FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
      Home > Deutschland > NRW M - Z > Mönchengladbach
      Nordrhein-Westfalen A-D NRW E - L

Stadtbibliothek

Adresse. Blücherstr. 6, 4050 Mönchengladbach 1 [Karte]
Telefon. (02161) 1 38 31, 1 43 52 oder 25-2238
Bibliothekssigel. <260>

Unterhaltsträger. Stadt Mönchengladbach
Funktion. . Stadtbibliothek, Verwaltung des Spezialbestandes " Bibliothek des ehemaligen Volksvereins für das katholische Deutschland".
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Der Altbestand wird nicht vermehrt. - 2. Besondere Sammelgebiete: Soziologie, Sozialgeschichte, Arbeit, Umweltschutz, Raumordnung, Landschaftsgestaltung. Benutzungsmöglichkeiten. Präsenz- und Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Ausleihe: Dienstag bis Freitag 10-12.45 Uhr und 14.30-18.30 Uhr; Samstag 10-13 Uhr. Lesesaal, Informationsabteilung, Fernleihe, Bibliographien, Kataloge: Dienstag bis Freitag 8.30-12.45 Uhr und 14.30-18.30 Uhr; Samstag 8.30-13 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikroformen-Lesegerät, Fotostelle.
Gedruckte Informationen. Informationsblatt " Stadtbibliothek Mönchengladbach". Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). A 52, Ausfahrt Mönchengladbach-Nord; A 61, Ausfahrt Mönchengladbach West. Parkplätze in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Volksvereinsbibliothek (VVB) ist nicht denkbar ohne ihren Träger, den Volksverein für das katholische Deutschland (VkD). Der VkD wurde 1890 nach der Entlassung von Bismarck zu Beginn der Neuen Ära Kaiser Wilhelms II. gegründet. Ziel des Vereins war nach der Satzung des Gründungsjahres " die Bekämpfung der Irrthümer und der Umsturz-Bestrebungen auf socialem Gebiete sowie die Vertheidigung der christlichen Ordnung in der Gesellschaft", d. h. die Abwehr marxistisch-sozialistischer Tendenzen und eine umgreifende Sozialreform, die zum Aufbau einer nach christlichen Grundsätzen gestalteten Gesellschaftsordnung führen sollte. Drei Aufgaben standen im Vordergrund: die Schaffung einer schlagkräftigen Organisation (Zentralstelle in Mönchengladbach, Diözesan- und Landesvertreter auf Landesebene, Geschäftsführer und Vertrauensmänner an der Basis), die Heranbildung eines qualifizierten Führungskaders (Schulungskurse, Konferenzen, Studienzirkel) und Massenbelehrung der Bevölkerung auf sozialem Gebiet (Versammlungen, Reden, Verbreitung von Schrifttum aller Art im Zuge einer gezielten Publikationspolitik).

1.2 Die Verwirklichung dieser Aufgaben hatte einen großen Literatur- und Informationsbedarf zur Folge, der auf Dauer nur von einer leistungsfähigen Bibliothek gedeckt werden konnte. So kam es schon 1892 zur Gründung der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek (SB) an der Zentralstelle des VkD. Ziel und Aufgaben des VkD bestimmten von Beginn an die Erwerbungsgrundsätze der SB. Den Schwerpunkt bildeten die Sozialwissenschaften: Sozialpolitik, Wirtschaftslehre, Wirtschaftspolitik, Arbeiterfrage, Handel und Gewerbe, Landwirtschaft, Rechtswesen, Erziehungswesen, Wohlfahrtspflege u. a., wobei die einzelnen Disziplinen nie isoliert, sondern immer als Einheit betrachtet wurden. Sozialreform hieß für den VkD nicht nur Lösung der Arbeiterfrage obwohl das ein Hauptpunkt war -, sondern Lösung aller sozialen Fragen der Zeit, also auch der Handwer ker-, Detaillisten- und Agrarfrage. Sie zielte nicht auf eine bestimmte, sondern auf alle Berufsgruppen und Bevölkerungsschichten der Gesellschaft. Auch wurden die sozialen Probleme immer unter wirtschaftspolitischen Aspekten gesehen (z. B. materielle Besserstellung eines Standes). Außerdem ging es um die rechtlichen, erzieherischen und sozialpädagogischen Implikationen, die mit sozialen Defiziten meist untrennbar verbunden sind. Dieses Reformprogramm erforderte einen entsprechend umfassenden, detaillierten sowie inhaltlich und formal differenzierten Bestandsaufbau.

1.3 Um die Jahrhundertwende öffnete sich dem VkD noch ein weiteres Aktionsfeld, die Apologetik. Katholische Laienkreise, aber auch der Episkopat drängten den Vorstand in Mönchengladbach dazu, die Kirche in ihrem weltanschaulichen Kampf gegen Liberalismus und Freidenkertum, gegen Aberglauben und religösen Indifferentismus zu unterstützen. Interkonfessionelle Polemik sollte ausgeschlossen sein. Im Jahre 1902 wurde deshalb an der Zentralstelle des VkD eine Apologetische Abteilung eingerichtet und gleichzeitig, zugehörig, eine neue Bibliothek gegründet, die Apologetische Bibliothek (AB), die an Zahl und Bedeutung allerdings klar hinter der SB zurückstand. Auch bei der AB bestimmte der Auftrag die Richtlinien der Anschaffungspolitik. Im Mittelpunkt standen Religionswissenschaft und Theologie, speziell Apologetik, aber auch Philosophie und Naturwissenschaften, deren materialistisches Weltbild im 19. Jh zu einer Ablehnung kirchlicher Dogmatik geführt hatte.

1.4 Beide Bibliotheken, SB und AB, hatten im Organisationsgefüge des VkD eine doppelte Funktion. Sie waren Informationsbasis und Forschungsgrundlage für die wissenschaftlichen Beamten der Zentralstelle, die Dezernenten, und Ausleihbibliotheken für auswärtige Leser. Den Dezernenten oblag die wissenschaftliche und redaktionelle Arbeit. Sozialreform, Sozialpolitik und antiliberale Aufklärung waren ohne Fachliteratur nicht möglich. So mußten Bücher für Kurs- und Konferenzteilnehmer verfaßt, Fachartikel für Zeitschriften und Zeitungen redigiert, Vortragsskizzen für Versammlungsredner entworfen und Flugblätter aufgesetzt werden, die oft in Millionenhöhe an der Basis verbreitet wurden. Außerdem waren die Mitglieder der Zentrumspartei und die Abgeordneten der Parlamente mit Informationen zu versorgen. Das Material dazu boten die Bibliotheken, die zugleich auch als Sammelbecken und Speicher aller Vereinspublikationen dienten. Benutzer waren nicht nur die Beamten der Zentrale, sondern potentiell alle VkD-Mitglieder, auch Angehörige der katholischen Standesvereine, praktisch die gesamte katholische Öffentlichkeit. Als Bestellgrundlage dienten zunächst gedruckte Kataloge und Auswahlverzeichnisse (s. u. 3.1), die nach auswärts verteilt wurden. Später änderte sich das Ausleihverfahren. Literaturwünsche, meist Themenwünsche, gingen an die Bibliotheken, die Dezernenten trafen die Literaturauswahl für die Benutzer.

1.5 SB und AB sind zunächst getrennt verwaltet worden. Das schnelle Anwachsen der Bestände machte aber schon bald eine organisatorische Neuordnung nötig. Im Geschäftsjahr 1908/09 wurden deshalb beide Bibliotheken zu einer selbständigen Verwaltungseinheit zusammengefaßt. Trotzdem hielt sich in der Folgezeit im Sprachgebrauch der Zentralstelle noch die alte Unterscheidung von SB und AB. Auch in den Jahresberichten des VkD (s. u. 5) wurden Bestands- und Ausleihzahlen zunächst noch separat aufgeführt. Erst im Jahresbericht von 1919/1920 erscheint die offizielle Bezeichnung Bibliothek der Zentralstelle mit " sozialwissenschaftlicher" und " apologetischer Abteilung". Gebräuchlich wurde auch der Ausdruck Volksvereins-Bibliothek.

