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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Postanschrift: Stadtverwaltung, Markt 1, 6308 Butzbach; ab 1992 befindet sich das Stadtarchiv im Museumskomplex Färbgasse 16 [Karte]
Telefon. (06033) 89 51 40

Unterhaltsträger. Stadt Butzbach
Funktion. Wissenschaftliche Handbibliothek für Mitarbeiter und Benutzer des Stadtarchivs.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Historische Literatur. 2. Besondere Sammelgebiete: Erste Hälfte des 19. Jhs (" Weidigzeit"), insbesondere Vormärz und Revolution 1848/49; Orts- und Heimatgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit beschränkter Ausleihmöglichkeit. Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch 8-17 Uhr; Donnerstag 8-18 Uhr; Freitag 8-12 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät; Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof. - A 5, Ausfahrt Butzbach. Ausreichende Parkmöglichkeiten.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek ging aus der ehemals gemeinsamen Handbibliothek für Museum und Archiv hervor. Das Museum wurde 1897 gegründet und befindet sich seit 1906/1907 in der Michaeliskapelle, wo von 1925 bis 1970 auch das Stadtarchiv untergebracht war. Nach einem Museumsinventar von 1903 umfaßte der Bestand ca. 180 Bde. Auf diesen Bestand geht die heute noch vorhandene vor 1800 erschienene Literatur überwiegend zurück. Ein anderer Teil dieser älteren Literatur befindet sich z. Z. im Besitz des örtlichen Geschichtsvereins. Es gibt kaum Informationen über Zu- und Abgänge der Bibliothek in den Folgejahren, da erst 1977, als das Archiv eine hauptamtliche Leitung bekam, die systematische Erfassung der Bestände begann. Heute dient die Bibliothek der Erschließung der Archivbestände und soll darüber hinaus wissenschaftliche Forschungen ermöglichen und stützen.

1.2 Das vorhandene Schrifttum des 19. Jhs setzt sich vor allem aus drei Provenienzen zusammen: Behörden- und Verwaltungsschrifttum entstammt dem Handapparat der städtischen Verwaltung. Das belletristische und biographische Schrifttum geht zu einem großen Teil auf die Restbestände des ehemaligen Volksbildungsvereins zurück, der wiederum auf die vom 1843 gegründeten städtischen Leseverein betriebene Bibliothek aufbauen konnte. Von dieser Bibliothek, die im Jahre 1844 ca. 600 Bde umfaßte, ist heute nur ein geringer Teil in Butzbach erhalten. Ein Teilbestand (zweite Hälfte 19. Jh) der Volksbildungsbibliothek befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Gießen.

1.3 Der dritte und weitaus größte Teil des dem 19. Jh entstammenden Schrifttums gelangte 1989 mit dem Erwerb der Sammlung Heil in die Bibliothek. Es handelt sich um eine private Sammlung zur Orts- und Regionalgeschichte, insbesondere aber zur Geschichte der revolutionären Bestrebungen der ersten Hälfte des 19. Jhs. Bestandteil dieser Sammlung ist auch eine überaus wertvolle Sammlung von Druckgraphiken mit dem Schwerpunkt 1848/49.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand beträgt ca. 8200 Titel. Davon sind 993 bis zum Ende des 19. Jhs erschienen. Zwei Titel stammen aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 971 aus dem 19. Jh. Die Auszählung erfolgte am Systematischen Katalog, für die Neuzugänge der Sammlung Heil am Regal. Fremdsprachige Titel sind kaum vorhanden. Systematische Übersicht

2.2 Die systematische Beschreibung folgt der Aufstellungssystematik, die einerseits nach wissenschaftlichen Gebieten, andererseits nach Sammelschwerpunkten gegliedert ist. Im Bereich Allgemeines, Lexika und Nachschlagewerke finden sich 49 Titel, davon 48 aus dem 19. Jh und einer aus dem 18. Jh. Zur Abteilung Zeitungen und Zeitschriften zählen 224 dem historischen Bestand zuzuordnende Titel, darunter Sammelbände. Bis auf das Bremische Magazin zur Ausbreitung der Wissenschaften, Künste und Tugend (1759-1762) handelt es sich ausschließlich um Titel des 19. Jhs, besonders des frühen. Das Spektrum reicht von den regionalen Anzeige- und Intelligenzblättern über praktisch-belehrende und belletristische Journale bis hin zur politischen Presse vor allem der Revolutionsjahre 1848 bis 1850. Beispiele sind die Illustrirte Zeitung (1844-1845) und Jakob Venedys Reichstagsschau Die Wage (1848-1949). Von mehr regionaler Bedeutung sind die Blätter der Revolutionsjahre, darunter aber Rara wie die Wilden Rosen (1848), das belletristische Beiblatt zur ebenfalls vorhandenen oberhessischen Demokratenzeitung Der jüngste Tag (1848), oder Gutenberg (1842-1844), Odenwälder (1846-1852), Die Neue Zeit (1843) und Didaskalia (1830-1890, mit Lücken), ein belletristisches Beiblatt zum Frankfurter Journal. Von diesem letzteren sind die wenig verbreiteten Revolutionsjahrgänge (1848 und 1849) vorhanden.

