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Bibliothek des Stadtarchivs


Adresse. Collegienstr. 8-9, 15230 Frankfurt/Oder
Telefon. (0335) 680-3004
Telefax. (0335) 680-2773
Unterhaltsträger. Stadt Frankfurt/Oder
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Lokal-, Regional-, Landes- und Universitätsgeschichte. - 2. Besondere Sammelgebiete: Frankfurter Druckwerke, Universität Frankfurt/Oder 1506 bis 1811, Literatur von und über Frankfurter Universitätsangehörige und andere für Frankfurt bedeutsame Personen, Zeitungen und Zeitschriften zur Stadt Frankfurt/Oder.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Auswahlbestand im Benutzerraum des Stadtarchivs, weitere Literatur nach Bestellung. - Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 9-12 Uhr und 13-16 Uhr, Mittwoch 9-12 Uhr und 13-18 Uhr, Freitag 9-12 Uhr. - Leihverkehr: DLV (über die Universitätsbibliothek der Europa-Universität Viadrina oder die Stadtbücherei).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät mit Rückvergrößerung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Bahnhof 20 Minuten Fußweg in Richtung Konzerthalle oder Straßenbahnverbindung (Linie 1 Richtung Lebuser Vorstadt). - A 12 (E 30), Ausfahrt Frankfurt/Oder. Vor dem Stadtarchiv befindet sich ein öffentlicher Parkplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Um 1925 wurde mit dem systematischen Aufbau einer Bibliothek zur Stadt- und Landesgeschichte begonnen, die erweitert wurde durch die Einbeziehung der Bibliotheken der Frankfurter wissenschaftlichen Vereine sowie der Schul- und Lehrerbibliotheken. 1951 wurden diese Bestände mit denen des Stadtarchivs zu einer wissenschaftlichen Spezialbibliothek vereinigt.

1.2 Die Hauptbestandteile der heutigen Bibliothek bilden die Bibliothek des 1890 gegründeten Stadtarchivs, die Ratsbibliothek und die nach den Zerstörungen des Jahres 1945 verbliebenen Reste der Bibliothek des 1694 gegründeten Friedrichs-Gymnasiums Frankfurt/Oder. Weiterhin befinden sich darin Bestände aus der Bibliothek des Historischen Vereins für Heimatkunde, des Naturwissenschaftlichen Vereins, der Lehrerbibliothek, der Bibliothek des einstigen Realgymnasiums, der städtischen Mittelschule und der ehemaligen Ostmark-Bücherei. Das Stadtarchiv, das nach 1945 in einem Schulgebäude in der Halben Stadt untergebracht war, konnte nach einigen Umzügen 1976 das restaurierte einstige Pfarrhaus der Unterkirche beziehen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt mit Zeitungen und Zeitschriften etwa 16.000 Titel. Da die Zugangsbücher aus den Jahren vor 1945 verloren sind, können nur ungefähre Bestandszahlen angegeben werden. Der Bestand bis 1900 beträgt etwa 7000 Titel aus dem 16. bis 19. Jh und 34 Inkunabeln (die früheste von 1470). Bis auf etwa 2000 Titel in Latein, eine kleinere Zahl in Griechisch und etwa 50 in Hebräisch ist der Bestand deutschsprachig. Weiterhin bestehen eine Bildsammlung mit ca. 1700 Blatt sowie eine Karten- und Atlantensammlung (ca. 600 Karten und 26 Atlanten).

Systematische Übersicht

2.2 Die Bibliothek bewahrt u. a. fast lückenlos das Schrifttum zur Stadt Frankfurt/Oder und ihrer Umgebung auf, einen umfassenden Bestand an Primär- und Sekundärliteratur, weit mehr als 2000 Frankfurter Universitäts- und Schulschriften sowie die Erzeugnisse des Frankfurter Buchdrucks vom 16. Jh an. Die Bildsammlung enthält Ansichten der Stadt Frankfurt (ca. 110 Blatt) und einzelner Gebäude (400 Blatt), außerdem Porträts Frankfurter Persönlichkeiten. In der Karten- und Atlantensammlung finden sich Stadtpläne (ab 1706 bis heute, ca. 60) und brandenburgische Karten (ab 1588, 42 Blatt). Unter den Atlanten und Kartenwerken sind erwähnenswert Abraham Ortelius, Theatrum orbis terrarum (Antwerpen um 1590), Sebastian Münster, Cosmographey (Basel 1614), Wilhelm Blaeu, Tooneel des aerdriicx ofte nieuwe atlas ... (Amsterdam 1642-1647) und Nicolas Sanson, Atlas nouveau ... (Amsterdam 1696). Stadtarchiv