1.6 Der Zugriff der Nationalsozialisten machte dem VkD im Sommer 1933 ein gewaltsames Ende. Seine Aktivitäten wurden verboten und das Volksvereinshaus von der Geheimen Staatspolizei besetzt. Anfang 1934 wurde das gesamte Vermögen einschließlich Bibliothek zugunsten des preußischen Staates kassiert. Versuche des Landgerichts Mönchengladbach, die juristische Abteilung der VVB der Landgerichtsbibliothek einzuverleiben, scheiterten am Einspruch der preußischen Regierung, die an der Erhaltung der Einheit des Bestandes interessiert war. Die Stadt Mönchengladbach war bald entschlossen, die VVB des kulturellen Werts wegen vom preußischen Staat zu kaufen. Aber es gab Konkurrenten: Kaufinteressierte aus den Niederlanden und die Stadt Düsseldorf, die die VVB für ihre Stadt- und Landesbibliothek als zu deren Einzugsbereich gehörend reklamierte. Den Zuschlag erhielt jedoch Mönchengladbach. Mit dem Datum des 8. Januar 1935 ging die Bibliothek gegen eine Kaufsumme von 65.000 Reichsmark in den Besitz der Stadt über; die Bestände selbst wurden vom Volksvereinshaus in die Kellerräume der damaligen Stadtbücherei transportiert und dort gelagert. Damit war die Bibliothek aber nicht in Sicherheit. In der Öffentlichkeit galt sie weithin als Hort kommunistischen und jüdischen Schrifttums und war als solche auch für die SS von Interesse. Ein SS-Kommando wurde zur Beschlagnahmung der Bücher nach Mönchengladbach in Marsch gesetzt, dort jedoch von dem einflußreichen Oberbürgermeister W. Keyssner (1903-1969) abgewiesen.

1.7 Bei einem Bombenangriff im Sommer 1943 wurde die Stadtbücherei schwer beschädigt, die Bestände im Keller blieben jedoch verschont. Im Sommer 1944 sollte der gesamte Bestand zum Schutz gegen Kriegseinwirkungen in die Eifel ausgelagert werden. Wegen fehlender Transportmöglichkeiten konnte aber nur ein kleiner Teil (ca. 12.000 Bde) abtransportiert werden, der nach Kriegsende durch Vermittlung des damaligen Bischofs von Aachen, J. J. van der Velden (1891-1954), des letzten VkD-Generaldirektors, nach Mönchengladbach zurückkam. Bei dieser Auslagerungsaktion ist etwa ein Prozent der Bücher verloren gegangen. Nach dem Krieg begann die Neuordnung der Bibliothek. Die Systematik wurde wiederhergestellt (s. u. 2.2), der Katalogblock neu installiert (s. u. 3.2, 3.3) und der " Gliederungsplan" gedruckt (s. u. 5).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Nach einer 1972 durchgeführten Zählung umfaßt die VVB gegenwärtig ca. 94.000 Bde, davon ca. 72.000 Monographien und ca. 22.000 Bde Zeitschriften und Zeitungen. Die chronologische Aufteilung des Gesamtbestandes ergibt folgendes Bild: vor 1800 ca. 100 Bde, erste Hälfte 19. Jh ca. 1400 Bde, zweite Hälfte 19. Jh ca. 17.400 Bde, 20. Jh (bis 1932) ca. 75.100 Bde (davon 1900-1910 ca. 14.300 Bde, 1911-1920 ca. 24.900 Bde und 1921-1932 ca. 35.900 Bde).

2.2 Die VVB umfaßte nicht nur deutsche, sondern auch fremdsprachige Literatur. Der VkD hat die sozialpolitische Entwicklung des Auslands mit Interesse verfolgt und regen Kontakt gehalten zu den katholisch-sozialen Bewegungen in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Schweiz, Italien und Spanien. Deshalb findet sich in den Abteilungen Soziale Frage, Sozialpolitik und Arbeiterfrage besonders viel ausländisches Schrifttum, und die Gruppe Katholisch-soziale Bewegungen des Auslands (ca. 130 Bde) führt zu über 90 Prozent fremdsprachige Titel. Aber auch in den anderen Sachgebieten stößt man ständig auf fremdsprachiges Material. Dabei handelt es sich überwiegend um wissenschaftliche Publikationen sowie Jahres- und Kongreßberichte. Es dominiert eindeutig das Französische vor Italienisch, Englisch, Spanisch und Niederländisch. Auch portugiesische, polnische und ungarische Titel kommen vor. Daneben sind in den theologischen Disziplinen die klassischen Sprachen, vor allem Latein, vorherrschend: päpstliche Enzykliken und Erlasse, Kirchenrechtssammlungen, Bibelausgaben, Kirchenvätertexte und theologische Spezialliteratur. Alles in allem beträgt der Anteil des fremdsprachigen Schrifttums ca. 7 Prozent des Gesamtbestandes, einschließlich der Zeitschriften. Systematische Übersicht

2.3 Im Unterschied zu wissenschaftlichen Universal- und Spezialbibliotheken hat der Monographiebestand eine sehr heterogene Struktur, die ganz auf die Intention des VkD zugeschnitten war. Charakteristisch ist der hohe Anteil an Kleinschriften (Broschüren, Vortragsskizzen, Serientitel, Flugschriften, Flugblätter u. a.), die zur Information der Basis dienten. Groß ist die Zahl der Periodika (Jahrgänge oder Hefte von Zeitschriften, Separatdrucke aus Zeitschriften, Jahrbücher, Jahresberichte u. a.), die separat eingeordnet worden sind; groß ist ebenfalls der Anteil der Dubletten meist Eigenpublikationen des VkD (Staffelung bis zu 7 Exemplaren) die vor allem zur Deckung des Bedarfs im auswärtigen Leihverkehr bestimmt waren. Auch inhaltlich ist der Bestand unterschiedlich strukturiert. Neben der überwiegend wissenschaftlichen Literatur steht popularisierende Sachliteratur zur Belehrung und Fachliteratur zur beruflichen Aus- und Weiterbildung; außerdem findet sich umfangreiches statistisches und dokumentarisches Material (Statistiken, Protokolle, stenographische Berichte, Drucksachen, Denkschriften, Enqueten, Bulletins, Gesetzestexte u. a.), das für die wissenschaftliche und redaktionelle Arbeit der Dezernenten unerläßlich war.

2.4 Dieser Bestand ist fachlich nach einer hausgemachten Systematik gegliedert, die in der vorliegenden Form sicher erst nach der Zusammenlegung von SB und AB im Geschäftsjahr 1908/09 eingeführt worden ist. Dieser " Gliederungsplan" (s. u. 5) zählt 23 Abteilungen. Jede Abteilung ist, vom Allgemeinen zum Besonderen hin, in Haupt- und Untergruppen unterteilt, die mit Buchstabenkombinationen gekennzeichnet sind und einen hohen Spezialisierungsgrad erreichen. Die Übersicht ergibt folgendes Bild, wobei der Umfang der einzelnen Abteilungen in Regalmetern (= RM) angegeben wird: [ A. ] Sozialwissenschaften (20 RM)
[ B. ] Staats- und Rechtswesen (122 RM)
[ C. ] Volkswirtschaftslehre (78 RM)
[ D. ] Land- und Forstwirtschaft (39 RM)
[ E. ] Gewerbewesen (29 RM)
[ F. ] Handel und Verkehr (29 RM)
[ G. ] Genossenschaftswesen, Sparwesen, Privatversicherungswesen (17 RM)
[ H. ] Soziale Frage, Sozialpolitik (61 RM)
[ I. ] Arbeiterfrage (51 RM)
[ K. ] Beamten-, Gehilfen- und Dienstbotenfrage (9 RM)
[ L. ] Soziale Versicherung (11 RM)
[ M. ] Wohlfahrtspflege, Armenwesen (31 RM)
[ N. ] Wohnungsfrage (10 RM)
[ O. ] Frauenfrage (12 RM)
[ P. ] Erziehungs-, Bildungs-, Unterrichtswesen (105 RM)
[ R. ] Hygiene, Medizinalwesen (21 RM)
[ S. ] Naturwissenschaften (30 RM)
[ T. ] Technik (3 RM)
[ U. ] Philosophie (27 RM)
[ V. ] Religionswissenschaft (167 RM)
[ W. ] Geschichte (59 RM)
[ X. ] Allgemeines und Verschiedenes (19 RM)
[ Y. ] Nachschlagewerke (66 RM)

