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Stadtbücherei

Adresse. Mindelgasse 1, 87719 Mindelheim [Karte]
Telefon. (08261) 9915-43
Telefax. (08261) 2 17 01
Bibliothekssigel. <957>

Unterhaltsträger. Stadt Mindelheim
Funktion. Öffentliche Bücherei mit wissenschaftlichem Altbestand.
Sammelgebiete. Bibelwerke, Gebetbücher und theologische Literatur. Verwaltung verschiedener Nachlässe. Benutzungshinweise. Präsenzbibliothek für Altbestand. Benutzung nur nach Vereinbarung. Alle historischen Bestände werden ins Archiv ausgelagert. Leihverkehr: nicht angeschlossen; in Einzelfällen möglich.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten). Die Bücherei liegt gegenüber der Jesuitenkirche am unteren Stadt-Tor. Stadtarchiv: Alte Landwirtschaftsschule am Rotkreuzplatz, Landsberger Str. 5. A 7 bis Kreuz Memmingen, B 18; A 96, B 12, B 18 bis Mindelheim. Parkmöglichkeit am Haus oder am nahegelegenen Parkplatz südwestlich des unteren Stadt-Tores.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Bereits 1848 besaß Mindelheim eine Kreis- und Stadtbücherei mit einem Bestand von 3168 Büchern. Diese stammten aus der zwischen 1708 und 1710 eingerichteten Jesuitenbibliothek des Jesuitengymnasiums Mindelheim. Sie stehen heute größtenteils in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg (s. Eintrag dort, 1.15). Die Bayerische Staatsbibliothek München besitzt einen zweibändigen Alphabetischen Katalog der ehemaligen Mindelheimer Jesuitenbibliothek (cod. bav. lat. 307), der anscheinend in der letzten Zeit des Kollegs angelegt wurde. Im 19. Jh bestand in Mindelheim eine Lesegesellschaft. Verschiedene Buchschenkungen und Nachlässe im Bestand der Stadtbücherei gehen auf sie zurück.

1.2 Dr. Friedrich Zoepfl (1885-1974), Benefiziat der Pfarrei Mindelheim, leitete während und nach dem Ersten Weltkrieg das Heimatmuseum der Stadt Mindelheim sowie das Stadtarchiv und betreute auch die städtische Bücherei. Deren Altbestände tragen z. T. noch Beschriftungen aus seiner Feder. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Leihbücherei ganz von der Stadt Mindelheim übernommen und 1951 eine hauptamtliche Büchereileiterin eingestellt. 1971 bezog die Bücherei das für sie umgebaute, 1700 errichtete Rentamt in der Mindelgasse. Im Laufe des 19. und 20. Jhs erhielt die Stadtbücherei verschiedentlich von Geistlichen beider Konfessionen, Beamten, Lehrern, Ärzten, Kaufleuten und Klöstern kleinere und größere Buchgeschenke. Mit meist bescheidenem Etat wurden Neuanschaffungen zeitgenössischer Literatur getätigt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine öffentlich zugängliche Bücherei geschaffen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 37.000 Bdn beläuft sich der historische Buchbestand auf 3954 Bde. Davon sind 2952 Bde im Autoren- und Titelkatalog der Bücherei erfaßt. 1002 Bde sind im Archiv und im Museum der Stadt untergebracht. Es gibt hierfür keinen Katalog. Eine Aufschlüsselung nach Jahrhunderten und Sprachen ist nicht möglich.

Systematische Übersicht

2.2 Die Aufstellung folgt der Allgemeinen Systematik für öffentliche Bibliotheken. Alle nachfolgend genannten Zahlen betreffen nur den in den einzelnen Gruppen enthaltenen historischen Bestand.

2.3 In der Gruppe Allgemeines finden sich 188 Bde, größtenteils aus dem 19. Jh, bei Lebensbeschreibungen 25 Bde. In der Gruppe Erd-, Länder-, Völkerkunde sind unter 93 Bdn einige alte Kartenwerke, wohl aus dem 17. und 18. Jh: Mappa Totius Mundi, hrsg. von T. C. Lotterer; Schauplatz der 5 Teile der Welt nach Büschings großer Erdbeschreibung in Kupfertafeln.

2.4 Im Fach Heimatkunde, dem zweitgrößten, wurden 888 Bde gezählt. Der thematische Schwerpunkt liegt auf Schwaben. 460 Bde, meist aus dem 19. Jh, betreffen den Bereich Recht und Verwaltung. Das älteste Werk dürfte Adam Reißners Historia Herrn Georgen von Frundsberg (Frankfurt 1599) sein. Weitere bemerkenswerte Titel sind Johannes Altenstaig, Mindelheimer Rechtfertigungen (1612), mit Widmung an Georg von Frundsberg; Johann Joachim Müller, Des Königlich-Engelländischen Generals, Duc de Marlborough, des Heil. Röm. Reichs-Fürsten zu Mindelheim, Leben und Thaten (Frankfurt und Leipzig 1510); Martin Crusius, Schwäbische Chronik (Frankfurt 1733).

2.5 Von den 248 Bdn zur Geschichte, Kulturgeschichte und Volkskunde seien Appians Historia Romana (Augsburg 1477) und Adam Reißners Jerusalem (Frankfurt 1574) genannt. Im Fach Recht (96 Bde) sind die 29 Dissertationen aus dem 19. Jh nennenswert, eine Schenkung Dr. Hans Blaschkes aus Mannheim, Mitglied der Mindelheimer Lesegesellschaft. Der bedeutendste Titel ist Leonhard Frondspergers Kriegsrecht (Frankfurt 1596). 22 Bde, meist aus dem 19. Jh, gehören zur Gruppe Sozialwissenschaften; von den 34 Bdn zur Wirtschaft sind 2 Bde aus dem 16. und 9 Bde aus dem 19. Jh.