2.3 Der Bestand gliedert sich in 28 Sachgruppen. Gruppe I, Stadt und Land, enthält Werke zur Topographie, Geographie, Kartographie sowie Ortsverzeichnisse und umfaßt ca. 300 Titel. Vorhanden ist u. a. die komplette Reihe der Frankfurter Wohn- und Adreßbücher von 1846 bis 1941. Zur Kartographie liegen ca. 190 Einheiten bis 1800 und ca. 310 von 1801 bis 1945 vor.

2.4 Gruppe II, Bewohner, betrifft Stammeskunde, Brauchtum und Sprache, Orts- und Flurnamenkunde, Volkskunde, Sage, Märchen, Volkslied und Mundartdichtung. Sie beläuft sich auf ca. 200 Titel. Bei Gruppe III, Heimatforschung, finden sich unter ca. 350 Titeln Werke wie die als Quellenschrift grundlegende Kurtze Beschreibung der alten Löblichen Stadt Franckfurt an der Oder (1561) des Arztes und Medizinprofessors Wolfgang Jobst. Zwei erweiterte, von Johann Christoph Beckmann 1676 und 1706 herausgegebene Auflagen sind ebenso im Bestand wie Carl Renatus Hausens Geschichte der Universität und Stadt Frankfurt an der Oder (Frankfurt 1800) und Christian Wilhelm Spiekers Geschichte der Stadt Frankfurt (Frankfurt 1853).

2.5 Gruppe IV, Natur, mit den Untergruppen Erde und Weltenraum, Pflanzen- und Tierwelt, schließt unter ca. 550 Titeln das erste Werk über die Frankfurter Flora ein, Karl August von Bergens Flora Francofurtana (Frankfurt 1750). Ambrosius Lacher errichtete in Frankfurt eine Privatdruckerei, in der die für den Unterricht notwendigen lateinischen Lehrbücher erschienen, u. a. Georgius Peurbachius, Opusculum theoricarum planetarum (Frankfurt 1507).

2.6 In der Gruppe V, Allgemeine Geschichte und Kulturgeschichte (ca. 600 Titel), finden sich allgemeine und Überblicksdarstellungen, darunter Andreas Angelus, Annales marchiae Brandenburgiae (Frankfurt 1598), sowie Bibliographien und Quellenwerke, u. a. Adolf Friedrich Riedels Codex diplomaticus Brandenburgensis (Berlin 1838-1868). Der Bestand der Gruppe VI, Ur- und Frühgeschichte (ca. 500 Titel), ist zusätzlich nach territorialen Gesichtspunkten unterteilt und enthält u. a. die Schriften des Frankfurter Prähistorikers Michael Martin Lienau. Gruppe VII, Sonstige Epochen der Geschichte (ca. 1300 Titel), enthält Werke zur Frankfurter und brandenburgisch-preußischen Geschichte, darunter einen Sonderbestand zu dem einstigen Frankfurter Lehrer Leopold von Ranke.

2.7 In der Gruppe VIII, Baugeschichte, Denkmalpflege (ca. 400 Titel), findet sich außer zusammenfassenden Darstellungen und grundlegenden Reihen Literatur über einzelne Bauwerke, Gebäude, Straßen, Plätze u. a. Gruppe IX, Innungswesen und Handwerk (ca. 500 Titel), enthält allgemeine Darstellungen sowie Abhandlungen zu einzelnen Handwerken vom Bäcker bis zum Weber.

