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 Sachsen L - Z

Stadtbibliothek

Adresse. Zentralbibliothek, Moritzstraße 20, 09111 Chemnitz; [Karte]
Telefon. (0371) 488 4201
Telefax. (0371) 488 4299 [1]
Bibliothekssigel. <59>

Unterhaltsträger. Stadt Chemnitz
Funktion. Öffentliche Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissenschaftsgebiete. 2. Besonderes Sammelgebiet: Regionale Geschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Magazin- und Freihandbestand. Regionalkundekabinett, Musikbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag 9 - 19 Uhr, Dienstag, Donnerstag, Freitag 10-19 Uhr, Mittwoch 14 - 18 Uhr, Samstag 10-18 Uhr - Eingeschränkter Service: Mo, Di, Do, Fr 18 - 19 Uhr sowie mittwochs, keine Magazinnutzung möglich. Leihverkehr: DLV.

Technische Einrichtungen für den Benutzer. PC für Katalogrecherche, Internetnutzung, WLAN, Selbstverbuchungsanlage, Rückgabeautomat und Rückgabebox, Kopiergeräte, Mikrofilm-Lesegeräte, Abhörplätze, Carrels.

Hinweise für anreisende Benutzer: Fußwegnähe vom Hauptbahnhof und Busbahnhof(ca. 10 Minuten) oder ÖPNV: Tram Linie 6/522 und 4; Bus Nr. 23 und 32.
Autobahn A 4 (E 40), Ausfahrt Chemnitz-Nord oder -Süd. Parkmöglichkeit: Parkhaus Moritzhof, Parkhaus Galeria Karstadt Kaufhof.

Aktualisiert: 08.2022, Tina Goldammer

1. Bestandsgeschichte

1.1 Chemnitz als Wiege der industriellen Revolution in Sachsen entwickelte sich zur „ersten Fabrik- und Handelsstadt Sachsens“ und benötigte daher als aufstrebende Stadt in besonderem Maße eine öffentliche Bibliothek, deren Wissenspotential den Anforderungen der industriellen Moderne entsprechen und sich als Brücke zur Bewältigung tiefgreifender ökonomischer und gesellschaftlicher Veränderungen erweisen würde.

1646 war durch testamentarische Verfügung ihres damaligen Rektors Adam Andreä (1586 - 1646) mit einer Schenkung von 418 Bänden die Schulbibliothek des Lyzeums gegründet und in der Jakobikirche aufgestellt worden. Dort lagerten schon die im Gefolge der Reformation aufgelösten Büchersammlungen von Handschriften und Inkunabeln aus dem Besitz des Chemnitzer Benediktiner- und des Franziskanerklosters. Die Bestände des im 12. Jahrhundert entstandenen Benediktinerklosters können sowohl hinsichtlich ihres Umfanges als auch der enthaltenen theologischen, humanistischen und juristischen Schriften als bedeutende mittelalterliche Klosterbibliothek bezeichnet werden. Als ihr eigentlicher Schöpfer gilt Heinrich von Schleinitz, der dem Kloster von 1484 bis 1522 vorstand, sich um die Förderung der Wissenschaften bemühte und angeblich Bücher ohne Ansehen des Preises kaufte. Im 1541 aufgestellten Bücherverzeichnis des Benediktinerklosters Chemnitz erfassten die Sequestratoren 579 Titel. Für das nur ca. 60 Jahre bestehende Franziskanerkloster fehlt jegliche Quelle zum Buchbestand. Einige wenige Titel bzw. handschriftliche Eintragungen lassen jedoch franziskanische Provenienz vermuten. Über 2/3 des klösterlichen Chemnitzer Buchbesitzes ging nach Leipzig, um als Grundstock für die 1543 gegründete Universitätsbibliothek zu dienen.