2.6 Das Fach Religion ist mit 990 Bdn am umfangreichsten und interessantesten. Hier sind zum großen Teil die Nachlässe der geistlichen Herren Johannes Michael August Volland (1807-1892), Alois Lerchenmüller (1801-1864) und Martin Schorer (1892-1968) aufgestellt sowie Bücher aus dem ehemaligen Jesuitengymnasium. Aus dem Nachlaß Vollands, der von der benachbarten Gemeinde Erkheim aus die im Entstehen begriffene evangelische Gemeinde in Mindelheim seelsorgerisch mitbetreute, stammen eine Bibel aus dem 16. Jh, 5 Bde aus dem 17. Jh, 49 Bde aus dem 18. Jh und 97 Bde aus dem 19. Jh. Der Nachlaß Lerchenmüller zählt 46 Bde des 18. Jhs und 77 Bde des 19. Jhs. Lerchenmüller, der im Umkreis von Johann Michael Sailer (1751-1832) schriftstellerisch tätig war, geriet im Bistum Augsburg durch aufklärerische Tendenzen mehrfach in Schwierigkeiten mit dem bischöflichen Ordinariat. In jungen Jahren hatte er ein Stipendium von der Stadt Mindelheim erhalten, der er offenbar in Dankbarkeit verbunden blieb. Ob es eine tatsächliche Verbindung zu Pfarrer Volland von der evangelischen Gemeinde Erkheim gab, bleibt offen. Von Schorer, 1939 bis 1967 Seelsorger der katholischen Pfarrgemeinde Mindelheim, kamen 40 Bde in die Bibliothek, hauptsächlich Pastoraltheologie aus dem 19. Jh.

2.7 In der Gruppe Philosophie, 85 Bde, sind die Schriften von Jakob Salat (1766-1851) erwähnenswert, einem Zeitgenossen und Freund Alois Lerchenmüllers. In den Fächern Psychologie und Pädagogik stehen 4 und 98 Bde. In der Gruppe Sprache sind 60 Bde in verschiedenen Sprachen, zur Literaturwissenschaft 185 Bde, ebenfalls in verschiedenen Sprachen, zur Bildenden Kunst 26 Bde vorhanden. Die 82 Bde in der Fächergruppe Musik, Tanz und Theater stammen größtenteils aus dem 19. Jh und gehören zur Sammlung Pisarowitz.

2.8 In der Gruppe Mathematik wurden 8 Bde, in der Gruppe Naturwissenschaft 39 Bde gezählt. Zur Technik sind 23 Titel vorhanden, zur Land- und Hauswirtschaft ein Kochbuch aus dem 19. Jh. Zur Medizin sind 43 Bde vorhanden, darunter Galens Opus Medicum (Basel 1537; lateinisch, griechisch, deutsch) aus dem Privatbesitz eines Mitglieds der Mindelheimer Lesegesellschaft; angebunden ist Georg Bartisch, Augendienst (Dresden 1583).

2.9 Die 703 Bücher schöngeistiger Literatur machen die drittstärkste Gruppe aus. Sie stammen fast ausschließlich aus dem 19. Jh und sind großenteils Schenkungen der Lesegesellschaft. Vorhanden sind neben den vielbändigen Werken der deutschen Klassiker auch englische und französische Romanliteratur (Charles Dickens, Walter Scott, Jules Verne), die Schriften beliebter Autoren des 19. Jhs (z. B. Heinrich Clauren), die Sämtlichen Werke (Kempten 1831-1838) von Lorenz Westenrieder sowie die Deutsche Schaubühne (27 Bde), Deutsches Theater (1819) und die Neueste Schaubühne (1803-1818). Die letzteren sind im Zusammenhang mit den Sondersammlungen Pinkl und Pisarowitz von Bedeutung.

Sondersammlungen

2.10 Bei den Sondersammlungen verdienen die Nachlässe von Karl Maria Pisarowitz (1901-1979) und Martha Maria Pinkl (1896-1988) besondere Erwähnung, die die Mindelheimer Theatertradition nach dem Wegfall des Jesuitentheaters dokumentieren (Theaterfreunde; Gesellschaft von theaterspielenden Bürgern und Bürgerssöhnen; Theaterliebhabergesellschaft; Casinogesellschaft; Dramatischer Verein). Erstere hat Musik und Theatergeschichte als Schwerpunkt; Pisarowitz war in der Mozartforschung, als Komponist und Dirigent tätig (u. a. in Prag), während die Sammlung Frau Pinkls durch ihre persönliche Verbindung zu Peter Dörfler (einem Allgäuer Schriftsteller und Priester, 1878-1955) bemerkenswert ist.

2.11 Eine gesondert aufgestellte Sammlung an Gebetbüchern stammt größtenteils aus den Nachlässen der genannten Pfarrer sowie aus dem Besitz von Ernst Holzbaur (1884-1961). Von den 189 Gebetbüchern stammen eines aus dem 17. Jh, 38 aus dem 18. Jh und 151 aus dem 19. Jh.

3. KATALOGE

Autorenkatalog [alphabetisch, in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Titelkatalog [in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Trieb, Johann Nepomuk; Seybold, Leonhard: Statistische Beschreibung. Mindelheim 1859, S. 68

Zoepfl, Friedrich: Geschichte der Stadt Mindelheim. München 1948, S. 61-62, 254, 260 Habel, Heinrich: Landkreis Mindelheim. München 1971, S. 311

Stand: Juni 1991

Dorothea Reschka


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.