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Bibliothek des Stadtmuseums

Adresse. Heinrichstr. 2, 07545 Gera [Karte]
Telefon. (0365) 2 31 02

Unterhaltsträger. Stadt Gera
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Literatur zur Geschichte der Stadt Gera und des Fürstentums Reuß j. L. (Vorgeschichte, Volkskunde, Numismatik).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Voranmeldung während der Öffnungszeiten des Museums: täglich (außer Freitag) 10-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Vom Hauptbahnhof Gera Fußwegnähe (15 Minuten) Richtung Zentrum. A 4 (E 40), Ausfahrt Gera. Parkplatz in der Nähe des Museums.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 22. Oktober 1877 regte der Geraer Schönfärbermeister Johann Christian Seydel (1807-1885) die Gründung eines Museums an, die 1878 erfolgte. Das Städtische Museum, das von Anfang an durch Geschenke, Kauf und später auch Tausch eine Büchersammlung aufbaute, war in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens in verschiedenen Gebäuden der Stadt untergebracht. Von 1911 bis 1913 wurde das alte Zucht- und Waisenhaus in der Heinrichstraße 2 für Museumszwecke umgebaut und nahm 1914 das in zwei Abteilungen (Kulturgeschichte und Naturkunde) gegliederte Museum auf. Im Untergeschoß befand sich die im Jahre 1873 von der Loge Archimedes zum ewigen Bunde gegründete, um eine Lesehalle erweiterte Volksbibliothek, die 1920 mit der Freien öffentlichen Landesbücherei vereinigt wurde (s. Eintrag Stadt- und Regionalbibliothek Gera). Am 6. April 1945 brannten durch Kriegseinwirkung der Boden und das Mansardengeschoß aus.

1.2 Nach dem Wiederaufbau des Gebäudes in den Jahren 1951 bis 1956 kehrten die seit 1950 im Schreiberschen Haus auf dem Nicolaiberg ausgestellten stadt-, kultur- und kunstgeschichtlichen Sammlungsbestände einschließlich der Bibliothek wieder in das Haus zurück. Die auf wechselnden Ausstellungskonzeptionen beruhenden Namensänderungen (Museum für Kulturgeschichte, Museum für Geschichte, Stadtmuseum) hatten keinen Einfluß auf die Überlieferung des Sammlungsbestandes.

1.3 Es ist nicht bekannt, ob aus der umfangreichen Bibliothek Seydels Bücher in die Museumsbibliothek gelangten. Der erste Kurator des Museums, Robert Eisel (1826-1917), der 1883 seine Tätigkeit aufnahm, vereinigte die Bibliotheken des 1853 gegründeten Naturwissenschaftlichen Vereins (1858 Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften) und die des 1870 gebildeten Gewerbevereins unter dem Dach des Museums.

1.4 Die Sammlungstätigkeit des Stadtmuseums wurde durch das Bürgertum und den von 1924 bis 1945 bestehenden Museums- und Geschichtsverein gefördert. Die Bestände des von 1947 bis 1954 in der Orangerie im Küchengarten untergebrachten Geraer Theater- und Musikmuseums wurden nach dessen Auflösung wieder in die Sammlungen des Stadtmuseums eingegliedert. Etwa 2200 Bde wurden vom Museum für Geschichte der Arbeiterbewegung übernommen, als es 1964 mit dem Stadtmuseum vereinigt wurde. Ebenfalls in den sechziger Jahren gelangte die Bibliothek des Arbeiterbildners Otto Jenssen (1883-1963), der von 1920 bis 1933 an der Heimvolkshochschule Gera-Tinz tätig war, in das Museum (1400 Bde).

1.5 Die Musikbibliothek entstand in über hundertjähriger Sammeltätigkeit. Ein beträchtlicher Teil des Notenbestandes stammt von angesehenen Geraer Bürgerfamilien (Franz Münch, Spaethe, Ferber, Körner u. a.).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt etwa 20.000 Bestandseinheiten. Davon sind 12.636 Titel (63 Prozent) historischer Bestand. Aus dem 16. Jh stammen 76 Einheiten, aus dem 17. Jh 196 (1,5 Prozent), aus dem 18. Jh 2386 (18,9 Prozent) und aus dem 19. Jh 9978 (79 Prozent).

2.2 2360 Einheiten sind deutscher Sprache (98 Prozent; 16. Jh 43, 17. Jh 128, 18. Jh 2252, 19. Jh 9937), 217 in lateinischer (1,7 Prozent; 16. Jh 33, 17. Jh 66, 18. Jh 112, 19. Jh 6), 40 in französischer (18. und 19. Jh), 9 in englischer und 10 in einer weiteren Sprache.

