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Scheurl-Bibliothek

Adresse. Fischbacher Hauptstraße 197, 90475 Nürnberg [Karte]
Telefon. (0911) 831543

Unterhaltsträger. Freiherrlich von Scheurl'sche Familienstiftung
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Rechtswissenschaft, Theologie, Geschichte. 2. Besondere Sammelgebiete: Rechtsgeschichte, Theologische Kontroversliteratur, Zeitgeschichte, historische Voraussetzungen der seinerzeitigen Rechtslage.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach vorheriger Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikroverfilmung kann vermittelt werden.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vorherige schriftliche Terminvereinbarung erbeten. - U-Bahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linie 1), dann Busverbindung (Linie 59) bis Haltestelle Löwenbergstraße. Nähe Autobahnausfahrt Nürnberg-Langwasser.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der humanistisch gebildete, mit zahlreichen Zeitgenossen im In- und Ausland in reger Verbindung stehende Jurist Dr. Christoph II. Scheurl (1481-1542) sammelte von seiner Studentenzeit in Bologna bis zu seinem Tod als Ratsconsulent der Reichsstadt Nürnberg eine stattliche Bibliothek. Die höchste Bandnummer war 605. Zahlreiche Drucke sind in umfangreichen Sammelbänden vereinigt (bis zu 48 Einheiten in einem Band). Ein Teil der Bände ging, gegen den testamentarischen Willen des Sammlers, durch Erbteilungen verloren. Christian Scheurl (1601-1677) kaufte etliche Werke zurück und ergänzte den Bestand durch einige Schriften bis zum Druckjahr 1599.

1.2 In der Folgezeit kam ein (wohl geringer) Teil infolge Benutzung durch studentische Familienmitglieder abhanden. Einige wenige Stücke gab der seinerzeitige Stiftungsadministrator während der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg an deutsche wissenschaftliche Einrichtungen ab, um dringende Erhaltungsarbeiten am Familienhaus in Nürnberg zu ermöglichen. Einzelheiten dazu fehlen, da die Unterlagen 1945 verbrannten. Einige Verluste brachten unzuverlässige Entleiher und die Zerstörung des Nürnberger Familien-Stammhauses durch einen Luftangriff am 2. Januar 1945.

1.3 Härter traf der Bombenschaden eine sogenannte Jüngere Bibliothek der Scheurl. Diese hatte 3278 Nummern umfaßt und war während des Krieges wegen Verweigerung von Verpackungsmaterial und Laderaum für alle später als 1540 gedruckten Bücher seitens der Stadtverwaltung im Hause geblieben. Lediglich 203 Bde dieser Sammlung blieben dadurch erhalten, daß sie vorher an das Landeskirchliche Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern abgegeben worden waren (s. Eintrag dort). Neun weitere erhalten gebliebene Bände wurden in einer Ergänzungsliste der " alten" Bibliothek beigestellt. (Der Bandkatalog der gesamten " Jüngeren Bibliothek" steht im Scheurl-Archiv.)

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestand umfaßt 418 Bde mit 2979 Titeln. 220 Einheiten sind Inkunabeln, 2748 entstammen dem 16. Jh, 5 Einheiten gehören dem 17. Jh, 5 dem 18. Jh, eine dem 19. Jh an. 20 Bde enthalten außer Drucken auch Hss. des 15. und 16. Jhs. 116 Bde sind Folianten, 77 Kleinfolio, 154 Quart, 71 Octav und Duodez.

2.2 1540 Titel sind lateinisch, 1300 deutsch, 100 italienisch, 29 französisch, 5 griechisch, 3 bösch, eine spanisch und eine hebräisch verfaßt.

2.3 Eine Aufschlüsselung der Hauptthemenbereiche und die Nennung der besonders häufig erscheinenden Autoren deuten an, in welche Richtungen das Interesse des in diplomatischen Aufträgen seiner Vaterstadt weitgereisten, die theologischen und juristischen Auseinandersetzungen der Zeit kritisch verfolgenden Gelehrten ging. Für die Zeit bezeichnend sind sowohl seine Nachrichtensammlung über die geographischen Neuentdeckungen als auch die hohe Zahl astrologischer Texte. Eng mit seiner beruflichen Tätigkeit verbunden sind zahlreiche Schriften zur aktuellen Staats- und Kirchenpolitik. Christoph II. Scheurl war nicht nur Sammler, er ist auch als Autor mit 23 Titeln, hauptsächlich aus dem Gebiet der Jurisprudenz, im Bestand vertreten.

2.4 Zur Rechtswissenschaft gehören 633 Einheiten, zu Theologie (und Philosophie) 1504; dabei sind 290 Schriften lutherisch, 147 päpstlich, 42 zwinglisch, 28 befassen sich mit den Wiedertäufern. Aus dem Bereich der Geschichte einschließlich klassischer Autoren stammen 233, aus der Zeitgeschichte der ersten Hälfte des 16. Jhs 936, aus Geographie und Naturwissenschaften 84 Werke. Medizin findet sich in 35 Schriften. 88 astrologische Texte, 8 Schriften über Kunst einschließlich Musik sind ebenso bezeichnend wie die geringe Zahl unmittelbar das Militärwesen betreffende Werke. (Naturgemäß kommen in zahlreichen Einheiten mehrere der genannten Themenkreise zusammen.)

2.5 Besonders zahlreich sind Werke von Baldus Perusinus (28), Philipp Beroaldus (10), Andreas Bodenstein von Karlstadt (19), Joachim Camerarius (10), Johannes Cochläus (43), Johann Eck (21), Erasmus von Rotterdam (109), Flacius Illyricus (ca. 10), Alexander de Imola (21), Martin Luther (319), Jason de Mayno (17), Philipp Melanchthon (52), Johannes Oecolampadius (22), Bartholomäus Socinus (26), Georg Witzel/Wicelius (29), Huldrich Zwingli (10).

3. KATALOGE

Findbuch [Hs. 20. Jh; Standortkatalog]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach hauseigenen Regeln]

Im Scheurl-Archiv: Handschriftliche Kataloge zum frühesten Bestand

[in Bandform]

Katalog des Archivs [Bandkatalog und Karteien]

Bandkatalog der Jüngeren Bibliothek

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bücherzeichen des Christoph Scheurl. In: Exlibris 2 (1892) Nr. 3, 4; 3 (1893) Nr. 1

Großmann, Maria: Bibliographie der Werke Christoph Scheurls. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 10 (1970) S. 371-396

Stand: April 1989

Siegfried Freiherr von Scheurl


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.