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Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek

Adresse. Rohrteichstr. 19, 4800 Bielefeld 1 [Karte]
Telefon. (0521) 51 24 69 und 51 24 71
Bibliothekssigel. <Bi 5>

Unterhaltsträger. Stadt Bielefeld
Funktion. Öffentlich zugängliche Westfalica-Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Westfalica. Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Montag 14-18 Uhr, Dienstag bis Freitag 8.30-17 Uhr. - Leihverkehr: über die Stadtbibliothek Bielefeld.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät, Kopiergerät, Reproduktionsanlage für Kleinbildfilme.
Hinweise für anreisende Benutzer. Stadtbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 1 oder 2) bis Haltestelle Landgericht. - Parkhaus in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek verdanken ihre Existenz der Sammeltätigkeit des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg. Das Interesse der Mitglieder dieses 1876 gegründeten Vereins richtete sich von Anfang an gleichermaßen auf die Bewahrung und organisierte Sammlung städtischen Archivmaterials sowie der älteren und neuen Literatur zur Stadt- und Regionalgeschichte. Archiv und Bibliothek befinden sich seit 1895 in städtischem Besitz und bilden organisatorisch eine Einheit.

1.2 Lange Zeit vollzog sich der Aufbau der Sammlungen eher zufallsbestimmt, mehrten sich die Bestände durch Schenkungen, Stiftungen, Nachlässe und Käufe, so daß noch heute Schrifttum verschiedenster Provenienz die Gesamtstruktur der Bibliothek bestimmt. In der ersten Hälfte der dreißiger Jahre wurde ein Teil der Bibliothek des Rittergutes Hüffe angekauft und später vollständig in den eigenen Bestand integriert. Ein weiterer Teil der Hüffe-Sammlung befindet sich heute im Kreisheimatmuseum in Bünde (s. dort). Seit den fünfziger Jahren beherbergt sie das Verlagsarchiv von Velhagen & Klasing mit rund 10.000 Bdn; die Dauerleihgabe wurde ihr 1988 durch Schenkung übereignet. Zwischen Archiv und Bibliothek angesiedelt ist die von dem Bielefelder Kaufmann Hermann Friedrich Otto Westermann um die Mitte des vorigen Jhs begründete und bis in unsere Tage weitergeführte Zeitungsausschnittsammlung (Westermann-Sammlung).

1.3 War die Bibliothek in ihren Anfängen vom Charakter einer Vereinsbücherei geprägt, so entwickelte sie sich in den ersten Jahrzehnten unseres Jhs zur Heimatbücherei und danach allmählich zur wissenschaftlichen Bibliothek. Der planmäßige Ausbau zur derzeit etwa 75.000 Bde umfassenden Westfalica-Spezialsammlung begann nach dem Zweiten Weltkrieg.

1.4 Der Bestandsaufbau konzentriert sich bis heute neben dem Schwerpunkt Ravensberger Geschichte und Bielefelder Stadtgeschichte auf die gesamte Literatur zur Geschichte, Landes- und Volkskunde von Westfalen, auch auf Rechts-, Wirtschafts-, Sozial-, Kirchen-, Kunst- und Literaturgeschichte sowie Familiengeschichte; darüber hinaus auf westfälische (auch mundartliche) Dichtung, auf landesgeschichtliche und landeskundliche Zeitschriften. Über den Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg, Tauschpartner zahlreicher anderer Geschichtsvereine, gelangen weiterhin viele regionalgeschichtliche und landeskundliche Reihen und Zeitschriften in die Bestände der Bibliothek. Die wertvollsten Stücke des Archivs und der weitaus größte Teil der Buchbestände waren während des Zweiten Weltkrieges ausgelagert, so daß keine Kriegsverluste eingetreten sind. Gleichwohl hat ein Teil des Bestandes durch Lagerung in ungeeigneten Räumen Schäden erlitten.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Landesgeschichtliche Bibliothek verfügt heute über einen Altbestand von 6134 Titeln (ca. 22 Prozent ihres gesamten Monographienbestandes, ausgezählt anhand des Standortkataloges). Der weitaus größte Teil ist im 19. Jh erschienen, nämlich 5420 Titel bzw. 88 Prozent (ca. 19 Prozent des Gesamtbestandes). Aus dem 18. Jh stammen 557 Titel, die etwa 9 Prozent des Altbestandes bzw. 2 Prozent des Gesamtbestandes ausmachen. Schriften des 17. Jhs sind in geringer Zahl ebenfalls vorhanden (134 Titel). Das 16. Jh ist mit 23 Titeln vertreten.

