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Bibliothek des Stadtgeschichtlichen Museums

Adresse. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Bibliothek, Böttchergäßchen 3, 04109 Leipzig [Karte]
Telefon. (0341) 9651-333
Telefax. (0341) 9651-352 (Museum)
e-mail. [bibliothek.stadtmuseum@leipzig.de]
Internet. http://www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de
Bibliothekssigel. <L 243>

Unterhaltsträger. Stadt Leipzig.
Funktion. Fachbibliothek des Museums.
Sammelgebiete. Stadtgeschichte von Leipzig, Landesgeschichte Sachsens, Historische Hilfswissenschaften, Sondersammlungen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek (Lesesaal mit 10 Plätzen). Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 14-18 Uhr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Benutzer-PC (Bibliotheks-OPAC, Objektdatenbank der musealen Sammlungen, digitale Nachschlagewerke), Microfilm-Lesegerät, Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig liegt im Zentrum der Stadt. Vom Hauptbahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) oder Straßenbahnverbindung (alle Linien nach Süden, eine Haltestelle) und 5 Minuten Fußweg. Parkmöglichkeiten auf dem Augustusplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als 1909 das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig gegründet wurde, übernahm es vom damaligen Verein für Geschichte der Stadt Leipzig neben allen anderen Sammlungen auch die umfangreiche Bibliothek. Den Grundstock der zu diesem Zeitpunkt etwa 7000 Bde umfassenden Sammlung bildete die Bibliothek des Leipzigers Johann Cornelius Maximilian Poppe (1804-1877). Poppe, dessen Vater der Besitzer der bekannten und traditionsreichen Gaststätte " Zum arabischen Kaffeebaum" in der Kleinen Fleischergasse war, muß eine vielseitig interessierte und gebildete Persönlichkeit gewesen sein. In jungen Jahren hatte er in Leipzig und Dresden an der Akademie der bildenden Künste Baukunst studiert. Als Architekt kam er bereits 1824 nach Leipzig zurück. Trotz seiner Ausbildung unterstützte er seinen Vater bei der Führung des " Kaffeebaums", dessen Leitung er bereits 1833 selbständig übernahm. In dieser Zeit erlebte die Gaststätte eine ungeahnte Blüte, versammelte sich doch an Stammtischen und in geselligen Kreisen Leipzigs geistige Elite. So waren hier neben den Davidsbündlern um Robert Schumann u. a. Universitätsprofessoren, Wissenschaftler und Künstler aller Art und aus aller Welt anzutreffen.

1.2 Am politischen Zeitgeschehen nahm Poppe regen Anteil, sein Interesse galt aber auch der Vergangenheit seiner Heimatstadt. Die dramatischen Ereignisse um 1813 schilderte er in seinem Werk Chronologische Übersicht der wichtigsten Begebenheiten aus den Kriegsjahren 1806-1815 (Leipzig 1848). So ist es naheliegend, daß er auch Literatur über Leipzig sammelte. Als er seine Sammlung 1872 dem Verein für Geschichte der Stadt Leipzig, dessen Mitglied er war, anbot, waren es ca. 5000 Bde, für die er 900 Taler erwartete. Obwohl der Verein keine eigene Bibliothek einrichten wollte, konnte die Leitung diesem verlockenden Angebot nicht widerstehen, zumal sich ausgesprochene Kostbarkeiten darunter befanden, wie das erste in Leipzig gedruckte Buch, die Glossa super apocalypsim des Annius Viterbiensis (1481, Markus Brandis), und eine Prachtausgabe von Johann Jakob Vogels Annalen (Leipzig 1714).

1.3 Vom ersten Teil der Poppeschen Sammlung existiert noch ein handschriftliches Verzeichnis, das chronologisch angelegt wurde. Als ersten Eintrag enthält es eine Hs. auf Pergament aus dem Jahre 1468, Offener Brief, als zweiten die Glossa von 1481 ( s. o. 1.2). Der zweite Band endet im Jahre 1838, so daß fraglich ist, ob die reichhaltige Sammlung zum Thema " 1848/49" auch über Poppe in die Bibliothek gekommen ist. Die Sammlung Maximilian Poppe ging im Bestand des Vereins auf und ist unter dessen noch heute geltenden Signaturen zu finden. Oft steht auch Poppes handgeschriebener Namenszug auf dem inneren Buchdeckel.