Zwei große Bereiche lassen sich unterscheiden: Sozialwissenschaften im weiteren, vom VkD intendierten Sinne (A bis R) mit den Schwerpunkten Staat, Recht, Sozialpolitik, Erziehungswesen (Bestände der SB) und Religionswissenschaft mit Apologetik (S, U und V) (Bestände der AB); daneben Technik (T) und Geschichte (W) als Randgebiete der VVB. Den Schluß bilden die Abteilungen X und Y mit der Masse der Ephemera.

2.5 Die Abteilung Sozialwissenschaften (A) umfaßt allgemeine propädeutische, methodologische und theoretische Literatur zu den Sozialwissenschaften und ihren Grunddisziplinen von der Sozialphilosophie über Sozialanthropologie bis zur Soziologie. Beachtenswert ist die Gruppe zu Judentum und Antisemitismus (ca. 180 Bde), in der selbst Einzelprobleme (z. B. Ritualmordanklage gegen Juden) berücksichtigt werden. Im Rahmen der Sozialphilosophie ist auch die christliche Soziallehre vertreten (ca. 50 Bde), die für den weltanschaulichen Hintergrund der VkD-Ideologie wichtig ist.

2.6 Staats- und Rechtswesen (B). Eine der Hauptabteilungen der VVB, die den literarischen Fundus der vom VkD vertretenen Staats- und Rechtsauffassung enthält. In 22 Hauptgruppen mit 305 Untergruppen reicht sie von Staatsphilosophie und Staatsrechtslehre über Öffentliches und Privates Recht, Verfassung und Verwaltung, Regierung und Parlament, Politik, Finanzen und Militär, Staat und Kirche, Staat und Gemeinde bis zu Polizeiwesen und Polizeirecht. Darin eingeordnet ist die politische Geschichte der großen Mächte des 19. und beginnenden 20. Jhs mit umfangreichem und differenziertem Schriftenmaterial zur Geschichte der bedeutendsten europäischen und außereuropäischen Staaten (auswärtige Politik, Entwicklung, Verfassung, Verwaltung, innere Politik; ca. 4 und 8 RM). Eine Sonderstellung nimmt das Deutsche Reich seit 1871 ein: Verfassungsentwicklung im Reich und in den Ländern (ca. 4 RM); Außenpolitik, Kirchenpolitik, Militärpolitik, Finanzpolitik, Rechtspolitik u. a. (ca. 3 RM); eine eigene Gruppe ist den politischen Parteien, Geschichte und Organisation, gewidmet (ca. 14 RM). Vertreten ist das gesamte deutsche Parteienspektrum von ganz rechts (Alldeutscher Verband) bis ganz links (USPD); besonders zahlreich ist die Literatur zu den Rechtsparteien (ca. 190 Bde), zur Sozialdemokratischen Partei (ca. 80 Bde) und zu dem vom VkD unterstützten Zentrum (ca. 8 RM). Der Anteil des Dokumentarmaterials ist hier besonders hoch. Es handelt sich um amtliche Verlautbarungen der Regierungen und Ministerien (Gesetze, Erlasse, Verordnungen u. a.), Veröffentlichungen der Parlamente (Reichstags- und Landtagsdrucksachen, stenographische Berichte, Parlamentshandbücher u. a.) und Publikationen der Parteien (Parteiprogramme, Parteitagsprotokolle, Wahlbroschüren u. a.).

2.7 Volkswirtschaftslehre (C). Wegen der engen Verflechtung von sozialen und wirtschaftlichen Problemen hat die VkD-Führung bei der Realisierung ihres Reformprogramms dem Ausbau des volkswirtschaftlichen Literaturbestandes große Bedeutung zugemessen. Aus der Fülle des Materials heben sich drei Bereiche ab. Erstens die theoretische Volkswirtschaftslehre (ca. 4 RM) mit wissenschaftlichen Lehr- und Handbüchern der Klassiker der Nationalökonomie von A. Smith bis H. Pesch (ca. 150 Bde) und populären Darstellungen und Fachbüchern (ca. 80 Bde). Untergruppen umfassen Einzelfragen (Arbeit, Eigentum, Einkommen u. a.), einzelne Wirtschaftsformen (Kapitalismus, Unternehmung, Gemeinwirtschaft u. a.) und einzelne Wirtschaftsdisziplinen (Geld-, Bank- und Börsenwesen, Statistik, Bevölkerungskunde u. a.). Das statistische Schrifttum (ca. 9 RM) enthält neben Fachliteratur auch reichliches statistisches Material zu verschiedensten Sachgebieten (statistische Hand- und Jahrbücher, Berichte, Tabellen u. a.). Zweitens die Wirtschaftsgeschichte (ca. 11 RM) unter Einschluß der Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde des In- und Auslands, drittens die Volkswirtschaftspolitik (ca. 6 RM), vor allem deutsche Wirtschaftspolitik seit der Reichsgründung unter Berücksichtigung von Einzelfragen (z. B. der Wirtschaftspolitik der Parteien).

2.8 Land- und Forstwirtschaft (D). " Soziale Arbeit für alle Berufsstände" lautete das Motto des VkD. Zu den Berufsständen, denen sich der Volksverein neben den Arbeitern, Handwerkern und Kaufleuten besonders verpflichtet fühlte, gehörte die Landwirtschaft. Dementsprechend groß war das Interesse an landwirtschaftlicher Fachliteratur. Zu nennen sind vor allem die Schriften zur Agrarfrage, Agrarreform und Agrarpolitik (ca. 100 Bde), die die Not der bäuerlichen Schichten und die Maßnahmen zu ihrer Behebung widerspiegeln. Zugeordnet sind Gruppen zum landwirtschaftlichen Kreditwesen (ca. 70 Bde), zum Arbeitsmarkt (ca. 190 Bde) und zur Landflucht (ca. 25 Bde). Reichhaltiges Material findet sich zu den herkömmlichen Rechtsformen der Boden- und Grundbesitzverteilung (Allmende, Grundherrschaft, Fideikommiss u. a.; ca. 4 RM), sowie zur landwirtschaftlichen Produktionslehre (ca. 2 RM) und Betriebslehre (ca. 7 RM), beide in weitreichender Spezialisierung. Wichtig sind auch Publikationen zum ländlichen Bildungs- und Vereinswesen (ca. 60 und 170 Bde).

2.9 Gewerbewesen (E). Diese Abteilung umfaßt neben allgemeinen Fragen (Gewerbeordnung, Gewerbeförderung, Statistik u. a.) die Bereiche Bergbau, Industrie und vor allem Handwerk. Parallel zur Agrarfrage geht es hier um die Handwerkerfrage, also um die soziale, rechtliche und materielle Besserstellung des Handwerkerstandes gegenüber der sich ausbreitenden Industrie (ca. 190 und 100 Bde). Es folgt Literatur zum handwerklichen Bildungs- und Vereinswesen (ca. 150 und 30 Bde), wobei mit den Gesellenvereinen (A. Kolping) ein besonderes katholisches Interesse vorherrscht, ferner zur gesetzlichen Organisation des Handwerks (Handwerkskammern, Innungen u. a., ca. 60 Bde) und zur handwerklichen Betriebslehre (ca. 130 Bde). Die Gruppe Bergbau (ca. 8 RM) reicht von Bergbaugeschichte und Bergbaukunde bis zu den sozialpolitischen Fragen der Bergarbeiterbewegungen und -streiks und der Bergarbeiterschutzgesetzgebung. Der Bereich Industrie stellt sich vornehmlich als Industriepolitik dar mit den Schwerpunkten Eisenindustrie (ca. 50 Bde) und Textilindustrie (ca. 80 Bde). Stark vertreten ist auch die Hausindustrie (ca. 2 RM), die damals einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor ausmachte.

