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Bibliothek des Servitenklosters

Adresse. Servitenkonvent, 9655 Maria Luggau
Telefon. (04716) 601

Unterhaltsträger. Servitenkonvent Maria Luggau
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und Geschichte. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nur nach Voranmeldung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät im Haus.
Hinweise für anreisende Benutzer. Südbahn über Klagenfurt bis Villach, Lokalbahn über Hermagor bis Kötschach/Mauthen, Postbus bis Maria Luggau. - A 2 über Klagenfurt bis Villach, A 10 bis Spital a. d. Drau, B 100 bis Oberdrauburg, B 110 bis Kötschach/Mauthen, B 111 bis Maria Luggau.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung des Klosters Maria Luggau geht auf eine Wallfahrt des 16. Jhs zurück. 1515 erfolgte die Grundsteinlegung zum ersten Kirchenbau, 1536 mußte eine neue, größere Kirche errichtet werden. Seit 1591 waren Franziskaner mit der seelsorglichen Betreuung der Wallfahrt beauftragt, 1594 wurden sie auch mit der in diesem Jahr gegründeten Pfarre betraut. 1635 übernahmen Serviten der Tiroler Ordensprovinz das 1628 von den Franziskanern verlassene Kloster und die damit verbundenen pastoralen Aufgaben.

1.2 1640 zerstörte ein Brand Teile der Klosteranlage, sodaß ab 1730 der gesamte Baukomplex einer gründlichen Renovierung unterzogen werden mußte. 1736 fiel das 1733 neugebaute Kloster zum zweiten Mal einem Brand zum Opfer. Dabei wurden auch die Bestände der Bibliothek in Mitleidenschaft gezogen. Anhand jener Bände, die mit Signaturen aus dieser Zeit versehen sind (es wurden zwei Signaturen binnen kurzer Zeit vergeben, eine vor dem Brand, die andere danach; einige Bände tragen auch Brandspuren), lassen sich Rückschlüsse auf den alten Bestand ziehen. Die neue barocke Bibliothek geht auf die Zeit nach 1736 zurück und ist heute noch - allerdings nicht mehr ganz vollständig - vorhanden.

1.3 Im 19. Jh fanden Kloster und Kirche ihre endgültige Ausgestaltung. Durch die Abgeschiedenheit des Tales wirkten sich die Wirren der beiden Weltkriege kaum auf den Bestand der Bibliothek aus. Mit Beginn der achtziger Jahre des 20. Jhs erfolgte eine Renovierung der Anlage. Zur gleichen Zeit kamen die Büchersammlungen der aufgelösten Servitenklöster Jeutendorf, Maria Langegg, Schönbühel (alle Niederösterreich), Forchtenstein (Burgenland) und Kötschach (Kärnten) in die Luggauer Bibliothek, wo sie nach ihrer Provenienz aufgestellt wurden. Zu diesem Zweck erhielt die Bibliothek im Dachgeschoß einen weiteren Raum als Magazin. Für die unmittelbare Zukunft ist die Katalogisierung mittels EDV geplant. Im Kloster befindet sich auch eine öffentliche Leihbibliothek mit 1200 Bdn des 20. Jhs.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek umfaßt etwa 30.000 Bde, die auf verschiedene Räumlichkeiten aufgeteilt sind. Die ursprüngliche barocke Konventbibliothek besteht aus etwa 10.000 Bdn, davon stammen 2500 aus dem 20. Jh. Die ehemalige, rund 3700 Bde zählende Handbibliothek weist 700 Bde des 20. Jhs auf; sie soll in absehbarer Zeit der Magazinbibliothek einverleibt werden, der bereits jetzt etwa 15.000 Bde der aufgelösten Servitenklöster angehören. 12.500 Bde sind vor 1900 erschienen, 500 stammen aus dem 20. Jh, der Rest (2000 Bde) befindet sich noch in Kisten verpackt und war nicht zu klassifizieren.