Systematische Übersicht

2.3 Theater- und Musikschriften (größtenteils Musikdrucke), einschließlich Theaterprogramme, belaufen sich auf 5415 Einheiten (43 Prozent; 18. Jh 243, 19. Jh 5172); Werke zur Geschichte und Kulturgeschichte auf 2639 (21,3 Prozent; 16. Jh 21, 17. Jh 42, 18. Jh 19, 19. Jh 2557); Werke zur Kirchengeschichte auf 1418 (11,2 Prozent; 16. Jh 55, 17. Jh 59, 18. Jh 812, 19. Jh 492). Vorhanden sind 895 Gelegenheitsdrucke (7,1 Prozent; 17. Jh 57, 18. Jh 460, 19. Jh 378), 705 Leichenpredigten (5,6 Prozent; 17. Jh 23, 18. Jh 627, 19. Jh 55) sowie 420 Kalender (3,3 Prozent; 18. Jh 45, 19. Jh 375). Orts- und Heimatgeschichte machen 450 Einheiten aus (3,6 Prozent; 17. Jh 14, 18. Jh 16, 19. Jh 420), Recht und Gesetzessammlungen 244 (1,9 Prozent; 18. Jh 99, 19 Jh 145), Schulwesen, Pädagogik 214 (1,4 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 31, 19. Jh 182). Von 236 Einheiten Zeitungen und Zeitschriften entfallen auf das 18. Jh 34 und auf das 19. Jh 202.

2.4 Die Bibliothek sammelt vor allem lokales und regionales Schriftgut. Sie besitzt u. a. aus der Werkstatt des ersten Geraer Druckers Martin Spieß die Schriften Der Klein Catechismus D. Martini Lutheri ( Gera 1607) und Das kleine Corpus Doctrinae von Matthaeus Judex (Matthäus Richter) in einer deutschen und lateinischen Ausgabe ( Gera 1615), ebenfalls ein Katechismus, " vor die Jugend in den Reussischen Herrschafften" gedacht. Weiterhin sind vorhanden die Reußische Gerauische Stadt- und Land-Chronica des Gräflichen Reuß-Plauischen Hofpredigers Johannn Caspar Zopf (Leipzig 1692), die Illustre Stemma Ruthenicum, Das ist, Gräfl. Reuß-Plauische Stamm-Tafel von Peter Beckler, genannt Bequillard (Schleitz: Werther 1684) und die Confession-Schrifft, nach welcher bißhero in den Reußischen Kirchen, vermöge heiliger Schrifft, Augspurgischer Confession ... gelehret worden (Gera: Werther 1699). Mandate und Gesetze des reußischen Fürstenhauses vom 17. Jh bis 1920 sowie Gelegenheitsschriften aller Art finden sich im Bestand. Eine Besonderheit ist die Sammlung von 56 " Brandpredigten", die durch den verheerenden Stadtbrand von 1780 veranlaßt wurden.

2.5 Ferner besitzt die Bibliothek zahlreiche Geraer Volkskalender aus dem Zeitraum von 1713 bis 1903. Die Geraer Zeitung ist einschließlich ihres Vorläufers, der Aufrichtig-deutschen Volkszeitung von Christoph Gottlieb Steinbeck (1766-1818), von 1795 an lückenhaft vorhanden.

2.6 Die Theaterzettel und -programme des 1787 gegründeten Geraer Theaters gestatten einen nahezu vollständigen Überblick über dessen Programmabfolge und -gestaltung.

2.7 Die Musikbibliothek enthält 175 Notendrucke, darunter auch die Sechs Sonaten für das Klavier (Leipzig 1781), die der als Kantor und Musikdirektor in Gera verstorbene Nathanael Gottfried Gruner (1732-1794) 1780 drucken ließ. Das Subskribentenverzeichnis weist 1386 Namen aus 192 Orten in Deutschland, der Schweiz, Dänemark, Österreich, Ungarn und Italien aus. Der reußische Botenmeister Peter Jacob Fournes (1764-1856) und der Fürstl. Reußische Kapellmeister Wilhelm Tschirch (1818-1892) sind u. a. mit Lieder-Kompositionen vertreten.

2.8 180 Bde wurden in den vierziger Jahren des 20. Jhs von der Familiengeschichtlichen Vereinigung übernommen, 273 Titel erhielt die Bibliothek aus dem Nachlaß des Geraer Bürgermeisters und Museumsleiters Clément Toepel (1903-1978).

2.9 Die in der Übersicht nicht berücksichtigten 1842 Modekupfer stammen u. a. aus Bertuchs Journal des Luxus und der Moden (Weimar 1786 ff.; 111 Kupfer) und aus der Allgemeinen Modenzeitung (Leipzig; von 1862 bis 1883 1031 Drucke). Diese Sammlung wurde von der Apothekerfamilie Zabel und Robert Eisel zusammengetragen und dem Museum übergeben.

2.10 Die ebenfalls nicht dokumentierte Spezialsammlung von 248 Zeugdruckmodeln, 22 Musterbüchern (18. und 19. Jh, Musterproben teilweise französischer Herkunft), 5000 Andrucken auf Papier, 1119 Musterbögen, 400 Entwürfen und 1078 Probedrucken wurde 1913 und 1955 von den Erben der Geraer Zeugdruckerei Fürbringer (gegr. 1812) erworben.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach Hausregeln]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; die Systematik wurde 1966 von der Universitätsbibliothek Jena übernommen; ohne Gelegenheitsdrucke]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Richter, Ute: Die Bibliothek des Stadtmuseums Gera. Gera [1986; mschr., Vortragsmanuskript]

Stand: Januar 1994

Ute Richter

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.