2.10 Handel und Verkehr (F). Auch diese Abteilung dokumentiert die vom VkD betriebene Förderung des Mittelstandes, hier des Kaufmannstandes. Die ersten Gruppen (ca. 3 RM) umfassen Binnenhandel und innere Handelspolitik (Großhandel, Einzelhandel, Detaillistenfrage, Ladenschluß, Sonntagsruhe u. a.). Daneben steht Literatur zu den freien und öffentlich-rechtlichen Handelsvereinigungen (Katholisch-Kaufmännischer Verein, Handelskammern; ca. 110 Bde), zum Handelsrecht (ca. 110 Bde) und zur kaufmännischen Betriebslehre (ca. 50 Bde). Etwa ein Drittel dieser Abteilung (22 Gruppen, ca. 10 RM) nimmt die Außenhandelspolitik ein. Sie enthält verschiedenartiges Schriftmaterial zu Schutzmaßnahmen gegenüber der ausländischen Handelskonkurrenz (Verträge, Zölle, Protektionismus, Dumping u. a.). Die weniger starke Abteilung Verkehrswesen umfaßt Post- und Telegrammwesen (ca. 30 Bde), Eisenbahnwesen (ca. 100 Bde) sowie Schiffahrt und Schiffahrtspolitik (ca. 4 RM).

2.11 Genossenschaftswesen, Sparwesen, Privatversicherungswesen (G). Die Bedeutung der Genossenschaften ist von der VkD-Führung früh erkannt worden. Entsprechend zahlreich ist das Schrifttum zu den gewerblichen Genossenschaften (ca. 50 Bde), den ländlichen Genossenschaften (ca. 3 RM) und zu den Konsumvereinen (ca. 5 RM). Zum Sparwesen findet sich neben allgemeinem Schrifttum auch spezielles zu einzelnen Kassen (Jugend-, Schul-, und Postsparkassen; ca. 60 Bde), zum Versicherungswesen ebenfalls allgemeines Schrifttum und spezielles zu einzelnen Versicherungszweigen (Lebens-, Haftpflicht- und Feuerversicherung u. a.; ca. 3 RM).

2.12 Soziale Frage, Sozialpolitik (H). Diese Abteilung umfaßt den Kernbestand der VVB, das geistig-literarische Rüstzeug zur Verwirklichung der wichtigsten VkD-Ziele: Bekämpfung des Sozialismus, Lösung der sozialen Frage durch praktische Sozialreform und Aufbau einer christlichen Gesellschaftsordnung. Wie ernst der VkD die Auseinandersetzung mit dem Sozialismus genommen hat, zeigen Umfang und Art des sozialistischen Schrifttums. Bemerkenswert hoch ist der Anteil der Primärschriften. Drei Gebiete treten hervor: der Sozialismus allgemein (ca. 8 RM): philosophische Grundlagen, einzelne Systeme (Utopischer Sozialismus, Marxismus, Revisionismus u. a.), einzelne Vertreter (Lassalle, Marx, Engels u. a.); der Kommunismus (ca. 5 RM) und Bolschewismus (Staat, Gesellschaft, Leninismus); und die deutsche Sozialdemokratie (ca. 8 RM), wobei hier nicht wie in Abteilung B - Parteigeschichte und Organisation, sondern Ideologie und Programmatik, Strategie und Propaganda im Vordergrund stehen. Eine eigene Gruppe umfaßt Sozialismuskritik aus christlicher und liberaler Sicht (wissenschaftliche und populäre Literatur; ca. 3 RM). Die Literatur zu den sozialen Reformbestrebungen des Christentums enthält Material zu den Ideen, Bewegungen und Strömungen des religiösen Sozialismus vom Urchristentum bis zur Gegenwart (Katholische Sozialisten, Vitus-Heller-Bewegung, Bund der religiösen Sozialisten u. a.; ca. 2 RM). Im Mittelpunkt steht die Literatur zur katholisch-sozialen Bewegung des In- und Auslands (Geschichte, Theorie, Organisation; ca. 10 RM): Grundlehren der Kirche zur Gesellschaftsordnung (Sozialenzykliken), und soziale Anschauungen und Programme katholischer Richtungen, Soziologen und Sozialpolitiker von Wilhelm Emmanuel von Ketteler bis Franz Hitze (wissenschaftliche Abhandlungen, Berichte, Protokolle, Separatdrucke und zahlreiche Serienschriften, überwiegend von VkD-Autoren). Eine Gruppe zur evangelisch-sozialen Bewegung (Friedrich Naumann, Adolf Stöcker, Ludwig Weber) umfaßt ca. 130 Bde. Bei der theoretischen Sozialpolitik der Zeit (ca. 160 Bde) sind vor allem die gegen das Manchestertum gerichtete Schule des sogenannten Kathedersozialismus (Lujo von Brentano, Gustav Schmoller, Adolph Wagner u. a.) und der Verein für Sozialpolitik vertreten. Die Abteilung schließt mit allgemeiner Literatur zur staatlichen Sozialpolitik des Kaiserreichs und der Weimarer Republik (ca. 100 Bde).

2.13 Arbeiterfrage (I). Für das Engagement des VkD zur Lösung der Arbeiterfrage steht in der VVB eine eigene Abteilung. Die Eingangsgruppe (ca. 180 Bde) umfaßt die allgemeine Literatur zu philosophischen, theologischen, rechtlichen, ökonomischen, historischen und politischen Problemen. Bei hohem Spezialisierungsgrad sind im einzelnen ausgefächert: Arbeitsrecht (Arbeitsvertrag, Tarifwesen, Lohntheorie und Lohnpolitik, Koalitionsrecht, Arbeitskampf, Gewerbegerichte, Arbeitskammern u. a.; ca. 3 RM), Arbeiterschutz (Gewerbeaufsicht, Nachtarbeit, Sonntagsruhe, Unfallverhütung, Frauenarbeit, Kinderarbeit u. a.; ca. 7 RM), Arbeitsnachweis (Arbeitslosigkeit, Arbeitslosenvermittlung u. a.; ca. 3 RM) und Arbeiterorganisationen (Gewerkschaften, Arbeitervereine). Breiten Raum nimmt die Literatur zu den sozialistischen Gewerkschaften ein (Organisation, Propaganda, Verhältnis zur Sozialdemokratie; ca. 4 RM). Hirsch-Dunckersche (ca. 40 Bde), " Gelbe" (ca. 30 Bde) und christliche Gewerkschaften (ca. 5 RM) bilden eigene Gruppen. Zum Gewerkschaftsstreit gibt es ebenfalls eine eigene Gruppe (ca. 110 Bde). Umfangreich ist auch das Schrifttum zu den katholischen (ca. 3 RM) und evangelischen (ca. 30 Bde) Arbeitervereinen. Formal spiegelt diese Abteilung besonders deutlich die spezifische Bestandsstruktur der VVB. Die Buchliteratur hat hier einen Größenanteil von nur ca. 60 Prozent. Alles andere sind Statistiken, Verbandsprotokolle, Jahrbücher, Jahresberichte, Tagungsberichte, Geschäftsberichte, Kongreßberichte, Rechenschaftsberichte, Satzungen, Programme u. a. der Gewerkschaften und Arbeitervereine. Neun Gruppen enthalten ausschließlich solches Material. Hinzu kommen Separat- und Sonderdrucke aller Art, Drucksachen, Flugblattsammlungen und zahlreiche Kleinschriften zu allen Aspekten der Arbeiterfrage. Populär- und Gebrauchsliteratur ist ebenfalls vertreten, so Arbeiterbiographien (ca. 40 Bde), Kalender für sozialdemokratische Arbeiter (ca. 30 Bde) und Taschenbücher für katholische Arbeiter (ca. 40 Bde).

