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Bibliothek des ehemaligen Servitenklosters

Adresse. Maria Langegg 1, 3642 Aggsbach-Dorf; Kontaktadresse: [Karte] Diözesanmuseum St. Pölten, Domplatz 1, 3100 St. Pölten
Telefon. (02742) 52 101-330 (Diözesanmuseum)

Unterhaltsträger. Diözese St. Pölten
Funktion. Schaubibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und Geschichte. - Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nur nach schriftlicher bzw. telefonischer Voranmeldung im Diözesanmuseum St. Pölten. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Franz-Josefs-Bahn bis Krems Hauptbahnhof, ÖBB-Busse. - A 1 bis Abfahrt St. Pölten-Süd, S 33 über Krems Richtung Mautern, Abzweigung vor Rossatz Richtung Schenkenbrunn, Maria Langegg.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek geht auf das 17. Jh zurück. 1645 übernahm der Servitenorden die seelsorgliche Betreuung der 1600 tstandenen Wallfahrt, 1647 wurde diese Aufgabe der Tiroler Provinz übertragen. In den folgenden Jahren begann der Orden mit dem Bau eines Klosters, das in seiner jetzigen Gestalt bis 1733 fertiggestellt werden konnte (1654 der West-, 1682 der Nord- und 1733 der Südtrakt). 1773 erweiterte man die Kirche. Infolge der josephinischen Pfarregulierungen wandelte sich Maria Langegg 1783 zur selbständigen Ordenspfarre.

1.2 Zur Bibliotheksgeschichte im 19. Jh ist nichts bekannt. Über die Bedürfnisse der Wallfahrt hinaus dürfte kaum Literatur in größerem Umfang angekauft worden sein. Dieser Umstand scheint auch durch die geringe Anzahl an Werken des 19. Jhs belegt zu sein (s. u. 2.1). Die Kriegswirren des 20. Jhs hat die Sammlung relativ unbeschadet überstanden. Ehemaliges Servitenkloster

1.3 1974 verließ der Orden der Serviten infolge Personalmangels das Kloster und übergab es der Diözese St. Pölten. 1980 bis 1992 beherbergte das Gebäude eine Haushaltungsschule, die von den Englischen Fräulein von St. Pölten geleitet wurde. Die Bibliothek blieb zunächst unverändert. Teile davon - vor allem die ältere Literatur und wertvollere Werke - wurden in das Servitenkloster Maria Luggau transferiert und der dortigen Sammlung inkorporiert. Bei dieser Gelegenheit erfolgte die Erstellung eines maschinschriftlichen Bücherverzeichnisses entsprechend der ursprünglichen Aufstellung in den Regalen. Die ausgelagerten Werke sind darin gekennzeichnet. Um den Umbau in der Luggauer Bibliothek zu ermöglichen, in der auch andere Sammlungen aufgelöster Servitenklöster Aufstellung fanden, kam es zum Verkauf von Dubletten und Werken des 19. und 20. Jhs. Nach der baulichen Renovierung des Langegger Bibliotheksraumes 1992 bis 1993 wurde der verbliebene Restbestand nach optischen Gesichtspunkten wieder aufgestellt und ist seither bei Führungen zu besichtigen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von rund 4300 Titeln sind 3900 dem historischen Bestand zuzurechnen. 5 Titel stammen aus dem 16. Jh, 635 aus dem 17. Jh, 2380 aus dem 18. Jh und 880 aus dem 19. Jh.

2.2 Der lateinischsprachige Anteil der Bücher überwiegt mit 51 Prozent (2000 Titel), gefolgt von 44 Prozent (1720 Titel) in Deutsch und 4 Prozent (155 Titel) in romanischen Sprachen (Französisch und Italienisch). Ein Prozent (25 Titel) entfällt auf andere Sprachen (Tschechisch und Ungarisch). Die Zahlen wurden anhand des Kataloges erhoben und gerundet.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek besitzt 170 gängige Bibelausgaben (z. B. Biblia sacra vulgatae editionis, Antwerpen 1645) und exegetische Schriften. 30 Titel gehören der Patristik an (z. B. die Opera Leos des Großen, Köln 1566), 360 der Dogmatik bzw. der Kontroverstheologie und Apologetik, z. B. Thomas Stapletons Promptuarium catholicum (Aschaffenburg 1622). Die Moraltheologie ist mit 230 Titeln vertreten, darunter viele Standardwerke, wie Paul Laymanns Theologia moralis (München 1636).

2.4 Der Bestand beinhaltet 400 Titel zur Homiletik - neben zahlreichen Titeln des 18. Jhs große Teile des Werks von Johann Emmanuel Veith (z. B. Die Leidenswerkzeuge Christi, Wien 1833; Die Samaritin, Wien 1840 u. v. a. m.). 150 Werke sind der Katechetik zuzuordnen (z. B. Petrus Canisius' Fragen und Antworten über den kleinen Römisch Catholischen Catechismus, 1714), 190 der Pastoraltheologie. Ebenso zum Bereich der Praktischen Theologie zählend, weist der große Anteil an Aszetika (770 Titel) die Bibliothek als eine theologische Gebrauchsbibliothek aus, die primär den mit der Wallfahrt verbundenen pastoralen Erfordernissen angepaßt worden war. Es finden sich zahlreiche Ausgaben von Thomas von Kempens Imitatio Christi, darunter L'imitatione di Christo (Turin 1658), Marco d'Avianos Seelen-Klainod der Göttlichen Gnad (Augsburg 1680) und Abraham a Sancta Claras Nova et magna grammatica religiosa (Köln 1721).

2.5 130 Werke sind Liturgica. 170 Titel betreffen das Kirchen- (120) und Profanrecht (50), 140 die Kirchengeschichte und Hagiographie, wie V. Talentis Compendium historico chronologico vitae rerumque gestarum sancti patris Josephi Calasanctii (Buda 1768). 210 Titeln befassen sich mit Profangeschichte. Zur Philosophie liegen 160 Werke vor (z. B. Hugo Grotius' De iure belli et pacis, Frankfurt 1696, und Moses Mendelssohns Philosophische Schriften, Reutlingen 1790).

2.6 Auf die Naturwissenschaften und die Medizin nehmen 100 Titel Bezug (z. B. Tafel der Sinusse, Tangenten und Sekanten, o. Autor, Wien 1777, und P. Casatis Dissertatio physico-meteorologica de pluviis et ventis, Wien 1726). Hinzu kommen 20 wirtschaftswissenschaftliche Titel, darunter F. V. Della Pinas Praktisches Handbuch zur einfachsten Nationalbienenzucht für die k.k. österreichischen deutschen Staaten (Wien 1797).

2.7 250 Titel entfallen auf Literatur (z. B. eine Erstausgabe von Goethes Sämmtliche(n) Schriften, Karlsruhe 1778), auf Belletristik 350. Weiters sind jeweils 20 Titel zur Musik und zur Pädagogik vorhanden. 30 Lexika runden den Bestand ab.

3. KATALOGE

Bücherverzeichnis

[mschr., nicht alphabetisch, sondern nach Signaturen geordnet; die nach Maria Luggau transferierten Titel sind gekennzeichnet; 1982 fertiggestellt]

Kronbichler, Johann: Maria Langegg. Korneuburg 1993 [zur Bibliothek S. 3]

Stand: Dezember 1994

Christoph Steiner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.