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Kirchenbibliothek St. Petri

Adresse. Mühlenstr. 4, 17087 Altentreptow [Karte]
Telefon. (03961) 21 47 45

Unterhaltsträger. Evangelische Kirchgemeinde St. Petri in Altentreptow
Funktion. Ruhende Traditionsbibliothek.
Sammelgebiete. Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Bahnlinie Berlin-Stralsund. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15 Minuten). - B 96 (E 251), Abfahrt Altentreptow. Parkplatz in der Mühlenstraße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Altentreptow, so benannt seit 1939 zur Unterscheidung von Treptow an der Rega (Hinterpommern), hat sich seit Anfang des 13. Jhs als Handelsstadt an der Tollense entwickelt. Die Stadt fungierte zugleich als kirchliches Zentrum für die Umgebung. Ob es an der Pfarrkirche St. Petri schon im Mittelalter einen Bücherbestand gegeben hat, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es haben sich aber 6 Titel des 15. Jhs erhalten, darunter 3 lateinische Predigtbände, die zum Gebrauch für die Priester der Stadt geeignet waren.

1.2 An die Kirche sind in der zweiten Hälfte des 16. Jhs insgesamt 93 Titel gelangt. Verantwortlich war vermutlich der Pastor und Präpositus Mag. Joachim Volrat (Volrad), der in Altentreptow von 1566 bis zu seinem Tode 1581 amtierte. Er scheint sowohl seine eigenen Bücher in die Bibliothek gegeben zu haben, da sich sein Name in 8 Bdn findet, als auch Geschenke für die Kirchenbibliothek angenommen zu haben, was er in einem Fall testiert. Die Absicht, die Kirchenbibliothek aufzubauen, wird durch die Eintragung " Ecclesia Treptoviensis" in einer Sammlung von Lutherschriften über die Sakramentsfrage von 1573 belegt. Das Interesse Volrats war überwiegend auf wissenschaftliche Werke gerichtet. Jedoch hat er auch 4 niederdeutsche Drucke dem Bestand eingegliedert.

1.3 Die Anschaffungen im 17. und 18. Jh beschränkten sich auf Bibelausgaben und größere exegetische Werke. Dabei wurde ausdrücklich festgehalten, daß König Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1688-1740) einen Befehl zur Anschaffung des Werkes über das Reformationsjubiläum 1717 (Ernst Salomon Cyprian, Hilaria Evangelica, Gotha 1719), der großen pietistischen Bibelerläuterung von Joachim Lange (Biblisches Licht und Recht, Halle 1731-1738) und der Auslegung der Augsburgischen Konfession von Johann Gustav Steinbeck (Betrachtungen über die in der Augspurgischen Confession enthaltenen ... Wahrheiten, Berlin 1733-1744) erteilt hatte.

1.4 Einen bis zur Gegenwart reichenden Aufschwung nahm die Kirchenbibliothek am Anfang des 19. Jhs im Zuge der Bestrebungen in Preußen, die Bildung der Pfarrer durch Einrichtung von Synodalbibliotheken bei den Superintendenturen zu fördern. In Altentreptow hat man nicht, wie anderswo, eine derartige Bibliothek neu eingerichtet, sondern an den vorhandenen Bestand angeknüpft. Erst nach 1945 wurde eine Trennung vollzogen, wobei aber z. B. Zeitschriftenbände auseinandergerissen wurden. Die Vermehrung im 19. Jh erfolgte kontinuierlich und war vor allem auf Bibelwissenschaft und Dogmatik ausgerichtet. In der Praktischen Theologie beschränkte sie sich vor allem auf homiletische Standardwerke. Die Kirchengemeinde hat nach 1945 für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eine " Bibliothek für den kirchlichen Unterricht" (35 Titel) und eine Ausleihbücherei " Junge Gemeinde" (164 Titel) eingerichtet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Zahlen beruhen auf der Neubearbeitung des Bestandes durch Dagmar Drescher. Die Bibliothek enthält heute 656 Titel, von denen 291 zum historischen Bestand zu rechnen sind.

2.2 Es sind 6 lateinische Inkunabeln vorhanden. Das 16. Jh ist mit insgesamt 95 Titeln vertreten, davon 15 in deutscher und 5 in niederdeutscher Sprache, 73 in lateinischer und 2 in griechischer Sprache. Aus dem 17. Jh stammen 3 Titel, davon 2 in deutscher und einer in lateinischer Sprache. Alle 17 Titel des 18. Jhs sind in deutscher Sprache. Aus dem 19. Jh stammen 169 Titel in deutscher, nur einer in lateinischer Sprache.

Systematische Übersicht

2.3 Da die Bibliothek nicht nach Sachgruppen gegliedert ist und die von Dagmar Drescher hergestellte Systematik sehr genaue Unterteilungen hat, ist die folgende Übersicht unabhängig von dieser Vorgabe erstellt worden.

2.4 Der allgemeinen Orientierung und dem theologischen Überblick dienten 3 Titel, davon einer aus dem 16. Jh, 2 aus dem 19. Jh. Der Bestand an Bibelausgaben ist gering. Eine lateinische und eine griechische Bibel stammen aus dem 16. Jh, je eine deutsche aus dem 17. und 18. Jh und 3 aus dem 19. Jh. Die exegetische Literatur setzt mit einer Inkunabel des Nicolaus von Lyra ein. Eine größere Gruppe stammt aus dem 16. Jh (22 Titel in lateinischer, 2 in deutscher Sprache), darunter In librum Psalmorum interpretatio (Basel 1521) von Johannes Bugenhagen (1485-1558). Aus dem 18. Jh stammen 2 deutsche Titel, aus dem 19. Jh 23 deutsche Titel, u. a. mehrere große Kommentarwerke zur ganzen Bibel.

