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Stadtbibliothek

Adresse. Altmarkt 17, [Karte]
Postfach 327, 02703 Löbau
Telefon. (03585) 8325-42
Bibliothekssigel. <Lö 3>

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Löbau
Funktion. Öffentliche Stadtbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte der Stadt Löbau, der Region, der Oberlausitz und Sachsens.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Präsenzbenutzung der historischen Bestände. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag 13-18 Uhr, Mittwoch, Freitag 10-18 Uhr, Donnerstag geschlossen. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Benutzerordnung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung und Vorbestellung der Literatur erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). A 4 (E 40), B 6. Öffentliche Parkplätze im Stadtzentrum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der historische Buchbesitz der Stadtbibliothek Löbau entstand durch Vereinigung alter Kirchen- und Schulbuchbestände mit Werken aus der sogenannten Ratsbibliothek sowie mit Büchersammlungen, die durch Vermächtnisse in den Besitz der Stadtverwaltung kamen. In den Stadtchroniken wird berichtet, daß am 3. Dezember 1630 in einer Ratssitzung beschlossen wurde, eine Bibliothek anzulegen, zu diesem Zweck dem Studenten Frenzel aus Seidenberg eine größere Anzahl Bücher für 120 Taler abzukaufen und sie in einem Gewölbe der Kirche St. Nikolai zu verwahren. Johannes Frenzel hatte die angebotenen theologischen, juristischen und historischen Werke im Februar und September 1630 aus der Bibliothek der schlesischen Adelsfamilie Sommerfeld, die Anfang des 17. Jhs in die Lausitz übergesiedelt war, in Seidenberg nach dem Tode von Ernst von Sommerfeld († 1614) günstig erwerben können. Im Gewölbe von St. Nikolai befand sich damals schon eine Sammlung verschiedener theologischer Werke. Als die wendische Kirche nach dem großen Stadtbrand in Löbau von 1678 wieder hergestellt worden war, brachte man den gesamten Büchervorrat in einem zugänglicheren feuerfesten Gewölbe dieser Kirche unter.

1.2 Ab 1631 war der Magistrat der Stadt Löbau ernsthaft darauf bedacht, die neugegründete Bibliothek zu vermehren. Zwar stand dafür nur ein Betrag von 12 Talern zur Verfügung, aber Ratsmitglieder, Geistliche, Lehrer und Bürger Löbaus trugen durch Schenkungen zur Erweiterung bei. An erster Stelle muß Matthäus Nossigk genannt werden, der bereits in den Jahren 1623 und 1627 als Bürgermeister, dann als " Consul regens" erwähnt wird. Nach seinem Tode († 1632) ging eine große Anzahl von Schulbüchern in die Ratsbibliothek über. Aus einigen Anmerkungen in diesen Büchern geht hervor, daß sie zuvor zum großen Teil im Besitz eines Ventzke (vermutlich ein Lehrer) gewesen sind. 1633 schenkte die Witwe Anton Gommers (1582-1633), eines früheren Predigers an der wendischen Kirche, der Löbauer Bibliothek eine Ausgabe der Werke Ciceros. Ferner vermachte Johann Fiebinger 1682 der Stadt ein größeres Stipendium sowie seine Bibliothek mit 102 Bdn.

1.3 Der Fürsorge Löbauer Bürgermeister für die Bibliothek insbesondere sind Friedrich Segnitz († 1728), Christian Segnitz (1652-1714), Zacharias Limmer († 1689) und Christian Trautmann (1678-1740) zu nennen ist ein erheblicher Bestandszuwachs teils durch Schenkungen, teils durch den Ankauf wertvoller Werke zu verdanken. Eine Reihe beachtenswerter Hss., insbesondere aus der Reformationszeit, erhielt die Bibliothek vermutlich aus dem Nachlaß des 1737 verstorbenen Pastors Johann Christian Kunkel (*1674). Die testamentarische Bestimmung des Bürgermeisters Johann Samuel Kunkel ermöglichte 1796 den Erwerb von 20 zumeist vielbändigen Werken eigener Wahl, wodurch 230 Bde vorrangig zoologischer und geographischer Titel eingingen. Noch vor 1796 hatte der Bürger und Leinwandfabrikant Gottlieb May der Bibliothek einen Atlas des Ptolemäus ( s. u. 2.5) geschenkt.

1.4 Die beachtliche Bestandsvermehrung hatte den Rat der Stadt bereits 1734 veranlaßt, einen Bibliothekar anzustellen und die Verwaltung nach dem Zittauer Bibliotheksreglement von 1732 vornehmen zu lassen. Zu den Pflichten des ersten Bibliothekars, Rektor M. Petrus August Gude († 1743), gehörte die Anfertigung eines Kataloges sowie die wöchentliche Öffnung der Bibliothek und die Ausleihe von Büchern, welche unter seinen Nachfolgern in Vergessenheit geriet und daher von dem jungen Karl Preusker (1786-1871) öffentlich angemahnt wurde. Um eine geordnetere Verwaltung bemühte sich zwischen 1825 und 1844 der Schuldirektor und beauftragte Bibliothekar Friedrich Junge. Aus dem von ihm angefertigten systematischen Bücherverzeichnis mit 1485 Nachweisen (1833) ist ersichtlich, daß seit der Katalogisierung von Gude zwischen 1730 und 1830 manches Wertvolle abhanden gekommen war. Mit Unterstützung der Deputation von sieben Bürgern konnte Junges Nachfolger, Schuldirektor Kretschmer, die Bibliothek zwischen 1844 und 1874 durch Schriften zum Gewerbeleben und zur Provinzial- und Ortsgeschichte wesentlich bereichern. Kretschmer trat schon 1865 für die Unterbringung des Bestandes in einem größeren Raum mit Lese- und Studierzimmer ein sowie für die Umwandlung der Ratsbibliothek in eine Stadtbibliothek mit vorrangig naturwissenschaftlichen, geschichtlichen, geographischen und philologischen Erwerbungen. In den achtziger Jahren des 19. Jhs erfolgte die Einrichtung einer gesonderten Abteilung Volksbibliothek und die getrennte Unterbringung der beiden Bibliotheken während der Amtszeit von Dr. Gelbe (1874-1891).

1.5 In Verbundenheit mit seiner Vaterstadt hatte Karl Preusker, Rentamtmann in Großenhain, der Stadtbibliothek von den vierziger Jahren an alle seine Schriften überlassen. In den folgenden Jahrzehnten deponierte er in Löbau Drucke und Mss. zur Geschichte der Oberlausitz sowie u. a. die Hs. seiner Autobiographie. Nach seinem Tode erhielt die Stadtbibliothek 1873 seine gesamte Privatbibliothek mit 281 Bdn. 159 Bde zur Lausitzer Geschichte gingen der Bibliothek 1879 mit dem Nachlaß des in Löbau geborenen und erzogenen Advokaten Reichel zu. 1882 betrug der Bestand 2366 Bde. Nach 1900 fand offenbar kein nennenswerter Zuwachs mehr statt. Die Sammlung gilt gegenwärtig als abgeschlossen.

1.6 In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs erfolgte unter Leitung des für Stadtbibliothek, Stadtmuseum und Stadtarchiv verantwortlichen Prof. Otto Steininger (1867-1962) eine gemeinsame Verlagerung schützenswerter Bestände aus diesen Einrichtungen. Bei der Rückführung kam es wohl aus pragmatischer Sicht zu Umverteilungen, die bisher nicht reguliert worden sind. Die wertvollen Bücher der Ratsbibliothek waren nach 1945 jahrelang nur unzureichend untergebracht. Erst ab 1991 befinden sie sich wieder in den Räumen der heutigen Stadtbibliothek. Ein beträchtlicher Anteil der Bestände, u. a. 3 Inkunabeln sowie eine Lutherbibel von 1545, befinden sich im Stadtmuseum, wohin nach der Rückführung 1945 auch verlagertes Bibliotheksgut übergeben worden war. Die Stadtbibliothek bemüht sich gegenwärtig um baldige vollständige Rückgabe. Der verbliebene historische Bestand befindet sich geschlossen in einem Dienstraum der Bibliothek. Vorgesehen ist eine günstigere gesicherte Aufstellung im gleichen Gebäude und die Einrichtung einiger näher gelegener Leseplätze.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 40.000 Bdn umfaßt der historische Bestand 2014 Titel in ca. 3000 Bdn einschließlich der Periodika. Darunter befinden sich 8 Inkunabeln, 235 Titel des 16. Jhs, 326 des 17. Jhs, 391 des 18. Jhs und 1054 des 19. Jhs.