2.8 Die Gruppe X, Familien und Geschlechter, Genealogie (ca. 500 Titel), umfaßt genealogische Literatur, meist aus dem Brandenburger Raum, darunter auch Deutsches Geschlechterbuch (Görlitz 1889). Die Gruppe XI enthält Monographien zu den einzelnen Landschaften und Orten Brandenburgs (ca. 1600 Titel). In der Gruppe XII finden sich allgemeine und spezielle Werke zur Siegel- und Wappenkunde, Heraldik, Diplomatik und dem Münzwesen. Erwähnt sei Emil Bahrfeldt, Das Münzwesen der Mark Brandenburg (Halle 1889-1913).

2.9 Gruppe XIII, Kultur- und Geistesleben, Kunst (ca. 800 Titel), umfaßt u. a. eine Theaterzettelsammlung aus der Zeit von 1826 bis 1905. Gruppe XIV enthält Titel zur Geschichte der Kirchen und Klöster, zum religiösen Leben (ca. 1000), darunter 95 Leichenpredigten des 16. bis 19. Jhs, und eine Sammlung Frankfurter Predigten.

2.10 In der Gruppe XV, Schul- und Erziehungswesen (ca. 550 Titel), finden sich u. a. 350 Programme Frankfurter Schulen aus der Zeit von 1589 bis 1936. In der Gruppe XVI, Hochschulwesen, wissenschaftliche Institute (ca. 2700 Titel), ist vor allem die Universität Frankfurt betreffende Literatur gesammelt worden. 100 Titel beziehen sich auf die Geschichte der Viadrina (1506-1811), darunter Der Churfürstlichen Brandenburgischen Universität zu Frankfurt an der Oder Edict und Proclama (Frankfurt 1618). Unter den etwa 100 amtlichen Verordnungen finden sich Vorlesungsverzeichnisse von 1587, 1600 und 1689 bis 1760 (49). Erwähnung verdienen 10 Titel des einstigen Viadrina-Studenten Ulrich von Hutten, z. B. Ein Clagschrift des Hochberuemten Eernneste hern Ulrichs von Hutten (1520). Vom ersten Rektor der Universität, Konrad Wimpina, liegt die Streitschrift gegen Luthers Sectarum errorum (Frankfurt 1528) vor. Im Bestand finden sich außerdem Dissertationen und Disputationen, akademische Gelegenheitsschriften (2000 Titel), darunter Gutachten der Juristenfakultät (der von Anfang an große Bedeutung beigemessen wurde), akademische Reden, Programme und Einladungen zu Vorlesungen, Promotions- und anderen akademischen Feiern sowie akademische Fest- und Gelegenheitsschriften.

2.11 Gruppe XVII umfaßt Literatur zu Buchdruck und Papierkunde, zum Buch- und Zeitungswesen und zu Bibliotheken (ca. 700 Titel). Sie enthält Frankfurter Drucke aus vier Jahrhunderten aus der Zeit von 1507 bis 1896. Vorhanden sind 140 Drucke des 16. Jhs, darunter ein hebräischer, Fünf Bücher Moses (1595), 130 Drucke des 17. Jhs, 72 Drucke des 18. Jhs, darunter 7 hebräische Titel, und 60 Drucke des 19. Jhs. Als erfolgreichste Druckerei gilt die von Johannes Eichorn d. Ä. (1524-1583) in Frankfurt/Oder 1549 gegründete Offizin. Hier wurde z. B. Andreas Musculus' Traktat Vom Hosen Teuffel (1555) als Antwort auf die rohen Studentensitten gedruckt.

2.12 Die Gruppe umfaßt auch seltene Drucke anderer Herkunft. Aus dem 16. Jh sind 89 Titel vorhanden, darunter Karl V., Acht Erklerung wider Markgraf Albrechten zu Brandenburg den Jüngerern (o. O. 1553) und Ulrich von Richenthal, Das Concilium, so zu Constantz gehalten (Augsburg 1536). Aus dem 17. Jh sind 75 Drucke vorhanden, z. B. Lampert Distelmeyer, Etzliche Statuta und Gewohnheiten der Chur- und Marck Brandenburg in der Ausgabe von Joachim Scheplitz (Jena 1608), Joachim Scheplitz, Consuetudines electoratus et Marchiae Brandenburgensis (Leipzig 1617), Merian-Zeiller, Topographia electoratus Brandenburgici (Frankfurt a. M. 1652), Christoph Hendrichs, Derer die Mark Brandenburg betreffende Sachen (Berlin 1682), sowie Paul Freher, Theatrum virorum eruditione clarorum (Nürnberg 1688). Unter den 69 Drucken des 18. Jhs ist Johann Amos Comenius, Orbis sensualium pictus (Nürnberg 1716), erwähnenswert.