1.4 Als der Verein 1872/73 die Poppesche Sammlung übernahm, besaß er selbst bereits 200 Bücher und 3000 kleinere Drucksachen und Schriftstücke, über die aber kein Verzeichnis existiert. Man war zwar bemüht, einen ordentlichen Katalog anzulegen, da dies aber nur auf ehrenamtlicher Basis möglich war, blieben die Ergebnisse dürftig. Daran änderte sich auch 1909 nicht viel, da der Bestand der Bibliothek zwar zielgerichtet im Hinblick auf Stadtgeschichte, Landesgeschichte und Hilfswissenschaften erweitert wurde, die wissenschaftliche Erschließung aber bis 1953 " nebenbei" und dadurch nach unterschiedlichen Gesichtspunkten erfolgte. Immerhin gab es 1953, als eine Bibliothekarstelle geschaffen wurde, bereits eine Dreiteilung des Bestandes, die bis heute besteht: (I) Literatur zur Stadtgeschichte Leipzigs, untergliedert in 25 Sachgruppen; (II) Literatur zur sächsischen Geschichte, einschließlich Weltgeschichte und Hilfswissenschaften, untergliedert in 17 Sachgruppen, und (III) Austausch-Bücher, die im Schriftentausch von anderen Museen oder Einrichtungen in die Bibliothek kommen.

1.5 Die Abteilungen I und II wurden bis 1953 durch z. T. alte und eigenwillige Kreuzkataloge erschlossen, deren Verweisungen es dem Eingeweihten jedoch ermöglichen, auch versteckte Titel zu finden. 1953 begannen die Arbeiten für einen durchgehenden Alphabetischen Katalog (nach PI) und einen detaillierten Systematischen Katalog, der die Bestände nach den Forderungen der Benutzer aufzuschlüsseln versucht. Die Austauschschriften werden nach dem Ort ihrer Herkunft alphabetisch geordnet. Die Vermehrung des Bestandes erfolgt weiterhin zielgerichtet. Erworben werden Darstellungen zur älteren und neueren Stadtgeschichte im weitesten Sinne sowie zur Landesgeschichte. Bestandslücken werden nach Möglichkeit geschlossen.

1.6 Die Bibliothek konnte in den letzten Jahrzehnten einige Privatsammlungen teils durch Geschenk oder Erbschaft übernehmen, teils günstig erwerben. 1933 schenkte der Leipziger Privatsammler Stephan Hoffmann seine stattliche Richard-Wagner-Sammlung. 1962 konnten ca. 2000 Bde wertvoller stadtgeschichtlicher Literatur aus dem 17. bis 20. Jh übernommen werden, die der Leipziger Musikpädagoge Prof. Paul Losse gesammelt hatte. In den frühen siebziger Jahren übernahm das Museum aus dem Nachlaß des Ehepaares Sturm-Franke das Göschen-Haus in Grimma-Hohnstädt, das neben seinen volkskundlichen Schätzen auch eine Sammlung von Göschen-Drucken des 18. und 19. Jhs enthält.

1.7 Ein weiteres Vermächtnis sind die Bücher und vor allem Autographe, die 1985 aus dem Nachlaß von Ilse Stonn-Tietz in den Besitz des Museums übergingen. 1989/91 konnte nach längeren Verhandlungen eine Spezialsammlung von Kinderbüchern aus dem 17. bis 19. Jh erworben werden, die von Heiner Vogel jahrzehntelang mit Sachkenntnis zusammengetragen worden war. Der letzte umfangreiche Zugang ist die Bibliothek des ehemaligen Dimitroff-Museums (1952 bis 1992 im Reichsgerichtsgebäude zum Gedächtnis an den Reichstagsbrandprozeß 1933 eingerichtet), die 1992 dem Stadtgeschichtlichen Museum zugesprochen wurde. In diese Bibliothek war in den sechziger Jahren eine Büchersammlung zur Geschichte der Leipziger Arbeiterbewegung eingegangen, die zum großen Teil wertvolle Sozialistica des 19. Jhs enthält.

