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Bibliothek Schloß Assenheim

Adresse. Hauptstr. 40, 6361 Niddatal [Karte]
Telefon. (06034) 5758

Unterhaltsträger. Rentkammer des Grafen zu Solms-Rödelheim und Assenheim
Funktion. Schloßbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Schriftliche Anmeldung unbedingt erforderlich. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. A 5, Ausfahrt Friedberg oder Bad Nauheim, B 3 bis Wöllstadt, von dort B 45 bis Assenheim.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Schloßbuchsammlung Assenheim gehen zurück auf den Wiederaufbau des Schlosses in Assenheim im Jahre 1789 durch Graf Johann Ernst Carl zu Solms (1714-1790). Der Bau des Schlosses wurde von seinem Sohn, dem Erbgrafen Volrath Friedrich Carl Ludwig (1762-1818), weitergeführt. Auf den Grafen Volrath ging wohl auch die Initiative zur Anlage einer umfassenden Bibliothek zurück. Unter seiner Regentschaft bestand seit 1799 im Schloß Rödelheim die einzige hebräische Druckerei Deutschlands. Die wenigen erhaltenen Druckbögen dieser Druckerei sind heute im Museum des Schlosses ausgestellt. Daneben galt das besondere Interesse des Grafen der Geschichte, was sich auch heute noch an der entsprechenden Systemstelle widerspiegelt.

1.2 Die Bibliothek diente im weiteren den jeweiligen Grafen als Privat- und Gebrauchsbibliothek. Die früheste, heute noch vorhandene Ordnung und Katalogisierung des Bestandes stammt aus dem Jahr 1923. Dr. Wilhelm Karl Prinz von Isenburg (1903-1956) gliederte den Bestand in 41 Abteilungen. In den dreißiger Jahren wurden Teile der Bibliothek von Prof. Dr. Max zu Solms, der an der Marburger Philipps-Universität einen Lehrstuhl für Soziologie hatte, nach Marburg mitgenommen. Die Neuordnung der Bibliothek erfolgte im Jahre 1941 durch den damaligen Verwalter der Schloßbuchsammlung, Prof. Dr. Blecher. Der Bestand wurde zu diesem Zeitpunkt in 21 Sachgruppen gegliedert, die auch heute noch gültig sind. Der Zettelkatalog aus dem Jahre 1923 wurde entsprechend der neuen Systematik überarbeitet. In den fünfziger Jahren wurden Teile der Bibliothek als Leihbücherei den Assenheimer Bürgern zugänglich gemacht. Die Teile des Bestandes, die der Leihbücherei zur Verfügung standen, sind in einem gedruckten Verzeichnis zusammengefaßt.

1.3 Heute ist die Bibliothek im Obergeschoß des Schlosses aufgestellt. Zugänge aus dem Privatbesitz der Grafen etwa ab den sechziger Jahren wurden nicht mehr in die Systematik aufgenommen und die Bücher nicht mehr eingeordnet. Sie sind ungeordnet - z. T. noch in Kisten verpackt in der Bibliothek abgestellt. Stichproben ergaben, daß es sich hierbei im wesentlichen um Publikationen des 20. Jhs handelt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Zählung erfolgte anhand eines systematischen Bandkataloges aus dem Jahre 1941. Die Ergebnisse wurden durch Stichproben am Regal verglichen. Es traten hierbei nur geringe Abweichungen auf. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek verfügt über einen Gesamtbestand von etwa 5000 Titeln. Der historische Bestand umfaßt 3597 Titel und gliedert sich in eine Inkunabel, 6 Titel aus dem 16. Jh, 61 aus dem 17. Jh, 921 aus dem 18. Jh und 2567 aus dem 19. Jh. Bei den fremdsprachigen Titeln liegt der Schwerpunkt bei 273 französischen. Daneben sind 85 Titel in lateinischer, 40 in englischer, 12 in italienischer sowie 5 in griechischer Sprache vorhanden. Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand ist weitgehend systematisch in 21 Sachgruppen aufgestellt. Zeitschriften und andere Periodica sind den jeweiligen Sachgruppen zugeordnet. Nicht in die Systematik eingeordnet sind nach 1941 aufgenommene Titel.