2.2 Zwei Drittel des Bestandes (1520 Titel) sind in deutscher, ein Drittel (490) in lateinischer Sprache verfaßt, die insbesondere in den Sachgruppen Theologie, Recht, Philologie, Philosophie und Geschichte aus dem 15. bis 17. Jh dominiert. Drei Drucke wurden in Französisch, einer in Italienisch ermittelt.

Waltraud Müller

Systematische Übersicht

2.3 Der historische Bestand wurde 1953 numerisch aufgestellt. Die Beschreibung folgt der Gliederung des vom damaligen Bibliotheksbeauftragten Dr. Oskar Schmidt (* 1858) erstellten und 1905 veröffentlichten systematisch-alphabetischen Kataloges der Stadtbibliothek und eines Verzeichnisses aus dem Jahre 1953.

2.4 Die Gruppe Philologie enthält Werke zumeist antiker Schriftsteller, fast ausnahmslos in lateinischer Sprache, sowie Grammatiken, Wörterbücher, sprach- und literaturwissenschaftliche Abhandlungen. Der Abschnitt " Schriftsteller von philologischem Interesse" enthält 11 Titel aus dem 16. Jh, einen aus dem 17. Jh, 4 aus dem 18. Jh sowie 17 aus dem 19. Jh. Neben Werken von Autoren der Antike und Neulateinern wie Melanchthon liegen Prosa und dramatische Schriften zahlreicher heute unbekannter Verfasser des 16. Jhs sowie einzelne lateinische Dichtungen vom Anfang des 19. Jhs vor. Aus dem 16. Jh (3) und dem 19. Jh (4 Titel) stammen Grammatiken sowie einzelne Sprachlehren der lateinischen (3), hebräischen (eine), französischen (2) und englischen Sprache (eine). Wörterbücher sind aus dem 17. und 18. Jh (je 2 Titel) sowie dem 19. Jh (10) für die Sprachen Latein (3), Französisch (5) und Italienisch (2) vorhanden. Die Bibliothek besitzt Johann Christoph Adelungs Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart (Leipzig 1793-1801) sowie Jakob und Wilhelm Grimms Deutsches Wörterbuch (Leipzig; Lieferungen von 1854 bis 1938). 13 wissenschaftliche Abhandlungen (16. Jh 6, 17. Jh 2 und 19. Jh 4) gelten Sprachproblemen in Dichtkunst, Rhetorik und Briefkunst, Fragen von Sprachverwandschaft und Etymologie u. ä.

Waltraut Guth

2.5 Das Sachgebiet Geographie umfaßt ca. 153 historische Titel. Unter den Karten- und Bildwerken hervorzuheben ist der von Gottlieb May um 1785 geschenkte Atlas mit 32 Karten in handkolorierten Holzschnitten nach Claudius Ptolemäus (Daten umstritten; nach dem Verzeichnis der Kartensammlung der DDR: Armsheim 1486, nach einem Gutachten des Hessischen Stadtarchivs Marburg: 2. Ausg. Ulm 1485). Die zu dieser Ausgabe gehörenden Begleittexte (Register alphabeticum und De locis ... mundi) fehlen. Von Erhard Etzlaub (1462-1532), Initiator der heutigen Straßenkarten, ist das Kartenblatt der Landstraßen durch das Römische Reich (Nürnberg 1501) beigebunden. Unter den allgemeinen Schriften und geographischen Nachschlagewerken verdienen insbesondere die Anfangsbände der von Alfred Hettner (1859-1941) begründeten und herausgegebenen Geographischen Zeitschrift (1-25, 1895-1914) Beachtung sowie von dem Geographen Anton Friedrich Büsching (1724-1793) das Magazin für die neue Historie und Geographie (Hamburg und Halle 1767-1788; 22 von 25 Bdn), das als Vorarbeit zu seiner Erdbeschreibung (Hamburg 1787-1794) gilt.

2.6 Als älteste Drucke aus dem 16. Jh finden sich Abraham Ortelius' Synonymia geographica (Antwerpen 1578) sowie Sebastian Francks Wahrhaftige Beschreibung aller Teile der Welt (Frankfurt 1567). 68 Titel sind Reisebeschreibungen, Reiseerinnerungen, Reisehandbücher und -führer über verschiedene Gegenden des europäischen Raumes, darunter die Neue europäische Staats- und Reisegeographie (Leipzig und Görlitz 1750-1762). Über den asiatischen Raum gibt es 13 Titel, darunter 2 Beschreibungen von Wallfahrten nach dem Heiligen Lande aus dem 16. Jh sowie 4 Reiseschilderungen aus dem 17. Jh. Zehn Reisebeschreibungen über Afrika stammen aus dem 19. Jh, ebenso wie 8 Titel über Amerika und 3 Werke über Australien, Ozeanien und die Polarländer. Von Karl Friedrich Wander (1803-1878) findet sich ein Auswanderungs-Katechismus (Glogau 1852).

Waltraud Müller

2.7 Der Bestand zur Geschichte umfaßt 314 Titel. Unter den 39 Werken zur Allgemeinen Geschichte befinden sich 11 lateinische Titel des 16. Jhs, zumeist als " Chronologia" oder " Annales" ausgewiesene Gesamtdarstellungen der seinerzeit bekannten Länder sowie einige Genealogien. Zu den ältesten gehören die Chronologia von Johann Funcke (Funccius; Nürnberg 1545) und das von Melanchthon (Wittenberg 1559) und später von Caspar Peucer (Wittenberg 1572) herausgegebene Chronicon Carionis. Vom Beginn des 17. Jhs stammt u. a. die Newe Kayserchronika. Von Caesar bis auf Rudolf II. des Pfarrers Michael Sachse (Magdeburg 1606). Aus dem 18. Jh liegen vor Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1730-1732) sowie die von Johann Heinrich Zedler (1706-1763) herausgegebene Allgemeine Staats-, Kriegs-, Kirchen- und Gelehrten-Chronike (Leipzig 1733). Der Görlitzer Verlag C. G. Anton gab 1799 eine kommentierte Ausgabe von Tacitus' Über Lage, Sitten und Völkerschaften Germaniens heraus. Zum Teil aus den Nachlaß von Johann Samuel Kunkel sind von der seit Ende des 18. Jhs in England erschienenen Welthistorie die übersetzten Ausgaben zur Geschichte Deutschlands, Frankreichs, der Niederlande, Norwegens und Dänemarks verfügbar. Umfassende weltgeschichtliche Darstellungen des 19. Jhs stammen von Karl Heinrich Pölitz (Leipzig 1830), Karl von Rotteck (Frankfurt 1832, Stuttgart 1832-1833) und Leopold von Ranke (2. Aufl., Leipzig 1896).

2.8 Zur Geschichte der Völker des Altertums (14 Titel) liegen die Werke der römischen Historiker Flavius (Basel 1540, Frankfurt 1580), Livius (Frankfurt 1578, Leipzig 1829), Plutarch (Frankfurt 1880), Tacitus (Antwerpen 1585) und Sueton (Basel 1560) vor. Im 17. Jh erschienen die Arbeiten von Johann Sleidanus und Augustinus Tornelius. Aus dem 19. Jh ist u. a. die Geschichte Julius Caesars ( Wien u. a. 1865) von Napoleon III. vorhanden.

2.9 Die 59 Titel zur Deutschen Geschichte bis zum Ende des 17. Jhs erschienen in etwa gleicher Anzahl im 16. bis 19. Jh. Teilweise mehrere historische Arbeiten betreffen Bayern (4 Titel des 16. Jhs), Anhalt (eine), Braunschweig (2), Brandenburg (2 des 17. Jhs, eine des 18. Jhs), Pommern (eine des 16. Jhs), Schlesien (3 des 18. und 19. Jhs) sowie Böhmen (7 Titel des 16., 17. und 19. Jhs), ferner Österreich (4 Titel des 16. bis 18. Jhs) und Holland (2 Titel des 17. Jhs). Die Ordentliche Beschreibung und Verzeychniss aller fürnemer Händel (bis auf das Jahr 1583) von Johann Sleidanus und Michael Beuther (Straßburg 1588) wurde vermutlich über den Studenten Frenzel aus der Bibliotheca Sommerfeldiana Seidenberg angekauft. Während die Werke des 17. Jhs, z. T. noch in lateinischer Sprache, zumeist einzelne Ereignisse zum Gegenstand haben, finden sich vom Beginn des 18. Jhs an eine Reihe von Gesamtdarstellungen sowie Genealogien in deutscher Sprache, wie die Bio- und Bibliographica Silesiaca von Johann Jacob Füldener (Lauban 1731) und Karl Falkensteins Geschichte des Johanniter-Ordens (Dresden 1833).

