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Bibliothek der Benediktinerinnenabtei St. Walburg

Adresse. Abtei St. Walburg, Walburgiberg 6, 85072 Eichstätt [Karte]
Telefon. (08421) 4055 oder 4056
Telefax. (08421) 90 21 26
Bibliothekssigel. <AKThB 147>

Unterhaltsträger. Abtei St. Walburg
Funktion. Klosterbibliothek. Sammelgebiet. Theologische, speziell monastisch-aszetische Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Über die Universitätsbibliothek Eichstätt, s. Eintrag dort (Telefon: 08421-93-1488). Der historische Buchbestand (bis ca. 1900) der Bibliothek mit ca. 4600 Titeln erscheint auf ca. 5800 Mikrofiches (Volltext) unter dem Titel Edition St. Walburg im Verlag Belser Wissenschaftlicher Dienst. Die Edition wird bis 1997 abgeschlossen sein. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erbeten. - Ab Bahnhof Eichstätt Busverbindung nach Eichstätt-Stadtbahnhof. Von dort Fußwegnähe.

A 9, von München kommend, Ausfahrt Ingolstadt-Nord; von Nürnberg Ausfahrt Altmühltal, B 13.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Kontinuierliche schriftliche Aufzeichnungen sind in der Abtei St. Walburg erst ab 1456, dem Jahr der Reform durch Bischof Johann III. von Eych, vorhanden. Joseph Lechner verweist darauf, daß das Interesse für Bücherschätze im Kloster St. Walburg auf diesen Reformbischof zurückgeht. Über die Klosterbibliothek vor dem Dreißigjährigen Krieg lassen sich nur vage Vermutungen anstellen. Die Zahl der Nonnen war vom Jahr 1365 an bis ins 18. Jh hinein auf 24 festgelegt. Im Archiv des Klosters finden sich keine Aufzeichnungen über Erwerb oder Schenkungen von Büchern.

1.2 Aus Namenseinträgen, Widmungen und Exlibris, die 1988/89 statistisch erfaßt und ausgewertet wurden, ergibt sich, daß ab dem 17. Jh eine Bibliothek des Konvents, getrennt von der Bibliothek der jeweiligen Äbtissin, bestand. Eine kontinuierliche Benutzung durch die Nonnen läßt sich aus der Vielzahl der Namenseinträge ab dem 18. Jh erschließen. Ein Interesse am Wachsen der klösterlichen Teil-Bibliotheken oder ein fester Bestand derselben können nicht mit Sicherheit angenommen werden.

1.3 Während der Blütezeit des Klosters im 18. Jh unter Äbtissin Adelgundis I. Pettenkofer (1730-1756) wurde der Buchbestand erheblich vermehrt. Die Äbtissin selbst hielt sich eine große persönliche Bibliothek. Allein 589 Bde tragen ihren Namenszug oder ihr Exlibris. Ihre vier Nachfolgerinnen vermehrten diese äbtliche Bibliothek zusammen um 172 Bde. Die Säkularisation unterbrach den weiteren Ausbau des Buchbestandes. Aus persönlicher Benutzung von Priorin Eduarda Schnitzer (Leitung des Klosters 1849-1902) können 28 von ihr gezeichnete Bücher festgestellt werden. Der Bestand von ca. 4000 Bdn wurde in der von 1806 bis 1835 aufgehobenen Abtei St. Walburg von dem dort verbliebenen Konvent in der Klausur verwahrt.

1.4 Ab der Mitte des 17. Jhs machten die Beichtväter des Klosters den einzelnen Klosterfrauen, vor allem zu den Namenstagen, Buchgeschenke. 634 Bde stammen nachweislich aus dieser Quelle. P. Johann Evangelist Reicyr OSB (1785-1803 im Amt) übertrifft mit 241 von ihm gewidmeten Bänden alle anderen Beichtväter um das Doppelte bis Zehnfache. Ab 1696 bekleideten die Beichtväter des Klosters zugleich das Amt des Pfarrers der Pfarrei St. Walburg. Bis zur Säkularisation waren es ausschließlich Konventualen der Abtei St. Emmeram zu Regensburg. Diese brachten von dort ihre persönlichen Bücher (Namenszug als Besitzvermerk) mit, sowie Bände aus der Klosterbibliothek von St. Emmeram (Exlibris oder andere Besitzeinträge), die z. T. in der Abtei St. Walburg verblieben.

1.5 Mit der Säkularisation 1803 fühlte sich der letzte Beichtvater von St. Emmeram, P. Johann Evangelist Reicyr, frei, über seine Bücher zu verfügen. Er vermachte testamentarisch der Äbtissin von St. Walburg seine aszetische und homiletische Literatur. Fürstabt Cölestin Steiglehner focht das Testament an und führte mit Äbtissin Michaela Morasch einen Prozeß. 1804 wurde ihr die Gültigkeit des Testaments bestätigt und der Nachlaß ausgehändigt. Nachzuweisen sind 135 Bde, die direkt aus der Bibliothek der Abtei St. Emmeram stammen (Exlibris). Sieben Bücher tragen die Zuweisung an die Pfarrei St. Walburg. Ob die Äbtissinnen ihrerseits über einen Etat verfügten, aus dem sie Konventualinnen beschenkten (31 Bde mit Widmungen), läßt sich nicht belegen.