2.14 Beamten-, Gehilfen- und Dienstbotenfrage (K). Diese Abteilung, ebenfalls Ausdruck der vom VkD verfolgten Mittelstandspolitik, ist dem gehalts- und lohnabhängigen " neuen Mittelstand" des 19. Jhs gewidmet: den Beamten (öffentliche Beamte; ca. 2 RM) und der unterschiedlich strukturierten Schicht der Angestellten (Privatbeamte; ca. 190 Bde; vor allem kaufmännische Angestellte; ca. 3 RM). Die Literatur konzentriert sich auf die wirtschaftliche, rechtliche und soziale Lage, auf die berufsständische und gewerkschaftliche Organisation und sozialpolitische Maßnahmen. Daneben findet sich Schrifttum zum Gesindewesen (ca. 120 Bde), besonders zur Dienstbotenfrage (18 Bde).

2.15 Soziale Versicherung (L). Den Grundstock dieser Abteilung bildet die allgemeine Literatur zur Sozialversicherung des In- und Auslands (ca. 3 RM). Literatur zu einzelnen Versicherungszweigen (Kranken-, Unfall-, Alters- und Invalidenversicherung, Arbeitslosenversicherung u. a.; ca. 5 RM) und zur Reichsversicherungsordnung und den Versicherungsbehörden ca. 80 und 30 Bde), sind hervorzuheben.

2.16 Wohlfahrtspflege Armenwesen (M). Großen Raum nimmt die Literatur zur allgemeinen Wohlfahrtspflege (ca. 130 Bde), zur öffentlichen Fürsorge (ca. 3 RM), zur kirchlichen Wohlfahrtspflege (Caritas, Innere Mission; ca. 3 RM und 70 Bde) sowie zu Jugendfürsorge und Jugendrecht (ca. 3 RM) ein. Eigene Gruppen gibt es für spezielle Dienste wie Krüppelfürsorge, Arbeiterfürsorge, Familienfürsorge, Fremdenfürsorge, Gefangenenfürsorge, Kriegsopferfürsorge u. a. Schwerpunkte bilden auch die ländliche Wohlfahrtspflege einschließlich Heimat- und Brauchtumspflege (ca. 3 RM) und die Jugendpflege mit der Geschichte der Jugendbewegung (ca. 6 RM). Hier ist viel jugendsoziologisches Material vorhanden.

2.17 Wohnungsfrage (N). Stark vertreten (ca. 180 Bde) ist das allgemeine Schrifttum zur Wohnungspolitik (Wohnungsmisere als Teil der sozialen Frage). Besonders herausgestellt sind die beiden Grundelemente der Wohnungsreform: Wohnungsbau (ca. 120 Bde) und Wohnungsfürsorge (ca. 220 Bde). Eine besondere Gruppe ist für die Arbeiterwohnungsfrage eingerichtet (ca. 160 Bde).

2.18 Frauenfrage (O). Für den VkD war die Frage nach der Stellung der Frau in der Gesellschaft Teil der sozialen Frage und der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau notwendige Voraussetzung für eine menschenwürdige Sozialordnung. Der VVB-Bestand spiegelt alle wichtigen Aspekte des Problems wider: Frauenfrage und Frauenbewegung allgemein, wobei alle Richtungen (christlich, liberal, sozialistisch) mit ihren namhaften Autorinnen vertreten sind (ca. 160 Bde), Frau und Bildung (ca. 40 Bde), Frau und Kirche (ca. 25 Bde), Frau und Staat (ca. 90 Bde) und Frauenrecht (ca. 20 Bde). Ein Aspekt ist besonders zahlreich dokumentiert: die Frau im Beruf (ca. 3 RM). Nennenswert sind noch die Gruppen Frauenbiographien (ca. 90 Bde) und Frauenorganisationen (ca. 90 Bde).

2.19 Erziehungs-, Bildungs- und Unterrichtswesen (P). Der hohe Anteil der pädagogischen Literatur (105 RM) geht zurück auf den dominierenden Einfluß des für Volksbildung- und Volkserziehung zuständigen Dezernenten A. Heinen (1869-1934), der das Bildungsprogramm des VkD maßgeblich mitbestimmt hat. Dieses Programm forderte die Hebung des Bildungsstandes der Masse der Bevölkerung, besonders der unteren Volksschichten. Ziel war der mündige Bürger in der mündigen Gesellschaft, Sozialreform durch Bildungsreform. Die Literatur zur Volksbildung stellt deshalb neben dem allgemeinen pädagogischen Schrifttum den Grundbestand dieser Abteilung dar. In der allgemeinen Pädagogik bilden Schwerpunkte Grundfragen der Erziehung (Familienerziehung, religiöse Erziehung, Koedukation u. a.; ca. 15 RM), Fragen der Schulpolitik (Bekenntnisschule, Elternrecht, geistliche Schulaufsicht u. a.; ca. 6 RM), Probleme der Bildungsorganisation (Volksschulen, Höhere Schulen, Hochschulen, Berufsschulen u. a.; ca. 8 RM) und Aspekte der Lehrerbildung (ca. 2 RM). In der Abteilung Volksbildung (ca. 23 RM) sind alle wichtigen Themen vertreten: Theorie der Volksbildung, Arbeiterbildung, ländliche Volksbildung, Volkshochschulen, Vortragswesen, Unterrichtswesen, Volkstheater, Volkskino, Volksbüchereien, Kolportage, Volksunterhaltung u. a. Neben wissenschaftlichen Monographien und Fachbüchern finden sich popularisierende Darstellungen, methodische Schriften, Veranstaltungsprogramme sowie Lieder- und Musiksammlungen für die praktische Bildungsarbeit. Dem Bildungsprogramm des VkD entsprechend sind in dieser Abteilung auch die Bereiche Kunst (ca. 5 RM), Sprache (ca. 80 Bde) und Literatur (ca. 10 RM) eingeordnet, nicht als wissenschaftliche Disziplinen, sondern als Medien der Kunsterziehung, der Sprach- und Literaturpflege. So finden sich hier überwiegend Kunstführer, Künstlerbiographien, Werkbücher bzw. Grammatiken, Stilistiken, Wörterbücher bzw. Dichterportraits, Dichtungserläuterungen und eine Fülle von Anthologien, Romanen und Erzählungen zur Adaption der Schönen Literatur (Volksdichtung, Unterhaltungs- und Klassische Literatur).

2.20 Hygiene und Medizinwesen (R). Auch diese letzte Abteilung der SB muß im Rahmen des sozialpolitischen Gesamtkonzepts des VkD gesehen werden: Hygiene und Medizin als soziale Maßnahme zur Stärkung der Volksgesundheit. Im Vordergrund steht private und öffentliche Gesundheitspflege. Es gibt Gruppen zu Lebensweise und Ernährung, Sport-, Schul-, Wohnungs- und Berufshygiene. Besonders zahlreich ist die Literatur zur Bekämpfung des Alkoholismus (ca. 4 RM). Die Medizin beschränkt sich im wesentlichen auf allgemeine Krankheitslehre (ca. 40 Bde), Volkskrankheiten, speziell Tuberkulose (ca. 100 Bde) und Krankenversorgung (ca. 2 RM). Es überwiegen Fachbücher, Statistiken, Berichte und vor allem volksbelehrende Schriften.