2.10 Zur Deutschen Geschichte von 1700 bis in die Gegenwart existieren 31 Titel des 18. Jhs (8) und des 19. Jhs (23). Die ersten Jahre des Siebenjährigen Krieges sind dokumentiert in 3 Sammlungen von Nachrichten, Urkunden und Staatsschriften aus den Jahren 1757 und 1758 sowie durch die Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Korrespondenten (1756-1759). Die Stenographischen Berichte der Nationalversammlung (Frankfurt, Leipzig 1848), Lesebücher, Tagebücher und Memoiren betreffen die Ereignisse in Europa 1848 und 1849; zu den Kriegen 1866 und 1870/71 liegen u. a. Text- und Kartenwerke des Preußischen Generalstabs (Berlin 1867; 1874) vor. Zur Geschichte Bayerns nach Maximilian III. (1745-1777) existiert eine Dokumentensammlung (Frankfurt und Leipzig 1778-1779); über die Geschichte der Deutschen in Böhmen liegen die Mitteilungen des gleichnamigen Vereins aus den Jahren 1888 bis 1894 (Prag) vor. Ein alphabetisches Namensregister bürgerlicher deutscher Wappenvorkommen von Johann Joseph Kenfenheuer besitzt die Bibliothek aus dem Jahre 1837 (Hoffmannsthal und Köln).

2.11 Bereits aus dem der Bibliotheksgründung vorangehenden Jahrhundert sind geschichtliche Darstellungen fast aller europäischen Länder vorhanden: Polen (1521, 1541, 1562, 1576), Ungarn (1568), Dänemark, Schweden, Norwegen (1584), Spanien (1576, 1677, 1716), Italien (1584), Schweiz (1586), Schottland (1594), Türkei (1595, 1596). Zwei Anfang des 17. Jhs erschienene Titel betreffen Moskau (1620) und die Niederlande (1625). Die Herkunft aus der Sommerfeldischen Bibliothek zu Seidenburg ist zumindest für Carlo Sigonius' Geschichte des Königreichs Italien von 570-1200 (Straßburg 1584) und Johann Rudolf Stumpffs Gemmeiner löblicher Eidgenossenschaft Statten, Landen und Völkern chronikwürdiger Thaten Beschreibung (Zürich 1586) belegt. Weitere 4 Titel zur polnischen Geschichte liegen aus dem 18. Jh (3) und dem 19. Jh (einer) vor; hinzu kommen über Ungarn 2 und über Frankreich 4 Titel aus dem 19. Jh sowie über England Gilbert Burnets History of his own time in deutscher Übersetzung (Leipzig 1724-1734). Aus dem 16. und 17. Jh sind 11 historische Darstellungen nicht-sächsischer Städte vorhanden, darunter die Chroniken der Stadt Magdeburg (Johann Pommer, Magdeburg 1587; Benjamin Leuber, Freiberg 1648) und aus dem 19. Jh 5 Historien böscher Städte.

2.12 50 Titel finden sich zur sächsischen Geschichte. Die älteste der drei vorhandenen sächsischen Genealogien veröffentlichte Laurentius Faust im Jahre 1588 in Dresden. David Chytraeus' Neue Sachsen-Chronika vom Jahre 1500-1598 (Leipzig 1597-1598) stammt vermutlich aus der Bibliotheca Sommerfeldiana. Vier z. T. umfangreiche Sammelwerke und Gesamtdarstellungen liegen aus dem 18. Jh vor (Leipzig 1724; Dresden 1767; Chemnitz 1784; Dresden 1792), außerdem die erste verfügbare Geschichte des kurfürstlichen Hauses Sachsen von Adam Friedrich Glafey (Frankfurt und Leipzig 1721). Aus dem 19. Jh existieren nur 6 Gesamtdarstellungen, u. a. von Hermann Meynert (Leipzig 1835), Carl Christian Carus Gretschel (Leipzig 1843-1853), Otto Kaemmel (Festschrift Haus Wettin, 1889) und Konrad Sturmhöfel (Zittau 1893). Hinzuweisen ist auf einen Band Gedichte über Episoden und Persönlichkeiten aus der sächsischen Geschichte (Adolf Böttger, Leipzig 1853) und eine Sammlung des Sagenschatzes von Sachsen nach schriftlichen Überlieferungen und Quellen von Johann Georg Graesse (Dresden 1874). Einzelschriften betreffen Ereignisse wie die Aufnahme der Augsburger Konfession, Napoleons Aufenthalte in Sachsen, die Einführung der konstitutionellen Verfassung u. a. m. 7 Titel (18. Jh 2, 19. Jh 5) sind Ortsgeschichten.

2.13 Die Gruppe Lausitzer Geschichte umfaßt 39 Werke (17. Jh eines, 18. Jh 6 und 19. Jh 32). Verfügbar sind Benedict Carpzovs Neueröffneter Ehrentempel Merckwürdiger Antiquitäten des Markgraffthums Oberlausitz (Leipzig und Bautzen 1719), die Sammlung der Scriptores rerum Lusaticarum antiqui et recentiores (Leipzig und Bautzen 1719) sowie die Historischen und Gelehrten auch anderen Merkwürdigkeiten derer beyden Marggrafenthümer Ober- und Nieder-Lausitz (2 Bde, Leipzig und Bautzen 1736). 1793 erschien in Leipzig die vierbändige Arbeit Benjamin Gottfried Weinarts über Rechte und Gewohnheiten der beyden Markgrafentümer Ober- und Niederlausitz.

2.14 Von den insbesondere unter dem Bibliothekariat von Kretschmer (1843-1873) gesammelten Dokumenten zur Löbauer Stadtgeschichte findet sich nur die Löbauer Chronik der Jahre 1801-1850 von W. Friedrich August Eckhart (Löbau 1851). Zur Geschichte Zittaus liegen insgesamt 8 Titel des 19. Jhs von Christian Adolph Pescheck (1752-1826), Carl Gottlob Morawek (1816-1896) und Karl Anton Tobias (1828-1872) vor. Die " Sechsstadt" Kamenz und Umgebung ist in Johann Gottfried Bönischs zweibändiger historisch-geographisch-statistischer Topographie (Kamenz 1824) dargestellt. Zwei Veröffentlichungen aus dem 18. Jh sind zum Stadtbrand 1634 in Bautzen vorhanden; über die Unterstützung der Opfer gleicher Katastrophen 1827 in Bautzen und 1842 in Kamenz gibt es weitere Berichte. Die Geschichte Laubans [Lubán/Polen] von Paul Berckel erschien 1896 (Lauban). Darüber hinaus existieren Darstellungen zur Region Zittau von Carl Gottlob Morawek, zur Blutflüssenden Bern-Stadt (Salomon Haußdorf, Zittau 1689) und zum " Eigenschen Kreis" (Hermann Knothe, Dresden 1870). Zum Teil lückenhaft ist das Neue Lausitzische Magazin (1826-1941) vorhanden.

2.15 Die 45 Titel historischer Biographien und Personalschriften aus dem 18. Jh (11) und dem 19. Jh (34) enthalten Biographien und Würdigungen, Memoiren, Tagebücher und Briefwechsel von Regenten und anderen Vertretern verschiedener Fürstenhäuser des In- und Auslandes, von Persönlichkeiten aus Geschichte sowie Kirchen- und Militärgeschichte. Jeweils mehrere Darstellungen betreffen Luther, Napoleon I. und Bismarck. Hinzuweisen ist auf ein Verzeichnis der Bürgermeister von Görlitz (1839).

