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Studienbibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Prandtauerstr. 2, 3100 St. Pölten [Karte]
Telefon. (02742) 333-2621
Telefax. (02742) 333-2609

Unterhaltsträger. Magistrat der Landeshauptstadt St. Pölten
Funktion. Handbibliothek für Mitarbeiter und Archivbenützer.
Sammelgebiete. Stadtgeschichte St. Pöltens, Landesgeschichte Niederösterreichs, österreichische Geschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Voranmeldung erwünscht. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-11.30 Uhr und 13.30-15.30 Uhr; Freitag 8-12 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegeräte, Reprofoto-Anlage.
Hinweise für anreisende Benutzer. Westbahn bis St. Pölten, dann Fußweg (8 Minuten) Richtung Rathausplatz. - A 1, Abfahrt St. Pölten. Parkgarage in Archivnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die anläßlich des Stadtbrandes 1474 erstmals erwähnte Sammlung von Archivalien, die zu Beginn der Neuzeit mehrmals durch Brände dezimiert worden war, wurde 1545 neu geordnet. Nach dem Dreißigjährigen Krieg mußte die niederösterreichische Regierung wieder eine Revision veranlassen. Als die Bestände um 1840 im Rathaus in einem Gewölbe neben dem Ratsaal untergebracht wurden, konnte Syndikus Alois Wagner (amtierte 1838-1850) die Voraussetzungen einer bleibenden Ordnung schaffen. Seit 1927 gibt es den Posten eines Stadtarchivars. Er wurde bis 1938 von Dr. Karl Helleiner (1902-1984) eingenommen, der ein erstes Hauptrepertoire der Archivalien anlegte. Die Auslagerung der Bestände im Zweiten Weltkrieg bewahrte das Archiv vor der Vernichtung. Seit 1950 stehen das Stadtarchiv und die angeschlossene Studienbibliothek unter der Leitung der Kulturverwaltung des Magistrats.

1.2 Die Anfänge der Studienbibliothek des Stadtarchivs liegen im dunkeln. Auch über den Ankauf von Büchern, über Legate oder Nachlässe vor dem 20. Jh liegen keine Unterlagen vor. Da die Stadt St. Pölten seit der 1864 erfolgten Gründung Mitglied des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich war, besaß sie um 1900 jedoch sicherlich einige landeskundliche Reihenwerke und Vereinsblätter. Um die Jahrhundertwende wirkte der Gymnasialprofessor Dr. August Herrmann (1847-1915), der damals die Bibliothek im K.k. Landes-Real- und Ober-Gymnasium St. ölten betreute, im Zuge seiner Forschungen zur Stadtgeschichte von St. Pölten auch als ehrenamtlicher Archivar und Bibliothekar der städtischen Sammlungen. Ob er die Anschaffung von Nachschlagewerken und wichtiger lokalhistorischer Literatur für die Studienbibliothek organisierte, ist nicht bekannt. Der Buchbestand war hauptsächlich auf die Bereitstellung von Handbüchern für die städtische Verwaltung ausgerichtet.

1.3 Nach Auskunft von Universitätsprofessor Karl Gutkas (1950-1991 Leiter des Kulturamtes St. Pölten) gelangte der Großteil der historischen Bestände erst unter Stadtarchivar Helleiner und seinem Nachfolger, Dr. Ernst Klebel (1896-1961), in die Bibliothek. Klebel erwarb während des Zweiten Weltkrieges vor allem aus Leipzig zahlreiche im 18. und 19. Jh erschienene Bücher verschiedener Fachbereiche - inhaltliche Kriterien dürften bei der Auswahl keine Rolle gespielt haben. Literatur zur Praxis der Verwaltung stammt u. a. aus dem Nachlaß des Bürgermeisters Stefan Buger (1877-1951). Ende der fünfziger Jahre kam die Büchersammlung des Religionsprofessors Prälat Johann Triebel (1881-1959) an das Archiv.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Studienbibliothek besteht aus etwa 30.000 Bdn, wovon derzeit jedoch nur ein Drittel, rund 11.500 Bde, im alten Autorenkatalog erfaßt ist. 1209 Titel in 2176 Bdn dieses katalogisierten Bestandes weisen Erscheinungsjahre bis 1900 auf. Sie stammen beinahe ausschließlich aus dem 19. Jh, 180 Titel aus der ersten, 951 aus der zweiten Jahrhunderthälfte. Von den 78 vor 1800 erschienenen Titeln sind 2 aus dem 16. Jh, 4 aus dem 17. Jh und 72 aus dem 18. Jh. 1187 Titel liegen in deutscher Sprache vor, 13 sind lateinischsprachig, 6 italienisch, 2 französisch, einer ist englisch.