1.2 Der in Chemnitz verbliebene Handschriften- und Inkunabelbestand wurde nach Auflösung der Klöster weiter im Lyzeum verwahrt und fand Ergänzung durch kontinuierlich betriebene Sammeltätigkeit sowie durch Stiftungen und Bücherspenden ihrer ehemaligen Schüler und Lehrer. Die auch als „bibliothecarii“ tätigen Rektoren des Lyzeums ergänzten den Bestand mit zahlreichen Schriften aus dem Lyzeum selbst. Auch das älteste Buch der Stadtbibliothek Chemnitz, die Pergamenthandschrift „Biblia latina“ aus dem Jahre 1277, gelangte über eine wahrscheinlich im 16. Jahrhundert getätigte private Schenkung in die Lyzeumsbibliothek.

1776/77 dezimierte sich der Bestand der Lyzeumsbibliothek, da ein Teil der historischen Bestände, u. a. 43 Inkunabeln, an die Kurfürstliche Bibliothek in Dresden verkauft wurde. Leider sind auf Grund von Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg davon nur noch fünf Inkunabeln vorhanden.

1.3 Der entscheidende ideelle und finanzielle Impetus zur Gründung der Chemnitzer Stadtbibliothek ging vom Zschopauer Unternehmer Jacob Georg Bodemer (1807 - 1888) aus, einer weitblickenden und vorbildhaften Unternehmerpersönlichkeit der industriellen Revolution. Neben seinen Verdiensten bei der Schaffung moderner Betriebe setzte Bodemer auch beharrliche Impulse zur Förderung der Bildung nicht nur in Chemnitz. Er stellte 1867 für eine zu gründende Stadtbibliothek Chemnitz eine Vielzahl von Büchern zur Verfügung.

Ausgehend von Bodemers Initiative beschlossen die städtischen Behörden, jährlich 200 Taler für die Gründung einer Stadtbibliothek zu bewilligen. Eine eigens dafür eingesetzte Deputation nahm Schenkungen von Ämtern, Vereinen und von Einzelpersonen entgegen und verwaltete die finanziellen Mittel.

Mit der Eröffnung der Stadtbibliothek am 2. Juli 1869 erfüllte sich Bodemers Vision. Deren Erfolgsgeschichte förderte er auch weiterhin mit einer entsprechenden Stiftung. Bestandsbild und Nutzungskonditionen der Chemnitzer Bibliothek weisen sie jedoch im Unterschied zu sonstigen Bodemer'schen Stiftungen eher als eine wissenschaftliche Bibliothek aus, die lange Zeit den wohlsituierten Bürgern vorbehalten blieb.

Mit einem Bestand von 444 Büchern öffnete die Bibliothek in der von der Stadt angekauften ehemaligen Lechla'schen Villa auf der Annaberger Straße 44 ihre Tore für die Öffentlichkeit. Bald vergrößerte sich der Bestand durch weitere Schenkungen, die Übernahme der Ratsschulbibliothek und der Bibliothek des 1835 aufgelösten Lyzeums. Es folgten Schenkungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft, der Handels- und Gewerbekammer, des Erzgebirgischen Gartenbauvereins und des „Statistischen Bureaus zu Chemnitz“.

Bereits mit der Gründung des Chemnitzer Geschichtsvereins im Jahre 1872 widmeten sich die Altvorderen über Jahre neben ihrer Vereinsarbeit auch der Leitung der Stadtbibliothek. Sie kannten somit die Bestände beider Einrichtungen und förderten die Stadtbibliothek auch mit der Übergabe der im Schriftentausch des Vereins erworbenen Publikationen.

Mit dem Anwachsen des Bestandes benötigte die Stadtbibliothek Chemnitz neue Räumlichkeiten. Sie zog zunächst ins Alte Rathaus und 1893 dann ins Gebäude der ehemaligen Bürgerschule auf der Theaterstraße, wo sie bis 1945 verblieb.