Waltraut Guth

2.16 In der Sachgruppe Literatur und Kunst (126 Titel) umfaßt die einleitende literaturgeschichtliche Bestandsgruppe 13 Titel aus dem 16. bis 19. Jh zur Geschichte der Wissenschaften. Vier allgemeinbildende periodische Schriften des 17. bis 19. Jhs erschienen in deutscher Sprache. Für die Gelehrtengeschichte noch heute wertvoll ist die Sammlung Icones sive imagines virorum litteris illustrium (Straßburg 1590) des Juristen und Dichters Nicolaus Reisner (Reussner, 1545-1602). Von dem Philologen Antonius Ricobonus (1541-1599) stammen eine Sammlung von Schriftdenkmalen der älteren und jüngeren Vergangenheit nebst Methodik zur Geschichtswissenschaft sowie die Geschichte und Fragmente der alten Latiner (beide Basel 1579). Unter den Titeln Felix Literatus (Augsburg 1676) und Infelix Literatus (Augsburg 1680) kommentierte Theophyl Spitzel (1639-1691) das Schaffen historischer und theologischer Schriftsteller. Zu den Bücherverzeichnissen gehören u. a. die Bibliotheca classica (Frankfurt 1611) von Georg Draudius (1573-1630) und Specimen catalogi librorum ex omnis eruditionis (Wittenberg 1742-1744) aus der Privatbibliothek des Juristen Johann Jacob von Ryssel (1627-1699). Einen Wegweiser älterer und neuerer gemeinnütziger Schriften aus verschiedenen Wissenschaften (Ebersbach 1859-1863) stellte der Gutsbesitzer und Fabrikant Carl Gabriel August Freude (1800-1879) nach den Beständen seiner " Freudeschen Bibliothek" zusammen, die er der Gemeinde Ebersbach stiftete.

2.17 Zur deutschen Literaturgeschichte liegen einige Gesamtdarstellungen vor, ferner Friedrich Schlegels Geschichte der Poesie der Griechen und Römer (Berlin 1798) und einzelne Biographien, so die Erinnerungen an das Leben Johann Gottfried Herders von seiner Ehefrau Maria Carolina (Tübingen 1826).

2.18 Die 88 Titel Dichtungen und Gedichtsammlungen enthalten heute zumeist kaum mehr bekannte Werke aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und aus dem 19. Jh. Erwähnt seien Ludwig Theoboul Kosegarten, Jucunde, eine ländliche Dichtung in 5 Eklogen (Berlin 1803), eine Sammlung Auserlesene Gedichte (Berlin 1764) der " Karschin" (d. i. Anna Louise Karsch, 1722-1791) und Neue auserwählte Schriften der Enkelin der Karschin (Heidelberg 1817) von Wilhelmine von Chezy. Nach Inhalt oder Herkunft aus den Verlagsorten Bautzen, Görlitz und Löbau haben 9 Titel regionalen Bezug. Von außerdeutschen europäischen Schriftstellern liegen 10 Titel vor, aus der antiken Literatur einer und der orientalischen Literatur 3. Zeitgenössische Ausgaben sind Johann Peter Hebels Allemannische Gedichte (1830), die Gedichte Ludwig Heinrich Höltys und Ludwig Tiecks, außerdem Jean Pauls Romane, der Messias (Altona 1780) von Klopstock und die Idyllen (Königsberg 1841) von Johann Heinrich Voss. Von Gustav Schwab liegt die umfangreiche Deutsche Prosa (Stuttgart 1843) vor.

2.19 Zu 11 Werken über Kunstgeschichte und Kunstgewerbe gehören Johann Joachim Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums ( Wien 1776), die Betrachtungen über die Malerei (Leipzig 1762) des Diplomaten und Sammlers Christian Ludwig Hagedorn (1713-1780) sowie ein Bildband über die Weber-Kunst (Kulmbach 1736). Werke des 19. Jhs enthalten neben zwei Kunstgeschichten die Schriften und Sammlungen des Sächsischen Kunstvereins, des Altertumsvereins, der Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler in Sachsen u. a. m.

2.20 Bis 1887 besaß die Bibliothek eine wertvolle, häufig aufgesuchte Musikaliensammlung aus dem 16. und 17. Jh mit Werken u. a. von Samuel Beslaer (1574-1625), Jacobus Mailandus (1542-1577), Joachim à Burck (1541-1610), Jacobus Handl (1550-1591), Heinrich Schütz (1585-1672), Christian Hollander († 1569) und Antonius Scandellus (1517-1570). Als eine Zentralstelle für Tonwerke des 15. bis 17. Jhs in Sachsen gegründet werden sollte, übergab die Stadt Löbau als einer der ersten Besitzer die 71 Titel umfassende Sammlung ihrer Ratsbibliothek als Dauer-Depositum an die damalige Königliche Öffentliche Bibliothek Dresden. Gegenwärtig besitzt die Bibliothek nur noch wenige historische Werke zur Musikgeschichte, u. a. die Hinterlassenen Schriften von Carl Maria von Weber (Dresden und Leipzig 1828), die Biographie Johann Sebastian Bachs (Leipzig 1873-1880) von Philipp Spitta (1841-1891), Kritiken und die Autobiographie des österreichischen Musikforschers Eduard Hanslick (1825-1904) sowie das Handbuch der musikalischen Literatur (Leipzig 1817-1825).

2.21 Von 179 naturwissenschaftlichen Titeln betreffen 20 aus dem 16. bis 19. Jh die Mathematik einschließlich der mechanischen Wissenschaften. Von Leonhard Euler liegen u. a. die Calculi infinitesimalis ( Wien 1764) und die Introductio in analysis infinitorum (Lausanne 1748) vor, von Leibniz und Johann Bernoulli das Commercium philosophicum et mathematicum (Lausanne und Genf 1745), von Christian Wolff der Auszug aus den Anfangsgründen aller Mathematischen Wissenschaften (Leipzig 1740) sowie ein mathematisches Lexikon (Leipzig 1747). Weitere mathematische Titel enthalten Tabellen und mathematische Aufgaben. Von Jacob Leupold (1674-1727) besitzt die Bibliothek 4 Titel der Reihe Theatrum machinarum (Leipzig 1724-1725) und je ein Werk des Theatrum staticum (Gewichtskunst und Waagen, Leipzig 1725) und des Theatrum pontificale (Brücken und Brückenbau, Leipzig 1726).

2.22 Der Bestand zur Astronomie (10 Titel, vorrangig 18. Jh) enthält u. a. das mit vielen handschriftlichen Tabellen und Aufzeichnungen versehene De Judiciis seu Fatis Stellarum (Venedig 1485) des Arabers Ali Ibn Abi al-Rijal, gen. Albohazen Haly sowie die von Johannes Kepler herausgegebenen Tabulae Rudolphinae des Tycho Brahe (Ulm 1627).

2.23 Die das Gesamtgebiet der Naturwissenschaften umfassenden Titel reichen von einem Auszug aus Aristoteles Werken, Epitome philosophiae naturalis (Leipzig 1596), nebst einem Kommentar von Johann Ludwig Hawenreuter (Straßburg 1600) und Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim, De occulta philosophia (1553) in drei Büchern bis zu Alexander von Humboldts Kosmos (Berlin 1845-1862), der Rede Rudolf Virchows Über die nationale Entwicklung der Naturwissenschaften (Berlin 1865) und zur deutschen Erstausgabe (Stuttgart 1874-1888) der Werke von Charles Darwin. Zur Geologie seien Georg Agricolas De re metallica libri XII (Basel 1565) und Bernhard Cottas Leitfaden und Vademecum der Geognosie (Dresden und Leipzig 1849) angeführt.

2.24 Dank des großzügigen Vermächtnisses von Bürgermeister Johann Samuel Kunkel († 1796) gelangte die Bibliothek in den Besitz der Allgemeinen Naturgeschichte in deutscher Übersetzung (Berlin 1771-1774) von Buffon, seiner Naturgeschichte der Vögel (Berlin 1772-1792) und seiner Naturgeschichte der vierfüssigen Thiere (Berlin 1772-1792), sämtlich mit zahlreichen Kupferstichen illustriert. Bewahrt werden konnte auch das als Fortsetzung gedachte Natursystem aller bekannten in- und ausländischen Insekten (Berlin 1793-1794) mit 5 Kupfertafeln von Carl Gustav Jablonsky (1756-1787).

2.25 Zur Botanik ist eine Reihe von Kräuterbüchern vorhanden, so Theodor Dorstenius' († 1552) Botanicon continens herbarum aliorumque simplicium, quorum usus in medicinis est (Frankfurt 1540), die deutsche Ausgabe von Leonhart Fuchs' (1501-1566) Löblicher Abbildung und Contrafeyung aller Kreuter (Basel 1545) sowie weitere Ausgaben aus dem 17. und 18. Jh. Die 16 Titel zu Physik und Chemie erschienen mit 2 Ausnahmen im 19. Jh. Darunter befinden sich u. a. mehrere Werke von Hermann von Helmholtz (1821-1894), Julius Adolph Stöckhardt (1809-1886) sowie die Electrochemie (Leipzig 1896) von Wilhelm Ostwald (1853-1932).