2.2 Inklusive der Leihbücherei enthalten diese vier Teilbibliotheken rund 23.000 Bde aus der Zeit vor 1901. Neben 12 Inkunabeln (s. u. 2.12) besitzt das Kloster 500 Bde aus dem 16. Jh, 3500 aus dem 17. Jh, 13.000 aus dem 18. Jh und 6000 aus dem 19. Jh. Mehr als 50 Prozent der Werke (12.000 Bde) sind in lateinischer Sprache verfaßt. 40 Prozent (9200 Bde) liegen in Deutsch vor, der Rest verteilt sich auf Italienisch, Französisch und andere Sprachen. Die Zahlen wurden am Regal erhoben und gerundet. Servitenkloster

Systematische Übersicht

Barockbibliothek

2.3 Die vorwiegend mit Standardwerken zu den unten angeführten Disziplinen der Theologie ausgestattete Barockbibliothek befindet sich in zwei Räumen im ersten Stock des Klostergebäudes. Im ersten Raum sind die Bücher in einer historischen Ordnung systematisch aufgestellt. Die Standorte der anläßlich einer Revision 1989 nicht mehr vorgefundenen Titel sind z. T. durch Platzhalter markiert.

2.4 Im ersten Raum befinden sich 340 Biblica. Hinzu kommen 600 Bde zur Dogmatik und 680 Bde zur Moraltheologie. Einen größeren Bestandskomplex stellt die Aszetik mit 1650 Bdn dar. 930 Bde entfallen auf die Homiletik, 180 auf die Katechetik. Das Kirchenrecht ist mit 260 Bdn, das Profanrecht mit 350 Bdn vertreten. Die Gruppe Geschichte, Kirchengeschichte und Hagiographie umfaßt 670 Bde. 150 Bde betreffen die sprachwissenschaftlichen Fächer. 390 Bde beschäftigen sich mit naturwissenschaftlichen und medizinischen Themen. Im zweiten Raum sind ausschließlich Homiletica, Liturgica und Ascetica vornehmlich des 19. Jhs (insgesamt 1300 Bde) sowie Werke des 20. Jhs untergebracht.

Magazinbibliothek

2.5 In den Räumen der Magazinbibliothek stehen die Bibliotheken der aufgelösten österreichischen Servitenklöster. 220 Bde gehören zu den Biblica, darunter auch eine Bibelausgabe Johannes Dietenbergers, die Biblia, beider Allt unnd Newen Testamente (Augsburg 1540). Zur Patristik finden sich 710 Bde, zur Dogmatik 280. 140 Bde sind zur Apologetik vorhanden, 60 zur Kontroverstheologie (z. B. Robert Bellarmins De controversiis Christianae fidei adversus huius temporis haereticos, Ingolstadt 1588). 15 sind Protestantica, z. B. Martin Luthers Ermanung zum frid Auff die zwoelf artickel der bawrschafft In Schwaben (o. O. 1525) und Martin Chemnitz' De duabus naturis in Christo (Leipzig 1580).

2.6 Der Moraltheologie widmen sich 180 Bde, darunter ein Frühdruck, Angelus de Clavasios Summa Angelica de casibus conscientiae (Venedig 1.11 ). Die Katechetik ist mit 110 Bdn vertreten (z. B. Petrus Canisius' Institutiones Christianae seu parvus Catechismus, Antwerpen: Plantin 1589), die Pastoraltheologie mit 180 (u. a. Karl Borromäus' Pastorum instructiones, ad concionandum, confessionisque et eucharistiae sacramenta ministrandum, Antwerpen 1586). 2400 Bde betreffen die Homiletik, 840 die Aszetik. Zur Liturgik (200 Bde) sind vor allem Breviere und Missalien vorhanden, z. B. das Antiphonarium Romano-Servitanum (Prag 1744/1745), aber auch David Gregor Corners berühmtes Grosses Catholisches Gesangbuch (o. O. 1631) aus ehemaligem Göttweiger Besitz.

2.7 150 Bde behandeln das Kirchenrecht, 80 das Profanrecht. Die Kirchengeschichte ist in 800 Bdn dokumentiert, u. a. auch in einem Werk mit lokalhistorischer Bedeutung: Der Vollkommene Waitzen-Acker, welchen die Schmerzhaffte Mutter Gottes Anno 1513 in dem Thal Lessach an der Luggau selbsten gesäet hat (Raab 1731). Dazu ist noch ein missionsgeschichtliches Werk hervorzuheben, Johann Adam Schalls Historica narratio de initio et progressu missionis Societatis Jesu apud Chinenses (Wien 1665, Erstausgabe). 180 Bde sind der Hagiographie zuzurechnen, z. B. Petrus Ribadeneiras Vita P. Iacobi Laynes (Köln 1604).

