des 20. Jhs hinein. Weitere 20 Prozent des Bestandes machen gleichartige Reihen außerdeutscher Geschichts- und Altertumsvereine aus. So ist zu etwa gleichen Teilen Literatur aus Österreich (auch Böhmen und Ungarn), der Schweiz, Luxemburg, Belgien, Frankreich, Schottland und den USA vorhanden, zumeist in der jeweiligen Landessprache. Der restliche Bestand enthält Monographien zur allgemeinen und territorialen Geschichte, aber auch geographische Werke, wie Länderbeschreibungen und Atlanten. Diese Werke stammen zum kleineren Teil aus dem 17. Jh, zum größeren Teil aus dem 18. Jh. Darunter befinden sich einige seltene Saxonica wie Matthaeus Merians Topographia Saxoniae superioris (1650). Die Literatur des 17. und 18. Jhs ist zumeist in lateinischer, seltener in deutscher Sprache erschienen.

2.21 Die ca. 900 Bde umfassende Lippertbibliothek enthält vor allem Grundlagenwerke zur deutschen und europäischen Geschichte und zu den historischen Hilfswissenschaften, darunter eine Sammlung archivwissenschaftlicher Literatur mit vielen Inventarverzeichnissen europäischer Archive. Die Bände stammen zu etwa 75 Prozent aus der Zeit vor 1900 und sind überwiegend in deutscher Sprache verfaßt. Nur einige Werke zur Geschichte europäischer Staaten liegen in der jeweiligen Landessprache vor, z. B. in Tschechisch, Polnisch, Französisch oder Finnisch. Zu den Historischen Hilfswissenschaften existieren einige wenige Bände in Latein aus dem 18. Jh.

2.22 Die Juristische Sammlung ist gegenwärtig noch nicht erschlossen und daher kaum benutzbar. Es handelt sich um ca. 500 im 17. und 18. Jh erschienene Bände, fast ausnahmslos in lateinischer Sprache. Darunter befinden sich vor allem allgemeine Abhandlungen, Kommentare und Berichte sowie Wörterbücher juristischen Inhalts aus vielen Gebieten der Rechtslehre (Staats- und Kirchenrecht, Zivilrecht). Ferner sind zahlreiche, meist sächsische Verordnungs- und Gesetzessammlungen, z. B. der Corpus novum Saxonicum (Dresden 1660) und der Codex Augusteus (Leipzig 1724-1824) vertreten. Die Bücher sind in kostbaren, kunstvoll geprägten Einbänden ohne sichtbare Mängel erhalten geblieben. Fast jeder Band ist mit Kupferstich-Illustrationen ausgestattet. Den Monographienbestand ergänzt eine umfangreiche, in prächtigen Schubern aufbewahrte Sammlung juristischer Dissertationen, die bis in das 19. Jh hineinreicht.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog der Verfasser und anonymen Sachtitel [in Zettelform, nach PI]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigener Systematik, zugleich Standortkatalog]

Zentrale Nachweise:

Regionaler Zentralkatalog für die Bezirke Dresden, Cottbus, Karl-Marx-Stadt an der Sächsischen Landesbibliothek

[weist den größten Teil der vor 1900 erschienenen Bestände nach]

Zeitschriftenzentralkatalog (ZZK) der Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt und Cottbus an der Sächsischen Landesbibliothek

[erfaßt einen Teil des Zeitschriftenbestandes]

Wüstling, Dieter (Bearb.): Sächsische Zeitungen in Dresdner Bibliotheken und Archiven. Dresden 1966; überarb. Neuausg. Dresden 1980

[verzeichnet den Zeitungsbestand bis 1945]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Katalog der Handbibliothek des Benutzersaales

[in Bandform, systematisch geordnet]

Kobuch, Manfred; Langer, Ilse: Zeitschriftenkatalog des Staatsarchivs Dresden. Teil 1: Die laufend gehaltenen Zeitschriften, Zeitungen und periodischen Veröffentlichungen. Dresden 1969

Kobuch, Manfred; Langer, Ilse: Verzeichnis der Wiegendrucke des Staatsarchivs Dresden. Dresden 1967

Katalog der Bibliothek des Sächsischen Altertumsvereins [in Zettelform, Schlagwortkatalog und Numerischer Katalog]

Lenz, Rudolf ( u. a.): Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden. Sigmaringen 1993 (Marburger Personalschriften-Forschungen 17.1/2)

[17.1 Katalog; 17.2: Register]

3.3 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Bandform, geführt 1835 bis ca. 1957]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, systematische Erschließung zu den Bandkatalogen 1835-1957]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsbücher ab 1912 Geschäftsakten der Bibliothek

4.2 Darstellungen

Faaß, Bruno: Dresdner Bibliothekenführer. Dresden 1915 [zur Bibliothek S. 93]

Koch, Heinrich: Der Neubau des Königlichen Sächsischen Hauptstaatsarchivs in Dresden. In: Zeitschrift für Bauwesen 66 (1916) Heft 10/12, S. 486-510

Lippert, Woldemar: Das Sächsische Hauptstaatsarchiv. Sein Werden und Wesen. 2. Aufl. Dresden 1930, S. 77-78

Beschorner, Hans: Die Gründung des Sächsischen Hauptstaatsarchivs vor hundert Jahren. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte 55 (1934) S. 140-160

Helas, Jutta: Die Bibliothek des Staatsarchivs Dresden. Dresden 1968 (Abschlußarbeit. Leipzig: Fachschule für Bibliothekare an wissenschaftlichen Bibliotheken 1968)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Alschner, Christian: Die Bibliothek des Sächsischen Altertumsvereins. Dresden 1963

Kanyar, Jószef: Die Handbibliothek im Benutzersaal des Sächsischen Landeshauptarchivs Dresden. In: Levéltáry szemle (1964) S. 351-355

Kobuch, Manfred: Verzeichnis der Wiegendrucke des Staatsarchivs Dresden. In: Beiträge zur Inkunabelkunde 8 (1983) S. 44-49

Stand: August 1993

Katharina Vogel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.