2.26 18 Titel der " aelteren", zumeist allgemeinen Medizin stammen vorwiegend aus dem 17. und 18. Jh. Walter Ryffs Confect Buch und Hauss Apoteck erschien 1584 (Frankfurt) in deutscher Sprache. Die in Bautzen publizierten Titel Consilium politico-physicum (1680) von David Herlitz und Consilium medicum (1710) von Gottlieb Buddäus gelten den Verhaltensmaßnahmen bei Pest, Fleckfieber und anderen Infektionskrankheiten. Die Gruppe " Neuere Medizin" enthält Werke zu mehreren medizinischen Disziplinen einschließlich rechtlicher Belange sowie zu Fragen des Krankenhausbaues und der Schaffung von Volksbädern. Drei Titel liegen zur Gesetzgebung im Bereich der Veterinärmedizin in Sachsen vor.

Waltraud Müller

2.27 Eine kleine Gruppe Philosophie (insgesamt 32 Titel) enthält Werke der " Älteren Philosophie" (16 Titel) des 16. und 17. Jhs sowie zur " Neueren Philosophie" des 19. Jhs. Als wichtigste, z. T. mit mehreren Schriften vertretene Autoren des 16. Jhs seien genannt Erasmus (2 Titel), Melanchthon (3) und Caspar Peucer. Aus dem 17. Jh sind die theosophischen Schriften des Görlitzer Mystikers Jacob Böhme (1575-1624) vorhanden.

2.28 Zum Bestand der " Neueren Philosophie" gehören u. a. die vollständige Werkausgabe (Berlin 1832-1842) und das System der Wissenschaft (Bamberg und Würzburg 1807) von Hegel, sowie die Ethik (Stuttgart 1892) und Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele (Hamburg 1892) von Wilhelm Wundt (1832-1920).

Waltraut Guth

2.29 Auf die Sachgruppe Staatswissenschaft entfallen 69 Titel, davon 26 in lateinischer Sprache. Die 19 Titel zum allgemeinen Staats- und Völkerrecht stammen mit wenigen Ausnahmen (2 des 16. Jhs, einer aus dem 18. Jh, 3 aus dem 19. Jh) aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs. Hinzuweisen ist auf Hugo Grotius' De jure belli ac pacis libri tres (erste Amsterdamer Ausgabe 1646), den Traktat zum Verhältnis zwischen weltlicher und kirchlicher Macht (Frankfurt 1663) von Theodor Reinkingk († 1664) und die 1668 in Frankfurt/Oder erschienene Schrift De arcanis imperii des Arnoldus Clapmarius (1574-1608). Von dem Görlitzer Gregor Richter (1560-1624) liegen die Axiomata historica eaque politica (Görlitz 1599-1604) vor. Auch besitzt die Bibliothek das Volkstümliche Handbuch der Staatswissenschaften und Politik (Leipzig 1848-1851) von Robert Blum (1807-1848). Die Beheimische Landordnung samt erneuerten reformierten Artikuln durch Peter Sturba (Frankfurt 1604) ist dem Vermerk auf dem Einbanddeckel zufolge 1604 für eine schon vor 1630 vorhandene Büchersammlung im Rathaus zum öffentlichen Gebrauch und für die Gemeindeverwaltung gekauft worden.

2.30 Zum Staats- und Verfassungsrecht des Heiligen Römischen Reiches (5 Titel des 17. Jhs, 3 des 18. Jhs) existiert als frühester Titel die Reichshandlung und andere des H. Röm. Reichs Acta, Traktaten sowie die Reichssatzung (Hanau 1609-1613) in deutscher Sprache von dem Juristen und Geschichtsforscher Melchior Haimingsfeld, gen. Goldast (1578-1635). Texte und Kommentare zum Staatsrecht von Sachsen haben vor allem die Festlegungen zu den Wahlen für den sächsischen Landtag und die Ständeversammlung zum Inhalt. Die Verfassungsurkunde des Königreiches Sachsen von 1831 liegt in mehreren Exemplaren vor. Modifizierungen ihrer Anwendung auf die Oberlausitz enthält die Oberlausitzer Particularverfassung (Bautzen 1834). Die älteste vorhandene Textsammlung zu Kirchenrecht und Kirchenverfassung ist ein Corpus iuris canonici (Lyon 1605). Als erste systematische Darstellung des evangelischen Kirchenrechts gelten die Definitiones ecclesiasticae seu consistoriales (Leipzig 1685) von Benedict Carpzov (1595-1666). Sammelwerke aus der ersten Hälfte des 18. Jhs haben die geistliche Gerichtsbarkeit katholischer Landesherren über ihre evangelischen Untertanen (Leipzig 1728) und das System des geistlichen Rechts der protestantischen Fürsten in Deutschland zum Inhalt (z. B. Christian Gottlieb Wolff, Leipzig und Bautzen 1732). 14 der 27 Titel zum Kirchenrecht gelten den in Sachsen gültigen Kirchen- und Synodalordnungen, beginnend mit dem Synodal-Dekret unter Johann Georg II. von Sachsen (Revid. Synodalisches Decret, Dresden 1674). Aus dem 18. Jh liegen Gesamtdarstellungen des obersächsischen (Frankfurt und Leipzig 1723) und des oberlausitzischen Kirchenrechts (Frankfurt und Leipzig 1796) vor sowie ein Corpus juris Ecclesiastici Saxonici (hrsg. von Georg Conrad Alther, Dresden 1773). Ausgaben von 1837, 1843-1845 (Carl Gottlieb von Weber) und 1864 fassen die in Sachsen gültigen Kirchen-, Ehe- und Schulrechte zusammen.

2.31 Vielseitig ist die Zusammensetzung der Bestandsgruppe Volkswirtschaft (170 Titel), die neben Nationalökonomie, Finanzwissenschaft, Versicherungswesen und Statistik auch Veröffentlichungen aus der Anwendungspraxis in Handel und Gewerbe, Industrie, Verkehrswesen, Bergbau, Land- und Forstwirtschaft enthält. Vorhanden sind Georg Heinrich Zinckens Anfangsgründe der Cameralwissenschaft (Leipzig 1755). Verordnungen und Kommentare zur Steuerabgabe bilden den Schwerpunkt der Untergruppe Finanzwirtschaft (2 Titel des 18. Jhs, 26 des 19. Jhs). Über Münze, Maß und Gewicht liegt der älteste Traktat von der Münze (Benjamin Leuber, Jena 1624) vor. Johann David Köhlers Historische Münzbelustigung (Nürnberg 1729-1750, Register 1764-1765) erhielt die Bibliothek aus dem Nachlaß des Bürgermeisters Johann Samuel Kunkel im Jahre 1796.

2.32 Die Literatur zu Handwerk und Gewerbe (34 Titel) enthält vor allem Texte und Abhandlungen über sächsische und deutsche Gewerbeordnungen des 19. Jhs. Einiges zur Geschichte der Löbauer Innungen trug der Löbauer Historiker und Bibliotheksverwalter Oskar Schmidt bei (Löbau 1896). Zu Handel und Industrie (32 Titel) liegen eine Reihe von Gesetzeswerken zum Handelsrecht, zur Konkursordnung u. a. vor. Der älteste Titel ist Henricus Zipfels Tractatus von Wechselbriefen und dero Usancen (Frankfurt und Leipzig 1701).

2.33 Veröffentlichungen zum Versicherungswesen des 19. Jhs beziehen sich auf die Krankenversicherung und die gesetzlichen Bestimmungen der Immobilien-Brandversicherung. Löbauer Publikationen zum Transport- und Verkehrswesen betreffen den Ausbau der Eisenbahn im nordöstlichen Teil Sachsens. Unter den 18 vorwiegend aus der ersten Hälfte des 19. Jhs stammenden Titeln zur Waldkultur findet sich eine Ausgabe zum Jagd-, Forst- und Fischereirecht (Frankfurt 1576) von Noe Meurer. Amtliche Veröffentlichungen zur Statistik des Königreiches Sachsen liegen bereits seit 1829 vor.