1.6 Ein Nachlaß von 92 Bdn aus der Eichstätter Familie Heugel, deren männliche Mitglieder in fürstbischöflichen Diensten standen (1654-1792), läßt sich erschließen (Exlibris und Besitzeinträge). Den Äbtissinnen Willibalda von Heugel (1756-1768) und Antonia von Heugel (1779-1799) ist diese vermutliche Schenkung wohl zu verdanken. Bei einem Großteil dieser Bücher handelt es sich um theologische Werke in lateinischer Sprache. Eine größere Anzahl von Büchern stammt aus dem Besitz der Familie Boller (Besitzeinträge). Ein Exemplar vermerkt die Teilnahme an der " Bollerschen Auction" (7. Mai 1793). Da M. A. Antonia Boller, Tochter des hochfürstlichen Hofrats Friedrich Wilhelm Boller, der eine bedeutende Bibliothek besaß, in der Abtei St. Walburg Kastnerin war, läßt sich sowohl an Kauf wie an Schenkung denken.

1.7 Vom Beginn des 20. Jhs an dienten als Magazin in verschiedenen Klostergängen aufgestellte Holzschränke mit Türen aus bemalter Leinwand für je 500 bis 2000 Bde. Im Jahr 1988 ließ Äbtissin Franziska Kloos im Erdgeschoß des Nordflügels (17. Jh) bisher anders genutzte Räume zu einem Büchermagazin für den historischen Bestand umbauen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Für die Ermittlung der Bestandsangaben wurden die Bände am Regal gezählt. Die Übersicht nach Sprachen und die systematische Übersicht beruhen auf der Durchsicht alphabetischer Zettelkataloge. Den als Beispiel genannten Autoren wird in Klammern das Erscheinungsjahr des ältesten vorhandenen Bandes hinzugefügt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt bei einem Gesamtbestand von 20.980 Bdn 5080 Bde historischen Bestand mit 4197 Titeln, davon sind 556 Bde Dubletten. Im 16. Jh erschienen 2 Prozent der Bde, im 17. Jh 19 Prozent, im 18. Jh 56 Prozent, im 19. Jh 22 Prozent, für ein Prozent liegt das Erscheinungsjahr nicht fest.

2.3 Deutsche Originalwerke machen 49 Prozent der Bde aus, lateinische 8 Prozent, französische 0,7 Prozent, italienische 0,3 Prozent. Bei den übrigen handelt es sich um deutsche Übersetzungen: aus dem Französischen (17 Prozent), aus dem Lateinischen (12 Prozent), aus dem Italienischen (7 Prozent) und aus dem Spanischen (4 Prozent). Der Rest von 2 Prozent verteilt sich auf Übersetzungen aus dem Englischen, Griechischen, Niederländischen, Niederdeutschen und Portugiesischen.

Systematische Übersicht

2.4 Der Bestand an lateinischen Bibelausgaben (Vulgata) ist nicht nennenswert. Von den Kirchenvätern sind nur Texte von Augustinus (1663) in größerem Umfang (36 Bde) vorhanden. Der theologischen Literatur können 651 Bde zugeordnet werden. Sie beinhalten exegetische, dogmatische und aszetische Theologie, Moraltheologie, Pastoraltheologie, Kirchengeschichte und Kirchenrecht, schwerpunktmäßig aus dem 17. und 18. Jh. Unter den Autoren sind die Jesuiten führend.

2.5 Handbücher der Homiletik und Predigtsammlungen sind in ca. 220 Bdn vorhanden, z. B. von Johannes Eck, dem Vizekanzler der Universität Ingolstadt (1530), Jeremias Drexel SJ (1627), Ignatius Trauner OSB von St. Emmeram Regensburg (1675), William Stanihurst SJ (1676); überdies von mehreren Predigern aus der Mitte und vom Ende des 18. Jhs, so von Johann Adam Nieberlein (Generalvikar in Eichstätt), F. Eucharius Dorffen OFMCap. (Prediger in St. Peter, München), Adam Kern SJ (Professor in Ingolstadt und Domprediger in Eichstätt).

2.6 Die polemische Literatur (46 Bde) liegt in der Mehrzahl in lateinischer Sprache vor. Beispiele sind Ulrich von Hutten (1519), Johannes Cochläus (1525), Caspar Frank (1578) und eine Reihe von Autoren vom Anfang des 17. Jhs, so Jakobus Reihing SJ (Ingolstadt), Adam Tanner SJ, Caspar Erhard OSB (St. Emmeram) und einige aus der Mitte des 18. Jhs, wie Romanus Weixer OSB (Weihenstephan), Aloys Merz SJ und Franziskus Neumayr SJ (beide Domprediger in Augsburg).