2.3 Im Bereich des Schwerpunktsammelgebiets Orts- und Regionalgeschichte sind ältere Titel oft nur in Nachdrucken vorhanden. Die 40 historischen Titel, darunter die beiden ältesten Werke der Bibliothek, das Solmser Landrecht (1571) und das Butzbacher Stadtrecht (1578), machen einen geringen Teil der ca. 2000 Titel umfassenden Abteilung aus. Weiterhin sind vorhanden Weyrich Wettermanns Historischer Bericht von der Wetterauw (1608) und der Wetterauische Geographus (1747). 32 Titel stammen aus dem 19. Jh. Zur allgemeinen Geschichte sind 119 historische Titel für den Bereich Allgemeines und Geschichte des 18. Jhs vorhanden, davon 3 aus dem 18. Jh. Erwähnenswert ist ein 1785/86 erschienener Band mit Freimaurergedichten, -reden und -regularien.

2.4 Innerhalb des zweiten Schwerpunktsammelgebiets, der " Weidigzeit", ist mit 286 Titel etwa die Hälfte des Bestandes historisch. Der Begriff " Weidigzeit" bezeichnet den Zeitraum von den Befreiungskriegen bis zu den Revolutionsjahren 1848/49. Gesammelt wird vor allem Literatur zur Wirkungsgeschichte und zum Umfeld des Butzbacher Rektors, Pfarrers und Revolutionärs Friedrich Ludwig Weidig (1791-1837), dem Mitverfasser des Hessischen Landboten. Dazu gehört auch die Dokumentation der Revolution von 1848, in deren Verlauf viele Weidigschüler und -mitstreiter führende Rollen einnahmen. Der Bestand, der einen großen Teil wenig verbreiteter Kleinschriften enthält, wird durch eine umfangreiche Graphiksammlung ergänzt.

2.5 Im einzelnen setzt sich die Sammlung aus zeitgenössischen historiographischen Werken wie Die Geschichte unserer Tage (1830-1834) von Freymund und Mährlein zusammen und aus Dokumentationen, Untersuchungsberichten, Anklage- und Verteidigungsschriften zur Julirevolution 1830 und den unmittelbar nachfolgenden revolutionären Bestrebungen im oberhessischen Raum, in deren Mittelpunkt Weidig und Georg Büchner standen. Aus der Revolutionszeit 1848-1850 sind Parlamentsschriften von Paulskirchenabgeordneten und Revolutionären sowie satirische Schriften vorhanden, u. a. die seltene Reimchronik des Pfaffen Maurizius (1849). Auch belletristische und biographische Werke sowie revolutionäre Literatur des Vormärz findet sich, so die Erstausgaben der Werke Weidigs und Büchners, Ehrenfried Stöbers Übersetzung von Lamennais' Paroles d'un croyant (1834) und die Spaziergänge eines Wiener Poeten von Anastasius Grün (1831). Aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind 22 Titel vorhanden, vorwiegend befaßt mit der Zeit der Reichsgründung.

2.6 127 Titel, sämtlich des 19. Jhs, umfaßt der historische Anteil im Bereich Amts- und Verwaltungsschriften, Gesetzestexte und Statistik. Zu letztem Punkt zählen gedruckte Orts- und Einwohnerverzeichnisse ebenso wie statistische Landesbeschreibungen, z. B. Georg Wilhelm Justin Wagners Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen (1829 ff.), die das Zahlenmaterial für den Hessischen Landboten lieferte. Insgesamt 27 historische Titel, alle aus dem 19. Jh, enthalten die Abteilungen Militaria, Geographie und Reisen, Handwerk, Kunst und Musik. 74 Titel des 19. Jhs und einen des 18. Jhs enthält die Abteilung Belletristik und Biographien. Es handelt sich vornehmlich um Klassikerausgaben und populäre Literatur aus den Beständen der ehemaligen Volksbücherei.

2.7 Die religiös-pädagogischen Schriften (4 Titel des 17. Jhs, 3 des 18. Jhs und 18 des 19. Jhs) bestehen aus theologischem Schrifttum, Gebetbüchern, Bibeln und religiösen Unterweisungen, darunter die Schriften von Johann Balthasar Schuppius und ein Band zum Ehrengedächtnis der Landgräfin Anna Margaretha von Hessen-Butzbach (1629).

3. KATALOGE

Alphabetischer Verfasserkatalog [nach Hausregeln]

Alphabetischer Titelkatalog [nach Hausregeln]

Standortkatalog

Schlagwortkatalog

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Becker, Wilhelm Martin: Ueber hessische Stadtarchive. In: Friedberger Geschichtsblätter 4 (1914/21) S. 41

Horst, Ludwig: Wie unser Museum entstand. In: Butzbacher Heimatblätter 8 (1935) Nr. 5/6-9/10 (Beilagen zur Butzbacher Zeitung Nr. 132 vom 8. Juni, Nr. 167 vom 20. Juli und Nr. 221 vom 21. September 1935)

Heil, Bodo: 75 Jahre Butzbacher Geschichtsverein. In: Wetterauer Geschichtsblätter 24 (1975) S. 3-13

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Müller, Karl Theodor Christian: Die Bestände des Stadtarchivs zu Butzbach. In: Butzbacher Zeitung Nr. 240-245 vom 7-13. Oktober 1916

Reiter, Annette; Lenn, Dieter; Wolf, Dieter: Ausgewählte Stücke der " Sammlung Heil". Seltene Bücher und Graphiken des 19. Jahrhunderts. Begleitheft zur Ausstellung des Museums der Stadt Butzbach. Hrsg. vom Magistrat der Stadt Butzbach. Butzbach 1990

Stand: April 1990

Dieter Lenn

Dieter Wolf


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.