Systematische Übersicht

2.2 Die umfangreichste Gruppe (rund 480 Titel, ca. 40 Prozent) stellen Werke der allgemeinen Geschichte sowie Beiträge zur allgemeinen Landeskunde. Neben Überblickswerken, wie Franz Krones' Grundriß der österreichischen Geschichte (1882), finden sich Abhandlungen zu sehr unterschiedlichen Themen, z. B. Julius Strnadts Die einschildigen Ritter im 13. Jahrhundert um Kremsmünster (1895), Otto Heinrich Jaegers Gymnastik der Hellenen (1850) und Anna Dorns Neuestes Universal- oder großes Wiener Kochbuch (1834). Bei der landeskundlichen Literatur ist die Geschichte Niederösterreichs mit 30 Titeln vertreten, darunter Friedrich Wilhelm Weiskerns Topographie von Niederösterreich (1769), Wenzel C. W. Blumenbachs Neueste Landeskunde von Österreich unter der Enns (1834), Franz Xaver Schweickhardts Darstellung des Erzherzogtums unter der Enns (1834 ff.) und die Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich (1867 ff.). 12 Titel behandeln die steirische Geschichte, darunter J. Cäsars Staat- und Kirchengeschichte des Herzogtums Steiermark (1786) und Georg Göths Das Herzogtum Steiermark (1840-1843).

2.3 Auf heimatkundliche Literatur entfallen rund 20 Prozent (240 Titel). Hier sind Handbücher und Studien zur Geschichte der Stadt St. Pölten eingereiht, z. B. Franz Strohmayrs Versuch einer physisch-medicinischen Topographie der landesfürstlichen Kreisstadt St. Pölten in Niederösterreich (1813), Johann Fahrngrubers Aus St. Pölten 1885. Bilder und Erinnerungen (1885), aber auch Albert Madernas Historia Canoniae Sanct-Hippolitanae (1779). Vereinsfestschriften und Stadtführer ergeben 45 Titel, darunter ist die seit 1858 erscheinende Zeitschrift Hippolytus der Diözese St. Pölten. Hinzu kommen ca. 40 historische Werke zu anderen Orten Niederösterreichs und etwa 20 Titel zur Heimatkunde der Steiermark.

2.4 15 Prozent (ca. 180 Titel) des Bestandes sind biographische Werke, vorwiegend zu historischen Persönlichkeiten vom Mittelalter bis ins 19. Jh (z. B. Albert Ilgs Die Fischer von Erlach, 1895, und Ludwig Köchels Johann Joseph Fux, 1872), 10 Prozent sind Literatur zur Rechtsgeschichte (ca. 120 Titel) und 5 Prozent Werke der Kirchengeschichte (ca. 60 Titel). Auf Studien zu Wirtschafts-, Militär-, Kunst-, Literatur- und Musikgeschichte und andere Einzelwerke (u. a. eines der ältesten Bücher der Studienbibliothek, Hieronymus Bocks Kreüter Buch, Straßburg 1572) verteilen sich die restlichen 10 Prozent.

2.5 Von den Zeitungen sind der St. Pöltner Bote (1861-1887), die St. Pöltner Zeitung (1888 ff.), das St. Pöltner Wochenblatt/Deutsche Volkszeitung (1871 ff.), das Traisenblatt (1848), Das Gewerbe (1898), die Kremser Feuerwehrzeitung (1891), die Kremser Land-Zeitung (ab 1885), Die Ostmark (1898/99) und die Zwettler Zeitung (1890-1892) vor 1900 erschienen.

Sondersammlungen

2.6 Die Kartensammlung des Archivs enthält 84 vor 1900 gedruckte Landkarten (eine aus dem 16. Jh, 2 aus dem 17. Jh, 20 aus dem 18. Jh, 54 aus der ersten Hälfte und 7 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs). Die ältesten Karten Ostösterreichs stammen aus dem Theatrum orbis terrarum (1570-1612) und dem Atlas Frederik de Wits (Amsterdam, um 1688). Auch von Alexius-Hubertus Jaillot gibt es eine Karte Nieder- und Oberösterreichs (um 1700). Aus dem 18. Jh sind 10 bei F. A. Schraembl erschienene Karten (1787-1798) zu nennen. 23 Einzelkarten liegen aus verschiedenen Editionen von Adolph Stielers Hand-Atlas (1819-1837) vor.

2.7 Das Konvolut an Theaterzetteln (ab 1894) und die Sammlung Drucksorten, die auch Todesanzeigen und Plakate enthält, sind derzeit noch unzureichend erschlossen.

3. KATALOGE

Autorenkatalog alt

[mschr. Zettelkatalog mit Numerus-currens-Signatur nach hauseigenen Regeln, erfaßt mit 11.500 Aufnahmen rund ein Drittel des Bestandes]

Autorenkatalog neu

[EDV-Aufnahme in Arbeit, derzeit sind rund 3000 Titel erfaßt, nach hauseigenen Regeln]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Gutkas, Karl: Stadtarchive in Niederösterreich. In: Mitteilungsblatt der Kulturverwaltung der Stadt St. Pölten 13 (1964) Folge 7, S. 26-28

Gutkas, Karl: Geschichtsforschung und Archive in St. Pölten. In: Mitteilungsblatt der Kulturverwaltung der Stadt St. Pölten 13 (1964) Folge 9, S. 34-36

Stand: Juli 1992

Helmut Dorfner

Thomas Karl


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.