2.21 Naturwissenschaften (S). Die Apologetik des VkD richtete sich auch gegen das quantitativ-mechanistische Weltbild der Naturwissenschaften des 19. Jhs. Der dazu benötigte Grundbestand an naturwissenschaftlicher Literatur umfaßt die wichtigsten Disziplinen von Astronomie bis Geographie. Schwerpunkte bilden Anthropologie (ca. 40 Bde), Biologie (ca. 60 Bde) sowie Deszendenztheorie und Darwinismus (ca. 110 Bde). Hier stehen wissenschaftliche neben apologetischen Schriften.

2.22 Technik (T). Die Technik-Abteilung stellt nur ein Randgebiet der VVB dar. Der kleine Bestand (3 RM) umfaßt hauptsächlich Schriften zur Philosophie der Technik und Technikkritik, die die Auswirkungen der Technik auf die Gesellschaft im Zuge der industriellen Revolution thematisieren. Daneben finden sich die wichtigsten Hand- und Lehrbücher, Fachbücher für Unterrichtszwecke und einige spezielle wissenschaftliche Titel.

2.23 Philosophie (U). Der Bestand repräsentiert das grundlegende Schrifttum zur Geschichte der Philosophie (ca. 160 Bde), zur systematischen Philosophie (ca. 60 Bde) und zu einzelnen Disziplinen (Metaphysik, Erkenntnistheorie, Moralphilosophie, Kulturphilosophie u. a.). Die kritische Literatur richtet sich besonders gegen den Monismus, Materialismus und einzelne Aspekte der Ethik (z. B. autonome Moral; ca. 160 Bde). In dieser Abteilung ist auch die Psychologie untergebracht. Sie bietet philosophische Psychologie (ca. 60 Bde), experimentelle Psychologie (ca. 70 Bde), Psychopathologie (ca. 40 Bde) und Parapsychologie (ca. 100 Bde), der auch die Theosophie und Anthroposophie zugeordnet sind.

2.24 Theologie und Religionswissenschaft (V). Diese Abteilung ist der Kern der AB und die umfangreichste der VVB überhaupt (167 RM). Die Theologie war für den VkD als Gesamtorganisation der deutschen Katholiken eine Art Grundlagenfach, gleichermaßen unentbehrlich für die Arbeit der Dezernenten wie für den auswärtigen Leihverkehr zur Literaturversorgung der katholischen Öffentlichkeit. Der Bestand offeriert reiches Material zu allen Bereichen der Religionswissenschaft und der Theologie. Die wichtigsten Gruppen sind Religionsphilosophie (ca. 2 RM); vergleichende Religionswissenschaft (ca. 6 RM); Katholizismus in Lehre und Leben (ca. 6 RM); Bibelwissenschaft (ca. 4 RM); Altes Testament (ca. 6 RM); Neues Testament, vor allem Leben Jesu (ca. 15 RM); Dogmengeschichte, besonders Patrologie und Patristik (ca. 11 RM); Dogmatik (ca. 4 RM); Moraltheologie, besonders christliche Lebensführung (ca. 11 RM); Pastoraltheologie, vor allem Homiletik (ca. 7 RM); Kirchenrecht und -verwaltung (ca. 6 RM); Kirchengeschichte (ca. 14 RM); Luther und der Protestantismus, einschließlich Kontroverstheologie (ca. 11 RM); Liturgie und Kultus (ca. 3 RM); Ordenswesen und Ordensgeschichte (ca. 6 RM). Die Apologetik konzentriert sich auf Apologie des Gottesglaubens und des katholischen Christentums allgemein (Wunderfrage, Jenseitsglaube, Gottesbeweise u. a.; ca. 14 RM), Bekämpfung einzelner Irrlehren (Jansenismus, Modernismus, Neuheidentum u. a.; ca. 3 RM) und Kritik des Freidenkertums, die sich vor allem gegen die sozialistischen Freidenker und die Freimaurer richtete (ca. 3 RM). Der Bestand umfaßt Hand- und Lehrbücher, theologische Abhandlungen, Bibeltexte und -kommentare, Klassikerausgaben, Bekenntnisschriften, Biographien, Heiligenviten, Rechtssammlungen, Predigtsammlungen, kirchliche Jahrbücher u. a. Am stärksten vertreten sind die apologetischen Flug- und Streitschriften, die serienweise eingestellt wurden.

2.25 Geschichte (W). Geschichte gehört wie Technik zu den Randgebieten der VVB. Die drei Schwerpunkte sind Weltgeschichte (ca. 11 RM), Deutsche Geschichte (ca. 30 RM) und Kulturgeschichte (ca. 4 RM). Nennenswert sind die Gruppen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jhs mit zahlreichen Biographien und Memoiren politischer Persönlichkeiten (ca. 10 RM) sowie Material zur Geschichte des Ersten Weltkriegs (Kriegsschuldfrage, belgische Neutralität, unbeschränkter U-Bootkrieg, Kriegspropaganda u. a.; ca. 11 RM).

2.26 Allgemeines und Verschiedenes (X). In dieser Abteilung ist sehr unterschiedliches Schrifttum zusammengefaßt, vor allem (1) vermischte Schriften aus verschiedenen Wissensgebieten (Sammelwerke, Festschriften, Sitzungsberichte, Reden, Vorträge, Essays, Kritiken, Lesebücher, Briefsammlungen, Serien, Jahrbücher und daneben ausgewählte Werke und Gesamtausgaben einzelner Autoren; ca. 12 RM); (2) Publikationen zu katholischen Organisationen und Kongressen des In- und Auslands (Monographien, Statistiken, Satzungen, Programme, Festblätter, Materialien für die Vereinsarbeit und vor allem die Protokolle der Katholikentage in Deutschland, Österreich und der Schweiz; ca. 6 RM) und (3) Parlamentaria (Preußischer Landtag 1848-1918, 1919-1921, 1921-1932; Frankfurter Nationalversammlung 1848-1849; Norddeutscher Bund 1867-1870; Deutscher Reichstag 1871-1918, 1919-1920, 1920-1925). Der Bestand ist z. T. lückenhaft und war ursprünglich unbearbeitet (ca. 55 RM).

2.27 Nachschlagewerke (Y). Die Abteilung umfaßt Hand- und Adreßbücher von Einrichtungen des öffentlichen Lebens (Presse, Verwaltung, Bildungswesen, Wirtschaft, Verkehr u. a.; ca. 140 Bde); Bibliographien (allgemeine und spezielle, nach Sachgebieten geordnet, vor allem Staats- und Sozialwissenschaften; ca. 9 RM); Bibliothekskataloge (allgemeine und spezielle, nach Sachgebieten geordnet; ca. 100 Bde); kritische Verzeichnisse empfehlenswerter und nicht empfehlenswerter Schriften (aus katholischer Sicht; ca. 50 Bde); Verkaufskataloge von Buchhandlungen und Verlagen (Bestellgrundlagen; ca. 4 RM); Karten, Atlanten, Geographica (ca. 20 Bde); biographische Lexika, nach Sachgebieten geordnet (ca. 40 Bde); Sprachwörterbücher (deutsche und fremdsprachige; ca 30 Bde) sowie Reallexika (allgemeine und spezielle, nach Sachgebieten geordnet, vor allem Staats- und Sozialwissenschaften; ca. 17 RM).