2.7 Liturgische Bücher (Rituale, Offizien, Missalien, deutsche Erklärungen und Betrachtungen zum Kirchenjahr) sind mit 383 Bdn vertreten, die meisten aus dem 18. Jh. Die aszetisch-erbauliche Literatur bildet die umfangreichste Gruppe mit 2060 Bdn. Dazu kommen 291 Gebet- und Bruderschaftsbücher. Die am häufigsten vertretenen Autoren sind Jakob Nouet SJ (1692) mit 79 Bdn (viele Dubletten), Franz von Sales (1616) mit 70 Bdn, Ludwig Blosius OSB (1617) mit 62 Bdn, Thomas a Kempis CRSA (1598) mit 49 Bdn, Alfons Maria von Liguori (1764) mit 43 Bdn, Jean Joseph Surin SJ (1739) mit 36 Bdn (viele Dubletten), Ignatius von Loyola SJ (1649) mit 30 Bdn, Johannes vom Kreuz (1697) mit 23 Bdn, Martin von Cochem (1682) mit 20 Bdn, Kardinal Robert Bellarmin SJ (1618) mit 19 Bdn, Ludwig de Ponte SJ (1615) mit 19 Bdn, Maria de Agreda (1716) mit 18 Bdn, Johann Michael Sailer (1794) mit 17 Bdn, Theresia von Avila (1634) mit 16 Bdn, Abraham a Sancta Clara OESA (1686) mit 13 Bdn, Alphons Rodriguez SJ (1566) mit 10 Bdn.

2.8 Aszetische Erbauungsbücher für Ordensleute und speziell für Ordensfrauen zählen 189 Bde, einschließlich einiger Ordensgeschichten. Schriften benediktinischer Spiritualität (Regelausgaben, Regelerklärungen, Benediktinerheilige) machen 226 Bde aus. Eine Sondergruppe bilden 54 Bde (viele Dubletten) mit Texten der hl. Gertrud und der hl. Mechthild (Zisterzienserinnen). Die z. T. auch in Andachtsbüchern zusammengestellten Schriften dieser Heiligen wurden vorwiegend im 17. und 18. Jh gedruckt. Biographien allgemeiner Art und Hagiographien belaufen sich auf 509 Bde. Häufig sind mehrere Titel zusammengebunden, so daß das einzelne Buch individuell für den Bedarf des Benutzers oder der Benutzerin gestaltet ist. Außerdem sind viele Bücher mit handschriftlichen Notizen und Ergänzungen versehen. Die Gebetbuchsammlung aus dem 18. Jh besteht zum größten Teil aus Hss. oder aus Drucken mit handschriftlichen Anhängen, so daß sie insgesamt unter den Hss. eingereiht ist.

2.9 Die Gruppe " Wallfahrtsorte" enthält Beschreibungen und Berichte von 25 verschiedenen Städten, Kirchen und Klöstern, vorwiegend in Bayern, sowie in anderen deutschsprachigen Gegenden und europäischen Ländern in 45 Bdn. Eine kleine Gruppe von Varia mit ca. 80 Bdn enthält nicht nennenswerte Titel aus dem Bereich der Geschichte, der volkstümlichen Heilkunde sowie Reiseberichte und Lexika.

2.10 Von der im Klosterarchiv befindlichen Musikaliensammlung (18. und 19. Jh) stehen in der Bayerischen Staatsbibliothek Filme für die Benutzung zur Verfügung. Über die Musikhandschriften und -drucke liegt ein gedruckter Katalog vor (s. u. 3, Herrmann-Schneider, Hildegard).

3. KATALOGE

Seit 1989 erfaßt die Universitätsbibliothek Eichstätt den Bestand nach RAK-WB und Regensburger Aufstellungssystematik für den Bayerischen Verbundkatalog (BVB-KAT). Folgende Kataloge (auf Mikrofiches) werden erstellt:

Alphabetischer Katalog

Schlagwortkatalog [nach RSWK]

Stichwort-(KWOC-)Katalog

Standortkatalog

Herrmann-Schneider, Hildegard: Thematischer Katalog der Musikhandschriften in Eichstätt. Band 1: Benediktinerinnen-Abtei St. Walburg und Dom. München 1991 [enthält auch die Musikdrucke, S. 422-427]

Musikdrucke (bis ca. 1820) sind im Répertoire international des sources musicales (RISM) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Ried, Karl (Hrsg.): Zum 900jährigen Jubiläum der Abtei St. Walburg in Eichstätt. Historische Beiträge. Paderborn 1935

Lechner, Joseph: Die spätmittelalterliche Handschriftengeschichte der Benediktinerinnenabtei St. Walburg/Eichstätt. Münster 1937 [für die alte Bibliothek]

Denz, M. A. Mechtildis, OSB: Die Bibliothek der Abtei St. Walburg in Eichstätt. In: Bibliotheksforum Bayern 18 (1990) S. 164-175

Stand: September 1989

M.A. Mechtildis Denz OSB


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.