1.8 Als gesonderte Sammlung anzusehen sind die im Austausch erworbenen Schriften. Schon der Verein für Geschichte der Stadt Leipzig führte einen regen Schriftentausch mit anderen Vereinen oder Museen, so daß sich auch darunter interessante Veröffentlichungen aus dem 19. Jh befinden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek besitzt ca. 60.000 Bde. Darunter sind (durch Auszählung der Standortkataloge ermittelt) 14 Inkunabeln (Drucke Leipziger Offizinen), 224 Titel des 16. Jhs, 466 des 17. Jhs, 2070 des 18. Jhs und 7079 des 19. Jhs. Bis auf wenige sind alle Drucke deutschsprachig. Systematische Übersicht

2.2 Die Aufstellung erfolgte nach systematischen Gesichtspunkten mit heute 42 Untergruppen, die allerdings nicht mehr alle weitergeführt werden. Zur Erreichung größerer Klarheit wurde hier eine von der Aufstellung unabhängige Systematik mit 17 Abschnitten gewählt. Es werden aber die darin enthaltenen Gruppen mit dem kennzeichnenden Teil ihrer noch heute gültigen Bibliothekssignatur aufgeführt, so daß die über 100 Jahre gewachsene Struktur der alten Bibliothek erkennbar bleibt. Hinzuweisen ist auf zahlreiche Sammelbände, deren Einzelschriften in der Regel im Katalog detailliert auffindbar sind. Ungebunden in Kartons, den sogenannten " Blauen Kästen", werden Gelegenheitsschriften und Einblattdrucke systematisch geordnet aufbewahrt.

2.3 Die Gruppe " Allgemeine Schriften zur Leipziger Stadtgeschichte, Stadtführer" (Signaturen I A, I A-Füh) umfaßt 6 Titel aus dem 16. Jh, 66 aus dem 17. Jh, 130 aus dem 18. Jh und 340 aus dem 19. Jh. Hier stehen alle bedeutenden Monographien zur Leipziger Stadtgeschichte, auch Chroniken, Annalen u. ä. Als Autoren seien, neben vielen Ungenannten, Tobias Heydenreich, Salomon Stepner, Zacharias Schneider, Johann Jacob Vogel, Friedrich Gottlob Leonhardi, Carl Christian Gretschel, Karl Christian Große und Gustav Wustmann aufgeführt. Hinzu kommen zeitgenössische Schriften zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, zur Sächsisch-Thüringischen Industrieausstellung von 1897 sowie Monographien zu Einzelereignissen, wie Seuchen u. a. Eine besondere Gruppe bilden Stadtführer.

2.4 Zum Bildungswesen (Signaturen I B, I C) liegen 6 Titel aus dem 16. Jh, 29 aus dem 17. Jh, 119 aus dem 18. Jh und 370 aus dem 19. Jh vor. Sie betreffen Universitätsgeschichte und Schulwesen. Neben Darstellungen zur Entstehung oder Gründung der Einrichtungen stehen Sammlungen von Gesetzen und Verordnungen, dazu Vorlesungsverzeichnisse und Listen der Professoren oder Schüler (z. B. der Thomas- oder Nikolaischule). Säkularfeiern werden ausführlich dargestellt, aber auch Rechts- und Besitzverhältnisse der alten Universität Leipzig, ihrer Professoren und Studenten.