2.5 Zum Bereich der Kirchengeschichte sind die Ausgaben des Bonaventura und des Hieronymus aus dem 15. Jh sowie die Ausgabe der Patres Apostolicae aus dem 19. Jh zu zählen. An Quellenwerken aus dem 16. Jh befinden sich in der Bibliothek 8 Bde der deutschen Lutherausgabe (Jena 1575-1586) und 4 der lateinischen (Wittenberg 1552-1580) sowie die Gesamtausgabe von Johannes Brenz (Tübingen 1576-1590). Von den Darstellungen zur Kirchengeschichte stammen 3 aus dem 16. Jh, darunter fast alle Bände der Magdeburger Centurien. Aus dem 18. Jh stammt nur eine Darstellung, dagegen 33 aus dem 19. Jh.

2.6 Die Systematische Theologie ist mit 4 Quellenwerken aus dem 16. Jh vertreten, und zwar den lutherischen Bekenntnisschriften in einer deutschen, 2 niederdeutschen und einer lateinischen Ausgabe. Die Dogmatik betreffen 14 Titel des 16. Jhs, darunter ein deutscher, ferner ein deutscher Titel des 18. Jhs und 11 des 19. Jhs. Zur Ethik sind nur 6 Titel zu rechnen, darunter 3 deutsche und ein lateinischer aus dem 16. Jh sowie 2 deutsche aus dem 19. Jh. Es gibt nur ein lateinisches Werk zur Polemik aus dem 16. Jh und ein apologetisches Werk mit Blick auf die Naturwissenschaft aus dem 19. Jh.

2.7 Im Bereich der Praktischen Theologie liegt ein Werk des 19. Jhs zur Pastoraltheologie vor und ein weiteres zur Seelsorge. Zur Einführung in die Homiletik sind jeweils ein lateinisches Werk des 16. und 17. Jhs zu rechnen sowie 9 deutsche Titel aus dem 19. Jh zur Homiletik. Sechs Titel zur Rhetorik aus dem 16. Jh dienen dem gleichen Anliegen. Die Predigtliteratur der älteren Zeit erscheint mit 3 lateinischen Werken des 15. Jhs und einem deutschen Titel des 16. Jhs. Sieben Predigttitel stammen vom Ende des 18. Jhs, 24 aus dem 19. Jh. Auch Erbauungsliteratur hat sich nur in einzelnen Beispielen erhalten: ein deutscher und 2 niederdeutsche Titel des 16. Jhs sowie 2 deutsche des 18. Jhs. Zur Katechetik liegen nur 2 lateinische Katechismen und 8 Monographien vor. Die liturgischen Werke beschränken sich auf 4 Agenden und ein Choralbuch des 19. Jhs in deutscher Sprache. Auf die Äußere Mission beziehen sich 20 Titel des 19. Jhs, auf die Innere Mission 3 Titel des 19. Jhs, alle in deutscher Sprache.

2.8 Zum Kirchenrecht haben sich nur die niederdeutsche Kirchenordnung Pommerns von 1563 sowie 5 deutsche Titel des 19. Jhs erhalten. Im 19. Jh wurden 4 deutschsprachige Zeitschriften angeschafft, vor allem das Magazin für die neueste Geschichte der protestantischen Missions- und Bibelgesellschaften (1816 ff.) und dessen Fortsetzung, das Evangelische Missionsmagazin (1858-1861 und 1863).

2.9 Hinzu kommen je ein deutsch-lateinisches und ein hebräisch-lateinisches Lexikon, 11 lateinische und 2 griechische Ausgaben antiker Schriftsteller sowie 3 Werke der neulateinischen Dichtung aus dem 16. Jh; 2 lateinische Werke des 16. Jhs zur Geschichte; ein deutsches Werk des 18. Jhs und 7 des 19. Jhs zur pommerschen Regionalgeschichte; 3 lateinische Werke des 16. Jhs und 2 deutsche aus dem 19. Jh zur Philosophie. Zur Rechtsüberlieferung gehören je ein deutsches Werk des 16., 17. und 19. Jhs. Schließlich sind die Astronomie durch ein lateinisches Werk des 16. Jhs und die Veterinärmedizin durch 2 Werke des 18. Jhs vertreten.

3. KATALOGE

Inventarisierungsliste im Lagerbuch von 1885

Standortkatalog

[in Zettelform, nur unvollständige Aufnahmen; angelegt 1955]

Standortkatalog der Nr. 1-135

[neue Kurztitelaufnahme nach PI, angelegt von Konrad von Rabenau 1971-1973]

Standortkatalog

Systematischer Katalog

[nach DK, mit einem Schlagwortregister; außer der Kirchenbibliothek sind auch die Synodalbibliothek, die Ausleihbibliothek " Junge Gemeinde" und die " Bibliothek für den kirchlichen Unterricht" erfaßt; angelegt von Dagmar Drescher 1992-1994]

Die Bestände sind nicht im Kirchlichen Zentralkatalog nachgewiesen.

Archivalien aus neuerer Zeit befinden sich im Archiv der Superintendentur Altentreptow und der Kirchengemeinde St. Petri.

Stand: Juni 1995

Konrad von Rabenau


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.