1912 wurde auch in Chemnitz der Weg zur Einheitsbibliothek eingeschlagen und damit ein Höhepunkt in der Entwicklung der Chemnitzer Bibliothek erreicht. Die über Jahrzehnte ausschließlich als Gelehrtenbibliothek geführte Einrichtung schuf nun zusätzlich eine Volksbücherei, die sogenannte Bücher- und Lesehalle. Die Trennung beider Bereiche blieb jedoch über Jahrzehnte bestehen. Die wissenschaftliche Bücherei verfügte über ca. 48.000, die Volksbücherei über ca. 8.000 Bestandseinheiten. Auf einen Gesamtbestand von ca. 56.000 Bänden kamen 1912 ca. 50.000 Entleihungen, was für eine hohe Akzeptanz der Einrichtung in der Chemnitzer Bevölkerung spricht.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 begann auch für die Stadtbibliothek Chemnitz eine verhängnisvolle Entwicklungsetappe, die die Zerschlagung des über Jahrzehnte nach liberalen Gesichtspunkten aufgebauten Bestandes und letztlich die völlige Zerstörung der Kultureinrichtung herbeiführte.

Während bei nationalsozialistischen „Säuberungsaktionen“ ein Teil der Bestände der Studienbücherei zum Sperrbestand deklariert wurde, fielen nicht „systemkonforme“ Titel der Volksbücherei der Vernichtung anheim.

Der Bombenangriff vom 5. März 1945, der große Teile der Chemnitzer Innenstadt in Schutt und Asche legte, ließ auch das Gebäude der Stadtbibliothek ausbrennen. Sickerndes Phosphor entflammte am 9. März erneut das Feuer und zerstörte nun auch die letzten im Keller lagernden Bestände der Stadtbibliothek.

Die Stadtbibliothek hatte ihr Gebäude, ihre Bestände, Kataloge und das gesamte Inventar verloren. 48.000 Bestandseinheiten waren in wenigen Stunden verbrannt, ca. 12.000 Bände vorher ausgelagert worden.

1.4 Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die in „städtischen Ausweichlagern“ deponierten Bestände zum Teil gerettet werden. In den Wirren des Krieges waren jedoch Bände vor Ort zum Teil verschenkt, manche nach dem Krieg beschlagnahmt worden. Nicht wenige Bände erwiesen sich auf Grund ihrer Beschädigungen als unbrauchbar für die Ausleihe.

Von den 2.328 in die Zollhäuser von Rübenau ausgelagerten wertvollsten Büchern, darunter Handschriften und Inkunabeln, konnten nach dem Zweiten Weltkrieg 1.766 wieder nach Chemnitz zurückgeholt werden. Verluste waren durch Plünderung und Beschädigung entstanden.

Allen Schwierigkeiten zum Trotz gelang es, die Ausleihe bereits im Oktober 1945 in einem provisorischen Raum der damaligen Technischen Lehranstalten mit 713 Büchern wieder aufzunehmen. Im Mai 1946 eröffnete der erste Lesesaal, und im August des gleichen Jahres stand auch die wissenschaftliche Abteilung für Ausleihen wieder zur Verfügung. Vordringlichste Aufgabe war die möglichst schnelle Vergrößerung des Buchbestandes, um die Funktionsfähigkeit der Stadtbibliothek wieder zu erreichen.

Durch Antiquariatskäufe und die Übernahme von Büchereien aufgelöster Vereine und Einrichtungen wie etwa der Restbestände der ehemaligen Bücherei der Wanderer-Werke, der Bücherei des Nationalsozialistischen Lehrerbundes und der Bibliothek der Industrie- und Handelskammer standen für die Stadtbibliothek Chemnitz wieder Bücher zur Verfügung. Nach inhaltlicher Prüfung der Titel in der „Aktion zur Vernichtung faschistischen und militaristischen Schrifttums“ erwies sich jedoch nur ein Teil der Bände für den Bestandsaufbau der Stadtbibliothek Chemnitz nutzbar.

Per Ratsbeschluss vom 3. Mai 1948 wurde auch die Verwaltung der wissenschaftlichen Bibliothek der Technischen Lehranstalten mit ca. 65.000 Bestandseinheiten der Stadtbibliothek übertragen. Mit der Übernahme dieser Bestände erreichte der Buchbestand der Stadtbibliothek Chemnitz eine beachtliche Größe und ließ sie zu einer der bedeutendsten Bibliotheken im sächsischen Raum werden. Erst durch eine DDR-Verordnung vom 23. April 1950 erhielten die Technischen Lehranstalten ihre Bibliothek zurück.

