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Siebenbürgische Bibliothek

Adresse. Schloß Horneck, 74831 Gundelsheim (Neckar) [Karte]
Telefon. (06269) 8476
Telefax. (06269) 8397
Bibliothekssigel. <Gun 1>

Unterhaltsträger. Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL). Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen. Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Österreich
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek zur Siebenbürgen-Forschung mit Forschungsdokumentation und Archiv.
Sammelgebiete. Bücherkunde, Landesbeschreibung, Geschichte, Wirtschaft, Sozial- und Rechtswesen, Kirchengeschichte, Volkskunde, Kunst, Musik, Belletristik, Schul-, Vereins-, Orts- und Personengeschichte, Genealogie und Flüchtlingsgeschichte, Sprachforschung usw., bezogen auf Siebenbürgen, vorrangig in deutscher, aber auch in rumänischer, ungarischer und anderen Sprachen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 9-12 Uhr und 14-17 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Siebenbürgische Bibliothek. Informationen, Nr. 1 (1989) ff.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Bahnhof (Bahnstrecke Heidelberg-Heilbronn). A 81 oder A 6, Ausfahrt Neckarsulm, B 27.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am Anfang der Geschichte der Siebenbürgischen Bibliothek steht die Initiative einiger Studenten, Mitglieder des Arbeitskreises junger Siebenbürger Sachsen (Hohenecker Arbeitskreis), aufgrund von Katalogen der Universitäts- und Landesbibliotheken (z. B. von Stuttgart, Heidelberg, München, Wien und Zürich) einen Nachweiskatalog über siebenbürgisches Schrifttum anzulegen. 1955 übergab das Gustav-Adolf-Werk dem Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen als Dauerleihgabe etwa 500 Bücher aus dem Nachlaß des aus Siebenbürgen stammenden Dr. Andreas Breckner. Die junge Bibliothek wurde zuerst im Siebenbürgerheim des Hilfsvereins Stephan Ludwig Roth in Rimsting am Chiemsee untergebracht. 1963 kam sie nach Gundelsheim in das Heimathaus des Hilfsvereins Johannes Honterus auf Schloß Horneck, wo 1970 auch die Geschäftsstelle des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e. V. (AKSL) eingerichtet wurde.

1.2 Im Jahre 1966 erhielt die Bibliothek von der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen rund 2000 Bde. 1973 übergab der Verein der Siebenbürger Sachsen in Wien seine Büchersammlung ebenfalls der Bibliothek. Um ihren Auf- und Ausbau haben sich besonders Paul Philippi, Balduin Herter und Oskar Kraemer verdient gemacht. Als Herter 1970 die Leitung der Bibliothek übernahm, umfaßte ihr Bestand rund 3500 Bde, 1988 waren es 31.500.

1.3 In den Bibliotheksbestand gingen im Laufe der Zeit mehrere private Nachlaßbibliotheken und Archivalien ein, so 1971 bzw. 1974 Bücher aus den Nachlässen des Germanisten Fritz Holzträger (1888-1970, 150 Bde siebenbürgisch-sächsische Sprachforschung) und der Ethnologin Luise Treiber-Netoliczka (1893-1974, 736 Bde Trachtenkunde Siebenbürgens). Im Jahre 1982 kam die rund 5000 Titel (195 Titel Altbestand) umfassende Sammlung des aus Siebenbürgen stammenden Innsbrucker Germanisten und Professors Karl Kurt Klein (1897-1971) hinzu, die dessen Familie der Bibliothek als Stiftung übereignete. Eine bedeutende Sammlung von Druckwerken und Archivbeständen des siebenbürgischen Publizisten Otto Folberth (*1896) erhielt die Bibliothek ebenfalls als Stiftung. Die Hermann-Schroller-Stiftung (Hermann Schroller, Archäologe und Pharmazeut, 1900-1959) spendete über 10 Jahre hinweg einen größeren Geldbetrag, mit dem die Bibliothek gezielt wichtige Bücher ankaufen konnte. 1987 übereignete die Familie von Erich Phleps (1895-1976), Anreger und Förderer siebenbürgisch-sächsischer Heimatkunde und ehemaliger Vorsitzender des Honterus-Vereins, dessen Nachlaß (rund 1000 Titel Transylvanica, 110 Titel Altbestand) der Siebenbürgischen Bibliothek.