2.5 Der Bereich " Rat der Stadt, Öffentliche Einrichtungen, Adreßbücher" (Signaturen I D, I E, I H) ist mit 23 Titeln aus dem 16. Jh, 44 aus dem 17. Jh, 102 aus dem 18. Jh und 400 aus dem 19. Jh vertreten. Hervorzuheben ist eine Sammlung sämtlicher Verordnungen der Stadt in Einblattdrucken, die der Bevölkerung die Forderungen des Rates bekanntgaben, auf Gefahren hinwiesen oder Neuerungen ankündigten, wie etwa die Einführung der Straßenbeleuchtung 1701. Von 1497 stammt der Druck des im gleichen Jahr proklamierten Maximilian-Privilegs zur Unterstützung der Leipziger Messe. Öffentliche Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken, Institutionen des Gesundheits- und Sozialwesens (z. B. Krankenhäuser und Armenanstalten) sind gut dokumentiert. Zahlreiche Schriften zur Geschichte der Eisenbahnentwicklung in der ersten Hälfte des 19. Jhs sind in alten Konvoluten vereinigt. Besonders ist der Erste (und Zweite) Bericht über die Wagenbauanstalt der Leipzig-Dresdner-Eisenbahn-Companie aus dem Jahre 1843 zu erwähnen. Schriften über das Rechtswesen und Leipziger Kriminalfälle, so eine Sammlung von " Hinrichtungszetteln", öffentliche Bekanntmachungen von Enthauptungen ( z. B. des Mörders Johann Heinrich Jonas 1790 oder des durch Georg Büchner bekannt gewordenen Woyzeck 1824) gewähren Einblicke in die Zeitverhältnisse. Zu den Beständen gehört eine Sammlung Leipziger Adreßbücher, deren erstes aus dem Jahre 1701 stammt. Personenverzeichnisse wie Bürger- und Totenlisten sowie Statistiken sind in gesonderten Konvoluten vorhanden.

2.6 Unter Kirchliches Leben (Signaturen I F, II F, II N) wurden 75 Titel aus dem 16. Jh, 100 aus dem 17. Jh, 200 aus dem 18. Jh und 405 aus dem 19. Jh gezählt. Vor allem Schriften über Leipziger Kirchen (Thomas-, Nikolai-, Johannis-, Peters-, Matthäikirche u. a.) und zur Reformation und ihren Jubelfesten sind hier eingeordnet. In allen drei Gruppen gibt es Bibeln ( u. a. eine Osiander-Bibel von 1711 und die Eidbibel des Rates von 1605, beide in Prachteinbänden) sowie Gesangbücher (ab 1656), dazu Predigttexte einschließlich Leichenpredigten und Ausgaben der Gespräche im Reiche der Todten (ab 1583). Zeitgenössische Luther-Drucke und Schriften aus der Reformationszeit, aus der Zeit der Glaubenskriege im 17. Jh und der deutsch-katholischen Bewegung im 19. Jh ergänzen den Bestand. Auch hier liegen zahlreiche Konvolute und Einzelschriften zu Vereinen, zur Inneren Mission und zum Judentum vor.

2.7 Unter Bauwesen (Signatur I G) finden sich ein Titel aus dem 17. Jh, 10 aus dem 18. Jh und 134 aus dem 19. Jh. Das vielfältige Baugeschehen der Stadt Leipzig spiegelt sich auch in den Beständen der Bibliothek wider. Neben Darstellungen zur Geschichte einzelner Gebäude werden Denkmäler und Brunnen erfaßt und die seit dem 17. Jh immer wieder aktuelle Kanalfrage sowie die damit verbundenen Probleme der Leipziger Wasserläufe. Über die Leipziger Gärten zur Barockzeit liegen Pflanzenverzeichnisse vor (s. auch unter I A), u. a. mit Stichen und Plänen.

2.8 Schriften zu Handel und Messe (beides I J), zum Buchdruck (I K) sowie zu Handwerk und Industrie (I L), darunter 85 Titel aus dem 16. Jh, 59 aus dem 17. Jh, 182 aus dem 18. Jh und 645 aus dem 19. Jh, befassen sich mit Recht und Geschichte der Leipziger Messe und anderer Institutionen des Handels, wie einzelnen Firmen und Betrieben, Krämerinnungen, Börsen, Banken, Lotterien, Buchhändlerschulen, kleiner und großer Unternehmungen der verschiedenen Gewerbe einschließlich Kürschnerei und Buchdruck. Jubiläumsschriften, Ordnungen und Mandate, Kalender und Almanache sowie Druckproben und zeitgenössische, gut bebilderte Darstellungen alter Handwerke ergänzen den Bestand.