2.2 Die Landesgeschichtliche Bibliothek ist im wesentlichen eine Sammlung deutschsprachiger Literatur (96 Prozent; beim übrigen Teil überwiegt das lateinische Schrifttum). Während die Bestände des 19. Jhs insgesamt nur 47 lateinische Schriften aufweisen, wächst dieser Anteil für das 18. und 17. Jh auf 86 bzw. 58 Titel an. Von den 23 Drucken des 16. Jhs sind 13 in deutscher, 10 in lateinischer Sprache verfaßt. Das lateinische Schrifttum findet sich vornehmlich in Quellensammlungen, in der Rechtsgeschichte und innerhalb der historischen Literaturgruppen. Zahlenmäßig von geringerer Bedeutung sind die in französischer Sprache geschriebenen Werke (37 Titel des 18. und 19. Jhs in den allgemein historischen, kulturhistorischen, kunstgeschichtlichen und münzkundlichen Fachgruppen). Systematische Übersicht

2.3 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit der Aufstellung der Bestände nach einer eigens für die Landesgeschichtliche Bibliothek entworfenen Systematik begonnen. Eine Orientierung dieser Systematik an bestimmten bibliothekarischen Vorbildern läßt sich nicht erkennen. Sie enthält 25 Hauptgruppen. Die Zeitschriftenaufstellung orientiert sich an dieser Einteilung.

2.4 Die inhaltlich und quantitativ bedeutendste Bestandsgruppe ist die Abteilung Geschichte mit Schwerpunkt Westfalen. Die räumliche Ausdehnung von Westfalen reicht dabei vom Ruhrgebiet bis zum Land Lippe, vom Siegerland bis in den Osnabrücker Raum. Von dem knapp 1000 Titel umfassenden Altbestand dieser Gruppe entfallen 391 Titel aus dem 16. bis 19. Jh auf den in 32 Untergruppen aufgegliederten Komplex der Westfälischen Territorialgeschichte. Neben Gesamtdarstellungen zur westfälischen Geschichte (33 Titel) bilden den Kern die regionalgeschichtlichen Darstellungen der Grafschaft Ravensberg (28 Titel), des Bistums Minden (19 Titel), des Fürstentums Lippe (48 Titel), des Bistums Paderborn (34 Titel), des Bistums Münster (53 Titel), des Bistums Osnabrück (16 Titel) und der Grafschaft Mark (33 Titel). Daneben finden sich Schriften des 17. bis 19. Jhs zur Abtei Corvey (12 Titel) und zur Abtei Herford (18 Titel). 20 Titel aus dem 19. Jh befassen sich mit der Geschichte des Herzogtums Westfalen, 18 Titel ebenfalls aus dem 19. Jh mit dem Königreich Westfalen und 17 Titel mit der preußischen Provinz Westfalen.

2.5 Die Literatur zur Vor- und Frühgeschichte gliedert sich in die Gruppen Allgemeine Vorgeschichte, Westfälische Vorzeit, Außerwestfälische Vorgeschichte und Römisch-germanische Frühgeschichte (insgesamt 43 Titel). Die Heeresgeschichte weist 79 Schriften des 17. bis 19. Jhs auf. Weitere Abteilungen im Bereich der Geschichte sind die Geschichte Niedersachsens und die Geschichte des Rheinlandes mit 77 bzw. 55 Titeln Altbestand.

2.6 Die Bibliothek verfügt über einen umfangreichen Bestand an Quellenwerken, der über ihren Charakter einer Westfalica-Spezialbibliothek hinausweist. Der Altbestand beträgt hier 306 Titel (30 Prozent des Gesamtbestandes der Abteilung), von denen 248 im 19. Jh erschienen sind, 28 im 18. Jh, 22 im 17. Jh und 8 im 16. Jh (darunter 64 lateinische Titel). Die Unterabteilung " Darstellende Quellen" ist besonders reichhaltig. An zweiter Stelle stehen die Urkundenbücher und Amtsbücher, die eine Gruppe für sich bilden; daneben die unter der Bezeichnung Aktenpublikationen zusammengefaßten Quellenwerke.