1948 gingen in den Bestand der Studienbücherei eine Heimatgeschichtliche und eine Kunstgewerbliche Sammlung ein, die fortan von der Stadtbibliothek betreut und erweitert wurden. Die Heimatgeschichtliche Abteilung mit ca. 5.000 Bänden, entstanden durch die Sammeltätigkeit des 1945 nicht wieder zugelassenen Vereins für Chemnitzer Geschichte, verblieb weiter an ihrem seit 1944 bestehenden Standort, im Museum für Stadtgeschichte auf dem Schlossberg. Sie wurde 1951 auch räumlich mit der Stadtbücherei vereinigt. Die Bücherei des Kunstgewerbevereines verblieb vorerst im Museum am Theaterplatz und stand mit ihren ca. 4.000 Bänden der Öffentlichkeit zur Verfügung. Später wurde auch diese Sammlung räumlich mit den Beständen der Zentralbibliothek vereinigt.

Nach umfangreichen Umbauarbeiten bezog die Stadtbibliothek Chemnitz 1950 die ehemalige Aktienspinnerei am Schillerplatz als Interimslösung, welche über 50 Jahre andauerte.

Erst die 1953 in Kraft getretene neue Benutzungsordnung realisierte konsequent den Gedanken der Einheitsbibliothek, indem für Volksbücherei und Studienbücherei ein gemeinsames Leseheft für die Bibliotheksnutzer zur Verfügung stand.

1954 erhielt die Stadtbibliothek Karl-Marx-Stadt den Status einer Stadt- und Bezirksbibliothek. Damit kam ihr die Aufgabe zu, alle öffentlichen Bibliotheken im Bezirk fachlich anzuleiten. Ihr Buchbestand belief sich in dieser Zeit bereits auf 139.000 Bestandseinheiten.

1962 verschenkte die Stadt- und Bezirksbibliothek einen Teil ihres ursprünglich aus der Kunstgewerblichen Sammlung des Städtischen Museums stammenden historischen Bestandes an Kunstliteratur des 19. Jahrhunderts (535 Titel) an die Sächsische Landesbibliothek Dresden.

Da für die Unterbringung wertvoller Bestände im Haus am Schillerplatz äußerst ungünstige Bedingungen bestanden, schloss die Stadt- und Bezirksbibliothek Karl-Marx-Stadt 1965 mit der Sächsischen Landesbibliothek Dresden einen Vertrag, der die Verwahrung von 123 wertvollen historischen Beständen wie Handschriften, Inkunabeln und Drucken des 16. und 17. Jahrhunderts als Depositum in der Landesbibliothek Dresden vorsah.

Bereits vorhandene Magazinbestände der Stadt- und Bezirksbibliothek dienten als Grundstock der 1988 eröffneten Sondersammlungen Musikbibliothek und Regionalkundekabinett, deren Bestandsaufbau nun umfassend und planvoll mit aktuellen Titeln, selten mit historischen Titeln durch antiquarische Käufe betrieben wurde.

1994 konnten anlässlich des 125. Jubiläums der Stadtbibliothek Chemnitz die nach Dresden ausgelagerten wertvollen Bände wieder nach Chemnitz zurückgeführt werden, mussten jedoch einstweilen noch im Schlossbergmuseum Chemnitz verwahrt werden, weil die Stadtbibliothek Chemnitz noch immer in ihrem als Interimslösung gedachten Gebäude untergebracht war.

Seit dem 3. Juli 2004 ist die Stadtbibliothek Chemnitz im neueröffneten Kulturkaufhaus lokalisiert, das für die Aufbewahrung historischer Bestände klimatisierte Räume bietet. Durch die Unterbringung im eigenen Domizil haben sich sowohl Nutzungsmöglichkeiten als auch die Planung bestandserhaltender Maßnahmen wesentlich vereinfacht.

1.5 Seit der Rückführung dieses Depositums nach Chemnitz im Jahre 1994 initiiert die Stadtbibliothek Chemnitz mit Hilfe ihres Fördervereins die Akquisition von Spenden für Restaurierungen, um ihre bibliophilen Schätze zu erhalten.