1.4 Das Bundesinnenministerium ist über den Dachverband Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturrat Projektförderer der Siebenbürgischen Bibliothek. Institutionell wird sie vom Patenland Nordrhein-Westfalen und vom Sitzland Baden-Württemberg gefördert. Zwischen dem Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) und dem AKSL besteht seit 1970 ein Kooperationsvertrag, laut dessen die Gundelsheimer Arbeitsstelle gleichzeitig Transsilvanische Forschungsstelle des IfA ist und in dessen Rahmen gemeinsam die Siebenbürgen-Bestände beider Bibliotheken ausgebaut werden. Außer den bereits genannten tragen auch andere Förderer durch Buch- und Geldspenden immer wieder zur Erweiterung des Bibliotheksbestandes bei. Die Siebenbürgische Bibliothek ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Osteuropa-, Südosteuropa und DDR-Forschung (ABDOS) und der Arbeitsgruppe Ostdeutscher Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland.

1.5 Der AKSL als verantwortlicher Träger der Bibliothek tauscht seine Publikationen (Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde, Siebenbürgisches Archiv, Studia Transylvanica, Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens, Siebenbürgische Familienforschung, Siebenbürgische Semesterblätter) mit Bibliotheken und Instituten aus Rumänien, Ungarn, Österreich, der Schweiz, Frankreich, den USA u. a.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei der Auszählung wurde die Grenze für den historischen Bestand im Jahr 1900 angesetzt. Die historische Zäsur im Siebenbürgischen Verlags- und Buchwesen fällt allerdings erst in die Jahre 1918/19, als das bis zu diesem Zeitpunkt zu Ungarn gehörende Siebenbürgen an Großrumänien angeschlossen wurde. Der überwiegende Teil auch des historischen Buchbestandes (80 Prozent) ist nicht in Deutschland, sondern in Verlagen und Druckereien Siebenbürgens (früher Ungarn, heute Rumänien) erschienen. Autoren sind größtenteils Siebenbürger. Von nicht aus Siebenbürgen stammenden Autoren werden Bücher aufgenommen, wenn sie thematisch Siebenbürgen betreffen oder mit Siebenbürgen in Zusammenhang stehen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von 31.500 Bdn umfaßt der historische Bestand der Bibliothek 1958 Titel, einschließlich Zeitungen und Zeitschriften. 164 Drucke sind vor 1800 erschienen, 1794 stammen aus dem 19. Jh. Das älteste Buch ist das Compendium iuris civilis in usum civitatum ac sedium Saxonicarum in Transsylvania collectum des über die Grenzen Siebenbürgens hinaus bekannt gewordenen Humanisten Johannes Honterus (1498-1549), das in der von ihm eingerichteten Druckerei in Kronstadt/Siebenbürgen 1544 erschienen ist.

2.3 Der überwiegende Teil des Altbestandes ist in deutscher Sprache verfaßt (1805 Titel). Außerdem sind 62 lateinische, 60 ungarische und 21 rumänische Schriften vorhanden.

Systematische Übersicht

2.4 Die Bibliothek bildet mit ihrem Archiv (auch Foto- und Phonoarchiv) vorrangig eine Dokumentationsstelle zum Thema Siebenbürgen, unter besonderer Berücksichtigung der Siebenbürger Sachsen, aber auch aller anderen Nationen des Landes, vor allem Rumänen, Magyaren und Szekler. Schwerpunktgebiete der Sammlung sind Allgemeine Geschichte und Landesbeschreibung Siebenbürgens, Geschichte der Siebenbürger Sachsen (auch Rechts-, Kirchen- und Schulgeschichte), aber auch Geschichte der Rumänen und Ungarn sowie der anderen Minderheiten Siebenbürgens - insgesamt 892 Titel. Gut vertreten sind außerdem Biographie (129), Ortsgeschichte (112), Volkskunde (76), Belletristik und Sprachwissenschaft (133) sowie Evangelische Kirchengeschichte (150).