2.4 Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Geschichte (1524 Titel) und innerhalb der 10 Untergruppen auf der deutschen Geschichte, vor allem aber der Landesgeschichte Hessens (besonders Großherzogtum und Fürstentum Hessen) und der Familiengeschichte (431 Titel). Unter den Darstellungen der Geschichte Hessens ist Mallets Histoire de Hesse (1772) erwähnenswert. Zur Familiengeschichte finden sich allgemein genealogische Literatur und Handbücher, teilweise aus dem 18. Jh. Eines der ältesten Werke ist Reinhart Graf zu Solms und Herr von Münzenberg (1491-1562), Vom Ursprung des Adels (1563). Unter der Literatur zur Geschichte des eigenen Hauses finden sich die Fragmente zur Solmsischen Geschichte (1785) und die Geschichte des Grafen und Fürstenhauses Solms von Rudolf Graf zu Solms-Laubach (1865). Weiterhin sind 410 biographische Titel vorhanden. Zur europäischen Geschichte besitzt die Bibliothek 238 Titel.

2.5 Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Sammlung zur deutschen Literatur dar. Von den insgesamt 497 Titeln sind 181 Prosawerke, die nach Autoren alphabetisch aufgestellt sind, sowie 59 Gesamtausgaben verschiedener Dichter des 18. und vor allem des 19. Jhs. Weiterhin sind 45 Titel Literaturgeschichte und 156 Titel Lyrik sowie Literaturzeitschriften vorhanden (darunter die Allgemeine Literaturzeitung 1785-1787, 1800-1807 und 1822 und die Allgemeine Jenaische Literaturzeitung 1804-1816).

2.6 Rechts- und staatswissenschaftliche Literatur ist mit 358 Titeln vertreten. Einen Schwerpunkt stellt die Literatur zum Ständewesen des 18. Jhs dar (85 Titel). Einen weiteren Schwerpunkt bilden die vor allem aus dem 19. Jh stammenden 35 Titel zur Verfassung einzelner deutscher Länder. Überdies ist Literatur zur Haushalts- und Steuerpolitik (50 Titel) und zur Auswärtigen Politik (84 Titel) vorhanden.

2.7 Fremdsprachige Schöne Literatur ist mit 291 Titeln vertreten; darunter Calderon in Übersetzungen von A. W. Schlegel (1803-1809) und Werke orientalischer, russischer und polnischer Autoren, ebenfalls in Übersetzungen. Zur Länder- und Völkerkunde sind 279 Titel vorhanden mit Schwerpunkt bei Reiseberichten und Reisebriefen aus dem 18. und 19. Jh (insgesamt 147 Titel). Beispiele sind Etienne Marchand, Die neueste Reise um die Welt (1792) oder J. Barrow, Reisen in China (1805). Zur Religion und Religionsgeschichte sind insgesamt 226 Titel vorhanden, vornehmlich Darstellungen zur Geschichte des Christentums und der abendländischen Religion, Literatur zu Kirchenrecht und Kirchenverfassung (darunter Heinrich Heppe, Die Verfassung der evangelischen Kirche im ehemaligen Kurhessen, 1869).

2.8 Bei der Literatur zur Wirtschaft und Wirtschaftsgeschichte liegt der Schwerpunkt auf forstwirtschaftlicher Literatur (56 Titel von insgesamt 170). Unter der Literatur zur Forstwirtschaft finden sich Titel wie Johann Christian Hundeshagens Encyclopädie der Forstwirtschaft (1840) oder Christian Peter Laurops Über Forstwirtschaft (1796). Auch Gesetzessammlungen und Literatur zur Forstpraxis sind vorhanden, jedoch keine Titel, die sich auf den Forstbestand der Grafen beziehen.

2.9 164 Titel juristischer Literatur stellen die letzte größere Bestandsgruppe dar, vor allem mit Titeln zur allgemeinen Rechtsgeschichte und zur Rechtsphilosophie sowie zum Adels-, Lehens- und öffentlichen Recht, darunter beispielsweise Maximilian von Buri, Erläuterungen des in Teutschland üblichen Lehen-Rechtes (1738) oder Johann Schilters Codex iuris Alemanici feudalis (1728).

2.10 In weiteren Sachgruppen liegt der historische Bestand unter 100 Titeln, so in der Naturwissenschaft (vor allem Naturbeschreibungen und Zoologie) und in der Human- und Veterinärmedizin. Die Sachgruppen Philosophie, Kunst und Erziehung sind klein. Die Militaria bestehen vor allem aus Geschichten einzelner Regimenter.

3. KATALOGE

Systematischer Zettelkatalog [1923 erstellt]

Systematischer Bandkatalog [1941 erstellt]

Die Bestände sind nicht im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Isenburg, Prinz Wilhelm Karl von: Ein Gang durch die Gräflich Solms-Rödelheim'sche Bibliothek zu Assenheim. Ein Führer für Bücherfreunde. In: Oberhessischer Anzeiger und Friedberger Zeitung, 89. Jg. (1923) S. 3

Stand: Juni 1990

Heike Wirthwein


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.