Mit der Unterstützung der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek betreibt sie seit 2011 ebenso ein Digitalisierungsprogramm vorwiegend für ausgewählte Regionalia.

2. Bestandsbeschreibung

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 455.000 Bestandseinheiten (Stand: 31.12. 2013) umfasst der historische Bestand mehr als 16.400 Bestandseinheiten. Davon entfallen ca. 14.000 Bände auf das 19. Jahrhundert, ca. 2.100 auf das 18. Jahrhundert, 200 auf das 17. Jahrhundert.

Die Stadtbibliothek Chemnitz verfügt über 53 Titel aus dem 16. Jahrhundert, 76 Inkunabeln sowie 3 mittelalterliche Handschriften.

Der Gesamtumfang der neuzeitlichen Handschriften des europäischen Kulturkreises (ab 1501) beträgt 28 Handschriften sowie 1 Musikhandschrift (Brief Richard Wagners an den Trompeter Queisser, 1875).

2.2. Der überwiegende Teil des historischen Bestandes (87 %) liegt in deutscher Sprache vor. Der Anteil der Titel in englischer und französischer Sprache beträgt je 3,5 %, der in lateinischer Sprache 5,7 %.

Sonstige Sprachen sind mit 30 Titeln vertreten.

Systematische Übersicht

Der Bestandsaufbau der Magazinbibliothek einschließlich des historischen Bestandes erfolgte themenübergreifend und ohne Sammelschwerpunkte.

Bibliotheksdirektor Kurt Finsterbusch entwickelte 1947 für den nach „Preußischen Instruktionen“ (PI) zu erschließenden Magazinbestand eine interne Benennung der Gruppen wie etwa:

A Allgemeine Wissenschaftslehre, Buch- und Büchereikunde, Zeitungs- und Zeitschriftenlehre E Erdkunde, Völkerkunde G Geschichte T Technik, Haus- und Forstwirtschaft W Werke, erschienen 1701-1850 X Werke, die vor 1700 gedruckt wurden.

Analog der Erfassung der Buchformate in Folio-Größen veranlasste er die Einarbeitung der Bestände entsprechend des Formates in 3 Gruppen (1 für Bände bis 25 cm; 2 für Bände bis 35 cm; 3 für Bände über 35 cm) sowie nach Numerus currens.

Wahrscheinlich wurde die Zuordnung der Medien zu den festgelegten Gruppen über die Jahre nicht konsequent eingehalten. Die Gründe dafür sind heute nicht mehr bekannt, liegen jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit in Sachzwängen resultierend aus der Geschichte der Stadtbibliothek Chemnitz.

Nach der völligen Zerstörung der Stadtbibliothek Chemnitz in den Märztagen des Jahres 1945 war ihr Neubeginn schwierig zu gestalten und erforderte von den Mitarbeitern Arbeitsleistungen unter katastrophalen Bedingungen. Jegliche Arbeitsvoraussetzungen fehlten und doch war ein extrem hoher Arbeitsaufwand nötig, um wieder als öffentliche Bibliothek fungieren zu können.

Eine inhaltliche Abgrenzung einzelner Gruppen ist heute kaum noch nachvollziehbar. Die Gruppen (A und V) sind als allgemeine Gruppen angelegt. Sie enthalten eine Vielzahl unterschiedlichster Themen.

In der Gruppe A (Allgemeines) dominiert ökonomische Literatur zum Thema Handel, Banken, Börsen, Währungen, Literatur zum Thema Landwirtschaft und zur Militärgeschichte. Vertreten sind ebenso Schriften zur Geschichte, Pädagogik sowie Reiseliteratur. Die Gruppe A enthält Werke zur Publizistik, zum Buchhandel, zum Bibliothekswesen, zur Literaturwissenschaft und zu den Naturwissenschaften. Geringen Anteil haben psychologische und medizinische Bücher sowie Beiträge zur Geschichte, zu Religion und Soziologie. Die enthaltene fremdsprachige, vorwiegend belletristische Literatur war zum größten Teil Bestandteil der Bodemer-Stiftung, die sich am Exlibris „Bod. Stift. Tenebris“ erkennen lässt.