2.9 Gesellschaften und Vereine (Signaturen I M, " Blaue Kästen", A-Z) behandeln 15 Titel des 18. Jhs und 250 des 19. Jhs. Der Bestand dokumentiert das Leben der Leipziger vor allem im 19. Jh, in dem die Geselligkeit eine bedeutende Rolle spielte. Hier finden sich umfangreiche Konvolute, die Festschriften, Programme, Mitgliederverzeichnisse, Gelegenheitsschriften der einzelnen Vereinigungen (z. B. der Deutschen Gesellschaft) enthalten. Das besonders stark vertretene Kleinschrifttum ist in den " Blauen Kästen" deponiert.

2.10 Der umfangreiche Bestand der Gruppe " Bildende Kunst, Theater, Musik, Literatur, Volkskunde" (Signaturen I N, I V, R W, Gell Sg, Sg Vogel) verteilt sich auf einen Titel aus dem 16. Jh, 12 aus dem 17. Jh, 513 aus dem 18. Jh und 1574 aus dem 19. Jh. Dazu gehören die Sondersammlungen " Richard Wagner", " Gellert" und " Kinderbücher" (Vogel). Die Gellert-Sammlung enthält 117 Titel des 18. Jhs und 45 aus dem 19. Jh. Vorhanden sind Erstausgaben der Schriften Gellerts, bei Weidmanns Erben & Reich oder bei Johann Wendler erschienen, aber auch frühe Biographien sowie holländische oder französische Ausgaben in zeitgenössischen Lederbänden. Der ursprüngliche Stifter der Gellert-Sammlung ist nicht mehr feststellbar. In der Kinderbuch-Sammlung von Heiner Vogel (insgesamt 1054 Titel) überwiegen die Drucke des 19. Jhs (532), es gibt aber auch eine Ausgabe aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17. Jh und 59 aus dem 18. Jh. Stellvertretend für vieles sind Hoffmanns Struwwelpeter (alle Ausgaben ab 1846) sowie die vierte deutsche Hahnenfibel (um 1590) und eine umfangreiche Sammlung von Bilderbogen zu nennen.

2.11 Die Richard-Wagner-Sammlung (Sign. R W) enthält 305 Schriften aus dem 19. Jh zu Leben und Werk des in Leipzig geborenen Komponisten. Die Gruppe mit der Signatur I N hat die " Schönen Künste" zum Inhalt. Ihre große Zahl verweist auf das rege kulturelle Leben in Leipzig. So gibt es zahlreiche Schriften vor allem des 19. Jhs, aber auch des 18. Jhs -, die das Gewandhaus, den Thomanerchor, das Theater, die Literatur, die bildenden Künste und Kunstsammlungen zum Inhalt haben. Hervorzuheben sind die Programme verschiedener Institutionen und als Einzelbeispiel der Katalog der Wincklerschen Gemäldesammlung von Kreuchauf (Leipzig 1768). Der Volkskunde werden einige Titel zugeordnet, die sich mit der Mode (19. Jh, mit Kupfern), mit Chirologie und verwandten Gebieten (18. Jh, ebenfalls mit Stichen) beschäftigen, sowie alte Kochbücher. Eine ca. 1000 Stück umfassende Sammlung von Meßblättern aus dem 18. und 19. Jh ist ebenso Teil des Bestandes wie eine Sammlung von Abbildungen, mit denen Schaubudenbesitzer oder Menagerien, auch Kunstreiter, Zirkusse oder Panoramen und Dioramen Werbung für ihre Veranstaltungen machten.

2.12 An Biographien (Signaturen I O, II E) sind 7 Titel aus dem 16. Jh, 24 aus dem 17. Jh, 200 aus dem 18. Jh und 467 aus dem 19. Jh vorhanden. Beschrieben werden Leipziger Persönlichkeiten Kaufleute, Gelehrte, Künstler u. a. und unter II E vorrangig Fürstlichkeiten und Staatsmänner aus Sachsen oder Thüringen. Hinzu kommen zahlreiche Konvolute mit Gelegenheits- oder Familiendrucken.