Waltraud Müller

2.34 Von 284 Werken zur Rechtswissenschaft sind 110 Titel der bis zum Erscheinungsjahr 1750 gesondert ausgewiesenen " Älteren Werke" (15. Jh einer, 16. Jh 33, 17. Jh 44, 18. Jh 31 und 19. Jh einer) allgemeine Darstellungen, Gesetzessammlungen, Kommentare und Nachschlagewerke. 59 Titel der Gruppe " Consilia, Responsa, Relationes" (15. Jh einer, 16. Jh 7, 18. Jh 26) enthalten Richtersprüche, Entscheidungen, Gutachten und Urteile. Bis auf 24 deutschsprachige Ausnahmen sind die Werke in Latein. Zu den Inkunabeln gehören die Remissionen, Weichbild und Lehnsrecht des Eicke von Repkow (Augsburg 1482). Zwei Ausgaben des Sachsenspiegels stammen von 1539 (Bearbeiter Johannes Gigas, Fragment) und 1595 (Hrsg. Christopher Zobel, beide Leipzig). Der Rechten Spiegel von Justinus Göbler (1504-1567) erschien 1552 in Frankfurt.

2.35 Unter den Werken der Rechtsprechung befindet sich die Inkunabel Consilia (Rom 1492) von Antonius Butrio, Rechtsgelehrter zu Bologna und Ferrara († 1408). In 3 handschriftlichen Bänden aus den Jahren 1548 bis 1560 und 8 gedruckten Sammelwerken aus dem 17. und 18. Jh liegen Streitschriften (Dissertationes) über Urteile und andere juristische Entscheidungen aus den Universitäten Wittenberg, Leipzig, Frankfurt a. M., Halle, Frankfurt/Oder, Straßburg und Ingolstadt vor, z. T. spezialisiert auf Fragen des Landrechts und der Wasserversorgung. Unter den Werken bis 1750 gelten 13 Titel der Gesetzgebung und Rechtsprechung in Sachsen. Zum Bestand neuerer allgemeiner Werke (5 Titel des 17. Jhs, 13 des 19. Jhs) gehören die 4 Jahrgänge des Bundesgesetzblattes des Norddeutschen Bundes (1867-1870) und das Reichsgesetzblatt (1871-1897), außerdem 5 Titel zur sächsischen Rechtskunde u. a. m.

2.36 Drei gesonderte Bestandsgruppen " Sächsisches Recht" enthalten 97 Werke zur sächsischen Gesetzgebung und Gerichtsordnung, zum Straf- und zum Zivilrecht aus dem 17. Jh (4 Titel), 18. Jh (8) und 19. Jh (85). Die ältesten Drucke sind ein Opus responsorum juris electoratium (Leipzig 1642) und Processus juris in foro Saxonico (Jena 1675) von Benedict Carpzov sowie der Tractatus probande negativa (Frankfurt 1664) von Franciscus Herculanus. Neben der Einleitung zum Sächsischen Rechte, dem Hauptwerk zum Zivil-, Verwaltungs- und Staatsrecht von Johann Gottfried Schaumburg (Leipzig 1728-1729) liegen methodische Anleitungen vor zur Abfassung rechtlicher Aufsätze (Leipzig 1801), von gerichtlichen Verteidigungsschriften (K. Friedrich Wilhelm Gerstäcker, Leipzig 1822), zum Referieren und Dekretieren aus Gerichtsakten (Karl Adolf von Zobel, Leipzig 1826) und zum Referieren in Strafsachen (Friedrich Oskar Schwarze, Leipzig 1864). Auf Grund maßgeblicher Mitwirkung bei der Vorlage eines fortschrittlichen Strafgesetzbuches in Sachsen (1856) verfaßte August Otto Krug (1805-1867) in den fünfziger Jahren des 19. Jhs 3 Titel mit Text, Erläuterungen, Kommentaren und Ergänzungen. Vom Löbauer Ehrenbürger Generalstaatsanwalt Ludwig Friedrich Oskar Schwarze besitzt die Bibliothek 9 Werke, vorrangig zur Strafprozeßordnung, ferner eine ihm gewidmete Festschrift. Das erste vorhandene Handbuch des Chursächsischen peinlichen Rechts von Christian Daniel Erhard (1759-1813) erschien 1798 in Leipzig.

2.37 Die Gruppe Zivilrecht in Sachsen enthält u. a. ein Sammelwerk der " das Marggraffthumb Oberlausitz betreffenden Gesetze und Anordnungen" (Bautzen 1770-1827), wozu ein chronologisches Register von Christian Gottfried Meissner vorliegt (Leipzig 1779-1805). Gesamtdarstellungen in Hand- und Lehrbüchern zu Zivilrecht und Zivilprozeßordnung für Ratsherren, Notariate und Gerichte sowie Texte, Kommentare und Untersuchungen zum Recht in verschiedenen Sachgebieten ( z. B. Grund- und Hypothekenrecht, Mietrecht, Vormundschaftsrecht, Recht für Tierbesitzer, Wasserrecht u. ä.) stammen fast ausnahmslos aus dem 19. Jh.

Waltraut Guth

2.38 Das Sachgebiet Verwaltung (171 Titel) betrifft die Kommunalverwaltung, die Sozialfürsorge, das Schulwesen, das Bauwesen sowie die Polizei, die Feuerwehr und das Militärwesen. Verfügbar sind zumeist auch die für die Stadt Löbau geltenden Ordnungen, Statuten, Darstellungen und Berichte. Mit 2 Ausnahmen (18. Jh) erschienen alle Titel im 19. Jh. Eine allgemeine Gruppe weist 2 Ortsverzeichnisse des Königreiches Sachsen von 1862 und 1867 auf sowie 2 Adreßbücher. Repertorien und Darstellungen des Verwaltungs- und Verfassungsrechts in Sachsen und im Deutschen Reich stammen zumeist aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Leitfäden für Gemeindevorstände bzw. für Gemeindevorstände und Gutsvorsteher veröffentlichte 1874 und 1884 Hans Alexander von Bosse (1835-1898). Hingewiesen sei auf die periodischen Verhandlungen des Sächsischen Gemeindetages (1894-1912) und das Gouvernementsblatt für die Markgrafenthümer Ober- und Nieder-Lausitz und den Kottbuser Kreis (1813).

2.39 Das Staatshandbuch für das Königreich Sachsen liegt mit einigen Lücken von 1857 bis 1914 vor. Von 1832 an sind 6 Ausgaben sächsischer Städteordnungen auch für kleinere und mittlere Städte sowie für Landgemeinden vorhanden, u. a. drei Local-Statuten für Löbau seit 1845. Von Stadtverwaltungen in Dresden, Freiberg, Leipzig und Plauen gibt es zumeist vereinzelte Rechenschaftsberichte aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jhs. Aufgaben und Recht der sächsischen Polizei sind Thema der 10, vorwiegend in den vierziger Jahren des 19. Jhs erschienenen Monographien und Vorschriften. Von den dreißiger Jahren des 19. Jhs an betreffen weitere 10 Titel die Sozialpolitik und -gesetzgebung sowie die Versorgung der Armen. In unmittelbarem Zusammenhang damit stehen Fragen des Heimatrechts und des Unterstützungswohnsitzes der Armen (5 Veröffentlichungen). Übersichten über Stiftungen, wohltätige Anstalten und gemeinnützige Vereine liegen vor für das Königreich Sachsen von Gustav Adolph Ackermann (Leipzig 1845) sowie für die Städte Löbau (Löbau 1900), Bautzen (Karl Albert Hessler, Bautzen 1847) und Kamenz (Carl Grale Röderer, Kamenz 1836).

2.40 Den umfangreichsten Bestandteil (77 Titel) bilden die Veröffentlichungen zum Schulwesen und zur Volkserziehung. 27 Titel des 19. Jhs entfallen auf Beiträge zur Schulgeschichte und Chroniken sächsischer Lehranstalten, insbesondere Löbaus, Zittaus und anderer sächsischer Städte. Vom Kindergarten bis zu Handelsschule und Lehrerseminar werden die verschiedenen Schulkategorien in 18 Titeln vorgestellt. Verfügbar sind die Texte der sächsischen Schulgesetze von 1875 und 1876, Darstellungen einzelner Unterrichtsfächer und Lehrbücher. 5 Titel gelten der Hochschulausbildung.

