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Bibliothek des Servitenkonvents St. Karl

Adresse. Volderwaldstr. 3, 6111 Volders [Karte]
Telefon. (05223) 562 49

Unterhaltsträger. Konvent der Patres Serviten (OSM) zu Volders
Funktion. Historische Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Vorwiegend Theologie und Geschichte sowie Servitana. - Der Altbestand wird nicht planmäßig vermehrt.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nach Voranmeldung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Postbus ab Innsbruck bis zu den Haltestellen an der Bundesstraße Innsbruck-Wattens direkt an der Volderer Innbrücke und der Abzweigung zum Kloster, von dort Fußwegnähe (ca. 3 Minuten). - A 12 (Inntalautobahn), Ausfahrt Wattens bzw. Hall.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Konventgebäude der Serviten in Volders entstand in den Jahren 1690 bis 1698 im Anschluß an die schon vorher errichtete Kirche zu Ehren des hl. Karl Borromäus. Ein mit Stukkaturen ausgestatteter Raum im Klausurtrakt (erstes Obergeschoß) war wohl von Anfang an als Bibliotheksraum bestimmt. Um eine Neuadaptierung und Generalsanierung des Raumes - insbesondere der Stuckdecke aus der Bauzeit - durchführen zu können, wurden seit Sommer 1990 die Buchbestände in ein neues Depot im Dachgeschoß transferiert. Eine Rückkehr der Bücher in den historischen Bibliotheksraum ist nicht vorgesehen. Gleichzeitig mit der Übersiedlung der Büchersammlung erfolgte eine Neukatalogisierung der Werke mit EDV.

1.2 Die Diarien des Servitenkonventes (s. u. 4) nennen in den ersten Jahrzehnten des 18. Jhs den alljährlich aus der Mitte der Patres gewählten Bibliothecarius. Daher dürfte man damals schon über einen gewissen Buchbestand - wohl aus Schenkungen umliegender Adelsfamilien und aus dem Innsbrucker Mutterkloster - verfügt haben. Ein beachtlicher Teil der historischen Bibliothek (932 Titel) stammt jedoch aus einem Legat, das P. Caspar M. (Graf) Künigl OSM (1699-1770) 1732 errichtete. Der Volksprediger, Definitor und Provinzial, der zeitweise in Volders als Bibliothekar gewirkt hatte, stiftete seinen damaligen und künftigen Bücherbesitz der Konventbibliothek Volders unter der Bedingung, daß kein Band davon verkauft werden dürfe.

1.3 Bereits 1728 hatte das Definitorium der Servitenprovinz die einzelnen Konventbibliothekare ermahnt, die Bibliotheken sorgfältig zu verwalten und Entlehnprotokolle zu führen, welche bei Visitationen vorzulegen waren. Den handschriftlichen Eintragungen in den einzelnen Bänden zufolge stammt der größte Teil der Büchersammlung aus Nachlässen verstorbener Konventmitglieder. Auch Adelsfamilien der Umgebung widmeten das eine oder andere Buch. Daneben kaufte der Konvent aus Mitteln eines eigenen Bibliotheksfonds jeweils aktuelle Literatur an; dies läßt sich fallweise durch die Eintragung entsprechender Beschlüsse in den Diarien belegen. Zum Verlust kleinerer Bestände kam es in den Jahren 1940 bis 1948, als das Klostergebäude beschlagnahmt und von deutschen bzw. französischen Truppenteilen besetzt war. Die Bibliothek erfährt weiterhin Zuwachs, fallweise kommt auch ältere Literatur aus dem Besitz der Patres hinzu.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Ãœbersicht und Ãœbersicht nach Sprachen

2.1 Die Klosterbibliothek umfaßt knapp über 11.000 Titel. Derzeit sind 9817 Titel in einer Datenbank erfaßt, davon sind 8629 bis 1900 erschienen. Aus dem 16. Jh stammen 207 Titel, aus dem 17. Jh 1215. Der Schwerpunkt liegt mit rund 40 Prozent bei den Beständen aus dem 18. Jh. 2742 Werke sind in Latein verfaßt, 5009 in Deutsch, 440 in Italienisch, 78 in Französisch und 48 in Griechisch. Der Rest verteilt sich auf Titel in glischer, spanischer, ungarischer und kroatischer Sprache sowie auf zweisprachige Werke (z. B. 220 Deutsch/Latein, 34 Deutsch/Griechisch).

Systematische Ãœbersicht

2.2 Die Aufstellung der Bände erfolgte ursprünglich nach Sparten und Formaten getrennt, wobei beschriftete Holztäfelchen die recht ausgedehnten Fachgruppen bezeichneten (z. B. S. Scriptura et Commentaria; Theologia dogmatica). Diese Täfelchen sind großteils erhalten, doch wurde dieses Ordnungssystem in den letzten Jahrzehnten nicht mehr streng eingehalten.

2.3 Die größte Bestandsgruppe bilden mit 1191 Titeln die Predigten. Jakob Feuchts Vierzehn Catholische Leichpredigen (Köln 1574) zählt zu den ältesten Ausgaben. Zur Hagiographie finden sich 219 Titel, darunter Giovanni Pietro Giussanos (Jussanus) Praelaten Cron Lebens und der gewaltigen Thaten des H. Caroli Borromaei in der Übersetzung von Hippolyt Guarinoni (Freiburg i. Br.: Strasser 1618) und Franciscus Agricolas De cultu et veneratione divorum tractatus duo Catholici (Köln 1580). In etwa gleich groß ist der Bestand an Bibelausgaben und exegetischen Werken. Unter den 227 Titeln ist Jacob Tirinus' Commentarius in S. Scripturam (Frankfurt a. Main 1703-1704) ebenso vertreten wie Johannes Paul Olivas In selecta Scripturae loca ethicae commentationes (Köln 1744).