2.13 Vororte, Ortschaften und Städte außerhalb von Leipzig (Signaturen I P, II D, Aust., A-Z) betreffen 4 Titel aus dem 16. Jh, 29 aus dem 17. Jh, 150 aus dem 18. Jh und 419 aus dem 19. Jh sowie 300 Tauschtitel. Wie andere Großstädte hat auch Leipzig viele im Laufe der Jahrhunderte eingemeindete Vororte. Deren Geschichte findet sich meist unter I P. Viele Mandate, Ortsbaugesetze u. a. sind in Konvoluten vereint. Auch kleinere Ortschaften der näheren Umgebung sind vertreten. Das Schumannsche Ortslexikon (1833) kann für viele Titel stehen. Zu der Gruppe II D gehören Schriften zur Geschichte anderer Städte, vorrangig aus Sachsen und Thüringen. Zahlreiche historische Titel (Chroniken u. a. aus dem 17. und 18. Jh) sind vorhanden über Altenburg, Annaberg, Ballenstedt, Borna, Chemnitz, Dresden (weit über 100 Titel in Konvoluten), Eilenburg, Erfurt, Grimma, Halle, Merseburg, Schulpforta, Pegau, Wittenberg, Wurzen und Zwickau. Unter den Austauschschriften befinden sich etwa 300 Titel aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Orte, aus denen Vereins- oder Museumsschriften dieser Zeit vorliegen, sind Basel, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Frankfurt a. Main, Graz, Hamburg, Hannover, Kassel, München, Ulm, Wien und Zürich.

2.14 Der Bestand an Zeitungen und Zeitschriften (Signaturen I Q, III Q) umfaßt 38 Titel aus dem 18. Jh und 235 aus dem 19. Jh. Beide Gruppen enthalten Zeitungen und Zeitschriften, von denen allerdings häufig nur wenige Nummern, mitunter (vor allem im Zeitraum 1848/49) nur einzelne, aber bedeutsame, verwahrt werden. Vermutlich ist der große Bestand aus der Zeit der Revolution Mitte des 19. Jhs einer geschlossenen Sammlung zu verdanken, die entweder noch der Verein oder das Museum in früheren Jahren übernehmen konnte. Dabei wurden nicht nur Zeitungen aus Leipzig, sondern aus dem gesamten betroffenen deutschsprachigen Raum gesammelt. Stellvertretend für viele seien der Volksfreund (1848) und die Vaterlandsblätter, hrsg. von C. E. Cremer (1848), erwähnt. Von den Leipziger Zeitungen und Zeitschriften seien genannt Belustigungen des Verstandes und des Witzes (1741-1745), Leipziger Allerlei oder die Leipziger Fama (1752-1846), Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (1765-1784), Ephemerides Lipsicae (1786, 1787), das Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode (1797-1804), der Herloßsohnsche Leipzig-Berlin-Dresdner Dampfwagen (1838), die Illustrirte Zeitung von Weber (ab 1843) und die Mitteldeutsche Volkszeitung (1866).

2.15 Zur Sächsisch-thüringischen Geschichte (Signaturen II A, II B, II C) liegen 9 Titel aus dem 16. Jh, 25 aus dem 17. Jh, 157 aus dem 18. Jh und 217 aus dem 19. Jh vor. Sammelwerke zur allgemeinen Geschichte stehen neben Monographien, rein geographische Beschreibungen neben Statistiken, Atlanten oder Chroniken in Pergamentbänden, häufig in zeitgenössischen Ledereinbänden. Autoren sind u. a. Johann Martin Schamelius, Christian Schöttgen, Friedrich Gottlob Leonhardi. Der bekannte Schenksche Atlas ist mit zwei Ausgaben (1752 und 1760) vertreten; von 1802 gibt es den in Leipzig erschienenen Neuen Producten- und Commerzien-Atlas von Europa. Zahlreiche Konvolute mit Flugschriften, Ordnungen und Einzeldarstellungen runden den Bestand ab.