Eine umfangreiche Sammlung an Eisenbahnliteratur spiegelt die Bedeutung der Eisenbahn als Katalysator der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wider. Darunter sind Taschenbücher zur Geschichte und Technik der Eisenbahn, zu Streckenführungen und Berufsbildern.

Die ebenfalls als allgemeine Gruppe angelegte Gruppe V enthält Gesetzbücher, Liederbücher, Grammatiken, Beiträge zur Kirchen- und Religionsgeschichte, Schriften zur deutschen Nationalliteratur, zur Geschichte (z. B. Monumenta Germaniae Historica, 1875 ff.) sowie Abhandlungen zu Leben und Werk einzelner Autoren (Goethe, Klopstock u. a.). Auch hier sind wiederum englisch- und französischsprachige sowie lateinische Titel erfasst.

In der Gruppe E (Erdkunde) finden sich Titel zur allgemeinen Geologie und Geographie sowie Titel zur Völkerkunde.

Die Gruppe G (Geschichte) wird von Schriften zur Genealogie, zu Trachten, Siegeln und Wappen bestimmt. Im Bestand sind Titel wie etwa „Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser“, „Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser“, „Gothaischer Genealogischer Hofkalender“ und „Genealogisches Taschenbuch des Uradels“. Eine kleine Sammlung von Titeln zur Weltgeschichte ergänzt den Bestand.

Die Gruppe H (Heimatkunde) erfasste die 1948 in den Bestand aufgenommene heimatgeschichtliche Sammlung, welche 1988 aus dem Magazin ausgegliedert und als Sammelschwerpunkt Regionalkunde weitergeführt wurde. Die ehemalige Gruppe L mit geologischen Karten und Messtischblättern Sachsens ist ebenfalls in diesen Bestand eingegangen.

Zur Gruppe Literatur (K) zählen Abhandlungen zur deutschen und internationalen Literaturgeschichte sowie zu einzelnen Autoren, ihren Werken und zu den verschiedenen Literaturgattungen. Sie enthält neben einigen Werkausgaben (Herder, Goethe, Freytag u. a.) die Goldene Klassikerbibliothek. Autoren wie Pestalozzi, Fröbel, Comenius und Diesterweg prägen den kleinen pädagogischen Bestand. Darin befindet sich auch eine Ausgabe der Monumenta Germaniae paedagogica (1886 ff.).

Die Gruppe P erfasst wiederum Werke zur Pädagogik, Psychologie, Philosophie und Religion.

Die Gruppe Z war für Zeitungen und Zeitschriften sowie Periodika vorgesehen. Hier dominieren Mitteilungen aus dem Vereinswesen deutscher Städte und Regionen sowie Zeitschriften zu verschiedenen Sachgebieten wie etwa „Neue Mitteilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen“ und „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“ ergänzt von Jahrbüchern und Jahresberichten wie etwa „Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen Philologie“.

Weitere Gruppen sind hinsichtlich des historischen Bestandes nicht relevant.

2.3 Sondermagazin (für historische Bestände bis 1850)

Das älteste Bestandssegment der Stadtbibliothek Chemnitz, das in einem Sondermagazin verwahrt wird, umfasst themenübergreifend Handschriften, Inkunabeln, die unter X- und W-Signatur erfassten Drucke bis 1850 (ca. 3.000 Bände) sowie Regionalia bis 1850.

Unter den Inkunabeln sollten die 1466 bei Heinrich Eggestein in Straßburg gedruckte „Biblia latina“, „Liber Chronicarum“ des Hartmann Schedel – hier als 1497 in Augsburg bei Johann Schönsperger erschienener Raubdruck und die selten überkommene „Passio Christi“ des Petrus Keyserlach von 1485 genannt werden.

Zu den besonders erwähnenswerten Handschriften zählt auch ein von insgesamt nur vier in Deutschland überkommenen Briefen des Barockdichters Paul Fleming. Im Bestand der Stadtbibliothek Chemnitz ist es der älteste der Fleming-Briefe, den er 13-jährig im Jahre 1622 an seinen Vater Abraham schrieb.