2.5 Eine besondere Abteilung bilden die Bücher siebenbürgischer Autoren zu nichtsiebenbürgischen Themen. Historisch und geographisch tangente Bereiche wie die Geschichte der Banater Schwaben und der Bukowina-Deutschen oder Minderheitenproblematik im allgemeinen, Flüchtlingsgeschichte und Geschichte des Deutschen Ritterordens sind auch, allerdings nicht schwerpunktmäßig, vertreten.

2.6 Einen Sonderbereich stellt die Kartensammlung der Bibliothek dar. Sie umfaßt 156 historische Atlaskarten des 16. bis 19. Jhs (Kupfer- und Stahlstichkarten aus berühmten Atlanten, wie z. B. von Ortelius, Mercator, Blaeu, Jansonius, Sanson, Jaillot, Coronelli, Homann, Schraembl u. a.), sowie historische Einzelkarten (von Honterus, Sambucus, Visconti, de Bouge, Bielz u. a.), außerdem die topographischen Kartenwerke der amtlichen österreichischen Landesaufnahme Siebenbürgens. Zur Sammlung gehören auch Karten zur Siedlungsgeschichte und zur demographischen Entwicklung der Siebenbürger Sachsen. Sie wird laufend ergänzt, auch im Hinblick auf die Staatsgebiete Rumäniens, Ungarns und Südosteuropas.

2.7 Durch die erwähnten Stiftungen, aber auch durch andere erworbene oder übereignete Nachlässe und Schenkungen ging in die Bibliothek auch ein Bestand von Non-Transylvanica ein, der, wenn er auch nicht zu den Spezialgebieten der Sammlung gehört, dennoch in den meisten Fällen über Beschäftigungsgebiete siebenbürgischer Gelehrter und Forscher Aufschluß gibt und daher auch dokumentarischen Charakter hat.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog, z. T. nach RAK-WB]

ach- und Standortkatalog [Zettelkatalog]

Katalog der Karl-Kurt-Klein-Stiftung [Zettelkatalog]

Katalog der Erich-Phleps-Sammlung [Zettelkatalog]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen und in den Gesamtkatalog der Universitätsbibliothek Heidelberg eingearbeitet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Herter, Balduin: Siebenbürgische Bücherei, Wissenschaftliche Bibliothek, Archiv und Arbeitsstelle. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 21 (1972) S. 184-186 und in: Heilbronner Museumshefte 3 (1972) S. 35-38

Herter, Balduin: Das Siebenbürgische Dokumentationszentrum in Gundelsheim am Neckar. In: Siebenbürgisches Archiv 21 (1988) S. 195-207

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Herter, Balduin: Die Transsilvanische Forschungsstelle Gundelsheim. Jahresberichte. In: Institut für Auslandsbeziehungen, Tätigkeitsberichte 1970-1986. Stuttgart 1970 ff.

Meschendörfer, Hans: Siebenbürgen im historischen Kartenbild. Katalog zur Ausstellung anläßlich der Jahrestagung des AKSL, Freiburg 1986. Gundelsheim 1986

Bibliographie zur siebenbürgischen Geschichte und Landeskunde. In: Korrespondenzblatt, bzw. Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde (Köln, Wien). 1971 ff.

Europäische Bibliographie zur Osteuropaforschung (Berlin, Paris, London). 1979 ff. Siebenbürgische Bibliographie. In: Siebenbürgische Zeitung. 1964 ff.

Bibliographie zur siebenbürgischen Genealogie. In: Siebenbürgische Familienforschung (Köln, Wien). 1984 ff. Die genannten Bibliographien verzeichnen Bestände der Siebenbürgischen Bibliothek.

Stand: Juli 1989

Balduin Herter

Gudrun Schuster


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.