2.16 Im Bereich " Recht, Staats- und Wehrwesen in Sachsen-Thüringen" (Signaturen II G, II H, II J) liegen 4 Titel aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. Jh, 84 aus dem 18. Jh und 127 aus dem 19. Jh vor. Hier finden sich Schriften über öffentliche Einrichtungen wie Justiz, Staatsrecht, Hof, Erbämter, Landstände, Polizei, Steuern, Schulen, Armee und Marine. Wieder sind kleine Schriften, z. B. zu Verfassungsfragen (1831/32), in Konvoluten zusammengefaßt. Über Probleme des kirchlichen oder staatlichen Rechts informieren zahlreiche Dissertationen aus dem 17. bis 19. Jh. Den Sachsenspiegel gibt es in einigen älteren Ausgaben (Leipzig 1563 und 1595); eine Hs. mit schönen Initialen aus dem Jahre 1461 ist im Festsaal des Museums ausgestellt. Vom Codex Augusteus (Leipzig 1724) sind vier Teile vorhanden. Außerdem verwahrt die Bibliothek die etwa 100 Titel umfassende " Brommy-Sammlung" als Leihgabe der Erbengemeinschaft Schultz, in der Bücher und Schriftstücke aus dem Besitz des ersten deutschen Admirals Karl Rudolf Bromme, gen. Brommy zusammengefaßt wurden. Brommy war gebürtiger Leipziger und wurde 1848 in sein Amt berufen.

2.17 Zur Geschichte (Signaturen II K, II L, II M, " 48/49") sind 2 Titel aus dem 16. Jh vorhanden, 10 aus dem 17. Jh, 24 aus dem 18. Jh und 664 aus dem 19. Jh. Darunter befinden sich allgemeine Darstellungen, aber auch Monographien über andere Länder sowie Chroniken von Städten außerhalb Sachsens und Thüringens. Meist zeitgenössische Schriften und etliche Konvolute mit Flug- und Streitschriften zum Sclkaldischen Krieg, zum Dreißigjährigen und zum Siebenjährigen Krieg sowie zu den Ereignissen um und vor 1848/49 bereichern den Bestand. Die 1992 vom Dimitroff-Museum übernommene Sammlung enthält zahlreiche Protokolle, Programme und Berichte einschließlich Kalender der Sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaften sowie Entscheidungen des Reichsgerichts (ca. 650 Titel, sämtlich 19. Jh).

2.18 Die Geschichte der Befreiungskriege von 1806 bis 1815 (Signaturen II R, II S, " Völk") behandeln 537 Titel aus dem 19. Jh. Das Zeitalter der Befreiungskriege hat vor allem mit einem seiner Hauptereignisse, der Völkerschlacht bei Leipzig, das Bild und das Geschick der Stadt in der ersten Hälfte des 19. Jhs geprägt. Insofern wurde die diesbezügliche Literatur schwerpunktmäßig gesammelt. Dabei umfaßt die Signatur II R die Befreiungskriege mit einigen Rückblicken auf die Französische Revolution; unter " Völk" stehen die Titel zu den Ereignissen im Oktober 1813; II S stellt die Person Napoleons in den Mittelpunkt. In allen drei Gruppen dominieren zeitgenössische Titel, wobei umfangreiche Schilderungen und detaillierte Berichte neben Aufrufen oder Verordnungen stehen. Oft ist das Material bebildert. In Einzelblättern gibt es auch eine umfangreiche Sammlung von Uniformdarstellungen. Berichte zu Jahrestagen, später den großen Jubiläumsfeiern von 1863 u. a., haben hier ihren Platz gefunden.

2.19 An Nachschlagewerken (Signaturen Na, Kat, Ha-Kat, II P, II Q) sind 18 Titel aus dem 17. Jh vorhanden, 56 aus dem 18. Jh und 220 aus dem 19. Jh. Unter den alten Realenzyklopädien seien die Warhafftige Beschreibung aller gedenckwürdigen Historien (Leipzig 1609-1612), die Allgemeine Dorf-Geographie von Deutschland (1789-90) oder die Jetztlebende Kauffmannschafft in und außer Deutschland. I. Versuch (Leipzig 1743) hervorgehoben. Ebenfalls aus dem 18. Jh stammt der Neue Schauplatz der Natur (1775-1781). Ferner enthält die Gruppe alte Versteigerungs- und frühe Museumskataloge.