Ausgaben englischer (60) und deutscher Klassiker (15) bilden einen Schwerpunkt innerhalb der Sammlung. Auf Grund der Nähe der Stadt Chemnitz zum Erzgebirge dominieren unter den naturwissenschaftlichen Titeln Schriften zu Geologie und Bergbau.

Unter den Regionalia sind in diesem Sondermagazin 72 Titel zur sächsischen Geschichte, 21 zum Eisenbahnwesen und 35 Chroniken sächsischer Städte vertreten.

Hervorgehoben sei das Hauptwerk des Chemnitzer Bürgermeisters Georgius Agricola „De re metallica libri XII“ (Basel 1556), das auch in deutscher Fassung mit dem Titel „Berckwerck Buch“ (Frankfurt 1580) vorhanden ist. Einmalig in Deutschland ist der in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts erschienene „Führer durch die Richard Hartmann'schen Etablissements“.

Bemerkenswert ist außerdem eine umfangreiche Sammlung von Gelegenheitsschriften wie etwa Leichenpredigten, Hochzeitsreden und Reden zu besonderen Anlässen, die von oder über Chemnitzer Bürger sowie Bürger weiterer sächsischer Städte und Gemeinden verfasst wurden. Zum Bestand gehören zahlreiche Schriften aus dem Lyzeum selbst wie Festreden zu Amtseinführungen, Huldigungsschreiben, Schriften der öffentlichen Disputationen, Einladungen zu Festveranstaltungen und öffentlichen Theateraufführungen.

2.4 Sondermagazin Regionalkunde

Die als Regionalkundekabinett bezeichnete Sondersammlung sammelt und erschließt Medien über das Gebiet des heutigen Direktionsbezirkes Chemnitz, speziell das Erzgebirge, die Stadt Chemnitz und Sachsen – hier in Überblicksdarstellungen. Mit dem 1988 aus dem Magazin herausgelösten regionalkundlichen Bestand war die Grundlage für weiteren, nun intensiven Bestandsaufbau gelegt.

Der historische Bestand des insgesamt ca. 40.000 Bestandseinheiten (Stand 31.12.2013) umfassenden Regionalkundekabinettes umfasst ca. 6.000 Bände.

Im Bestand der Sondersammlung sind zahlreiche Chroniken der Städte und Gemeinden des Erzgebirges, eine Vielzahl von Festschriften Chemnitzer Betriebe, Vereinsschriften und Jahresberichte verschiedener Einrichtungen.

Von den historischen Chemnitzer Tageszeitungen wie etwa „Chemnitzer Anzeiger“ (1800 ff.), „Chemnitzer Tageblatt“ (1850 ff.) „Volksstimme“ (1898), „Sächsischer Landesanzeiger – General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend (1885 ff.) liegen bereits Sekundärformen vor. Bedeutsame Vereinsschriften und Periodika wie etwa „Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte“ (1873 ff.), „Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins“ (1862 ff.), „Bericht der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz“ (1859 ff.) und „Nachweisung der Betriebsergebnisse bei den Staats- und Privat-Eisenbahnen im Königreich Sachsen“ (1847 ff.) wurden ebenfalls verfilmt.

Die Stadtbibliothek Chemnitz verfügt über die Chemnitzer Adressbücher von 1838 bis 1943 sowie über die Kartenwerke „Geologische Karte des Königreichs Sachsen“ und die Messtischblätter Sachsens.

Zahlreiche selten oder einmalig überkommene Schriften wie etwa eine Zusammenstellung „Zur Weihe der neuen Synagoge 1899“ (welche 1938 in der Reichspogromnacht zerstört wurde) und zahlreiche Petitionsschriften von Städten und Gemeinden zum Bau von erzgebirgischen Eisenbahnstrecken sind vor allem der Sammelleidenschaft und Kenntnis der Altvorderen des Vereins für Chemnitzer Geschichte zu danken, deren Büchersammlung 1948 in den Bestand der Stadtbibliothek überging.