2.41 13 Titel enthalten Bauordnungen; 5 Titel sind Feuerordnungen aus dem 19. Jh. Unter Dienstvorschriften und Gesetzen der Gruppe Militärwesen (17 Titel) finden sich Sämtliche Schriften von der Fortification (Leipzig 1724) von Georg Rimpler (1636-1683) und der Vollkommene Teutsche Soldat (Leipzig 1726) von Hans Friedrich von Fleming († nach 1726).

Waltraud Müller

2.42 Die Theologie bildet die umfangreichste Bestandsgruppe (439 Titel). Die " Historische Theologie" enthält 10 Titel aus dem 16. Jh, 9 aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 9 aus dem 19. Jh, vorrangig zur Geschichte der Kirchenväter, der Märtyrer und der Päpste. Sebastian Francks Chronik. Zeitbuch und Geschichtsbibel von Anbeginn bis in dies gegenwärtig 1565. Jahr (1565) ist der älteste vorhandene deutsche Titel. Die Religionsausübung der Juden wird in 3 Werken vom Ende des 17. Jhs behandelt. Von den Werken des Petrus (oder Hippolyt) Helyot (1660-1716) zur Vorstellung und Geschichte von geistlichen und weltlichen Orden und Klöstern in aller Welt liegen zwei Übersetzungen aus dem Französischen vor (Augsburg 1702 und Leipzig 1753-1756). Die Werke zur Geschichte des Luthertums, der Reformation und der Augsburger Confession erschienen vorrangig Anfang des 18. Jhs, so von Veit Ludwig Seckendorf (Leipzig 1714) und Cyprian (Gotha 1719, 1730) und von Valentin Ernst Löscher (Vollständige Reformationsacta und Documenta, Leipzig 1720). Darstellungen zur Kirche in Sachsen stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

2.43 Als " Kirchliche Altertümer" wurden 4 deutsche und 10 lateinische Titel eingeordnet (2 Inkunabeln, 16. Jh 7 Titel, 17. Jh 2, 18. Jh einer, 19. Jh 2). Eines der zwei Missalienbücher mit goldverzierten Initialien von Johannes von Weißenbach († 1487), gedruckt 1484 oder 1485 bei Peter Schöffer in Mainz, gehörte vermutlich der Klosterkirche; dem zweiten heute im Stadtmuseum befindlich ist wegen des zerstörten Titels nur vom Deckel ein Vermerk über den Vorbesitz des Altaristen der Kapelle St. Beatae Virginae von 1502 zu entnehmen. Die Tabulae analyticae von Scegedinus Stephan erschienen 1498 in Basel. Zu den Werken des 16. Jhs gehören u. a. die katholischen Predigten des ungarischen Theologen Oswald Pelbart von Temesvar (Hanau 1515), die philosophisch-theologischen Streitgespräche (Artis Cabalisticae, Basel 1587) des Johannes Pistorius und die Schriften des Kirchenvaters Athanasius (Basel 1556). Die den Apostolischen Vätern Ignatius von Antiochia und Barnabas zugeschriebenen Briefe liegen in einer Londoner Ausgabe von 1680 vor. Hinzu kommt das Allgemeine biblische Lexicon (Frankfurt 1728).

2.44 Unter den 43 Titeln der Gruppe " Texte, Textkritik, Kommentare" findet sich die Inkunabel Biblia cum concordantiis veteris et novi testamenti Sanctus Hieronymus interpres (Straßburg 1497), die gemeinsam mit der im ehemaligen Löbauer Franziskanerkloster vermutlich angeketteten und 1509 in Lyon gedruckten Bibel sowie dem Novum testamentum nach Erasmus von Rotterdam (Basel 1519) bereits vor 1630 zum Bestand der Nikolaikirche gehörten. Je eine weitere lateinische Bibel liegt vor aus dem 17. Jh (hrsg. von Lucas Osiander, 1609) und dem 18. Jh (hrsg. von Johann Jacob Breitinger, Zürich 1730). Die ersten deutschsprachigen Ausgaben sind die jetzt im Stadtmuseum befindliche Bibelübersetzung von Luther (Wittenberg 1545) mit einem Autograph Luthers und die auf Veranlassung des Kurfürsten August (1526-1586) 1565 in Wittenberg gedruckte deutsch-lateinische Ausgabe. Drei weitere deutsche Editionen liegen aus dem 17. Jh sowie 2 aus dem 18. Jh vor. Hinzuweisen ist auf die Oberlausitzisch-Wendische Bibel (Bautzen 1728) und ein biblisches Taschenbuch für 1886 in sorbischer Sprache. Friedrich Lankisch gab eine hebräisch-griechisch-deutsche Bibelkonkordanz heraus (Leipzig und Frankfurt 1680). Die Biblia pentapla enthält die Texte des Alten Testaments (Wandsbeck 1711), der Lehr- und prophetischen Bücher mit allen Apokryphen (Wandsbeck 1712) sowie des Neuen Testaments (Wandsbeck 1710) in fünf Sprachen. Sammlungen theologischer Textstellen (Loci theologici ...) liegen u. a. von Melanchthon (Leipzig 1559), Urban Rhegius (Frankfurt 1545), Johann Manlius (Basel 1562) vor. Kommentare, Kritiken und spezielle Untersuchungen zu Bibeltexten stammen aus dem 16. Jh (4), 17. Jh (8) und 18. Jh (3).

2.45 Von den 47 Titeln zu " Dogmatik, Ethik und Systematik" erschienen im 16. Jh 28, im 17. Jh 11, im 18. Jh 6 und im 19. Jh 2. Sie sind vorrangig in lateinischer Sprache und bezeugen die vielfältigen theologischen Auseinandersetzungen insbesondere des 16. Jhs um die protestantische Dogmatik, wozu Melanchthons Loci communes (Wittenberg 1544) in deutscher Sprache vorliegen, um Fragen der Dreieinigkeit, des Abendmahls u. a. Den Meinungsstreit über Luthers Konkordienbuch und die Kontroverse mit den Calvinisten dokumentieren ca. 12 Werke des 16. Jhs. Predigten und Schriften von Philipp Jacob Spener (1635-1705) sowie Kontroversschriften des beginnenden 18. Jhs gelten den Grundgedanken des Pietismus.

2.46 Zum Besitz an Werkausgaben Luthers gehören die Omnia opera (Jena 1564-1570) und eine offenbar aus verschiedenen Auflagen zusammengestellte Sammlung Aller Bücher und Schriften des teuren, seligen Mannes Gottes ... (Jena 1568-1578). In zwei Exemplaren liegen die Zedlersche Ausgabe Sämtlicher deutscher Schriften und Werke (Leipzig 1729) sowie ein Register zur Leipziger Ausgabe (1780) von Johann Jacob Greiff vor. Den ersten Index omnium scriptorum D. M. Lutheri hatte Sigismund Sverus bereits 1565 in Breslau veröffentlicht.

2.47 Die Gruppe Praktische Theologie (231 Titel des 16. bis 19. Jhs) enthält vorrangig Predigttexte als Einzelschriften oder in Sammelbänden zu den unterschiedlichsten Themen der evangelischen Theologie, des Kirchenjahres und auch zu gesellschaftlichen Anlässen in Sachsen oder in der Stadt Löbau. Ihrer seelsorgerischen Zielsetzung entsprechend sind die Predigten aus allen Jahrhunderten vorrangig in deutscher Sprache; in Latein existieren 31 Titel. In 16 Sammelwerken oder Einzeldrucken wurden Leichenpredigten, Hochzeitscarmina, Lob- und Gratulationsreden an zumeist höher gestellte Persönlichkeiten ermittelt. Aus einer ehemals vorhandenen großen Anzahl Lutherischer Predigten, Sendschreiben u. a. blieben noch die Chronika, deutsch mit einem Anhang der folgenden Jahre (Wittenberg 1559) und eine Ausgabe der Kirchenpostille (Berlin 1700) im Bestand. Vorhanden sind ferner ca. 40 Gebetbücher und Erbauungsschriften sowie ab Anfang des 18. Jhs einzelne Titel zur Amtsausübung des evangelischen Pfarrers. Von den insgesamt 23 Gesangbüchern gehen 2 auf das 16. Jh zurück, das älteste wurde um 1528 gedruckt. Neben den für die Länder und größeren Städte wie Dresden oder Leipzig gültigen Gesangbüchern hatten seit dem 18. Jh auch Bernstadt, Löbau, Görlitz und Bautzen eigene Ausgaben. Darüber hinaus liegen weitere 49 Titel mit Einzeldrucken und Sammlungen theologischer Disputationen vor. Davon stammen 6 Titel aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh und 16 aus dem 18. Jh. Johann Gottlieb Müllers Versuch einer Oberlausitzischen Reformationsgeschichte erschien 1801 in Görlitz.