2.20 Die Gruppe " Numismatik, Heraldik und Genealogie" (Signatur II O) enthält 3 Titel aus dem 16. Jh, 21 aus dem 17. Jh, 72 aus dem 18. Jh und 81 aus dem 19. Jh. Neben alten Münzordnungen und Edikten stehen zahlreiche Monographien, oft in zeitgenössischen Ledereinbänden, darunter Tentzels Medaillen-Cabinet (Dresden 1705), Lilienthals Vollständiges Thaler-Cabinet (Königsberg und Leipzig), Hoffmanns Alter und neuer Müntz-Schlüssel (Nürnberg 1715), die Historische Beschreibung vieler alter Bracteaten von Leuckfeld (Leipzig, Wolfenbüttel 1721), das Taschenbuch eines Banquiers und Kaufmanns von Nelkenbrecher (Berlin 1762), der Versuch einer Chur-sächsischen Münzgeschichte von Klotzsch (Chemnitz 1779/80) und die Bibliotheca numismatica von Brückmann (Wolfenbüttel 1729). Unter den heraldischen und genealogischen Schriften finden sich die Erklerung des Fürstlichen Stammbaums aller Hertzogen ... zu Sachsen von Laurentius Faustus (Dresden 1588), Sibmachers New Wapenbuch (Nürnberg 1605), Triers Einleitung zu der Wapen-Kunst (Leipzig 1714) und die Genealogische Adels-Historie von Valentin König (Leipzig 1727-1736).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Bibliotheks-OPAC (ab 2004)
Objektdatenbank für die musealen Sammlungen (Autographe, Dokumente usw.)
Alphabetischer Zettelkatalog [nach PI]
Systematischer Zettelkatalog
Standort- und Listenkatalog
Alphabetischer und systematischer Zettelkatalog (Bibliothek des ehemaligen Georgi-Dimitroff-Museums Leipzig)

3.2 Historische Kataloge

Alter Kreuzkatalog [für einen Teil der Altbestände]
Verzeichnis der Sammlung Poppe [hschr., chronologisch, 1838 angelegt]

Die Bucherwerbungen des Museums wurden zunächst im Rapportbuch mit erfaßt, ab 1953 in einem gesonderten Zugangsbuch. Urkunden über Schenkungen bzw. Vermächtnisse werden im Museumsarchiv verwahrt.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Eckl, Kristina: Die Bibliothek des Georgi-Dimitroff-Museums Leipzig. Dissertation. Leipzig 2005

Hochstetter, Susanne: Die Geschichte der Bibliothek des Stadtgeschichtlichen Museums zu Leipzig. Von den Anfängen bis zum Jahr 1953. Dissertation. Leipzig 1999

InfoService. Bibliothek. [Informationsblatt]. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig (Hrsg.). Leipzig 2007

Leipziger Zeitungen und Zeitschriften in Bibliotheken, Archiven und Museen der DDR 1660-1933. Standortkatalog. Bearb. von Peter Beyer, Regine Gröteke und Ursula Walter. Leipzig 1976 (Arbeitsberichte zur Geschichte der Stadt Leipzig. Hrsg. vom Stadtarchiv Leipzig. 1976, Heft 1 und 2)

Mundus, Doris: Die Bibliothek des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. In: Bücher-Markt 2 (1993) Heft 1, S. 24-26

Raritäte seyn zu sehn ... Leipziger Markt- u. Messeattraktionen. Katalog der Sonderausstellung im Alten Rathaus mit den Beständen der Bibliothek des Stadtgeschichtlichen Museums. Leipzig 1988

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Bibliothek. In: Bibliotheken in Leipzig. Hrsg.: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Leipzig 2007, S. 112

Steger, Ingrid: Die Bibliothek des Stadtgeschichtlichen Museums. In: thema.M2. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig. Jahresbericht 1999/2000. Leipzig 2001, S. 44-45

Vogel, Heiner: Bilderbogen und Würfelspiel. Leipzig 1981 [zur Kinderbuchsammlung]

Walter, Ursula: Die Bibliothek des Museums für Geschichte der Stadt Leipzig. In: Jahrbuch für Geschichte der Stadt Leipzig 1977, S. 246-255

Walter, Ursula: Unscheinbare Kostbarkeiten unserer Bibliothek. In: Leipzig. Aus Vergangenheit und Gegenwart. Beiträge zur Stadtgeschichte. Hrsg. vom Museum für Geschichte der Stadt Leipzig. Bd 1. Leipzig 1981, S. 233-245

Aktualisiert: Mai 2008

Marko Kuhn


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.