2.8 Unter 1500 Bdn zur Profanhistorie sind z. B. Baldessar Castigliones Il Cortegiano (Venedig 1562) und eine Ausgabe des Malleus Maleficarum ex variis auctoribus concinnatus (Lyon 1604) zu finden. An Literatur zur Geographie und Topographie zählt der Bestand 120 Bde, an Reisebeschreibungen 130 Bde. 120 Titel betreffen die historischen Hilfswissenschaften, z. B. Philippus Picinellis Mundus Symbolicus (Köln 1681) und Niccolò Machiavellis De arte militari (Straßburg 1.10). Hinzu kommen 20 Bde zur Staatswissenschaft.

2.9 110 Bde liegen zur Philosophie vor, z. B. Socrates' Orationes tres (Venedig 1555), 15 zur Pädagogik (z. B. Didacus Saavedras Abris eines Christlich-Politischen Printzen in CI Sinn-Bildern und mercklichen Symbolischen Sprüchen, Köln 1674), weitere 40 zur Sprachwissenschaft, u. a. Erasmus von Rotterdams Adagiorum Chiliades (Basel 1541) und Melanchthons Erotemata dialectices (Leipzig 1549).

2.10 1600 Bde entfallen auf Literatur und Belletristik. Neben Gesamtausgaben diverser bekannter Autoren (Goethe, Schiller, Shakespeare, Klopstock etc.) finden sich auch Kuriosa (z. B. Johannes Praetorius' Satyrus Etymologicus oder Der Reformirende und Informirende Rüben-Zahl, Zethlingen in der Altmark 1668) und Werke humanistischer Autoren, wie Erasmus von Rotterdams Epitome lucullenta iuxta ac brevis elegantiarum libros Laurentii Vallae (Leipzig 1534). 140 Bde sind Altphilologica. Weiters sind Briefliteratur (10 Bde), Biographien (20 Bde) und Werke zur Bibliothekswissenschaft (20 Bde) vorhanden. Titel zur Musik (5 Bde, z. B. Johann Josef Fux' Gradus ad Parnassum, Leipzig 1742) und zur Kunst (40 Bde) sind nur in geringem Ausmaß vertreten.

2.11 140 Bde widmen sich den Naturwissenschaften, 90 der Medizin. Hervorzuheben sind eine Ptolemäus-Ausgabe, Liber diversarum rerum (Köln 1509), Albertus Magnus' De mineralibus et rebus metallicis (Köln 1569), Hippocrates' Praedictiones cum Galeni commentariis (Venedig 1537) und Hermann Boerhaaves De usu ratiocinii mechanici in medicina oratio (Leiden 1709). 10 Bde beziehen sich auf Wirtschaft und Gewerbe, darunter ein Immerwährender Wirthschaffts Calender (Reiss 1701). Zusammen mit den Varia (60 Bde) runden Lexika (400 Bde) und Periodika (1400 Bde) den Bestand ab.

2.12 Inkunabeln. Die Bibliothek besitzt 12 Inkunabeln, darunter eine lateinische Bibelausgabe (Biblia Latina, Basel: Johannes Froben 1495), patristische Literatur, wie Hieronymus' In libros vitas patrum sanctorum (Venedig: Octavianus Scotus 1483) und Aurelius Augustinus' Liber epistolarum (Basel: Johannes von Amerbach 1493), sowie Werke zum Kirchenrecht (Nicolaus Siculus' Lectura super ... libro decretalium Gregorii, Venedig: Johannes von Köln/Johannes von Mantua 1478) und zur Homiletik (Johannes Gritschs Quadragesimale, Nürnberg: Anton Koberger 1479).

Handbibliothek

2.13 Die Handbibliothek umfaßt rund 3000 vor 1900 erschienene Bände. Es handelt sich dabei um Homiletica, Ascetica und Nachschlagewerke des 18. und 19. Jhs. Dieser Teil der Sammlung ist noch nicht geordnet und soll in die Magazinbibliothek transferiert werden.

Für die aus den ehemaligen Klöstern stammenden Bestände existiert kein Katalog, die Katalogkärtchen wurden in die einzelnen Bände eingelegt. Für die Konventbibliothek liegt ein unvollständiger handschriftlicher Bandkatalog aus dem frühen 19. Jh vor.

Maria Luggau (Kirchenführer). Hrsg. vom Servitenkonvent von Maria Luggau. Salzburg 1985 [zur Geschichte des Klosters S. 2-6]

Stand: September 1994

Erika Seitlinger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.