2.28 Zeitschriften. Die 22.000 Bde Zeitschriften und Zeitungen sind analog dem Buchbestand nach den Abteilungen des " Gliederungsplans" geordnet. Die Zahl der laufend gehaltenen Zeitschriften hat während der 40 Jahre des VkD nicht unwesentlich geschwankt. Die Gesamtzahl der jemals vom VkD bezogenen Periodika belief sich nach einem bis 1933 fortgeschriebenen Zeitschriftenverzeichnis der VVB (s. u. 3.2) auf 1578 Titel (davon 1453 noch vorhanden). Die Aufschlüsselung spiegelt deutlicher noch als der Buchbestand die sozialwissenschaftlich-sozialpolitische Komponente des VkD wider. Auf die SB entfallen 1282 Titel, auf die AB die restlichen 171. Der Anteil der Hauptabteilungen zeigt das gleiche Bild: Staats- und Rechtswesen 110 Titel; Soziale Frage, Sozialpolitik 139 Titel; Arbeiterfrage 116 Titel; Erziehungswesen 157 Titel und Theologie/Apologetik 128 Titel. Die sozialpolitischen Kernbereiche liegen also mit an der Spitze. Insgesamt sind die wichtigen einschlägigen Periodika des In- und Auslands mehr oder weniger lückenlos vorhanden, wobei sich alle weltanschaulichen Richtungen präsentieren. Für sozialistische Periodika sind zwei eigene Gruppen (32 und 12 Titel) angesetzt. Den Grundbestand bilden die Eigenpublikationen des VkD (Der Volksverein 1890 ff. und Die Frau im Volksverein 1913 ff.) und die der ihm nahestehenden Organisationen. Der Zeitschriftenbestand ist im Unterschied zu den Monographien in den siebziger Jahren im Zuge einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Maßnahme durchgehend revidiert und restauriert worden (s. u. 3.3).

2.29 Tageszeitungen. Die Zahl der vom VkD abonnierten Tageszeitungen betrug zeitweise über 80 Titel. Nur 13 davon sind nachweislich katalogisiert und aufbewahrt worden, darunter Germania, Kölnische Volkszeitung und Vorwärts. Die Neukatalogisierung dieser Bestände ist weitgehend abgeschlossen.

3. KATALOGE

3.1 Gedruckte Kataloge

Die gedruckten Kataloge dienten als Bestellgrundlage für den auswärtigen Leihverkehr. Sie wurden für SB und AB separat herausgegeben.

Katalog der socialwissenschaftlichen Bibliothek an der Centralstelle des Volksvereins für das katholische Deutschland in M.-Gladbach. 1. Aufl. 1893. 2. Aufl. 1894. 3. Aufl. 1896. 4. Aufl. 1899. Nachtrag 1901. 5. Aufl. 1904

[Die Auflagen von 1893, 1894 und 1896 sind alphabetisch nach Verfassern bzw. Sachtiteln geordnet; " sozialistische Verfasser" sind mit Stern gekennzeichnet. Die Auflage von 1899 hat neben dem Titelalphabet ein systematisches Register nach Schlagwörtern. Die Auflage von 1904 ist systematisch nach Schlagwörtern angelegt, welche Grundelemente des späteren " Gliederungsplans" erkennen lassen.]

Verzeichnis socialer Literatur. 1. Aufl. 1892 (Sonderdruck aus der Zeitschrift Arbeiterwohl). 4. Aufl. 1896. 7. Aufl. 1907

[Auswahlverzeichnis für die SB. Enthält eine " systematische Zusammenstellung und Beurteilung der wichtigsten sozialwissenschaftlichen und sozialpolitischen Schriften". Annotationen zu den meisten Titeln, z. T. kritisch zur marxistisch-sozialistischen Literatur. Im Anhang der 7. Auflage Verzeichnis der sozialpolitischen Zeitschriften der SB]

Katalog der apologetischen Ausleihbibliothek an der Zentralstelle des Volksvereins für das katholische Deutschland in M.-Gladbach. 1905

[systematisch nach Schlagwörtern geordnet, mit Namenregister. Gegen die christliche bzw. katholische Weltanschauung gerichtete Schriften sind mit Stern gekennzeichnet.]

3.2 Zettelkataloge

Sie dienten den Mitarbeitern der Zentralstelle als Arbeitsgrundlage.

Alphabetischer Katalog

[erstmals erwähnt 1907 und somit ältester Katalog; zentraler Literaturnachweis für beide Bibliotheken; Anlage nach PI mit hschr. Eintragungen]

Systematischer Katalog

[über die Anfänge ist nichts bekannt. Wahrscheinlich gab es ursprünglich, getrennt nach SB und AB, zwei Systematische Kataloge. Die heute noch gültige Systemordnung ist sicher erst nach der Zusammenlegung der beiden Bibliotheken 1908/09 geschaffen worden. Anlage nach PI mit hschr. Eintragungen]

Schlagwortkatalog

[wurde erst 1987 wieder aufgefunden, erster Nachweis 1917; umfaßt ca. 3600 Karten mit ca. 5400 Titelvermerken und Systemverweisungen; verzeichnet in alphabetischer Folge Sachbegriffe aus allen Bereichen der Systematik, Personen und Ländernamen; erfaßt Monographien und Beiträge aus Handbüchern, Sammelwerken und Periodika; reicht retrospektiv bis Anfang des 19. Jhs zurück; Schwerpunkt liegt in den zwanziger Jahren dieses Jhs; Anlage nach Hausregeln mit hschr. Eintragungen]

Zeitschriftenkatalog

[erster Nachweis 1917, erfaßt alphabetisch alle Zeitschriften und Zeitungen der VVB; Anlage nach PI mit hschr. Eintragungen]

" Übersicht. Zeitschriften und Zeitungen" o. J. (-1933) [mschr. Bandkatalog für internen Gebrauch; systematisch nach den Zeitschriftenabteilungen geordnet; Anlage nach mechanischer Wortfolge]

3.3 Revidierte Kataloge

Das heutige Katalogsystem besteht somit aus alten und neuen Katalogen. Mit den in den siebziger Jahren durchgeführten Restaurierungsmaßnahmen (s. o. 2.28) waren umfangreiche Revisionen des Alphabetischen und Systematischen Kataloges verbunden (Katalogrevision und Neukatalogisierung aller Periodika, auch der in den Monographienbestand eingearbeiteten). Es stehen somit zur Verfügung:

Revidierter Verfasserkatalog

Revidierter Systematischer Katalog

[in den fünfziger Jahren durch Stichwortregister zur Systematik ergänzt; Anlage nach Hausregeln, mschr.]

Alter Schlagwortkatalog

[nicht erschöpfend, aber wegen der Erfassung auch der unselbständigen Literatur unentbehrlich]

Zeitschriftenkatalog

[Anlage nach RAK, mschr.; Bestandteil eines zentralen Zeitschriftennachweises für Mönchengladbach]

Daneben existiert ein gedruckter Zeitschriftenkatalog: Zeitschriften-Verzeichnis der Bibliothek des ehemaligen Volksvereins für das katholische Deutschland 1890-1933. Red. Fr. J. Koch. Mönchengladbach 1985

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Das Volksvereinsarchiv befindet sich heute im Bundesarchiv, Abteilung Potsdam (Abt. 74 VO 1). Es enthält Vorstandsprotokolle, Briefwechsel einzelner Vorstandsmitglieder, Dokumente über das Verhältnis des VkD zu den katholischen Organisationen u. a., nicht jedoch archivalische Quellen speziell zur Geschichte der VVB. Diese befinden sich ausschließlich im Stadtarchiv Mönchengladbach (=StA MG). Zwei Gruppen von Archivalien sind zu unterscheiden: solche zur allgemeinen Geschichte der VVB und solche zur Bestandsgeschichte im engeren Sinne.

(1) Korrespondenzen: Zur ersten Gruppe zählen umfangreiche Korrespondenzen im Nachlaß des VkD-Generaldirektors W. Hohn (1871-1954) (StA MG 15/2), der Tätigkeitsbericht des Mönchengladbacher Stadtamtmanns W. Goerts (1892-1980) (StA MG 14/1755) und 7 Bde Vorgänge des Rechtsamtes der Stadt Mönchengladbach über ein Rückerstattungsverfahren, das VkD-Gläubiger nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die Stadt Mönchengladbach angestrengt haben (StA MG 1d 14/44-50). Diese Materialien schildern in unterschiedlicher Breite die Geschichte der Bibliothek, vor allem in der Endphase des VkD und in der Zeit nach 1933.