2.13 Gruppe XVIII umfaßt ca. 350 Titel zum Gesundheits- und Sozialwesen, darunter Schriften gegen die Pest, z. B. Jodocus Willich, Wie man sich halten sol und bewaren in den Heusern (Frankfurt 1554). Gruppe XIX enthält Titel zu Recht, Verfassung, Verwaltung und Statistik (ca. 700 Titel), darunter Gesetzestexte wie das komplett vorhandene Amtsblatt der Königlich-Preußischen Regierung zu Frankfurt a. d. Oder (1816-1943). Erwähnenswert sind das Hauptwerk des Professors der Rechte Samuel von Coccejus, Juris publici prudentia (Frankfurt 1700), und Johann Jacob Moser, Miscellanea juridico historica (Frankfurt 1730).

2.14 In Gruppe XX, Wirtschaft und Verkehr (ca. 700 Titel), sind nennenswert die Frankfurter Messeberichte des 19. Jhs sowie Eduard Philippi, Die Messen der Stadt Frankfurt (Frankfurt 1877). Gruppe XXI enthält ca. 150 Titel zu Staat, Politik und Parteiwesen. Gruppe XXII umfaßt Literatur zum Vereinswesen (ca. 100 Titel), Gruppe XXIII zu Sport und Spiel (ca. 200 Titel).

2.15 Gruppe XXIV enthält Lexika, Nachschlagewerke, Wörterbücher, Sprachlehren (ca. 250 Titel), darunter auch einen Teil von Krünitz' Oekonomischer Enzyklopädie (ab 1774). Gruppe XXV umfaßt Literatur zur Archiv-, Bibliotheks- und Museumsarbeit sowie archivarische und bibliothekarische Hilfsmittel (ca. 800 Titel).

2.16 In Gruppe XXVI finden sich Zeitungen und Zeitschriften, darunter die vollständige Ausgabe des Frankfurter Patriotischen Wochenblattes (fortgesetzt unter dem Titel Frankfurter Oder-Zeitung, 1811-1945). Gruppe XXVII enthält 35 Hss. vom 11. bis 18. Jh, u. a. den sogenannten Codex Seidelianus novi Testamenti. Gruppe XXVIII umfaßt Stammbücher. Vorhanden sind 33 Bde vom 17. Jh bis zum Anfang des 20. Jhs, u. a. von Frankfurter Studenten mit den Einträgen zahlreicher bekannter Professoren des 17. und 18. Jhs. Alphabetischer Katalog [nach PI, fortgeführt nach RAK]

3. KATALOGE

Systematischer Katalog [Aufführung des Gesamtbestandes nach den 28 Hauptgruppen]

Standortkatalog [zur Aufstellung der Bände nach den Formaten I-VI im Stadtarchiv]

Zeitungskartei [Auswertung der örtlichen Zeitung ab 1811 nach einer Systematik]

[alle Kataloge in Zettelform]

Brandenburgische Zeitungen sind bei Gittig, deutsche Zeitungen bei Hagelweide nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schwarze, Rudolf: Die alten Drucke und Handschriften der Bibliothek des Friedrichs-Gymnasiums zu Frankfurt a. O. (Beilage zum Osterprogramm 1877). Frankfurt/Oder 1877

Gurnik, Adolf: Das Stadtarchiv zu Frankfurt a. O. (Beilage zum Jahresbericht des Real-Gymnasiums). Frankfurt/Oder 1895

Schirrmacher, Elfriede: Das Stadtarchiv Frankfurt/Oder. Teil 1. Frankfurt/Oder 1972

Stand: März 1995

Ralf-Rüdiger Targiel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.