2.7 Neben der historischen Literatur bilden die Bestände zur Natur- und Landeskunde einen zweiten Schwerpunkt (685 Titel). Hierzu gehören die Historische Landeskunde, die heimatkundliche und geograpisch-heimatkundliche Literatur, letztere aufgegliedert nach Gebieten, Städten und Orten. Des weiteren gehören dazu die naturwissenschaftlichen Fächer: Geologie, Biologie, Botanik, Zoologie, Meteorologie sowie eine kleine Unterabteilung mit Ortslexika. Der größte Teil des Altbestandes findet sich in den naturkundlichen Unterabteilungen, insbesondere der Allgemeinen Geologie und der Geologie Westfalens, der Botanik und Zoologie sowie der Meteorologie.

2.8 Die Rechtsgeschichte weist den prozentual höchsten Anteil an historischen Beständen auf (35,5 Prozent; 501 Titel des 19. Jhs wie auch des 18. und 17. Jhs). Sie verteilen sich auf alle Unterabteilungen: Allgemeine Rechtsgeschichte, Germanisches und älteres deutsches Recht einschließlich Lehns- und Grundrecht, Gerichtsverfassung und Gerichtswesen, Staatsrecht und Staatsverfassung, sowie Provinzial- und Länderrecht, Ständerecht. Außerdem findet sich Literatur zu Bauernrecht und Bauernweistümern, Landgemeinde-, Dorf-, Flur- und Markenordnungen, Stadtrecht und Städtewesen. Hinzu kommen 56 Gesetzessammlungen und Polizeiverordnungen, des weiteren Literatur zu einzelnen Rechtsgebieten wie z. B. Forstrecht, Jagdrecht, Erbrecht, Gesinderecht (zusammen 60 Titel) und zum Napoleonischen Recht (20 Titel).

2.9 Die Kirchengeschichte umfaßt 479 Titel. Hier sind neben der Allgemeinen Kirchengeschichte (20 Titel) und dem Kirchenrecht (34 Titel) insbesondere die Kirchengeschichte Westfalens, des Rheinlandes und Niedersachsens (60 Titel) sowie Literatur zu einzelnen Kirchen, Klöstern und geistlichen Korporationen (100 Titel) zu nennen. Kleinere Untergruppen befassen sich mit den Themenbereichen Wiedertäufer, Sekten, Mission, Innere Mission und Bethel. Erbauungsbücher und Predigtsammlungen (95 Titel), Gesang- und Gebetbücher (62 Titel) sowie Gottesdienstordnungen (24 Titel) sind ebenso vorhanden wie einige Bibeln und Bibelkommentare (18 Titel).

2.10 Zur Volkskunde (ca. 400 Titel aus dem 19. Jh) zählen Allgemeine Volkskunde ebenso wie Trachtenkunde, volkstümliche Heilkunde und Volkskunst, darüber hinaus schwerpunktmäßig westfälische Sagen, Legenden und Märchen, auch Schwänke, Rätsel und Sprichwörter. Außerdem findet sich hier Schrifttum zu den Themenkomplexen Sitte und Brauch, Feste, Glaube und Aberglaube, Hexen und Hexenprozesse.

2.11 Das Schrifttum zur Land- und Forstwirtschaft (155 Titel des 19. Jhs und 23 Titel des 18. Jhs) beinhaltet Allgemeines zur Landwirtschaft Westfalens und außerhalb Westfalens, Publikationen zur landwirtschaftlichen Betriebskunde, zur Bodenkunde und Bodennutzung. Spezialliteratur, Handbücher und Lexika zu einzelnen Gebieten wie Gartenbau, Wald- und Forstwirtschaft, Feldbau, Vieh- und Pferdezucht, Jagd- und Fischereiwesen runden diesen Komplex ab.

2.12 Die Wirtschaftsgeschichte (171 Titel vornehmlich des 19. Jhs) schließt neben den Publikationen zu den einzelnen Wirtschaftszweigen der Region auch Firmenschriften, Kataloge, Fest- und Jubiläumsschriften der örtlichen Betriebe ein. In weiteren Untergruppen werden Veröffentlichungen zur Industrialisierung und zur Arbeiterbewegung zusammengefaßt.