3 Kataloge

3.1 Zettelkatalog

Alphabetischer Katalog

Schlagwortkatalog und Systematischer Katalog des Gesamtbestandes [in Zettelform, Anlage bis 1976 nach PI]

3.2 Nachweis des historischen Bestandes

Ab 1994 erfolgt die rektrospektive Erfassung des historischen Bestandes mit dem Bibliothekssystem SISIS SUNRISE.

Recherche: www.stadtbibliothek-chemnitz.de opac.stadtbibliothek-chemnitz.de

3.3 Historische Kataloge

Accessions-Katalog der Stadtbibliothek zu Chemnitz (1869 - 1882; 1883 - 1899; 1900 - 1906; 1919 - 1926)

Bücherverzeichnis der Stadtbücherei zu Chemnitz : enthaltend die seit 1900 gedruckten Bücher mit Ausnahme der Dichtungen, Noten, Landkarten, Jahrbücher und Zeitschriften sowie der Berichte und Veröffentlichungen von Verwaltungen, Schulen, Bibliotheken, Vereinen und auswärtigen Firmen. Chemnitz 1920, Nachtr. 1927

Bücherverzeichnis der Städtischen Bücher- und Lesehalle zu Chemnitz. Chemnitz April 1912 Nachtr. Oktober 1913 Nachtr. Dezember 1915

Bücherverzeichnis der Städtischen Bücher- und Lesehalle zu Chemnitz. Teilausg.: Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaft. Chemnitz 1925

Bücherverzeichnis der Städtischen Bücher- und Lesehalle zu Chemnitz Teilausg.: Auswahl aus der „Schönen Literatur“ nebst Anhang fremdsprachige Werke. Chemnitz 1926

Katalog der Stadtbibliothek zu Chemnitz : 3. Nachtr. 1. Abteilung : Literaturgeschichte, Allgemeines, Philosophie, Geschichte, Erdkunde, Ortskunde. Chemnitz 1902

4 Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Bibliothek

4.1 Archivalien

Verzeichnis der von der Lyzeumsbibliothek übernommenen Bücher handschriftlich (nur fragmentarisch vorhanden)

Verzeichnis der von Herrn Bodemer der Stadt Chemnitz geschenkten Werke Handschriftlich (unvollständig)

Vetters, Julius Robert : Regulativ, die Stadtbibliothek betreffend. Chemnitz 1869

4.2 Darstellungen

Brendel, Sabine : Von der Liberey zur Stadtbibliothek 1. Bibliotheken in Chemnitz von den Anfängen bis 1945. Chemnitz 1999

Finsterbusch, Kurt : 85 Jahre Stadtbücherei Karl-Marx-Stadt In: Der Bibliothekar 8 (1954), S. 572 - 574

Hager, Johann Georg : Memorabilium Bibliothecae Chemniciensis. Pars 2, 5, 7. Chemnitz 1770 - 1777

Sarnowsky, Jürgen : Die Bibliothek des Klosters Chemnitz am Vorabend der Reformation : ein Bücherverzeichnis von 1541. Erzabtei St. Ottilien 1997 Aus: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige ; 108

Stadtbibliothek <Chemnitz>: Zug um Zug : die Geschichte der Stadtbibliothek Chemnitz in 8 Stationen. Chemnitz 2004

5 Veröffentlichungen zu den Beständen

Deckert, Helmut : Katalog der Inkunabeln und beigebundenen Postinkunabeln der Stadt- und Bezirksbibliothek Karl-Marx-Stadt : Deposita in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden In: Beiträge zur Inkunabelkunde 3.F. (1968), S. 55 - 92

Stadtbibliothek <Chemnitz>: Kostbarkeiten der Stadtbibliothek Chemnitz : … anlässlich der Ausstellung „Aufbrüche“ : Buchkunst zwischen Pergament und Plexiglas“ … / hrsg. von der Stadtbibliothek Chemnitz. Chemnitz 2008

Verzeichnis der von Herrn Bodemer der Stadt Chemnitz vermachten Bücher (handschriftlich) Chemnitz [1870]

Sabine Schumann aktualisiert: 6/2015, Tina Goldammer




Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.