2.48 Von den unter den Universitätsorten zusammengefaßten Sammlungen sind nur noch die Wittenberger Disputationen theologischen Inhalts aufzufinden. Drucke von Streitgesprächen und Dissertationen gibt es außerdem in den Gruppen Philologie (je 2 des 17. und 18. Jhs), Geographie (einer), Literatur und Kunst (einer des 16. Jhs, 4 des 17. Jhs), Naturwissenschaften (3 des 18. Jhs) sowie Jurisprudenz (106 z. T. mehrbändige Titel des 17. Jhs, 5 des 18. Jhs).

Waltraut Guth

2.49 Die Gruppe Enzyklopädien und Zeitschriften umfaßt ca. 70 Titel. Die Bibliothek verfügt über einen größeren Bestand allgemeiner Lexika. Zu den frühesten gehören Amaranthes Nutzbares galantes Frauenzimmer-Lexikon (Leipzig 1715) und Zedlers Universal-Lexikon (Halle und Leipzig 1732-1734). Aus dem 19. Jh liegen u. a. das Vollständige Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen (1814) des Zwickauer Verlegers August Schumann (1773-1826) vor, ferner die 7. Auflage der Allgemeinen deutschen Real-Encyclopädie ... (Leipzig 1827) und ein Conversationslexikon der neuesten Zeit und Literatur (Leipzig 1832-1834) aus dem Verlag Brockhaus. Außerdem gibt es das seinerzeit verbreitete Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit (Altenburg 1840-1846) des Verlagsbuchhändlers und weitgehend alleinigen Verfassers Heinrich August Pierer. Als Fachlexika sind ein historisch-juristisches Lexikon (Gotha 1717) von Johann Christoph Nehring anzuführen und das von Adolf Seubert (1819-1890) in 2. Auflage herausgegebene dreibändige Allgemeine Künstlerlexikon (Frankfurt 1882).

2.50 In großer Zahl und Vielfalt existieren aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs Wochen- und Monatszeitschriften zu Literatur, Kunst, Politik, zur Verbreitung von Kenntnissen aus den Naturwissenschaften, von Gewerbe, Haus- und Landwirtschaft. Besonders umfangreich ist der Bestand der Jahrbücher Unsere Zeit (Leipzig 1857-1864) und der Monatsschriften Deutsche Revue (Leipzig 1865-1882), die zur Aktualisierung der Konversationslexika des Verlages Brockhaus veröffentlicht wurden.

2.51 Unter den oftmals nur mit einzelnen Jahrgängen vertretenen Zeitungen auch aus der Region Löbau sei der Sächsische Postillion, das Löbauer Amtsblatt aus den Jahren 1851 bis 1920 (außer den Jahrgängen 1879, 1894 bis 1897, 1900, 1919) mit den ortsgeschichtlichen Sonntagsbeilagen Illustriertes Unterhaltungsblatt (1881) und Lesehalle (1882-1896) hervorgehoben. Im Jahre 1851 erschien in Löbau der Lausitzer Volksbote, 1853 der Löbauer Anzeiger und mit den Jahrgängen 1853/54 ein Wochenblatt. Vom Ebersbacher Friedensblatt existieren noch die Jahrgänge 1870, 1872 bis 1874. Die Budissiner Nachrichten sind mit den 185 Nummern des Jahrganges 1848 verfügbar. Für die Jahre 1839 bis 1847 besitzt die Bibliothek den Neuen und verbesserten Haus- und Wirtschaftskalender, ab 1848 als Fortsetzung den Budissiner historischen Schreibkalender (Bautzen 1848-1876). Sondersammlungen

2.52 Als Sondersammlung führte die Bibliothek seit dem 19. Jh die sogenannte Preusker-Bibliothek. Sie enthielt die seit den vierziger Jahren von Karl Preusker nach und nach überlassenen Drucke zu Themen der Volksbildung, der Berufsbildung, über Sonn tags-, Real- und Gewerbeschulen und zum Bibliothekswesen sowie seine gesamten Forschungen auf dem Gebiete der " vaterländischen Altertumskunde". Eine größere Anzahl gedruckter und handschriftlicher Arbeiten über die oberlausitzische Geschichte hatte Preusker 1850 in Löbau hinterlegt. 1860 folgte u. a. das Ms. seiner Autobiographie. Gemäß seinem Vermächtnis ging 1873 seine Privatbibliothek in den Besitz der Stadt über und bereicherte die Stadtbibliothek um 281 Bde zumeist geschichtlichen Inhalts sowie zur Volksbildung. Mit anderen Beständen sind die Preusker-Bücher 1944 ausgelagert worden. Drucke und Mss. Preuskers gelangten bei der Rückführung nach Kriegsende in das erst 1893 begründete Stadtmuseum sowie in das Stadtarchiv. In jüngster Vergangenheit konnten die Bestände der Sondersammlung bis auf wenige Reste zurückgeholt und wieder an der Stadtbibliothek zusammengeführt werden. Angestrebt wird auch die Wiedererlangung des umfangreichen handschriftlichen Nachlasses von Karl Preusker.

2.53 Als Dauerleihgabe hat die Gemeindeverwaltung Friedersdorf der Stadtbibliothek 39 Bde übergeben, wesentlich Werke zur sächsischen Geschichte aus dem 17. und 18. Jh.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK, im Aufbau]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, im Aufbau]

Bücher-Verzeichnis der Wissenschaftlichen Bücherei zu Löbau

[nach Sachgebieten (I bis XV) geordneter Systematischer Katalog, angelegt im April 1953; mschr. Listen, bibliographische Angaben verkürzt]

Standortkatalog

[in Zettelform, nach Numerus currens]

3.2 Historische Kataloge

Bücherverzeichnis der Stadtbibliothek Löbau

[in Bandform, Zugangsverzeichnis nach Sachgruppen, geführt 1900 bis 1905 mit Nachträgen]

Schmidt, Oscar: Bücherverzeichnis der Stadtbibliothek zu Löbau i. Sa. Löbau 1905

[systematisch, innerhalb der Hauptgruppen alphabetische Ordnung]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten zur Geschichte der Rats- und Stadtbibliothek Löbau befinden sich im Stadtarchiv.

4.2 Darstellungen

Knauth, Christian: Kurze Geschichte der Schule zu Löbau. Görlitz 1766 [zur Bibliothek S. 32]

üsching, Anton Friedrich: Der Städte Lauban, Zittau, Löbau, Bauzen und Camenz Alterthümer. In: Neues Lausitzisches Magazin VII (1828) Heft 3, S. 334

Zur Geschichte Lausitzischer Bibliotheken. Vermehrung der Löbauschen Bibliothek durch den Rentamtmann Preusker in Großenhain. In: Neues Lausitzisches Magazin 33 (1857) S. 297-298

Giesing, Julius: Geschichte der Stadtbibliothek zu Löbau. In: Jahresbericht über die Realschule mit Progymnasium zu Löbau i. S. 18 (1894) S. 2-19 (Schulprogramm Nr. 574)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hortzschansky, Johann: Von der Bibliothek zu Löbau. In: Lausizische Monatsschrift 2 (1799) Heft 8, S. 461-464

J.: Mit den Augen des Ptolemäus. Geschichte der sächsischen Kartographie erscheint '85. In: Der Morgen 39 (27. April 1983) Nr. 98, S. 12

Kretschmer, Bodo: Die Autographen Luthers und Melanchthons auf der Stadtbibliothek zu Löbau. In: Löbauer Heimatblätter. Beilage zum Sächsischen Postillon (30. November 1928) Nr. 69, S. 274-275

Popig, Hermann: Karten und Atlanten des 15. bis 18. Jahrhunderts. In: Löbauer Heimatblätter. Beilage zum Sächsischen Postillon (30. Juni 1924) Nr. 21, S. 83-84; (3. September 1924) Nr. 22, S. 85-87

Stams, Werner: Erhard Etzlaub und seine Straßenkarte von 1501. In: IDN 1547/Technische Universität Dresden, Sektion 19 Geodäsie und Kartographie

Stand: August 1994

Waltraud Müller


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.