2.13 Kultur- und Geistesgeschichte (176 Titel vorwiegend allgemeine und westfälische Kulturgeschichte, Altertumskunde, Buchwesen, Vereinswesen, " Frau und Familie"), Schul- und Bildungswesen (189 Werke, darunter Schulgesetze sowie einige Schulbücher), Münzkunde (146 Titel), Kunstgeschichte (142 Titel), Musikgeschichte (20 Titel), Literaturgeschichte (36 Titel), Sprachgeschichte (106 Titel), Bibliotheks- und Archivwesen (68 Titel), Genealogie (123 Titel) und historische Hilfswissenschaften (Quellenkunde, Paläographie, Diplomatik und Heraldik: 70 Titel) schließen sich an.

2.14 Seit ihren Anfängen widmete sich die Bibliothek dem Aufbau einer kleinen Sammlung mundartlicher Literatur. Niederdeutsche Schriften, Erzählungen und Lyrik wurden zu einer eigenen Abteilung innerhalb der Gruppe Dichtung und Erzählung zusammengestellt. Sie machen etwa ein Drittel des rund 600 Titel zählenden Bestandes dieser Gruppe aus.

2.15 Biographien, Memoiren und Briefwechsel sind in der Sachgruppe " Lebensbeschreibungen" subsumiert und ebenfalls als eine Art Sonderbestand zu betrachten. Der 570 Titel umfassende Altbestand stammt fast ausschließlich aus dem 19. Jh; nur 42 gehören dem 18. Jh an.

2.16 Die Zeitschriftenbestände (186 Titel) entsprechen in ihrer sachlichen Gliederung dem Monographienbestand. Ihre ersten Erscheinungsjahre liegen im 18. oder im 19. Jh. An Ephemera besitzt die Bibliothek eine große Anzahl von Kalendern und Almanachen des westfälischen Raumes. Sämtliche Bielefelder Adreßbücher sind vorhanden, darüber hinaus einzelne Ausgaben von Adreßbüchern anderer westfälischer Städte (z. B. Gütersloh, Münster, Dortmund). Bielefelder Tageszeitungen liegen seit 1811 geschlossen vor. Sondersammlungen

2.17 Archiv Velhagen und Klasing. In den fünfziger Jahren hat die Bibliothek das Verlagsarchiv des 1835 in Bielefeld gegründeten Verlags Velhagen & Klasing mit rund 10.000 Bdn als Dauerleihgabe übernommen. 1988 wurde ihr die vollständige Verlagsbibliothek als Geschenk übereignet. Etwa 17 Prozent der Bücher dieser Sammlung, die zur Zeit noch nicht vollständig erschlossen ist, sind im 19. Jh erschienen. Sie sind ein Spiegel der damaligen Verlagsproduktion. An deren Anfang stand die theologische Literatur (Polyglotten-Bibel, Theologisch-homiletisches Bibelwerk, Predigten, Liedersammlungen, Gesangbücher). Erbauungsschrifttum, Romane, Jugendbücher und auch Kochbücher folgten alsbald. Schulbücher, deutsche und fremdsprachige Schullektüre und Atlanten gehören zum späteren Verlagsprogramm. Die Reihenwerke und Zeitschriften des Verlages liegen geschlossen vor.

2.18 Kartensammlung. Die Sammlung von 237 historischen Karten und Plänen (auch Schlachtenplänen) ist entsprechend ihrer Aufbewahrung nach Nummern von Liegekartenschränken verzeichnet und geordnet. Daneben werden alle Bielefelder Stadtpläne, Hof- und Besitzkarten, geographische und geologische Karten, Meßtischblätter und andere Pläne aufbewahrt.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [nach PI]

Zeitschriftenkatalog

Sachkatalog

[enthält auch Zeitschriftenaufsätze. Für sämtliche Systemgruppen werden ständig die westfalica-relevanten Aufsätze der in der Bibliothek gehaltenen Zeitschriften ausgewertet.]

Alphabetischer Katalog für den Bestand des Verlagsarchivs von Velhagen & Klasing

[im Aufbau, nach PI]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen, aber nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Die Zeitungsbestände sind bei Hagelweide nachgewiesen.

Stand: April 1989

Barbara Schöber


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.