(2) Zugangsbücher und Ausleihverzeichnisse: Zugangsbücher sind nur für die SB erhalten, und zwar die " Zuwachs-Journale" von 1904-1909 (StA MG 8/18/39-40), zwei " Lieferbücher" von 1910-1917 (StA MG 8/18/42-43) vermutlich Kontrollkladden gegenüber dem Buchhandel und ein " Zeitschriften-Zuwachs" von 1912-1920 mit einem Anhang " Zeitungen" von 1917-1920 (StA MG 8/18/41). Diese Bücher geben genauestens Rechenschaft über den quantitativen und systematischen Ausbau der Bestände in einer entscheidenden Phase des VkD. Ausleihverzeichnisse sind für SB und AB überliefert; für die SB die " Ausleih-Journale" von 1902-1915, 1917, 1918-1919, 1921-1923 und 1929-1930 (StA MG 8/18/1-35); für die AB die " Ausleih-Journale" von 1905-1914 (StA MG 8/18/36-38). Diese Verzeichnisse dürften eine besondere Quelle für die Benutzerforschung darstellen, da sie von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg den Benutzerkreis, seine Struktur und seinen Wandel widerspiegeln. Hinzu kommen Leihverkehrsmaterialien (StA MG 8/18/45) und Leihverkehrskorrespondenzen (StA MG 8/18/46).

(3) Das Pieper-Manuskript: Eine Sonderstellung nimmt das sogenannte Pieper-Manuskript ein, da es äußere und innere Geschichte der VVB gleichermaßen berücksichtigt. Es ist die umfangreiche mschr. " Geschichte des Volksvereins für das katholische Deutschland 1890-1928" des maßgebenden VkD-Generaldirektors A. Pieper (1866-1942) (StA MG 15/1). Pieper berichtet im Rahmen der allgemeinen Geschichte des VkD nicht nur über Werden, Organisation und Funktion der VVB, sondern entwirft auch ein Erwerbungsprogramm mit Bestimmungen über den inhaltlichen Aufbau, den Spezialisierungs-, Schwierigkeits- und Vollständigkeitsgrad des Bestandes.

(4) Verzeichnisse des Volksvereinsverlages: Eine besondere Quelle sind schließlich die Verzeichnisse des Volksvereinsverlags, dessen Publikationen zum großen Teil in die Bibliothek eingeflossen sind. Der VkD gründete 1902 eine eigene Verlagsabteilung, die 1905 zum Vermögensträger des Vereins deklariert wurde. Sie gab zunächst nur die Schriften der VkD-Autoren heraus, entwickelte dann aber ein eigenes umfangreiches Verlagsprogramm. Die wichtigsten Verzeichnisse sind die teils alphabetisch, teils systematisch geordneten Gesamtkataloge von 1910, 1910/11, 1911, 1912, 1914, 1916, 1922, 1929 und 1932. Dazu kommt eine Fülle von Auswahlverzeichnissen, Sonderverzeichnissen und Einzelprospekten, aus denen sich die gesamte Verlagsproduktion lückenlos rekonstruieren ließe. Alle Verzeichnisse (StA MG 15/2/184-185) haben als versteckte Bibliothekskataloge zu gelten, da zumindest das gesamte sozialpolitisch und apologetisch relevante Schrifttum fester Bestandteil der VVB ist.

4.2 Darstellungen

Ritter, Emil: Die katholisch-soziale Bewegung Deutschlands im 19. Jahrhundert und der Volksverein. Köln 1954 [erste und bisher einzige Gesamtdarstellung zur Geschichte des VkD durch führendes Mitglied des VkD; enthält auch eine Skizze der Bibliothek, ihrer Entwicklung, Struktur und Bestände; unkritisch, da an der Vereinsideologie orientiert, und ohne wissenschaftlichen Apparat, als Zeugnis eines Insiders aber unentbehrlich]

Heitzer, Horstwalter: Der Volksverein für das katholische Deutschland im Kaiserreich 1890-1918. Mainz 1979 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B Bd 26) [untersucht die Bildungs- und Schulungsarbeit des VkD, dabei auch die Rolle der Bibliothek als Informationsbasis und Arbeitsinstrument der Vereinspropaganda]

Brückner, Karl: Die Bibliotheken an der Zentralstelle des Volksvereins für das katholische Deutschland. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 34 (1917) S. 86-95 [erste separate Darstellung der VVB mit detailliertem Einblick in Aufgaben, Bestände und Organisationsform der beiden Bibliotheken]

Laumen, Josef: SS-Männer an die Luft gesetzt. Wie die größte sozialwissenschaftliche Bibliothek der Welt gerettet wurde. In: Rheinischer Merkur Nr. 22 vom 28. Mai 1949 [journalistischer Streifzug durch die Geschichte der VVB nach 1933]

Pflug, Günther: Der Neubau der Stadtbibliothek Mönchengladbach. In: Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt N. F. 14 (1964) S. 81-84

Rede des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers zur Eröffnung der Bibliothek Mönchengladbach. In: ibid. S. 84-91 [Reden zur Eröffnung der neuen Stadtbibliothek Mönchengladbach mit kurzer Charakteristik der Funktion und Bestände der VVB]

Brüls, Karlheinz: Die Bibliothek des ehemaligen Volksvereins für das katholische Deutschland in Mönchengladbach. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 4 (1986) Heft 7, S. 53-56 [knapper Überblick; herausgestellt wird die Bedeutung der nationalökonomischen Literatur der VVB für die Verwirklichung der Volksvereinsziele]

Kamphausen, Hans Joachim: Die ehemalige Volksvereinsbibliothek in Mönchengladbach. Untersuchungen zu Geschichte und Bestand. Köln 1979 (Arbeiten aus dem Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen, 49) [erste monographische Darstellung, die die historisch-strukturelle Eigenart der Bibliothek im Organisationsgefüge des VkD herausarbeitet und systematisch-analytisch die Bestände untersucht; Grundlage für diesen Eintrag]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Gliederungsplan der sozialwissenschaftlichen Abteilung. Mönchengladbach 1. Aufl. 1954

Gliederungsplan der Bibliothek des ehemaligen Volksvereins für das katholische Deutschland (1890-1933). 2. unveränderte Aufl. Mönchengladbach 1972 [Sacheinteilung des Bestandes und des Systematischen Kataloges. Der unkorrekte Titel der 1. Aufl. wurde in der 2. Aufl. korrigiert.]

Jahresberichte des Volksvereins für das katholische Deutschland. In: Der Volksverein. Zeitschrift des Volksvereins für das katholische Deutschland 2 (1892) 39 (1929) [wichtige Quelle zur Bestandserschließung. Die Jahresberichte wurden an die Mitglieder verteilt und außerdem in der Vereinszeitschrift abgedruckt. Im Vordergrund steht die Zentralstelle mit ihren Abteilungen, darunter die Bibliothek. Die Jahresberichte spiegeln die Vermehrung des Bestandes, das Anwachsen sowie die schließliche Stagnation der Ausleihfrequenzen wider]

Der Volksverein für das katholische Deutschland. Eine Bibliographie. Bearb. von G. Schoelen. Mit einer Einleitung von R. Morsey und einem Nachlaßverzeichnis von W. Löhr. Mönchengladbach 1974

Schoelen, Georg: Bibliographisch-Historisches Handbuch des Volksvereins für das katholische Deutschland. Mit einer Einleitung von H. Heitzer und einer Quellenkunde von W. Löhr. Mainz 1982 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B Bd 36) [Die erste Bibliographie ist bei gleicher inhaltlicher Gliederung eine Vorarbeit der zweiten. Das Handbuch erfaßt chronologisch die Literatur über den VkD sowie das primäre und sekundäre Schrifttum zu den wichtigsten Persönlichkeiten des VkD (über 6000 Titel). Das Gros der Titel stammt aus den Beständen der VVB; es umfaßt die Kernliteratur des sozialwissenschaftlichen und sozialpolitischen Bereichs, so daß die Bibliographie als aktuelles Auswahlverzeichnis des heute forschungsrelevanten Schrifttums der VVB gelten kann.]

Stand: Oktober 1988

Georg Schoelen


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.