2.4 Auf die Kontroverstheologie entfallen 106 Titel (z. B. Robert Bellarmins De controversiis Christianae Fidei adversus huius temporis haereticos, Ingolstadt 1593), auf die Moraltheologie 379 (z. B. der Liber theologiae moralis von Antonius de Escobar, Brüssel 1651), auf Dogmatik 148 (u. a. Petrus Ludwig Danes' Institutiones doctrinae christianae, Venedig 1756). Zur Pastoraltheologie sind bislang 45 Titel verzeichnet, z. B. Petrus Binsfelds Enchiridion theologiae pastoralis et doctrinae necessariae sacerdotibus (Köln 1625), zur Apologetik 63, z. B. Jacob Balmes Briefe an einen Zweifler (Regensburg 1856).

2.5 Der Bestand zur Patristik zählt 112 Titel, darunter die von Erasmus von Rotterdam herausgegebenen Werke des Ambrosius von Mailand, Omnia quotquot extant Divi Ambrosii Episcopi Mediolanensis Opera (Basel: Froben 1538), und eine Augustinus-Ausgabe, Praeclarissima divi Sancti Aurelii Augustini opera (Hagenau 1521). Unter den 189 Titeln zum Ordenswesen finden sich die von Archangelus Glanius und Aloisius M. Garbius verfaßten Annales Sacri Ordinis Fratrum Servorum B. Mariae Virginis (Lucca 1719-1725) und die von Jean Mabillion (u. a.) herausgegebenen Werke des Bernhard von Clairvaux, Sancti Bernardi Abbatis Primi Clarae-Vallensis Opera (Venedig 1726-1727).

2.6 353 Titel sind Mariana, z. B. Bernhard Hippers Lob- und Ehrenreden von der allerseeligsten Jungfrau und Gottes Mutter Maria (Augsburg 1721). Besonders gut repräsentiert ist mit 452 Titeln die Gruppe der Servitana. Sie enthält u. a. Wunder-Grosse Riesen-Schritte eines immer stehenden Pilgers ...das ist: Summarische Lebens-Verfassung des Heiligen Peregrini Latiosi (Innsbruck 1729), verfaßt von einem Anonymus aus dem Servitenorden, ferner das 1693 in Wien erschienene Werk Il Sagro tempio Servitano des Serviten Leonardo Cozzando und Lebens-Bilder aus dem Servitenorden (Innsbruck 1892-1895) von Bernard M. Spörr, ebenfalls Angehöriger des Servitenordens.

2.7 Innerhalb der nicht-theologischen Disziplinen stellen die Geschichte und die Rechtswissenschaft die größten Bestandsgruppen dar (572 bzw. 323 Titel). Zur Geschichte finden sich u. a. Die Europäische Fama, welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdeckt. 60 Teile (1706 ff.) und die anonym erschienenen M通moires secrets pour servir 逦 l'histoire de Perse (Amsterdam 1745). Unter den 323 rechtswissenschaftlichen Werken sind hervorzuheben Johannes Berbers Aureum viatorium utriusque juris (1595), De statu Imperii Germanici, herausgegeben von Samuel Pufendorf und Christian Thomasius (Halle 1695), und Giovanni Battista de Lucas Theatrum Veritatis et Justitiae (15 Bde, Venedig 1706).

2.8 Der Bestand an Belletristik umfaßt 703 Titel (z. B. John Barclays Argenis, Amsterdam 1671), jener zur Kunstgeschichte 25 (u. a. Karl Atz' Kunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg, Bozen 1892). Auch Werke zur Medizin (162) und Homöopathie (62) fehlen nicht; Israel Spacchius' Gynaeciorum sive de mulierum tum communibus ...affectibus et morbis (Straßburg 1597) ist ebenso im Besitz der Bibliothek wie Johann Jakob Bräuners Thesauri Sanitatis oder Schatzes menschlicher Gesundheit (Frankfurt a. Main 1725) und die Allgemeine Zeitung für Homöopathie (Augsburg 1848-1849).

2.9 Vorhanden sind ferner 66 Tirolensia, darunter Franz Adam Graf Brandis' Des Tirolischen Adlers immergrünendes Ehren-Kräntzel (Bozen 1678), und 35 Zeitschriften - Familienblätter, Zeitschriften zu Theologie, Homiletik, Kunstgeschichte etc. Der Rest entfällt auf Varia, u. a. Werke zur Philosophie, Sprachlehre, Botanik, Physik, Ökonomie, Geographie, Katechese, Liturgik, Lob- und Ehrenreden, Wörterbücher und Briefsteller.

3.KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

EDV-Katalog

[System LIDOS; im Zuge der Neuindizierung wurde der alten Signatur (wegen Übersiedlung des Bestandes in ein neues Depot nicht mehr relevant) die aktuelle Regalnummer beigefügt. Jeder Titel ist nach 15 Kriterien einzeln oder in beliebiger Verknüpfung abrufbar. Die Tiroler Servitenprovinz plant für die Zukunft die Umstellung sämtlicher ihr zugehöriger Klosterbibliotheken auf dieses System.]

3.2 Historischer Katalog

Standortkatalog

[hschr. Zettelkatalog, nach hauseigenen Regeln]

Die Diarien des Servitenkonventes St. Karl zu Volders sind seit der Gründung annähernd lückenlos im Konventarchiv Volders vorhanden und geben einige Auskünfte zur Geschichte der Bibliothek.

Stand: Juni 1995

Gernot Peter Obersteiner

Birgit Scheidle


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.